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{"created":"2022-01-31T16:31:07.811073+00:00","id":"lit32041","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Levy, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 74-89","fulltext":[{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus der physikalischen Abteilung des physiologischen Instituts\nder Universit\u00e4t Berlin.1)\n\u00dcber die Helligkeitsverteilung im Spektrum f\u00fcr das helladaptierte Auge.\nZugleich ein Beitrag\nzur Lehre von den \u201eanomalen Trichromaten4'.\nVon\nDr Max Levy (Suhl).\n1.\nDie Voraussage von Hering und Hillebrand 2, dafs die Helligkeitsverteilung, in welcher ein lichtschwaches Spektrum dem bis zur Farbenblindheit dunkel adaptierten, normalen Auge erscheint, keine andere sei als diejenige, in welcher dieselben Strahlungen vom Totalfarbenblinden \u00fcberhaupt wahrgenommen werden, ist durch das Experiment von Hering3 selbst und in gleicher Weise von anderen Forschern best\u00e4tigt worden. Es\n1\tDa ich in der vorliegenden Arbeit die Fragestellung nicht sonderlich\ngl\u00fccklich finde, ben\u00fctze ich diesen Anlafs, um ein- f\u00fcr allemal zu erkl\u00e4ren, dafs mit der Bezeichnung einer Arbeit: \u201eaus der physikalischen Abteilung usw.\u201c nicht gesagt sein soll, dafs diese Arbeit meine eigenen Anschauungen zum Ausdruck bringt. Ich erkenne damit vielmehr nur an, dafs die in der betreffenden Arbeit mitgeteilten Untersuchungen mir zuverl\u00e4ssig erscheinen (auf Grund pers\u00f6nlicher Beaufsichtigung der Versuche) und dafs die Ver\u00f6ffentlichung der Versuche wissenschaftliches Interesse bietet.\tNagel.\n2\tF. Hillebrand: Aus den Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Math.-nat. Klasse 48, Abt. III, 1889, S. 42.\n3\tE. Hering: Untersuchung eines Totalfarbenblinden. Pfl\u00fcgers Archiv\n49, 1891, S. 563.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber die Helligkeitsverteilung im Spektrum f\u00fcr das helladaptierte Auge. 75\ndurfte weiterhin \u2014 auf Grund der Theorie der Gegenfarben\n\u2014 erwartet werden, dafs auch f\u00fcr die anderen bisher bekannten\n\u2022 \u2022\nFarbensysteme diese \u00dcbereinstimmung mit dem totalfarbenblinden besteht oder nur insoweit Abweichungen Vorkommen als die \u201eindividuellen Verschiedenheiten der brechenden Medien\u201c, also physikalische Faktoren daf\u00fcr verantwortlich gemacht werden k\u00f6nnen.\nTats\u00e4chlich hat sich nun auch eine solche Gleichartigkeit der \u201eweifsen Valenzen\u201c (Hering) oder \u201eD\u00e4mmerungswerte\u201c (v. Kries und Nagel) bisher immer konstatieren lassen, sowohl f\u00fcr die bekannten Typen der partiell Farbenblinden, wie f\u00fcr die von Rayleigh gefundene ungew\u00f6hnliche Art der Farbent\u00fcchtigen1, die \u201eanomalen Trichromaten\u201c (K\u00f6nig, v. Kries) oder \u201erelativ Gelbsichtigen\u201c (Hering, Tschermak), und schliefslich auch f\u00fcr den in neuester Zeit beschriebenen \u201ezweitenTypus des anomalen trichromatischen Farbensystems.\u201c2\nEs kann somit als festgestellt gelten, dafs das Sehen mit entsprechend dunkeladaptiertem Auge an einen Faktor oder Bestandteil gekn\u00fcpft ist, der in allen daraufhin untersuchten Farbensystemen in gleicher Weise vertreten sein mufs und bef\u00e4higt ist, isoliert von den die farbigen Empfindungen bestimmenden Bestandteilen in Wirksamkeit zu treten; mit anderen Worten: die Helligkeitsverteilung, in der das \u201eDunkelauge\u201c die verschiedenartigen \u201efarbigen\u201c Strahlungen wahrnimmt, ist un abh \u00e4n gig von der Art seiner farbigen Empfindungen.\nDiese Konsequenz mufste gezogen werden, gleichg\u00fcltig ob man\n\u2022 \u2022\nin jener \u00dcbereinstimmung das selbst\u00e4ndige Wirken eines allen Systemen zukommenden, f\u00fcr die Aufnahme schwacher Lichtreize eingerichteten Spezialapparats erblicken wollte (den durch die purpurhaltigen St\u00e4bchen repr\u00e4sentierten Dunkelapparat von v. Kries) oder aber die isolierte T\u00e4tigkeit einer im Hellen wie im Dunkeln funktionierenden Sehsubstanz, welche in allen Systemen und in jedem Adaptationszustand die einzige und alleinige Vermittlerin farbloser Empfindungen sei. (Herings schwarz - weifse Sehsubstanz.) W\u00e4hrend aber bei der\n1\tArth. Lotze: Untersuchung eines anomalen trichromat. Farbensystems. (Dissertation.) Freiburg 1898.\n2\tMax Levy : \u00dcber einen zweiten Typus des anomalen trichrom. Farben-systems etc. (Dissertation.) Freiburg 1903.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nlifts\n\u00a9rsteren Auffassung aus einer Feststellung, der spektralen Reiz-werte f\u00fcr das \u201eDunk\u00a9lauge\u201c, also- der \u201eSt\u00e4bch@nvalenzen\u2018\u2018, Schl\u00fcsse auf die Helligkeitsverh\u00e4ltnisse f\u00fcr das \u201eHellau ge\u201c \u00fcberhaupt nieht gezogen ' werden * konnten, galt diese Beschr\u00e4nkung . keineswegs f\u00fcr die Anschauung, dafs im heU- wie\nim.\tdunkeladaptierten Auge di\u00a9 Empfindung-.farbloser Helligkeit\nin,\teiner einheitlichen Weise zustande komme, Es mufste hiernach vielmehr neben anderem gefordert werden, dafs beim sog. indirekten Sehen, bei dem alle Strahlungen auch f\u00fcr das helladaptierte Auge farblos erscheinen, sich das isolierte Wirken Jener schwarz - weifsen Behsubstanz in ganz gleicher Weise dokumentieren werde wie beim Farblossehen des dunkeladaptierten Auges.\nSo nahe dies\u00a9 Annahme von jenem Standpunkt aus lag, so wenig wurde sie durch die experimentelle Pr\u00fcfung best\u00e4tigt,\nDi\u00a9 tats\u00e4chlichen Helligkeitsverh\u00e4ltnisse n\u00e4mlich, so wie sie f\u00fcr die nur farblossehende helladaptierte Netzhautzone von v. Kbies1 gefunden wurden, unterscheiden sich prinzipiell von den f\u00fcr das Dunkelauge geltenden.\nIn doppelter Hinsicht:\nErstens stellen sich die \u201ePeripheriewerte\u201c f\u00fcr den Farbent\u00fcchtigen (v. Kbies) als ein\u00a9 durchaus andere Funktion der Wellenl\u00e4nge dar wie die \u201eD\u00e4mmerangswerte\u201c f\u00fcr denselben Beobachter.\nZweitens besteht im. Hellauge hinsichtlich der relativen Helligkeitswerte der Lichter keineswegs jene \u00dcbereinstimmung der verschiedenen Farbensysteme, deren Vorhandensein uns eben n\u00f6tigte im Sehen des Dnnkelauges das Wirken eines von den farbigen Empfindungen unabh\u00e4ngigen* Faktors zu erblicken. Die f\u00fcr den \u201eProtanopen\u201c gefundene Verteilung der Peripheriewerte, so stellte v. Kbies fest, weicht in einer jede Parallelisierung ausschliefsenden Weise von der f\u00fcr den normalen Farbent\u00fcchtigen und den Deuteranopen geltenden ab ; die zwischen dem Farbent\u00fcchtigen und Deuteranopen gleichfalls gefundene Differenz war eine zwar geringe aber doch bestimmt nachweisbare,\n1 v. Kjtusa : \u00dcber die Farbenblindheit der Netshautperipherie. Zeit sehr, f. Psychol, v. Physiol d. Sinnesorgan* 1fr, S. 247.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Hdligkeitsverteilung im Spektrum f\u00fcr das helladaptierte \u00c4uge. 77\nWiewohl mm die sp\u00e4teren Untersuchungen Polimantis 1 und die Tbciooimaks 2 es wahrscheinlich gemacht haben, dafs unter den normalen Farbent\u00fcchtigen hinsichtlich der f\u00fcr sie geltenden \u201ePeripheriewerte\u201c eine gewisse Schwankungsbreite 'besteht und damit die vermutete Unterscheidung von den sog. Gr\u00fcnblinden verwischt wird, so best\u00e4tigen doch andererseits dieselben Autoren, zwischen den sog. Rotblinden einesteils und den Farben-t\u00fcchtigen wie sog. Gr\u00fcnblinden andemteils ein\u00a9 typische Verschiedenheit in diesem Punkt\u00a9 existiert. Zu demselben Ergebnis f\u00fchrten die Untersuchungen von van dkb Wbxbb* 1 * * 4 * * * 8 und die von Tjrbnbblbnburg 4 f\u00fcr sein normales Auge neuerdings festgestellte Verteilung der Peripheriewerte im Spektrum,\nWenn aber, wie v. Kries vermutet, die Bestimmung der Peripheriewerte homogener Strahlungen insofern als Bestimmung der relativen Helligk eit s werte der Farben gelten k\u00f6nnen, als voraussichtlich \u201eLichter, die auf den total farbenblinden Hellapparat der Peripherie gleich stark wirken, auf die farbent\u00fcchtigen Netzhautpartien den Eindruck gleicher Helligkeit machen\u201c, so w\u00fcrde unsere obig\u00a9 Feststellung besagen: In der Art der HeUigkeitswafamehmung homogener Lichter unterscheidet sich der sog. Rotblinde in typischer Weise vom sog. Gr\u00fcn-blinden und vom Normalen, solange die Beobachtung mit dem HeUauge erfolgt, mit anderen Worten: Es besteht eine gesetz-m\u00e4fsige Beziehung zwischen dem Aufbau dieser Farbensysteme und der Art der Helligkeitswirkung \u201efarbiger\u201c Strahlungen.*\n1 O. Polimanti : \u00dcber die sog. Flimmerphotometrie. Zeiischr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorgane 19, 8. 368.\n1 A. Tschj\u00efrmak : Beob. \u00fcber di\u00a9 relat Farbenblindheit im indir. Sehen, Pfl\u00fcgers Archiv 82, S. \u00f6o2, 1900.\n1 A. J. Vak b\u00e4r Weybk: Die Lichtstrahlen de\u00ab Spektrum in der .Peripherie der Netzhaut. Onderzock. PhysioL Labor. Utrecht Vijfde Beeks III, II. Aflevering S. 292.\n4 In der oben zitierten Dissertation des Verfassers.\n4 Hjllebbaxd und Hkiukg, die durch direkte heterochrome Messungen die Verschiedenheit der spektralen flelligkeitakurven des Normalen und eines sog. Botblinden ebenfalls konstatiert hatten, suchten jene gesell-\nmifsige Beziehung darin, dafs den \u201eBotgr\u00fcn blinden\u201c ganz allgemein im\nBot ein erhellender, im Gr\u00fcn ein verdunkelnder Faktor fehle (1. c. S. 42).\nFreilich werden heute die jener Lehre von der spezifischen Helligkeit\nder Farben zur Basis dienenden Erscheinungen in ganz anderer Weise gedeutet, auch von Autoren die im \u00fcbrigen an der Theorie der Gegenfarben","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nMax Lmy.\nF\u00fcr diese Annahme sprechen in der Tat auch die Ergebnisse der direkten \u201eheterochromen\u201c llelligkeit\u00f6bestimmungen : Schon Bonders 1 fand, wiewohl seine Resultate durch die Nichtbeachtung des Adaptationszustands getr\u00fcbt werden, dafs die spektralen Helligkeitskurven des sog. RotbMnden und sog. Gr\u00fcnblinden in typischer Weise voneinander abweichend verlaufen; in einwands-freierer Weise stellte Brodhun1 eine solche Verschiedenheit f\u00fcr sich, (gr\u00fcnblind) und Ritter (rotblind) fest, Holange die Beobachtungen mit hohen Lichtst\u00e4rken ansgef\u00fchrt wurden; auch der HiLLEBRANDsche Befund ' (s. obige Anmerkung S. 77) geh\u00f6rt hierher.\nEin\u00a9 ander\u00a9 durch Fommanti8 festgestellte Tatsache l\u00e4fst es noch mehr berechtigt erscheinen, in der 'charakteristischen spektralen Verteilung der Peripherie werte den zutreffenden Ausdruck f\u00fcr di\u00a9 entsprechenden relativen Helligkeitswerte der Farben (f\u00fcr die Netzhautmitte) zu erblicken: \u201eFlimmerwarte\u201c (f\u00fcr di\u00a9 Netzhautmitte bestimmt) und Peripheriewert\u00a9 haben nach Polimanti im Spektrum nahezu die gleiche Verteilung, sind ann\u00e4hernd dieselbe Funktion der Wellenl\u00e4nge.\nTats\u00e4chlich tritt dementsprechend, wie Pommanti zeigte, auch in der Verteilung der \u201eFlimmerwerte\u201c im Spektrum die typische Abweichung des protanopischen vom deuteranopischen und normalen System zu Tage. Freilich darf man auch die durch die sog. Flimmerphotometrie gefundene Reizwertverteilung (die Inter-mittenzheliigkeiten nach Schenck) nur insoweit als eine Bestimmung der relativen Helligkeiten der Farben gelten lassen, als sich der von Rood ausgehende Satz als richtig erweist: Zwei objektiv\u00a9 Lichter, in bestimmtem Rhythmus miteinander intermittierend zur Einwirkung auf dieselbe Netzhautstelle gebracht, werden, unabh\u00e4ngig von der Art ihrer \u201efarbigen\u201c Wirkung um so schwerer als getrennte Reize wahrgenommen, je weniger sie eich hinsichtlich ihrer subjektiven Helligkeiten unterscheiden# Wiewohl diese Voraussetzung nicht bewiesen ist, so mufs unsere\nfesthalten (G. E. Muujb: \u201eI)io Verschiedenheit der H - Wert\u00a9 und D-Werte der Weifsvalenzen\u201c infolge des sensibilatorischen Einflusses des Sah* purpars aal di\u00a9 Schwarz - Weife - Substanz ; Tschkkmak : \u201edie adaptive Verschiedenheit der Weilsvalenzen\u201c).\n1 Donders F, C.: \u00dcber Farbensystem\u00a9. Graefes Archiv 27, 1881.\n8 Brodhun: Beitr\u00e4ge zur Farbenlehre. (Dissertation.) Berlin 1887.\n8 O. POLIMANTI 1. c.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022 _____\nUber die SeUigkeitmerteilung im Spektrum f\u00fcr da\u00bb heUadaptierte Auge. 79\nobige Vermutung doch wesentlich gest\u00fctzt werden durch die tats\u00e4chlich \u00fcbereinstimmende Aussage zweier so verschiedenartiger Bestimmungen wie die der Peripheriewerte einmal und die auf zentralem Netzhautfelde gewonnene der Flimmerwerte.\nDie unten angef\u00fchrten Experimente beweisen nunmehr auf direktem Wege, dafs \u2014 f\u00fcr die beiden untersuchten Farbensysteme wenigstens\u2014 die Feststellung der Flimmerwerte homogener Lichter (und somit auch die Feststellung der Peripheriewerte) ein zutreffendes Bild gibt von den relativen Helligkeitswerten der entsprechenden Farben bei Beobachtung mit fovealem Felde1 und best\u00e4tigen somit auch die v. KaiEssche Auffassung von den Peripheriehelligkeiten.\n2.\nEis ist neuerdings von mir2 * * * * * ein Farbensystem beschrieben worden8, welches als \u201etr ich r omatisch es\u201c zwar prinzipiell verschieden ist von den Systemen der partiell Farbenblinden, gleichwohl eine dem normalen Farbensystem nicht zukommende \u00c4hnlich-keit mit dem protanopischen auf weist. Wiewohl n\u00e4mlich die Unterschiedsempfindlichkeit dieses \u201eanomalen Trichro-maten\u201c gegen Ver\u00e4nderung des Farbentons eine wesentliche Herabsetzung gegen\u00fcber der Unterschiedsempfindlichkeit des Normalen nicht erkennen l\u00e4fst, ist die Erregbarkeit f\u00fcr langwellige Lichter und die entsprechende untere Farbenreiz-\n1 v. Kkiks weist entsprechend darauf hin (1. c. S. 273), dafs sein\u00a9\nPeripheriewerte, soweit sie bestimmt werden konnten, sich der von K\u00f6nig-\nanf direktem Wege ermittelten Verteilung der Gesamthelligkeit (bei un\u00bb\ngleicher Farbe) sehr ann\u00e4hern. \u2014\u25a0 Sobbnck fand andererseits f\u00fcr Pigment-\npapier\u00a9 (Pfl\u00fcgern Archiv 08, 1897) keine v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung der\nFlimmerwerte mit den direkt bestimmten Helligkeitsverh\u00e4ltnissen.\n8 Max Levy 1. c.\n* Lord Rayleigh hatte die Freundlichkeit, mich auf ein\u00ae von mir seinerzeit \u00fcbersehene Arbeit von Abthub Schuster hinzuweisen (Experiments with Lord Rayleighs colour box, Proceedings of the Royal Society of London, June 6, 1890). Soh\u00fcstbb fand unter 75 untersuchten Personen unter anderen auch eine, die zu einem gewissen gr\u00fcnen Licht f\u00fcnfmal mehr rotes Licht zumischen mnfste als der Normale, um das Mischlicht einem gegebenen homogenen gelben gleich zu machen. Dm Farbensystem dieses Beobachters ist \u2014 soweit nach dieser Mischungsgleichung geschlossen werden darf \u2014 der Gruppe, die von mir als \u201ezweiter Typus des anomalen Achromatischen Farbensystemsu beschrieben wurde, zuzuz\u00e4hlen.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nMax Levy.\necb welle (bei belladaptiertem Auge) in \u00e4hnlicher Weise herabgesetzt, wie dies f\u00fcr den sog. Rotblinden l\u00e4ngst bekannt ist; das hierauf beruhende Ph\u00e4nomen der scheinbaren Verk\u00fcrzung des m\u00e4fsig lichtstarken Spektrums am langwelligen Ende besteht daher auch f\u00fcr diesen \u201eanomalen Trichromaten\u201c.\nEs wurde nachgewieeen, dafs der Grund dieser und auch der \u00fcbrigen Eigent\u00fcmlichkeiten des Systems nicht in abnormen Absorptionsbedingungen der brechenden Medien liegt, sondern in der abnormen Beschaffenheit von SehSubstanzen, welche im helladaptierten Auge funktionieren. In \u00dcbereinstimmung damit liefsen die D\u00e4mmerungswerte keine besonderen Abweichungen von den normalen erkennen, w\u00e4hrend in den Peripheriewerten, also auf heliadaptierter Netzhaut, die Anomalie in charakteristischer Weise zutage trat: Die f\u00fcr mich, den anomalen Trichromaten, festgestellte spektrale Kurve der Peripheriewerte zeigte, g\u00e4nzlich abweichend von der des Normalen, eine grofse \u00c4hnlichkeit des Verlaufs mit einer Mieren f\u00fcr den, Protanopen Mabx gefundenen Kurve. (Die Untersuchung reicht\u00a9 von X \u2014 660 ftfi bis X \u2014 530 pu). Es wurde die Vermutung nah\u00a9 gelegt, dafs \u00a9in\u00a9 v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung der Peripheriewertverteilung f\u00fcr die beiden Systeme bestehe.\nWie wir vorausschickten, scheint es berechtigt zu sein, in der Peripheriewertverteilung den, Ausdruck der Helligkeitsverh<-nisse zu erblicken, welche f\u00fcr die farbigsehenden Netzhautteile gelten. W\u00e4re die vermutete \u00dcbereinstimmung der beiden Systeme hinsichtlich der Peripheriewerte eine notorische, so m\u00fcfste hiernach f\u00fcr den Protanopen und unsern anomalen Trichromaten vom, II. Typus *\u2014\u25a0 ungeachtet des sehr verschiedenen farbigen Eindrucks \u2014 di\u00a9 gleiche HelligkeitsVerteilung im Spektrum bestehen, sofern man die individuellen Verschiedenheiten der Absorption durch 'die Medien in Abrechnung bringen, k\u00f6nnt\u00a9.\nHier\u00fcber v\u00f6llige Sicherheit zu erhalten, schien einer speziellen Untersuchung wert, schon im, Hinblick auf die fundamental\u00a9 Frage, in welcher Weise sich die von den Farbentheorien angenommenen Komponenten an dem Zustandekommen der Empfindung farbloser Helligkeit im helladaptierten Auge beteiligen.\nEs entstand also als n\u00e4chste Aufgabe die, nochmals durch, systematisch\u00a9 Parallelbeobachtungen am, Spektrum, f\u00fcr","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Helligkeitsverteilung ipi Spektrum f\u00fcr das helladaptierte Auge, gl\nbeide Systeme festzuetellen entweder die Verteilung der Peripheriewerte oder die nach Polimakti damit \u00fcbereinstimmende Verteilung der Flimmerwerte; es k\u00f6nnte dann \u2014 die Richtigkeit unserer fr\u00fcheren Annahme vorausgesetzt \u2014 das Ergebnis dieser Untersuchungen ohne weiteres f\u00fcr die gestellte Frage nach den HelligkeitsVerh\u00e4ltnissen in den beiden Farbensystemen verwertet werden.\nAls zweite Aufgabe stellten wir uns, durch sog. hetero-chrome Helligkeitsgleichungen auf fovealem Felde die Frage der Helligkeits Verteilung in direkter Weise zu entscheiden; dafs die Herstellung derartiger Gleichungen mit einer zwar individuell verschiedenen Unsicherheit behaftet, aber ann\u00e4herungsweise m\u00f6glich ist, daran braucht nur erinnert zu werden ; ebenso daran, dafs die individuell verschiedene Makulatingierung das Ergebnis (vorwiegend in den kurzwelligen Lichtem) hier sowohl wie bei Bestimmung der Flimmerwerte beeinflussen kann.\nStatt der schwierigen Peripheriebeobachtungen, deren Ergebnis leicht durch die rasch, auch bei kurzer Beobachtung eintretende Dunkeladaptation getr\u00fcbt wird, w\u00e4hlten wir die Methode der Flimmerwertbestimmung.\nEin Vergleich dieser Bestimmungen mit den durch direkte \u201eheterochrome\u201c Helligkeitsgleichungen erhaltenen gestattete schliefslich das schon oben ausgesprochene Urteil \u00fcber die Brauchbarkeit der \u201eFlimmermethode\u201c zur Feststellung der scheinbaren Helligkeitsverteilung im Spektrum.\nI. Aufgabe.\nVergleich der Flimmerwerte beider Systeme.\nAnordnung und Methode entsprach im Prinzip der von PoniMANTi im Freiburger Institut verwendeten. Ein Auerlicht-spektrum, dessen reelles Bild mit der Ebene des Okularspalts zusammenf\u00e4llt ; durch Verschiebung des ca. 0,5 mm breiten, 2,5 mm hohen Okularspalts auf graduiertem Stabe konnten die verschiedenen Lichter rein ausgew\u00e4hlt werden. Die Auswertung der Skala nach Wellenl\u00e4ngen geschah in bekannter Weise, die Lage der Natriumlinie wurde an jedem Versuchstag kontrolliert.\nDie Intensit\u00e4t der spektralen Lichter konnte durch die Weite des vor der Lichtquelle befindlichen Spalts in betr\u00e4chtlichen Grenzen variiert Werden, ohne die Reinheit der im Okularspalt jeweils sichtbaren Farbe zu gef\u00e4hrden\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 36.\t6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nMax Lmy,\nDas Beobaehtungsfeld wurde auf die Gr\u00f6fse von 1,3\u00ae eingeschr\u00e4nkt durch einen hinter dem Okularspalt aufgestellten weifsen, mit Auerlicht erhellten Schirm der mit entsprechendem kreisf\u00f6rmigem Loch versehen war. Ca. 16 cm dahinter stand die rotierende Scheibe. Zwei gegen\u00fcberliegende Quadranten derselben waren ausgestanzt, die zwei anderen waren mit weifsem Barytpapier glatt \u00fcberzogen und wurden hell beleuchtet durch seitlich aufgestellte Auerlichtbrenner. Die Helligkeit der Sektoren konnte \u2014 der ganzen Anordnung nach \u2014 w\u00e4hrend einer Versuchsreihe als konstant angesehen werden.\nBei gleichm\u00e4fsiger Rotation der Scheibe trat auf das vor dem Okularspalt befindliche Auge gleichlang und abwechselnd das reflektierte weifse Licht eines Sektors und das durch einen Ausschnitt fallende spektrale Licht. Durch einen Elektromotor wurde die Rotation besorgt mit einer passend ausgew\u00e4hlten, f\u00fcr alle Lichter und f\u00fcr beide Beobachter unver\u00e4nderten Geschwindigkeit.\nGleichm\u00e4fsige Helladaptation wurde dadurch erreicht, dafe vor jeder Beobachtung eine seitlich befindliche, sehr helle weifse Fl\u00e4che betrachtet wurde.\nDer Flimmerwert f\u00fcr das mit dem konstanten weifsen Licht des Sektors intermittierende spektrale Licht wurde in folgender Weise festgestellt: Der Beobachter vermochte, w\u00e4hrend er durch den Okularspalt das zentrale kleine Feld beobachtete, den Lichtspalt und damit die Intensit\u00e4t des spektralen Lichte mittels eines-Schnurlaufs leicht und in feinen Abstufungen zu variieren. Er suchte nun diejenige Spaltweite auf, bei der der flimmernde Eindruck eben aufh\u00f6rte, einmal indem er von der zu geringen Lichtst\u00e4rke sukzessive zu gr\u00f6fserer aufstieg, das andere Mal umgekehrt von zu grofser herabstieg. In dieser Weise stellten die beiden Beobachter (f\u00fcr jedes der gew\u00e4hlten Lichter unmittelbar nacheinander) durch das \u201eaufsteigende und das absteigend\u00a9 Verfahren\u201c je drei Spaltbreiten fest, deren jeweiliger Mittelwert ala die \u201eober\u00a9 und di\u00a9 untere Schwell\u00a9 des Flinamerns44-angesehen wurde. Das Gebiet innerhalb der beiden Schwellen^ also das \u201enicht flimmernde Gebiet\u201c, wenn ich so sagen darf, war bei der konstant gehaltenen Intermittenzzahl ein ver-schieden grofses sowohl hinsichtlich der einzelnen Strahlungen als auch hinsichtlich der beiden Beobachter, wie aus der Tabelle^ zu ersehen ist.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Helligkeitsverteilung im Spektrum f\u00fcr das helladaptierte Auge, g$\nDl\u00a9 Tab\u00a911\u00a9 I gibt das Resultat einer sorgf\u00e4ltig durchgef\u00fchrten Versuchsreih\u00a9 an, in welcher Herr cand. ined. Max Cobh (Protanop) einerseits, ich selbst (anomaler Trichromat des zweiten Typus) andererseits die Beobachtungen ausf\u00fchrten.1 Kolumne 1 enth\u00e4lt die Wellenl\u00e4nge des gew\u00e4hlten Lichts. Kolumne 2 gibt in Spaltbreiten ohne Umrechnung das Mittel aus der durchschnittlichen oberen und durchschnittlichen 'unteren \u201eFliinmerschwell\u00a91\u201c f\u00fcr den Protanopen an,\nKolumne 3 di\u00a9 durchschnittliche Gr\u00f6fse des zwischen diesen Schwellen gelegenen \u201enicht flimmernden Gebiets\u201c in Prozenten des betr. Mittels aus den beiden Schwellen, f\u00fcr den Protanopen.\nKolumne 4 und 6 gelten, 2 und 3 ganz entsprechend, 'f\u00fcr1 den tri chromatischen Beobachter.\nTabelle I. 1. M\u00e4rz 1904.\n\t1\tProtanop\t\tAnomaler Trichromat II. Typus\t\nWallen* * ling\u00a9 t in up\tMittel am\u00ae der oberen und der unteren Schwelle des Flimmerns in Spaltweiten i\tGr\u00f6fse des \u201enicht flimmernden Gebiete\u201c in % des betr. Mittels\tMittel aus der oberen und der unteren Schwelle des Flimmerns in Spaltweiten\tGr\u00f6fse des \u201enicht flimmernden Gebiete\u201c in %> des bete. Mittels\n663.4 649.0 622,7 689,3 669.0 659.5 534.1 511,9 499.2 494.6\t168 58.5 15,2 11,0 12.6 24,8 61,0 1\t9 21 9 4 3 1*4 7\t208 166 66,4 15.2 11.3 10,9 13,0 23,8 64.6 86.6\t4 7 19 6 6,6 7 3 3 6 7\nResultat: Betrachten wir zun\u00e4chst die Verteilung der Flimmerwerte im ganzen, so zeigt sich, dafs in beiden Reihen dem Lichte von 559,5 \\iu Wellenl\u00e4nge, entsprechend der geringsten Spaltbreite, der h\u00f6chste Flimmerwert zukommt, eine Abweichung von den Flimmerwerten des Normalen *, wie sie ganz entsprechend f\u00fcr den Protanopen Marx von Polimanti gefunden war.\nVergleichen wir die Einzelwerte der beiden Reihen mitein-ander, so ergibt sich eine sehr nahe \u00dcbereinstimmung von\n1 An drei Stellen wurde die Beobachtung von mir allein ausgef\u00fchrt.\n* In unseren Versuchen wurde f\u00fcr den f\u00e4rben t\u00fcchtigen Dr. Angikb da\u00ab Maximum bei 690 pp gefunden.\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nMux Levy,\n1 \u2014 649 pp Ms etwa I = 511,9 pp. Dagegen tritt sehen hier und mit abnehmender Wellenl\u00e4nge immer deutlicher, 'wie 'wir uns in anderen Versuchsreihen \u00fcberzeugen mufsten, eine regelte \u00e4f si ge Differenz zutage: Der Protanop verfangt stets die gr\u00f6fsere .Intensit\u00e4t des spektralen Lichts,\nDa nun bekanntlich di\u00a9 makular\u00a9 Absorption der Strahlungen gerade in dieser Gegend des Spektrums beginnt, merklich zu werden und nach dem kurzwelligen Ende mehr und mehr zunimmt, so k\u00f6nnte die gefundene Differenz der Flimmerwerte ah eine nur accidentelle aufgefafst werden, wenn entsprechende Differenzen in der Makulatingierang der beiden Beobachter best\u00fcnden. Tats\u00e4chlich ergab sich nun auch aus Versuchen, welche in einem Kurs Prof. Nagels am Hklmholtz-schen Mischapparat gewonnen waren, dafs von ca. 10 Untersuchten Herr Cohn unter die stark pigmentierten, ich selbst unter die am schw\u00e4chsten pigmentierten einzureihen war.\nDa \u00fcbrigens das Aufsuchen einer Flimmergrenze schon in den blaugr\u00fcnen Strahlungen recht schwierig wurde, glaubten wir von einer weiteren Ausdehnung der Reih\u00a9 absehen zu k\u00f6nnen.\nAuch in anderen teils systematisch, teils einzeln ausgef\u00fchrten Versuchen \u00fcberzeugten wir uns, dafs der von dem \u00a9inen von uns beiden eingestellte Flimmer wert auch von dem anderen stets \u201eanerkannt\u201c wird (innerhalb der angegebenen Wellenl\u00e4ngen), w\u00e4hrend dies keineswegs der Fall war f\u00fcr die gelegentlich mitbeobachtenden Normalen (Dr. Angebb, Dr. Ptpeb), f\u00fcr den Gr\u00fcn-blinden (Prof, Nagbl) und den anomalen Tricbromaten des Rayleigh-DoNDEESschen Typus (Dr. G\u00fcttmann). Ich glaube daher behaupten zu k\u00f6nnen, dafs hinsichtlich der Verteilung der Flimmerwerte im Spektrum das dichro-.m a tische System des Potanopen \u00fcbereinstimmt mit dem, zweiten Typus des anomalen trichromatischen.\nII. Aufgabe.\nVergleich der durch direkte heterochrome Helligkeitsbestimmung gefundenen Wertreihen beider Systeme.\nAnordnung und Methode: Di\u00a9 heterochromen Heilig\u201c keitsgleichungen wurden an demselben Apparat unter den gleichen Versuchsbedingungen wie die Flimmerwerte gewonnen. Es wurden die verschiedenen spektralen Lichter der Reihe nach in Parallelversuchen verglichen mit dem konstanten, gemischten","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber dm HeUigkeitsverteilung im Spektrum f\u00fcr dm kelladapUerte \u00c4uge, g{|\nLicht, welches der vom Auerlicht erhellte weifse Sektor der\nRotationsscheibe lieferte. Es bedurfte dazu nur einer geringen\n_ ___________________\n\u00c4nderung der fr\u00fcheren Versuchseinrichtung: Einer der beiden weifsen Sektoren wurde \u2014 nach Ausschaltung des Elektromotors \u2014- so festgestellt, d&Ts er genau die H\u00e4lfte unseres kreisf\u00f6rmigen fovealen Gesichtsfelds einnahm, w\u00e4hrend die andere erf\u00fcllt schien von dem. gerade gew\u00e4hlten spektralen Licht; eine feine, freilich nicht ganz senkrechte, Linie schien dann die beiden gMchgrofsen Felder zu trennen.- Die Helligkeitsvergleichung geschah in folgender Weise: Der Beobachter begann den Vergleich der beiden Felder mit einer Intensit\u00e4t des farbigen Lichts bei der f\u00fcr1 ihn kein Zweifel bestand, dafs es dunkler erscheine als das Mischlicht in der anderen H\u00e4lfte des Gesichts* felds. Er vergr\u00f6fserte nun sukzessive (ohne Erm\u00fcdung herbei-zuf\u00fchren) den Lichtspalt so lange, Ms sein Urteil \u00fcber die Helligkeitsungleichheit unsicher werde. ln ganz analoger Weise verfuhr er dann, von einem unzweifelhaft zu hellem' Licht ausgehend und abw\u00e4rts steigend. F\u00fcr jedes Licht wurde durch dieses aufsteigende und absteigende Verfahren je dreimal die \u201eobere\u201c und dreimal die \u201euntere Schwelle zweifelloser Helligkeitsverschiedenheit\u201c f estgesteHt Aus * beiden durchschnittlichen Schwellen wurde das Mittel genommen.\nDie Anordnung der Tabelle II entspricht im \u00fcbrigen ganz der f\u00fcr Tabelle I geschilderten.\nTabelle II. 2. M\u00e4rz 1904.\nii\nProtanop\nI Anomaler Trichromat II. Typus\nWellen- ! lange ! in p/i\tMittel aus der oberen u. unteren Schwelle zweifelloser Helligkeitsverschiedenheit, In Spaltbreiten\tOr\u00f6fse des Gebiete iw. den Schwelen! in \u00b0/o dos Mittels\tMittel aus der oberen u. unteren Schwelle zweifelloser Hellifkeite-verachiedenheit, in Spaltbreiten\tGr\u00f6fae des Gebiete zw. den Schwellen in % des Mittels\n649,0\t148\t7\t144,4\t8\n622,7\t52,1\t7\t44,8\t6,8\n601,2\t38,3\t9\t36,2\t14\n588,3\t13,4\t4\t12,8\t6,7\n559,5\t9,9\t2,7\t9,8\t6\n534,1\t11,9\t2,5\t11,0\t4,5\n.\t511,9\t24,2\t4,5\t20.5\t5\n499,2\t83,0\ts\t!\t46,1\t3,5\n494,5\t;\t\t\u201e\t54,6\t7","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nMax Levy,\nR\u00e9sultat: Es ist ohne weiteres ersichtlich, dafs die Verteilung der scheinbaren Helligkeit bis zu 1 = 511,9 \u00df\u00df f\u00fcr beide Beobachter nahezu dieselbe ist. \u2022 Auch hier tritt in charakteristischer Weise die Abweichung vom Normalen zutage: W\u00e4hrend f\u00fcr den Normalen bekanntlich das Licht der Natriumlinie ann\u00e4hernd die hellste Stelle im Spektrum bildet, liegt in den beiden zu vergleichenden Systemen das Helligkeitsmaximum in \u00fcbereinstimmender Weise nach Gr\u00fcn Mn verschoben. Auch im Speziellen zeigt der Vergleich beider Reihen miteinander eine weitgehende \u00dcbereinstimmung der Verteilung. (Die absoluten Zahlen des Protanopen sind durchweg um \u00a9in wenig niedriger.) Wie in den Reihen der Flimmerwerte tritt jedoch auch bei l = 499,2 \u00df\u00df eine st\u00e4rkere Abweichung zutage, die auch hier auf eine akzidentelle individuelle Ursache (di\u00a9 Verschiedenheit der Makulatingierung) zum Teil wenigstens zur\u00fcckgef\u00fchrt werden mufs. In der Tat zeigt sich der individuell\u00a9 Charakter dieser Abweichung sogleich darin, dafs ein beliebig gew\u00e4hlter anderer \u201eRotblinder\u201c (Dr. Kakplus) diese Abweichung von unserem Trichromaten im entgegengesetzten Sinne \u2014 bei sonstiger \u00dcbereinstimmung \u2014 aufweist. Aus den weiter unten dargestellten Kurven ist dies Verh\u00e4ltnis unmittelbar zu ersehen. Wir kommen also auch Mer zu dem Ergebnis: Hinsichtlich der Helligkeitsverteilung im Spektrum stimmt der protano-pische Typus der Dichromaten mit dem zweiten Typus der anomalen Trichromaten \u00fcberein.\nIII. Aufgabe.\nVergleich der Verteilung der Flimmerwerte mit der Verteilung\nder scheinbaren Helligkeiten,\nDie beiden Paare von Wertreihen haben, wie schon die \u00fcbereinstimmende Lage des Maximums bei l = 559,5 \u00df\u00df andeutete und wie ein Vergleich von Tab. I mit Tab. II \u2019weiterhin lehrt, wesentlich dieselbe funktional\u00a9 Beziehung zur Wellenl\u00e4nge.\nUm diese \u00dcbemstimmung deutlicher zur Anschauung zu bringen und ihr zugleich eine etwas allgemeinere Bedeutung zu geben ist die folgende kurvenm\u00e4fsige Darstellung ausgef\u00fchrt:\n1. Die Helligkeitskurve von Kakplus1, wie er sie f\u00fcr sein\n1 Siomab Kabplus: Beitrag zur Lehre von den Gesichtsempfindungen. (Dissertation.) Berlin 1902. Kabplus fand diese Kurve ziemlich \u00fcbereinstimmend mit seiner durch die ViEBOBDTSche Methode erhaltenen.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Me HcWgkeitsverteilung im Spektrum f\u00fcr da\u00bb he\u00fcadaptierte Auge. 87 '\nprotanopisches Auge durch direkte \u201eheterochrome Photometrie\u201c in einem dem unsem \u00e4hnlichen Auerlichtspektrum (unter A. K\u00f6nig) gewonnen hatte.\n2.\tDie Helligkeitskurve des anomalen Trichromaten nach Tab. II.\n3.\tDie Kurve der Flimmerwerte desselben Beobachters nach Tab. I.\nDie Ordinaten der Kurven 2 und 3 wurden derart festgestellt, dafs wir den K\u00e4mrnusschen Mafsstab benutzend, dem kleinsten Spaltwert, unserer Tabelle, dessen Lage \u00fcbrigens zu-aammenfiel mit dem Helligkeitsmaximum der KABPLU\u00dfschen Bestimmungen den Helligkeitswert 109 willk\u00fcrlich erteilten. Die \u00fcbrigen Ordinatenwerte ergaben sich hiernach umgekehrt proportional der gefundenen Spaltbreite.\nFig. 1\n------------Verteilung der Flimmerwerte f\u00fcr den iwe\u00eeten Typus des\nanomalen Trichromaten (Levy).\n------\u25a0------ Verteilung der Helligkeiten f\u00fcr denselben Beobachter.\n------------ Verteilung der Heiligkeiten f\u00fcr den Protanopen (nach Kaepl\u00fcs).\nResultat: Die Kurve der Flimmerwerte unseres Trlchro-maten stimmt mit dessen Helligkeitskurve \u2014 von den irregul\u00e4ren \u00dcberschneidungen abgesehen \u2014 gut \u00fcberein, in noch viel h\u00f6herem Mafse aber mit der \u00e4lteren und exakteren Helligkeitskurve des Protanopen Kabplus.\nNach alledem glauben wir f\u00fcr unsere Farbensysteme wenigstens nnd innerhalb der angegebenen Grenzen den Satz aufstellen zu","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nMax Lewy.\nk\u00f6nnen: Die Bestimmung der relativen Flimmer wert# f\u00fcr die hell ad apt! arte Netzhautmitte gibt ein zutreffendes Bild von den daselbst geltenden relativen Helligkeiten derselben Strahlungen.\nSchlufs.\nWir fanden: Zwei hinsichtlich des Aufbaues ihrer F\u00e4rb en Systeme prinzipiell verschiedene Beobachter, ein Dichromat und Trichromat, weichen in der Beurteilung der Helligkeiten spektraler Lichter in gleichem Sinne ab von normalen und sog. gr\u00fcnblinden Beobachtern, stimmen aber untereinander im wesentlichen \u00fcberein. Es folgt daraus im Sinne der Komponententheorien ganz allgemein, dafs die die Helligkeit (im Hellauge) bestimmenden Komponenten in beiden Systemen dieselben und von gleicher Art sein m\u00fcssen, in den anderen Systemen aber die Beteiligung der Komponenten eine andere sein mufs.\nUnter dem speziellen Gesichtspunkt der Young-Helmhqltz-schen Dreikomponententheorie betrachtet in der Form, zu der sie sich heute entwickelt hat, ergibt sich hieraus Folgendes:\nDa im protanopischen Reduktionssystem des Normalen nur die Gr\u00fcn- und Blaukomponente wirksam ist, kann jener den beiden untersuchten Systemen gemeinsame \u201eHelligkeitsfaktor1 1 nur1 in. diesen beiden Komponenten gesucht werden. Da aber die Blaukomponente, soweit sie \u00fcberhaupt di\u00a9 Helligkeit mitbestimmt1, in dem gr\u00f6fsten Teile des hier untersuchten Spektralgebiets nach v. Kries und W. Nagbu1 nicht merklich beteiligt sein, kann, kommen wir zu dem Schlufs, dafs di\u00a9 Gr\u00fcnkomponente den gemeinsamen \u201eHelligkeitsfaktor\u201c enth\u00e4lt. Diese Folgerung setzt freilich die gleiche Beschaffenheit der Gr\u00fcnkomponente in beiden Systemen voraus, verlangt also, dafs die Anomalie des trichromatischen Systems nicht die Gr\u00fcnkomponente betreffe. Tats\u00e4chlich erschien es schon nach den Untersuchungen meiner Dissertation wahrscheinlich,\n1 Sehen K\u00f6nig kam m der Folgerung, \u201edafs die Helligkeit einer Farbenexnpfindung jedenfalls nur \u00abehr unwesentlich von dem Blau wert des betreffenden Lichtes abh\u00e4ngt\u201c. Beitr\u00e4ge zur Psychol. u. Physiol, i. Sinnesorgane, H. v. Helmholtz als Festgrufs dargebracht. 1891. \u00a7 10, Anm.\n8 v. Kbies u. W. Nagel: Einflufs von Lichtst\u00e4rke und Adaptation etc. Zeitschr. f. Psychol, t*. Physiol, i. Sinnesorgane 12\u00bb S. Iff.","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber ik MeUigkeitsverteilung im Spektrum f\u00fcr im heUa\u00e4aptmrte \u00c4uge. 89\ndalislediglich eine abnorm\u00a9Beschaffenheit derRotkomponente vorliege. Dies und damit unsere Voraussetzung kann nun durch eine neuere Feststellung als erwiesen gelten: Gleichungen, die sich aus einem Gemisch von spektralem Rot und Gr\u00fcn einerseits, einem homogenen gelben Licht andererseits mit helladaptiertem Auge herstellte, wurden n\u00e4mlich von unserem Rotblinden als zutreffend anerkannt, vom Gr\u00fcnblinden dagegen nicht.\nBa ferner die Peripherie werte nach Polimanti wesentlich dieselbe Verteilung im Spektrum haben wie die Flimmerwerte desselben Beobachters und da wiederum die Verteilung der Flimmerwert\u00a9 mit der der scheinbaren Helligkeiten (bei ungleicher Farbe) \u00fcbereinstimmend gefunden wurde, so kommen wir zu dem Schlufs: In beiden Farbensyetem-en wird die Verteilung der Peripheriewerte, der Flimmerwerte und der scheinbaren Helligkeiten der Farben innerhalb der angegebenen Grenzen bei Hell adaptation lediglich durch dafs Mals bestimmt, in welchem die jeweilige Strahlung die Gr\u00fcnkomponente affiziert.\nGanz in \u00dcbereinstimmung mit diesem. Resultat steht die vom Bbodhun1 angegebene tats\u00e4chliche Feststellung, dafs die spektrale Helligkeitskurv\u00a9 (gewonnen bei einer das PuRKiNj\u00c9sche Ph\u00e4nomen ausschliefsenden Lichtst\u00e4rke) des \u201erotblinden\u201c Ritteb \u00fcbereinstimint, mit der spektralen Erregbarkeitskurve seiner \u201eW-Komponente\u201c d. h. der Gr\u00fcnkomponente. \u2014\nDen Herren, welche mich in meinen Experimenten unterst\u00fctzten, insbesondere Herrn cand. med. Max Cohn, bin ich \u00bbhr zu Bank verpflichtet. Herrn Prof. Br. W. \u00c4. Nagel habe ich anfserdem noch zu danken f\u00fcr die freundliche Beratung, die er mir hat zuteil werden lassen.\n11. \u20ac.\n(Eingegangen am 15. \u00c4pr\u00fc 1904.)","page":89}],"identifier":"lit32041","issued":"1904","language":"de","pages":"74-89","startpages":"74","title":"\u00dcber die Helligkeitsverteilung im Spektrum f\u00fcr das helladaptierte Auge: Zugleich ein Beitrag zur Lehre von den \"anomalen Trichromaten\"","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:07.811079+00:00"}