Open Access
{"created":"2022-01-31T16:36:12.312549+00:00","id":"lit32020","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Peters, Wilhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 401-428","fulltext":[{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Wien.)\nAufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung disparater Sinnesreize.\nVon\nDr. phil. Wilhelm Petees.\nIn seinen \u201eUntersuchungen \u00fcber die einfachsten psychischen Prozesse\u201c (IV. Abhandlung, Pfl\u00fcgers Archiv 11) hat Sigm. Exneb die ersten Beitr\u00e4ge zur L\u00f6sung eines Problems geliefert, das in naher Beziehung zu den Fragen der Reaktionszeitmessung und der sogenannten Komplikationsversuche steht. Es ist dies die Frage nach der kleinsten eben noch wahrnehmbaren Zeit zwischen zwei, disparaten Sinnesgebieten angeh\u00f6renden, Eindr\u00fccken. Diese Zeit ist, wie er fand, verschieden von der f\u00fcr qualitativ gleiche Sinnesreize bestimmten und auch verschieden, je nach der Reihenfolge der disparaten Reize, die das Intervall begrenzen. F\u00fcr die im folgenden mitzuteilenden Versuche kommt nur eine der untersuchten Reizkombinationen in Betracht: die von Licht und Schall. Wenn diese Reize objektiv gleichzeitig ausgel\u00f6st wurden, wurden sie h\u00e4ufig nicht simultan, sondern in einer Sukzession aufgefafst, in der immer der Schalleindruck vorausging. Eine der Versuchspersonen zeigte dies besonders deutlich. Damit sie das Licht mit Sicherheit als fr\u00fcher kommend erkannte, mufste es dem Schall um ca. 63 a vorausgehen ; umgekehrt beurteilte sie mit Sicherheit den Schall \u201efr\u00fcher\u201c, wenn die objektive Zeitdifferenz nur 15a betrug. \u2014 Diese Tendenz, in der Reihenfolge Schall\u2014Licht schon in geringerer Entfernung von der i Gleichzeitigkeit den Schall als fr\u00fcher zu erkennen, fand Exneb hei allen untersuchten Versuchspersonen konstant. \u2014 Die Zahl -der Einzelversuche hielt er dabei absichtlich auf einem Minimum,\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 39.\t26","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nWitte!m J?cUrx.\num die Komplikation der gefundenen Werte durch die fortschreitende \u00dcbung zu vermeiden. Er fand keinen Unterschied zwischen der \u201eZeitdifferenz, welche n\u00f6tig ist, um die Ungleichzeitigkeit zweier Eindr\u00fccke zu erkennen\u201c und \u201ejener Zeitdifferenz, welche erforderlich ist, um zu erkennen, welcher der Reize der erste, welcher der zweite ist\u201c. Die Verschiedenheit der \u201ekleinsten Differenz\u201c in dem einen und dem andern Fall wird zun\u00e4chst durch die betr\u00e4chtlich l\u00e4ngere Zeit des Anklingens der Gesichtsempfindung erkl\u00e4rt. Daneben ist jedoch noch ein zweiter Faktor wirksam, die Einstellung der Aufmerksamkeit. Exnek beobachtete, dafs diesfe meistauf einen bestimmten Sinneseindruck gerichtet ist und die Versuchsperson veranlafst, ihn als \u201efr\u00fcher\u201c zu bezeichnen. Eine andere Art der Aufmerksamkeitseinstellung, jene auf die zeitliche Folge, den ersten oder zweiten Eindruck gerichtete, ist ihm nur bei solchen (aufserhalb des Rahmens dieser Arbeit stehenden) Versuchen aufgefallen, bei denen Schalleindr\u00fccke, also gleiche Reizqualit\u00e4ten, den beiden Ohren zugef\u00fchrt wurden. Diese Art der Einstellung ist nach Exxejls Meinung durch die \u00c4hnlichkeit der Eindr\u00fccke bedingt.\nIn einem kurzen Aufsatz (Revue Scientifique, 1887, S. 586) beschreibt A. M. Bloch den ExNEBschen \u00e4hnliche Versuche mit analogen Ergebnissen. Er fand, dafs das Licht, um deutlich fr\u00fcher gesehen zu werden, um 36,7 a, der Schall, um fr\u00fcher geh\u00f6rt zu werden, um 27,8 a vorausgehen m\u00fcsse.\nMit den eigent\u00fcmlichen Bedingungen der Auffassung der Reihenfolge Licht\u2014Schall und Schall\u2014Licht besch\u00e4ftigen sich ferner zwei neuere, ausf\u00fchrliche Arbeiten.\nAlice J. Hamlin (\u201eOn the Least Observable Interval bet we\u00ae Stimuli Adressed to Disparat Senses and to Different Organs of the Same Sense\u201c, Amer. Joum. of Psychology, 6, 1893) bedient sich hierzu der r- und /'-Methode. Ihre Versuchsanordnung soll gegen\u00fcber derjenigen Exnebs den Vorzug haben, dafs sie die gesonderte Darbietung eines einzelnen Reizpaares gestattet.1 Schwankungen in der Intensit\u00e4t der Reize, bedingt durch die Verwendung von Induktionsapparaten, haben, wie sie angibt, innerhalb enger Grenzen keinen Einflufs auf die gefundenen Werte. Dasselbe hat schon Exnek bei Versuchen bemerkt, in\n1 Die Beschreibung der Versuchsanordnungen \u00fcbergehe ich in diesem Referat, das die Resultate nur insoweit in Betracht zieht, als sie f\u00fcr die im folgenden mitgeteilten Versuche von Belang sind.","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung etc. 403\ndenen zwei optische Eindr\u00fccke auf ihre kleinste Differenz gepr\u00fcft wurden. \u201eEin weiterer Versuch, bei welchem ich die beiden \u00d6ffnungen nur schwach erleuchtete, bewies mir, dafs die kleinste Differenz innerhalb gewisser Grenzen unabh\u00e4ngig ist von der Intensit\u00e4t des ein wirkenden Lichtes.\u201c \u2014 Im Gegensatz zu Exner fand Hamlin bei m\u00f6glichst ungezwungener Aufmerksamkeitsrichtung die Intervalle, die n\u00f6tig waren, um 75 \u00b0l\u201e r-F\u00e4lle f\u00fcr die Reihen Licht\u2014Schall und Schall\u2014Licht zu bekommen; bei zwei Beobachtern bedeutend verschieden. Sie betrugen bei einer Versuchsperson 32 a und 37 a, und liegen also ungef\u00e4hr symmetrisch um den Punkt der Gleichzeitigkeit, bei der zweiten hingegen 35 a und 169 a, und wiesen demnach eine entgegengesetzte Differenz als die Versuche Exneks auf. Analoge Versuche von Tracy, die Hamlin gleichzeitig mitteilt, ergeben die Werte 44 a und 67 a. \u2014 Hamlin meint, die voneinander abweichenden Resultate k\u00e4men dadurch zustande, dafs gewisse Individuen (ungeachtet des \u201estate of difference\u201c, das Vorschrift des Experimentators ist) gewohnheitsm\u00e4fsig ihre Aufmerksamkeit auf die Lichtempfindung einstellen. \u2014 Die willk\u00fcrliche Lenkung der Aufmerksamkeit (forced attention) vermehrt bald die Zahl der r-F\u00e4lle, bald vermindert sie sie. Auch Versuche, die Aufmerksamkeit dadurch auf einen der Reize zu konzentrieren, dafs er der Schwelle gen\u00e4hert wird und nur bei gespannter Aufmerksamkeit erfafst werden kann, hatten bei zwei Beobachtern verschiedenen Erfolg. Der eine wies bei einem bestimmten Intervall 80 \u00b0/0 r-F\u00e4lle auf (gegen 32 \u00b0/0 bei normaler Intensit\u00e4t), der andere hingegen 42 \u00b0/0 gegen 92 \"/\u201e unter normalen Bedingungen. Miss Hamlin erkl\u00e4rt diesen Unterschied damit, dafs bei der einen Versuchsperson die Aufmerksamkeit durch den schwachen, bei der anderen durch den starken Reiz \u201ecaught\u201c wird. \u2014 Zum Schlufs gibt Hamlin eine, wie mir scheint, recht sonderbare \u201eTheorie\u201c ihrer Beobachtungen. Danach sollen es nicht die Licht- und Schalleindr\u00fccke sein, die in ihrer zeitlichen Relation beurteilt werden, sondern die Bewegungsempfindungen der von diesen Eindr\u00fccken reflektorisch ausgel\u00f6sten Muskelaktionen.\nEn. Moffat Weyer (\u201eDie Zeitschwellen gleichartiger und disparater Sinneseindr\u00fccke\u201c. Wundts Philosophische Studien, 14 und 15) beobachtet wie Exner, dafs im allgemeinen Reihen-und Zeitschwelle zusammenfallen. Dabei kommen jedoch h\u00e4ufig\n26*","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nTTOtftti Peters.\nF\u00e4lle vor, in denen das Intervall als solches deutlich erkannt wird, \u00fcber die Reihenfolge der Eindr\u00fccke jedoch Zweifel herrscht. Die Schwelle ist ferner nach seinen Angaben von der Intensit\u00e4t der angewendeten Reize abh\u00e4ngig. \u2014 An Stelle der nat\u00fcrlichen Aufmerksamkeitseinstellung, die eine jede Versuchsperson gleichsam zum Versuche mitbringt, verwendet er die willk\u00fcrlich auf die Reihenfolge der Reize eingestellte. Er gibt also seinen Beobachtern die Weisung, ihre Aufmerksamkeit auf den ersten oder den zweiten der Reize zu konzentrieren. Die erstgenannte Art der Einstellung soll die \u201ephysiologischen Faktoren\u201c besser hervortreten lassen als die zweite. Gemeint sind die differenten Zeiten des Anklingens von Licht- und Schallempfindung. \u2014 Weyer fand so, dafs das Licht um mehr als 95 ff dem Schall vorausgehen mufs, um als \u201efr\u00fcher\u201c erkannt zu werden. Bis zu 95ff wird \u201egleichzeitig\u201c geurteilt; unter 28ff tritt eine subjektive Umkehrung der objektiven Reihenfolge ein. (Methode: Minimal-\u00e4nderungen bei wissentlichem Verfahren.) Ist die Aufmerksamkeit in der Sukzession Licht\u2014Schall dem zweiten Eindruck zugewendet, muf8te f\u00fcr den einen Beobachter das Intervall um 60ff verl\u00e4ngert werden, .um die Zeitschwelle zu erreichen, f\u00fcr den anderen hingegen um 35 o verk\u00fcrzt werden. \u2014 Ging der akustische Eindruck voran und war ihm die Aufmerksamkeit zugewendet, gen\u00fcgte ein kleineres Intervall (48,9 ff und 45,2 a; 64,3 ff und 55,8 a bei zwei Beobachtern, aufsteigend und absteigend) zur Erreichung der Zeitschwelle. Wurde auf den zweiten Eindruck eingestellt, ergab sich f\u00fcr den einen Beobachter, der in beiden F\u00e4llen untersucht wurde, nur bei absteigender Reihe eine Verl\u00e4ngerung des Intervalls um 16,6 ff im Mittel. \u2014 Bei unwissentlichem Verfahren fand Weyer die subjektive Umkehrung der Reihenfolge h\u00e4ufiger. \u2014 Er hat ferner eine Reihe von Versuchen \u00fcber das \u201efr\u00fcher\u201c oder \u201esp\u00e4ter\u201c der beiden Reize nach der r- und /'-Methode angestellt. Bei der Sukzession Licht\u2014Schall\nerhielt er als denjenigen Wert, bei dem 75 \u00b0/0 r -f- ^-Urteile vor-\nkamen: 71,8ff, wenn die Aufmerksamkeit dem ersten Eindruck zugekehrt war. War sie auf den zweiten gerichtet, ergab ein\nIntervall von 102,5ff noch nicht 75 % r + |rF\u00e4lle. F\u00fcr die\nReihe Schall\u2014Licht betrugen die analogen Werte 102,5 ff und 135,9ct. \u2014 Weyer beobachtet auch, wie vor ihm schon Exneb","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitoerschiebung in der Auffassung etc.\n405\nund Hamlin, dafs bei nicht zu grofsem Intervall der aufmerk-samkeitsbetonte Eindruck als erster erfafst wird. \u2014 Neben der Netzhauttr&gheit macht er die durch die Aufmerksamkeitsspannung bedingten Klarheitsgrade f\u00fcr die beobachteten Erscheinungen verantwortlich.1\nDer Grund, weshalb ich diese Versuche mit nur wenigen Modifikationen von neuem aufnahm, war vor allem der, den Anteil der Aufmerksamkeitsemsteilung an der Auffassung der Reihenfolge der beiden Reize zu isolieren und in seiner Bedeutung f\u00fcr die Psychologie der Aufmerksamkeit zu untersuchen. Gelingt es n\u00e4mlich, bei tunlichst indifferenter Aufmerksamkeit konstante Werte f\u00fcr die Zeitschwellen der Reihen Licht\u2014Schall und Schall\u2014Licht zu gewinnen, so werden die bei bestimmter Einstellung der Aufmerksamkeit erhaltenen Werte mit den ersten verglichen die Gr\u00f6fse der durch die willk\u00fcrliche Einstellung bewirkten \u201eZeitverschiebung\u201c angeben. Es schien mir psychologisch richtiger und \u00fcbrigens auch mit den ExNEBschen Beobachtungen besser im Einklang stehend, lediglich die Einstellung auf einen qualitativ bestimmten Eindruck anzuwenden.\nWenn es (innerhalb gewisser Grenzen) richtig ist, dafs der aufmerksamkeitsbetonte Eindruck \u201efr\u00fcher\u201c aufgefafst wird, scheint mir die Aufgabe, die Aufmerksamkeit auf den ersten oder zweiten Eindruck zu konzentrieren, nicht viel Sinn zu haben. Zumindest trifft dies in solchen F\u00e4llen zu, in denen nicht \u00fcber das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein eines Zeitintervalls sondern nur \u00fcber das \u201efr\u00fcher\u201c oder \u201esp\u00e4ter\u201c geurteilt werden soll. Aufserdem setzt der Befehl, auf den zweiten Eindruck zu achten, eine wenn auch geringere Aufmerksamkeitsspannung auf den ersten Eindruck voraus, da er ja gez\u00e4hlt, als \u201eerster\u201c be-wufet werden mufs. \u2014 Die Angabe Hamlins, dafs die Einstellung die r-F\u00e4lle vermehre oder vermindere, bezieht sich wieder lediglich auf das Verh\u00e4ltnis des objektiven zum subjektiven Intervall und kann nur f\u00fcr die durch die verwendete Methode begrenzten Zahl der untersuchten Intervalle als g\u00fcltig betrachtet werden; \u00fcber die Gr\u00f6fse, der \u201eZeitverschiebung\u201c, die\n1 Diese Abhandlung war schon im Druck, als ich auf die Arbeit von G. M. Whipple (On Nearly Simultaneons Clicks and Flashes, Am. Joum. of Psychol. 10, 1899) aufmerksam wurde, die jedoch keine neuen Tatsachen ergeben zu haben scheint.","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nWUhelut Prtryx.\nim Gefolge der Aufmerksamkeitsspannung auftritt, gibt sie keine Auskunft.1\nFast alle Darstellungen der Psychologie der Aufmerksamkeit betonen ferner die ihrer Meinung nach gr\u00f6fsere oder geringere Bedeutung der Adaptation der Sinnesorgane f\u00fcr die Ph\u00e4nomene der Aufmerksamkeit. Nachgewiesen wurde eine solche meines Wissens zum erstenmal von W. Heineich (Zeitschr. f. Psych, u. Physiol, d. S. 9) f\u00fcr das Auge. Er gibt an, dafs die Ablenkung der Aufmerksamkeit von einem Gesichtseindruck mit einer Erschlaffung der Akkommodation und einer Erweiterung der Pupille verbunden ist. \u2014 Ich habe nun (ohne diese Angaben einer Nachpr\u00fcfung zu unterziehen) untersucht, ob die Gr\u00f6fse der Zeitverschiebung eine \u00c4nderung erf\u00e4hrt, wenn bei gespannter Aufmerksamkeit der Effekt der Akkommodation : die korrekte Abbildung des Objektes auf der Netzhaut durch vorgeschaltete Konvexgl\u00e4ser vernichtet wurde. \u2014 Analoge Versuche f\u00fcr das Ohr erschienen mir weniger aussichtsvoll ; ist doch die M\u00f6glichkeit einer Akkommodation dieses Sinnesorganes eine noch offene Frage.\nDie Anordnung meiner Versuche schlofs sich an diejenige Exnerb an. Ich verwendete die von ihm (1. c. S. 406) beschriebene h\u00f6lzerne Kreisscheibe, die um eine st\u00e4hlerne, in st\u00e4hlernen Lagern ruhende, vertikale Achse drehbar ist. An ihr ist konzentrisch kur Peripherie eine Rinne ausgeschnitten, in der ein Kontakt verschoben werden kann, der mit der Acbse in leitender Verbindung steht. Unter der Scheibe stand ein Quecksilbemapf, in einen Bleiklotz eingeschraubt und nur in vertikaler Richtung verstellbar. Die Quecksilberkuppe wurde bei jeder Umdrehung einmal von dem Kontakt gestreift und so ein Strom geschlossen und wieder ge\u00f6ffnet, der einerseits zur st\u00e4hlernen Achse, andererseits zum Quecksilbernapf ging. Es war dies ein von einer Akkumulatorenbatterie gelieferter Gleichstrom von 80 V Spannung und 30 A Intensit\u00e4t (bei metallischer Sehliefsung).\nIn den Stromkreis war ferner ein regulierbarer RcnsTSATscher Schiefer-Widerstand und ein Dmoisscher Schl\u00fcssel eingeschaltet. In dem Augenblick, in dem der rotierende Kontakt die Quecksilberkuppe ber\u00fchrte, wurde (bei herabgedr\u00fccktem Schl\u00fcssel) der\n1 Dieselbe Wirkung, Vermehrung und Verminderung der /\u2018-Falle, stellt auch Dbkw i.Uii. Jimi. cf 1'syc\u00c4. 7 bei Versuchen feet, in denen andere Reiipaare verwendet wurden.","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebwig in der Auffassung etc. 407\nStromkreis geschlossen und im n\u00e4chsten Augenblick wieder ge\u00f6ffnet. Hierbei entstand ein starker Offnungsfunke, dessen Ger\u00e4usch als Schallreiz verwendet wurde. Da sich die Anbringung eines Sp\u00fclkontaktes nicht gut durchf\u00fchren liefe, wurde das Quecksilber nach einer kleinen Reihe von Einzelversuchen frisch auf-. gef\u00fcllt. Trotzdem kamen Variationen in der Intensit\u00e4t des Ger\u00e4usches vor. F\u00e4lle, in denen sich dieser Intensit\u00e4tswechsel f\u00fcr die Versuchspersonen st\u00f6rend bemerkbar machte, wurden nicht ins Versuchsprotokoll aufgenommen, obwohl meine Versuche keine Abh\u00e4ngigkeit der gefundenen Werte von der Intensit\u00e4t der Reize erkennen liefsen. \u2014 Um den Funken f\u00fcr den Beobachter unsichtbar zu machen, wurde der ganze Apparat in eine Kiste gestellt, deren Deckel in Augenh\u00f6he des Beobachters eine \u00d6ffnung trug und in deren Seitenw\u00e4nde zwei Glasr\u00f6hren eingef\u00fcgt waren, durch die die Transmissionsschnur zum Motor ging.\nDer Ausschnitt der Drehscheibe, in dem der Kontakt verschoben wurde, war mit einem f\u00fcr Licht undurchl\u00e4ssigen Tuch-streifen bedeckt. \u2014 Hart neben diesem Ausschnitt war ein zweiter in radialer Richtung von 2 mm Breite angebracht. Dieser ging je einmal bei einer Umdrehung an dem Spalt eines Blechkastens vorbei, der eine 16kerzige Mattglasgl\u00fchlampe barg. In den Stromkreis derselben war ebenfalls ein Schl\u00fcssel eingeschaltet. Wenn die Spalte des Blechkastens und Rades \u00fcbereinander standen, fiel das Licht der Lampe auf einen \u00fcber der Drehachse fixierten geneigten Spiegel und wurde von diesem durch die \u00d6ffnung im Kistendeckel hindurch in das Auge des Beobachters geworfen. \u2014 War der bewegliche Kontakt in der Mitte der Rinne festgeschraubt, wurden die beiden Reize: Licht und Schall gleichzeitig ausgel\u00f6st; wurde er von hier in der Drehrichtung verschoben, kam der Lichtreiz fr\u00fcher, geschah die Verschiebung in der anderen Richtung, sp\u00e4ter. \u2014 Die Geschwindigkeit des Motors war so gew\u00e4hlt worden, dafs einer Verschiebung um je einen Teilstrich (d. i. einen Bogengrad) eine Zeitdifferenz von 5 a entsprach. \u2014 Es wurde ein Gewichtsmotor von der Art der zur Typentelegraphie gebrauchten mit Zentrifugalregulator verwendet.1 Sein Gang war bei weitem konstanter als der der gew\u00f6hnlichen Elektromotoren. Eine Drehscheibe, vom Motor getrieben, brauchte zu 100 Umdrehungen im Mittel 8 Minuten und 40 Sekunden.\n1 Angefertigt von Mechaniker Schasvbb (Wien).","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\nWilhelm Peter\u00bb.\nDer mittlere Fehler betrug hierbei 1,540, das ist auf 100 Sekunden bezogen 0,296 \u00b0/0. Der Motor stand im Vorraum des Versuchszimmers, wodurch alle st\u00f6renden Ger\u00e4usche auf ein Minimum reduziert wurden.\nDer Beobachter safe ungef\u00e4hr l1/\u00bb m von dem Apparat entfernt vor einem Tisch, an dem eine Kinnst\u00fctze angebracht war. Die Versuche wurden bei k\u00fcnstlicher Beleuchtung, zum kleineren Teil bei v\u00f6lliger Dunkelheit ausgef\u00fchrt. Dunkeladaptation wurde vermieden. Der Experimentator befand sich in der ersten Zeit der Versuche im Vorraum, dann im Versuchsraum selbst, jedoch einige Meter von der Versuchsperson entfernt und ihr den R\u00fccken zukehrend.\nWar der Motor in Gang gesetzt, gab der Experimentator das vorher verabredete Zeichen, worauf die Versuchsperson das Kinn einst\u00fctzte. 2 bis 3 Sekunden sp\u00e4ter dr\u00fcckte er die beiden Schl\u00fcssel nieder und \u00f6ffnete sie wieder eine Sekunde, nachdem er das Ger\u00e4usch des Funkens geh\u00f6rt hatte. Bei einzelnen Versuchspersonen erm\u00f6glichte die einmalige Darbietung des Reizpaares noch kein sicheres Urteil; es wurden in diesem Fall die Reize noch ein zweites Mal geboten. Der Versuchsperson wurden die Urteilsausdr\u00fccke: optischer Reiz fr\u00fcher, sp\u00e4ter, gleichzeitig, fr\u00fcher fraglich, sp\u00e4ter fraglich, gleichzeitig fraglich und unentschieden zur Verf\u00fcgung gestellt. Da die Variierung der Distanz zwischen Licht- und Schallreiz einige Zeit in Anspruch nahm, wurden mit ein und derselben Distanz immer mehrere Versuche, durch eine Pause getrennt, vorgenommen und dann erst eine neue Einstellung gemacht. Solche Versuchsgruppen umfafeten in der Regel 6 bis 8 Einzelversuche. Die Versuchsperson wufete, dafs innerhalb einer Gruppe die Distanz konstant blieb, trotzdem war ihr Urteil nur dann konstant, wenn das Intervall zwischen den Reizen eine bestimmte Gr\u00f6fse erreicht hatte. \u2014 Die Richtung, in der die beiden Reize bei Neueinstellung variiert wurden, blieb der Versuchsperson unbekannt. \u2014 Die erste Einstellung eines jeilen Versuchstages lag in der N\u00e4he des Nullpunktes der Zeitdifferenz. Von hier aus wurde dasjenige Intervall aufgesucht, bei dem eben der optische Reiz deutlich als fr\u00fcher oder sp\u00e4ter kommend erfafst wurde. Als Kriterium der Deutlichkeit galt hierbei, dafs s\u00e4mtliche Urteile der Versuchsgruppe von derselben Art waren und die um 5a und 10a gr\u00f6lseren Intervalle ebenfalls kein anderes Urteil ergaben. Das um 5 a verminderte","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung etc. 409\nIntervall mufste schon andere Urteile innerhalb einer Gruppe auf weisen. \u2014 Aus dem Gesagten geht hervor, dafs das Verfahren die Tendenz aufwies, von v\u00f6lliger oder angen\u00e4herter objektiver Gleichzeitigkeit zu immer deutlicherer Ungleichzeitigkeit fortzu8chreiten. Trotzdem war es kein regelm\u00e4fsiges, denn diese Tendenz galt nicht f\u00fcr die einzelnen Einstellungen ; es wurden nicht Variationen Von je 5 a in derselben Richtung, sondern solche zwischen 5 a und 20 a in beiden Richtungen, zu gr\u00f6fserer und geringerer Ungleichzeitigkeit hin, vorgenommen. \u2014 Bei den an mir selbst angestellten Versuchen war ich, da ich Mangel an Gehilfen hatte, gleichzeitig Versuchsperson und Experimentator. Hierbei war nat\u00fcrlich das Versuchsverfahren durchaus wissentlich. Aus den Resultaten kann ich jedoch keinen Unterschied gegen\u00fcber dem unwissentlichen Verfahren feststellen. Um sicher zu gehen, habe ich an mir \u201eKontrollversuche\u201c in der Weise vorgenommen, dafs ich von einer Gruppe zur anderen das Intervall und die Aufmerksamkeitseinstellung v\u00f6llig unregelm\u00e4fsig variierte. Da mir die vorher gefundenen Werte f\u00fcr die Grenzen des deutlichen \u201efr\u00fcher\u201c oder \u201esp\u00e4ter\u201c nicht gel\u00e4ufig waren, kann dieses Verfahren wohl als unwissentliches bezeichnet werden.\nI.\nNach einigen Vorversuchen zum Zwecke der Ein\u00fcbung wurden zun\u00e4chst Versuche bei m\u00f6glichst indifferenter Aufmerksamkeit ausgef\u00fchrt. Die Versuchsperson erhielt die Weisung, sich m\u00f6glichst passiv zu verhalten, d. h. weder auf den einen, noch auf den anderen Eindruck ihre Aufmerksamkeit zu konzentrieren. \u2014 Eine der Versuchspersonen (im folgenden mit I bezeichnet) fand dies immer schwierig gegen\u00fcber denjenigen Versuchen, in denen die Aufmerksamkeit dem optischen Eindruck zugekehrt war. Die Werte, die ich von diesem Beobachter erhielt, lagen trotzdem in der Mitte zwischen denen, die ich bei einer anderen Versuchsperson (H) fand und denen, die die Versuche an mir (HI) ergaben. Mir selbst schien diese Art zu beobachten die am wenigsten beschwerliche zu sein. \u2014 Die Tabelle 1 gibt f\u00fcr 4 Versuchspersonen die Zahl der Einzelversuche, der Gruppen und der Intervalle, auf die die Gruppen verteilt waren, ferner die Zahl der Versuchstage und das Datum, die Tabelle 2 die Resultate dieser Versuche in Tausendstel-Sekunden. Die Rubriken \u201efr\u00fcher\u201c und \u201esp\u00e4ter\u201c geben diejenigen objektiven","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nWilhelm ftter\u00bb.\nIntervalle zwischen den beiden Reizen an, bei denen an je einem Versuchstag das betreffende Urteil eben konstant wurde. Das -f neben der Zeitangabe bedeutet, dafs der objektive Lichtreiz\num diesen Betrag dem Schallreiz\t\t\t\tvorausging, das \u2014, dals er\t\nentsprechend sp\u00e4ter erfolgte.\t\t\t\t\t\n\t\t\tTabelle\t1.\t\nVersuchs- person\tEinzel- versuche\tGruppen\tZahl der Intervalle\tVersuchs- tage\tDatum\ni\t364\t54\t21\t6\t8. XI.\u201416. XII. 0t\nii\t\u00bb15\t48\t19\t5\t28. XI. 04-24. I. 06\nin\t486\t91\t23\t10\t2. VI.-5. VIL, 20. bis 21.VII., 21. X., 23. XI. 01\nIV\t539\t111\t39\t11\t8. XII. 04\u20144. I. 05\n\t\tTabelle\t\t2.\t\t\nVer- suchs- person\tfr\u00fcher\tMittel- wert\tm. V.1\tsp\u00e4ter\tMittel- wert\tm. X.\nI\t50+, 55-)-, 60+, 45+, 40+, 35+\t47,5+\t7,5\t15\u2014, 20\u2014, 40\u2014\t25,0\u2014\t10,0\nII\t4\u00ceH-, 2\u00d6+, 25+\t31,67+\t8,89\t40-, 40\u2014, 40\u2014, 35\u2014\t38,75\u2014\t1,88\nIII\t65+\\ 65+x, 70+x, 80+v, to-PS \"\u00bb+, 75+\t70,7+\t5,1\t30-*, 25\u2014x, 25\u2014\\ 10\u2014x, 10-, 20\u2014\t20,0-\t6,67\nIV\t110+, 30+, 50+, 55+, 80+\t65+\t24,0\t110\u2014, 40\u2014, 25\u2014, 20-, 80\u2014, 40\u2014, 20+, 50-, 80\u2014,\t52\u2014\t30,1\nIm einzelnen ist zu diesen Tabellen folgendes zu bemerken: Bei Versuchsperson IV variieren die Werte innerhalb so weiter Grenzen, dals es nicht m\u00f6glich ist, aus den Mittelwerten irgendwelche Schl\u00fcsse zu ziehen. \u00dcbrigens waren f\u00fcr diese Versuchsperson die Versuchsbedingungen auch etwas ge\u00e4ndert worden. Da die Versuchsperson schwerh\u00f6rig ist, wurde ein Gummi-\n1 mittler\u00bb Variation.","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zcitverschiebung in der Auffassung etc. 411\nschlauch, der in einen Trichter endete, von dem Apparat zum Ohre des Beobachters gezogen. \u2014 Die mit * bezeichneten Resultate bei Versuchsperson III beziehen sich auf Versuche, die im verdunkelten Zimmer und bei viel geringerer Intensit\u00e4t des optischen Reizes ausgef\u00fchrt wurden. Es war hier eine kleine Gl\u00fchlampe mit \u00d6sen verwendet worden, die vom Akkumulatoren-Gleichstrom gespeist wurde. Die Tabelle zeigt, dafs die so erhaltenen Werte von den anderen nicht verschieden sind. \u2014 Versuchsperson II, die im allgemeinen die am meisten konstanten \u201efr\u00fcher\u201c- und \u201esp\u00e4ter\u201c-Werte aufwies, urteilte einmal erst bei 45 a -f- deutlich \u201efr\u00fcher\u201c. In bezug auf diese Differenz sei er-erw\u00e4hnt, dafs Versuchsperson an dem betreffenden Versuchstag spontan angab, nicht besonders disponiert zu sein. \u2014 \u00dcbungseinfl\u00fcsse sind, wie aus der Tabelle 2 hervorgeht, nicht festzustellen.\nIch habe ferner noch auf eine andere Art, \u00e4hnlich der r- und /\u25a0-Methode, die gefundenen Zahlen zu verwerten gesucht. \u2014 Aus .der Gesamtheit aller Urteile einer Versuchsperson an s\u00e4mtlichen Versuchstagen wurden jene Intervalle ausgesucht, die 50 bis 75 \u00b0/0 Einzelurteile \u201efr\u00fcher\u201c ergaben, ferner jene, bei denen die Zahl derselben 75 bis 100 \u00b0/0 betrug und die analogen f\u00fcr das Einzelurteil \u201esp\u00e4ter\u201c. Hierbei fanden nur die Intervalle Ber\u00fccksichtigung, die ein bestimmtes Minimum von Einzelurteilen (12 bis 16, verschieden bei den einzelnen Beobachtern) aufwiesen. \u2014 Tabelle 3 gibt die Resultate an.\nTabelle 3.\nVersuchs- person\t50\u201475\u00b0/0 fr\u00fcher\t75\u2014100% fr\u00fcher 50\u201475 % sp\u00e4ter !\t\t75\u2014100 % sp\u00e4ter\ni\t40+, 50+\t60+\t15 \u2014\t\u2014\nh\t10+\t5+ 15+ 25+\tB0\u2014, 3o\u2014\t40-\nui\t40+ 60+\t65+, 70+, 75+\t0\u00b1, 5 -, 35+\t10-, 15-, 20-, 25\u2014\nIV\t20+, 30+, 35+, 60+\t\u2014\t40\u2014, 50- 90\u2014, 20+, 40+\t\u2014\nDie Rubriken, die 75 bis 100 \u00b0/0 je eines der beiden Urteile verzeichnen, enthalten Werte, die den in Tabelle 2 angegebenen Mittelwerten sehr nahe liegen.\nDie in der geschilderten Weise angestellten Kontrollversuche","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nWilhelm Petcrt.\n(141 in 21 Gruppen auf 13 Intervalle verteilt an 7 Versuchstagen) ergaben in \u00dcbereinstimmung mit den fr\u00fcheren f\u00fcr folgende Intervalle konstante Urteile:\nfr\u00fcher: 70 -f-, 65 -f, 70 \u2014j\u2014, 75-}-,\nsp\u00e4ter: 30\u2014, 10\u2014, 25\u2014, 45\u2014, 20\u2014, 30\u2014, 5\u2014,\nUm den Einflufs einer bedeutenden Intensit\u00e4tsVer\u00e4nderung des optischen Reizes auf die beiden Schwellen festzustellen, habe ich in den Stromkreis der Lampe einen mit Zinksulfat gef\u00fcllten Fl\u00fcssigkeitswiderstand eingef\u00fcgt. Bei Herabsetzung der Lichtintensit\u00e4t auf Vio stellte ich an mir 148 Einzelversuche (24 Gruppen, 13 Intervalle, 3 Versuchstage) an. Sie ergaben: fr\u00fcher: 80-}-, 85-}-, Mittel: 82,5-f- (m. V. 2,5), sp\u00e4ter: 25\u2014, 30\u2014,\t\u201e : 27,5\u2014 (m. V. 2,5).\nDanach besteht der Unterschied dieser Werte gegen\u00fcber den normalen h\u00f6chstens darin, dafs die \u201efr\u00fcheru-Schwelle etwa um 10a h\u00f6her liegt, wobei jedoch zu bedenken ist, dafs ganz \u00e4hnliche Werte vereinzelt auch bei den Normal versuchen sich finden.\nDie Resultate der Tabelle 2 sind auf der beiliegenden Tafel (Fig. 1 bis Fig. 4) graphisch dargestellt. Die von der Horizontallinie nach beiden Seiten abgemessenen Abst\u00e4nde repr\u00e4sentieren die Intervalle zwischen den beiden Reizen, je nachdem der optische Reiz fr\u00fcher (oben) oder sp\u00e4ter (unten) ausgel\u00f6st wurde. Der Horizontallinie selbst entspricht das Intervall Oaj;. Die senkrechten Linien geben die Mittelwerte derjenigen Intervalle an, in denen variierende Urteile gef\u00e4llt wurden; ihr oberer Endpunkt bezeichnet demnach die Grenze, von der aufw\u00e4rts nur \u201efr\u00fcher\u201c-Urteile vorkamen, ihr unterer die, von der abw\u00e4rts nur \u201esp\u00e4teru-Urteile lagen. \u2014 Betrachtet man nun die Lage der Endpunkte zur horizontalen Mittellinie, so kann man keinerlei \u00dcbereinstimmung bei den einzelnen Versuchspersonen feststellen. F\u00fcr II liegen sie n\u00e4herungsweise symmetrisch, f\u00fcr IH entfernen sie sich ziemlich bedeutend von der Symmetrie, f\u00fcr I liegen sie ungef\u00e4hr zwischen diesen beiden Extremen. \u2014 Die Resultate der ExxERschen Versuche w\u00fcrden, in derselben Weise veranschaulicht, \u00e4hnliche Linien ergeben wie die f\u00fcr III gezeichnete, d. h. f\u00fcr III und die ExNERschen Beobachter mufs unter den Bedingungen dieser Versuche das Intervall Licht-Schall gr\u00f6fser sein als das Intervall Schall\u2014Licht. F\u00fcr I ist diese Differenz kleiner, f\u00fcr II schl\u00e4gt sie jedoch um ein geringes","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung etc.\n413\nnach der entgegengesetzten Seite aus, wie dies viel deutlicher auch Hamlins zweite Versuchsperson zeigt. \u2014 Ich kann hier noch hinzuf\u00fcgen, dafs ich eine Versuchsperson (V) fand, bei der es mir an 5 Versuchstagen und bei Intervallen bis zu 165 ff + nicht gelang, ein konstantes \u201efr\u00fcher\u201c-Urteil zu erzielen. Selbst bei diesem gr\u00f6fsten Intervall, das ich einstellen konnte, waren die \u201esp\u00e4ter\u201c-Urteile noch in der Mehrheit. \u2014 Eine andere Versuchsperson (VI) hingegen urteilte an 5 Versuchstagen bei Intervallen bis zu 110 a\u2014 nur dreimal \u201esp\u00e4ter\u201c.\nAus alledem geht wohl mit Sicherheit hervor, dafs hier neben der Verz\u00f6gerung der Gesichtsempfindung noch ein zweiter Faktor mitbestimmend ist, der dem ersten unter Umst\u00e4nden entgegenwirkt. Es liegt nahe, an eine unwillk\u00fcrliche Aufmerksamkeitseinstellung zu denken, deren Einflufs ja auch die fr\u00fcheren Berichte anerkennen. Die im folgenden mitgeteilten Versuche mit willk\u00fcrlicher Konzentration der Aufmerksamkeit scheinen mir die Richtigkeit dieser Annahme zu best\u00e4tigen. Ich will diese Aufmerksamkeitseinstellung, weil sie individuell verschieden zu sein scheint und von jedem Beobachter unbewufst in seine Art der Beobachtung hineingetragen wird, im folgenden als nat\u00fcrliche bezeichnen.\nII.\nDie Versuchspersonen bekamen nunmehr die Weisung, ihre Aufmerksamkeit auf den akustischen Eindruck zu konzentrieren. Wie dies anzustellen sei, konnte nat\u00fcrlich nicht angegeben werden ; ich machte aber die Beobachter auf die von Fechner beschriebenen charakteristischen Spannungsempfindungen aufmerksam und fragte, ob sie dieselben bemerkten. Das war (sowohl hier als auch, entsprechend modifiziert, bei optischer Einstellung) durchaus der Fall. Die Resultate waren jedoch auch hier ziemlich verschiedene. Beobachter I \u00e4ufserte von Anfang an, er glaube nicht imstande zu sein, sich auf den akustischen Eindruck zu konzentrieren. Seine \u201efr\u00fcher\u201c-Schwelle zeigt trotzdem eine Erh\u00f6hung um 70a (Fig. 5), ebenso wie die des Beobachters HI (Fig. 7) ; d. h. der optische Reiz mufste bei dieser Aufmerksamkeitseinstellung noch um 70 ff fr\u00fcher als der akustische ausgel\u00f6st werden, damit er als fr\u00fcher erkannt wird. Bei Beobachter II (Fig. 6) ist hiervon nichts zu merken, die \u201efr\u00fcher\u201c-Schwelle erscheint hier 60gar etwas herabgesetzt. Die \u201esp\u00e4ter\u201c-Schwelle ist f\u00fcr IH deutlich, f\u00fcr II ein wenig erh\u00f6ht : der optische Eindruck","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nWilhelm Peter\u00bb.\nkann f\u00fcr III um 45 o dem akustischen vorangehen und wird trotzdem als sp\u00e4ter kommend aufgefafst. I zeigt jedoch die entgegengesetzte Verschiebung, das Intervall mufs auch dann ver-gr\u00f6fsert werden, wenn der Schall fr\u00fcher wahrgenommen werden soll.\nDie Tabellen 4 bis 6 geben in der besprochenen Weise die Werte an:\nTabelle 4.\nVersuchs-\nperson\nI\nII\nIII\nEinzel- versuche\tGruppen\tIntervalle\tZahl der Versuchs-tage\tDatum\n426\t62\t34\t7\t11. XI.\u20147. XII. W\n41\t7\t7\t2\t7. I. u. 24. I. 05\n213\t33\t17\t6\t2. VII.\u20147. VII., 21. VII., 26. X. 04\nTabelle 5.\nVer- suchs- person\tfr\u00fcher\tMittel- wert\tm. V.\tsp\u00e4ter\tMittel- wert\tm. V.\nI\t95+, 50+, 80+\t75+\t16,67\t125-, 55-, 75-,\t85-\t26,67\nII\t20+\t\u2014\t-\t25-\t\u2014\t-\nIII\tist \u00ceSJ?\t107,5+\t2,6\t\u00d65+, \u00d6O+, 50+, 65+, 10+\t46+\tIM\nTabelle 6.\nV\u00dcI8J^8' 60\u201476 \u00b0', fr\u00fcher! 75-100\u00bb/, fr\u00fcherl\u00f6O-75\u00bb/, spater 75-100\u00bb/, spater person\ti\n\nI\t60+, 70+\t|\t80+\t60-\t\t\nIII\t105+\ti\t110+ 1\t65+\t60+, 60+\nIn Tabelle 5 f\u00e4llt auf, dafs bei 3 von 4 mitgeteilten Mittelwerten die mittlere Variation sehr grofs ist (I). Die Einzelwerte zeigen neben ann\u00e4hernd konstant bleibenden Schwellen solche, die sich denen bei indifferenter Aufmerksamkeit oft sehr bedeutend n\u00e4hern. Die Schwankungen in der Gr\u00f6fse der Zeitverschiebung sind \u00fcbrigens f\u00fcr beide Arten der untersuchten Anfmerksamkeitseinstellungen charakteristisch. Manchmal ist sich hierbei der Beobachter der geringeren Wirkung Beiner Auf-","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitversekiebung in der Auffassung etc. 415\nmerksamkeitsspannung bewufst, h\u00e4ufig kommen jedoch auch F\u00e4lle vor, in denen die Schwelle auf die H\u00f6he der Versuche bei indifferenter Aufmerksamkeit reduziert ist, ohne dafs der Beobachter etwas von verminderter Konzentration weifs.\nIn 91 Kontrollversuchen (14 Gruppen, 10 Intervalle) erhielt ich bei folgenden Intervallen konstante Urteile:\nfr\u00fcher : 110 +, 90 -j\u2014, 120-j-, sp\u00e4ter: 60+, 40+, 15-j-, 30+.\nm.\nDie Versuche, in denen die Aufmerksamkeit auf den optischen Reiz eingestellt wurde, ergaben im Gegensatz zu den eben mitgeteilten eine durchaus gleichsinnige Ver\u00e4nderung der beidenSchwellen bei den vier untersuchten V ersuchspersonen. Die Schwelle des konstanten \u201efr\u00fcher\u201c-Urteils n\u00e4hert sich der Mittellinie und \u00fcberschreitet sie sogar bei IV in entgegengesetzter Richtung (Fig. 8 bis Fig. 11). Bei Beobachter I ist diese Ann\u00e4herung \u00e4ufserst gering, es handelt sich aber hier um eine Versuchsperson, deren nat\u00fcrliche Aufmerksamkeitsrichtung eine optische ist. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dafs schon die Versuche bei indifferenter Aufmerksamkeit einen gleich hohen Grad unwillk\u00fcrlicher optischer Einstellung auf wiesen. \u2014 Die Schwelle des konstanten \u201esp\u00e4ter\u201c-Urteils zeigt in allen F\u00e4llen deutliche Entfernung von der Mittellinie weg. \u2014 Bei optischer Einstellung gen\u00fcgt also schon ein kleineres Intervall Licht\u2014 Schall als bei indifferenter Aufmerksamkeit, um deutlich fr\u00fcher zu sehen; es ist aber ein gr\u00f6fseres Intervall Schall\u2014Licht vonn\u00f6ten, um das Licht deutlich sp\u00e4ter erscheinen zu lassen. \u2014 Die numerischen Resultate in Tabelle 7 bis 9.\nTabelle 7.\nVersuchs* person\tEinzel- versuche\tGruppen\tIntervalle\tVersuchs- tage\tDatum\ni\t771\t123\t30\t16\t24. XI. 04\u20143. I. 06\nii\t180\t28\t14\t6\t4. I.\u201424. I. 06\nm\t198\t31\t21\t5\t10. VII.\u201422. VII., 21. X.\u201422. X 04\nIV\t337\t61\t18\t6\t22. XII. 04-16. I. 05","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nWilhelm Peters.\nTabelle 8.\nVer- suchs- person\tfr\u00fcher\tMittel- wert\tm. V.\tsp\u00e4ter\tMittel- wert\tm. V.\nI\t46+ 45+, 50+, 30+\t42,6+\t6,25\t75-, 55-, 90-, 30\u2014, 60\u2014, 65\u2014, 65\u2014, 26,\u2014\t65,6-\t15,78\nII\t10+, 10+, 6+\t8,3+\t2,23\t70-, 70-, 70\u2014\t70-\t0\nIII\t10+ 16+ 40+ 46+\t30+\t16,0\t70\u2014, 70\u2014, 10-\t50-\t26,67\nIV\t15-, 30-, 70-, 40-, 40\u2014\t39\u2014\t13,2\t40-, 130-, 105\u2014, 90-\t91,3-\t26,25\nTabelle 9.\nVersuchs- person\t50\u201475 % fr\u00fcher\t76\u2014100% fr\u00fcher\t50-76% sp\u00e4ter 75 !\t\t\u2014100 % sp\u00e4ter\ni\t30+ 40+ \u2022\t60+\t25- 40\u2014,45\u2014, 50\u2014, 55\u2014, 60\u2014, 70-, 80\u2014\t\t35\u2014, 85\u2014\nii\t5+\t10+\t30-, 45-, 65\u2014\t\t65-, 70-\nin\t10+\t30+ 36+ 40+\t65\u2014\t\t70-\nIV\t0+, 15\u2014, 40\u2014, 50-\t10-, 30-\t80-\t\t\u2014\n118 Kontrollversuche in 18 Gruppen auf 14 Intervalle verteilt ergaben f\u00fcr mich:\nfr\u00fcher: 30+, 45 +,\nsp\u00e4ter: 80\u2014, 70\u2014, 30\u2014, 55\u2014, 70\u2014.\nAuch hier habe ich an mir als Beobachter Versuche \u00fcber die Wirkung der Herabsetzung der Intensit\u00e4t des optischen Reizlichts auf die Zeitverschiebung gemacht.\nBei 55 Einzelversuchen (9 Gruppen, 9 Intervalle, 1 Versuchstag) fand ich: fr\u00fcher: 40-+, sp\u00e4ter: 45 \u2014 , also Werte, die sich von den unter normalen Bedingungen gefundenen nicht unterscheiden.\nVergleicht man diese Resultate mit den f\u00fcr die akustische Aufmerksamkeitskonzentration gewonnenen, so sieht man, dafs letztere f\u00fcr zwei Beobachter und zwei entgegengesetzte Schwellen sich den ersteren n\u00e4hern, anstatt, wie man erwarten sollte, sich von ihnen zu entfernen: Die \u201esp\u00e4teru-Schwelle der Versuchsperson I und die \u201efr\u00fcher\u201c-Schwelle der Versuchsperson II haben","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung etc. 417\nbei optischer und akustischer Einstellung dieselbe \u00c4nderuugs-tendenz gegen\u00fcber den bei indifferenter Aufmerksamkeit bestimmten Werten. Bei Versuchsperson II ist dies zu undeutlich, um n\u00e4her diskutiert zu werden, f\u00fcr I legt es jedoch den Gedanken nahe, dais der Beobachter, ohne sich deutlich dessen bewufst zu sein, wirklich auf den optischen Beiz seine Aufmerksamkeit eingestellt hat. Es spricht jedenfalls daf\u00fcr, dafs er spontan an seiner F\u00e4higkeit, \u201eakustisch\u201c aufzumerken, Zweifel gehegt hat. Zu erkl\u00e4ren bliebe dann aber, warum sich \u00e4hnliches nicht auch bei der \u201efr\u00fcher\u201c-Schwelle gezeigt hat.\nDie Fig. 8 bis 10 der Tafel verglichen mit den Fig. 1 bis 3 zeigen ferner, dafs die individuellen Unterschiede, die ich als Effekt einer nat\u00fcrlichen Aufmerksamkeitseinstellung bezeichnet habe, auch bei willk\u00fcrlicher optischer Konzentration noch vorhanden sind. Im allgemeinen kann man wohl sagen, dafs sich die Wirkungen beider summiert haben. Nur bei der \u201efr\u00fcher\u201c-Schwelle der Versuchsperson I trifft dies offenbar nicht zu. Die fast unmerkliche Ver\u00e4nderung der Schwelle l\u00e4fst hier vielleicht die Deutung zu, dafs die optische Einstellung nur das erreichen konnte, was schon unwillk\u00fcrlich die nat\u00fcrliche Einstellung geboten hat.\nIV.\nUm den Effekt der Akkommodation : die korrekte Abbildung in den Versuchen mit optischer Einstellung auszuschalten, habe ich, wie erw\u00e4hnt, das beobachtende Auge mit Konvexlinsen von einer Brechkraft zwischen 10 und 20 Dioptrien versehen. Die Atropinisierung habe ich, um sie nicht wiederholt ausf\u00fchren zu m\u00fcssen, wie es die Versuche verlangten, g\u00e4nzlich vermieden. \u2014 Von vornherein war es mir klar, dafs mein Untersuchungsobjekt (wenn ich mich so ausdr\u00fccken darf) ein anderes war, als dasjenige Heinkichs. Es hat sich f\u00fcr mich um die Einstellung der Aufmerksamkeit, d. i. um einen den Perzeptionsakt vorbereitenden Vorgang gehandelt, um die Realisierung eines Zustandes, in dem nicht der Eindruck selbst, sondern h\u00f6chstens (wie ich es h\u00e4ufig beobachtete) ein blasses Erinnerungsbild desselben gegeben ist. Die von mir erzielten Resultate sind nichtsdestoweniger den HEiNEiCHschen in gewissem Sinne \u00e4hnlich. \u2014 Ich fand n\u00e4mlich bei drei Versuchspersonen (I, II, III) eine bedeutende Ann\u00e4herung an die Werte bei indifferenter Aufmerksamkeit, wenn ich bei optischer Einstellung der Aufmerksamkeit das\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 88,\t27","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nWilhelm Peter#,\nAuge in der geschilderten Weise \u00fcberkorrigierte. In der Mehrzahl der Versuche wurde das \u00fcberkorrigierende Glas von einem Einzelversuch zum anderen gewechselt.\nDie Vertikallinien in Fig. 12 bis 14 sind alle mit ihrem unteren Endpunkt im Vergleich zu denen der Fig. 8 bis 10 nach oben verschoben, und zwar durchschnittlich soviel, dafs der Endpunkt etwa in der Mitte zwischen den f\u00fcr indifferente und optische Einstellung bestimmten liegt. \u2014 Der obere Endpunkt ist jedoch nur f\u00fcr III deutlich erh\u00f6ht, f\u00fcr II kaum merklich und f\u00fcr I in derselben H\u00f6he wie bei indifferenter und optischer Einstellung (vgl. das fr\u00fcher bez\u00fcglich dieser Versuchspersonen Gesagte !).\nTabelle 11.\nVersuchs- person\tEinzel- versuche\tGruppen\tIntervalle\tVersuchs- tage\tDatum\ni\t533\t79\t18\t9\t29. XI.\u201430. XII. 04\nii\t229\t37\t15\t5\t18. I.\u201424. I. 05\nin\t210\t35\t16\t4\t10. XI.\u201415. XI. 04\n\t\t\tTabelle\t12.\t\nVer- suchs- person\tfr\u00fcher\tMittel- wert\tm. V.\tsp\u00e4ter\tMittel- wert\tm. V.\nI\t50-k 40+, 454-, 50-1-, 36+, 36-1-\t42,5+\t5,83\t40-, 40-, 30-, 60-, 30-, 25-, 26-\t34,3-\t7,76\nII\t16+, 15+, &+\t11,67+\t4,44\t65\u2014f o6\u2014, 45\u2014\t61,67-\t4,44\nIII\t70+, 76+, 80+\t75+\t3,3\t45\u2014, 20\u2014, 35-, 40-\t36-\t7,5\nTabelle 13.\nVersuchs- person\t50-75% fr\u00fcher\t75-100% fr\u00fcher\t50\u201476 % sp\u00e4ter\t75\u2014100\u00b0/0 sp\u00e4ter\ni\t25+, 40+\t45+\t10\u2014, 20-, 25\u2014, 30-, 35\u2014,40-, 45- 55\u2014\t50-\nii\t5-, 5+\t0\u00b1, 10+, 15+\t25\u2014\t30\u2014, 40-, 45-, 50-, 55-\nHI\t60+\t6\u00f6+, 70+, 75+\t10\u2014, 20-\t25\u2014, 30-, 35-, 40-","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung etc. 419\nDas Vorschalten von Linsen hat neben dem gew\u00fcnschten noch einen Nebenerfolg: Das im Zerstreuungskreis erscheinende Netzhautbild ist lichtschw\u00e4cher und gr\u00f6fser als das scharf gesehene. Nun haben schon die vorhin beschriebenen Versuche einen Einflufs der Lichtintensit\u00e4t auf die beobachtete Zeitverschiebung unwahrscheinlich gemacht; ich habe, um mich auch in diesem speziellen Fall davon zu \u00fcberzeugen, Versuche in der Weise angestellt, dafs ich die Versuchspersonen bei indifferenter und akustischer Aufmerksamkeitseinstellung die \u00fcberkorrigierenden Gl\u00e4ser aufsetzen liefs. Die Tabellen 13 und 14 berichten von den Ergebnissen:\nTabelle 14.\nVer- suchs- person\tAufm. Einstellung\tEinzel- versuche\tGruppen j\tInter- valle\tVer- suchs- tage\tDatum\nI\tindifferent\t81\t12\t9\t1\t22. XH. 04\nII\tindifferent\t39\t6\t6\t1\t24. I. O\u00f6\nHI\tindifferent\t121\t20\t14\t3\t18. XI.\u201429. XI. 04\nIII\takustisch\t110\t18\t12\t2\t19. XI. u. 30. XI. 04\nTabelle 15.\nVer- suchs- person\tAufm. Einstellung\tfr\u00fcher\tMittel- wert\tm. V.\tsp\u00e4ter\tMittel- wert\tm.V.\nI\tindifferent\t66+\t\t\t\u2014\t2o\u2014\t\u2014\t\u2014\nII\tindifferent\t15+\t\u2014\t\u2014\t30\u2014\t\u2014\t\u2014\nHI\tindifferent\t70+, 80+\t75+\t5,0\t30-, 20\u2014\t25\u2014\t5,0\nHl\takustisch\t110+, 105+\t107,5\t2,5\t36+\t\u2014\t\u2014\nAuch diese Zahlen lassen kaum einen Unterschied gegen\u00fcber den unter den normalen Versuchsbedingungen gewonnenen erkennen. Nur f\u00fcr II hat sich die \u201efr\u00fcher\u201c-Schwelle etwas in der Weise verschoben, dafs sie sich der f\u00fcr optische Einstellung bestimmten gen\u00e4hert hat. Es d\u00fcrfte sich dabei um einen Versuchsfehler handeln, da diese Wirkung vereinzelt und jener entgegengesetzt ist, die man erwarten w\u00fcrde. Es kann also auch aus diesen Versuchen gefolgert werden, dafs weder die Lichtst\u00e4rke,\n27*","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nWilhelm Peters.\nnoch die Gr\u00f6fse des Sehobjektes wenigstens innerhalb der hier verwendeten Grenzen einen nachweisbaren Einflufs auf das Urteil haben.\nV.\nDie folgenden Versuche habe ich durchaus an mir selbst angestellt. Ich teile sie dennoch mit, weil sie im Vergleich zu den bisher mitgeteilten weitere, allerdings nur individuell g\u00fctige, Beitr\u00e4ge zur Aufmerksamkeitswirkung liefern.\nIch habe zun\u00e4chst (wie dies Hamlin bereits getan hat) die Schwellen f\u00fcr ein solches Reizpaar festzustellen gesucht, in dem der eine Reiz der Intensit\u00e4tsschwelle soweit gen\u00e4hert wurde, dafs er nur bei maximal gespannter Aufmerksamkeit erfafst werden konnte. Um einen ebenmerklichen akustischen Reiz zu bekommen, wurde bei sonst unver\u00e4nderter Anordnung an Stelle des hochgespannten niedrig gespannter (10 V) Gleichstrom verwendet, in dessen Stromkreis noch ein variierbarer Widerstand eingeschaltet war. \u2014 Der optische Reiz wurde ebenfalls durch einen RunsTBATschen Widerstand seiner Intensit\u00e4tsschwelle gen\u00e4hert. Die Tabellen 16 bis 18 enthalten die numerischen Angaben f\u00fcr die ver\u00e4nderten Versuchsbedingungen und zwar in der ernten Ze\u00fce f\u00fcr den der Schwelle gen\u00e4herten akustischen, in der zweiten f\u00fcr den analogen optischen Eindruck.\nTabelle 16.\nDer Schwelle gen\u00e4hert\tEinzel- versuche\tGruppen |\tInter- valle\tVer- suchs- tage\tDatum\nakustischer Beiz\t349\t65\t24\t5\t8. VII., 2.-3. XL, 24.-25. XI. 04\noptischer Beiz\t75\t10\t9\t1\t10. VII. 04\nTabelle 17.\nDer Schwelle gen\u00e4hert\tfr\u00fcher\tMittel- wert\tm. V.\tsp\u00e4ter\tMittel- wert\tm. V.\nakustischer Beiz\t130-)-, 1004-, 95+\t108,3+\t14,43\t10+, 30+, 65+\t31,67+\t15,56\noptischer Beiz\t75+\t\u2014\t\u2014\t40-\t\t-","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung etc. 421\nTabelle 18.\nDer Schwelle\t00-76\u00b0/,\t76-100%\t60\u201476%\t75\u2014100%\ngen\u00e4hert\tfr\u00fcher\tfr\u00fcher\tsp\u00e4ter\tsp\u00e4ter\nakustischer Reiz\t60+, 65+\t85+90+95+ 100+\t26+\t0+ 10+ 30+, 35+, 40^,604-,\nDiese Werte sind denen \u00e4hnlich, die, ohne objektive Ver\u00e4nderung des Reizes, bei willk\u00fcrlicher Aufmerksamkeitskonzentration erhalten wurden. Sie erreichen dieselben jedoch nicht v\u00f6llig, sondern bleiben in der Richtung der bei indifferenter Aufmerksamkeit gewonnenen etwas zur\u00fcck. Die Differenz erkl\u00e4rt sich jedoch leicht; Die Aufmerksamkeitskonzentration entbehrt, wie die Selbstbeobachtung lehrt, des st\u00e4ndigen Impulses, der sie wach erh\u00e4lt. Der Unterschied in der Konzentration tritt subjektiv deutlich hervor, wenn er sich auch nicht leicht in Worte kleiden l\u00e4fst. Es sieht aus, als ob die Aufmerksamkeit eher unwillk\u00fcrlich als durch bewufste Impulse gespannt w\u00fcrde.\nIn einer anderen Versuchsreihe sollte die zeitverschiebende Wirkung der imwillk\u00fcrlichen Aufmerksamkeitskonzentration bestimmt werden. Ich schickte zu diesem Zwecke demjenigen Reiz, der \u201egebahnt\u201c werden sollte, zwei Signalreize von derselben Art, getrennt durch Zwischenzeiten, die der Umdrehungszeit des Kontaktrades entsprachen (1,8 Sek.), voraus. Es geschah dies so, dafs nur der eine der beiden f\u00fcr die Reizleitung bestimmten Schl\u00fcssel und erst nach einer entsprechenden Zeit der andere eingeschaltet wurde. \u2014 Freilich kann die Frage, ob solche Signalreize die gew\u00fcnschte Wirkung haben, nicht auf Grund der Selbstbeobachtung, sondern nur aus den gewonnenen Werten entschieden werden. Die subjektiven Anhaltspunkte f\u00fcr die Art und den Grad der Aufmerksamkeitskonzentration : die Spannungsempfindungen sind ja, wie zu erwarten stand, bei so wenig ausgezeichneten Reizen nicht zu beobachten. Erst nach Beendigung dieser Versuche habe ich aus der Arbeit von Bebtels (\u201eVersuche \u00fcber die Ablenkung der Aufmerksamkeit\u201c, Dobpateb medizinische Dissertation. 1889) ersehen, dafs er auf \u00e4hnliche Weise Lichtreize dazu verwendet hat, um die Aufmerksamkeit von einem dem anderen Auge um ein variables Intervall sp\u00e4ter gebotenen Eindruck abzulenken. Neben der ablenkenden Wirkung","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nWilhelm Peters.\ndes Reizes hat Bertels auch eine bahnende beobachtet, die sich unter Umst\u00e4nden mit der ersten kreuzt. Auf die Interferenz dieser beiden Wirkungen der Signalreize sind wohl die keineswegs einsinnigen Zeitverschiebungen in meinen Versuchen zur\u00fcckzuf\u00fchren. Im allgemeinen ist jedoch, entgegen meiner Vermutung die ablenkende Wirkung bevorzugt. Die Fig. 15 und 16 stellen die Resultate dieser Versuche graphisch dar. Die Linie f\u00fcr die Versuche mit vorausgehendem akustischen Signal (Fig. 15) ist von der f\u00fcr indifferente Aufmerksamkeit bestimmten (Fig. 3) wenig verschieden. Sie liegt nur um ein St\u00fcck tiefer, ist also im selben Sinn ver\u00e4ndert, wie die Linie der willk\u00fcrlichen optischen Einstellung (das entspr\u00e4che einer ablenkenden Wirkung des Signals). Die optischen Signalreize haben die \u201efr\u00fcher\u201c-Schwelle bedeutend im Sinne der willk\u00fcrlichen akustischen Einstellung erh\u00f6ht, d. h. sie haben ablenkend gewirkt; die \u201esp\u00e4ter\u201c-Schwelle hingegen steht der f\u00fcr optische Einstellung bestimmten nahe. Die Werte in den Tabellen 20 und 20 a zeigen dieselben Schwankungen zwischen einem Maximum der Zeitverschiebung und einem Minimum, das bei indifferenter Aufmerksamkeit ein-tritt, wie die bei willk\u00fcrlicher Konzentration gefundenen. Die Tabellen 19 a bis 21a beziehen sich auf \u201eKontrollversuche\u201c.\nTabelle 19.\nSignale\tEinzel- versuche\tjtiruppen\tInter- valle\tVer- suchs- tage\tDatum\nakustisch\t223\t36\t19\t4\t6. VII.\u201422. VII, 25. X. 04\noptisch\t203\t31\t22\t6\t7. VII.\u201421. VII., 22. X. bis 24. X. 04\nTabelle 20.\nSignale\tfr\u00fcher\tMittel- wert\tm. V.\tsp\u00e4ter\tMittel- wert\tm. V.\nakustisch\t75+, 30+, 75+, 65-h\t61,25+\t10,63\t25\u2014, 50-, 10-, 20\u2014\t26,25\u2014\t11,88\noptisch\t120+ 854-, 80-1-, 90-1-\t93,75+ 13,13\t\t4o\u2014, 65\u2014, 25\u2014\t45-\t13,3","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung etc. 423\nT-abelle 21.\nSignale\t50-75% fr\u00fcher\t75-100% fr\u00fcher\t60-75 % spater\t75-100% sp\u00e4ter\nakustisch optisch\t5-, 60-f-, 56+ 75+\t60+, 65+, 70+, 7h+ 80+, 86+, 90+\t10\u2014, 15\u2014, 25\u2014\t20- 20-\nTabelle 19a (KontrollyerBUche).\nSignale\tEinzel- versuche\tGruppen !\tInter- valle\tVer- suchs- tage\tDatum\nakustisch\t220\t30\t19\t7\t13. VII.\u201420. VII., 27. X. 04\noptisch\t253\t38\t22\t8\t13. VH.\u201427. X. 04\nTabelle 20a (Kontrollversucbe).\nSignale\tfr\u00fcher\tsp\u00e4ter\nakustisch\t55+, 70+, 80+, 90+\t30-, 40\u2014, 60\u2014, 60, 90-100-, 110-\noptisch\t70+, 90+, 110+, 130+, 140+\t60\u2014, 70-\nTabelle 21a (Kontrollversuche).\nSignale\t60\u201475% fr\u00fcher\t75\u2014100% fr\u00fcher\t50-76% sp\u00e4ter\t76-100% sp\u00e4ter\nakustisch\t40+\t3%h%>++\u2019\t20\u2014, 20+\t10\u2014, 30\u2014, 60-\noptisch\t90+\t110+, 130+\t10\u2014\t20-, 30-\nVI.\nAnhangsweise seien noch in grofser Zahl von mir angestellte Versuche mitgeteilt, die den bisher beschriebenen bis auf einen Faktor: die Art der Reizdarbietung v\u00f6llig gleich waren. An die Stelle eines oder zweier Reizpaare trat eine kontinuierliche Reihe derselben, die so lange dem Beobachter geboten wurde, bis er mit Sicherheit sein Urteil abgeben zu k\u00f6nnen glaubte. Es ist dies die Beobachtungsmethode, die bei den sog. Komplikationsversuchen \u00fcblich zu sein scheint; zumindest fand","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nWilhelm Peter*.\nsie bei den von Mobitz Geigeb (Wundts Philosophische Studien 18, 3) mitgeteilten, an denen ich als Versuchsperson teilnahm, Verwendung.\nBei meinen eigenen Versuchen wurde hierbei darauf geachtet, dafs dem Urteil auf jeden Fall 8 bis 10 Reizdarbietungen vorausgingen. Damit sollten \u00c4nderungen in der Auffassung der Reihenfolge, die, wie im folgenden angegeben, durch die Zahl der Darbietungen bedingt sind, m\u00f6glichst gleichm\u00e4fsig in allen Urteilen zur Geltung kommen. V\u00f6llig ist dies nicht gelungen; \u00fcbrigens hat die subjektive Sicherheit, die die Zahl der Reizdarbietungen bestimmte, mit dieser nicht immer zugenommen. Es handelt sich hier wahrscheinlich um kompliziertere Ph\u00e4nomene, die einer eingehenderen Analyse bed\u00fcrfen. \u2014 Nur zwei Beobachtungen seien der Mitteilung der Resultate vorausgeBchickt: Mit zunehmender Zahl der Reizdarbietungen schien das Urteil: \u201eoptischer Reiz sp\u00e4ter\u201c gegen\u00fcber dem \u201efr\u00fcher\u201c-Urteil bevorzugt. Wurde z\u00fcm Beispiel ein Reizpaar geboten, in dem das Licht im Beginn der Reihe als fr\u00fcher kommend beurteilt wurde, so stellte sich bald eine gewisse Unsicherheit in dieser urspr\u00fcnglich er-fafsten Reihenfolge ein, bis diese schliefslich umgekehrt erschien. \u2014 H\u00e4ufiger kam es vor, dafs die beiden Reize im Fortgang der Darbietung sich zeitlich n\u00e4herten und bisweilen v\u00f6llig gleichzeitig erschienen, w\u00e4hrend sie im Beginn voneinander durch ein Intervall getrennt waren. \u2014 Die erste dieser beiden Ver\u00e4nderungen der Reihenfolge war fast immer von einer deutlich erkennbaren Rhythmisierung begleitet, in der der Schalleindruck betont war. Es ist m\u00f6glich, dafs dieselbe die Verschiebung der aufgefafsten Reihenfolge voll und ganz bedingt. \u2014 Die folgenden Versuchsresultate sind ohne R\u00fccksicht darauf angegeben, ob diese Einfl\u00fcsse gesondert oder beide zusammen oder \u00fcberhaupt nicht zur bewufsten Abhebung kamen.\nIn der graphischen Darstellung wurde f\u00fcr die \u201esp\u00e4ter\u201c-Schwelle der Versuche mit akustischem Signal der in der Kontrollreihe gefundene Wert substituiert. \u2014 Die Unterschiede zwischen Reihendarbietung und Einzelversuchen sind kurz die folgenden: Mit einer einzigen deutlichen Ausnahme (der Linie f\u00fcr die akustische Aufmerksamkeitskonzentration) sind die Vertikalen im allgemeinen l\u00e4nger. Bei indifferenter Aufmerksamkeit liegt die \u201efr\u00fcher\u201c-Schwelle in gr\u00f6fserer Entfernung von der Nulllinie (was vielleicht aus der Tendenz zur Bevorzugung des","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung etc.\n425\nTabelle 22.\nAufmerksamkeit\tZahl der Reihen\tZahl der Intervalle\tVer- suchs- tage\tDatum\nIndifferent\t\t84\t30\t11\t21. X.\u201426. XI. 04\n\u201e\t, Kontrollvers.\t24\t19\t8\t13. VII.\u201419. VII., 27. X.\u201428. X. 04\nAknstisch\t\t40\t23\t6\t2. VII.\u201421. VII., 26. X. 04\n\u201e\t, Kontrollvers.\t17\t12\t7\t\u2014\nOptisch\t\t46\t25\t6\t4. VII.\u201422. VII. 04\n\u201e\t, Kontrollversuche\t16\t13\t6\t\u2014\n\u201e\thei ausgeschal teter Akkommodation .\t49\t24\t7\t11. XI.\u201418. XI. 04\nIndifferent bei ausgesch. Akkommodation . . .\t13\t13\t1\t18. XI. 04\nAkust. Signale ....\t46\t28\t4\t6. VII.\u201422. VII., 26. X. 04\n\u201e\t\u201e Kontrollvers.\t18\t13\t7\t\u2014\nOpt. Signale\t\t36\t28\t6\t7. VII.\u201421. VII., 22. X.\u201424. X. 04\n\u201e\t\u201e Kontrollvers.\t18\t14\t5\t\u2014\nTabelle 23.\nAufmerksamkeit\tfr\u00fcher\tMittel-\tm. V.\tsp\u00e4ter\tMittel-\tm. V.\n\t\twert\t\t\twert\t\nIndifferent . . .\tniT'\t95+\t3,3\t5\u2014, 25\u2014, 10\u2014 10-, 25-, 30-, 10+\t13,57\u2014\t11,22\nInd. Kontrollvers.\t115+\t\u2014\t\u2014\t30-, 10+\t\t\nAkustisch . . .\tiS\u2019 \u00ee\u00a3t\t130+\t2,5\t100+, 80+ 70+, 30+\t70+\t20,0\nAk. Kontrollvers.\t136+\t\u2014\t\u2014\t60+\t\u2014\t\u2014\nOptisch ....\t40+, 50+\t45+\t6,0\t85\u2014, 85-\t85-\t0\nOpt. Kontrollvers.\t60+\t\u2014\t\u2014\t80\u2014\t\u2014\t\u2014\nOpt. mit ausgesch. Akkommodation\t105+^95+\t91,5+\t7,8\t46\u2014, 45-, 50\u2014\t46,67\u2014\t2,22\nIndiff. mit ausgeschalteter Akk.\t75+\t\u2014\t\u2014\t35- (?)\t\u2014\t\u2014\nAkust. Signale .\t86+, 854-, 75+, 80-)-\t81,254-\t3,75\t105\u2014, 10\u2014, 5\u2014\t\u2014\t\u2014\nAk. Sig.Kontrollv.\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t55\u2014\t\u2014\t\u2014\nOpt. Signale . .\t120+, 110+, 1004- \u25a0\t110+\t6,67\t15+, 45\u2014 25\u2014\t18,23-\t22,23\nOpt.Sig. Kontrollv.\t140+\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nWilhelm Pekrg.\n\u201esp\u00e4ter\u201c-Urteils erkl\u00e4rt werden kann). Durch das Zusammenwirken dieser Tendenz mit der akustischen Einstellung l\u00e4fst sich die Hebung erkl\u00e4ren, die die betreffende Vertikale in ihrer G\u00e4nze erf\u00e4hrt. Bei optischer Einstellung sind beide Enden der Vertikalen in gr\u00f6fsere Entfernung von der Nullinie ger\u00fcckt; eine Erkl\u00e4rung hierf\u00fcr vermag ich nicht zu geben. Bei den Signalversuchen ist die Linie der optischen Signale deutlich nach aufw\u00e4rts verschoben, die der akustischen mit den beiden Enden in entgegengesetzter Richtung.\nUntereinander verglichen zeigen die Reihenlinien dieselben Gesetzm\u00e4fsigkeiten wie die der Einzelversuche und bieten so eine weitere experimentelle St\u00fctze der mitgeteilten Resultate. Die Schwellen f\u00fcr die akustische Einstellung liegen auch hier beide im Gebiet der positiven Zeitdifferenzen, die f\u00fcr die optische Einstellung erscheinen stark gesenkt, die Ausschaltung des Akkommodationseffektes macht diese Senkung wieder teilweise r\u00fcckg\u00e4ngig. Die Linie f\u00fcr die Versuche mit akustischen Signalen ist deutlich in derselben Weise ver\u00e4ndert wie die bei optischer Einstellung gewonnene, weniger deutlich die der optischen Signalversuche im Sinne der akustischen Einstellung.\nEinige Versuche dieser Art habe ich ferner mit Beobachter VI angestellt. Dafs auch hier die Tendenz zum \u201esp\u00e4ter\u201c-Urteil vorhanden ist, glaube ich daraus schliefsen zu d\u00fcrfen, dafs hier bei 110 ff\u2014 \u00fcber 75% \u201esp\u00e4ter\u201c-Urteile gef\u00e4llt wurden, bei 65ff-f-ebensoviele \u201efr\u00fcher\u201c - Urteile, w\u00e4hrend dieselbe Versuchsperson in Einzelversuchen auch bei dem gr\u00f6fsten Intervall, das ich einstellen konnte, \u201efr\u00fcher\u201c urteilte. Diese Resultate beziehen sich auf 65 Reihenversuche (26 Intervalle an 8 Versuchstagen, 17. VH. und 21. VII. 04). Bei Versuchen mit akustischer Einstellung lag die \u201esp\u00e4ter\u201c-Schwelle f\u00fcr denselben Beobachter bei 75o+> bei solchen mit optischer Einstellung bei 75 a\u2014, die \u201efr\u00fcher\u201c-Schwelle bei 40 ff\u2014)\u2014-\nVII.\nIn theoretischer Hinsicht lassen sich die Resultate meiner Versuche ungezwungen mit den zurzeit am besten fundierten Hypothesen \u00fcber den Aufmerksamkeitsprozefs : der Wcndt-K\u00fcLPEschen Hemmungstheorie und der ExNEBschen Hemmungs-","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung etc.\n427\nund Bahnungstheorie1 in Einklang bringen. Was ich vorhin \u201enat\u00fcrliche\u201c Aufmerksamkeitseinstellung genannt habe, w\u00e4re danach nichts anderes als eine individuelle Bevorzugung einer bestimmten Art von Bahnungen und Hemmungen, die Zeitverschiebung bei akustischer oder optischer Einstellung ein Ausdruck daf\u00fcr, dafs durch die Bahnungen und Hemmungen bestimmte Perzeptionsakte beschleunigt, andere verz\u00f6gert w\u00fcrden.\nWie erkl\u00e4rt sich aber die partielle Aufhebung dieser Auf-merksamkeitswirkung bei Ausschaltung des Akkommodationseffektes? Die ver\u00e4nderte Helligkeit des Netzhautbildes kann, wie wir gesehen haben, keine Erkl\u00e4rung hierf\u00fcr geben ; m\u00f6glicherweise spielt hier die verminderte Deutlichkeit desselben, die sich in der mangelhaften Abgrenzung gegen die nieht-belichteten Netzhautstellen hin \u00e4ufsert, eine Rolle. Hierbei ist jedoch zu bedenken, dafs der zeitverschiebende Effekt bei indifferenter Aufmerksamkeit und Ausschaltung der Akkommodation nicht eintritt, die Wirkung der willk\u00fcrlichen Konzentration also eine spezifische ist. \u2014 Eines scheinen mir meine Versuche mit Sicherheit zu ergeben: Die Verbindung zwischen dem zentral bedingten Aufmerksamkeitszustand und bestimmten Muskelaktionen, die sensorische Effekte erziehen (die deutliche Abbildung bei akkommodiertem Auge), mufs als eine so innige betrachtet werden, dafB die Ausschaltung der letzteren die erstere in ihrer Wirkung Bchm\u00e4lert.\n* *\n\u2605\nEs ist mir angenehme Pflicht, Herrn Hofrat S. Exner, der mich bei der Ausf\u00fchrung dieser Versuche mit wertvollen Ratschl\u00e4gen unterst\u00fctzt hat, zu danken.\nDie Herren cand. phil. Basler, cand. med. Cords, Prof. Dr. Ishihara, Dr. Krombholz und cand. phil. Plohn haben sich mir in dankenswerter Weise als Beobachter zur Verf\u00fcgung gestellt.\nTafel-Erkl\u00e4rung.\n1. Die Abstande zu beiden 8eiten der Horizontallinie geben, wie auf Seite 412: \u201eDie Resultate usw.\u201c ausgef\u00fchrt wurde, die Intervalle zwischen dem vorangehenden optischen Reiz und dem nachfolgenden\n1 Eine gute \u00dcbersicht \u00fcber diese und die anderen Aufmerksamkeitstheorien findet man bei Hamlin, Attention and Distraction (Am. Jowm. of Psych. 8).","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nWilhelm Peters.\nakustischen (\u00fcber der Horizontalen) und die zwischen dem vorangehenden akustischen und dem nachfolgenden optischen Beiz (unter der Horizontalen) in Tausendteilen der Sekunde an.\n2.\tDer obere Endpunkt der vertikalen Linien gibt dasjenige Intervall an, bei dem das Urteil \u201eoptischer Eindruck fr\u00fcher\u201c, der untere dasjenige, bei dem das Urteil \u201eoptischer Eindruck sp\u00e4ter\u201c konstant zu werden beginnt.\n3.\tDie r\u00f6mischen Zahlen \u00fcber den vertikalen Linien bezeichnen die Versuchsperson ; die (arabischen) Zahlen unter den Linien die fortlaufende Kummer.\nNr. (1) bis (4) beziehen sich auf indifferente Aufmerksamkeit, (6) bis (7) auf willk\u00fcrliche akustische Aufmerksamkeitseinstellung, (8) bis (11) auf willk\u00fcrliche optische Einstellung, (12) bis (14) auf willk\u00fcrliche optische Einstellung bei ausgeschaltetem Akkommodationseffekt, (16) auf die Versuche mit vorangehenden akustischen, (16) auf solche mit optischen Signalen, (17) bis (22) auf die \u201eReihenversuche\u201c, und zwar (17) bei indifferenter, (18) bei akustischer, (19) bei optischer Einstellung, (20) optischer Einstellung und auBgeschalteter Akkommodation, (21) akustische, (22) optische Signalversuche. \u2014\nDie folgenden Vertikalen enthalten, wie die Numerierung lehrt, dieselben Resultate so geordnet, dafs immer die f\u00fcr dieselbe Versuchsperson bestimmten nebeneinander stehen.\n(Eingegangen am 29. Mai 1905.)","page":428}],"identifier":"lit32020","issued":"1905","language":"de","pages":"401-428","startpages":"401","title":"Aufmerksamkeit und Zeitverschiebung in der Auffassung disparater Sinnesreize","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:12.312555+00:00"}