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{"created":"2022-01-31T16:34:03.522541+00:00","id":"lit32035","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Szily, A. v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 81-154","fulltext":[{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"81\nBewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\nVon\nA. v. Szilt, Budapest.\nInhalt.\nSaite\nLiteratur bericht......................................83\n1.\tBeobachtungen und Experimente.....................83\nII.\tErkl\u00e4rungsversuche ..............................90\nEigene Beobachtungen...................................96\nI.\tAbh\u00e4ngigkeit des Bewegungsnachbildes von der\nBeschaffenheit des Bewegungseindruckes und von der Art seines Empfanges...........................99\n1.\tFormale Anordnung der Konturen.................100\n2.\tR\u00e4umliche Anordnung der Konturen...............103\n3.\tEmpfang des Bewegungseindruckes ...............105\nII.\tBeeinflussung des Bewegungsnachbildes durch\ndie Beschaffenheit des Projektionsgrundes, auf welchem es ab klingt..............................110\nIII.\t\u00dcber das Verh\u00e4ltnis der Scheinbewegung im Nachbilde zur Geschwindigkeit der angeschanten Bewegung und zur Dauer ihrer optischen Ein Wirkung 112\n1.\tBeobachtungen, die zur oberen Grenze des Bewegungsnachbildes f\u00fchren.....................................115\n2.\tBeobachtungen, die zur unteren Grenze des Bewegungsnachbildes f\u00fchren.................................118\nIV.\tKontrast im Bewegungsnachbilde..................122\nV.\tZur Lokalisationsfrage..........................126\n1.\tMonokularer Bewegungseindruck............. . . . 126\n2.\tVersuche mit binokular entgegengesetzten Bewegungseindr\u00fccken ..........................................127\n3.\tVersuche binokularer Bewegungsmischung.........129\nZaitsohrift fiir Psychologie 88.\t6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nA. \u00bb. Stily.\n4. Versuche mit vorget\u00e4uschten Bewegungen..........131\nVI. Hemmungsversuche...................................133\nVII. Bewegungskontrast und\tPseudoskopie ...........13fr\n1.\tNebelkontrast...................................135\n2.\tKonturenkontrast................................13&\nZusammenfassung..........................................14fr\nDie Scheinbewegung, die sich unter gewiesen Umst\u00e4nden nach der Anschauung einer wirklichen Bewegung an ruhenden Objekten auffallend macht, bildet eine Erscheinung, die noch in keinem Gebiete der Physiologie des Gesichtssinnes ein gesichertes Heimatsrecht besitzt. Dem Gegenst\u00e4nde ist wohl schon mehrfach eingehende Er\u00f6rterung zuteil geworden ; allein die betreffenden Abhandlungen bekunden untereinander eine Un-zusammenh\u00e4ngigkeit, die in gleichem Mafae kaum noch einmal zu finden ist. Oft genug mufste die merkw\u00fcrdige Gesichtst\u00e4uschung erst neuerdings entdeckt werden, um dann eine Behandlung zu erfahren, bei welcher das von den Vorg\u00e4ngern Versuchte und Gedachte zumeist ohne Ber\u00fccksichtigung geblieben ist. So hat ein Teil der Beobachter ebensowenig alte Irrg\u00e4nge vermieden, als von den anderen der richtige Pfad weiter ausgebaut wurde. Nur die wenigsten haben die physiologische Bedeutung der Erscheinung ganz erkannt ; die diesbez\u00fcglichen \u00c4ufserungen aber sind entweder nicht verstanden worden, oder man hat sie als nicht gen\u00fcgend begr\u00fcndet angesehen.\nIch will nun zun\u00e4chst, so weit meine \u00dcbersicht reicht, der chronologischen Reihenfolge gem\u00e4fs, das von den einzelnen Beobachtern teils durch Zufall teils am Experiment Erfahrene in K\u00fcrze schildern; dann sollen die verschiedenen Erkl\u00e4rungsversuche, deren Gegenstand die Erscheinung schon war, geb\u00fchrend gew\u00fcrdigt werden; und endlich werde ich mit Zuhilfenahme meiner eigenen Untersuchungsergebnisse zu beweisen trachten,, dafs die Nachbewegung ein Grundph\u00e4nomen der Sinnest\u00e4tigkeit des Sehorgans bildet.\nDies m\u00f6chte ich als den Hauptinhalt dieser Studie betrachtet wissen. Aufserdem mufste aber auch noch die Erscheinung des Bewegungskontrastes und die T\u00e4uschung durch das Z\u00f6LLNEKsche Streifenmuster mit aufgenommen werden, weil bei der Durchleuchtung des Gegenstandes diese sich als-hierher geh\u00f6rend erwiesen haben.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Bewrgungsnachb\u00fcd, und Bewegungskontreut.\n8$\nLiteraturbericht\nI. Beobachtungen nnd Experimente.\nDie \u00e4lteste Mitteilung stammt -wohl von Pub ein je (1825), der uns kur* erz\u00e4hlt, dafs ihm einmal unmittelbar nach dem Anschauen eines mehr als eine Stunde dauernden Zuges von Reiterei, als dieser vor\u00fcber war, die gegen\u00fcberliegende H\u00e4userreihe sich in entgegengesetzter Richtung zu bewegen schien. 16 Jahre sp\u00e4ter (1840) war es wieder ein tief dringender Erforscher des subjektiven Sehens, Johannes M\u00fclleb, bei dem die Erscheinung einige Beachtung fand; Er beschreibt dieselbe, wie sie wohl in der Natur am h\u00e4ufigsten zur Beobachtung gelangt: Hat man lange auf die Wellen eines Flusses gesehen, und blickt man dann pl\u00f6tzlich auf den Boden, so scheint dieser sich zu bewegen, und zwar in entgegengesetzter Richtung als das Wasser.\nDer erste, der die Erscheinung experimentell hervorzurufen gelehrt hat, war Plateau (1849). Von ihm stammt der bekannte \u00e4ufserst wirksame Spiralenversuch. Hat man eine rotierende Spiralenscheibe, den Blick auf das Zentrum gerichtet, hinl\u00e4ngliche Zeit betrachtet, und blickt sodann auf andere ruhende Gegenst\u00e4nde, so scheinen diese eine Zeitlang gr\u00f6fser zu werden und sich dem Beobachter zu n\u00e4hern, wenn die Scheinbewegung auf der Spirale vorher eine zentripetale war ; war dieselbe aber eine zentrifugale, dann scheinen die Gegenst\u00e4nde eine Zeitlang kleiner zu werden und vom Beobachter sich zu entfernen. In zweifelloser Unabh\u00e4ngigkeit von Plateau hat Oppel (1856) sich mit der experimentellen Pr\u00fcfung des Ph\u00e4nomens besch\u00e4ftigt, indem er durch die Drehung von nebeneinander aufgesteckten Walzen, auf welche Spirallinien gezeichnet waren, eine Nachahmung der Umst\u00e4nde erzielte, unter denen er die Erscheinung der Nach-bewegeng am Ufer der Stromschnellen von Schaffhausen kennen gelernt hatte. Er nannte den Apparat Antirheoskop. Unter den Bedingungen, die er, in \u00dcbereinstimmung mit Plateau, f\u00fcr das Gelingen des Versuches aufstellte, bezeichnete er die Fixation eines bestimmten Punktes w\u00e4hrend der Anschauung der objektiven Bewegung als die wesentliche. \u00dcberdies erkannte er auch schon, dafs die Erscheinung sich nur auf jenen Teil des Gesichtsfeldes erstreckt, welcher der vorher durch die objektive Bewegung gereizten Netzhautpartie entspricht. Ferner hat er bei Wiederholung des PLATEAuechen Versuches zuweilen, unmittelbar nach dem Anschauen der gedrehten Spirale, bei geschlossenem Auge, ein strahliges Zusammenschrumpfen bemerkt. Er war somit der erste, der auf die Wahrnehmung einer Nachbewegung auch im subjektiven Sehfelde hinwies.\nGegen die von Plateau und Oppel aufgestellte Hauptbedingung der Erscheinung (Fixation eines feststehenden Punktes), wurde von Helmholtz (1866) die Erfahrung angef\u00fchrt, die man im Waggon eines dahin fahrenden Eisenbahnzuges machen kann. Wenn man eine Weile durch das Fenster den draufsen dicht an der Bahn befindlichen Gegenst\u00e4nden nachgeblickt hat, dann aber das Auge auf den Fu\u00dfboden richtet, so scheint dieser sich in der Richtung des Zuges vom Beobachter fort zu bewegen;\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nA. v. Ssily.\nwenn man aber aas dem Wagen blickend ein P\u00fcnktchen in der Fensterscheibe fixiert, wobei man doch ebenso wie vorher bewegte Gegenst\u00e4nde vorbeifliehen sieht, bleibt die Erscheinung, die als Gesichtsschwindel bezeichnet wird, aus.\nAnf wesentlich andere Art hat Enoblxaiix (1867), ebenfalls gelegentlich einer Eisenbahnfahrt, versucht, Nachbilder der Gegenst\u00e4nde zu gewinnen, an welchen der Zug vorbeieilte. Die Bewegung wurde nur fflr einen \u00e4ufserst kurzen Moment von den vorher und nachher geschlossenen Augen angeblickt. Binnen wenigen Sekunden hatte sich ein Nachbild des Wagenfensters entwickelt, innerhalb dessen die Gegend und nicht selten, wenn auch meist nur in m\u00e4fsig scharfen Umrissen, einzelne Gegenst&nde sichtbar waren. Es fiel sofort auf, dafs auch im Nachbild die Gegend sich fortzubewegen schien, und zwar in derselben Kichtung wie in Wirklichkeit, also entgegengesetzt der Richtung, in welcher der Zug sich bewegte. Die Schwierigkeit der Deutung des hier Mitgeteilten wird durch die weiteren Beobachtungen Ehuxlkaxxs nur noch mehr erh\u00f6ht. Er fand n&mlich vor allem, dafs die Vorstellung, die er sich von der Geschwindigkeit des Zages machte, von Einflufs war auf die Geschwindigkeit der Scheinbewegung im Nachbilde. Ferner konnte er dadurch, dafs er sich einbildete, der Zug bewege sich in einer der wirklichen entgegengesetzten Richtung, es erreichen, dafs auch die Bewegung der Gegend im Nachbilde sofort ihre Richtung umkehrte. Er konnte sogar mit Hilfe der Vorstellung dieses Verh\u00e4ltnis abermals wechseln lassen, wobei die Geschwindigkeit dieselbe blieb. Stellte er sich die Richtung des Zuges von Anfang an entgegengesetzt vor, so hatte auch die Bewegung der Gegend im Nachbilde von Anfang an die verkehrte Richtung. Aus diesem Zusatz erscheint es jedenfalls zweifelhaft, dafs die von Ekqblxanx beschriebenen Erscheinungen unmittelbar an den sinnlichen Eindruck ankn\u00fcpfen. Auch hat Enorlmanx Selbst, soweit ich sehe, sie in keinerlei Beziehung zu jener Scheinbewegung gebracht, die den Gegenstand unserer Betrachtung bildet; hierzu haben sich erst einzelne sp\u00e4tere Forscher berufen gef\u00fchlt.\nEines der meist zitierten Experimente stammt von Dvobak (1871), es ist eine sinnreiche Modifikation des PLATBAtrschen Versuches. Die rotierende Scheibe ist in drei gleichbreite Zonen geteilt, von denen die \u00e4ufserste und die innerste die Teile einer gleichlaufenden, die mittlere den Anteil einer gegenl\u00e4ufigen Spirale enthalten. Je nach der Drehung der Scheibe ergeben sich zwei diametral entgegengesetzte Bewegungseindr\u00fccke: entweder ein zentripetaler zwischen zwei zentrifugalen, oder ein zentrifugaler zwischen zwei zentripetalen. Dementsprechend sieht man auch im Bewegungsnachbilde entweder eine sich ausdehnende Zone zwischen zwei schrumpfenden, oder eine schrumpfende zwischen zwei sich ausdehnenden, wobei die betrachtete Fl\u00e4che sich wellenartig zu kr\u00fcmmen scheint. Merkw\u00fcrdigerweise wird eine weitere Anordnung des DvoBAKSchen Experimentes, die meines Erachtens seine eigentliche Originalit\u00e4t ausmacht, nirgends mehr wieder erw\u00e4hnt. Sie besteht darin, dafs die Scheibe hinter aufgespannten schwarzen F\u00e4den gedreht wird, wodurch man sich w\u00e4hrend der Rotation von der unausgesetzten Fixation des Zentrums \u00fcberzeugen kann, indem jede Blickbewegung sich sofort durch die hellen Nachbilder","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungtnachb\u00fcd und \u00dfeioegungskontrast.\n85\nder F\u00e4den -verr\u00e4t, und -wodurch ferner in dem darauf folgenden Bewegungen nachbilde sich die nicht au untersch\u00e4tzende Tatsache ergibt, dafs die Scheinbewegung zwischen den feststehenden Nachbildern der F\u00e4den ab-l\u00e4uft Dvorak berichtet \u00fcbrigens noch fiber das Ausbleiben jeder Nachbewegung, wenn man zwei gleichwertige gegenl\u00e4ufige Spiralen, eine rote and eine schwarze, auf derselben Scheibe laufen l\u00e4fst. Er war auch der erste, der die Beobachtung machte, dafs bei monokularem Empfang des Bewegungseindruckes die entsprechende Nachbewegung von dem anderen Auge f\u00fcr sich ebenfalls gesehen wird.\nEin weiterer Beweis daf\u00fcr, dafs zu gleicher Zeit nebeneinander empfangene Bewegungseindrficke von verschiedener Richtung Nachbewegungen veranlassen, die ebenfalls in verschiedener Richtung verlaufen, wurde von Kleikeb erbracht (1878), indem er drei in einer Reihe aufgesteckte Strahlenscheiben, die beiden seitlicher in gleicher, die mittlere in entgegengesetzter Richtung, rotieren liefe.\nNun folgt abermals eine umst\u00e4ndliche Beschreibung der Nachbewegung als \u00fcferph\u00e4nomen von J. J. Hoppe (1879), und dann zwei Eisenbahnbeobachtungen, die eine von Thompson (1879), die aber der Erscheinung keine neue Seite abzugewinnen vermochte, die andere von G. Zehpuss (1880), dessen Angaben \u00fcber das Verhalten des Bewegungsnachbildes bei geschlossenen Augen einige Beachtung verdienen. Ihm erschien n\u00e4mlich das dunkle Nachbild des Waggonfensters auf hellem Grunde, und innerhalb jenes ein r\u00fcckl\u00e4ufiger chaotischer Funkenstrom, der nirgends die gezogenen Grenzen \u00fcberschritt. Als r\u00fcckl\u00e4ufiger Funken Wirbel gab sich die Erscheinung nach fixer Betrachtung der Rotation einer Scheibe mit 32 schwarz-weifsen Sektorenpaaren. \u2014 Gleichfalls ohne geb\u00fchrende W\u00fcrdigung des bis dahin schon Bekannten wurde kurz darauf die Erscheinung der Nachbewegung von Budde (1884) gr\u00f6fstenteils auf Schiffahrten studiert. Die wichtigsten seiner Angaben sind die folgenden: Die Scheinbewegung ist nur solange zu erzielen, als die objektive Bewegung nicht so schnell ist, dafs die Konturen dadurch nicht verwischt werden. Verschiedene Richtungen und Geschwindigkeiten der Bewegung im ersten Gesichtsfelde reproduzieren in der Scheinbewegung des zweiten Gesichtsfeldes ann\u00e4hernd die relativen Verh\u00e4ltnisse. Alles was im zweiten Gesichtsfelde vorhanden ist, wird von der Scheinbewegung ergriffen, auch wenn man als zweites Gesichtsfeld dasjenige der geschlossenen Augen w\u00e4hlt. Individuell stark hervortretende Figuren im zweiten Gesichtsfelde erschweren die Beobachtung; ein \u00fcber eine graue Wand bis ans Ende gezeichneter dicker Strich erscheint, nach Betrachtung einer rotierenden Sektorenscheibe, durchaus nicht verbogen. Bewegungseindr\u00fccke des einen Auges rufen vor dem anderen keine Scheinbewegung hervor.\nIn der chronologischen Reihenfolge erscheint nun Exneb (1887, 1888), der in der Ergr\u00fcndung des Bewegungsnachbildes bis jetzt wohl am weitesten vorgedrungen ist. Unter seinen Versuchen ist zun\u00e4chst der bez\u00fcglich des Verhaltens des Bewegungsnachbildes zum binokularen Wettstreit von Wichtigkeit. Betrachtet man die rotierende Strahlenscheibe, indem man vor ein Auge ein Reversionsprisma h\u00e4lt, so sieht man mit","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nil. r, f'tily.\n-diesem das Spiegelbild der Scheibe sich in entgegengesetzter Bichtang drehen. Hat man nun die entgegengesetzten Bewegungsbilder beider Augen genau \u00fcbereinander gebracht, und blickt man dann nach einigen -Seknnden der Anschauung auf ein ruhendes Objekt, so erh\u00e4lt man kein deutliches Bewegungsnachbild, schliefst man hingegen ein Ange, so sieht man mit dem anderen allein sofort das negative Nachbild des von diesem Auge empfangenen Bewegungseindruckes. Bei Wiederholung dieses Ver* saches vor der rotierenden linierten Kymographion trommel sah Eiim einen ausgesprochenen Wettstreit der Bewegungsnachbilder, indem, nach dem Anhalten der Trommel, Gruppen von Linien bald in der einen, bald in der anderen Richtung sich zu bewegen schienen. Aufserdem fand Exhkb die von Dvorak stammende Angabe best\u00e4tigt, dafs der mit einem Auge allein empfangene Bewegungseindruck auch in dem Gesichtsfelde des anderen eine nachfolgende Scheinbewegung in entgegengesetzter Richtung hervorruft. Sehr \u00fcberzeugend gestaltet sich der diesbez\u00fcgliche Versuch, wenn man w\u00e4hrend der Rotation der Kymographiontrommel einen Punkt an deren oberen Rand mit einem Auge allein fixiert, und dann die pl\u00f6tzlich still gehaltene Trommel in der Mitte ihrer H\u00f6he blofs mit dem anderen Auge betrachtet, man sieht dann die untere H\u00e4lfte des Liniensystems eine Scheinbewegung erleiden, w\u00e4hrend die obere H\u00e4lfte in Ruhe bleibt. In dem folgenden Versuch sah Exneb den Beweis, dafs das negative Bewegungsnachbild sich sogleich an den Bewegungseindruck anschliefst. Fixiert man das Zentrum der Strahlenscheibe mit 10\u201412 deutlich gemalten Radien unter einer Bewegungsgeschwindigkeit von 8 Umdrehungen in der Minute und blinzelt dabei so rasch hintereinander als man kann (oder betrachtet die Bewegung durch eine mit Ausschnitten versehene Scheibe), so hat man den Eindruck, dafs die Radienscheibe im ganzen nicht vorw\u00e4rts kommt, dafs sie zwar das Bestreben hat, in der einen (tats\u00e4chlichen) Richtung sich zu drehen, aber bei jedem Lidschlag ruckartig zur\u00fcck, geworfen wird. Weiter wurde gezeigt, dafs auch das Hinweggleiten des Blickes \u00fcber ruhende Gegenst\u00e4nde von einem Bewegungsnachbild gefolgt sein kann. Exner f\u00fchrte ein kleines fixiertes Zeichen immer von links nach rechts an einem linierten Papier vorbei; bei pl\u00f6tzlichem Festhalten des Fixationszeichens sah er dann ein Bewegungsnachbild von der Richtung, in welcher vorher das Zeichen bewegt war. Endlich w\u00e4re noch zu berichten, dafs Exneb experimentell zur \u00dcberzeugung gelangt ist, dafs ein Bewegungsnachbild in der Dimension der Tiefe nicht zu erzielen ist Wenn man beispielsweise eine gegen sich zu r\u00fcckende, mit einem Liniensystem versehene Fl\u00e4che noch so lange angeschaut hat, und dann auf ein bedrucktes Blatt Papier blickt, so sieht man immer nur eine Verschiebung desselben nach oben, nicht aber in die Ferne.\nDer n\u00e4chste Autor, J. Hoprs (1894), teilt Beobachtungen mit, die, nicht ohne einen gewissen Grad von heiterer Originalit\u00e4t, an der rotierenden Notenscheibe einer \u201eSymphonion\u201c genannten Drehorgel, also, wie es scheint, stets unter Musikbegleitung angestellt wurden. Auf wirklich geschickte und dabei sehr einfache Art hat Hoppe nebeneinander verlaufende gleichwertige Bewegungseindr\u00fccke von entgegengesetzter Richtung sich zu verschaffen gewufst, indem er einen Planspiegel senkrecht am Rande der","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Betcegungskontrast.\n87\nrotierenden Scheibe oder auf einen Durchmesser derselben stellte, und einen Punkt am unteren Rande desselben fixierte; dadurch erhielt er die Bilder zweier sich entgegengesetzt drehender Voll- oder Halbscheiben. Dem entsprachen dann auch die Bewegungsnachbilder in umgekehrter Richtung. Besonders bemerkenswert erscheint die Angabe, dafs das Abklingen des Ph\u00e4nomens sich in mehrere Phasen gliedert, die durch ganz kurze Ruhepausen voneinander getrennt sind.\nEiner geziemenden W\u00fcrdigung begegnete das Bewegungsnachbild bei W. Stebn (1894), insofern dieser Forscher die Erscheinung in seiner umfassenden Abhandlung \u00fcber die optische Bewegungswahrnehmung als zugeh\u00f6rigen Teil behandelte. Der bemerkenswerte Teil der Beobachtungen wurde im Dunkelzimmer angestellt. Den Bewegungseindruck lieferte ein hinter einem Ausschnitt gleichm\u00e4fsig vorbeiziehender senkrecht liniierter Papierstreifen. Die Augen waren von einem schwarzen Tuch verdeckt, \u2022das nur f\u00fcr bestimmte Zeit gel\u00fcftet wurde. Dauerte der Eindruck etwa */* Sekunde, dann schien beim Wiederverdecken der Augen das Nachbild der Linien sich in derselben Richtung wie in der Wirklichkeit zu bewegen. Dauerte der Bewegungseindruck l\u00e4nger, 8\u201412 Sekunden, dann war wohl die gleiche Nachwirkung vorhanden, aber nicht mehr so scharf, und oft schien nach kurzer Dauer der gleichgerichteten Nachbewegung eine entgegengesetzte zu folgen. Auch diese entgegengesetzte Bewegung dauerte nicht lange, niemals bis in die Entstehung des negativen Nachbildes hinein ; in letzterem waren stets nur die ruhenden Objekte (der Ausschnitt und das Fixationszeichen) sichtbar.\nWiederum war es Exner (1899), von dem ein f\u00fcr die Auflassung des Bewegungsnachbildes bedeutsamer Fingerzeig stammt, in dem er nachwies, dafe selbst eine auf stroboskopische Art vorget\u00e4uschte Bewegung ein Bewegungsnachbild hervorzurufen vermag. Um Wiederholung zu vermeiden, folgt die Beschreibung des betreffenden Versuches an anderer Stelle. Eine andere Art von vorget\u00e4uschter Bewegung wurde durch die Verschiebung der Durchschnittspunkte zweier hintereinander in entgegengesetzter Richtung bewegter Liniensysteme erzielt. Diese Anordnung wurde sp\u00e4ter von Boxschke und Hescheles (1902) mit einigen Modifikationen zur indirekten Bestimmung der Geschwindigkeit des Bewegungsnachbildes benutzt. Sie lielsen hintereinander zwei zueinander senkrechte Stabsysteme (geschw\u00e4rzte Stricknadeln), an B\u00e4ndern ohne Ende befestigt, um je zwei senkrecht, beziehungsweise wagerecht stehende Walzen laufen, so dafs jedes System senkrecht zur Linienrichtung bewegt wurde. Bei gleicher Breite der Stabdistanzen und bei gleicher Bewegungsgeschwindigkeit der beiden Systeme, f\u00fchrt der durch einen Ausschnitt beobachtete Bewegungseindruck zu einem Nachbild, dessen Scheinbewegung die Richtung der Diagonale befolgt. Ab\u00e4nderungen der Bewegungsgeschwindigkeit, der Zahl der St\u00e4be, der Beleuchtungsintensit\u00e4t oder der Einwirkungsdauer bei einem der beiden Systeme, w\u00e4hrend das andere in jeder Hinsicht konstant blieb, ergaben sichere \u00c4nderungen in der Richtung der resultierenden Nachbildbewegung, aus welchen die Autoren auf die relative Geschwindigkeit der variabeln Komponenten ihre Schl\u00fcsse zogen. Als Ergebnis wurden die 8&tze aufgestellt, dafs die Geschwindigkeit des Bewegungsnachbildes der-","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":".4. l'. Szih/.\nSH\njenigen des Vorbildes bis zu einer gewissen Grenze proportional sei, dafs sie mit der Zahl der Reize in der Zeiteinheit zunimmt und dafs sie ebenso durch die Deutlichkeit wie durch die Dauer des Vorbildes beeinflusst wird. Erw\u00e4hnenswert sind noch die Beobachtungen, dafs das Nachbild erst nach einer sehr kurzen und nicht ganz konstanten Phase, in der es sich gleichsam zu r\u00fchren beginnt, mit seiner eigentlichen Geschwindigkeit einsetzt; ferner dafs der \u00dcbergang in Ruhe allm\u00e4hlich, aber nicht genau bestimmbar erfolgt; zuweilen scheint schon v\u00f6llige Ruhe eingetreten zu sein, worauf wieder eine kurze Bewegung zu beobachten ist; zu wohlgetrennten Phasen kam es aber nicht. \u2014\nDie geschilderten Beobachtangen k\u00f6nnen ihrem Inhalte nach in zwei Gruppen geordnet werden: bei der einen ist es das nat\u00fcrliche Schauspiel einer gleichm\u00e4fsigen Bewegung, bei der anderen sind es auf k\u00fcnstlichem Wege erzeugte Bewegungseindr\u00fccke, die als Mittel dienen, das Bewegungsnachbild hervorzurufen. Dadurch ist eine Reihe von Tatsachen bekannt geworden, die den verschiedenen Versuchsanordnungen entsprechend sich wohl der Form nach unterscheiden, dem Wesen nach aber in hohem Grade miteinander \u00fcbereinstimmen.\nUnter den Bedingungen, die zur Erscheinung der Nachbewegung f\u00fchren, ist in erster Linie die von Plateau und Op pel festgestellte zu erw\u00e4hnen, dafs ein m\u00f6glichst gleichm\u00e4fsiger Bewegungseindruck mit fixiertem Auge zu empfangen sei. Mit Ausnahme von Helmholtz und Purkinje, die das gerade Gegenteil behauptet haben, ist es von s\u00e4mtlichen Beobachtern best\u00e4tigt worden, dafs verfolgende Blickbewegungen das Auftreten der Erscheinung hintanhalten. Wie falsch verstanden es \u00fcbrigens w\u00e4re, den fixierten Blick als eine absolute Bedingung der Erscheinung hinzustellen, geht aus der von Exneb aufgedeckten Tatsache hervor, dafs auch durch die gleichm\u00e4fsige F\u00fchrung des Auges \u00fcber ruhende Gegenst\u00e4nde eine Nachbewegung zu erzielen ist; die eigentliche Bedingung ist demnach das gleichm\u00e4fsige Hinziehen von optischen Bildern \u00fcber die Netzhaut.\nDie Erscheinung kann sowohl vom sehenden, wie vom geschlossenen Auge, d. h. sowohl im objektiven, wie im subjektiven Sehfelde, unmittelbar nach Empfang des optischen Bewegungseindruckes beobachtet werden. Sie \u00e4ufsert sich in einer Scheinbewegung, die stets in entgegengesetzter Richtung zu vorher angeschauten Bewegungen verl\u00e4uft. Zehfubs hat diesen Verlauf unter Umst\u00e4nden beobachtet, die alle Attribute des negativen Nachbildes an sich trugen.","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\t89\nNach Stern hat ein \u00e4ufserst kurze Zeit dauernder optischer Bewegung8eindruck momentan ein ebenso fl\u00fcchtiges Nachbild mit gleichgerichteter Scheinbewegung zur Folge. Ich halte ea aber f\u00fcr verfehlt, auch die Beobachtungen von Engelmann in das Studium des vorliegenden Gegenstandes einzubeziehen, wie dies Stern, und nach ihm noch andere getan haben. Nur der geringste Teil der von Engelmann beschriebenen Erscheinungen hat mit der von uns hier verfolgten etwas gemein. An Stelle jeder weiteren Kritik begn\u00fcge ich mich, auf die eine Angabe hinzuweisen, dafs die Richtung der beobachteten Scheinbewegung durch die blofse Vorstellung mehrfach willk\u00fcrlich ge\u00e4ndert werden konnte: ein Versuch, der an dem regelrechten Bewegungsnach-bilde unbedingt scheitern w\u00fcrde.\nSchon Oppel erkannte, dafs die Erscheinung sich nur auf jenen Teil des Sehfeldes beschr\u00e4nkt, welcher dem vorher durch den objektiven Bewegungseindruck gereizten Teil der Netzhaut entspricht. Dvoraks Experiment zeigte, dafs, nach dem Empfang nebeneinander in verschiedener Richtung gleichzeitig verlaufender optischer Bewegungseindr\u00fccke, auch die Scheinbewegungen des Nachbildes nebeneinander gleichzeitig in verschiedener Richtung abklingen. Derselbe Forscher wies auch darauf hin, dafs nach einer blofs von einem Auge angeschauten Bewegung die Nachbewegung auch vor dem anderen Auge allein in Erscheinung tritt. Die merkw\u00fcrdigsten der sp\u00e4teren Versuchsergebnisse Exners bestehen darin, einerseits, dafs von beiden Augen gleichzeitig angeschaute gleichwertige, aber entgegengesetzte Bewegungseindr\u00fccke binokular ohne wahrnehmbare Nachbewegung bleiben, wiewohl jedes Auge f\u00fcr sich das entsprechende Nachbild hat, andererseits dafs vorget\u00e4uschte Bewegungen ebenfalls zu einem regelrechten Bewegungsnachbild f\u00fchren.\nBez\u00fcglich des Verlaufes der Nachbewegung ist auch die Angabe von Hoppe bemerkenswert, dafs sie sich in Phasen mit ausgepr\u00e4gten Pausen gliedert. Auch Borschke und Hescheles-schien es, dafs am Ende der Scheinbewegung zuweilen eine gewisse Wiederaufnahme derselben bemerkbar sei; deutlich voneinander getrennte Phasen wurden aber nicht wahrgenommen.\nUnleugbar ist mit diesen Beobachtungen mancher tiefe Blick in das Wesen der Erscheinung gefallen, doch hat sich ihr noch lange nicht in gen\u00fcgendem Mafse das wissenschaftliche Interesse","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"1\n90\tA *' S-\u00dcy-\n\u00abugewendet; wo dies aber geschehen ist, gehen die Ansichten weit auseinander, wie aus dem hier fortgesetzten Bericht zu ersehen sein wird.\nU. Erkl\u00e4rung\u00ab? ersuche.\nBei der Zusammenfassung der bisher ge\u00e4u\u00dferten verschiedenen Ansichten \u00fcber das Wesen der Nachbewegungserscheinang habe ich die chronologische Folge der Gruppierung nach Prinzipien untergeordnet. Aus der Reihe der im vorigen Abschnitt angef\u00fchrten Autoren bleiben jene fort, die bei der Beschreibung der Erscheinung sich der \u00c4ufserung \u00fcber deren Wesen enthielten; w\u00e4hrend andere, die bisher nicht genannt wurden, zum Wort gelangen mu\u00dften, weil sie, ohne die Kenntnis der Erscheinung selbst zu erweitern, sich um die Erkl\u00e4rung derselben bem\u00fcht haben.\n1. Pseudoskopische Bewegungsvorstellung.\nln demselben Aufsatz, in welchem Z\u00f6llner sein famoses Streifenmuster mitteilt, \u00e4ufsert sich dieser Autor auch \u00fcber das von Plateau und Oppel beschriebene Bewegungsph\u00e4nomen. Er sieht in demselben eine pseudoskopische Erscheinung, bei welcher das Urteil des Beobachters in bezug auf Ruhe und Bewegung eine rein psychische F\u00e4lschung erf\u00e4hrt, ganz so wie bei dem Streifenmuster in bezug auf r\u00e4umliche Dimensionen. Von Hypothese zu Hypothese schreitend gelangt der Autor zu folgender Schlufsargumentation : Haben wir eine gleichm\u00e4\u00dfige Bewegung eine Zeitlang betrachtet, so erwarten wir die Fortdauer auch f\u00fcr den n\u00e4chsten Moment mit desto gr\u00f6fserer Gewifsheit, je \u00f6fter unserer Erwartung entsprochen worden ist, d. h. je l\u00e4nger diese Bewegung gedauert hat. Tritt der bewegte Gegenstand pl\u00f6tzlich in den Zustand der Ruhe, so gelangt diese Erscheinung zwar sogleich durch die ver\u00e4nderte Erregung unserer Retzhaut zu unserem Bewu\u00dftsein, aber wir nehmen diese Ver\u00e4nderung zun\u00e4chst nur als ver\u00e4nderten Bewegungszustand wahr, da zur Erzeugung der Vorstellung von Ruhe unsere Reflexion erst eine Zeitlang t\u00e4tig gewesen sein mu\u00df. Zwei F\u00e4lle sind als m\u00f6glich anzunehmen, entweder der K\u00f6rper bewegt sich in der urspr\u00fcnglichen Richtung weiter, oder nach der entgegengesetzten. Nun h\u00e4ngt es von der Beg\u00fcnstigung ab, welche die Bildung der einen oder der anderen Vorstellung von seiten der Erscheinung erf\u00e4hrt. Eine solche Beg\u00fcnstigung erf\u00e4hrt hier die Vorstellung von der Bewegung in der entgegengesetzten Richtung; denn wenn ein gleichm\u00e4\u00dfig bewegter Gegenstand in die entgegengesetzte Richtung \u00fcbergeht, dann mu\u00df er notwendig die Ruhelage passieren.\nEiner \u00e4hnlichen psychologischen Hypothese begegnen wir 24 Jahre sp\u00e4ter bei Budde. Auch dieser Autor fa\u00dft die Scheinbewegung als Pseudo-akopie auf, als die Folge einer zweckm\u00e4\u00dfigen F\u00e4lschung von Schl\u00fcssen, die im Zentralorgan aus richtig angemeldeten Empfindungen gezogen werden. Er geht von der Hypothese aus, da\u00df bei der Wahrnehmung von Bewegung im indirekten Sehen die Aufmerksamkeit zwischen der fixen","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Btwegungtnachbild und Beicegungikontnut.\n91\nHarke und dem bewegten Objekt hin und her springt, fortw\u00e4hrend deren Beiiehnngen zueinander vergleichend. Nach jedem solchen Sprung, zu welchem Zeit erforderlich ist, nimmt sie eine \u00c4nderung der Beziehungen wahr; so mufs das beobachtende Organ, wenn es der Seele eine einheitliche Darstellung von dem Verh\u00e4ltnisse liefern soll, ber\u00fccksichtigen, dafs das bewegte Objekt zur Zeit, da die Aufmerksamkeit bei der ruhenden Marke angelangt ist, nicht mehr den Ort im Raume einnimmt, den es hatte, als es eben gesehen wurde ; und so mufs sich die Gewohnheit ergeben, das bewegte Objekt im Augenblick des Vergleiches um eine gewisse Strecke in der Bewegungsrichtung verschoben zu lokalisieren. Wendet sich nun das Auge auf ein zweites Gesichtsfeld mit ruhenden Objekten, so beh\u00e4lt es, bis es eines besseren belehrt wird, seine Gewohnheit bei, und taxiert anch die ruhenden Objekte in die Richtung der vorher wahrgenommenen Bewegung verschoben. Das ist die von Buddb angenommene Grunderscheinung: die \u201emetakinetische Verschiebung\u201c. Allm\u00e4hlich lernt es dann, das zweite Gesichtsfeld ala ruhend zu betrachten. Diese Korrektur der falschen Sch\u00e4tzung kommt in der \u201emetakinetischen Scheinbewegung\u201c zum Ausdruck.\n2. BewegungsVorstellung durch unbewufst\u00ab Augenbewegungen vermittelt.\nWesentlich weniger kompliziert als die vorhergehenden ist die von P\u00fchkinjb stammende Erkl\u00e4rung, die von den sp\u00e4teren Autoren Helmholtz \u00bbgeschrieben wird.\nPun&iwje sagt in unmittelbarem Anschlufs an seine oben mitgeteilte Beobachtung folgendes: \u201eIndem das Auge w\u00e4hrend des Ansehens der Kriegerreihe jedes einzelne Individuum zu fixieren bem\u00fcht war, bewegte es sich unbewufst in gleicher Richtung mit denselben. Diese so oftmals wiederholte Bewegung wurde f\u00fcr diese Zeit habituell und setzte sich auch dann fort, als der Zug vorbei war. Das Auge wollte noch immer den ruhenden Gegenstand auf \u00e4hnliche Weise fixieren, wie es eben den bewegten zu fixieren sich gew\u00f6hnt hatte; es gleitete also bewufstlos nach der von ihm gew\u00f6hnten Richtung ab, indessen ihm der Gegenstand nach der entgegengesetzten Richtung zu entschl\u00fcpfen schien.\u201c\nErst um vieles sp\u00e4ter und ohne Pubkinje zu erw\u00e4hnen hat Helmholtz die Scheinbewegung als \u201eGesichtsschwindel\u201c dahin erl\u00e4utert, dafs der Beobachter durch das Fixieren der bewegten Objekte sich daran gew\u00f6hnt, die hierbei ausge\u00fcbten Willensimpulse als die f\u00fcr die Fixation geeigneten eines Objektes zu betrachten. Versucht er nun auf dieselbe Weise, ruhende Objekte zu fixieren, wobei er seine Augen f\u00fcr festgestellt h\u00e4lt, W\u00e4hrenddem dieselben, zufolge der angew\u00f6hnten Willensimpulse, noch die gleichen Bewegungen wie vorher ausf\u00fchren, so scheinen sich ihm nun die Objekte der vorher angeschauten Bewegung entgegengesetzt zu bewegen. Gegen die von Plateau und Oppbl aufgestellte Bedingung der Fixation eines festen Punktes w\u00e4hrend der Anschauung der objektiven Bewegung wendete Helmholtz ein, dafs die beim Hervorbringen der Erscheinung mitwirkenden minimalen Augenbewegungen zumeist unbewufst bleiben.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nA, v. Szily,\nIch habe es nicht f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig gehalten, die Jedermann bekannte \u00c4ufserung von Helmholtz teilweise getreu dem Wortlaute anzufahren, weil die Widerlegung seiner Erkl\u00e4rung das eigentliche Ziel mancher spateren, diesen Gegenstand behandelnden Arbeit war; und noch aus dem Grunde, weil niemand die von Helmholtz angegebene Beobachtung zu erkl\u00e4ren versucht hat, dafs im rollenden Eisenbahnwagen die Erscheinung tats\u00e4chlich nur bei verfolgenden Augenbewegungen zu erzielen Ut.\nAuf gleiche Art ist die Erscheinung der Nachbewegung noch von J. J. Hopfe erkl\u00e4rt worden, und denselben Sinn hat sicher auch die \u00c4ufse-rung Strickers, der ja alle Bewegungsvorstellungen auf Muskelempfindungen zur\u00fcckfBhrte.\n3. BewegungsVorstellungen infolge des Abklingens der Netzhautreizung.\nJohannes M\u00fclles war der erste, der einem physiologischen Vorg\u00e4nge im Sehorgan selbst die Vermittlerrolle bei der Wahrnehmung der Scheinbewegung zuschrieb, indem er annahm, dafs nach l\u00e4ngerer Betrachtung eines K\u00f6rpers mit reihenf\u00f6rmig bewegten Teilen, auch die Nachbilder einen Schein von Bewegung in derselben Richtung behalten, indem sie der Reih\u00bb nach verschwinden, wie sie infolge der Bewegung entstanden sind. Bei seinem Versuche mufste demgem\u00e4fs das Vorbeiziehen der Wellennach-bilder beim Sehen auf den Boden den Schein hervorrufen, als ob dieser eich in entgegengesetzter Richtung bewege.\nMehr als 50 Jahre sp\u00e4ter hat Wundt (abweichend von seinem urspr\u00fcnglichen Anschlufs an Helmholtz) als den Grund der Gesichtst\u00e4uschung gleichfalls das Vorhandensein eines wirklichen Bewegungsnachbildes angenommen, welches nach Anschauung einer Bewegung im Auge zurQck-bleibt und mit dieser gleichgerichtet ist. Das Nachbild, in der Regel zu schwach, um selbst gesehen zu werden, gen\u00fcgt dennoch, um entsprechend dem Prinzip der relativen Bewegungsvorstellung auf das fixierte ruhende Objekt die zu seiner eigenen entgegengesetzte Bewegung zu \u00fcbertragen. Dieser Ansicht ist auch sp\u00e4ter Stebn beigetreten.\n4. Das rein physiologische Bewegungsnachbild.\nPlateau sah in der Erscheinung der Nachbewegung ein neues Argument zugunsten seines Prinzipes der Oszillationen der Eindr\u00fccke. Auch bei dem Versuch mit der Spiralenscheibe wird ein Organ, das einer Erregung unterworfen war, pl\u00f6tzlich der erregenden Ursache entzogen. Nun sucht es seinen normalen Zustand wieder zu gewinnen, durch einen analogen Gang, wie den einer Springfeder, die abgelenkt aus ihrer Gleichgewichtsform, und darauf losgelassen, durch abnehmende Oszillationen in diese Form zur\u00fcckkehrt. Man mufs sich hier ins Ged\u00e4chtnis rufen, dafs Plateau zur Erkl\u00e4rung der Nachbewegung also dasselbe Prinzip heranzieht, welches er urspr\u00fcnglich auf die Erscheinungen des Nachbildes angewendet hat. Ich halte es darum f\u00fcr zweifellos, dafs er in der Nachbewegung, wiewohl er dies nicht ausdr\u00fccklich sagt, eine dem Nachbilde durchaus verwandte Erscheinung erblickt.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\t93\nDvorak zog ans seinem sinnreich zusammengestellten Experiment den Schlafs, dafs die Bewegungsnachbilder ebenso lokale Erscheinungen seien, wie die Licht- und Farbennachbilder. Weiterhin spricht er nur ganz kurz und etwas dunkel von einem eigent\u00fcmlichen Konnex benachbarter Netzhautstellen.\nZehpuss ist auf Grundlage seiner verschiedenartigen Beobachtungen der Nachbewegung bei geschlossenen Augen zu der \u00dcberzeugung gelangt, dafs die Ursache der Erscheinung in der lokalen Erregung der Netzhaut zu suchen sei. Er spricht die Vermutung aus, dafs derselben Blutstr\u00f6mungen nach jeweilig bestimmten Richtungen hin zugrunde liegen.\nErst Exneb hat den Nachbewegungserscheinungen eine weittragende Bedeutung zuerkannt. Es ht sicher, dafs er sie als richtige Nachbilder optischer Bewegungseindrflcke betrachtet, indem er sie als Belege f\u00fcr seine Lehre von der prim\u00e4ren Bewegungsempfindung des Gesichtssinnes anf\u00fchrt. Da meine eigenen Untersuchungen im wesentlichen sich gleichfalls an der Ergr\u00fcndung der Beziehungen der Bewegungsnachbilder zur optischen Bewegungsempfindung beteiligen, werde ich im Laufe dieser Abhandlung wiederholt Gelegenheit haben, auf die diesbez\u00fcglichen \u00c4u\u00dferungen Einem zur\u00fcckzukehren.\nAuch J. Hoppe erblickt in den wiederholt aufs neue einsetzenden r\u00fcckl\u00e4ufigen Scheinbewegungen den Ausdruck einer allm\u00e4hlich sich vollziehenden Erholung der stark erm\u00fcdeten Netzhaut, womit auch er das Ph\u00e4nomen der Hauptsache nach in das Bereich der Nachbilderscheinungen verweist. Etwas bedenklich ist der genauere Erkl\u00e4rungsversuch, demnach die sukzessiv hervortretenden Nachbilder durch ihre Summation die Vorstellung einer neuen Bewegung hervorrufen, indem diejenigen der letzten Bewegungsphasen zuerst (?) entstehen.\nAufserhalb des Rahmens dieser Einteilung ist hier noch einiges hinzu-zuf\u00fcgen. Zun\u00e4chst mufs ich auf Oppel zur\u00fcckgreifen, um zu zeigen, dafs dieser Autor, der sich bez\u00fcglich einer befriedigenden Erkl\u00e4rung der Nachbewegung skeptisch verhielt, schon dieselben beiden Annahmen einander gegen\u00fcber stellte, die auch heute noch um den Sieg streiten. Er fragt sich (in Unkenntnis dessen, dafs schon Johannes M\u00fclles die Erscheinung auf diese Art zu erkl\u00e4ren suchte), ob es nicht anzunehmen sei, dafs es sich um eine \u201eImpressio remanens\u201c handle, so dafs etwa das Auge eine Zeit lang, ein sich in gleicher Richtung bewegendes \u201eSpektrum\u201c bewahrend, durch Vergleichung mit diesem die ruhenden Gegenst\u00e4nde in R\u00fcckw\u00e4rtsbewegung zu sehen meint. Allein ein solches Spektrum nachzuweisen ist Oppel nicht gelungen; im Gegenteil sah er manchmal nach Betrachtung der drehenden Spirale mit zentrifugaler Bewegung bei sofort geschlossenem Auge ein \u201estrahliges Zusammenziehen\u201c. Etwas fr\u00fcher \u00e4ufsert er sich aber ebenso zweifelnd auch \u00fcber die Ansicht Plateaus. Er gesteht wohl zu, dafB die Erscheinung ein nicht unerhebliches Gewicht f\u00fcr die Oszillations-tbeorie in die Wagschale legt: scheint es doch wirklich so, als ob dem Auge eine selbst\u00e4ndige Reaktionsf\u00e4higkeit zuzuschreiben sei, verm\u00f6ge welcher dieses jedem beliebigen Gesichtseindruck einen bei l\u00e4ngerer Dauer wachsenden Widerstand entgegensetzt, und somit beim Aufh\u00f6ren des Ein-","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nA. i>. Szily.\ndrucke\u00ab nor dadurch seinen normalen Zustand wieder zu gewinne\u00bb vermag, dafs es gleich einem Pendel oder einer Springfeder die Ruhelage nach entgegengesetzter Richtung aberschreitet Jedoch st\u00f6bt men dabei sofort auf die Schwierigkeit der Frage, was man sich, physikalisch betrachtet, unter dem Einflufs des Bewegungseindruckes auf die Ruhelage des Auges vorzustellen habe, \u2014 doch wohl nicht eine wirkliche Bewegung der feinsten Teilchen der Netzhaut nach bestimmter Richtung hin? \u2014 Um so vieles sp\u00e4ter hat auch Budde eine solche wirkliche Bewegung der feinsten Netzhautteilchen in umst\u00e4ndliche Erw\u00e4gung gezogen, und ihr sogar einen gewissen Zweckm\u00e4fsigkeitsgrund zuerkannt. Allein auch er weicht vor dem zu gew\u00e4rtigenden Einwurf zur\u00fcck, dafs sich nicht angeben l\u00e4fst, wie eine solche Verschiebung der Netzhautteile Zustandekommen kann, und dafs man ihr unter Umst\u00e4nden einen unwahrscheinlich hohen Grad einr\u00e4umen m\u00fcfste. Erst nach diesen Erw\u00e4gungen entschied sich Budde f\u00fcr seine weiter oben mitgeteilte psychologische Erkl\u00e4rung.\nEs sind weit auseinandergehende Ansichten, die den hier ungeteilten verschiedenen Erkl\u00e4rungen zugrurfde liegen. Wir werden aber alsbald den Kreis derselben wesentlich enger ziehen k\u00f6nnen.\nWas die beiden Erkl\u00e4rungen der Nachbewegung als Pseudo* skopie betrifft, so mufs anerkannt werden, dafs eigentlich allein diese auf rein psychologischer Basis stehen. Sowohl die Z\u00f6llner-sche wie die BuDDEsche Erkl\u00e4rung entsprechen im allgemeinen der Auffassung, die bez\u00fcglich der Wahrnehmung von Bewegung durch den Gesichtssinn noch vor nicht langer Zeit die herrschende war. Beide sind mit anerkennenswerter logischer Sch\u00e4rfe durchgef\u00fchrt, und ich entziehe mich gerne der etwas schwierigen, aber auch nicht ganz dankbaren Aufgabe, dieselben auf ihrem eigenen Gebiete, dem der Dialektik zu widerlegen, um so mehr, da mir auf einem anderen, dem des Experimentes, Waffen von weittragender Wirksamkeit zur Verf\u00fcgung stehen, denen keinerlei Argumentation mit psychologischen Hypothesen standhalten kann. Wenn ich der bemerkenswerten Tatsache gegen\u00fcber, dafs Z\u00f6llner und Budde zwei ziemlich verschiedene seelische Vorg\u00e4nge annehmen, aus welchen sie die F\u00e4lschung des Sehens ableiten, die gen\u00fcgend zahlreichen Beobachtungen ber\u00fccksichtige, die \u00fcbereinstimmend eine direkte Beteiligung der Sinneserregung an der Erscheinung der Nachbewegung aufser Zweifel stellen, glaube ich berechtigt zu sein, die rein psychologische Erkl\u00e4rung, die auch weiter keinen Vertreter mehr gefunden hat, aus dem Kreise unserer Erw\u00e4gungen zu eliminieren.\nEbenso auch die PuEKiNJE-HELMHOLTzsche Erkl\u00e4rung. Diese","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Beicegvngsnachb\u00fcd und Bewegungtkontrast.\n95\nist ja im Grunde genommen schon von vornherein durch das einzige Experiment von Plateau f\u00fcr jedermann widerlegt, der es nicht etwa f\u00fcr m\u00f6glich h\u00e4lt, dafs bei dem Versuche mit der Spirale die Bewegung der scheinbaren konzentrischen Ringe vom Auge gleichzeitig nach allen Richtungen verfolgt werden k\u00f6nnen, oder dafs eine Scheinbewegung, die durch abweichende Augenbewegungen verursacht wird, sich auf einen umschriebenen Teil des Sehfeldes beschr\u00e4nken kann. Was von sp\u00e4teren Beobachtern gegen die HELMHOLTzsche Erkl\u00e4rung vorgebracht wurde, ist dem eigentlichen Sinne nach immer dasselbe geblieben, was schon Plateau und Oppel gezeigt haben, nur an noch auffallenderen Beispielen erwiesen : so der Versuch von Dvorak mit den konzentrischen Zonen gegenl\u00e4ufiger Spiralteile hinter aufgespannten F\u00e4den, der Versuch von Kleisee mit seiner Reihe gegenl\u00e4ufiger Strahlenscheiben, und der Spiegelversuch von j Hoppe. Sie alle beweisen, dafs Augenbewegungen mit der Scheinbewegung nichts zu tun haben, ja dafs im Gegenteil ! Augenbewegungen allein imstande sind, die Erscheinung zu verhindern.\nSomit kommen nur jene Erkl\u00e4rungsversuche in ernste Betrachtung, welche die Nachbewegung aus dem Abklingen der durch den optischen Bewegungseindruck hervorgerufenen Sinneserregung ableiten. Diesbez\u00fcglich stehen jedoch zwei verschiedene Annahmen einander gegen\u00fcber. Die eine, die sich noch auf Johannes M\u00fclleb zur\u00fcckf\u00fchren l\u00e4fst, legt der Erscheinung ein mit dem Bewegungseindruck gleichgerichtetes Bewegungsnachbild zugrunde, welches, \u00fcber ruhende Gegenst\u00e4nde hinwegziehend,, diesen den Schein der Bewegung verleiht. Die andere, von Plateau stammende, hingegen schreibt die Erscheinung direkt jenem physiologischen Vorg\u00e4nge zu, durch welchen das vom Bewegungseindruck erregte Organ allm\u00e4hlich in den Zustand der Ruhe zur\u00fcckgebracht wird. Nun ist zu bedenken, dafs aufser einem einzigen physiologischen Experiment, bei welchem Stebn ein gleichgerichtetes Bewegungsnachbild bemerken konnte, das von \u00e4ufserst kurzer Dauer ist und gelegentlich in sein Gegenteil um8chl\u00e4gt, nichts vorliegt, was die nunmehr von W\u00fcndt vertretene Ansicht st\u00fctzt, dafs die in entgegengesetzter Richtung verlaufende Nachbewegung eine Kontrasterscheinung hinter einem nicht zur Wahrnehmung gelangenden gleichgerichteten Be-wegungsnachbilde sei. Hingegen haben wir eine verh\u00e4ltnism\u00e4fsig","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\n*4. p. Szily.\ngrofse Zahl experimentell hervorrufbarer Erscheinungen kennen gelernt (unter denen das von Hoppe wahrgenommene Abklingen der Erscheinung mit unterbrochenen Phasen, selbst mit der von Bobschke und Hescheles zugemessenen Einschr\u00e4nkung, besondere Beachtung verdient), die darauf hinweisen, das schon Plateau der richtigen Erkenntnis der Erscheinung sich mehr gen\u00e4hert hat, als mancher sp\u00e4tere Forscher.\nEigene Beobachtungen.\nBei unbefangener Betrachtung des Vorhergehenden lassen Bich die Beziehungen des Bewegungsnachbildes zum optischen Bewegungseindruck schon mit einiger Sicherheit erkennen. Doch erscheint hierin noch so manche Frage unber\u00fccksichtigt, deren L\u00f6sung durch das Experiment uns nicht allein einer richtigen Beurteilung der subjektiven Erscheinung, sondern mittelbar auch dem Wesen der objektiven Bewegungswahrnehmung selbst n\u00e4her bringen mufs. Dies hat mich zur Anstellung einer Reihe von Untersuchungen veranlafst, deren Aufgabe es war, aufser der \u00dcberpr\u00fcfung der schon bekannten Versuchsergebnisse, insbesondere die formalen Beziehungen des objektiven Bewegungseindruckes zum Nachbilde, die Geschwindigkeitsgrenzen des Bewegungseindruckes, innerhalb \u25a0welcher die Erscheinung der Nachbewegung hervorzurufen ist, und das Verhalten der Erscheinung im subjektiven Sehfelde n\u00e4her zu er\u00f6rtern. Ich habe mich dabei haupts\u00e4chlich an eine umsichtige Verwertung alter bew\u00e4hrter Versuchsmittel gehalten, die so einfach sind, dafs eine Nachahmung der betreffenden Experimente keinerlei Schwierigkeiten bereiten kann, und ich erwarten darf, die mancherlei neuen Tatsachen, die ich aufgedeckt habe, bald auch von anderer Seite best\u00e4tigt zu sehen.\nF\u00fcr die Experimente mit fixiertem Blick habe ich einesteils Btrahlen- und Spiralenscheiben, anderenteils parallele Liniensysteme verwendet. Der Hauptvorzug rotierender Scheiben besteht darin, dafs ihr Zentrum, als nat\u00fcrlicher Ruhepunkt innerhalb der Bewegung, dem Auge einen viel sichereren Fixationspunkt darbietet, als die Marke am OpPELschen Anti-rheoskop oder vor der liniierten Kymographion trommel, wo die Bewegung hinter der Marke das Auge fortw\u00e4hrend anzieht.\nUm mit s\u00e4mtlichen Scheiben nicht blofs rasche, sondern","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Brtcegungsnachb\u00fcd nnd \u00dfeieegwngskontrast.\n\u00d47\nauch m\u00f6glichst langsame Bewegungseindr\u00fccke erzielen zu k\u00f6nnen, habe ich f\u00fcr die Rotation folgenden einfachen mit der Hand drehbaren Apparat konstruiert. Wie aus der Zeichnung (Fig. 1)\nc\nherv\u00f6rgeht, besteht derselbe aus einem Stativ, auf welchem drei Drehpunkte angebracht sind. Links befinden sich zwei derselben in geeigneter Entfernung vertikal \u00fcbereinander. Jeder f\u00fcr sich ist mit einem Rad und einer Rolle versehen; jedes Rad ist mit der ihm zugeh\u00f6rigen Rolle in fester Verbindung. Rechts hiervon ist in einiger Entfernung auf einer kurzen S\u00e4ule noch eine dritte Rolle angebracht. Das untere Rad und die zuletzt erw\u00e4hnte allein stehende Rolle ist mit je einer Kurbel versehen. Infolge dieser Anordnung ist der Apparat sowohl f\u00fcr rasche als f\u00fcr m\u00f6glichst langsame Bewegung eingerichtet. Die erstere ben\u00fctzt man zur gew\u00f6hnlichen Wiederholung des PLATEAUschen oder des DvoRAKschen Versuches. Zu diesem Zweck wird der Apparat mit einfachem Schnurlauf vom unteren Triebrad zur oberen Rolle gehandhabt, der in der beigegebenen Figur durch punktierte Linien bezeichnet ist, in diesem Falle sind die \u00fcbrigen,\nZeitschrift fUr Psychologie 38.\t7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nA. v. Szily.\ndurch Linien bezeichnet\u00ab]} Schnurl\u00e4ufe wegzudenken. Die langsame Drehung wird mit der erw\u00fcnschten Gleichm\u00e4\u00dfigkeit durch \u00dcbertragung mit verkehrtem Schnurlauf erzielt. Diese Anordnung ist in der Figur durch Linien versinnlicht, bei ihr f\u00e4llt der punktiert gezeichnete Schnurlauf weg. Rollen und R\u00e4der sind so berechnet, dafs auf 20 Umdrehungen der Kurbel A das Rad Cy vor welchem die Figurenscheibe angebracht wird, sich einmal um seine Achse dreht; jedoch kann man zur Erreichung mittlerer Geschwindigkeit die prim\u00e4re Umdrehung auch bei B bewerkstelligen, von wo aus eine f\u00fcnfmalige Kurbelumdrehung eine einmalige Umdrehung des Rades C erzielt. Rechts von dem Drehapparat tr\u00e4gt die Fufsplatte desselben eine schlanke S\u00e4ule mit verstellbarer Klammer, mit deren Hilfe sektorf\u00f6rmige Aus. schnitte und Diaphragmen vor der rotierenden Scheibe angebracht werden k\u00f6nnen.\nNicht minder wichtig erschienen mir aus mancherlei Gr\u00fcnden Versuche mit bewegtem Blick an ruhenden Tafeln mit auf gezeichneten Liniensystemen. Die Tafeln sind in der Ausdehnung eines Rechteckes von 25 zu 10 cm Seitenl\u00e4nge von den betreffenden Figuren bedeckt. Zur F\u00fchrung des Blickes kann man sich einer langen Knopfnadel bedienen. Die St\u00f6rung durch die Hand f\u00e4llt kaum ins Gewicht, um aber auch diese zu vermeiden, habe ich folgenden kleinen Apparat anfertigen lassen. Ein pr\u00e4sentierbrettartiges Gestell dient zur Aufnahme der Zeichnung, an beiden Seiten desselben sind drehbare Walzen angebracht, um deren Mitte der Faden geschlungen ist, der die Fixationsmarke f\u00fcr den verfolgenden Blick quer \u00fcber die Zeichnung hin und her f\u00fchrt. Die Platte des Gestelles ist 30 cm lang und 15 cm breit ; an ihren beiden Seitenr\u00e4ndem ist in der Mitte je eine \u00d6se angebracht, durch die der Faden, behufs Einhaltung der gleichen Richtung* gezogen ist. Die seitlichen Walzen haben einen Durchmesser von blofs 4 mm, damit die Aufwindung des Fadens eine recht langsame sein k\u00f6nne. Um aufserdem der Aufwindung auf der einen Walze eine gleichm\u00e4fsige Abwindung auf der anderen zu sichern, wurden an deren vorderen Enden die Kurbelr\u00e4der von je 50 mm Durchmesser durch Schnurlauf miteinander verbunden. Als Fixationsmarke dient eine auf den Faden aufgefafste Metallperle.\nF\u00fcr gewisse Untersuchungen, von denen ich einige im Verlaufe dieser Abhandlung beschreiben werde, die aber gewiEs noch","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\n99\nweiter ausgedehnt werden k\u00f6nnen, eignet eich ein Doppektreh-appar&t. Derselbe tr\u00e4gt zwei S\u00e4ulen, deren winkelf\u00f6rmiger Abstand auf beliebige Art ge\u00e4ndert und befestigt werden kann. Am oberen Ende einer jeden ist je eine gleich grofse Rolle in etwas verschiedenem, mit je einer der beiden Spuren des gemeinsamen Triebrades korrespondierendem Niveau angebracht. Diese Anordnung dient dazu, um zwei Scheiben nebeneinander mit gleicher Geschwindigkeit rotieren zu lassen. Um verschiedene Geschwindigkeiten zu erzielen, befindet sich auf dem Triebrady welches einen Radius von 10 cm hat, noch eine dritte Spur von 5 cm Radius, die mit einer der beiden Rollen verbunden werden kann; auch sind die Rollen selbst leicht abzunehmen und durch andere von beliebigem Durchmesser zu ersetzen, wodurch die Umdrehungsgeschwindigkeit der Scheiben noch innerhalb weiter Grenzen ge\u00e4ndert werden kann.\nAuch sei noch bemerkt, dafs ich mich bei meinen Versuchen fast aus9chliefslich solcher Figuren bediente, bei welchen die Konturen durch die Grenzlinien zwischen den untereinander immer gleich breiten schwarzen und weifsen Teilen der Figur gebildet and, also wirklichen Konturen am n\u00e4chsten kommen.\nVon zahlreichen Versuchen werde ich blofs die wichtigsten Gesamtergebnisse verzeichnen und ausf\u00fchrlicher nur jene beschreiben, auf die ich mich in der Zusammenfassung besondere m berufen gedenke, zu welchem Zweck diese mit fortlaufenden Zahlen in Klammem bezeichnet sein werden.\nI. Abh\u00e4ngigkeit des Bewegungsnachbildes Ton der Beschaffenheit des Beweguugseindruckes und von der Art seines Empfanges.\nNach der urspr\u00fcnglichen Erfahrung mufs der optische Bewegungseindruck, dem ein gut wahrnehmbares Bewegungsnachbild folgen soll, von einem Bewegungsvorgang stammen, der sich in einem Bezirk des Sehfeldes von gewisser Ausdehnung ahepielt, und w\u00e4hrend der Dauer der Einwirkung, wie die Bedingung Oppels lautet, \u201egleichm\u00e4fsig und in gleicher Richtung andauert\u201c. Die Umst\u00e4nde, unter welchen man die Erscheinung in der Natur zu beobachten pflegt, werden im Experiment, in richtiger Erkenntnis dessen, dafs die Vielheit und Gleichartigkeit der bewegten Elemente von wesentlichem Einflufs auf die Wirksamkeit des optischen Eindruckes sei, mit unfehlbarem Erfolg","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\n4. v. Szily.\ndadurch nachgeahmt, dafs an dem experimentierenden Auge Zeichnungen oder Figuren vorbeigef\u00fchrt werden, bestehend aus untereinander gleichartigen, dem beabsichtigten Bewegungseindruck entsprechend angeordneten Linien oder St\u00e4ben.\nDie vorhandenen Angaben \u00fcber Gestalt und gegenseitigen Abstand dieser Linien (oder St\u00e4be) bilden stets nur ein Detail in der Beschreibung des jeweilig mitgeteilten Experimentes. Eingehendere Betrachtungen \u00fcber den Einflufs der Konturenanordnung auf das zu erzielende Bewegungsnachbild finde ich nur bei einem einzigen Versuch von Bobschke und Heschei\u00e6s, durch welchen der Einflufs der Reduktion der Konturen auf die vermeintliche Geschwindigkeit des Bewegungsnachbildes gepr\u00fcft wurde. Bei meinen eigenen Versuchen mufste ich aber bald erkennen, da\u00fcis hierin noch weit wichtigere Beziehungen bestehen, die bei dem Studium des Bewegungsnachbildes in demselben Mafse in Erw\u00e4gung zu ziehen sind, wie der Einflufs der Geschwindigkeit der Bewegung und der Dauer der optischen Einwirkung. Das Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnis von letzteren beiden soll sp\u00e4ter noch besonders betrachtet werden. Da aber das Zusammenwirken s\u00e4mtlicher Faktoren eigentlich untrennbar ist, werde ich es nicht vermeiden k\u00f6nnen, auf das merkw\u00fcrdige Verh\u00e4ltnis, das zwischen ihnen besteht, schon vorgreifend einigemale zu verweisen.\n1. Formale Anordnung der Konturen.\nBei einem grofsen Teil der in Verwendung stehenden Anordnungen gelangen Bewegungen zur Geltung, die zur Richtung der Konturen senkrecht sind. Nur in diesen F\u00e4llen steht das Bewegungsnachbild in direkter Beziehung zur vorher angeschauten wirklichen Bewegung der Objekte. Bei einem guten Teil der Anordnungen ruft aber die Verschiebung der Konturen unmittelbar den Eindruck einer v\u00f6llig anders gerichteten Bewegung hervor, als der Wirklichkeit entspricht. Die Drehbewegung einer Spirale erzeugt den Eindruck einer zentripetalen oder zentrifugalen Bewegung der Konturen; die Drehung einer Schraube den Eindruck der Bewegung in der Richtung der L\u00e4ngsachse. Hier mufs nun darauf hingewiesen werden, dafs \u00fcberhaupt jede Verschiebung von Linien, die nicht senkrecht sondern schr\u00e4g zu deren Richtung stattfindet, eine abweichende Bewegungsrichtung vort\u00e4uscht. In dem Mafse aber als der Eindruck dieser schein-","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"BewegungmacMrild und Bewegungskmirast.\n101\nbaren Bewegung der Konturen denjenigen ihrer wirklichen Bewegung \u00fcberwiegt, wird die Richtung des Bewegungsnachbildes nicht durch die wirkliche Bewegung, sondern durch die scheinbare bestimmt. Unter Umst\u00e4nden geschieht es, dafs eine solche Scheinbewegung, beispielsweise als Teilerscheinung einer gr\u00f6fseren Gesamtbewegung, gar nicht zum Bewufstsein gelangt, und dennoch von dem ihm entsprechenden Bewegungsnachbilde gefolgt ist. Zum Teil ist es hierauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dafs man nach der Betrachtung etwa von Flufsstr\u00f6mungen mit ungleichem Lauf ziemlich komplizierte Nachbilderscheinungen erh\u00e4lt, die sich der Uneingeweihte im ersten Augenblick nicht recht erkl\u00e4ren kann. Aus diesem Grunde schien es mir ratsam, die Nachbilder von Bewegungseindr\u00fccken solcher Konturen etwas eingehender zu pr\u00fcfen, die mit der Bewegungsrichtung von dem rechten abweichende Winkel einschliefsen.\nDie Scheinbewegungen, die unter solchen Umst\u00e4nden der unmittelbaren optischen Wahrnehmung entsprechen, werden am besten durch einen fensterf\u00f6rmigen Ausschnitt beobachtet. Wird eine gerade Linie oder ein System gerader paralleler Linien schr\u00e4g zu ihrer Richtung verschoben (1), so bewegen sie sich scheinbar in eine Richtung, die von derjenigen der wirklichen Bewegung um so mehr ab weicht, als die Winkel, welche die Richtung dieser Bewegung und die Richtung der Linien miteinander einschliefsen, von dem rechten abweichen.\nStellt man sich die Richtung der wirklichen Verschiebung als eine die Linien schr\u00e4g durchkreuzende Gerade vor, so sind es je zwei stumpfe und zwei spitze Scheitelwinkel. Vor allem ist zu sehen, dafs die vorget\u00e4uschte Bewegung stets gegen die \u00d6ffnung jenes stumpfen Winkels hin erfolgt, welcher der Bewegungsrichtung zugekehrt ist, und dafs die Abweichung von der wirklichen Bewegung genau so viel an Winkelgraden betr\u00e4gt, wieviel die Differenz zwischen diesem stumpfen Winkel und einem rechten ausmacht. Das bedeutet soviel, als dafs bei jedweder Stellung der Linien zur Richtung der wirklichen Bewegung, der unmittelbare Bewegungseindruck stets ein solcher ist, als ob die Verschiebung der Linien senkrecht zu deren Richtung gesch\u00e4he. Nur die Elongation (E') ist eine verschiedene :\nE' \u2014 E sin a\nwobei E die Elongation der wirklichen Bewegung, a die Gr\u00f6fso","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nA. v. Sztiy.\ndes spitzen Winkels bedeutet. Die Elongation der vorget\u00e4uschteu Bewegung ist demnach in dem Mafse abnehmend, als die Richtung der wirklichen Bewegung in bezug auf die Richtung der Linien von dem rechten Winkel abweiefat. W\u00e4hrend bei rechtwinkeliger Bewegungsrichtung die optisch wahrnehmbare Elongation gleich ist der Elongation der wirklichen Bewegung, ist sie bei paralleler Bewegungsrichtung gleich Null, d. h. die parallel zu ihrer Richtung verschobenen Linien machen den optischen Eindruck der Ruhe.\nDas Bewegungsnachbild, welches die Betrachtung einer derartig schr\u00e4gen Konturenverschiebung nach sich zieht, steht ausschlie\u00dflich in Beziehung zn der jeweilig vorget\u00e4nschten Bewegungserscheinung. Wird der Blick auf eine Marke geheftet, hinter welcher ein schr\u00e4g gestelltes Liniensystem vorbeizieht, so vollzieht sich die Scheinbewegung im darauffolgenden Nachbilde stets in die Richtung, die derjenigen des gef\u00e4lschten unmittelbaren optischen Bewegungseindruckes entgegengesetzt ist, also gleichfalls senkrecht zur Richtung der Konturen, jedoch in die Richtung jener stumpfen Winkel, die von der objektiven Bewegungsrichtung abgekehrt waren (2). Das bildet nun eine sehr frappante Erscheinung, namentlich wenn man den vorhergehenden optischen Bewegungseindruck nicht durch einen fensterf\u00f6rmigen Ausschnitt, sondern frei empfangen hat, wobei die der Wirklichkeit entsprechenden Bewegungserscheinungen an den Randpartien der bewegten Figur die unmittelbare Wahrnehmung wesentlich korrigierend beeinflussen, ohne dafs diese Korrektur sich auf die Erscheinung im Nachbilde erstrecken w\u00fcrde.\nDie im Verh\u00e4ltnis zur Winkelabweichung der vorget&usehten Bewegung abnehmende Elongation, d. h. die entsprechende Verlangsamung der scheinbaren Bewegung bildet bis zu einem ziemlich entfernten Grade kein eigentliches Hindernis eines kr\u00e4ftigen Bewegungsnachbildes, denn einerseits l\u00e4fst sich durch die raschere Verschiebung des Konturensystems auch das Tempo der vorget\u00e4nschten Bewegung in dem erw\u00fcnschten Mafse beschleunigen, andererseits kann durch verl\u00e4ngerte Dauer der Anschauung, wie wir bald eingehender erfahren werden, die Reizwirkung akkumulativ erh\u00f6ht werden. Unter solchen Umst\u00e4nden l\u00e4fst sich seihst noch bei einer Winkelstellung des Liniensystems von 15\u201410\u00b0 ein gut wahrnehmbares Bewegungsnachbild erzielen, welches dann zur Richtung der stattgehabten objektiven Bewegung nahezu senkrecht verl\u00e4uft. Erst wenn die Elongation der vor-","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Baeegungmachbild uni Bewegungskon trait.\n103\nget\u00e4usohten Bewegung, infolge exzessiver Schr\u00e4gstellung der Linien eine \u00e4ufserst geringe oder endlich, bei \u00dcbereinstimmung zwischen Linienrichtung und Bewegung, gleich Null, und dadurch der unmittelbare optische Eindruck nahezu oder g\u00e4nzlich derjenige der Ruhe wird, ist das Bewegungsnachbild nicht mehr intensiv genug, um wahrnehmbar zu sein, resp. es wird gar nicht Ausgel\u00f6st.\n2. R\u00e4umliche Anordnung der Konturen.\nNach den \u00fcbereinstimmenden \u00c4ufserungen aller Beobachter geh\u00f6rt eine gewisse mittlere Dichtheit gleichm\u00e4fsig verteilter Konturen zur sicheren Wirksamkeit der Anordnung. Die Aufgabe, die ich mir bei meinen Versuchen gestellt habe, veranlagte mich, auch dieses Erfordernis etwas n\u00e4her ins Auge zu fassen.\nDas Vorbeiziehen vereinzelter oder in gr\u00f6fseren Zwischenr\u00e4umen aufeinanderfolgender Konturen erzeugt kein merkbares Nachbild, weil ein solches offenbar erst zustandekommt durch die Summierung einer gr\u00f6fseren Anzahl* gleicher Reizungen derselben Netzhautstelle, von welchen die vorhergehende noch nicht abgeklungen sein darf, bevor die folgende neue hinzutritt.1 Aub diesem Grunde k\u00f6nnen Konturenanordnungen mit weiten Zwischenr\u00e4umen im besten Falle erst dann wirksam sein, wenn die Bewegung eine so rasche ist, dafs dadurch die soeben angef\u00fchrte Bedingung erf\u00fcllt wird. In dem Mafse aber als hierzu h\u00f6here Bewegungsgeschwindigkeiten erforderlich sind, werden zugleich die einzelnen Netzhautstellen verh\u00e4ltnism\u00e4fsig fl\u00fcchtigere Eindr\u00fccke erhalten, verh\u00e4ltnism\u00e4fsig rascher abklingende, und so f\u00fcr ein Bewegungsnachbild minderwertige Reizungen erfahren. Unter solchen Umst\u00e4nden bedarf das Zustandekommen eines merklichen Bewegungsnachbildes der Summierung einer verh\u00e4ltnism\u00e4fsig immer gr\u00f6fseren Zahl von Reizungen derselben Netzhautstelle; daraus folgt, dafs die Anschauung einer solchen raschen Bewegung weitabstehender Konturen auch eine verh\u00e4ltnis-\n1 In der Berufung auf dieses Verh\u00e4ltnis der Netzhauteindr\u00fccke zum Bewegungsnachbilde m\u00f6ge kein Pr\u00e4judiz bez\u00fcglich des physiologischen Sitzes der Erscheinung gesehen werden. Im Verlaufe dieser Abhandlung werden Beobachtungen zur Mitteilung gelangen, die es in hohem Grade wahrscheinlich machen, dafs der reizempfindenden Netzhaut nur eine Vermittlerrolle beim Zustandebringen des eigent\u00fcmlichen Erregungszustandes zu fallt, dessen eigenstes Gebiet mehr in der Tiefe zu suchen ist.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nA. v. Stily.\nm\u00e4fsig l\u00e4ngere Dauer haben mufs. Mit diesem Fl\u00fcchtigerwerden der Netzhauteindr\u00fccke (das in dem zunehmenden Verschwimmen der Konturen unmittelbar zum Ausdruck gelangt) sinkt aber die Intensit\u00e4t des erreichbaren Nachbildes immer mehr herab, bis es endlich \u00fcberhaupt unmerklich bleibt.\nJe geringer hingegen der Abstand der Konturen ist, um so intensiver gestaltet sich das Bewegungsnachbild selbst schon nach k\u00fcrzerer Anschauung einer verh\u00e4ltnism\u00e4fsig langsamen Bewegung. Denn indem einerseits, durch die Verk\u00fcrzung des r\u00e4umlichen Intervalls der bewegten Konturen, die Wiederkehr des vor\u00fcberziehenden Eindruckes auf derselben Netzhautstelle in erforderlicher Zeit gesichert ist, hat andererseits die langsamere Bewegung zur Folge, dafs die Netzhauterregung eine intensivere ist, und bis zum Hinzukommen der n\u00e4chstfolgenden entsprechend weniger nachgelassen hat. Ein Teil der diese Voraussetzungen best\u00e4tigenden Versuche wird sp\u00e4ter unter anderem Gesichtspunkte ausf\u00fchrlich mitgeteilt werden.\nZur Verminderung der Distanz der Konturen auf der Radienscheibe und auf dem Liniensystem f\u00fchrt nur ein Weg: Verschm\u00e4lerung und dichtere Anordnung der Sektoren reap. Streifen. Auf der Spiralenscheibe hingegen kann man diesbez\u00fcglich zweierlei Anordnungen treffen: entweder man bedient sich einer einzigen Spirallinie mit entsprechend dichterer Aufwindung, oder eines Systems von mehreren ineinander gezeichneten gleichweiten Spirallinien. Bei der ersten Anordnung wird, bei gleichbleibender Umdrehungsgeschwindigkeit der Scheibe, die Schnelligkeit der scheinbaren konzentrischen Bewegung, je nach der allm\u00e4hlicheren Kr\u00fcmmungszunahme der Spirallinie vermindert, ohne dafs hierdurch die Wiederkehr des Eindruckes auf derselben Netzhautstelle eine zeitliche Einbufse erf\u00e4hrt. Bei der zweiten Anordnung wird die scheinbare konzentrische Bewegung durch entsprechende Beschr\u00e4nkung der Umdrehungsgeschwindigkeit verlangsamt, w\u00e4hrenddem das gleiche Zeitintervall f\u00fcr die Wiederkehr des Eindruckes auf derselben Netzhautstelle durch die entsprechende Zahl der ineinander geschalteten gleichwertigen Konturen erhalten bleibt: beispielsweise bei einer f\u00fcnfmal langsameren Bewegung einer Spirale von bestimmter Windungsweite durch deren f\u00fcnffache Ineinanderschaltung in gleichen Abst\u00e4nden. Ich gebe dieser zweiten Anordnung als der technisch weit leichter konstruierbaren den Vorzug. Bei ihr fallen auch, wie ich mich","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\n105>\n\u00fcberzeugt habe, die Fehler, die bei der Konstruktion von Spiralen unvermeidlich sind, weniger ins Gewicht. Sie wird bei einem wichtigen, bestimmenden Versuch in Verwendung kommen.\n3. Empfang des Bewegungseindruckes.\nWie durch das gleichm\u00e4fsige Vorbeiziehen der Gegenst\u00e4nde an dem ruhenden Auge, was bei den \u00e4lteren Beobachtern eine der Hauptbedingungen der Erscheinung war, so lassen sich auch durch das gleichm\u00e4fsige Hingleiten des Blickes \u00fcber ruhende Gegenst\u00e4nde Bewegungsnachbilder erzielen. Von letzterer Art sind eigentlich s\u00e4mtliche Beobachtungen auf Eisenbahn- und Schiffahrten gewesen. Allerdings wurde hier das Auge nicht durch seinen eigenen Bewegungsapparat, sondern mit dem ganzen K\u00f6rper an den ruhenden Gegenst\u00e4nden vorbeigef\u00fchrt. Auf die v\u00f6llige Gleichwertigkeit des Nachbildes, das durch F\u00fchrung des Blickes \u00fcber eine liniierte Tafel erzielt werden kann, wurde erst von Ex nee hingewiesen. Ich selbst bin mit dieser bequemen Methode zu mancherlei neuen Beobachtungen von nicht zu untersch\u00e4tzender Bedeutung gelangt.\nZu den betreffenden Versuchen werden Tafeln verwendet, \u25a0die, in entsprechender Gr\u00f6fse f\u00fcr den Brettchenapparat (S. 98) hergestellt, in der Ausdehnung eines Rechteckes von 25 zu 10 cm Seitenl\u00e4nge die Figur je eines bestimmten Liniensystems tr\u00e4gt. Figuren von so geringer Ausdehnung liefern bei weitem Konturenabstand erst nach wiederholtem Hin\u00fcberf\u00fchren des Blickes (wozu sich Exneb bei seinen Versuchen auch wirklich bequemen mufste) ein einigermafsen intensives Bewegungsnachbild. Wissend, dafs eine dichtere Anordnung das Erfordernis sowohl an die Geschwindigkeit der Blickf\u00fchrung wie an die Dauer der optischen Einwirkung herabsetzt, habe ich nun auf' meinen Tafeln aus-schliefslich Konturendistanzen von 3 oder 2 mm ins Treffen gef\u00fchrt. Infolge dieser Anordnung gelingt es in der Tat schon durch sehr langsame Blickwanderung (6\u20148 mm in der Sekunde), lange bevor noch das andere Ende der Figur erreicht ist, eine kr\u00e4ftige Nachbewegung zu erzielen.\nF\u00fchrt man den Blick mit Hilfe eines Fixationszeichens \u00fcber ein System paralleler Linien, die Richtung der Letzteren senkrecht durchquerend (8), so erh\u00e4lt man eine Nachbewegung, die der vorhergehenden Blickbewegung gleich gerichtet ist. Ich m\u00f6chte schon hier darauf aufmerksam machen, dafs bald nach","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\n.4, v. Sl ily\nBeginn der Blickwanderung, in dem Mafse als der Teil des \u25a0Gesichtsfeldes, in dem der Reiz schon empfangen wurde, sich allm\u00e4hlich \u00fcber die jenseitige Grenze der Figur hinaus erstreckt, in dieser Partie ein flimmernder Nebel wahrnehmbar wird, der mit zunehmender Intensit\u00e4t in die Richtung der Blickbewegung aus der Figur zu str\u00f6men scheint. Diesem fr\u00fchen Erscheinen des Bewegungsnachbildes ist es zuzuschreiben, dafs nicht selten gleichzeitig auch die Linien am jenseitigen Ende der Figur, trotzdem der Blick ihnen entgegengef\u00fchrt wird, zur\u00fcckzuweichen scheinen.\nAnders gestaltet sich die Nachbewegung bei den Versuchen mit schr\u00e4gen Liniensystemen (4). Sobald die Durchkreuzung \u25a0der Linien vom rechten Winkel abweicht, weicht auch die Richtung der Nachbewegung verh\u00e4ltnism\u00e4fsig immer mehr von derjenigen der Blickbewegung ab. Hier gilt nun selbstverst\u00e4ndlich alles, was schon weiter oben \u00fcber das Bewegungsnachbild schr\u00e4g zur eigenen Richtung bewegter Liniensysteme vorgebracht wurde, mit der einzigen Modifikation, dafs jetzt die Scheinbewegung im Nachbilde sich gegen die \u00d6ffnung jener stumpfen Winkel hin vollzieht, die, von den schr\u00e4gen Konturen und der als Linie gedachten Richtung der Blickwanderung eingeschlossen, dieser letzteren zugekehrt sind.\nMan kann diese Versuche mit schr\u00e4gen Linien auf mancherlei Art variieren und kombinieren. So kann man die Lage der Figuren und die Richtung der Blickbewegung und damit die Richtung der Nachbewegung beliebig \u00e4ndern. Ebenso kann man den Blick an dem einen oder an dem anderen L\u00e4ngsrande der Figur vorbeigleiten lassen, um sich davon zu \u00fcberzeugen, dafs die Nachbewegung auf deu entsprechenden Teil des Gesichtsfeldes beschr\u00e4nkt bleibt; und dergleichen mehr; woraus hervorgeht, dafs diese h\u00f6chst einfache Methode zum eingehenden Studium des Bewegungsnachbildes sich innerhalb weiter Grenzen eignet. Besondere Wichtigkeit m\u00f6chte ich hier haupts\u00e4chlich der folgenden Anordnung zuschreiben, bei welcher ich mich schon von vorn eherein der Vermutung hin gab, dafs die betreffenden Versuche gewisse intime Beziehungen zur ZoELLNERschen Pseudoskopie offenbaren werden.\nIch habe zu diesem Zweck Tafeln mit im Winkel gebrochenen Liniensystemen angefertigt. Breite und Distanz der Konturen waren die gleichen wie auf den einfachen Figuren. Auf den","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\n107\ndrei von mir verwendeten Tafeln war der von schr\u00e4gen Linien eingeschlossene Winkel 110, 90 und 80\u00b0, gleich der Verschiedenheit des Winkels, den die Querstriche auf mir bekannt gewordenen verschiedenen Reproduktionen der ZoELLNEHschen Figur miteinander einschliefsen. Wenn man \u00fcber eine dieser Figuren (Fig. 2 reproduziert in verkleinertem Mafsstab die\nWinkeltafel von 90\") ' entlang d er Linie, welche d i e Wiuke 1 spitzen miteinander verbindet, den Blick langsam gleiten l\u00e4fst (5), so erhalt man, je nachdem diese Blickbewegung gegen die Winkel\u00f6ffnungen oder gegen die W i n k e 1 s p i t z e n gerichtet war, zwei einander entgegengesetzte kr\u00e4ftige Nachbewegungen. Im ersten Falle zeigt sich im gereizten Teil desSeh-f e 1 d e s ein Zusammenziehen, i m anderen Falle ein Auseinander weich eu seines Inhaltes in verh\u00e4ltnis-m\u00e4l'gig steiler Richtung zu derjenigen der vorher\n1 Die Textfitrur selbst ist ftlr die Versuche nicht verwendbar, ebensowenig die folgenden Figuren 3 und 5. Hierzu m\u00fcssen die Zeichnungen bez\u00fcglich Ausdehnung und Konturenweite den im Text angegebenen Mnfsen entsprechend konstruiert sein. I>a die Anfertigung solcher Versuchs tafeln seitraubend und anstrengend ist, hielt es der Vorf, Dir ratsam, sie auf lithographischem Wege vervielf\u00e4ltigen zu lassen. Die drei Tafeln werden vom Verlag der Zeitschrift auf Wunsch gegen Ersatz des Portos und der Verpackung (Inland 80 Pf., Ausland Mk, 1,\u2014) nachgeliefert.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"10\u00ab\n.4. p. Siily.\nstattgehabten Blickbewegung. An diese Beobachtungen werden sich sp\u00e4ter noch andere erg\u00e4nzend ahreiben.\nZu diesem Abschnitt sind noch folgende Bemerkungen hinzuzuf\u00fcgen.\nF\u00fcr das \u00fcbliche Experiment mit bewegten Fl\u00e4chen und Objekten wurde von den meisten Beobachtern schon seit Oppel die Fixation eines ruhenden Punktes vor dem bewegten Felde gefordert ; und das kann wohl als Regel anerkannt werden. Dafs aber auch mit verfolgenden Augenbewegungen, ja unter Umst\u00e4nden nur mit solchen, ein Bewegungsnachbild gewonnen werden kann, wird durch die Tatsache bewiesen, dafs im rollenden Eisenbahnwagen niemand die Beobachtung anders anstellen kann, als wie es Helmholtz getan. Nur lehrt eine bessere Einsicht, dafs hier bei fixiertem Blick das Nachbild darum nicht ausgel\u00f6st wird, weil dabei die Konturen bis zum Verschwimmen rasch am Auge vorbeifliehen ; w\u00e4hrenddem durch verfolgende Augenbewegungen, die stets zeitweilig hinter der Flucht der Gegenst\u00e4nde Zur\u00fcckbleiben, blofs die Geschwindigkeit des Bewegungseindruckes auf jenen Grad herabgesetzt wird, der dem Entstehen eines Bewegungsnachbildes g\u00fcnstig ist. Ein genau fixierendes Verfolgen bewegter Konturen schliefst das Bewegungsnachbild mit Sicherheit aus.\nF\u00fcr das Bewegungsnachbild, das durch Blickbewegung \u00fcber ruhende Konturen erzielt wird, mufs es als Regel gelten, dafs die Bewegung eine gleichm\u00e4fsige sei. Eine solche kann willk\u00fcrlich nicht ausgef\u00fchrt werden. Wenn man zu ihrer Unterst\u00fctzung quer \u00fcber die Linientafel einen schmalen, in der ganzen L\u00e4nge mit Buchstaben oder Ziffern eng bedruckten Streifen legt, die man der Reihe nach in beliebigen Tempo abliefst (6), so entsteht kein Bewegungsnachbild, weil das Ablesen mit kurzen sprunghaften Augenbewegungen geschieht. Verfolgt man hingegen eine \u00fcber die Reihe gleichm\u00e4fsig gef\u00fchrte Nadelspitze, mag auch die Aufmerksamkeit unausgesetzt auf die daneben erscheinenden Zeichen gerichtet sein, so darf das Bewegungsnachbild mit Sicherheit erwartet werden.\nAus dem bisher Mitgeteilten geht also hervor, dafs jede gleichm\u00e4fsige Verschiebung dicht gegliederter distinkter Konturen auf der Netzhaut einen eigent\u00fcmlichen Reizzustand hervorruft, der unter der Erscheinung des Bewegungsnachbildes abklingt. Dabei ist es gleichg\u00fcltig, auf welche Art diese Konturenver-","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegung snachbild und Bewegungskontrast.\n109\nSchiebung zustandekommt. So kann man beispielsweise auch dadurch ein gut wahrnehmbares Bewegungsnachbild gewinnen, dafs man einzelne der oben verwendeten Konturensysteme in sagittaler Richtung langsam aus einiger Entfernung an das fixierende Auge heranbringt, oder von diesem ebenso entfernt (7). Zu solchen Versuchen eignet sich am besten eine Spiralenfigur oder ein System von konzentrischen Kreisen (Fig. 3 u. 6). Durch langsame Ann\u00e4herung der Figur unter steter Fixation des Zentrums (Auseinanderweichen der Konturenbilder auf der Netzhaut) erh\u00e4lt man ein schrumpfendes Bewegungsnachbild, das, auf Objekte projiziert, sich als scheinbare Verkleinerung und Entfernung derselben \u00e4ufsert; hingegen durch allm\u00e4hliche Entfernung der Figur vom Auge (Aneinanderr\u00fccken der Konturenbilder auf der Netzhaut) erh\u00e4lt man ein sich ausdehnendes Bewegungsnachbild mit scheinbarer Vergr\u00f6fserung und Ann\u00e4herung der in seinen Bereich fallenden Gegenst\u00e4nde: kurz, die beiden, dem Prinzip des PLATExuschen Spiralenversuches entsprechenden Erscheinungen.\nEndlich ist hier noch der bekannten Tatsache zu gedenken, dafs das Bewegungsnachbild sich nur auf jenen Teil des Sehfeldes erstreckt, innerhalb dessen Grenzen der vorhergehende Bewegungseindruck empfangen wurde. Eine bequeme Methode, sich hiervon zu \u00fcberzeugen, besteht darin (8), dafs man eine Strahlenscheibe hinter einem Schirm mit beliebig gestelltem sektorenf\u00f6rmigen Ausschnitt rotieren l\u00e4fst, und den auf diese Art beschr\u00e4nkten optischen Bewegungseindruck mit dem darauf folgenden Bewegungsnachbilde, bez\u00fcglich seines r\u00e4umlichen Verhaltens im Sehfelde, vergleicht. Die \u00dcbereinstimmung mit den bekannten Projektionsverh\u00e4ltnissen des Nachbildes \u00e4ufsert sich auch darin, dafs die Richtung der Scheinbewegung im Bewegungsnachbilde von der Stellung der Augen beim Empfang des Bewegungseindruckes abh\u00e4ngt: man pr\u00fcfe die Bewegungsnachbilder, die man durch die Anschauung einer Bewegung bei schr\u00e4ger Kopfhaltung erwirbt, und dann bei aufrechter Kopfhaltung ab-klingen l\u00e4fst (9). Hat man beispielsweise den Eindruck der horizontalen Verschiebung nach links eines senkrechten Linien-systemes mit schr\u00e4g nach rechts geneigtem Kopf empfangen, dann ist die Nachbewegung bei aufrechter Kopfhaltung schr\u00e4g nach rechts oben gerichtet, war der Kopf bei Entgegennahme des Bewegungseindruckes schr\u00e4g nach links geneigt, dann","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nA. v. Szily.\nist die Nachbewegung bei aufrechter Kopfhaltung schr\u00e4g nach rechts unten gerichtet. Macht man die gleichen Versuche mit horizontaler Verschiebung nach links eines von rechts obeft nach links unten (etwa um 450 geneigten) schr\u00e4gen Linien* systems, so ist die entsprechende Nachbewegung das eine Mal beil\u00e4ufig horizontal nach links gerichtet, das andere Mal beil\u00e4ufig vertikal nach unten gerichtet. \u2014\nII. Beeinflussung des Bewegungsnachbildes durch die Beschaffenheit des Projektionsgrundes, auf welchem es abklingt.\nZur Beobachtung des Bewegungsnachbildes gelangt man bekanntlich am besten durch \u00dcbertragung des Blickes von der bewegten auf eine ruhende Fl\u00e4che; wobei es von Vorteil ist, wenn letztere keine sehr auffallende, die Aufmerksamkeit besonders fesselnde Einzelheiten dem Auge darbietet. Starke Konturen widersetzen sich dem Zuge des Bewegungsnachbildes und behindern seine Wahrnehmung. Um so merkw\u00fcrdiger ist die Tatsache, dafs es doch nur dann am leichtesten zu beobachten ist, wenn das zweite Sehfeld von irgend einem objektiven Inhalt erf\u00fcllt ist. Am besten eignet sich eine zartgemusterto Tapete als Projektionswand. Nach vielen Richtungen ist diese Art der Beobachtung f\u00fcr das Studium der Erscheinung unentbehrlich. In mancher Hinsicht ist es aber wichtig, sich von ihr zu entfernen, d. h. die Mitwirkung der objektiven Gesichtseindr\u00fccke im zweiten Sehfelde zu beeinschr\u00e4nken und zu eliminieren.\nDies wurde bei den folgenden Versuchen durch stufenweise Herabsetzung der Beleuchtung bis zur v\u00f6lligen Verdunkelung des zweiten Sehfeldes erzielt. Bez\u00fcglich der sonstigen Anordnung sei bemerkt, dafs auch hier jedweder optische Bewegungseindruck, der erfahrungsgem\u00e4fs ein gutes Bewegungsnachbild vermittelt, ben\u00fctzt werden kann. Lediglich aus R\u00fccksicht auf die Vereinfachung der Beschreibung bezieht sich meine Mitteilung auf die Beobachtungen mit einer rotierenden Strahlenscheibe, die bei einem Durchmesser von 30 cm in 40 abwechselnd schwarze und weifse gleichbreite Sektoren geteilt ist. Diese Scheibe mufs immer gut beleuchtet sein. Zu diesem Zweck wird eine elektrische Gl\u00fchlampe derart durch einen innen weifslackierten, aufsen geschw\u00e4rzten Mantel verh\u00fcllt, dafs ihr Licht blofs auf die bewegte Fl\u00e4che f\u00e4llt, hingegen sowohl vom Beobachter wie von","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bswegungskontrast.\tIll\nder Wand, auf welcher die Nachbewegung in Erscheinung treten soll, abgehalten ist. So lange nun diese Wand von anderer Quelle her noch stark genug beleuchtet ist, dafs man die auf ihr befindlichen Konturen deutlich sehen kann, scheinen nur diese sich an der Scbeinbewegung zu beteiligen. Wird aber das die Wand erhellende Licht allm\u00e4hlich herabgesetzt (10), so be-ginnt schon bei einigermafsen erheblichem Unterschied der Beleuchtung, nach langsamer Drehung der Scheibe, deren Nachbild den objektiven Inhalt des zweiten Sehfeldes wie ein Schleier zul verdecken und mit diesem zugleich sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen. War die angeschaute Bewegung eine verh\u00e4ltnism\u00e4ssig zu rasche, dann ist es blofs mehr ein nebelartiger Schleier, der \u00fcber den Objekten des zweiten Sehfeldes-erscheint und durch seine rasche entgegengesetzte Bewegung auff\u00e4llt. Es mufs jedoch bemerkt werden, dafs dieses wirkliche-Nachbild der Figur nur verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kurze Zeit sichtbar bleibt, die Scheinbewegung selbst aber an den alsbald deutlicher hervortretenden Objekten mit allm\u00e4hlich abnehmender Intensit\u00e4t noeh wesentlich l\u00e4nger fortdauert. Photometrische Bestimmungen des Unterschiedes zwischen der Beleuchtung der rotierenden Scheibe und der Projektionswand, bei welchem zun\u00e4chst jene\u00bb wirkliche bewegliche Nachbild sich geltend zu machen beginnt* sind f\u00fcr diese Versuche aus dem Grunde unterblieben, weil es sich bald herausstellte, dafs dieser Unterschied, je nach der individuellen Empfindlichkeit des Beobachters f\u00fcr Nachbilder, jo nach dem momentanen Adaptationsstadium des Sehorgans und je nach der Reizempf\u00e4nglichkeit desselben infolge fortgesetzter Versuche ein sehr variabler sein kann. Am eindringlichsten, gestaltet sich die Erscheinung, wenn man den Versuch im Dunkelzimmer anstellt und den Kontrast zwischen der beleuchteten bewegten Fl\u00e4che und dem dunkeln Projektionsgrund dadurch m\u00f6glichst auf das Maximum erh\u00f6ht, dals man letzteren, mit schwarzem Sammt verh\u00e4ngt (11). Wenn man unter diesen Umst\u00e4nden den Eindruck einer sehr langsam rotierenden Sektorenscheibe durch einige Sekunden mit fixiertem Blick empfangen hat, dann sieht man bei pl\u00f6tzlicher \u00dcbertragung des Blickes auf die schwarze Wand sofort das deutliche Nachbild der bewegten Fl\u00e4che mit rapider entgegengesetzter Bewegung abklingen. Dasselbe ist nur von kurzer Dauer; nach seinem Verschwinden sieht man die gleiche Bewegung noch eine Zeit lang in Form eines","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nA. c. Szily.\naus feinen Lichtp\u00fcnktchen gebildeten nebelartigen Stromes oder Wirbels fortbestehen. Dafs aber auch diese Erscheinung im Dunkelraum fr\u00fcher aufh\u00f6rt, als die ihr zugrunde liegende Sinneserregung, geht daraus hervor, dafs, wenn man unmittelbar nach \u2022dem Aufh\u00f6ren der erw\u00e4hnten Erscheinung, den Blick auf eine jFl\u00e4che mit eben noch deutlich sichtbarem Inhalt richtet, die .Nachbewegung noch einige Zeit wahrnehmbar zu sein pflegt.\nEinige Forscher haben sich darauf beschr\u00e4nkt, die in ent-.^egengesetzter Richtung verlaufende Nachbewegung mit unverwandtem Blick auf der in ihrer Bewegung angehaltenen Scheibe .selbst zu beobachten. Mit R\u00fccksicht hierauf ist der folgende Versuch von besonderem Interesse (12). Man beschr\u00e4nkt die Ausdehnung des objektiven Bewegungsbildes dadurch, dafs man \u25a0ein Diaphragma aus schwarzem Karton mit zentralem rundem Ausschnitt von etwa 8 cm Durchmesser hart an die Strahlen-acheibe h\u00e4lt. Nach einiger Betrachtung entfernt man sich pl\u00f6tzlich, mit Beibehaltung der Fixation des Zentrums, um 10\u201415 cm von der Scheibe, indem man dieselbe zugleich Stillstehen lftfst. Man sieht dann sofort die r\u00fcckl\u00e4ufige Scheinbewegung nicht blofs in dem sichtbaren Teil der Scheibe selbst, sondern auch dar\u00fcber hinaus auf dem schwarzen Karton in einer den Ausschnitt umgebenden ringf\u00f6rmigen Zone, deren Ausdehnung genau den ver\u00e4nderten Projektionsverh\u00e4ltnissen entspricht. Hierbei kann man nun aus dem Unterschiede der Intensit\u00e4t der Scheinbewegung auf dem sichtbaren Teil der Scheibe selbst und in der sie umgebenden Zone den behindernden Einflufs der Konturen kennen lernen. W\u00e4hrend die pl\u00f6tzlich angehaltene Sektorenscheibe sich nur tr\u00e4g zur\u00fcckzudrehen scheint, vollzieht sich die Scheinbewegung in ihrer Umgebung mit geradezu st\u00fcrmischem Anlauf. Was aber hier an der Bewegung eigentlich teilnimmt, das sind nicht so sehr die feinen P\u00fcnktchen und F\u00e4serchen des Papiers, als vielmehr wiederum jener obenerw\u00e4hnte subjektive Nebelstrom.\nIII. \u00dcber das Verh\u00e4ltnis der Scheinbewegung im Nachbilde zur Geschwindigkeit der angeschauten Bewegung und znr Dauer ihrer optischen Einwirkung.\nIn bezug auf die Geschwindigkeit der angeschauten Bewegung, die zur Erzielung eines wahrnehmbaren Bewegungsnachbildes erforderlich ist, sind nur sp\u00e4rliche Angaben zu finden. Wie es scheint, haben sich die meisten Beobachter bei ihren","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachb\u00fcd und Beu>rgungikontra\u00bbt.\n113\nVersuchen an den von Oppel aufgestellten Erfahrungssatz gehalten, demgem\u00e4fs die angeschaute Bewegung eine ziemlich rasche sein niufs.\n\u00dcber die \u201eGeschwindigkeit\u201c des Bewegungsnachbildes sind erst in neuester Zeit Untersuchungen von Boeschke und Hescheles angestellt worden. Ich vermag aber nicht zu erkennen, dafs \u25a0diese Forscher durch ihre (in dem einleitenden Bericht dieser Arbeit (S. 87) kurz beschriebenen) Experimente die gew\u00fcnschten Aufschl\u00fcsse tats\u00e4chlich gewonnen haben. Wenn ich vorschrifts-m\u00e4fsig durch einen Ausschnitt zwei einander im rechten Winkel schneidende parallele Stabsysteme betrachte, die beide senkrecht auf die Richtung der Linien bewegt werden, erhalte ich den Eindruck einer neuen Bewegung, die durch die Schnittpunkte und die sie verbindenden Liniensegmente vollzogen wird. Die Richtung dieser Scheinbewegung h\u00e4ngt ab einerseits von den Linienabst\u00e4nden der zusammenwirkenden Systeme, andererseits von der relativen Bewegungsgeschwindigkeit derselben. Die Bewegung ist in Wirklichkeit eine kombinierte, aber der Bewegungseindruck selbst ist ein einfacher, und diesem allein entspricht \u25a0das Bewegungsnachbild. Nichts vermag zu beweisen, dafs auch \u25a0dieses, ebenso wie die Scheinbewegung der Liniensysteme, erst aus der Kombination zweier, den objektiven Bewegungskomponenten entsprechenden, senkrecht zueinander verlaufenden Bewegungsnachbildern zustande komme, wie es Boeschke und Hescheles annahmen.1 Wenn aber diese Annahme unbegr\u00fcndet\n1 Dafs die Verwertung dieser Versuchsanordnung f\u00fcr die von den gewannten Autoren beabsichtigten Messungen nicht einwandfrei ist, geht \u25a0schon daraus hervor, dafs man eine solche, durch Wanderung der Schnittpunkte vorgetauschte Bewegung auch durch Verschiebung blofs eines Liniensystems hinter einem zweiten ruhenden bewerkstelligen kann, -demzufolge dann das darauf folgende Bewegungsnachbild genau in demselben Mafse, wie bei dem Versuche mit den kombinierten Bewegungen zweier Liniensysteme, bez\u00fcglich seiner Richtung, von jenem \u201eabweicht\u201c, welches der wirklichen Bewegung des Linien-systems entsprechen w\u00fcrde. Zur Anstellung der Versuche benutzte ich einen 40 cm langen Papierstreifen, der ein System von 1 mm breiten und 7 mm distanten parallelen Linien trug, und davor einen quadratischen Ausschnitt von l\u00f6 cm Seitenlange, der durch ein System von ebenso breiten rqnd distanten, um 46\u00b0 geneigten, schwarzen Staben abgeschlossen war. Bei Richtung dieser ruhenden Gitterstabe von links-oben nach rechts-unten erzeugt die Verschiebung des Papierstreifens mit vertikalen Linien \"von links nach rechts eine vorgetauschte Bewegung von links-Zeitschrift f\u00fcr Psychologie SS.\t8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nA. V. Stily.\nist, dann sind es auch die Schl\u00fcsse, die aus den an sich korrekten Beobachtungen auf die Geschwindigkeit des Nachbildes gezogen werden. Dies gilt namentlich von dem Satz, dafs die Geschwindigkeit des Nachbildes der des Vorbildes proportional sei.\nVor allem behaupte ich, dafs f\u00fcr die wissenschaftliche Behandlung nicht die Geschwindigkeit der Scheinbewegung, sondern die Intensit\u00e4t des jeweiligen Bewegungsnachbildes in Betrachtung kommt. Wenn man die Nachbilder von optischen Bewegungseindr\u00fccken verschiedener Geschwindigkeit m\u00f6glichst frei von Mitbeteiligung objektiver Netzhauteindr\u00fccke abklingen l\u00e4fst, wie ich oben gezeigt habe, f\u00fchlt man sofort die Unsicherheit des Urteiles \u00fcber den Unterschied ihrer \u201eGeschwindigkeit\u201c., Dafs \u00fcbrigens in dem Tempo der Scheinbewegung an. ruhenden Objekten auch nicht einmal die Intensit\u00e4t des Bewegungsnach-bildes unbeeinflufst zur Geltung gelangt, geht schon aus vorhergehenden Betrachtungen hervor : beispielsweise vollzieht sich die Scheinbewegung unter der Einwirkung desselben Nachbildes an gut. beleuchteten, kr\u00e4ftig hervortretenden Konturen viel langsamer, als an schwach beleuchteten zarten Konturen. Weit wichtiger ist aber noch die Tatsache, dafs selbst die Intensit\u00e4t des Bewegungsnachbildes nur sehr\noben nach rechts unten. Empfangt man den Eindruck dieser Schein-bewegung mit fixiertem Blick, so erzielt man einBewegungsnachbild,. das von rechts-unten nach links-oben zieht. Selbstverst\u00e4ndlich ist auch bei Verschiebung des Streifens mit horizontalen Linien von oben nach unten die Richtung der vorgetauschten Bewegung und demgemODs auch diejenige des Bewegungsnachbildes dieselbe, wie bei dem vorhergehenden Versuch. Aus diesen Beobachtungen geht hervor, dafs allein die Scheinbewegung der Schnittpunkte und Liniensegmente, mag dieselbe durch die Konkurrenz zweier sich kreuzender, bewegter Liniehsysteme, oder durch die Kreuzung eines bewegten und eines ruhen-' den Systems Zustandekommen, die Richtung des Bewegungsnachbildes bestimmt. \u00dcbrigens mufs ich bemerken, dafs ich diese schein-' bar abweichende Richtung genau nach Winkelgraden anzugeben, niemals recht imstande war. Es ist f\u00fcr mich auch nicht gleichg\u00fcltig, ob der Versuch mit vertikaler oder mit horizontaler Verschiebung des Streifens angestellt wird. Im ersten Falle sehe ich die Abweichung gew\u00f6hnlich in \u00fcbertriebenem Mafse, indem mir die Bewegung des Nachbildes fast vertikal zu verlaufen scheint; im letzten Falle sch\u00e4tze ich sie verh<nismftfsig ge-' ringer; sogar erschien es mir hier zuweilen, als ob das Bewegungsnachbild bogenf\u00f6rmig verlaufen w\u00fcrde, indem es nach einem momentanen mehr-eenkrechten Ansatz sich erst dann zur Seite neigt.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Btwegungtnachb\u00fc\u00e2 und Bewegungtkontrast.\n11^\nbedingungsweise von der Geschwindigkeit des optischen Bewegungseindruckes abh\u00e4ngt, wie wir aas1 dem Folgenden ersehen werden.\n1. Beobachtungen, die zur oberen Grenze des Bewegungsnachbildes f\u00fchren.\nUm das Verh\u00e4ltnis des Bewegungsnachbildes (der Scheinbewegung im Bereiche desselben) zur angeschauten Bewegung genauer kennen zu lernen, habe ich anfangs mehrfache Versuche mit je zwei parallelen, gleichweiten und ungleichweiten Systemen gerader Linien angeBtellt, die dicht nebeneinander in derselben Richtung (senkrecht auf die Linien) mit beliebiger Geschwindigkeit bewegt werden konnten. Das Ergebnis brachte aber keine befriedigende L\u00f6sung der aufgestellten Frage : eine Tatsache, die einigermafsen Aufmerksamkeit verdient, namentlich was die Erscheinungen betrifft, die sich bei den Bewegungs-nacbbildem ungleich weiter Konturensysteme einstellten. War die Bewegung beider eine gleichm\u00e4\u00dfige aber sehr langsame, so war gew\u00f6hnlich nur in dem einen Halbfelde, das dem engeren System entsprach, die zu erwartende Nachbewegung vorhanden, w\u00e4hrend in dem anderen scheinbare Ruhe war, oder sogar etwas wie Verschiebung in entgegengesetzter Richtung.1 Wurde die Bewegungsgeschwindigkeit beider Systeme gleichm\u00e4fsig erh\u00f6ht, bis die Bewegungsnachbilder in beiden Halbfeldem vorhanden waren, so war die Intensit\u00e4tsverschiedenheit derselben schon nicht mehr mit Sicherheit abzusch\u00e4tzen. \u00c4hnlich gestalteten sich die Beobachtungen auch bei gleich weiten, aber mit verschiedener Geschwindigkeit bewegten Systempaaren. Aus diesem Grande sah ich mich bald veranlafst, diese Art der direkten Vergleichung, von der ich mehr erwartet hatte, aufzugeben.\nVorl\u00e4ufig mufs ich es noch als die verl\u00e4fslichste Methode betrachten, eine Anzahl gegebener optischer Bewegungseindr\u00fccke auf die ihnen entsprechenden Nachbilder einzeln zu pr\u00fcfen, und diese aus dem Ged\u00e4chtnis miteinander zu vergleichen. Wenn man sich die n\u00f6tige Zeit g\u00f6nnt, diese Versuche in geh\u00f6rigen Intervallen einigemale zu wiederholen, so gewinnt man ziemlich tiefe Einblicke in das zu ergr\u00fcndende Verh\u00e4ltnis. Die Aufgabe\n1 Kontrast im Bewegungsnachbilde. Eingehenderes \u00fcber diese Erscheinung unter derselben Aufschrift 8. 122 ff.\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\n.4. c. Siiiy.\nblieb zun\u00e4chst dieselbe, wie bei den oben erw\u00e4hnten, diesbez\u00fcglich vergeblichen Versuchen: 1. den Unterschied der Intensit\u00e4t jener Bewegungsnachbilder kennen zu lernen, die durch gleichlang dauernde Anschauung einer gleichgeschwinden Bewegung von Konturen verschiedener Distanz erzielt werden, 2. zu eruieren, ob und in wie weit es m\u00f6glich ist, ebenfalls bei gleich bleibender Dauer der Anschauung, mit diesen verschieden weiten Konturensystemen, durch entsprechendes Ausmafs der Bewegungsgeschwindigkeit , Bewegungsnachbilder von \u00fcbereinstimmender Intensit\u00e4t hervorzurufen.\nMit diesem Ziel im Auge bin ich zu den Versuchen mit rotierenden Strahlenscheiben zur\u00fcckgekehrt. Zur Verwendung gelangten drei gleich grofse Scheiben, von welchen die eine 40, die andere 20, die dritte 10 schwarzweifse Sektorenpaare enth\u00e4lt. Ich werde in folgendem der K\u00fcrze halber diese Scheiben, der hier gegebenen Reihenfolge entsprechend, als Scheibe I, II und III bezeichnen. Der Projektionsgrund f\u00fcr das Bewegungsnachbild war eine zart gemusterte Tapetenwand. Die Versuche wurden mit vielfachen Wiederholungen stets nur des Morgens in hellem Tageslichte, und zwar jeder einzelne mit v\u00f6llig ausgeruhtem Auge ausgef\u00fchrt. (Ich mache hier abermals darauf aufmerksam, dafs das erm\u00fcdete, wie das dunkel adaptierte Auge f\u00fcr Bewegungsnachbilder in erh\u00f6htem MaTse suszeptibel ist, so vorzugsweise am Abend oder in der Dunkelkammer bei k\u00fcnstlicher Beleuchtung). Ich beschr\u00e4nke mich darauf, blofs eine als zweckdienlich erachtete engere Auswahl der zahlreichen Versuchsergebnisse mitzuteilen.\nZur Grundlage der Vergleichung nahm ich zun\u00e4chst das ziemlich kr\u00e4ftige Bewegungsnachbild, das man von der Scheibe I durch die Einwirkung einer Viertelumdrehung in der Dauer von 15 Sek., also bei einer Rotationsgeschwindigkeit von 6\u00b0 in der Zeitsekunde erh\u00e4lt. Diese willk\u00fcrlich gew\u00e4hlte Dauer der Einwirkung wurde bei s\u00e4mtlichen Versuchen der ersten Reihe beibehalten (18).\nErgebnis: Von der Scheibe II erh\u00e4lt man bei gleicher Rotationsgeschwindigkeit nach 15 Sek. nur eine ganz schwache, von der Scheibe III eine kaum bemerkbare Nachbewegung. Um eine Nachbewegung von nahezu gleicher Intensit\u00e4t zu erzielen, bedarf es bei der Scheibe II wenigstens einer halben","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungtkontrast.\n117\nUmdrehung, was einer Rotationsgeschwindigkeit von wenigstens 12\u00ae in der Zeitsekunde gleichkommt, bei der Scheibe III wenigstens eine volle Umdrehung, was einer Rotationsgeschwindigkeit von wenigstens 24\u00b0 in der Sekunde entspricht. In den beiden F\u00e4llen schien den Beobachtern oft genug die Nachbewegung erst dann derjenigen von Scheibe I an Intensit\u00e4t irgendwie gleichzukommen, wenn die Umdrehungsgeschwindigkeit noch betr\u00e4chtlich erh\u00f6ht war : so bei der Scheibe II bis zu 8/* Umdrehung, bei der Scheibe HI sogar bis zu zwei vollen Umdrehungen innerhalb 15 Sek. Bemerkenswert ist \u00fcberdies noch, dafs der subjektive Inhalt der drei Bewegungsnachbilder auf v\u00f6llig dunklem Projektionsgrund eigentlich niemals ganz gleich wird: dem Bewegungseindruck der dichteren Strahlenfigur entspricht immer auch ein merklich dichterer Nebelwirbel im Nachbilde. * Aus diesen Versuchen geht zun\u00e4chst hervor, dafs zur Erzielung eines nahezu gleich intensiven Bewegungsnachbildes innerhalb einer bestimmten Zeit, bei zunehmender Distanz der bewegten Konturen, eine erh\u00f6hte Geschwindigkeit der angeschauten Bewegung erforderlich ist. Im grofsen und ganzen stellt sich f\u00fcr diese Versuchsreihe heraus, dafs die Erh\u00f6hung der Geschwindigkeit wenigstens eine solche sein mufs, dafs innerhalb eines gleichen Zeitraumes stets eine gleiche Zahl von Bewegungsbildern \u00fcber dieselbe Netzhautstelle gef\u00fchrt wird.\nWar aber die Geschwindigkeit des Bewegungseindruckes schon beim Grundversuch eine h\u00f6here, so wird, bei zunehmender Konturenweite der rotierenden Scheiben, die erw\u00e4hnte Verschiedenheit des Inhaltes des Bewegungsnachbildes immer auffallender, was sich bei der \u00fcblichen Projektionsart f\u00fcr das Urteil des fl\u00fcchtigen Beobachters als vergleichsweise geringere Geschwindigkeit geltend macht. Nimmt man beispielsweise zur Grundlage der Vergleichung das Bewegungsnachbild, welches man durch die Betrachtung einer ganzen Umdrehung der Scheibe I innerhalb 15 Sek. erh\u00e4lt \u2014 ein Bewegungsnachbild , das durch weitere Steigerung der Geschwindigkeit, bevor die Scheibe zu flimmern beginnt, kaum mehr an Intensit\u00e4t gewinnt (14), so erh\u00e4lt man mit den Scheiben II und III, namentlich mit letzterer, durch keinerlei Erh\u00f6hung der Umdrehungsgeschwindigkeit mehr ein Bewegungsnachbild, das jenem ersten an Intensit\u00e4t gleichkommt.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nA. v. Szily.\nEine bemerkenswerte Form nimmt das Bewegungsnachbild \u00ablier drei Scheiben an, wenn die Rotation bis su ziemlich starkem Flimmern derselben gesteigert wird (15). F\u00fcr eine sichere Gewinnung dieser Erscheinung mufs die Scheibe I etwa einen halben, die Scheibe II einen ganzen Umlauf, die Scheibe III zwei Uml\u00e4ufe innerhalb einer Sekunde vollenden. Dann orscheint schon w\u00e4hrend der Betrachtung der objektiven Bewegung sehr bald auf der rotierenden Scheibe ein nebelartiger Schleier, der sich nach der Drehungsrichtung hin, in auffallendem Mafse langsamer als die Scheibe selbst bewegt. Dieser Nebel erh\u00e4lt sich auch eine Zeitlang als Inhalt des Bewegungsnachbildes (besonders auf verh\u00e4ltnism\u00e4fsig dunklem Projektionsgrunde) in Form einer \u00abus Lichtflimmer bestehenden, der Dichtigkeit der rotierenden Strahlenfigur entsprechend, mehr weniger reich gezackten Stem-figur, die sich ebenfalls in verh\u00e4ltnism\u00e4fsig langsamem Tempo in die entgegengesetzte Richtung zur\u00fcckbewegt.\nBei weiterer relativer Steigerung der Umdrehungsgeschwindigkeit wird das Flimmern der Scheibe immer schw\u00e4cher. In demselben Mafse verlieren auch die betreffenden Bewegungsnachbilder an Intensit\u00e4t. Sie bleiben jedoch erst dann v\u00f6llig aus, wenn die Rotationsgeschwindigkeit der Scheiben eine so hohe ist, dafs die Konturen v\u00f6llig verschwimmen, und die Strahlenfigur als v\u00f6llig gleichm\u00e4fsig graue Fl\u00e4che erscheint. Hiermit ist f\u00fcr jede der drei Strahlenfiguren die obere Geschwindigkeitsgrenze erreicht, bis zu welcher die Bewegung der Konturen ein Bewegungsnachbild heryorzurufen imstande ist.\n2. Beobachtungen, die zur unteren Grenze des Bewegungsnachbildes f\u00fchren.\nUm die bisher er\u00f6rterten Verh\u00e4ltnisse aufzudecken, war es w\u00fcnschenswert, alle hierzu n\u00f6tigen Versuche bei je gleicher Dauer der optischen Einwirkung der Bewegung auszuf\u00fchren. Nicht minder wichtig ist aber auch die Beeinflussung des Bewegungsnachbildes durch eine verschiedene Dauer der optischen Einwirkung.\nIch kann es hier f\u00fcglich unterlassen, \u00fcber die zur Beleuchtung dieser Verh\u00e4ltnisse angestellten zahlreichen Versuche besonders zu berichten. Die Anordnung derselben ergibt sich aus der Fragestellung und ist innerhalb weiter Grenzen variabel. Alle f\u00fchren","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Bewtgungmachb\u00fcd und Bewegungtkontrast.\n119\nzu dem gleichen Ergebnis, das sich in zwei S\u00e4tzen ersch\u00f6pfend Ausdr\u00fccken l\u00e4fst: 1. Durch die Verl\u00e4ngerung der Dauer des \u00abptischen Bewegungseindruckes wird die Intensit\u00e4t des Bewegungsnachbildes bis zu einer gewissen Grenze gesteigert, 2. die Verlangsamung des optischen. Bewegungseindruckes erfordert zur Erzielung des Bewegungsnachbildes eine entsprechende Verl\u00e4ngerung der Einwirkungsdauer. Diese beiden S\u00e4tze lassen sich in einen bedeutungsvollen dritten zusammenfassen: Sehr langsame optische Bewegungseindr\u00fccke rufen noch kr\u00e4ftige Bewegungsnachbilder hervor, wenn die Einwirkungsdauer gen\u00fcgend verl\u00e4ngert wird. Von hier aus n\u00e4hern wir uns jetzt einer wichtigen Erkenntnis, n\u00e4mlich der Feststellung der unteren Geschwindigkeitsgrenze, von welcher angefangen einer optisch wahrnehmbaren Bewegung ein Bewegungsnachbild folgt.\nMan darf wohl als sicher annehmen, dafs die untere Grenze der unmittelbaren optischen Bewegungswahrnehmung an eine gegen die Peripherie hin zunehmende, jedoch zonisch bestimmte Bewegungsgeschwindigkeit gebunden ist. F\u00fcr das direkte Sehen hat Aubert eine Winkelgeschwindigkeit von 1\u20142 Min. angegeben. Aufserdem wurde gefunden, dafs 200 vom Netzhautzentrum entfernt erst eine f\u00fcnffach h\u00f6here Geschwindigkeit den unmittelbaren Eindruck der Bewegung hervorruft. Weitere genaue Feststellungen der lokalen Beziehungen zwischen Geschwindigkeix and Wahrnehmung der Bewegung in den exzentrischen Teilen des Sehfeldes sind mir nicht bekannt Demgegen\u00fcber glaube ich mich damit begn\u00fcgen zu k\u00f6nnen, auch die Frage, ob die untere Grenze des Bewegungsnachbildes mit der unteren Grenze der unmittelbaren optischen Bewegungswahrnehmung auf irgendwie gleicher Stufe steht, vorl\u00e4ufig ebenfalls nur durch einen Durchschnittsversuch zu entscheiden.\nIch hielt es f\u00fcr geboten, hier solche Konturenanordnungen zu verwenden, die auf der ganzen Fl\u00e4che einen Bewegungseindruck von gleichm\u00e4fsiger Geschwindigkeit vermitteln. Derartige sehr langsame Konturenverschiebungen lassen sich durch Liniensysteme auf derKymographiontrommel und durch rotierende Spiralenscheiben erzielen. Ich wiederhole nun, was ich schon eingangs bei der Beschreibung der von mir ben\u00fctzten Apparate, vorgebracht habe. Nachdem ich mich davon \u00fcberzeugt hatte, dafs f\u00fcr ganz langsame Bewegungseindr\u00fccke, die durch l\u00e4ngere","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\n.A, \u00bb, Stil\u00ff.\nZeit mit fixiertem Blick zu empfangen sind, die linierte Kyrno-graphiontrommel keine gl\u00fcckliche Wahl sei, weil das Vorbeiziehen der Konturen hinter der Fixationsmarke das Auge bald zu unwillk\u00fcrlichen Mitbewegungen veranlafst, sah ich mich auf die Ben\u00fctzung rotierender Scheiben hingewiesen, die in dem nat\u00fcrlichen Ruhepunkt ihres Zentrums dem Auge einen unvergleichlich sichereren Fixationspunkt darbieten. Dafs bei diesen die zentrale Stelle des Sehens, bez\u00fcglich ihres Verhaltens Bewegungseindr\u00fccken gegen\u00fcber, von dem Versuche g\u00e4nzlich ausgeschlossen bleibt, ist richtig; allein es darf nicht \u00fcbersehen werden, dafs alle nicht mit dem Blick verfolgten Bewegungserscheinungen sich ja ohnehin zum gr\u00f6fsten Teil im exzentrischen Sehen abspielen, auf dessen ausschliefsliche Ber\u00fccksichtigung speziell der hier geplante Versuch im Interesse seiner Kompetenz absichtlich beschr\u00e4nkt wird. \u00dcber die Anordnung der von mir ben\u00fctzten Spiralentafeln habe ich mich schon im allgemeinen ge\u00e4ufsert. Als am besten f\u00fcr den vorliegenden Zweck geeignet fand ich Systeme von mehrfach ineinander gezeichneten gleichweiten Spirallinien. Die von mir zumeist ben\u00fctzte Scheibe tr\u00e4gt eine solche f\u00fcnffach ineinander gezeichnete Spirale von 2 mm Linienbreite und 20 mm Distanz der einander entsprechenden Konturen derselben Spirale, so dafs die einzelnen Konturen des ganzen Systems ziemlich genau 2 mm voneinander abstehen. Dieses Spiralensystem, um zwei Mittelpunkte gezeichnet, ist hier in verkleinertem Mafsstab (Fig. 3)1 dargestellt. Weit entfernt von einer ideal konstruierten archimedischen Spirale, gibt sie doch, wenn man den Drehpunkt genau in der Mitte zwischen den markierten Doppelzentren anbringt, eine Scheinbewegung der Konturen, die bei keinem Grad der Umdrehungsgeschwindigkeit auffallende Ungleichm\u00e4fsigkeiten in der Konturenverschiebung merken l\u00e4fst. W\u00e4hrend einer vollen Umdrehung dieser Scheibe verschieben sich die Konturen der Spirale scheinbar um 20 mm. Kennt man die Umdrehungsgeschwindigkeit der Scheibe, so kennt man auch die Geschwindigkeit der Konturenverschiebung. Ich habe es nun sowohl an mir, wie an anderen experimentell festzustellen gesucht, wie niedrig die Geschwindigkeit sein darf, um-dennoch eine deutlich wahrnehmbare Nachbewegung hervorzurufen. Dabei hat sich nun herausgestellt, dafs diese Wirksamkeit\n1 S. Anmerkung zu Fig. 2 (S. 107).","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Beioegungskontrast.\n121\nin der Tat noch bei sehr niedrigen Verschiebungsgeschwindigkeiten angegeben wird.\nIch will mich hier nur auf einen dieser Versuche berufen (16)r dessen Erfolg unter allen Umst\u00e4nden absolut sicher ist. Die Rollen meines Drehapparats (Fig. 1) stehen in dem Verh\u00e4ltnis zueinander, dafs bei verkehrtem Schnurlauf auf 20 Umdrehungen der Kurbel A ein Umlauf des Rades C erfolgt. Die Um-\nFig. 3.\ndrehungen werden nach den Schl\u00e4gen eines auf 60 eingestellten Metronoms gemessen und gez\u00e4hlt. Auf jede Umdrehung der Kurbel A wird eine Sekunde verwendet, welches Tempo schon nach kurzer \u00dcbung ziemlich genau und gleich-m&fsig eingehalten werden kann ; so vollf\u00fchrt die Scheibe C eine volle Umdrehung innerhalb 20 Sek., und die auf ihr gezeichneten Konturen erleiden eine Sch ein Verschiebung (vom oder zum Zentrum) von einem Millimeter in der Sekunde. Wird.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nA, \u00bb. Sztly.\nJDiin der optische Eindruck dieser Bewegung von seiten des experimentierenden Auges aus einer Entfernung von 50 cm vom fixierten Zentrum der rotierenden Scheibe empfangen, so entspricht das \u00abiner Winkelgeschwindigkeit von 6,8 Min. in der Zeitsekunde. Ein solcher Bewegungseindruck der \u25a0hier verwendeten Spiralenscheibe wird nach einer Einwirkung von 40 Sek. schon von einer nicht mehr aufser acht zu lassenden Nachbewegung gefolgt. Wir sehen demnach, dafs im indirekten Sehen der zur Erzielung eines Bewegungsnachbildes mit Erfolg verwendete Bewegungseindruck dem niedrigsten Schwellenwerte der unmittelbaren' Wahrnehmung der Bewegung sehr nahesteht.\nBei den hier beschriebenen Versuchen geschah es oft genug, dafs der den Eindruck Empfangende \u00fcber die Richtung der Konturenverschiebung der Spirale im Unklaren blieb. Trotzdem war die Scheinbewegung im Nachbilde stets eine gen\u00fcgend intensive, so dafs \u00fcber deren Richtupg niemals ein Zweifel bestehen konnte, und der Eingeweihte f\u00e4hig war, hieraus auf die vorher stattgehabte Konturenverschiebung zur\u00fcck zu schliefsen.\nWenn ich nun das in dieser ganzen Versuchsreihe Gefundene zusammenfasse, glaube ich festgestellt zu sehen, dafs jeder optische Bewegungseindruck, der sich innerhalb der f\u00fcr die unmittelbare Wahrnehmung der Bewegung gezogenen Geschwindigkeitsgrenzen h\u00e4lt, ein Bewegungsnachbild hervorruft.\nIT. Kontrast im Bewegungsnachbilde.\nEs ist mir im Verlaufe meiner Untersuchungen wiederholt aufgefallen, dafs Bewegungsnachbilder in der Peripherie nicht allein fr\u00fcher entstehen, als im Zentrum, sondern auch dafs sie -unter sonst gleichen Bedingungen dort intensiver sind als hier. -Auf diesem Unterschied beruht eine Erscheinung, die besonders auf den Kenner des Bewegungsnachbildes zuerst von befremdender Wirkung ist. So hat es auf mich geradezu den Eindruck -eines Paradoxon gemacht, als ich einst nach dem Betrachten eines breiten gleichm\u00e4fsigen Wasserlaufes von einer niedrigen -Br\u00fccke aus, anstatt des erwarteten Bewegungsnachbildes von entgegengesetzter Richtung, am Boden der Br\u00fccke eine sehr","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\n123\nenergische Scheinbewegung wahrnahm, die sich in gleicher Richtung mit der vorher angeschauten Bewegung vollzog.\nDie Umst\u00e4nde erw\u00e4gend, unter welchen diese Erscheinung zutage trat, fand ich zwischen den hier obwaltenden und den sonst zur Erzielung des Bewegungsnachbildes erf\u00fcllten Versuchsbedingungen nur darin einen Unterschied, dafs der Zug gleich-m\u00e4fsig bewegter Bilder sich diesesmal auf ein verh\u00e4ltnism\u00e4fsig viel weiteres Gebiet der Netzhaut erstreckte, als es bei den betreffenden Beobachtungen sonst der Fall zu sein pflegt. Nichts war leichter als am Experiment sich von dem entscheidenden Einflufs dieser Abweichung zu \u00fcberzeugen.\nZu dem geeigneten, auf eine gen\u00fcgend grofse Fl\u00e4che ausgedehnten Liniensystem gelangt man m\u00fchelos durch die Verwendung eines schwarzweifs gestreiften Kattuns von 3\u20144 mm Konturendistanz, der in jeder Leinenhandlung k\u00e4uflich zu haben ist. Mit diesem Stoff bespannt man einen quadratischen Rahmen von 1,5 m Seitenl\u00e4nge, so dafs die Konturen senkrecht stehen. Fixiert man etwa aus der Entfernung von 30\u201440 cm den Kopf einer feststehenden Hutnadel, hinter dem die linierte Wand langsam vorbeigeschoben wird, so sind die Bedingungen reichlich\u2019erf\u00fcllt, die unfehlbar zum Erscheinen des paradoxen Bewegungsnachbildes f\u00fchren (17). Wendet man den Blick, nachdem man auf die angegebene Art die Wand eine Strecke weit vorbeiziehen gesehen hat, pl\u00f6tzlich auf ruhende Gegenst\u00e4nde, so sieht man dieselben eine ziemlich anhaltende Scheinbewegung ansf\u00fchren, die aber der vorher angeschauten Bewegung nicht entgegengesetzt, sondern mit derselben gleichgerichtet ist.\nZu einem v\u00f6llig gleichwertigen Ergebnis gelangt man durch folgende noch einfachere Anordnung (18). Man befestigt so viel von dem gestreiften Stoff mit Hilfe von ein paar Reisn\u00e4geln nebeneinander an die Zimmerwand, dafs man eine senkrecht liniierte Fl\u00e4che von etwa 1,5 m im Geviert erh\u00e4lt. F\u00fchrt man den Blick mit Hilfe eines langgestielten Fixationszeichens in horizontaler Richtung \u00fcber diese Fl\u00e4che, wobei man am besten die Augen mit dem K\u00f6rper zusammen hinbewegt, so bedarf es ieiner ganzen Exkursion, von einem Rande des Liniensystems bis zum anderen, um sich die eben geschilderte Erscheinung in der den ge\u00e4nderten Verh\u00e4ltnissen entsprechenden Form zu verschaffen. Das regelrechte Bewegungsnachbild m\u00fcfste n\u00e4mlich, wie wir aus fr\u00fcheren Versuchen wissen, mit der vorhergehenden","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\n\u00bb4. r. S'ihj,\nBlickbewegung gleichgerichtet sein : die tats\u00e4chlich sich ein-stellende Scheinbewegung verfolgt jedoch die entgegengesetzte Richtung.\nEntsprechend ausdrucksvoll gestalten sich auch die Versuche mit schr\u00e4gen Liniensystemen (19). Wird das Streifenmuster beispielsweise so aufgeh\u00e4ngt, dafs die Konturen schr\u00e4g von rechts oben nach links unten ziehen, und f\u00fchrt man den Blick in horizontaler Richtung von links nach rechts dar\u00fcber hin, so w\u00fcrde dem so erhaltenen Eindruck ein Bewegungsnachbild entsprechen, das von links oben nach rechts unten sinkt; anstatt dessen aber erh\u00e4lt man eine Scheinbewegung, die von rechts unten nach links oben ansteigt. Bei umgekehrter Blickbewegung (horizontal von rechts nach links) w\u00e4re hingegen das regelrechte Bewegungsnachbild ein von rechts unten nach links oben ansteigendes; anstatt dessen nimmt man aber eine scheinbare Senkung der Gegenst\u00e4nde von links oben nach rechts unten wahr.\nDie hier geschilderten Scheinbewegungen sind stets von einer bemerkenswerten Nebenerscheinung begleitet, die dem minder umsichtigen Beobachter allerdings erst dann auff\u00e4llt, wenn sie unter gewissen Versuchsbedingungen in erh\u00f6htem Mafse zur Geltung gelangt, ich selbst sehe unter allen Umst\u00e4nden in der Peripherie das regelrechte Bewegungsnachbild, zumeist in der H\u00fclle eines strahligen Nebels, in entgegengesetzter Richtung ablaufen. Bedient man sich eines noch dichteren Streifenmusters, verl\u00e4ngert man die Dauer des objektiven Eindruckes, setzt man die Beleuchtung des Projektionsgrundes herab, so verbreitert sich diese Zone des regelrechten Bewegungsnachbildes mit gleichzeitig erh\u00f6hter Intensit\u00e4t immer mehr zentrumw\u00e4rts, so dafs sie selbst dem Unge\u00fcbten auffallen mufs. An den Konturen im Bereich des direkten Sehens aber, solange sie als solche wahrgenommen werden, vollzieht sich auch dann noch stets die paradoxe Scheinbewegung.\nSelbstverst\u00e4ndlich k\u00f6nnen wir uns durch dasselbe Streifenmuster sofort auch im zentralen Gebiet des Sehfeldes ein regelrechtes Bewegungsnachbild vermitteln lassen, wenn wir das Gebiet der Konturenverschiebung in geb\u00fchrendem Mafse einengen, indem wir beispielsweise einen grofsen Karton mit einem zentralen Ausschnitt von etwa 15 cm Durchmesser \u00fcber die liniierte Fl\u00e4che hinf\u00fchren, w\u00e4hrenddem der Blick einer in der Mitte des","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\n125\nAusschnittes angebrachten .Fixationsmarke (Perle auf angespanntem Faden) folgt.\nAus dem Erfahrenen geht zun\u00e4chst hervor, dafs im zentralen Gebiete des Sehfeldes ein regelrechtes Bewegungsnachbild eigentlich nur unter einer bestimmten Bedingung wahrgenommen wird, die merkw\u00fcrdigerweise bei den bekannten und \u00fcblichen Beobachtungen zumeist erf\u00fcllt ist, und die darin besteht, dafs der zentral empfangene Bewegungseindruck ein in gewissem Grade beschr\u00e4nktes Gebiet nicht \u00fcberschreiten darf.\nDie Ursache der paradoxen Scheinbewegung nach der Anschauung einer weit ausgedehnten gleichm\u00e4fsigen Bewegung liegt hingegen nur darin, dafs die reaktiven Vorg\u00e4nge in jenen Partien des Sehorgans, die zur Peripherie des Sehfeldes in Beziehung stehen, in h\u00f6herem Mafse zur Geltung gelangen, als in jenen, welchen das zentrale Gebiet des Sehens entspricht. Wohl wissen wir, dafs die zentrale Empfindlichkeit f\u00fcr Bewegungseindr\u00fccke eine absolut h\u00f6here ist, als die der Peripherie; allein aus den Beobachtungen und Untersuchungen von Exneb, von Aubebt und sp\u00e4ter von William Steen ergab sich, dafs Sehsch\u00e4rfe und Bewegungsempfindlichkeit, die sich im Zentrum so ziemlich die Wage halten, gegen die Peripherie hin nicht gleichm\u00e4fsig abnehmen, so dafs im exzentrischen Sehen ein \u00dcberwiegen der Bewegungsempfindlichkeit in nicht unerheblichem Grade Platz greift. Ich verweise hier blofs auf die einfachste Tatsache, dafs in der Peripherie \u00c4nderungen der Distanz zweier Punkte, schon innerhalb jener Grenzen, wo sie selbst noch nicht gesondert wahrnehmbar sind, mit voller Deutlichkeit den Eindruck der Bewegung machen. Nach Stebn mufs im seitlichen Sehen bei starker Helligkeit die eben noch wahrnehmbare Trennungsstrecke zweier ruhender Objekte etwa viermal so breit sein, wie die Elongation einer Bewegung, die an der Schwelle der Wahrnehmbarkeit steht. Hierin ist auch die erh\u00f6hte Suszeptibilit\u00e4t der Peripherie f\u00fcr Bewegungsnachbilder begr\u00fcndet.\nAls besondere Eigent\u00fcmlichkeit der Erregung des Sehorgans durch Bewegungseindr\u00fccke mag es allerdings gelten, dafs der Unterschied zwischen dem in der Peripherie sich frei entfaltenden und dem zentrumw\u00e4rts mehr gehemmten Anteil desselben Bewegungsnachbildes zur Erscheinung des Kontrastes f\u00fchrt: wobei noch h\u00f6chst bemerkenswert ist, dafs diese kontrastierende Scheinbewegung erheblich l\u00e4nger wahrnehmbar bleibt","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nj-l. t>. Szily.\nals der periphere, meist schon von Anfang an weniger deutliche, regelrecht verlaufende Anteil des Bewegungsnachbildes.\nDafs es sich wirklich um eine Kontrasterscheinung im Be-wegungsnachbilde handelt, ist am einfachsten dadurch zu beweisen, dafs sie zu ihrer freiesten Entfaltung gelangt, wenn innerhalb eines ausgedehnten Bewcgungsbildes eine zentrale Partie des Sehfeldes von demselben ganz frei bleibt (20). Halt man beispielsweise ein kreisrundes oder viereckiges Kartonblatt: von 15\u201420 cm Durchmesser mit einem Fixationszeichen in der Mitte vor die bewegte Linienfl\u00e4che, oder f\u00fchrt man den Blick mit Hilfe eines solchen Blattes \u00fcber die ruhende Linienfl\u00e4che hin, so erh\u00e4lt man die oben beschriebene Erscheinung der paradoxen Nachbewegung in ihrer vollsten Reinheit. Verwendet man (21) in dem gleichen Sinne einen Kartonring von etwa 30 cm Durchmesser des \u00e4ufseren Randes, mit einem Ausschnitt von 10 cm Durchmesser und zentraler Fixationsmarke, so erh\u00e4lt man unmittelbar nach der optischen Einwirkung auf einer geeigneten Projektionswand zentral ein regelrechtes Bewegungsnachbild, umgeben von einer Zone, in der sich die kontrastierende Scheinbewegung vollzieht, und weiter peripher wiederum das regelrechte Nachbild. Bald aber verschwindet die zentrale Bewegung fast pl\u00f6tzlich, ja man glaubt sogar eine v\u00f6llige Umkehr wahrzunehmen, indem das Zentrum sich der Bewegung der Kontrastzone anzuschliefsen scheint; und auch das periphere Bewegungsnachbild entzieht sich fr\u00fcher als diese der Wahrnehmung.\nT. Zar Lokalisationsfrage.\nEs seien hier einige Beobachtungen aneinander gereiht, die zun\u00e4chst, wie alle vorhergehenden, dazu berufen sind, unsere Kenntnis des Bewegungsnachbildes als Erscheinung zu erweitern, deren besondere Bedeutung aber darin liegt, dafs sie auf den Sitz der im Bewegungsnachbilde abklingenden Sinneserregung irgendwo in der Tiefe des zerebralen Anteils des Sehorgans hinweisen.\n1. Monokularer Bewegungseindruck.\nVersuche, den Bewegungseindruck blofs mit einem Auge za empfangen, um zu erfahren, wie dadurch das Sehen des anderen beeinflufst wird, haben bisher bei den Wenigen, deren Aufmerk-r","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\n127\nsamkeit auf diesen Gegenstand gerichtet war, zu widersprechen-* den \u00c4ufserungen gef\u00fchrt. Nach Dvorak sieht man auch mit dem unbeteiligt gewesenen Auge die Nachbewegung. Wenn man den optischen Eindruck der Scheinbewegung auf seiner Tafel blofs mit einem Auge empfangen hat, und dann bei pl\u00f6tzlichen\u00bb Anhalten der Tafel gleichzeitig dieses Auge schliefst und da\u00e0 andere \u00f6ffnet, so sieht man die Konturen der Zeichnung ganz Unleugbar sich in der zur fr\u00fcheren Bewegung entgegengesetztem Richtung verschieben, allerdings mit weit geringerer Intensit\u00e4t,, als mit welcher sich die Erscheinung unter gleichen Umst\u00e4nden dem unter direkter Einwirkung gestandenen Auge darbietet. Warum die komplizierte Spiralenfigur Dvoraks sich f\u00fcr viele-zu der angef\u00fchrten Beobachtung tats\u00e4chlich besser eignet, aisandere Versuchsmethoden, weif6 ich nicht recht zu erkl\u00e4ren, um so weniger, da ich selbst mit der einfachen Spirale und mit der Sektorenscheibe zu dem gleichen positiven Resultat gelange (22).\nEs scheint, dafs den gleichen Beobachtungen bei den be-kannten Versuchen in der freien Natur sich gewisse, aus Neben-umst\u00e4nden hervorgehende Hindernisse entgegenstellen. Unter jenen Forschem, die ausschliefslich auf letztere Art ihre Erfahrungen \u00fcber das Bewegungsnachbild gesammelt haben, ist ei vorz\u00fcglich B\u00fcddk, der ausdr\u00fccklich darauf hinweist, dafs bei tien\u2019 Versuchen mit einem Auge die Erscheinung sich auf dieses-allein beschr\u00e4nkt.\n2. Versuche mit binokular entgegengesetzten Bewegungseindr\u00fccken.\nln dem zusammenfassenden Referate, das diese Abhandlung einleitet, wurde schon des Versuches von Exner gedacht, der darin besteht, dafs man, w\u00e4hrend der Betrachtung einer rotieren-' den Radienscheibe, vor ein Auge ein Reversionsprisma h\u00e4lt.' Wenn man auf diese Art die beiden Bilder der Scheibe unter Fixation des Zentrums genau \u00fcbereinander bringt (28), so voll-' zieht sich in beiden Augen auf identischen Netzhautpartien der gleiche Bewegungseindruck in entgegengesetzter Richtung. Die' unmittelbare Wahrnehmung steht unter dem Einfl\u00fcsse des Wettstreites der Sehfelder und ist eine recht verworrene; in bezug auf das Bewegungsnachbild ergeben sich aber folgende merk-' w\u00fcrdige Tatsachen. W\u00e4hrenddem in jedem Gesichts-' felde f\u00fc r sich ein entsprechendes Nachbild ab klingt*-","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nA. v. Stily.\n'wovon man sich leicht \u00fcberzeugen kann, wenn man unmittelbar nach Unterbrechung der optischen Einwirkung das eine oder \u2022das andere Auge schliefst, zeigt sich im gemeinschaftlichen Sehen beider Augen keinerlei Nachbewegurtg, h\u00f6chstens zuweilen eine geringf\u00fcgige zitternde Unruhe: die entgegengesetzten Nachbilder der beiden Gesichtsfelder heben sich gegenseitig auf. Zu dem gleichen Ergebnis gelangt man mit dem Reversionsprisma auch bei be-wegten Liniensystemen.\nUm den PLATEAUschen Versuch dem gleichen Zwecke dienend 2U gestalten, mufs man sich zweier gleichwertiger gegenl\u00e4ufiger \u2022Spiralen bedienen. Die beiden Scheiben werden auf dem Doppeldrehapparat (S. 99) durch das gemeinsame Triebrad neben--einander in gleicher Richtung gedreht. Mit Hilfe einer starken Prismenbrille (beiderseits 15\u00b0 Kante nasal) und einer medialen Scheidewand lassen sich die beiden Bewegungsbilder unter Fixation des Zentrums gut \u00fcbereinander bringen, und die seitlichen Bilder ausschliefsen (24). Diese Anordnung ist .wohl etwas umst\u00e4ndlicher als diejenige des ExNEBschen Versuches, sie \u2022empfiehlt sich aber, abgesehen davon, dafs sie das Ergebnis des letzteren auf h\u00fcbsche Art best\u00e4tigt, f\u00fcr gewisse Untersuchungen, -die sich mit dem Reversionsprisma zum Teil viel schwerer, zum Teil gar nicht ausf\u00fchren lassen. Das sind Untersuchungen mit binokular entgegengesetzten ungleichwertigen Bewegungs-\u2022eindr\u00fccken und, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, gewisse binokulare Mischungsversuche. Zur Ausf\u00fchrung jener bediente ich mich teils zweier gegenl\u00e4ufiger Spirallinien von ungleich dichter Auf Windung, teils liefs ich die eine Scheibe im Verh\u00e4ltnis zur anderen mit halber Geschwindigkeit rotieren, was dadurch erzielt werden kann, dafs die eine Rolle mit der kleinen, um einen entsprechend k\u00fcrzeren Radius konstruierten Spur des Triebrades in Verbindung gebracht \u2022 wird. Derartige Versuche, die durch die Kombination von ungleich dichten Spiralen und ungleicher Rotationsgeschwindigkeit noch weiter abgestuft werden k\u00f6nnen, \u2022d\u00fcrften auch ein eingehenderes Interesse lohnen, als ich ihnen vorl\u00e4ufig widmen kann. Ich habe mich darauf beschr\u00e4nkt, zu konstatieren (25), dafs mit gleicher Geschwindigkeit rotierende Spiralen, deren Aufwindungsweite sich wie 1 zu 2 verh\u00e4lt, ebenso auch gleichweite Spiralen, deren Rotationsgeschwindigkeit sich wie 1 zu 2 verh\u00e4lt, einander in bezug auf das binokular\nJ","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast\n129\nwahrnehmbare Bewegungsnachbild noch inru\u00fcer v\u00f6llig neutralisieren.\nF\u00fcr besonders wichtig halte ich es zu erw\u00e4hnen, dafs bei allen diesen Versuchen das monokular wahrnehmbare Bewegungsnachbild, mag die binokulare optische Einwirkung wie lange auch immer gedauert haben, an Intensit\u00e4t in auffallendem Mafse jenem nachsteht, welches durch einen \u00fcbereinstimmenden binokularen oder auch nur durch einen einfachen monokularen Bewegungseindruck hervorgerufen wird. Es ist demnach zweifellos, dafs das Bewegungsnachbild jedes Auges f\u00fcr sich durch den entgegengesetzten Eindruck des anderen in gewissem Grade in seiner Entfaltung gehemmt ist.\n3. Versuche binokularer Bewegungsmischung.\nUnter den vielfachen Kombinationen, deren man sich hier bedienen kann, seien die beiden folgenden hervorgehoben:\nAls schr\u00e4ges Liniensystem dient der zu meinem Kontrastversuch (S. 123) ben\u00fctzte gestreifte Kattun, mit welchem man den daselbst ebenfalls erw\u00e4hnten grofsen Rahmen in der gew\u00fcnschten Richtung \u00fcberspannt. Dieses beliebig sohr\u00e4ge Linien-\u00abystem wird hinter einem Schirm mit einem Ausschnitt von 20 cm Durchmesser langsam in horizontaler Richtung vorbeigeschoben, indem der Beobachter mit einem horizontal umkehrenden Prisma vor einem Auge eine genau in der Mitte des Ausschnittes angebrachte Fixationsmarke zu binokularer Vereinigung bringt, wodurch auch die beiden bewegten Fl\u00e4chen-tilder genau \u00fcbereinander gebracht werden (26). (Ich ziehe diese Anordnung der Ben\u00fctzung einer schr\u00e4g linierten Kymographion-trommel vor, weil bei dieser, infolge der Konvexit\u00e4t der Fl\u00e4che, die \u00e4ufsersten seitlichen Teile derselben keine ganz entsprechende binokulare Deckung erfahren w\u00fcrden.) Auf die angegebene Art \u00abhalten die beiden Augen gleichzeitig symmetrisch entgegengesetzte schr\u00e4ge Bewegungseindr\u00fccke, bei welchen sich die Erscheinungen des binokularen Wettstreites in ausgiebigem Mafse geltend machen. Wendet man nach gen\u00fcgender Einwirkung die Augen pl\u00f6tzlich nach dem Projektionsgrund, so gewahrt man ein durchaus vertikales Bewegungsnachbild (Bewegungsrichtung nach oben, wenn die Verschiebung der Tafel in die Richtung der Neigung der Konturen stattgefunden hat; nach nnten im entgegengesetzten F alle). Schliefst man hingegen sofort\nZeitiahrift f\u00fcr Psychologie 88.\t9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nA. v. Sz\u00fcy.\nnach Empfang des objektiven Eindruckes pl\u00f6tzlich ein Auge, so verlauft das nun wahrgenommene Nachbild, entsprechend dem diesem Auge allein zuteil gewordenen Eindruck, schr\u00e4g, jedoch zweifellos nicht in dem Mafse schr\u00e4g, als wenn der das Nachbild ausl\u00f6sende Eindruck w\u00e4hrend einer gleichen Zeitdauer dem einen Auge allein, ohne gleichzeitige symmetrisch entgegengesetzte Erregung des zweiten zugef\u00fchrt wird. Man kann dieselbe Kombination auch noch auf andere Art herstellen (27). Von einem zur \u00dcbung f\u00fcr Schielende konstruierten offenen Stereoskop ist die hintere Wand von dem Querbalken abgeschraubt, daf\u00fcr sind auf letzterem f\u00fcr je ein Auge in Parallelstellung gleiche Fixationsmarken angebracht. W\u00e4hrenddem der Experimentierende durch den Apparat blickend die Fixationszeichen binokular vereinigt, wird hinter diesen die Winkeltafel (Fig. 2) langsam so nach oben oder nach unten bewegt, dafs die Reihe der Winkelspitzen immer genau in der Medianebene hin-zieht. Man erh\u00e4lt auch so auf h\u00fcbsche Art f\u00fcr jedes Auge isoliert auf korrespondierenden Netzhautgebieten entgegengesetzt schr\u00e4ge Bewegungseindr\u00fccke. Das binokulare Bewegungsnachbild ist, d\u00e9r vorher stattgehabten Bewegung der Tafel entgegengesetzt, vertikal, jedes Auge f\u00fcr sich sieht ein Nachbild mit schr\u00e4ger Bewegung.\nZu dem anderen Versuch (28) wird der fr\u00fcher beschriebene-Doppeldreh apparat verwendet. Auf der einen S\u00e4ule ist die f\u00fcnffache Sjprale (Fig. 3), auf der anderen die Strahlenscheibe mit 20 schwarzweifsen Sektorenpaaren, beide Scheiben von gleichem Durchmesser, angebracht; jene wird durch den grofsen, diese durch den kleinen Kreis des Triebrades gedreht. Diese Anordnung ist eine ziemlich g\u00fcnstige f\u00fcr die Gewinnung jener Umdrehungsgeschwindigkeit, bei welchen gleichzeitig beide Tafeln kr\u00e4ftige Bewegungsnachbilder vermitteln. Wird nun mit Hilfe der Prismenbrille mit dem einen Auge die Scheinbewegung der Spirale, mit dem anderen die Drehung der Strahlenfigur unter Fixation der binokular vereinigten Scheibenzentren betrachtet,, wobei sich wiederum die Erscheinungen des Wettstreites abspielen, so erh\u00e4lt man schon nach einigen Sekunden, bei \u00dcbertragung des Blickes auf den Projektionsgrund, ein kombiniertes. Nachbild von Drehung und Schrumpfung (resp. Erweiterung). Von einem zeitweiligen \u00dcberwiegen der einen oder der anderen. Bewegungskomponente ist nichts wahrzunehmen. Wendet man","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungtnaehbild und Bttcegungskontrast.\n131\nhingegen nach binokular empfangenem Eindruck blofs den Blick eines Auges bei Verschlufs des anderen gegen die Wand, dann sieht man vorwiegend nur das Bewegungsnachbild, welches der von diesem Auge gesehenen Bewegung entspricht. Der ge\u00fcbte Beobachter wird aber, namentlich nach etwas l\u00e4nger dauernder binokularer Einwirkung, mit Sicherheit erkennen, dafs an der Gestaltung des monokularen Nachbildes in gewissem Grade auch die Nachwirkung des vom anderen Auge empfangenen Eindruckes beteiligt ist.\n4. Versuche mit vorget\u00e4uschten Bewegungen.\nH\u00f6chst beachtenswert ist die Tatsache, dafs auch eine absolut vorget\u00e4uschte Bewegung ein regelrechtes Nachbild erzeugt. Damit sind nicht die optischen Bewegungst\u00e4uschungen gemeint, die hervorgerufen werden durch Verschiebung von Linien, die zur Bewegungsrichtung schr\u00e4g gestellt sind. Auch sind es nicht die Bewegungserscheinungen, die man an den Schnittpunkten verschieden gerichteter Stabsysteme sich vollziehen sieht, wenn diese \u00fcbereinander verschoben werden. All diese Scheinbewegungen beruhen auf wirklichen kontinuierlichen Wanderungen der Netzhautbilder. Physiologisch etwas ganz anderes sind aber jene Bewegungserscheinungen, die von diskontinuierlich aufeinander folgenden Netzhauteindr\u00fccken, dank der K\u00fcrze des zeitlichen und r\u00e4umlichen Intervalls, vorget\u00e4uscht werden.\nExneb hat nun gezeigt, dafs in einem kreisrunden Felde, das mit Hilfe einer geeigneten Vorrichtung durch 400 maliges Aufblitzen in der Minute erleuchtet wurde, der 1 cm breite Schatten eines Stabes dieses Feld zu durcheilen schien, wenn er daselbst bei jedesmaligem Aufblitzen um 4,5 cm h\u00f6her, also im ganzen nur viermal sichtbar war, und dafs nach 50maliger Wiederholung dieser Bewegungserscheinung in der Minute an dem pl\u00f6tzlich angehaltenen Schatten eine deutliche Scbeinbewegung nach r\u00fcckw\u00e4rts wahrnehmbar war.\nIch sehe die besondere Tragweite dieses Versuches in der Gr\u00f6fse des r\u00e4umlichen Intervalles, mittels welchem die hintereinander auftauchenden Momentbilder auf der Netzhaut noch imstande sind, nicht allein die Erscheinung der Bewegung vor-\u00bbutftuschen, sondern auch ein Bewegungsnachbild hervorzu-njfen. Die allgemeine Bedeutung der Tatsachen geht aber mit\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"13a\nA. v. Sztiy,\ngen\u00fcgender Eindringlichkeit auch schon aus ganz gew\u00f6hnlichen stroboskopischen Versuchen hervor, die sich viel leichter als der etwas umst\u00e4ndliche ExNERsche Versuch anstellen lassen. Wenn auch das r\u00e4umliche Intervall der diskontinuierlichen Netzhauteindr\u00fccke, die hier ins Treffen gef\u00fchrt werden, ein geringeres ist, so kann man daf\u00fcr dem Versuch leicht eine Form geben, bei welcher die Tatsache, dafs es eine vorget\u00e4uschte Bewegung ist, die das Nachbild hervorruft, sofort in die Augen springt. Ich berichte hier \u00fcber das einfachste und darum frappanteste Beispiel.\nMan befestigt vor einer passend grofsen stroboskopischen Scheibe mit elf Bandfensterchen die Strahlenscheibe mit zehn schwarzweifsen Sektorenpaaren auf einen handlichen Drehapparat, und betrachtet, durch jene Fensterchen blickend, in einem Spiegel das Bild der gut beleuchteten und in rascher Rotation befindlichen Tafel (29). So erh\u00e4lt man bekanntlich den Eindruck einer vielfach langsameren Drehung der Strahlenscheibe in entgegengesetzter Richtung zu jener der wirklichen Drehung. Wendet man nun den Blick, nachdem man durch einige Zeit den optischen Eindruck dieser vorget\u00e4uschten Bewegung unter fortgesetzter Fixation des Scheibenzentrums empfangen hat, pl\u00f6tzlich auf die Wand, dann sieht man hier ein regelrechtes Bewegungsnachbild in umgekehrter Richtung zu jener der scheinbaren Drehung der Scheibe abklingen.\nTI. Hemmungsrersuche.\nGewissen \u00e4lteren Anschauungen gegen\u00fcber wollte ich es nicht unerprobt lassen, ob die Ablenkung der Aufmerksamkeit von dem Bewegungseindruck das Auftreten des Bewegungsnachbildes zu beeinflussen imstande sei. Ich habe das durch eine simultane, m\u00f6glichst absorbierende Geistesbet\u00e4tigung zu erreichen gesucht.\nBei der betreffenden Versuchsanordnung mufste ich darauf bedacht sein, dafs, w\u00e4hrend des Verlaufes eines die Aufmerksamkeit kontinuierlich fesselnden Vorganges, das Auge zugleich den optischen Bewegungseindruck unter den zur Erlangung des Nachbildes erforderlichen Bedingungen empfange. Ich mufste also daf\u00fcr sorgen, dafs von der Fixationsstelle aus hintereinander stets neue und m\u00f6glichst intensive Anregungen f\u00fcr die Denkt\u00e4tigkeit ausgehen. Am geeignetesten hierf\u00fcr erachte ich die","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnackbild und Bewegungskontrasi.\n138\nVerwendung von Zahlenzeichen. Jedes dieser Zeichen i\u00dft von stenographischer Pr\u00e4gnanz und weckt einen Begriff f\u00fcr Bich; durch ihre Kombination auf verh\u00e4ltnism\u00e4fsig beschr\u00e4nktem Raum lassen sich beliebig komplizierte Zahlenbegriffe ins Bewufstsein rufen, die schon durch geringf\u00fcgige \u00c4nderung in der r\u00e4umlichen Anordnung der Reihe, ihren ganzen Wertinhalt wechseln. Solch\u00bb Um\u00e4nderungen kann man leicht auf mehrfache Art beliebig rasch hintereinander l\u00e4ngere Zeit hindurch bewerkstelligen: beispielsweise durch Versetzungen eines Dezimalpunktes, durch Hinzuf\u00fcgen oder Hinweglassen eines oder mehrerer Zeichen, zumal am rechten Ende der Reihe; f\u00fcr unseren Zweck aber am besten durch Verschiebung einer endlosen Zeichenreihe hinter einem Ausschnitt, der immer nur eine bestimmte Anzahl von Zeichen sichtbar sein l\u00e4fst.\nBei meinen Versuchen habe ich haupts\u00e4chlich diese letzte Methode befolgt. Durch eine 5 cm lange, 6 mm breite Metall-kapsel, die an beiden Enden offen ist, zieht ein etwa 4 mm breites endloses Papierband, dafs mit einer ununterbrochenen Reihe von Zahlen in m\u00f6glichst dichter Folge bedruckt ist. An der Vorderwand der Kapsel befindet sich ein Fenster, das durch einen Schieber zu erweitern und zu verengern ist und bei gr\u00f6fster \u00d6ffnung sechs Zeichen sichtbar werden l\u00e4fst. Durch Verschiebung des Papierbandes kann man beliebig schnell an dem einen Ende der Reihe ein Zeichen verschwinden, an dem anderen Ende ein neues sich anreihen machen, wodurch auch der Stellenwert jedes einzelnen sichtbaren Zeichens wechselt. F\u00fcr den Experimentierenden mufs die Maximalgeschwindigkeit des Vorbeiziehens der Zahlenreihe eruiert werden, bei welcher er unter konzentrierter Aufmerksamkeit eben noch imstande ist, die seinem Aug\u00bb sich darbietende Gesamtzahl zu erfassen und auszuBprechen, was schwieriger ist, wenn die Verschiebung des Bandes von links nach rechts geschieht, weshalb ich auch stets diesen Modus bevorzugt habe. Vielen, ich selbst geh\u00f6re zu diesen, ist das Auffassen und zum Ausdruckbringen von sechsstelligen Zahlen in so rascher Aufeinanderfolge, wie sie hier w\u00fcnschenswert ist* eine Aufgabe, der sie nicht gewachsen sind. F\u00fcr diese kann man, wie schon angedeutet wurde, mit Hilfe des Schiebers die Anzahl der Zeichen beliebig vermindern. Ich habe f\u00fcr die meisten und auch f\u00fcr mich die vierstellige Zahl am geeignetsten gefunden. Ich bin imstande, bei Gew\u00e4hrung einer Bekunde f\u00fcr","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nJ. \u00bb, S\u00eeiiy.\njedes neue Zahlenverh\u00e4ltnis, solche wechselnde Zahlen hintereinander ohne Fehler zu erkennen und auszusprechen.1\nDie erw\u00e4hnte Kapsel ist auf einer ganz d\u00fcnnen ausziehbaren S\u00e4ule am Drehapparat so angebracht, dafs das Fenster, in dem die Zahlenreihe sichtbar ist, genau vor dem Zentrum der Scheibe sich befindet. Auf Versuche mit der Strahlenscheibe mufste ich alsbald verzichten; denn selbst die langsamste Bewegung, die sich noch zur Erzielung eines Bewegungsnachbildes eignet, gelangt dem Beobachter, trotz Konzentration auf die im Zentrum sich immer von neuem darbietende Aufgabe, sofort und immer ganz deutlich zum Bewufstsein. Wenn auch dann bei fortgesetztem Versuch, die Vorg\u00e4nge auf der Tafel sich der be-wufsten Auffassung f\u00fcr gewisse Zeitr\u00e4ume entziehen, so l\u00e4fst sich doch nicht mehr behaupten, dafs die Wahrnehmung der Bewegung gar nicht vorhanden gewesen sei. Bei der aufser-ordentlichen Empfindlichkeit des Sehsinnes f\u00fcr Bewegungseindr\u00fccke ist ein v\u00f6lliges Fernhalten derselben vom Bewufstsein \u00fcberhaupt sehr schwer und, wie ich mich \u00fcberzeugt habe, bei der rotierenden Strahlenscheibe gar nicht m\u00f6glich. So viel liefs sich aber schon hier feststellen, dafs durch das zeitweilige Unterdr\u00fccken der Bewegungsvorstellung die Intensit\u00e4t des Bewegungsnachbildes keine Abschw\u00e4chung erleidet.\nIn weit h\u00f6herem Mafse \u00fcberzeugend wirkt die Spiralentafel. Ich habe bereits bei den unmittelbaren Versuchen mit meinen mehrfach ineinander gezeichneten Spiralensystemen darauf hingewiesen, dafs man bei sehr langsamen Drehungen der Scheibe nur bei geh\u00f6riger Aufmerksamkeit sich dessen bewufst wird, ob die Konturen eine zentripetale oder zentrifugale Verschiebung erleiden. Ich selbst erkannte oft genug erst aus der Art des Bewegungsnachbildes (Schrumpfung oder Erweiterung), welche von den beiden gegenl\u00e4ufigen Tafeln auf dem Apparat ist. Stellt man den Hemmungsversuch (80) mit diesen Spiralensystemen an, so kann man sagen, dafs er gerade im wichtigsten Punkt v\u00f6llig gelingt; n\u00e4mlich was die Hintanhaltung jener Bewegungsvorstellung betrifft, welche bei der Drehung der Scheibe durch die\n1 Einer gen\u00fcgenden Absorption unterliegt die Aufmerksamkeit auch dann, wenn man 4\u20146 bleibend sichtbare Zahlenzeichen so rasch als m\u00f6glich hin und zur\u00fcck addiert. Dadurch erspart man den Gehilfen, der die Verschiebung des Zahlenband es bei Ermanglung -eines selbstt\u00e4tigen Drehapparates zu besorgen hat.","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Beicegungskontrcut.\n135\nVerschiebung der Spiralenkonturen erweckt werden m\u00fcfste; blofs die Drehung der Scheibenflachen gelangt dem Beobachter, selbst bei h\u00f6chster Konzentration auf seine Aufgabe, unfehlbar zum Bewufstsein. Da nun bei diesen Versuchen das Bewegungsnachbild in nichts demjenigen nachsteht, das uns dieselbe Spiralentafel bei gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit und Einwirkungsdauer unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden vermittelt, so darf man wohl sagen, dafs der Beweis erbracht ist, dafs das Bewegungsnachbild ohne bewufste Vermittlung zustande kommt.\nVII. Bewegungskontrast und Pseudoskopie.\nGewisse Nebenerscheinungen, die mir im Verlaufe meiner bisherigen Versuche h\u00e4ufig aufgefallen sind, haben mich ver-anlafst, die Spuren eines simultanen Bewegungskontrastes zu verfolgen, der sich zum Teil auch hinter einer eigenartigen, bisher jeder Erkl\u00e4rung widerstrebenden F\u00e4lschung des Sehens verbirgt.\n1. Nebelkontrast.\nZum Hervorrufen der Erscheinung eignen sich s\u00e4mtliche von mir zur Einleitung der Nachbewegung benutzten Liniensysteme, Strahlen- und Spiralenscheiben von dichter Anordnung.\nWenn man eine solche Figur mit einem Auge betrachtet, w\u00e4hrenddem das andere durch eine gut schliefsende Klappe von jedem Lichteindruck ausgeschlossen ist (81), so gewahrt man in unbestimmten Intervallen eine eigent\u00fcmliche Erscheinung, die darin besteht, dafs wogende Nebel den objektiven Gesichtseindruck f\u00fcr einige Zeit ganz oder teilweise verdr\u00e4ngen. Diese Erscheinung, die darauf beruht, dafs der subjektive Inhalt des abgeblendeten Gesichtsfeldes zeitweilig die Oberhand gewinnt, wurde schon von Exneb in einem seiner Berichte \u00fcber Bewegungsnachbilderversuche erw\u00e4hnt.1\n1 Hier sei nur fl\u00fcchtig darauf hingewiesen, dafs die Erscheinung sich nicht blofs auf den Wettstreit der Sehfelder beschr\u00e4nkt; denn man kann sie auch bei binokularem Empfang von dicht angeordneten gleichm\u00e4fsigen Ketzhauteindrflcken wahrnehmen, wenn die Beleuchtung bis zu einem gewissen Grade herabgesetzt ist. Immerhin ist sie auf die oben angegebene Art leichter hervorzurufeD, und gestaltet sich auch viel eindringlicher.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nA. v. Szily.\nJedoch scheint es nieht bekannt en Bein, dafs schon zwischen der Form und Anordnung der Konturen des objektiven Eindruckes und der Form und Richtung deB subjektiven Nebelwallens ein merkw\u00fcrdiges Verh\u00e4ltnis besteht.\nDas Hin- und Herwogen des grauen streifigen Nebels geschieht n\u00e4mlich haupts\u00e4chlich in senkrechter Richtung zu derjenigen der Linien. Man mag die Richtung der Linien variieren und kombinieren wie man will, das Nebelwogen entspricht stet\u00bb dem hier angegebenen Prinzip. Senkrechte Linien rufen horizontales, horizontale Linien rufen senkrechtes Wogen hervor. Ben\u00fctzt man die Tafel mit schr\u00e4gem Liniensystem, so ist das Wogen entsprechend ebenfalls schr\u00e4g. Genau dieser Regel folgend und .dennoch aufserordent-lieh frappant ist das V\u00e8rhalten des Nebels bei Betrachtung von Winkelsystemen, Strahlenscheiben und konzentrischen Kreisen. Auf der Winkeltafel \u00e4ufsert sich die subjektive Erregung des abgeblendeten Auges in einem konvergierenden und divergierenden Nebelwallen, dessen Richtung derjenigen der Winkelschenkel entgegengesetzt ist, auf der Radienscheibe wirbelt der Nebel im Kreise, auf der Kreis- oder Spiralenscheibe wogt er in radi\u00e4rer Richtung vom Zentrum zur Peripherie oder umgekehrt.\nAn Bede\u00fctung gewinnt dieses Verhalten aber erst durch die Erfahrung, zu der man durch Ausf\u00fchrung willk\u00fcrlicher Blickbewegungen gelangt (82). F\u00fchrt man beispielsweise den Blick \u00fcber ein gerades LiniensyBtem, dasselbe durchkreuzend, dann zieht- der Nebel stets mit dem B\u00fcck. Bei genauer Beobachtung findet man, dafs die Richtung stets senkrecht zu derjenigen der Linien ist, wenn auoh der Winkel, in dem der Blick die Linien kreuzt, von dem rechten wesentlich abweicht. Es ist sicher, dafs man diese Erscheinung mit der Wanderung des im betrachtenden Auge entworfenen Netzhautbildea der Linien in Zusammenhang bringen mufs. Das beweisen die folgenden Versuche.\nFixiert man einen Punkt, etwa den Kopf einer Stecknadel, und schiebt hinter demselben die Tafel mit senkrechten Linien zwischen rechts und links hin und her, oder ein horizontales Liniensystem auf- und abw\u00e4rts (33), so sieht man den Nebel, sobald er auftritt, die entgegengesetzte Bewegung ausf\u00fchren. Fixiert man das Zentrum der Strahlenscheibe und dreht dieselbe hin und her (34), so macht der Nebel Kreisbewegungen in entgegen-","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Beicegungsnachbild nnd Bcwegungskonfrast.\n137\ngesetzter Richtung. Sehr frappant gestaltet sich der Versuch, mit konzentrischen Kreisen oder mit der Spiralentafel auf folgende Art. Bewegt man die Tafel bei Fixation des Zentrums in sagittaler Richtung abwechselnd vorw\u00e4rts und r\u00fcckw\u00e4rts, oder,, was auf eins herauskommt, beugt man den Kopf vor und zur\u00fcck (35), so sieht man w\u00e4hrend der Ann\u00e4herung der Tafel zum Auge den Nebel gegen das Zentrum str\u00f6men, resp. schrumpfenr hingegen w\u00e4hrend der Entfernung vom Auge gegen die Peripherie str\u00f6men, resp. sich ausdehnen.\nBez\u00fcglich dieser Erscheinungen ist zu beachten, dafs das-richtige Verh\u00e4ltnis der Nebelstr\u00f6mung zum optischen Bewegungseindruck nur dann konstant sich offenbart, wenn die Bewegungen (der Figur oder des Blickes) in m\u00e4fsigem Tempo und in kurzen Ausschl\u00e4gen hin und wieder kehren. Bei l\u00e4ngerer Dauer detr Bewegung in einer Richtung treten fr\u00fcher oder sp\u00e4ter unbe-wufste Blickschwankungen ein, denen anders gerichtete Verschiebungen des Netzhautbildes und sofort auch anders gerichtete Nebelstr\u00f6mungen entsprechen, die das Urteil irref\u00fchren. Werden hingegen die Versuche mit Ber\u00fccksichtigung des hier Angegebenen ausgef\u00fchrt, so gelangt man alsbald zur \u00dcberzeugung, dafs die Umkehr des Nebelstromes mit der Umkehr der Verschiebung des Netzhautbildes genau isochronisch ist und sich ohne die geringste, von der letzteren unabh\u00e4ngige Schwankung vollzieht. Gelingt es die subjektive Erscheinung \u00fcber die Dauer einiger Bewegungsumkehrungen zu erhalten, so gewinnt man den Eindruck, als w\u00fcrde der Nebel, wie ein straff gespannter Schleier, unter dem unmittelbaren Einflufs jener willk\u00fcrlich ausgef\u00fchrten Bewegungen \u00fcber die Figur hin und her gezogen. Jedoch erscheint es sehr bemerkenswert, dafs hierbei die Str\u00f6mung des Nebels stets in weit gr\u00f6fserer Schwingungs w e i t e erfolgt, als der Verschiebung des Netzhautbildes im Auge entspricht. Hiervon kann man sich leicht \u00fcberzeugen, wenn man den Blick auf der Linientafel nur sehr m\u00e4fsige, \u00fcber zwei drei Linienbreiten streichende, Bewegungen, oder die Tafel gleich kurze Verschiebungen ausf\u00fchren l\u00e4fst. Zu derselben Erfahrung gelangt man, mutatis mutandis, auch bei allen anderen oben angegebenen Versuchsanordnungen.1\n1 Ich habe es nicht unterlassen, eine grofse Anzahl von Versuchen mit farbigen Liniensystemen auf schwarzem und weifsein Grunde anzustellen, jedoch konnte ich nichts .wahrnehmen, was im beobachteten Nebel-","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"*\u00bb;\n138\tA. r. Siily.\nBesondere Aufmerksamkeit m\u00f6chte ich den Erscheinungen auf der Winkeltafel zugewendet sehen, obwohl diese nichts weiter, als das oben ausgesprochene Prinzip best\u00e4tigen; aber es findet sich hier auch noch eine andere, scheinbar abseits liegende Frage, die noch der L\u00f6sung harrt, auf sehr bemerkenswerte Art gestreift: das ist die Frage der Z\u00d6LLNEBschen Pseudo-skopie.\nSchiebt man die Winkeltafel bei fixem Blick in der Richtung jener Linie hin und her, welche die Winkelspitzen miteinander verbindet (36), so gewahrt man, je nachdem die Verschiebung der Figur in die Richtung der Winkel\u00f6ffnungen oder in diejenige der Winkelspitzen geschieht, zwei einander entgegengesetzte Nebelstr\u00f6mungen. Im ersten Falle ist die Str\u00f6mung auf den beiden Tafelh\u00e4lften, in entgegengesetzter Richtung zur Verschiebung, zusammenfliefsend; im anderen Falle, ebenfalls in entgegengesetzter Richtung, auseinanderweichend. Ich habe schon an einer anderen Stelle darauf hingewiesen, dafs die Scheinbewegung diagonal bewegter schr\u00e4ger Linien, ebenso wie diejenigen gedrehter Spiralen und Schrauben, den physiologischoptischen Wert eines direkten Sinneseindruckes haben. Der hier mitgeteilte Versuch best\u00e4tigt dies abermals. Die Richtung der Nebelstr\u00f6mung steht zur Scheinbewegung, die man bei den angegebenen Verschiebungen der Tafel an den Winkelschenkeln direkt wahrnimmt, genau in demselben Verh\u00e4ltnis, wie die Richtung des Bewegungsnachbildes. Die soeben beschriebene Erscheinung kann man auf der Winkeltafel auch so beobachten, dafs man anstatt diese zu bewegen, den Blick \u00fcber die ruhende Tafel der Mittellinie entlang hinf\u00fchrt, jedoch geschieht dann das Zusammenfliefsen oder Auseinanderweichen der Nebelstr\u00f6mung selbstverst\u00e4ndlich nach jener Richtung hin, in welche der Blick bewegt wird.\nAnders gestaltet sich die im Wesen selbe Erscheinung, wenn man die Tafel bei fixem Blick senkrecht zur Mittellinie der Figur verschiebt, oder wenn man den Blick in derselben Richtung \u00fcber die ruhende Tafel hinf\u00fchrt (37). Bei diesen Versuchen str\u00f6mt der Nebel auf beiden H\u00e4lften der Figur gleichzeitig in entgegengesetzten Richtungen. Befinden Bich beispielsweise die\nwallen irgendwie als Farbenkontrast zu deuten war; vielmehr hatte der Nebel in seinem Grau stets etwas (das eine Mal mehr, das andere Mal weniger) von der Farbe des Liniensystems beigemengt.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\n139\nWinkelspitzen nach oben gerichtet, so gewahrt man, beim Verschieben der Tafel nach rechts, in der linken H\u00e4lfte schr\u00e4g von der Mittellinie aufsteigende Str\u00f6mung, in der rechten H\u00e4lfte schr\u00e4g zur Mittellinie absteigende Str\u00f6mung; bei Verschiebung der Tafel nach links ist die Str\u00f6mung auf beiden H\u00e4lften eine umgekehrte. Wird bei den Versuchen anstatt der Tafel der Blick senkrecht zur Mittellinie bewegt, so gewahrt man bei Wanderung desselben nach rechts absteigende Str\u00f6mung auf der linken, aufsteigende auf der rechten, bei Wanderung des Blickes nach links absteigende Str\u00f6mung auf der rechten, aufsteigende auf der linken H\u00e4lfte der Figur.\nDie hier geschilderten Beobachtungen an der Winkeltafel, zusammengehalten mit den Erscheinungen des Bewegungsnachbildes, das durch dieselbe Tafel hervorgerufen wird (S. 107), ver-anlafsten mich, die optischen Bewegungstftuschungen, die sie noch vermitteln k\u00f6nnte, nach einer bestimmten Richtung hin etwas weiter zu verfolgen.\n2, Konturenkontras t.\u2018\nLegt man einen etwa 3 cm breiten, genau parallel geschnittenen weifsen Papierstreifen von einiger L\u00e4nge so \u00fcber die Winkelspitzen, dafs mit diesen zugleich diesseits und jenseits derselben ein gleiches St\u00fcck der Schenkel verdeckt ist, und f\u00fchrt man den Blick \u00fcber diesen Streifen der L\u00e4nge nach hin (38), so sieht man denselben schm\u00e4ler werden, d. h. die Grenzkonturen des Streifens einander sich n\u00e4hern, wenn der Blick in die Richtung der Winkel\u00f6ffnungen fortschreitet, und breiter werden, d. h. die Grenzkonturen voneinander sich entfernen, wenn der Blick in die Richtung der Winkel-'8pitzen wandert. Diese Erscheinung macht sich auch dann ungeschlacht geltend, wenn wir unsere volle Aufmerksamkeit der Scheinbewegung der Winkelschenkel zuwenden, durch welche sie eingeleitet wird. Beide behaupten sich dann gleichzeitig in der Wahrnehmung, doch sind es die Erscheinungen auf dem Streifen, die mit gr\u00f6fserer Unmittelbarkeit auffallen. Wird der Blick in ganz kurzen, aber nicht hastigen Ausweichungen, mit Hilfe eines Fixierzeichens in der L\u00e4ngsrichtung des Papier-\n1 Die folgenden Versnche werden ohne Abblendung eines Auges angestellt.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nA. v. Szily.\nstreifen'B hin- und hergef\u00fchrt, Bo sieht man dessen Breite, bei jed\u00e9m Wechsel der Blickrichtung, sich ver\u00e4ndern, auch schon die unbewu\u00dften Schwankungen des vermeintlich ruhenden Blickes sind von fortw\u00e4hrend zitternden Bewegungen der Streifenr\u00e4nder begleitet.\nDiese Scheinbewegungen sind in ganz gleichem Mafse und mit gleicher Unmittelbarkeit an den L\u00e4ngslinien der Z\u00f6llner-6chen Streifenmuster und s\u00e4mtlicher anderer, auf dem gleichen Prinzip beruhender Figuren zu beobachten.1\nIch begn\u00fcge mich, hier darauf hinzuweisen, dafs f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der Pseudoskopie am Streifenmuster die Tatsache, dafs die L\u00e4ngslinienpaare, bei der Blickwanderung gegen die Winkelspitzen der Querlinien, auseinanderweichen, bei der R\u00fcckwanderung gegen die Winkel\u00f6ffnungen, einander n\u00e4her r\u00fccken, von um so gr\u00f6fserer Wichtigkeit ist, als wir ohnehin wissen, dafs die Z\u00d6LLNEBsche T\u00e4uschung weder bei momentaner Beleuchtung, noch bei fixem Blick stattfindet, und ihr nur das bewegte Auge unter\u00fcegt. Mich tiefer in die Betrachtung des Gegenstandes einzulassen, Hegt aufserhalb des Planes dieser Arbeit, obwohl gerade in neuerer Zeit die Erkl\u00e4rung der Z\u00d6LLNEHschen Pseudoskopie wiederum vielfach zu ernsteren Studien und Versuchen angeregt hat. Nur darauf will ich hier noch hinweisen, dafs das wahre Verhalten einer gewissen allgemein bekannten Scheinbewegung auf dem Z\u00d6LLXEsschen Streifenmuster bisher noch keinem Beobachter aufgefallen ist. Wenn man n\u00e4mlich mit Hilfe der Fixation einer Nadelspitze den Blick \u00fcber die Figur in senkrechter Richtung auf die L\u00e4ngs\u00fcnien hinf\u00fchrt, so sieht man die Streifen in einer sehr merkw\u00fcrdigen Bewegung. Jene Kolumnen, deren Querstriche dem Ausgangspunkte der Bewegung zugeneigt sind, steigen abw\u00e4rts, die dazwischen liegenden steigen aufw\u00e4rts. Helmholtz \u00e4ufsert sich \u00fcber diese Erscheinung wie folgt*: \u201eWir n\u00e4hern uns in geneigter Richtung den schr\u00e4gen Querstrichen, und diese scheinen sich deshalb zu bewegen, sie nehmen dabei die vertikalen schwarzen Striche, mit denen sie verschmolzen sind, gleichsam mit.\u201c Dafs diese letztere Annahme unrichtig ist, dafs im Gegenteil die L\u00e4ngsstreifen eine zur Schein be wegung der Quersstriche entgegen-\n1 Minder ge\u00fcbten Beobachtern werden vergr\u00f6\u00dferte Figuren zur Pr\u00fcfung empfohlen.\n* Physiologische Optik, II. Auflage, 8. 712.","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"BewegungfnachbM und Bewegungskontrast.\n141\ngesetzte Scheinbewegung ausf\u00fchren, ist leicht zu beweisen, und geh\u00f6rt wiederum in das Gebiet des Bewegungskontrastes, von welchem dieses Kapitel handelt.\nUm den betreffenden Versuch absolut \u00fcberzeugend zu machen, ist es ratsam, grofse Figuren zu verwenden. Das von mir benutzte Winkelsystem hat, gleich den am h\u00e4ufigsten (auch bei Helmholtz) abgebildeten, eine Winkel\u00f6ffnung von 90\u00b0. Die Winkelschenkel werden durch 15 cm lange, 3 mm breite Linien gebildet, die, in Zwischenr\u00e4umen von ebenfalls 3 mm, in solcher Zahl angeordnet sind, dafs die ganze Figur einen Fl\u00e4chenraum von 400 cm5 ausf\u00fcllt. Legt man mm genau auf die Mitte dieser Figur (Winkelspitzen abw\u00e4rts gerichtet), ein weifses Papierquadrat von 10 cm Seitenl\u00e4nge, so dafs mit den Winkeln zugleich auf beiden Seiten je ein gleiches St\u00fcck der Schenkel verdeckt ist, und f\u00fchrt man den Blick, in senkrechter Richtung auf die die Winkelspitzen verbindende Linie, \u00fcber die Figur (39), so sieht man die dem Ausgangspunkte der Blickbewegung zugekehrte Seite des Quadrats aufw\u00e4rts, die entgegengesetzte Seite abw\u00e4rts steigen. Dabei erscheinen die beiden Seiten mit ihren oberen Enden zueinander geneigt. \"Wird der Blick mit kurzen (nicht hastigen) Ausweichungen mehrmals hintereinander in der angegebenen Richtung hin- und hergef\u00fchrt, so erh\u00e4lt man durch das abwechselnde Auf- und Abw\u00e4rtssteigen der Seitenlinien den Eindruck, als w\u00fcrde das ganze Quadrat entsprechende Drehungen ausf\u00fchren. Legt man auf die Figur anstatt des Quadrates, rechts und links in gleicher Entfernung von der Mittellinie, parallel zu derselben, je einen 10 cm langen, 1 cm breiten weifsen Papierstreifen (40), so sieht man die beiden, bei Hin\u00fcber- und Her\u00fcberf\u00fchren des Blickes, abwechselnd eimergleich auf- und niedersteigen. Bei den hier geschilderten Beobachtungen wird man bei einiger Aufmerksamkeit sofort gewahr, dafs in der ersten Anordnung die Scheinbewegungen der Seitenlinien des Quadrates, in der zweiten die der beiden Parallelstreifen, der gleichzeitigen Scheinverschiebung der Winke1 s chenke1 entgegengesetzt ist.\nDas Umsetzen des Bewegungskontrastes in Pseudoskopie kann man auch auf folgende Art sehr eindringlich veranschaulichen (41). Man fafst einen quadratischen r\u00e4hmchenf\u00f6rmigen Ausschnitt von etwa 4 cm Seitenl\u00e4nge und */* cm Balkenbreite","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nA. V. Szily.\nan einer Spitze mit einer Pinzette so, dafs die eine Diagonale des Quadrates vertikal, die andere horizontal gerichtet ist (wie Figur 4 veranschaulicht), und bewegt denselben \u00fcber die hori-\nFig. 4.\nzontal liegende Winkeltafel in horizontaler Richtung (unter Beibehaltung symmetrischer Beziehungen). So gewahrt man sofort, dafs der Ausschnitt bei Verschiebung in die Richtung der Winkelspitzen sich vertikal in sehr auffallendem Mafse auszudehnen, bei entgegengesetzter Verschiebung sich vertikal zusammenzuziehen scheint.\nDie Erscheinungen dieses simultanen Bewegungskontrastes lassen sich auch auf anderen Linienkombinationen, die eine dem gleichen Prinzip entsprechende Pseudoskopie bedingen, wahrnehmen. Ich will hier zwei h\u00fcbsche Beispiele anf\u00fchren.\nMan zeichnet in ein System von konzentrischen Kreislinien von etwa 2 mm Linienbreite und mit Zwischenr\u00e4umen von 4\u20145 mm, in etwa 4/5 Radiush\u00f6he, eine die Kreislinie durchquerende Sehne, dieselbe erscheint, dem bekannten pseudo-skopischen Prinzip entsprechend, gegen das Zentrum des Kreissystems hin konvex. F\u00fchrt man den Blick, genau die Richtung der Sehne verfolgend, \u00fcber die Figur hin (42), so zeigen die Kreislinien eine Scheinbewegung, die haupts\u00e4chlich darin besteht, dafs die dem Ausgangspunkte der Blickbewegung zugeneigten Bogenst\u00fccke sich vom Zentrum entfernen, die entgegengesetzten sich dem Zentrum n\u00e4hern. Fast auffallender als diese","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast.\n143\nScheinbewegung schr\u00e4ger Linien gestaltet sich eine gleichzeitige Scheinbewegung der Sehne. Man sieht n\u00e4mlich deren dem Ausgangspunkte der Blickbewegung zugekehrtes Ende zentripetal, deren entgegengesetztes Ende zentrifugal ausweichen. Wird der Blick mit kurzen (nicht hastigen) Ausweichungen hin- und hergef\u00fchrt, so erinnern diese Scheinbewegungen der Sehne sehr an die Schwankungen der Balancierstange einer Wage. Da die Erscheinung bei Augenbewegung vorhanden ist, die genau die Richtung der geraden Linie verfolgen oder zu dieser parallel sind, so kann dieselbe nur als Kontrast jener Scheinbewegung anfgefafst werden, die sich gleichzeitig auf den Kreislinien vollzieht.\nNoch \u00fcberraschender wirkt der folgende Versuch (43). Man klebt auf ein System von Kreislinien, wie das soeben bezeichnet\u00bb^ das eine Fl\u00e4che von 20\u201422 cm* bedeckt, vier 10 cm lange und\nFig. 5.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\n<4. v. Seiiy.\n\u25a0etwa 0,5 cm breite weifse Papierstreifen so, dafs sie sich zu-einem mit dem Kreissystera konzentrischen Quadrat erg\u00e4nzen (Fig. 5).1 N\u00e4hert man nun diese Figur in sagittaler Richtung dem Auge, indem man unausgesetzt das Zentrum betrachtet, so entspricht dem eine exzentrische Verschiebung der Konturen auf der Netzhaut. Merkw\u00fcrdigerweise tritt aber der unmittelbare physiologische Eindruck, das Gr\u00f6fsersehen der Kreise, weit weniger ins Bewufstsein, als dessen Kontrasterscheinung, das scheinbare Kleinerwerden des Quadrates; was um so mehr beachtenswert ist, als ja auch das Netzhautbild des Quadrates durch die Ann\u00e4herung gr\u00f6fser wird. Entfernt man hingegen die Figur in sagittaler Richtung vom Auge, so scheint das Quadrat gr\u00f6fser zu werden, trotzdem sein Netzhautbild sich ebenso wie dasjenige der Kreise verkleinert. Bewegt man die Figur mehreremal hintereinander in der angegebenen Richtung vorw\u00e4rts und r\u00fcckw\u00e4rts, so erh\u00e4lt man auch von seiten der Kreise immer deutlicher den Eindruck der abwechselnden Erweiterung und Verengerung, um so auffallender wird aber dann auch die gleichzeitige entgegengesetzte Verengerung und Erweiterung des Quadrates. Diese nahezu paradoxe Erscheinung ist nur als Be-wegungskontrast zu erkl\u00e4ren, den die Verschiebung der numerisch \u00fcberwiegenden Kreiskonturen ausl\u00f6st, und der so kr\u00e4ftig ist, dafs er den Eindruck der gleichzeitigen Verschiebung der Quadratkonturen in das Gegenteil f\u00e4lscht.\nHiermit schliefse ich die Reihe meiner Untersuchungen. Ich f\u00fcrchte wohl dem Tadel zu begegnen, dafs ich mancher der vorgebrachten Tatsachen keine ersch\u00f6pfende Behandlung zuteil werden liefs. Es wird auch sicher noch einmal lohnend sein, das Verhalten des Bewegungsnachbildes unter verschiedenen Adaptationsumst\u00e4nden, worauf ich nur fl\u00fcchtig hinwies, eingehender zu pr\u00fcfen; geradezu unvermeidlich wird es werden, der Erscheinung im subjektiven Sehfelde, dem ausschliefslich subjektiven Inhalt des Bewegungsnachbildes, auf den Grund zu gehen, u. dgl. m. Allein ich zog es vor, auf solche Nebenstreifz\u00fcge jetzt noch zu verzichten, wo es erst festzustellen galt, wie weit man auf geradem Wege sich dem Ziele zu n\u00e4hern vermag. Bez\u00fcglich der Haupterscheinungen darf ich mich auf unerm\u00fcd-\n1 Um mehr nls die H\u00e4lfte verkleinert. S. Anmerkung zu Fig. 2 (S. 107).","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungenachbild und Bewrgungskontrait.\n145\nliehe Beobachtung and gewissenhafte Pr\u00fcfung berufen, wenngleich ich mich in der Beschreibung derselben, wo ee anging, m\u00f6glichst kurz zu fassen gesucht habe.\nZusammenfassung.\nBez\u00fcglich der Bedingungen, der Erscheinungsformen und des Wesens des Bewegungsnachbildes und des Bewegungskontrastes lassen sich nunmehr folgende Punkte als durchaus begr\u00fcndet aneinander reihen:\n\u00a7 1. Gleichm\u00e4feiges, in gleicher Richtung andauerndes Hinziehen von Bildern \u00fcber dasselbe Netzhautareal erzeugt einen Erregungszustand, der den Eindruck \u00fcberdauert, und f\u00fcr die Wahrnehmung, nach dem Aufh\u00f6ren der objektiven Bewegung, in Form einer scheinbaren Bewegung in entgegengesetzter Richtung abklingt.\nDie zur Einleitung der Nachbewegung erforderliche Verschiebung der Konturen auf der Netzhaut kann zustande gebracht werden: durch Bewegung der Gegenst\u00e4nde vor dem ruhenden Auge, oder durch Gleiten des Auges \u00fcber ruhende Gegenst\u00e4nde, oder auch durch Ann\u00e4herung oder Entfernung Haben zu gleicher Zeit Bewegungen nach verschiedenen Richtungen stattgefunden, so verl\u00e4uft auch die darauf folgende Scheinbewegung nach verschiedenen Richtungen.\n\u00a7 2. Gleichm\u00e4fsige Verschiebung paralleler geradliniger Konturensysteme senkrecht zur Linienrichtung erzeugt eine Nachbewegung, die genau in entgegengesetzter Richtung zur vorher an geschauten Bewegung verl\u00e4uft.\nNach F\u00fchrung des Blickes \u00fcber ebensolche ruhende Konturensysteme senkrecht zur Linienrichtung ist die Nachbewegung der vorhergehenden Blickbewegung gleichgerichtet (3).1\n\u00a73. Gleichm\u00e4fsige Verschiebung paralleler geradliniger Konturensysteme schr\u00e4g zur Linienrichtung veranlafst eine Nachbewegung, die vom Ziele der vorher angeschauten Bewegung abge-\n1 Die Zahlen in Klammern beziehen eich auf die im Text durch die gleichen Zahlen bezeichneten Versuche.\nZtitiehrlft Tor Piyohologi\u00ab *8.\n10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nA. v. Siily,\nwendet senkrecht zur jeweiligen Linienrichtung verl\u00e4uft (1, 2).\nF\u00fchrung des Blickes \u00fcber eben solche ruhende Konturensysteme schr\u00e4g zur Linienrichtung erzielt eine Nachbewegung\u00bb die dem Ziele der vorher stattgehabten Blickbewegung zugewendet senkrecht zur Linienrichtung verl\u00e4uft (4, 5).\nIn diesen F\u00e4llen ist die Richtung der Nacbbewegung stets genau entgegengesetzt jener Scheinbewegung, die sich auf schr\u00e4g zu ihrer Richtung bewegten Linien unmittelbar geltend macht.\nHieraus erkl\u00e4ren sich auch die mancherlei frappanten Richtungen der Nachbewegung bei Versuchen mit verschiedenen Systemen von im Winkel gebrochenen geraden und von gebogenen Linien.\n\u00a7 4. Die Erscheinung der Nachbewegung beschr\u00e4nkt sich blofs auf jenen Teil des Sehfeldes, welcher dem vorher durch den objektiven Bewegungseindruck gereizten Teil der Netzhaut entspricht (8). Die Nachbewegung kann ebensowohl an ruhenden Objekten, wie im subjektiven Sehfelde beobachtet werden (10, 11).\nUnter geeigneten Beleuchtungsverh\u00e4ltnissen (ausgiebige Helligkeit der bewegten Fl\u00e4che, herabgesetzte Helligkeit dea Projektionsgrundes) wird bei \u00dcberf\u00fchrung des Blickes auf die ruhende Fl\u00e4che der Inhalt der letzteren von einer subjektiven Gesichtserscheinung verdeckt, deren Inhaltsgestaltung, den Versuchsumst\u00e4nden angemessen, verschieden sein kann, deren eigentliches Wesen aber Bewegung ist. Der subjektive Inhalt de\u00bb Bewegungsnachbildes ist eine Art strahligen Nebels, in welchem unter geeigneten Versuchsbedingungen die Form der vorher bewegten Konturen zu erkennen ist. Die r\u00e4umliche Begrenzung des objektiven Eindruckes (8), die jeweilige Augenstellung (9), ferner die Entfernung und die Richtung des Projektionsgrunde\u00bb (12) sind bez\u00fcglich der Erscheinung der Nachbewegung in gleicher Art bestimmend, wie f\u00fcr die Erscheinungen der Nachdauer von Lichteindr\u00fccken. Das Vorgebrachte berechtigt uns, die auf optische Bewegungseindr\u00fccke folgende Erscheinung der Nachbewegung als Bewegungsnachbild zu bezeichnen.\n\u00a7 5. Das regelrechte Bewegungsnachbild schliefst sich mit seiner entgegengesetzten Scheinbewegung.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungmachb\u00fcd und Bewegungiiontrcut.\n147\nunmittelbar dem empfangenen Bewegungseindruck an (Exneb).\nUnter Umst\u00e4nden sieht man dasselbe schon w\u00e4hrend der Betrachtung einer Bewegung ah dem peripheren Teil der bewegten Konturen zur Geltung gelangen, indem diese in entgegengesetzter Richtung zur\u00fcckzuweichen scheinen (3).\n\u00a7 6. Die dem Bewegungsnachbilde entsprechende Scheinbewegung \u00e4ufsert sich am kr\u00e4ftigsten und dauert am l\u00e4ngsten auf m\u00e4fsig beleuchteten Fl\u00e4chen mit schwach hervortretenden Konturen\u00bb Je heller die Projektionsfl\u00e4che ist, je st\u00e4rker die Konturen sich auf ihr abzeichnen, um so st\u00e4rkere Widerst\u00e4nde erwachsen der Entfaltung des Bewegungsnachbildes (12).\nZur optischen Wahrnehmung einer Bewegung ist die Sichtbarkeit der bewegten Elemente n\u00f6tig, beispielsweise werden una die Str\u00f6mungen der Luft erst an dem Wirbel der Objekte, die sie mit sich reifsen, sichtbar. Ebenso gelangt auch die dem Bewegungsnachbilde entsprechende Scheinbewegung nur an einem vorhandenen Gesichtsinhalt zur Wahrnehmung. Unter geeigneten Versuchsumst\u00e4nden ist unmittelbar nach Anschauung einer Bewegung ein solcher subjektiver Inhalt (zuweilen durch ein geformtes Nachbild, h\u00e4ufiger durch einen strahligen Nebel) mehr oder weniger reichlich gegeben, jedoch ist dessen Bestand viel k\u00fcrzer, als die Zeit, die das v\u00f6llige Abklingen der \u00fcberdauernden kinetoptischen Erregung beansprucht. Aus diesem Grunde ist auch die Nachbewegung bei ausschliefslicher Beobachtung im subjektiven Sehfelde nur von verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kurzer Dauer. Steht hingegen dem Bewegungsnachbilde ein objektiver Gesichtsinhalt, frei von wesentlich hemmenden Eigenschaften, zur Verf\u00fcgung, so bleibt es erheblich l\u00e4nger wahrnehmbar. Daher kommt es auch, dafs die Nachbewegung, nachdem sie im subjektiven Sehfelde schon v\u00f6llig abgeklungen ist, f\u00fcr einige Zeit wieder auftaucht, wenn man den Blick auf sichtbare Objekte lenkt (11).\n\u00a7 7. Die Scheinbewegung ruhender Gegenst\u00e4nde wird in der Peripherie fr\u00fcher erzielt und ist daselbst auch l\u00e4nger andauernd, als im zentralen Gebiete des Sehfeldes.\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":",148\nA. v. 8z\u00fcy.\nDiese Erfahrung bez\u00fcglich des Bewegungsnachbildes stimmt mit der bekannten Tatsache \u00fcberein, dafs in der Peripherie des Sehfeldes die Empfindlichkeit f\u00fcr Bewegung die Sehsch\u00e4rfe \u00fcberwiegt, w\u00e4hrend im zentralen Gebiete beide einander die Wage halten. Also ist der Widerstand der Konturen hier wirksamer als dort. Der Unterschied zwischen dem peripher sich frei entfaltenden und dem zentral mehr gehemmten Anteil des Bewegungsnachbildes gelangt in einer h\u00f6chst merkw\u00fcrdigen Kontrasterscheinung zum Ausdruck:\n\u00a7 8. Innerhalb eines Bewegungsnachbildes, das sich auf einen sehr grofsen Teil des Sehfeldes mit Einschlufs des zentralen Gebietes erstreckt, ist hier die Scheinbewegung der vorher angeschauten Bewegung nicht entgegengesetzt, sondern gleichgerichtet (17, 18, 19, 20, 21).\nWer in dem regelrechten Bewegungsnachbilde selbst schon nichts anderes als eine Kontrasterscheinung erblickt, der wird vor einer Scheinbewegung, die in gleicher Richtung mit der vorhergehenden objektiven Bewegung verl\u00e4uft, seine Ratlosigkeit eingestehen m\u00fcssen; wer hingegen in jenem die \u00c4uiiserung einer \u00fcberdauernden Erregung des nerv\u00f6sen Sehapparates erkennt, besitzt auch den Schl\u00fcssel zu dem scheinbaren Paradoxon. Die Kontrasterscheinung in dem verh\u00e4ltnism\u00e4fsig gehemmten zentralen Teil darf sogar als einer der st\u00e4rksten Beweise gelten f\u00fcr die Auffassung des Bewegungsnachbildes als Nachdauer einer stricto sensu physiologischen Erregung durch den kinetoptischen Eindruck.\n\u00a7 9. Innerhalb der Grenzen, welche f\u00fcr die unmittelbare sinnliche Wahrnehmung der Bewegung bestehen, sind s\u00e4mtliche Geschwindigkeitsgrade derselben geeignet, Bewegungsnachbilder zu erwecken. Was am Bewegungsnachbilde als seine Geschwindigkeit imponiert, ist seine Intensit\u00e4t (13, 14, 15, 16).\nHier mufs auf die Unm\u00f6glichkeit hingewiesen werden, den Grad einer Geschwindigkeit zu bestimmen, wo die Gegenst\u00e4nde scheinbar in einer Bewegung begriffen sind und sich dennoch nicht vom Platze r\u00fchren. Auf dieses merkw\u00fcrdig Widersinnige in der Erscheinung hat schon Ophbl hingewiesen, und war auch","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungsnachbiid und Bewegungskontrast.\n149\nder Ausspruch v. Fleischels gem\u00fcnzt, dafs Empfindungen^ sich nicht an die Gesetze' der Logik halten. Je freier das Bewegnngs* nachbild sich an irg\u00e9nd einem Inhalt entfalten kann, um so: rascher ist die Scheinbewegung. Den geringsten Widerstand setzt ihr der rein subjektive Inhalt entgegen ; darum \u00dcberrascht auch an diesem die Scheinbewegung am meisten durch ihre: Rapidit\u00e4t. In der N\u00e4he der oberen Grenze der Bewegungswahr-, nehmung hingegen nimmt das Bewegungsnachbild an Intensit\u00e4t rasch ab; das wird durch Verminderung der Schnelligkeit der Scheinbewegung im Nachbilde um so auffallender, als der kurz vor Beginn und w\u00e4hrend des Flimmems erzielte subjektive Nebel-, str\u00f6m seine h\u00f6chste F\u00fclle und Intensit\u00e4t erreicht.\n\u00a7 10. Die Intensit\u00e4t des Bewegungsnachbildes steht zur vorher angeschauten Bewegung in einem Verh\u00e4ltnis, bei welchem die F\u00fclle der bewegten: Elemente und die Dauer der optischen Einwirkung mehr entscheiden, als die Geschwindigkeit der Bewegung (13, 14, 15, 16;.\nEine gleichm\u00e4\u00dfige Bewegung dicht angeordneter Konturen erzeugt ein kr\u00e4ftigeres Bewegungsnachbiid,. als eine Bewegung von derselben Geschwindigkeit und Dauer, die sich an minder dicht angeordneten Komturen vollzieht. Je dichter die Konturen gegeben sind, um so langsamer mufs die Bewegung sein, die-ein gut wahrnehmbares Bewegungsnachbiid hervorrufen soll; denn die Geschwindigkeitsgrenze, bei der die Konturen zu ver-. schwimmen beginnen, und die unmittelbare Bewegungswahrnehmung aufh\u00f6rt, ist eine verh\u00e4ltnism\u00e4fsig niedrigere. Bei weiten Konturen mufs die Geschwindigkeit eine verh\u00e4ltnism\u00e4fsig h\u00f6here sein, damit das Intervall der einzelnen Reizungen nicht so lang sei, dafs diese immer erst nach v\u00f6lligem Abklingen der fr\u00fcheren aufeinander folgen. Mit sehr langsamer Konturenverschiebung kann man, durch gen\u00fcgend lange Dauer der Einwirkung, sehr vehement einsetzende Scheinbewegungen erzielen.\n\u00a7 11. Monokulare Bewegungseindr\u00fccke rufen nur indem reizempfangenden Auge vollentwibkelte Bewegungsnachbilder hervor, doch sieht auch das andere Auge f\u00fcr sich in schw\u00e4cherem Grade die entsprechende Nachbewegung an ruhenden Gegenst\u00e4nden (22).","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nA. v. Sitiy.\n\u00a7 12. Binokular gleichzeitig empfangene Be-\u25a0wegungseindr\u00fccke, die einander entgegengesetzt sind, verhindern die binokulare Wahrnehmung des iBewegungsnachbildes; gleichwohl sind dieselben vorhanden und von jedem Auge besonders zu sehen; sie sind aber in auffallendem Grade weniger intensiv, als wie sie sonst bei zeitlich gesondertem Empfang derselben Bewegungseindr\u00fccke sich gestalten (23, 24, 25).\n\u00a7 13. Binokular gleichzeitig empfangene Be-wegungseindr\u00fccke, die verschieden, aber nicht entgegengesetzt sind, f\u00fchren zu bestimmten gemeinsamen Mischungsnachbildern. Jedes Auge f\u00fcr sich hat sein eigenes, dem empfangenen Eindruck entsprechendes Bewegungsuachbild, an welchem aber stets in gewissem Grade die Beteiligung der \u00fcberdauernden Reizwirkung von seiten des zugepaarten Organs wahrzunehmen ist (26, 27, 28).\nDem Scharfsinn Exnees war es nicht entgangen, dafis das Erscheinen der Nachbewegung auch vor jenem Auge, welches vom Bewegunpeindruck, w\u00e4hrend dessen Einwirkung auf das andere ausgeschlossen war, keine Analogie hat in dem Verhalten der Farbennachbilder. Das gleiche gilt auch bez\u00fcglich der aus meinen Beobachtungen sich ergebenden Tatsachen der gegenseitigen Abschw\u00e4chung und Zumischung binokular entgegengesetzter oder verschiedener Bewegungseindr\u00fccke. Binokular empfangene Eindr\u00fccke von Gegenfarben haben wohl auch ein gemeinsames Nachbild, das farblos ist; aber jedes monokulare Nachbild f\u00fcr sich erscheint nicht abgeschw\u00e4cht, sondern vielmehr mit erh\u00f6hter Intensit\u00e4t. Auch das gemeinsame Nachbild nach binokularer Farbenmischung erscheint in einer entsprechenden Mischfarbe, aber bei monokularer Projektion ist stets nur das reine Nachbild des vom betreffenden Auge allein empfangenen farbigen Lichtreizes wahrzunehmen.\n\u00a7 14. Auch vorget\u00e4uschte Bewegungen (solche, deren Eindruck nicht durch kontinuierliche Verschiebung der Netzhautbilder entsteht, sondern durch deren momentanes Auftauchen an verschiedenen Stellen nacheinander) erregen unter den bekannten Bedingungen Bewegungsnachbilder,","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"BewegungtnacKbild und Bewegimgskontrast.\n151\ndie mit den nach wirklichen BewegungBeindr\u00fccken erzielten v\u00f6llig gleichwertig sind (29).\nAus den in den vier letzten Paragraphen angef\u00fchrten Tatsachen mufs auf die Ausl\u00f6sung des Bewegungsnachbildes irgendwo in der Tiefe des zerebralen Anteils des Sehorgans geschlossen werden. Der Versuch, diesen Ort n\u00e4her zu bestimmen, geh\u00f6rt in das Reich der Hypothesen. Doch m\u00f6chte ich nicht unterlassen, hier die Vermutung auszuBprechen, dais Flimmerskotome, die mit den Erscheinungen lebhafter Bewegung in einem umschriebenen Teil des Sehfeldes einhergehen, wahrscheinlich auf Affektionen des betreffenden Zerebralteiles beruhen; desgleichen vielleicht auch manche Art von Gesichtsschwindel.\n\u00a7 15. Jeder optische Bewegungseindruck, der zu einem wahrnehmbaren Bewegungsnachbilde f\u00fchrt, vermag auch einen entsprechenden simultanen Bewegungskontrast hervorzurufen. Derselbe kann experimentell als Ne belkontrast (31, 32, 33, 34, 35, 36, 37) und als Konturenkontrast (38, 39, 40, 41, 42, 43) zur Erscheinung gebracht werden.\nEine bisher wenig ber\u00fccksichtigte physiologisch - optische Wirkung dicht angereihter Konturen ist das subjektive Erscheinen wallender Nebel, die immer senkrecht zur Richtung der Konturen und immer entgegengesetzt zur Richtung ihrer Verschiebung hinziehen. Die betreffenden Scheinbewegungen verhalten sich demnach v\u00f6llig analog denjenigen des Bewegungsnachbildes.\nDie Simultaneit\u00e4t des Bewegungskontrastes \u00e4ufaert sich am sichersten an g\u00fcnstig angebrachten Konturen, indem die betreffenden Scheinbewegungen auch von dem v\u00f6llig ausgeruhten Auge bei den geringsten unwillk\u00fcrlichen Blickschwankungen sofort wahrnehmbar werden.\nDer Konturenkontrast liegt einer Reihe von Pseudoskopien zugrunde.\n* *\n*\nFassen wir nun zum Schlafs das Ergebnis der Untersuchungen aufs Engste zusammen, so m\u00fcssen wir sagen, dafs keine der bekannten und neu aufgedeckten Erscheinungsformen des Bewegungsnachbildes einer Erkl\u00e4rung bedarf, die erst auf einem psychologischen Umwege zu holen w\u00e4re. Ausnahmslos alles weist auf einen ganz bestimmten und prinzipiell immer den-","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"162\nA. v. Snly.\nselben Erregungszustand des Sehorgans hin. Dos sind keine T\u00e4uschungen des Urteils; ja man darf die Erscheinungen nicht einmal Sinnest\u00e4uschungen nennen, denn sie \u00e4ufsem sich mit Notwendigkeit in qualitativ und quantitativ vorausbestimmbarer Form; sie sind unter den gleichen Bedingungen immer die gleichen und sie treten selbst dann auf , wenn der sie veranlassende objektive Reiz nicht bis zur bewufisten Wahrnehmung vorgedrungen ist. Meine Untersuchungen haben gezeigt, dafs dieser objektive Reiz jedesmal gegeben ist, wenn der unmittelbare Eindruck einer gleichm\u00e4\u00dfigen Bewegung eine Zeit lang angedauert hat.\nJener Bewegungswahmehmung gegen\u00fcber, bei welcher die Bewegung erst aus den wechselnden lokalen Beziehungen zu den als ruhend gesehenen Gegenst\u00e4nden erschlossen wird, hat Exner schon l\u00e4ngst auf eine direkte optische Bewegungsempfindung, als einfache, prim\u00e4re, keiner weiteren Analyse zug\u00e4ngliche Sinneserregung, hingewiesen, die er mit der Empfindung der Farben und den Lokalempfindungen auf gleiche Stufe stellt. Dieselbe beruht nach ihm auf einem Vorgang innerhalb jener Zentralorgane, welche in ihrer Funktionsweise die Basis zur fl\u00e4chenhaften Anordnung der Netzhauteindr\u00fccke abgeben. Ein Teil meiner Beobachtungen l\u00e4fst darauf schliefsen, dafs auch den Bewegungsnachbildern zentrale Vorg\u00e4nge zur Grundlage dienen.\nDafs Exner die Bedeutung der Bewegungsnachbilder f\u00fcr die Begr\u00fcndung seiner Lehre niemals aus den Augen liefs, beweisen seine bis in die neueste Zeit fortgesetzten Bem\u00fchungen, die Eigent\u00fcmlichkeiten dieser Erscheinungen zu ergr\u00fcnden. Diese Aufgabe war auch meinen hier mitgeteilten Untersuchungen gestellt. Durch die umfassende Veranschaulichung des Bewegungsnachbildes, durch die eindringliche Verfolgung seiner Beziehungen zum Bewegungseindruck, und nicht zum geringsten Teil auch durch die frappanten Erscheinungen des Bewegungskontrastes sind unwiderlegliche Beweise f\u00fcr die ExNEBsche Lehre erbracht. Ich behaupte dies mit Zuversicht, nachdem ich w\u00e4hrend der ganzen auf diesen Gegenstand gerichteten Arbeit den Worten Viehobdts zu gen\u00fcgen gesucht habe, die mit Beziehung auf dieselbe Frage ausgesprochen wurden, die aber berufen sind, als Richtschnur f\u00fcr jede naturwissenschaftliche Forschung zu dienen. Sie lauten: \u201eSeien wir darauf bedacht, den Streit dem Bereiche der Meinungen und Hypothesen m\u00f6glichst zu entr\u00fccken, und","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungmachbild und Bewegungskontrast.\n165\nTatsachen in immer gr\u00f6fserer Zahl ausfindig zu machen, die an der Hand einleuchtender und nat\u00fcrlicher, von der Hypothese unabh\u00e4ngiger Prinzipien nur so gedeutet werden k\u00f6nnen und nicht anders.\u201c\nLiteraturverzeichnis,\nAurebt: Die Bewegungsempfindungen. Pfl\u00fcgen Archiv f\u00fcr Physiologie SO, 1886, 8. 347.\nBobschke und Hbschelbs: \u00dcber Bewegungsnachbilder. 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Berlin 1825, 8. 60.\nStsrk, W. : Die Wahrnehmung von Bewegung vermittels des Auges. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7, 1894, 8. 321. Stsickeb : \u00dcber die Bewegungsvorstellung. Wien 1882.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"164\nA. v. Stily.\nThompson, S. P. : Some New Optical Illusions. Monthly Journal of Science, 1879 (M\u00e4rzheft).\nVh&obdi : Die Bewegungsempfindung. Zeitschrift f\u00fcr Biologie 12, 1878, S. 233.\nW\u00fcndt: Grundlage der physiologischen Psychologie. Leipzig 1879, U. Bd., 8. 672.\n\u2014, Gr\u00fcndz\u00f6ge der physiologischen Psychologie. 4. Aufl, Leipzig 1893, II. Bd., S. 162.\nZbhnuss, G. : \u00dcber Bewegungsnachbilder. Annalen der Physik und Chemie. Neue Folge. 9 Bd., 1880, 8, 672.\nZ\u00f6llnbb : \u00dcber eine neue Art von Pseudoskopie und ihre Beziehungen au den von Opp*l und Platz*u beschriebenen Bewegungsph\u00e4nomen. Poggendorff\u00bb Annalen 110, 1860, S. 500.\n(Elingegangen am 22. Dezember 1904.)","page":154}],"identifier":"lit32035","issued":"1905","language":"de","pages":"81-154","startpages":"81","title":"Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:03.522547+00:00"}