Open Access
{"created":"2022-01-31T14:15:06.615144+00:00","id":"lit32043","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lipmann, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 195-233","fulltext":[{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem psychologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Breslau.)\nDie Wirkung\nder einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke und verschieden alte Assoziationen.\nVon\nOtto Lipmann.\nErstes Kapitel.\nEinleitung. \u2014 Historisches.\nBekanntlich erh\u00f6ht sich die Assoziationsfestigkeit eines Stoffes mit der Anzahl der zu seiner Einpr\u00e4gung verwandten Wiederholungen. Aber es ist nicht von vornherein selbstverst\u00e4ndlich, ja sogar unwahrscheinlich, dafs jede der zum Erlernen gebrauchten Wiederholungen gleichviel zu Erh\u00f6hung der Assoziations-featigkeit beitr\u00e4gt. Vielmehr erscheint es naheliegend, anzunehmen, dafs der Einpr\u00e4gungswert einer Wiederholung davon abh\u00e4ngt, ob und in welchem St\u00e4rkegrade die betreffende Assoziation schon vorher bestand. Um also dieser Frage experimentell n\u00e4her treten zu k\u00f6nnen, mufs man zun\u00e4chst einen Mafsstab f\u00fcr jenen St&rkegrad besitzen, und solcher Mafsst\u00e4be verwendet man neuerdings 3, die \u201eErsparnis\u201c, die \u201eHilfen\u201c, die \u201eTreffer\u201c.\nSchon Ebbinghaus, der erste, der \u00fcberhaupt das Ged\u00e4chtnis experimentell untersuchte (\u00dcber das Ged\u00e4chtnis, Leipzig 1886), hat sich die Frage gestellt, in welchem Verh\u00e4ltnis das Beherrschen eines Stoffes zu der Anzahl der zu seiner Einpr\u00e4gung verwandten Wiederholungen steht. Er las l\u00f6teilige Silbenreihen 8, 16, 24 ... . mal hintereinander und stellte nach 24 Stunden feat, wie vieler Sekunden diese Reihen nunmehr zu ihrer v\u00f6lligen Erlernung bed\u00fcrfen. Indem er diese Zeiten mit denen verglich,","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nOtto Lipmann.\ndie unbekannte Reihen zu ihrer Erlernung brauchen, fand er die Ersparnis, die durch das 24 Stunden zuvor erfolgte, verschiedenmalige Durchlesen erzielt worden war. Und zwar war diese Ersparnis der Anzahl jener Wiederholungen ann\u00e4hernd proportional, wurde aber, wo es sich um sehr vielfache Wiederholungen handelte, allm\u00e4hlich immer geringer.\nDie Frage, die Ebbinghaus sich gestellt hatte, l\u00e4fst sich aber weit exakter beantworten, wenn man nicht den Einflufs von Wiederholungsgruppen, sondernden der einzelnen Wiederholungen selbst mifst, und indem man ferner diesen Einflufs sofort, nicht erst nach 24 Stunden feststellt.\nSmith (The Place of Repetition in Memory, Psychol. Rev. 3, Si 21, 1896) vermied den ersten der eben genannten M\u00e4ngel wenigstens teilweise, indem er die Zahl der zur Verwendung gelangenden Wiederholungszahlen in engeren Grenzen variierte. Aber ein Mangel seines Verfahrens wiederum war die Art und Weise der Pr\u00fcfung. Er mafs n\u00e4mlich die Assoziationsfestigkeit 1, 3, 6, 9, ... . mal gelesener lOgliedriger Silbenreihen an der Anzahl der spontan reproduzierten Silben. Dabei ergab sich als Hauptresultat, dafs die Anzahl der nach einer Wiederholung behaltenen Silben schon mehr als halb so grofs ist, als die der nach 12 Wiederholungen reproduzierbaren, dafs im \u00fcbrigen aber \u2022die Zahl der reproduzierbaren Silben ziemlich gleichm\u00e4fsig mit \u00bbder Wiederholungszahl zunimmt.\nEbbinghaus hat dann selbst noch einmal Versuche (Grundr. *der Psych. 1, S. 612) angestellt, in denen er die Fehler seiner \u2022ersten Versuche vermied. Er verfuhr hier nach der Methode \u25a0der Hilfen, d. h. er las eine unzusammenh\u00e4ngende Reihe von 10 einsilbigen Worten 1, 2, 3, ... . mal durch und stellte dann fest, wieviel mal bei dem unmittelbar darauf in einem bestimmten Tempo erfolgenden Hersagen eingeholfen werden mufste. Auch hier ergab sich, abgesehen von der ersten Wiederholung, deren Wert den jeder anderen ganz bedeutend \u00fcberwog, ann\u00e4hernde Proportionalit\u00e4t zwischen der Zahl der Lesungen und der ohne Hilfe reproduzierten Worte. Jedoch haben hier schon \u201edie sp\u00e4teren Wiederholungen einen etwas geringeren Einpr\u00e4gungswert als die auf die erste unmittelbar folgenden Wiederholungs-.zahlen\u201c (S. 675).\nTrotzdem die Resultate der letzterw\u00e4hnten, nach der Methode \u2022der Hilfen angestellten Versuche Ebbinghaus\u2019 noch gut mit","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 197\ndenen seiner ersten, nach dem Ersparnisverfahren gewonnenen \u00fcbereinstimmten, erschien es w\u00fcnschenswert, die interessante Frage nach dem Werte, den die einzelne Wiederholung bei der Einpr\u00e4gung eines Stoffes hat, auch noch nach der dritten der zur Verf\u00fcgung stehenden Verfahrungsweisen, dem sog. \u201eTreffer\u201c-Verfahren, zu untersuchen, und ich folgte daher gern einer dahingehenden Anregung des Herrn Professor Ebbinghaus.\nEine weitere Frage, die ich mir stellte, betraf die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden alte Assoziationen. Die Anregung dazu bot der von Jost (Die Assoziationsfestigkeit in ihrer Abh\u00e4ngigkeit von der Verteilung der Wiederholungen, Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg. 24, S. 459) aufgestellte Satz: \u201eSind zwei Assoziationen von gleicher St\u00e4rke aber verschiedenem Alter, so hat f\u00fcr die \u00e4ltere eine Neuwiederholung gr\u00f6fseren Wert.\u201c Jost hat denselben gewonnen, indem er Stoffe, die eine gewisse Anzahl von Malen gelesen waren, bald unmittelbar darauf, bald nach einer gewissen Zeit entweder nach dem Ersparnis- oder nach dem Trefferverfahren pr\u00fcfte und dabei zu scheinbar einander widersprechenden Resultaten gelangte.\nDas zuerst von M\u00fcller und Pilzkcker (Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre vom Ged\u00e4chtnis Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg. Erg.-Bd. I) angewandte Treffer- und Zeitverfahren besteht darin, dafs von einer ein- oder mehrmals gelesenen Reihe sinnloser Silben einzelne gezeigt werden mit der Aufforderung, die der vorgezeigten Silbe in der urspr\u00fcnglichen Reihe folgende zu nennen. Man mifst dann die Assoziationsfestigkeit dieser Reihe an der Zahl der richtig reproduzierten Silben und der Zeit, die verflossen war, bis die Silbe richtig reproduziert wurde. \u2014\nDer erw\u00e4hnte Unterschied der Resultate des Ersparnis- und des Trefferverfahrens ist nun der folgende : Man kann von einer Reihe, die man vor einiger Zeit einmal auswendig gekonnt hat, nur wenig mehr wissen, w\u00fcrde also wenige Treffer erhalten, braucht aber doch nur wenig Wiederholungen zu einer vollst\u00e4ndigen Wiedereinpr\u00e4gung, was eine g r o f s e Ersparnis gegen\u00fcber einer ganz neu zu erlernenden Reihe bedeutet ; andererseits weifs man von einer eben einmal durchlesenen Reihe viele Einzelheiten, w\u00fcrde also viele Treffer erhalten, w\u00e4hrend doch die Ersparnis an Wiederholungen bis zum g\u00e4nzlichen Erlernen gegen\u00fcber einer ganz neu zu erlernenden Reihe klein ist.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nOtto L\u00e2pmann.\nWeife man algo von einem alten und einem jungen Stoffe gleich viele Einzelheiten, go wird der \u00e4ltere durch weniger Wiederholungen als der neue v\u00f6llig erlernt Das besagt der vorher erw\u00e4hnte JosTsche Satz.\nTrotzdem sich gegen diese Ableitung desselben wohl nicht viel einwenden l\u00e4fst, erschien mir doch eine noch exaktere experimentelle Nachpr\u00fcfung gerechtfertigt.\nEg handelte sich also um die Beantwortung der folgenden beiden Fragen :\n1.\tWie verhalten sich die Einpr\u00e4gungswerte der zum Erlernen eines Stoffes erforderlichen Wiederholungen zu einander, d. h. wie \u00e4ndert sich der Einpr\u00e4gungswert einer oder mehrerer Neu Wiederholungen mit der bereits erreichten Assoziationsst\u00e4rke?\n2,\tWie verh\u00e4lt sich die durch eine gewisse Zahl von Neuwiederholungen erzielte Verst\u00e4rkung einer Assoziation von bestimmtem Alter zu der durch die gleiche Wiederholungszahl erzielten Verst\u00e4rkung einer Assoziation von geringerem Alter?\nErster Teil.\nDi\u00a9 Versuche.\nZweites Kapitel.\nAnordnung der eigenen Versuche.\n\u00a7 1.\nDas Verfahren.\nIch benutzte in allen meinen Versuchen ausschhefslich da* eben erw\u00e4hnte Trefferverfahren, das bereits von seinen Erfindern, Mi'Li.KK und PiijZkcker, derart ausgebildet worden ist, dafs sich wesentliche \u00c4nderungen nicht als notwendig herausgestellt haben. Nur verzichtete ich bei meinen Versuchen auf eine Messung auch der zum Reproduzieren erforderlichen Zeit, weil ich diese bei meiner Fragestellung nicht f\u00fcr sehr wesentlich hielt und daher glaubte, auf den dazu besonders erforderlichen komplizierten Apparat verzichten zu k\u00f6nnen. \u2014\nS 2.\nDer Lernstoff.\nSchon Ebbinghaus hatte die Notwendigkeit erkannt, dafe man, um den Prozefs des Lernens zu analysieren, zun\u00e4chst das","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"\\\nDie Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 199\nrein mechanische Lernen untersuchen m\u00fcsse, d. h. das rein klangliche bzw. bildliche bzw. motorische Aneinanderreihen von sprachlichen Gebilden unter m\u00f6glichster Vermeidung sinnvoller Assoziationen. Er hatte daher bereits in seinen ersten Versuchen mit sinnlosen Silbenreihen operiert. M\u00fcllek und Schumann (Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Untersuchung des Ged\u00e4chtnisses, Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg. 6, S. 81) haben dann zuerst mehr Sorgfalt auf den Aufbau dieser Silbenreihen verwandt, immer unter dem Gesichtspunkte, eine m\u00f6glichst gleichm\u00e4fsig leichte Erlernbarkeit zu erreichen, also alle,\nnieht im Sinne der Aufgabe liegenden, sei es sinnvollen, sei es\n*\u2022\nAhnlichkeits-, Kontrast- oder dgl. Assoziationen nach M\u00f6glichkeit auszuschalten.\nMan k\u00f6nnte zun\u00e4chst meinen, dafs sich dies noch leichter m\u00fcsse erreichen lassen, wenn man auf noch elementarere Gebilde, als es bereits die aus zwei Konsonanten und einem von diesen eingeschlossenen Vokale bestehenden Silben sind, zur\u00fcckgeht.\nJedoch stellte sich bei der ausschliefslichen Verwendung von Buchstaben sehr bald heraus, dafs der Vorteil der Einfachheit durch die geringe Variabilit\u00e4t des Stoffes aufgewogen wurde; Es kehrten in den zu erlernenden Reihen zu h\u00e4ufig dieselben Buchstaben wieder, und dies machte die erstrebte Gleichm\u00e4fsig-keit des Lernstoffes zunichte. Es erschien daher zweckm\u00e4fsiger, die Reihen aus Buchstaben und Zahlen zu kombinieren; also\nz. B. 79 i, Bl z,........; denn ein- und sogar auch zweistellige\nZahlen sind wohl noch einfachere Gebilde als eine aus 3 Buchstaben bestehende Silbe: Sie werden nicht als 4- oder \u00f6silbiges Wort, sondern als ein ganzes aufgefafst. \u2014 Es kamen jedoch wegen der geringen Variabilit\u00e4t der einstelligen Zahlen nur zweistellige in Verwendung und zwar alle Zahlen von 24\u201497,\nmit Ausnahme der Quadratzahlen (25, 3H, 49...........) ferner der\nZahlen, deren Ziffern sich um eine Einheit unterscheiden (32, 43, 34 ........) und die vielfachen von 10 und 11; an Buch-\nstaben wurden alle verwandt aufser h, q, u, x, y (u nicht wegen der Verwechslung mit n).\nSo blieben etwa 900 Kombinationsm\u00f6glichkeiten zwischen je einer Zahl und einem Buchstaben \u00fcbrig. Aus je 5, 6, 7 oder 8 solcher Gruppen wurden nun die Reihen zusammengesetzt, wobei noch folgendes beachtet wurde: in jeder Reibe kam eine","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nZiffer h\u00f6chstens einmal als Einer und einmal als Zehner vor, ferner kam derselbe Buchstabe nie zweimal vor, die Buchstaben nie in der Reihenfolge des Alphabets, und keine Zahl und kein Buchstabe, die in der unmittelbar vorher gelernten Reihe vorgekommen waren.\nNachdem eine solche Reihe ein - oder mehrmals in troch\u00e4ischem Rhythmus gelesen war, wurden die Zahlen nacheinander vorgezeigt, und die Versuchsperson hatte den auf sie folgenden Buchstaben zu nennen, und zwar war die Reihenfolge der Zahlen in der Pr\u00fcfungsreihe eine wechselnde, und immer eine andere als in der Lernreihe. Denn ich halte es f\u00fcr das Wesen des Trefferverfahrens, dafs es, \u00e4hnlich wie in der Praxis etwa das Lernen von Vokabeln, die einzelnen Hauptassoziationen einer Reihe einzeln pr\u00fcft, nicht die durch vielfache anderweitige Assoziationen miteinander verkn\u00fcpfte ganze Reihe. Die st\u00e4rkste Rolle nun n\u00e4chst der Hauptassoziation spielt beim troch\u00e4ischen Lernen diejenige Nebenassoziation, die an Stelle der auf die betonte Silbe unmittelbar folgenden die n\u00e4chste unbetonte Silbe mit jener verbindet Wenn also in einigen Pr\u00fcfungsreihen zwei Zahlen in derselben Reihenfolge wie in der Lerareihe vorgef\u00fchrt worden w\u00e4ren, so w\u00e4re es fraglich gewesen, ob ein richtig genannter Buchstabe wirklich verm\u00f6ge der zu pr\u00fcfenden Hauptassoziation oder vielleicht durch jene eben erw\u00e4hnte Nebenassoziation, angeregt durch die zuletzt zuvor gezeigte Zahl, reproduziert worden ist\nDaher wurde durch \u00c4nderung der Reihenfolge die Mitwirkung dieser Nebenassoziationen ein f\u00fcr allemal gleichm\u00e4fsig ausgeschaltet \u2014 Ebenso b\u00fceb die Assoziation mit der absoluten Stelle ohne Wirkung, indem die Zahl, die in der Lernreihe an n-ter Stelle erschien, nicht auch an n-ter Stelle der Pr\u00fcfungsreihe stand. \u2014 Die Reihenfolge der Zahlen in der Pr\u00fcfungsreihe wurde st\u00e4ndig variiert, damit die Versuchsperson nicht etwa schon beim Lernen die Gruppen in eine bestimmte Reihenfolge ordnete. \u2014 Dafs die Elemente dieser Zahlen- und Buchstabenreihen in der Tat einfachere sind, als die der sinnlosen Silbenreihen, geht auch schon daraus hervor, dafs sie bedeutend leichter als diese erlernbar waren. Diese leichte Erlernbarkeit aber war in dem zweiten Teile meiner Versuche, wo ich gr\u00f6fserer Wiederholungszahlen bedurfte, st\u00f6rend, und ich kam daher sp\u00e4ter doch wieder auf die sinnlosen Silben zur\u00fcck. Ich folgte bei","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 201\ndem Aufbau dieser Reihen im allgemeinen den Anweisungen von M\u00fcller und Sch\u00fcmann. Als Anfangskonsonanten benutzte ich b, d, f, g, h, k, 1, m, n, p, r, s, t, w, z; als Vokale: a, e, i, o, u, \u00e4, \u00f6, \u00fc, ei, eu, au; als Endkonsonanten: f, k, 1, m, n, p, s, t, z und r (aufser nach Diphthongen). Nicht verwandt wurden Silben, die einem bekannten deutschen oder fremdsprachlichen Worte gleichen, z. B. mir, bon, oder deren Anfangs- und Endkonsonant gleich ist. So waren im ganzen etwa 1300 Silben verwendbar, aus denen 16-teilige Reihen gebildet wurden. Auch hier geh\u00f6rten immer zwei Silben zueinander, da die Reihen troch\u00e4isch erlernt wurden, und bei der Pr\u00fcfung immer die vorgezeigte, urspr\u00fcnglich betonte Silbe die ihr unmittelbar nachfolgende, urspr\u00fcnglich unbetonte, zur Reproduktion zu bringen hatte. Hierbei wurde noch beachtet, dafs niemals die Anfangsoder Endkonsonanten oder die Vokale der beiden Silben einer solchen \u201eGruppe\u201c einander glichen. Weiter kam \u00fcberhaupt kein Anfangs- oder Endkonsonant und kein Vokal in derselben Stellung zweimal unter den betonten oder zweimal unter den unbetonten Silben einer und derselben Reihe vor, niemals begann eine Silbe mit demselben Konsonanten, mit dem die vorige geschlossen hatte, und nie stimmten 2 Silben derselben Reihe in bezug auf 2 Buchstaben \u00fcberein. Selbstverst\u00e4ndlich war es auch vermieden, dafs 2 oder mehr benachbarte Silben zusammen ein bekanntes deutsches oder fremdes Wort bildeten. Die Reihenfolge der zur Pr\u00fcfung vorgezeigten Silben war eine nach dem folgenden Schema wechselnde, in dem die Ziffern die Stelle bezeichnen, welche die Silbe in der Lernreihe eingenommen hatte:\n1 3 246587 24357618 35468721 46571832 57682143 6 8 7 1 3 2 5 4 71824365 82135476\nDurch diesen regelm\u00e4fsigen Wechsel wurde erreicht, dafs jede an n-ter Stelle einer Lernreihe stehende Silbe in der Pr\u00fcfungsreihe gleich oft an 1. wie an 2., 3., 4., 5., .... Stelle vorkam. \u2014","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nOtto Lipmann.\nDer Einflufs der Assoziation mit der absoluten Stelle blieb hier aufser Betracht.\n\u00a7 3.\nDarbietung des Stoffes.\nDie Elemente der so hergestellten Reihen wurden nun senkrecht \u00fcbereinander auf Papierstreifen geschrieben, und zwar bei den Lernreihen, um Verwechslungen auszuschliefsen, die sp\u00e4ter darzubietenden Elemente, also Zahlen bzw. betonte Silben, mit roter, die sp\u00e4ter zu reproduzierenden, also Buchstaben bzw. unbetonte Silben, mit blauer Tinte. Die aus den ersteren zusammengesetzten Pr\u00fcfungsreihen wurden dann noch ebenso auf besondere Papierstreifen geschrieben. Diese Papierstreifen von etwa 2 cm Breite wurden alsdann auf eine Walze gespannt, deren Achse horizontal stand; verschieden lange Reihen enthaltende Papierstreifen wurden nat\u00fcrlich auch auf verschieden grofse Walzen gespannt, und zwar die 10-teiligen auf eine Walze von etwa 22 cm, die 12-teiligen auf eine von etwa 26 cm, die 14-teiligen auf eine von etwa BO cm und die 16-teiligen auf eine Walze von etwa 34 cm Umfang, so dafs f\u00fcr jedes Element etwa 4 qcm Platz war, und aufserdem ein gleich grofses Feld frei blieb, das zwischen Anfang und Ende der Reihe gelegen, dieses markierte. Eine solche Walze (1)1 in Rotation versetzt, machte\nDas Diaphragma ist hier abgeschraubt. Fig. 1.\n1 vgh Fig. 1.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 203\ndie Elemente der Versuchsperson einzeln hinter einem Diaphragma sichtbar. Sie wurden dann laut, wie schon gesagt in troch\u00e4ischem Rhythmus, abgelesen. Als Rotationsapparat diente eine von dem hiesigen Mechaniker Fritz Tiessen (jetzt in Berlin) konstruierte Maschine, die sich von den bisher, z. B. von M\u00fcller und Pilzecker, zu \u00e4hnlichen Zwecken verwandten, insbesondere dadurch unterscheidet, dafs die Rotation der Walze nicht kontinuierlich, sondern ruckweise1 erfolgte. Dies erschien weniger st\u00f6rend, als wenn die abzulesenden Elemente sich in dauernder Bewegung befinden, und weil Schwindelerscheinungen, die sich in fr\u00fcheren Versuchen h\u00e4ufig bei den Versuchspersonen gezeigt hatten, wohl so (vgl. Wundt, Physiol. Psychol. 3, S. 599, 1903) eher vermieden werden k\u00f6nnen. \u2014 Jede Silbe wurde also schnell von oben her sichtbar, stand dann eine Zeitlang hinter dem Diaphragma vor dem Auge der Versuchsperson still und verschwand dann wieder nach unten, w\u00e4hrend zugleich die n\u00e4chste erschien. Die ruckweise Rotation wurde dadurch erreicht, dafs die Walze immer nur dann und so lange in Bewegung war, als in das mit ihr verbundene Zahnrad (2) ein Stift eines durch ein Uhrwerk getriebenen, kontinuierlich rotierenden R\u00e4dchens (3) eingriff. Solcher Stifte konnten in diesem 12 befestigt werden, oder auch um die Rotationsgeschwindigkeit der Walze herabzusetzen, nur 6, 4, 3, 2 oder 1. Bei meinen Versuchen stellte sich jedoch eine Variation der Rotationsgeschwindigkeit nicht als notwendig heraus, und ich verwandte zum Lernen stets 6 Stifte, denen eine Sichtbarkeitsdauer jedes Elements von etwa 1,3 Sekunden entsprach. Dies gilt f\u00fcr die Lemreihen. War eine solche Reihe ein oder mehrmals gelesen, so wurde sie von der Walze abgenommen und an ihrer Stelle die Pr\u00fcfungsreihe aufgezogen, ferner wurden von den 6 Stiften 5 herausgenommen und dadurch die Dauer der Sichtbarkeit einer Zahl der Pr\u00fcfungs-reihe, \u2014 um Zeit zum \u00dcberlegen zu lassen, \u2014 auf etwa 7,8 Sekunden erh\u00f6ht. Nach einer Minute konnte mit dem Pr\u00fcfen begonnen werden. \u2014 Da diese Methode etwas kompliziert war und dadurch h\u00e4ufig St\u00f6rungen eintraten, die dazu zwangen, einen Versuch f\u00fcr ung\u00fcltig zu erkl\u00e4ren, so wurde nur beim\n1 Ich m\u00f6chte noch bemerken, dafs die von Wundt (a. a. 0.) erw\u00e4hnten, gleichfalls ruckweise rotierenden Apparate erst nach dem Bau des meinigen ver\u00f6ffentlicht wurden und mir auch vorher unbekannt waren.","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nOtto Lipmann.\nLernen der Zahlen- und Buchstabenreihen derart verfahren; f\u00fcr die Silbenreihen wurde der Apparat etwas modifiziert.1 Es wurde\nFig. 2.\nf\u00fcr die Pr\u00fcfungsreihe eine besondere Walze (4) angebracht mit einem Zahnrade (5), in das ein Haken eingriff. Dieser war befestigt an einem Zahnrade (6), das wiederum durch das in ein Zahnrad verwandelte Stiftenrad (3) in Bewegung versetzt wurde. So konnten gleich vor Beginn des Versuchs beide Reihen, die Lern- und die Pr\u00fcfungsreihe, aufgezogen werden, und es war dann nach Beendigung des Lernens nur n\u00f6tig, das vor der Lernreihe befindliche Diaphragma zu verschliefsen und das vor der Pr\u00fcfungsreihe zu \u00f6ffnen. Auch hier war also eine Silbe der Pr\u00fcfungsreihe etwa 7,8 Sekunden sichtbar.\nDer Apparat funktionierte, auf eine Filzunterlage gestellt, ziemlich ger\u00e4uschlos, jedenfalls so, dafs auch das durch das Anschl\u00e4gen der Stifte an das Zahnrad entstehende kleine Ger\u00e4usch von keiner Versuchsperson st\u00f6rend empfunden wurde.\n1 vgl. Fig. 2.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 205\n\u00a7 4.\nAllgemeines \u00fcber die Versuche.\nWar beim Pr\u00fcfen das auf das vorgezeigte. Element unmittelbar folgende nicht vor Erscheinen der n\u00e4chsten Zahl bzw. Silbe genannt, so wurde es nicht mehr als Treffer betrachtet. Eine -Silbe galt dann als ein Treffer, wenn sie vollst\u00e4ndig richtig reproduziert war, als 2/b Treffer, wenn zwei, als 1/8 Treffer, wenn einer ihrer Buchstaben an der richtigen Stelle genannt war.\nBevor mit den eigentlichen Versuchen begonnen wurde, fanden bei jeder Versuchsperson erst an einigen Tagen ein\u00fcbende Vorversuche statt, so lange, bis sich eine gewisse Gleieh-m\u00e4fsigkeit der Resultate zeigte. Die Vorversuche wurden gleichzeitig dazu benutzt, festzustellen, wie viele Wiederholungen die betreffende Versuchsperson etwa zum vollst\u00e4ndigen Erlernen einer Reihe braucht. Ebenso wurde auch, wenn einmal die Versuche unterbrochen werden mufsten, der erste Versuchstag dann wieder nur zur \u00dcbung verwandt, und erst am folgenden Tage wieder mit den eigentlichen Versuchen begonnen.\nDie Versuche fanden statt in der Zeit zwischen dem 16. November 1901 und dem 23. April 1903, und zwar t\u00e4glich f\u00fcr jede Versuchsperson zu derselben Tageszeit, um die Fehlerquelle der ungleichen geistigen Disposition, wie sie die verschiedenen Tageszeiten mit sich bringen, nach M\u00f6glichkeit auszuschalten.\nAls Versuchsperson hatten sich mir freundlichst zur Verf\u00fcgung gestellt:\nFr\u00e4ulein G. W.,\nHerr cand. jur. G. B.,\nHerr stud. jur. P. W.,\nHerr stud. jur. H. S.,\nHerr stud. jur. E. S.,\nHerr stud. jur. E. J.,\nHerr stud. jur. K. R.,\nHerr stud. jur. J. R.,\nFr\u00e4ulein E. W.\nIhnen allen sei auch hier noch einmal herz\u00fcch gedankt. .Als Versuchsleiter fungierte ich gew\u00f6hnlich, bei einigen Versuchen .auch Fr\u00e4ulein G. W.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nOtto Lipmann.\nDrittes Kapitel.\nDie einzelnen Versuche.\nEs handelte sich bei diesen Versuchen darum, festzustellen, welchen Wert jede einzelne der zur Einpr\u00e4gung eines Stoffes notwendigen Wiederholungen f\u00fcr das schliefsliche Beherrschen des Stoffes hat. Die Frage l\u00e4fst sich beantworten, wenn man weifs, wie grofs die Assoziationsfestigkeit des Stoffes nach 1,\n2,\t........n-Wiederholungen ist. Daf\u00fcr bietet nun das Treffer-\nverfahren einen wertvollen Anhalt, denn man kann sich f\u00fcr berechtigt halten, die Zahl der erzielten Treffer als Mafsstab f\u00fcr die Assoziationsfestigkeit einer Reihe zu betrachten. Pr\u00fcft man also eine n-mal gelesene Reihe nach dem Trefferverfahren, so kann man vergleichen, wie die Assoziationsfestigkeit sich mit der Zahl n \u00e4ndert. Da nat\u00fcrlich nicht dieselbe Reihe untersucht werden kann, erst nachdem sie einmal, dann nachdem sie zweimal usw. gelesen worden ist, sondern jedesmal eine neue Reihe erforderlich ist, so mufste eine m\u00f6glichste Gleichartigkeit des Stoffes angestrebt werden, die wohl auch bis zu einem gewissen Grade erreicht worden ist. Soweit sie nicht erreichbar war, mufsten 2. sich dennoch einstellende Singularit\u00e4ten \u2014 \u00fcbrigens nicht nur der Reihen, sondern auch der Versuchspersonen, \u2014 durch eine grofse Anzahl von Versuchen ausgeglichen werden. Dies l\u00e4fst sich auf zweierlei Weise erreichen, einmal indem man die einzelne Versuchsperson sehr viele Reihen lernen l\u00e4fst, oder indem man mit vielen Versuchspersonen dieselben Versuche anstellt, jede aber nur Verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kurze Zeit in Anspruch nimmt. \u2014 Es wurde der letztere Weg mit R\u00fccksicht auf die Versuchspersonen gew\u00e4hlt, die erfahrungsgem\u00e4fs bei experimentellen Untersuchungen des Ged\u00e4chtnisses leicht ungeduldig werden. \u2014 Es war ferner, da es sich um Resultate handelt, die nur zeitlich nacheinander gewonnen werden k\u00f6nnen, der Einflufs der \u00dcbung und der Erm\u00fcdung zu vermeiden, was sich jedoch leicht bis zu einem gewissen Grade durch einen zyklischen Wechsel der Zeitlage erreichen liefs. War z. B. an einem Tage zuerst eine Reihe mit 1, dann eine mit 2, dann eine mit 3 Wiederholungen gelernt worden, so war die Reihenfolge der Wiederholungszahlen am n\u00e4chsten Tage 2, 3, 1, und am folgenden\n3,\t1, 2, u. s. f. \u2014 Ich gebe im folgenden eine schematische","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 207\n\u00dcbersicht \u00fcber die einzelnen Versuchsreihen, zun\u00e4chst \u00fcber die mit Zahlen und Buchstabenreihen angestellten :\n\u2022*HI e u 5 o 3 n fc >\tVersuchs- person\tDauer der Versuchsreihe\tArt der Reihen\t\tZahl der t\u00e4gl. gelernten Reihen\tZahl der auf jede Wiederholungszahl fallenden Einzelversuche\tT\u00e4gl. Beginn der Versuche\n1\tG. W.\t6.\u201413./XII. 1901\t12teilig\t\t7\t7\t9 h. v.\n2\tG. W.\t14.\u201417./XH. 1901\t12\tn\t4\t4\t^\t\u00ab n\n3\tG. B.\t29.[XXL. 1901\u20147./1.1902\t12\tn\t8\t8\t8\u201c \u201e \u201e\n4\tP. W.\t! 25./X11.1901\u2014ll./1.1902\t12\tn\t6\t12\tQ16 **\tv n\n5\tH. 8.\t| 28./XII. 1901\u20147./1.1902\t12\t77\t4\t8\t10\u00bb\u00b0 \u201e \u201e\n6\tE. 8.\tj 24./I.\u20144./II. 1902\t12\tn\t3\t12\t9\tn n\n7\tE. 8.\t9.\u201418./II. 1902\t14\tn\t3\t6\t9 TI \u00ab\n8\tE. 8.\t20./II.\u20148./II1. 1902\t16\tn\t3\t6\t9\tn n\n9\tE. J.\t21.\u201430./III. 1902\t\t10\tn\t4\t8\t980 \u201e \u201e\n10\tE. J.\t1.\u20147./IV. 1902\t12\tn\t3\t6\tQtO 3\tn n\n11\tE. J.\t10.\u201415./IV. 1902\t14\t77\t3\t6\tQSO \u00f6\t\u00bb n\n12\tE. J.\t18.\u201422./IV. 1902\t16\t\u00bb\t5\t5\tqso \u00f6\t\u00ab n\n18\t3. R.\t14.\u201421./IV. 1902\t10\tn\t4\t8\tu\tn n\n14\tJ. R.\t23.\u201426./IV. 1902\t12\t77\t4\t4\tOM r? 77\n16\tJ. R.\t28./IV.\u20142./V. 1902\t14\tn\t5\t5\t\u00dfSO u\tn n\n16\tJ. R.\t4.\u20148./V. 1902\t16\t77\t5\t\u00f6\t8\u201c \u201e \u201e\n17\tK. R.'\t20.\u201431./1II. 1902\t10\t77\t5\t10\t8\tn \u201e\n18\tK. R.\t2.\u201414./IV. 1902\t12\t77\t5\t10\t8\tn\n19\tK. R.\t16./IV.\u201424./V. 1902\t14\tn\t6\t5\t8\tr, 71\n20\tK. R.\t22.-2b.fLV. 1902\t16\t77\t4 V\t4\tQ \u00b0\tn w\nDie Pause zwischen je 2 Versuchen betrug 5 Minuten. Die folgenden Versuchsreihen 21\u201423 werden dadurch etwas kompliziert, dais der Lemprozefs bei verschieden langen Reihen verglichen werden sollte, es daher n\u00f6tig war, bei jeder Versuchsperson die Versuche mit 10-, 12-, 14- und l\u00dfteiligen Reihen so miteinander abwechseln zu lassen, dafs der Einflufs der \u00dcbung m\u00f6glichst ausgesohaltet wurde. Es geschah dies nach dem schon f\u00fcr die emzelnen Wiederbolungszahlen verwandten Prinzip der zyklischen Vertauschung. Waren am ersten Versuchstage 10-, am 2. 12-, am 3. 14- und am 4. l\u00f6teilige Reihen gelernt worden, so war f\u00fcr die n\u00e4chsten 12 Versuch stage die Reihenfolge:\n12-,\t14-,\t16-,\t10-,\n14-,\t16-,\t10-,\t12-,\n16-,\t10-,\t12-,\t14teilige Reihen.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nOtto Lipmann.\nBei den Versuchsreihen 22 und 23 wurden t\u00e4glich alle 4 Arten gelernt, und so begannen die Versuche am ersten Tage mit den lOteiligen, am 2. mit den 12-, am 3. mit den 14-, und am 4. mit den 16teiligen Reihen. Der Wechsel der Zeitlage der Wiederholungszahlen wurde hierdurch nat\u00fcrlich gar nicht beeinflufst.\nVer- suchs- reihe\tVersuchsperson *\tDauer der Versuchsreihe\tZahl der t\u00e4gl. gelernten Reihen\tZahl der auf ! jede Wieder- holungszahl fallenden Einzelversuche\tT\u00e4gl. Beginn der Versuche\n21\tG. W.\t26./VIII.\u201423./IX. 1902\t4\t4\t9 h. v.\n22\tG. W.\t17.\u201420./IX. 1902\t16\t4\t9. r\n23\tK. R.\t26./IX.\u20144./X. 1902 i\t16\t8\u2019 1\t^ n r\nDie Pause zwischen je 2 Reihen derselben Art betrug 2 Minuten, zwischen Reihen verschiedener L\u00e4nge 10 Minuten, die zum Einschalten der neuen Walze benutzt wurden.\nAuf diese Versuche mit Zahlen und Buchstabenreihen folgten die Versuche mit l\u00f6teiligen Silbenreihen, bei denen es sich nun auch um verschieden alte Assoziationen handelte. Ich verglich den Einflufs von Neuwiederholungen auf soeben gelernte Reihen mit dem auf solche, bei denen schon eine gewisse Zahl von Wiederholungen vor einer gewissen Zeit vorhergegangen war. Es wurde also folgendermafsen verfahren: Einerseits wurden, wie in den vorigen Versuchen, Reihen 1 bis n mal gelesen und unmittelbar darauf gepr\u00fcft; andererseits wurden Reihen eine gewisse Anzahl von Malen gelesen, dann eine Pause von bestimmter L\u00e4nge eingeschaltet, dann noch einmal 0 bis n' mal gelesen und unmittelbar darauf gepr\u00fcft. Die Pause betrug entweder 24 oder 84 Stunden. Im ersten Falle wurde also nach Ablauf von 24 Stunden seit dem letzten Versuch zun\u00e4chst die alte Reihe 0\u2014n' mal gelesen und gepr\u00fcft Nach 5 Minuten Pause folgte eine neue Reihe mit 1\u2014n Wiederholungen und deren Pr\u00fcfung. Nach einer zweiten Pause von 5 Minuten begann die mehrmalige Wiederholung der am folgenden Tage zu pr\u00fcfenden Reihe. \u00c4hnlich verhielt es sich, wenn die Pause nur 8/4 Stunden betrug; nur begannen dann t\u00e4glich die Versuche mit dem","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 209\nLernen und Pr\u00fcfen der neuen Reihe; dann folgte das Lernen und nach 3/4 Stunden das Wiederholen und Pr\u00fcfen der alten. An jedem Tage konnte nur je eine alte Reihe gepr\u00fcft und gelernt werden, damit Verwechslungen m\u00f6glichst vermieden wurden. Daher zogen sich diese Versuche sehr in die L\u00e4nge und der zyklische Wechsel der Zeitlage konnte nicht immer durchgef\u00fchrt werden. Er wurde durch folgenden, wohl ebenso zweckm\u00e4fsigen ersetzt. War die Reihenfolge der Wiederholungszahlen zuerst 1, 2, . n\u20141, n, so folgte dann eine Reihe n, n\u20141, . . . 2, 1, dann event, entweder dieselben beiden Reihen noch einmal oder etwa eine Reihe 5, 6 ... . n\u20141, n, 1, 2, 3, 4, 4, 3, 2, 1, n,\nn\u20141,.........6, 5. In der Versuchsreihe 26, wo verschieden\nstarke alte Assoziationen miteinander und mit neuen verglichen werden sollten, wo also auch die Zahl der vor der Pause stattfindenden Wiederholungen variiert wurde, wechselten nat\u00fcrlich auch diese in zyklischer Weise.\nEs folgt nun wieder eine tabellarische \u00dcbersicht \u00fcber die einzelnen Versuchsreihen :\n\u00a9\ti\tZahld. auf jede\t\ti N\t\u00ae \u00ae\t<0\n\u2022H\ti\tWiederholung\t\t\u00a9 s nS\nu \u00abD\t\u00ab c Dauer der Versuchs-\tfallenden\t\tg S>ft\nM\tS E\tEinzelversuche\t\t\nCJ \u00d6 m\tE \u00ae\treihe \u00ae ft\tbei den\t\t\u00ae Z, 2^\n\u00ab5\t>\talten\tneuen\t&\tin m\tn\n>\t. ..\tReihen\t\tES] >\n24\tG.W. 24./XI. 1902-11./II. 1903\t10\t8\t5\n25\tJ. B. ; 16./XII.1902\u201425./III .1906\t6\t12\t6\n26\tE.W. 2./IIL\u20148./VI. 1903\t4\t6\t7,14,21\n27\tG.wJtll./IIL\u201423./IV. 1903\t5\t4\t5\nL\u00e4nge\nder\nPause\nT\u00e4gl. Beginn lj der Versuche\n24 Std.\n24 yj\n24 \u201e lU *\n850 h. v.\nOSO\n57 n n\n'2*\u00b0 n n.\nZweiter Teil.\nErgebnisse.\nViertes Kap itel.\nErgebnisse der einzelnen Versuchsreihen.\nEs seien nunmehr die Ergebnisse der einzelnen Versuchsreihen in Form der arithmetischen Mittel aus den einzelnen Versuchen tabellarisch zusammengestellt. Die Zahl der Treffer betrug durchschnittlich:\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 85.\n14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"Otto Lipmann.\nIS-\tnachO\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\n(11\t\t\t2,2\t2,9\t4,2\t4,3\t4,9\t\t\t\n9\t\t\t3,4\t4,9\t4,6\t4,9\t\t\t\t\n13\t\t\t2\t3,9\t4,5\t4,1\t\t\t\t\n21\t\t\t4\t4,5\t4,8\t5\t\t\t\t\n22\t\t\t2,8\t5\t4,8\t5\t\t\t\t\n23\t\t\t2,4\t3,6\t4,6\t4,4\t\t\t\t\n3\t\t\t3,5\t4\t4,6\t5,1\t4,8\t5,3\t5,3\t5,3\n1\t\t\t3\t4,7\t4,1\t4,4\t5,9\t4,7\t5,7\t\n4\t\t\t3,5\t3,9\t4,3\t5\t5,1\t4,9\t\t\n18\t\t\t2,7\t3,7\t3,6\t4,2\t5,4\t\t\t\n2\t\t\t3,8\t5\t5,5\t5,3\t\t\t\t\n5\t\t\t3,1\t3,4\t5,4\t5,9\t\t\t\t\n* 14\t\t\t3\t4,3\t4,8\t5,8\t\t\t\t\n21\t\t\t3,5\t5,5\t5,3\t5,3\t\t\t\t\n22\t\t\t4,3\t5,8\t5,8\t6\t\t\t\t\n23\t\t\t2,6\t3\t4,1\t5,3\t\t\t\t\n6\t\t\t3,3\t4,8\t5,6\t\t\t\t\t\n10\t\t\t2,2\t4,8\t5,3\t\t\t\t\t\n(15\t\t\t3,8\t4,2\t6,6\t6,4\t6,6\t\t\t\n19\t\t\t2,8\t4,4\t5,4\t6\t6,4\t\t\t\n21\t\t\t5,3\t6,5\t6,8\t7\t\t\t\t\n<22\t\t\t5,5\t5,8\t6,8\t7\t\t\t\t\n23\t\t\t3\t4,4\t5,6\t5,8\t\t\t\t\n7\t\t\t4,8\t7\t6,8\t\t\t\t\t\n11\t\t\t3,7\t5,2\t6,5\t\t\t\t\t\n12\t\t\t2\t4,6\t6,6\t6,6\t7,3\t\t\t\n16\t\t\t3,6\t4,8\t6\t7,4\t7,8\t\t\t\n20\t\t\t3,5\t4,8\t6,3\t6,3\t\t\t\t\nl21\t\t\t5,5\t7,8\t7,5\t6,8\t\t\t\t\n22\t\t\t5,3\t5,3\t7,5\t7,8\t\t\t\t\n23\t\t\t2,6\t5,5\t5,6\t5,8\t\t\t\t\n8\t\t\t6,5\t7,8\t8\t\t\t\t\t\n<25\t\t\t1,8\t3,7\t3,5\t4\t6,1\t6,6\t6,7\t7,5\n24\t\t\t3\t4,5\t4,5\t5,6\t6,4\t6,7\t7,2\t7\n|27\t\t\t4,2\t6,7\t6,3\t6,7\t7,3 7,3\t\t7,7\t7,3\nl[26\t\t\t1,9\t1,9\t4,2\t4,3\t5,4\t6,8\t\t\n\tYor\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tder\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tPause\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n25\t5W.\t0,6\t3,4\t5,7\t6,8\t7,5\t7,3\t\t\t\n24\t6W.\t1,1\t4,1\t5,2\t6,6\t7,5\t\t\t\t\n27\t\u00f6W.\t4,9\t6,3\t6,2\t7,1\t7,8\t\t\t\t\n26\t7W.\t0,5\t1,9\t3,4\t6,5\t\t\t\t\t\n26\t14W.\t0,6\t3,2\t4,8\t6,4\t\t\t\t\t\n26\t21W.\t0,9\t3,8\t5,8\t7\t. I\t\t\t\t\nreihe\n9\n(Neu-) Wiederhol.\n10 teilige\ne\n\u00a9\nfl\n\u2022.\u00bbH\n\u00a9\nu\nfl\n\u00a9\n'S\nw\nfl\n\u00fc\ns<\nPP\n'\u2019\u00d6\nfl\nfl\n\u25a0\n\u00d6\n\u00a9\n3\nCS\nES3\n12 teilige\n14 teilige\n16 teilige <\n16 teilige\nX./6.1\nj>XII./2.\nXII./3.\nXH./10.\nXII./4.\nXH./12.\njxiV./2.|\n\u2018XIV./5.\nXIY./7.\nXVI./2.\niXVI./6.\nXVI./7.\n16./3.\n16./4.\n1 \u00dcber die Art und Weise dieser Zusammenfassungen, bei der die Hauptzahlen die Art, die Indices die Zahl der zusammengefafsten Versuchsreihen bezeichnen, s. die folgende Seite.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 211\nDa jedoch die hier angegebenen Werte die arithmetischen Mittel aus den Ergebnissen der verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig wenig zahlreichen Einzelversuche jeder Versuchsreihe sind, so enthalten sie noch viele Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten, die ja bei allen derartigen Experimenten stets nur durch eine grofse Zahl von Einzelversuchen ausgeglichen werden k\u00f6nnen. Aus den fr\u00fcher angegebenen Gr\u00fcnden waren diese grofsen Mengen von Einzelversuchen auf mehrere Versuchspersonen und Versuchsreihen verteilt worden; es m\u00fcssen daher nun, um ein anschauliches, einigerma\u00dfen ausgeglichenes Bild vom Verlauf des Lernprozesses zu geben, wiederum die Resultate der einzelnen gleichartigen Versuchsreihen zusammengefa\u00dft werden. Da die verschiedenen Versuchspersonen eine verschiedene Anzahl von Wiederholungen zum Erlernen einer Reihe brauchten, so sind nicht alle Versuchsreihen gleich weit gef\u00fchrt worden. Wenn man daher die Resultate der Versuchsreihen zusammenfassen will, so kann man entweder nur wenige Versuchsreihen zusammenfassen, um endg\u00fcltige Resultate bis zu hohen Wiederholungszahlen zu erhalten, oder man mu\u00df sich, wenn man Durchschnittswerte aus vielen Versuchsreihen erhalten will, mit den Trefferzahlen bis zu nur wenigen Wiederholungen begn\u00fcgen. Der Erfolg hiervon ist der, da\u00df die letzteren Resultate einen verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hohen Wert beanspruchen k\u00f6nnen, die ersteren dagegen noch viele unausgeglichene Fehler enthalten.\nDie Resultate dieser, auch in vorstehender Tabelle angedeuteten Zusammenfassungen gibt die folgende Tabelle:\nDie arithmetischen Mittel aus den Trefferzahlen\nder Versuchsreihen J\tsind f\u00fcr\t1\t2\t3\nX./6.\t\t2,8\t4,1\t4,6\nXII./2.\t\t3,3\t4,4\t4,4\nXII./3.\ti 3,3\t\t4,2\t4,3\nXII., 4.\t\t3,2\t4,1\t4,2\nX1I./10.\t\t3,3\t4,3\t4,8\nXII./12.\t\t3,2\t4,4\t4,9\nXIV./2.\t\t3,3\t4,3\t6\nXIV./5.\t\t4,1\t5,1\t6,2\nXIV./7.\t\t4,1\t5,4\t6,4\nXVI./2.\t\t2,8\t4,7\t6,3\nXVI./6.\t\t3,8\t5,5\t6,6\nXVI./7.\t\t4,1\t5,8\t6,8\n16./3.\t\t3\t\u2022 D\t4,8\n16./4.\t\\\t\t2,7\t4,2\t4,6\n4\t5\t6\t7\t| Wiederholungen\n4,6\t\t\t,!\n4,8\t5,4\tw\u00bb O\t5,6\n4,8\t5,3\t5\t\n4,7\t5,3\t\t\n5,3\t\t\t1 1\n6,2\t6,5\t\t! 1 i\n6,4\t\t\t, !\n7\t7,6\t\ti\n6,8\t\t\ti i i\n5,4\t6,6\t6,9\t7,2 ]\n5,2\t6,3\t6,9\t\n14*","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nOtto Lipmann\nF\u00fcnftes Kapitel.\nDie Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden\nstarke Assoziationen.\n\u00a7 1.\nDie Trefferzahl als Funktion der Wieder-\nholungszahl.\nStellt man, wie die beigegebenen Kurven (Fig. 3\u20147) zeigen,\n4 0\nFig. 4.\nFig. 6.\nFig. 7.\ndie Durchschnittswerte, die aus der gr\u00f6fsten Anzahl von Versuchsreihen gewonnen sind, graphisch dar (X./6., XIL/12., XIV./7., XVI./7. und 16./4), indem man die Zahl der Wiederholungen als Abszissen, die Zahl der Treffer als Ordinaten eintr\u00e4gt, so","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 213\n%\nzeigt der Dach unten konkave Verlauf dieser Kurven klar aus gepr\u00e4gt die folgende Gesetzm\u00e4fsigkeit : Je mehr Wiederholungen bereits auf die Einpr\u00e4gung eines Stoffes verwandt sind, desto weniger tr\u00e4gt eine neue Wiederholung zur weiteren Einpr\u00e4gung des Stoffes bei. Werden nur die auch graphisch dargestellten Durchschnittszahlen weiter ber\u00fccksichtigt, so ist der Erfolg einer Wiederholung ausgedr\u00fcckt durch den durch sie erzielten Zuwachs an Treffern,\nm Versuchsreihe\twenn bereits\t0\tA.\t2\nX./6.\t\t2,8\t1,3\t0,5\nX1L/12.\t\t3,2\t1,2\t0,5\nXlV.fi.\t\t4,1\t1,3\t1\nXYl.fi.\t\u2022\t4,1\t1,7\t1\n16./4. *\t\t2,7\t1,5\t0,4\n0\n0,6 I 1,1\n0.6\nW iederholungen vorhergegangen sind\nAbgesehen von den Silbenreihen, wo auch nur die Resultate von vier Versuchsreihen vereinigt werden konnten, was offenbar zu einem v\u00f6lligen Ausgleich der Fehler nicht gen\u00fcgte, nimmt also die Gr\u00f6fse des Trefferzuwachses st\u00e4ndig ab. \u2014\n\u00a7 2.\nDer Trefferzuwachs als Funktion der bereits vorhandenen Assoziationsst\u00e4rke.\nDiese Darstellung der Versuchsergebnisse ist zwar eine sehr einfache, leidet aber doch an verschiedenen M\u00e4ngeln. Einmal beantwortet sie die Frage, wie die einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke Assoziationen wirken, nicht gen\u00fcgend exakt Denn, wenn man auch weifs, dafs die Assoziationsst\u00e4rke eines Stoffes mit der Zahl der zu seiner Einpr\u00e4gung verwandten Wiederholungen w\u00e4chst, so kann man doch keinesfalls, wie dies eben geschehen ist, ohne weiteres die Zahl der verwandten Wiederholungen als Mafs f\u00fcr die erreichte Assoziationsst\u00e4rke betrachten, bevor nicht genauer ihr Verh\u00e4ltnis untersucht ist. Das aber ist gerade erst das Ziel dieser Arbeit. Wie wenig die Zahl der verwandten Wiederholungen als exaktes Mafs der Assoziationsst\u00e4rke gelten kann, zeigt ja auch der Umstand, dafs der eine nach einer gewissen Anzahl von Wiederholungen viele, der andere erst wenige Treffer zu verzeichnen hat. Damit h\u00e4ngt","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nOtto Lipmann.\nein zweiter \u00dcbelstand der vorigen Darstellung zusammen. Sie konnte aus den angegebenen Gr\u00fcnden nur die Zahl der nach einigen wenigen Wiederholungen erzielten Treffer ber\u00fccksichtigen, mufste also die bei h\u00f6heren Wiederholungszahlen der langsamer Lernenden stattfindenden Trefferzuw\u00fcchse unber\u00fccksichtigt lassen. Beiden M\u00e4ngeln kann durch folgende Darstellungsweise einiger-mafsen abgeholfen werden. Zun\u00e4chst ist klar, dafs ein besseres Mafs f\u00fcr diese Assoziationsst\u00e4rke als die Zahl der verwandten Wiederholungen die Zahl der erzielten Treffer ist. Ein absolut richtiges Mafs ist diese allerdings auch nicht, denn, wie Jost sehr richtig (S. 456) gegen die Treffermethode ein wendet, werden bei dieser ja ausschliefslich diejenigen Assoziationen ber\u00fccksichtigt, die die Reproduktionsschwelle bereits \u00fcberschritten haben, w\u00e4hrend die verschiedenen St\u00e4rkegrade der noch unter der Schwelle befindlichen aufser Betracht bleiben m\u00fcssen. Jedenfalls aber bekommt man ein viel deutlicheres Bild davon, wie die Zahl der durch eine Wiederholung neu erzielten Treffer mit dem Wachsen der Assoziationsst\u00e4rke abnimmt, wenn letztere durch die ihr entsprechende Trefferzahl gemessen wird. Also, betrachtet man z. B. Versuchsreihe 6, so gilt folgendes:\nBetr\u00e4gt die Zahl der Treffer\t0\t3,3\t4,8 ; 1\nso ist der Erfolg einer Wiederholung der Zuwachs von\t\t| 3,3\t1,5\t1 0,8 p Treffern\nder Erfolg zweier Wiederholungen der Zuwachs von\t\t,4,8\t2,3\t1 \u2014\tTreffern I\nDie Schwierigkeit besteht nur darin, die einzelnen Versuchsreihen so zusammenzufassen, um aus ihnen Durchschnittswerte zu gewinnen. Denn jede Versuchsreihe lieferte doch eigentlich nur eine gewisse Anzahl diskreter Werte f\u00fcr die Assoziationsst\u00e4rken = Trefferzahlen, und zwar nat\u00fcrlich i. a. jede Versuchsreihe verschiedene. Um dieser Schwierigkeit zu entgehen, wurde das etwas gewagt erscheinende Mittel gew\u00e4hlt, zwischen diese diskreten Werte in allen Versuchsreihen gleiche Werte zu interpolieren, d. h. f\u00fcr jede Versuchsreihe zu berechnen, um wieviel die Trefferzahl sich durch 1,2 ... Wiederholungen erh\u00f6ht, wenn die Zahl der Treffer vor ihnen 0, 1, 2. 3 . .. betr\u00e4gt. Hierbei mufs man freilich bedenken, dafs man ja das Gesetz der Zuw\u00fcchse, bzw. der sie darstellenden Kurve eben noch nicht kennt,","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 215\nalso zwischen je zwei benachbarten Funktionswerten geradlinig interpolieren mufs, was nat\u00fcrlich nicht richtig ist. Die dabei angestellte Rechnung sei an dem Beispiel der Versuchsreihe 6 erl\u00e4utert. Soll zwischen die Zu w\u00fcchse y1 = 3,3 und = 1,5 die zu den Trefferzahlen xx \u2014 0 und x2 \u2014 3,3 geh\u00f6ren, der Trefferzuwachs y, der zu der Trefferzahl x = 1 geh\u00f6rt, interpoliert werden, so ist y zu berechnen aus\ny-Vi = \u00bbi\u2014 y\u00ab y \u20143,3\t3,3 \u20141,5\nx \u2014 xx xx \u2014 xt 1\u2014\u00d6 0,1\u20143,3\ny= \u201414 + 3,3 = 2,8.\n0,0\nEine Wiederholung hat also in dieser Versuchsreihe f\u00fcr einen Stoff, von dem bereits ein Treffer erhalten werden kann, den Erfolg gehabt, dafs sich die Zahl der Treffer um 2,8 vermehrte. So wurden folgende Werte gewonnen:\nDie Trefferzuw\u00fcchse betrugen, wenn n Treffer erhalten werden konnten, nach einer (Neu-)Wiederholung\nin der Versuchsreihe\tn =\t0\t1\t2\tQ \u00d4\t4\n17\t\t2,2\t1,5\t0,8\t1,2\t0,3\n9\t\t3,4\t2,8\t2,2\t1,7\t0,8\n13\t\t2\t2\t1,9\t1,3\t0,4\n21\t\t4\t3,1\t2,2\t1,3\t0,5\n22\t\t2,8\t2,6\t2,4-\t2\t0,9\n\u00a7\u00a7\t\t2,4\t1,9\tM\t1,1\t0,5\nusw. auch f\u00fcr die Versuchsreihen mit mehrteiligen Zahlen- und Buchstaben- und Silbenreihen, sowie auch f\u00fcr 2, 3 .... (Neu-) Wiederholungen.\nAus diesen so gewonnenen Zahlen k\u00f6nnen nun die Durchschnittswerte gebildet werden, die in den folgenden Tabellen enthalten sind.\nBetr\u00e4gt bei den lOteiligen Zahlen- und Buchstabenreihen\ndie Zahl der Treffer\ti i i-i ! 1 \u00b0j\t\t2\t3\t4\nso w\u00e4chst diese durch\t1 (Neu-)Wiederholung\tum\t2,8 \u201e\t2\t\u201e\tWiederholungen\t\u201e\t4,1 n\t3\t\u201e\tr,\tn\t4,6 4\t46 n\t^\tn\t-\tr\tn\t\t2.3 3.3 3,6\t1,8 2,6 2,6\t1,4 1,4\t0,6 0,5","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nOtto Lipmann.\nBetr\u00e4gt bei den 12teiligen Zahlen- und Buchstabenreihen\ndie Zahl der Treffer\t'1 0\t1 2\t3\t4\t5\nso -w\u00e4chst diese durch 1 (Neu )Wiederholung um |j 3,1 \u201e\t2\t\u201e\tWiederholungen\t\u201e\tl 4,4 3\t4 9 n\tw\tn\tn\tn\t2,6 2 3,6 1 2,7\t1,4 1,9\t1 1,4\t0,6\nBetr\u00e4gt bei den 14teiligen Zahlen- und Buchstabenreihen\ndie Zahl der Treffer\ti i\to\t1\t2 ! 3 1\t4\t5\t6\nso w\u00e4chst diese durch 1 (Neu-)Wiederholung\t! um |\t4,1\t3,6\t2,812,1\t1,7\t1,2\t0,6\n\u201e\t2\t\u201e Wiederholungen\t! 5 4 \u00bb :\t\t4,7\t3,9 3,2\t2,5\t\t\n\u00ab n\tu\tn\tn\tn\t6,4\t\t\t\t\t\nBetr\u00e4gt bei den 16 teiligen Zahlen- und Buchstabenreihen\ndie Zahl der Treffer\t0\t1\t2\t3\t4\t5\t6 7\nso w\u00e4chst diese durch 1 (Neu-)Wiederholung um\t4,1\t3,7 3,2\t\t2,8\t2\t1,41,10,6\t\n\u201e\t2\t\u201e Wiederholungen \u201e Q \u00bb\tu >?\tn\tr)\t5.8 6.8\t5,1)4,2 \u00ab\t\t3,6\t2,8\t2\t1,2;\nBetr\u00e4gt bei den 16 teiligen Silbenreihen\ndie Zahl der Treffer\t\t\t\t0\t1\t2\t3\t4\t6\t6\tl!\nso w\u00e4chst diese durch\t1 (Neu-)Wiederholung\t\tum\t2,72,3\t\t2,3\t1,6\t1,4\t1,3\t0,80,5\t\nW\t2\t\u201e Wiederholungen\tn\t4,2 3,5\t\t2,7\t1,9\t1,9\t1,8\t1,1\t\nrt\t3\tr>\tP\t\t4,63,9\t\t3,4\t2,9\t2,6 2\t\t1,3!\t\nn\t4\trt\tn\t\u00bb\t6,24,7\t\t4,2\t3,5\t3\t2,3\t\t\nn\t5\tn\tn\t7>\t\u25a06,3\t\t\t\t\t\t\t\n\u00ab\t6\tn\tn\tn\t,6,9\t\t\t\t\t\t\t\nEine bessere \u00dcbersicht \u00fcber diese Werte gew\u00e4hren die folgenden Kurven, die dadurch erhalten sind, dafs der Zahl der von einer Reihe gelieferten Treffer (als Abszisse) der bei dieser Trefferzahl durch 1 bzw. 2, 3 ... (Neu-)Wiederholungen erzielte Trefferzuwachs (als Ordinate) zugeordnet wurde.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 217\nXU teilige Zahlen-nnd Buchstaben- Reihen\nI teilige Zahlen-und Buchstaben-Reihen\nHY teilige Zahlen- und Buchstaben-Reihen\nFig. 10.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nOtto Lipmann.\nFig. 11\nFig. 12.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 219\nDas ausnahmslose Abfallen dieser Kurven heilst :\nJede Anzahl von Wiederholungen tr\u00e4gt um so mehr zur Erh\u00f6hung der Trefferzahl eines Stoffes bei, je geringer dieselbe zuvor war.\nDafs die Kurven f\u00fcr die Zahlen- und Buchstabenreihen nur wenig von geraden Linien abweichen, d. h. dafs die durch 1, 2 . . . (Neu-)Wiederholungen erzielten Trefferzuw\u00fcchse mit zunehmenden Trefferst\u00e4rken linear abnehmen, mag z. T. durch die Art und Weise der Interpolation bedingt sein; aber eben nur zum Teil. Denn schon der Umstand, dafs die Kurven der Silbenreihen die aus weniger Versuchen gewonnen, also weniger ausgeglichen sind, diesen Charakter nicht haben, zeigt, dafs die Geradlinigkeit tats\u00e4chlich etwas dem Lernprozefs \u2014- wenigstens f\u00fcr Buchstaben- und Zahlen- sowie f\u00fcr sinnlose Silbenreihen \u2014 Charakteristisches ist. Die Geradlinigkeit entspricht dem Umstande, dafs in den auf Seite 212 gezeichneten Kurven (Fig. 3\u20147) die Ordinatendifferenzen lineare Funktionen der Ordinaten sind, d. h. dafs jene im wesentlichen den Charakter von Exponentialkurven haben.\nEs hat sich also bei meinen Versuchen nach dem Treffer-verfahren im grofsen Ganzen, nur in etwas h\u00f6herem Grade, das best\u00e4tigt gefunden, was Ebbinghaus in seinen Versuchen nach dem Erspamisverf\u00e4hren bereits f\u00fcr h\u00f6here Wiederholungszahlen fand, und auch f\u00fcr geringere, \u201ebei genauerer Untersuchung\u201c (S. 84) vermutete, und wof\u00fcr er auch in seinen Versuchen nach der Methode der Hilfen eine \u201eleichte Neigung\u201c zu entdecken glaubte (S. 625).\n\u00a7 3.\nTheoretische Erkl\u00e4rung der Resultate.\nEs fragt sich nun, worauf diese Eigent\u00fcmlichkeit des Lernprozesses beruht, dafs die sp\u00e4teren Wiederholungen nicht ebensoviel zum Erlernen eines Stoffes beitragen wie die fr\u00fcheren. Bei den h\u00f6heren Wiederholungszahlen ist das Abflachen der Lernkurve bedingt z. T. durch die begrenzte Gr\u00f6fse des Stoffes. Denn wenn von einer 12teiligen Reihe bereits f\u00fcnf Assoziationen erlernt sind, so kann der durch eine weitere Wiederholung erzielte Trefferzuwachs eben unter keinen Umst\u00e4nden mehr als 1 betragen. Und schliefslich mufs er sogar einmal 0 werden und bleiben, d. h. die Kurve mufs in eine Parallele zur x-Achse \u00fcber-","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nOtto Lipmann.\ngehen. Dafs in einigen Versuchsreihen die Kurve sogar wieder f\u00e4llt, liegt daran, dafs bei den hohen Wiederholungszahlen, bei denen so wie so schon h\u00e4ufig die H\u00f6chstzahl der Treffer erreicht wird, nicht mehr extrem niedrige Einzelwerte durch extrem hohe ausgeglichen werden k\u00f6nnen.\nUm aber die Frage nach dem Grunde des immer abnehmenden Wertes der einzelnen Wiederholungen exakter beantworten zu k\u00f6nnen, ist eine Analyse des Lernprozesses erforderlich.\nDurch das einmalige Lesen einer l\u00dfteiligen Silbenreihe werden bekanntlich nicht alle acht Assoziationen, auf die es ankommt, in gleicher St\u00e4rke gekn\u00fcpft. Vielmehr sollen bzw. die erste, die zweite und die letzte Assoziation bereits \u00fcber die Reproduktionsschwelle gehoben werden, w\u00e4hrend die anderen sich noch verschieden weit von ihr entfernt befinden ; graphisch dargestellt :\n\t\t\tReproduchons Schwelle\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\n1.\t2\t3.\t\u00abv.\t5\t6.\t7\t6\nFig. 13.\nEs folge nun eine zweite Wiederholung, von der man nat\u00fcrlich annehmen kann, dafs sie faktisch ebensoviel leistet, als die erste. Aber auch bei ihr wird die vorhandene geistige Energie nicht gleichm\u00e4fsig auf die acht Assoziationen verteilt Vielmehr werden auch bei ihr 1. aus demselben Grunde, wie vorher, gewisse, und zwar dieselben, Assoziationen bevorzugt, 2. aber auch eben aus dem Grunde, weil diese bereits die bekannteren sind","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 221\nund darum die Aufmerksamkeit in h\u00f6herem Grade auf sich ziehen. Und nur ein geringer Best kann dazu verwandt werden, ein oder zwei bereits nahe an der Reproduktionsschwelle befindliche Assoziationen \u00fcber diese zu heben. Da aber der ersterw\u00e4hnte Erfolg der Wiederholung nur dazu beitragen kann, die Reproduktions z e i t gewisser Assoziationen zu verk\u00fcrzen, so ist der in Trefferzuw\u00fcchsen ausdr\u00fcckbare Erfolg dieser zweiten Wiederholung naturgem\u00e4fs ein geringerer als der der ersten. Und um so mehr wdrd das bei jeder folgenden Wiederholung der Fall sein ; denn w\u00e4hrend der erste der oben angef\u00fchrten Gr\u00fcnde unver\u00e4ndert bestehen bleibt, wird zweitens noch dazu die Differenz in den St\u00e4rken der einzelnen Assoziationen immer gr\u00f6fser, so dafs die st\u00e4rkeren Assoziationen einen immer gr\u00f6fser werdenden Bruchteil der Aufmerksamkeit absorbieren, und schliefslich vielleicht gar nichts mehr davon f\u00fcr gewisse vernachl\u00e4ssigte Assoziationen \u00fcbrig bleibt. So kann es dazu kommen, dafs, ohne dafs etwa alle m\u00f6glichen Treffer erzielt sind, sich die Trefferzahl auch bei einer grofsen Anzahl von Wiederholungen nicht mehr erh\u00f6ht, weil immer und immer wieder \u00fcber die noch unbekannte Assoziation hinweggelesen wird, bis sie vielleicht endlich der Versuchsperson auff\u00e4llt, ihr Unbekanntsein bemerkt, und nun willk\u00fcrlich die Aufmerksamkeit auf sie gerichtet wird.\nSo kann man das Assoziationsgesetz auf stellen:\nJe st\u00e4rker eine Assoziation ist, um so mehr wird sie durch eine Neu Wiederholung verst\u00e4rkt. Dieses Gesetz erkl\u00e4rt sich aus der Tatsache der Aufmerksamkeit, dafs n\u00e4mlich je st\u00e4rker ein Reiz (oder eine Vorstellung) ist, er desto mehr die Aufmerksamkeit auf sich zieht. \u2014\nMan k\u00f6nnte noch meinen, dafs das eben aufgestellte Gesetz mit dem zuvor (auf S. 219) von mir auf gestellten in Widerspruch stehe. Jedoch war dort von der Assoziationsst\u00e4rke ganzer Reihen die Rede, hier aber von der St\u00e4rke einzelner Assoziationen. Denn je gr\u00f6fser die Assoziationsst\u00e4rke einer Reihe ist, je mehr Treffer sie also liefert, je mehr starke Assoziationen sie demnach enth\u00e4lt, desto weniger kommt von einer Neuwiederholung nach dem eben formulierten Gesetze den schwachen Assoziationen zugute, und desto weniger wird also die Trefferzahl durch eine Neuwiederholung erh\u00f6ht.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nOtto Lipmann.\nSechstes Kapitel.\nDie Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden\nalte Assoziationen.\n\u00a7 1.\nDer Trefferzuwaehs als Funktion des Alters.\nIm vorigen waren die Resultate der Versuchsreihen 24\u201427 noch nicht ber\u00fccksichtigt worden, soweit sie die Reihen betrafen, in denen nach einer gewissen Anzahl von Wiederholungen eine Pause eingeschaltet worden war, und einen Vergleich zwischen diesen und den ohne eingeschobene Pause erlernten Reihen erm\u00f6glichen. Dadurch, dafs in einem Teil der gelernten Reihen 5 bzw. 6, 7, 14, 21 Wiederholungen 24 Stunden (in Versuchsreihe 27 8/4 Stunden) vor dem endg\u00fcltigen Erlernen erfolgten, bei den \u00fcbrigen aber die Reihen ohne eine solche Verteilung der Wiederholungen erlernt wurden, erhielt ich einerseits \u201ealte\u201c Assoziationen, deren St\u00e4rke durch die nach 0 Neuwiederholungen erzielten Treffer gemessen wurde, andererseits \u201ejunge\u201c Assoziationen wie in den \u00fcbrigen Versuchsreihen. Wie die \u00dcbersicht \u00fcber die Versuchsresultate auf S. 214 zeigt, lieferten die alten Reihen in Versuchsreihen\n24 durchschnittlich 1,1\n25\tn\t0,6\n26\t\u00bb\t0,5 bzw. 0,6 bzw. 0,9\n27\t\u00bb\t4,9 Treffer.\nDa diese Zahlen alle verschieden sind, und auch, weil eben f\u00fcr jede Versuchsreihe nur eine solche Zahl gegeben ist, eine Interpolation unm\u00f6glich ist, so mufste auf eine Berechnung von Durchschnittszahlen aus allen diesen gleichartigen Versuchsreihen verzichtet und f\u00fcr jede besonders die zweckentsprechenden Berechnungen angestellt werden.\nEs handelte sich, wie gesagt, um einen Vergleich des Einflusses von Neuwiederholungen auf alte und jung assoziierte Reihen. Es ergab sich nun aus den Versuchen, dafs z. B. in Versuchsreihe 24, eine Reihe, die noch 1,1 \u00fcber der Reproduktionsschwelle befindliche Assoziationen enth\u00e4lt, die Zahl dieser durch eine\tNeuwiederholung\terh\u00f6ht\twird\tum\t3,\n\u201e zwei\tNeuwiederholungen\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t4,1,\n.. drei\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t5,6,","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 223\nDa aber noch die entsprechenden Vergleichszahlen f\u00fcr die junge Reihe fehlen, und diese nat\u00fcr\u00fcch nie genau dieselben durchschnittlichen Trefferzahlen liefern, so k\u00f6nnen diese nur durch Interpolation gewonnen werden, von der hier dasselbe zu sagen ist, wie es bereis ira f\u00fcnften Kapitel gesagt ist. So findet man, wenn die entsprechenden Werte f\u00fcr die alten und die jungen Reihen zusammengestellt werden, folgende Differenzen in den durch verschiedenmalige Wiederholungen erzielten Treffer-zuw\u00fcchsen :\nVer- suchs-\tTreffer-\t' Der durch n Neuwieder-\terzi Trefferzu\teite wachs ist\tbetr\u00e4gt also bei alten Reihen\nreihe\tzahl\tholungen\tbei alten\tbei jungen\tmehr\n\t\t\tReihen\tReihen !\t\n24\t1,1\tn = 1\t3\t2,4\t0,6\n\t\t2\t4,1\t3,4\t0,7\n\t\t3\t5,5\t3,8\t1,7\n\t\t4\t6,4\t4,8\t1,6\n25\t0,6\t1\t1,8\t2,8\t1\n\t\t2\t3\t6,1\t2,1\n\t\t:\ts\t3,1\t6,2\t3,1\n\t\t4\t4,1\t69\t2,8\n\t\t5\t5,7\t6,7\t1\n26\t0,6\t1\t1,4\t1,4\t0\n\t\t2\t2\t2,9\t0,9\n\t\t3\t3,7\t6\t2,3\n\t0,6\t1\t1,3\t2,6\t1,3\n\t\t\t2\t4,2\t2,2\n\t\t\t3,6\t5,9\t2,3\n\t0,9\t1\t1\t2,9\t1,9\n\t\t2\t2,1\t4,9\t2,8\n\t\t3\t3,3\t6,1\t2,8\n27\t4,9\t1\t1,7\t1,4\t\u20140,3\n\t\t1 2\t1,5\t1,3\t-0,2\n\t\t1\t3\t2\t2,2\t0,2\n\t\t4\t2,4\t2,9\t0,5 1 i\nWie diese Tabelle wohl deutlich genug zeigt, ist der Wert einer oder mehrerer Neuwiederholungen stets f\u00fcr 24 Stunden alte Reihen \u2014die Reihen in Versuchsreihen 27 waren nur 8/4 Stunden alt \u2014 betr\u00e4ch\u00fcch gr\u00f6fser als f\u00fcr junge Reihen. Man kann daher den Satz aufstellen: Liefern zwei verschieden alte, gleichlange Reihen gleich viele Treffer, so wird","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nOtto Lipmann.\ndie Zahl der letzteren durch Neu Wiederholungen bei der \u00e4lteren schneller vermehrt als bei der j\u00fcngeren \u2014 allerdings nur wenn der Altersunterschied mehr al\u00df 8/i Stunden betr\u00e4gt.\n\u00a7 2.\nDer Trefferzuwachs als Funktion der ehemaligen\nAssoziationsst\u00e4rke.\nWill man die Trefferzahl als Mafsstab f\u00fcr die Assoziationsst\u00e4rke gelten lassen, so gelangt man zu einer neuen Best\u00e4tigung des ersten JosT\u2019schen Satzes, welcher lautet: Sind zwei Assoziationen von gleicher St\u00e4rke, aber verschiedenem Alter, so hat eine Neuwiederholung f\u00fcr die \u00e4ltere gr\u00f6fseren Wert Zur Erkl\u00e4rung dieser Tatsache sei zun\u00e4chst an die von M\u00fclleb und Pelzeckek (a. a. O. S. 240) aufgestellten Behauptungen erinnert, aus der man folgern kann, dafs die verschieden starken Assoziationen einer Reihe in der Zeit gleichm\u00e4fsig abfallen, d. h. dafs die Differenzen ihres Niveaus dieselben bleiben. Daher kann gleiche Trefferzahl in zwei verschieden alten Reihen als Hinweis darauf betrachtet werden, dafs sich auch die noch unter der Reproduktionsschwelle befindlichen Assoziationen in beiden Reihen hinsichtlich ihrer St\u00e4rke etwa gleichm\u00e4fsig verhalten. Wenn also eine Neuwiederholung in zwei solchen gleich viele Treffer liefernden, nur verschieden alten Reihen, die Trefferzahl in den alten mehr als in der jungen erh\u00f6ht, so kann das nicht dadurch bedingt sein, dafs etwa in der \u00e4lteren Reihe die Assoziationen, die sich noch unter der Reproduktionsschwelle befanden, ihr doch mehr gen\u00e4hert waren, als die jungen. Vielmehr kann der Grund hierf\u00fcr nur in einer anderen Eigenschaft der \u00e4lteren Assoziation liegen, dafs sie n\u00e4mlich fr\u00fcher einmal st\u00e4rker gewesen sein m\u00fcssen, als es jetzt die jungen sind, als es also die jungen \u00fcberhaupt jemals waren. Und da nun, wie im vorigen Kapitel auseinandergesetzt, diejenige von zwei Assoziationen durch eine Neuwiederholung mehr gekr\u00e4ftigt wird, die die st\u00e4rkere ist, so darf man wohl annehmen, dafs dies auch dann der Fall ist, wenn die Differenz in der St\u00e4rke f\u00fcr verschiedene Zeiten gilt. Wenn man sich den physiologischen Vorgang etwas grob vor stellen will, so kann man etwa sagen : Eine Assoziationsbahn, die einmal sehr gangbar gewesen ist, wird, auch wenn sie lange nicht funktioniert hat, leichter wieder in Funktion versetzt, als","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 225\neine, die zwar momentan ebenso gangbar ist, aber auch niemals gangbarer war, und zwar kann jene um so leichter wieder in Funktion versetzt werden, je gangbarer sie fr\u00fcher war. Nur so ist es zu erkl\u00e4ren, dafs bei gleich alten und gleich stark assoziierten Reihen diejenige durch eine Neuwiederholung beg\u00fcnstigt wird, die fr\u00fcher durch eine gr\u00f6fsere Anzahl von Wiederholungen eingepr\u00e4gt war, die aber diesen Vorteil vor den anderen im Laufe der Zeit wieder eingeb\u00fcfst hat.\nEs sei hierf\u00fcr auf Versuchsreihe 26 verwiesen. Die Reihen, die 24 Stunden zuvor mit 7, 14 oder 21 Wiederholungen eingepr\u00e4gt worden waren, besafsen etwa gleichviel (0,5; 0,6; 0,9) \u00fcber der Schwelle befindliche Assoziationen; aber der Einflufs der ehemalig verschiedenen Assoziationsst\u00e4rke trat doch dann in dem Unterschiede der durch die Neuwiederholungen erzielten Trefferzuw\u00fcchse deutlich hervor.\nAll das Gesagte scheint aber nicht f\u00fcr Versuchsreihe 27 zu gelten, denn hier unterscheiden sich die bei den alten und bei den jungen Reihen erzielten Trefferzuw\u00fcchse so gut wie gar nicht voneinander. Vielleicht Hegt das daran, dafs der Unterschied in der ehemaligen St\u00e4rke der alten und der gegenw\u00e4rtigen der jungen Reihen hier nur \u2014 wenn der Ausdruck erlaubt ist, \u2014 2,3 Treffer betr\u00e4gt, w\u00e4hrend er in den anderen Versuchsreihen, f\u00fcr die das eben formulierte Gesetz gilt, 5,6 und mehr Treffer grofs war. Vielleicht, dafs das Gesetz wegen dieses, durch die kleinere Pause bedingten, verh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringen Unterschiedes nicht deutlich in Kraft treten konnte.\nWenn hiernach zum Schlufs die Ergebnisse s\u00e4mtlicher Versuche in ein Gesetz zusammengefafst werden sollen, so kann dieses lauten:\nEine Neuwiederholung wirkt auf diejenige Assoziation am st\u00e4rksten, die zu einer beliebigen Zeit vorher am st\u00e4rksten eingepr\u00e4gt worden war.\nSiebentes Kapitel.\nNebenresultate der Versuche.\n\u00a7 i-\nDas Erlernen verschieden langer Reihen.\nWie erw\u00e4hnt, wurden in den Versuchsreihen 21\u201423 die Versuche mit 10-, 12-, 14- und 16teiligen Reihen so angestellt,\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 35.\t15","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nOtto Lipmann.\ndafs die f\u00fcr sie gewonnenen Resultate miteinander verglichen werden konnten.\nBetrachtet man die aus allen 3 Reihen gewonnenen Durchschnittswerte, so erh\u00e4lt man\nnach\t1\t2\t3\t4\tWiederholungen\nbei lOteiligen Reihen\t3,1\t4,4\t4,7\t4,8\t\n\u00ab\t12\t\u00ab\t55\t3,5\t4,8\t5,1\t5,6\t\n14 55\t5?\t55\t4,6\t5,6\t6,4\t6,6\t\n55\t1\u00ae\t55\t55\t4,5\t6,2\t6,9\t6,8\tTreffer\nWie aus diesen Zahlen und noch deutlicher aus der graphischen Darstellung hervorgeht, werden durch eine bestimmte Zahl von Wiederholungen um so mehr Treffer erhalten, je mehr zu erlernende Assoziationen die Reihe enth\u00e4lt. Um den verschiedenen Einflufs von Wiederholungen deutlicher zu zeigen, seien wiederum wie fr\u00fcher die Trefferzuw\u00fcchse f\u00fcr die verschiedenen bereits zuvor erreichten Trefferzahlen berechnet (Fig. 14).","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 227\nMan erh\u00e4lt alsdann, wenn ebenfalls des Vergleichs wegen auf die ganzen Zahlen interpoliert wird, folgende Werte:\nDer TrefEer-zuwaehs, der durch\t\t\t\t\t2\t\t\t\t3\t\t\t\t4\t\t\t\tWieder- holungen\nerzielt wird, betr\u00e4gt in den\t10\t12\t14\t16\t10\t12\t14\t16\t10\t12\t14\t16\t10\t12\t14\t16\tteil, \u00dfeihe]\nwenn d.Treffer-zahlen vorher betragen : 0\t3,1\t3,5\t4,6\t4,5\t\t4,8\t5,6\t6,2\t[>\t5,1\t6,4\t6,9\t4,8\t5,6\t6,6\t6,8\t\n1\t2,5\t2,9\t3,8\t3,9\t3,5\t3,9\t4,8\t5,4\t3,7\t4,2\t5,4\t5,9\t\t\t\t\t\n2\t2\t2,2\t3\t3,2\t2,6\t3\t4\t4,5\t2,8\t3,4\t4,5\t4,9\t\t\t\t\t\n3\t1\t1,4\t1,6\t2,2\t2,6\t1,7\t2,1\t3,2\t3,7\t1,8\t2,5\t3,6\t3,8\t\t\t\t\t\n4\t0,6\t0,9\t1,5\t2\t0,8\t1,3\t2,3\t2,9\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nEs seien diese Resultate gleichfalls graphisch dargestellt, aber der gr\u00f6fseren Exaktheit wegen hier nicht die interpolierten, sondern die wirklich gewonnenen Werte zugrunde gelegt (Fig. 15\u201417).\n15*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"Otto Lipmmn.\n228","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 229\nDie Abszissen bedeuten, wie oben, die Zahl der Treffer, die die Reihe vor der betreffenden Wiederholung lieferte, die Ordi-naten den durch diese erzielten Treffenzuwachs.\nWie hieraus noch deutlicher als zuvor ersichtlich, erh\u00f6ht sich die Trefferzahl einer Reihe um so schneller, je mehr zu stiftende Assoziationen vorhanden sind.\nEs tritt also hier die auffallende Tatsache hervor, dafs die l\u00e4ngeren Reihen ungef\u00e4hr ebenso schnell erlernt werden, als die k\u00fcrzeren, indem eben jede einzelne Wiederholung dort mehr leistet als hier.\nMan k\u00f6nnte zun\u00e4chst meinen, dafs dies daran liegen k\u00f6nne, dafs bei den kurzen Reihen nicht die ganze zur Verf\u00fcgung stehende geistige Energie zur Verwendung gelangen k\u00f6nnte. Aber wenn mehr geistige Energie zur Verf\u00fcgung st\u00e4nde, als f\u00fcr das Lernen so kurzer Reihen erforderlich ist, so m\u00fcfsten doch wenigstens alle m\u00f6glichen Treffer erreicht werden. Das ist aber nach einer Wiederholung nur sehr ausnahmsweise einmal der Fall. F\u00fcr die h\u00f6heren Wiederholungszahlen aber hat diese Erkl\u00e4rung sicherlich viel Berechtigung.\nWenn aber durch die 1. Wiederholung\nin\tden\t10 teiligen Reihen\t61 %\nn\t\u00bb\t12\t*\t*\t58%\n\u201e\t\u00bb\tU\t\u201e\t\u201e\t66%\n\u00bb\t\u00bb\t16\t\u00bb\t\u00bb\t56%,\nalso in allen ein etwa gleich grofser Bruchteil der im ganzen zu erlernenden Assoziationen erlernt werden, ohne dafs doch im allgemeinen die H\u00f6chstzahl der Treffer erreicht wird, so l\u00e4fst sich das nur folgendermafsen erkl\u00e4ren:\nZun\u00e4chst mufs vorausgeschickt werden, dafs die erstrebte gleich leichte Erlernbarkeit der einzelnen Kombinationen aus Zahlen und Buchstaben, ein nie erreichbares Ideal ist, solange man nicht weifs, warum einzelne dieser Assoziationen von den Versuchspersonen als besonders leichte (z. B. 84 g von G. W.), andere als besonders schwer zu erlernende bezeichnet werden. Man darf ferner annehmen, dafs diese leichten Assoziationen sich im grofsen ganzen ziemlich gleichm\u00e4fsig verteilt haben werden, d. h. dafs die H\u00e4ufigkeit ihres Vorkommens in den 10-, 12-, 14-und 16 teiligen Reihen sich wie 5 :6 : 7 : 8 verh\u00e4lt. Schliefslich ist auch wohl die Annahme erlaubt, dafs auch noch 8 Asso-","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nOtto Lipmann.\nziationen, & i eine 16 teilige, \u2014 eine meiner l\u00e4ngsten \u2014 Reihe, unter Umst\u00e4nden, n\u00e4mlich dann, wenn es lauter solche \u201eleichte\u201c Assoziationen sind, schon durch eine Lesung erlernt werden k\u00f6nnen, dafs also jedenfalls in allen Reihen nach einer Wiederholung immer alle leichten Assoziationen Treffer liefern, w\u00e4hrend umgekehrt wahrscheinlich auch in den kurzen Reihen durch eine Wiederholung \u201eschwere\u201c Assoziationen noch nicht reproduzierbar werden.\nSind also die leichten Assoziationen gleichm\u00e4fsig verteilt, z. B. so, dafs unter 5 Assoziationen immer 3 leichte sind, und werden diese immer, aber nur diese, durch eine Lesung erlernt, so w\u00fcrde man erhalten:\nbei den lOteiligen Reihen 3 Treffer\nr.\tn\t12\t\u201e\t\u201e\t3,6\t\u201e\n14\t4 2\nn\tn\tn\tn\t^*1\"\tn\nn\t\u00bb\t1b\tn\tr\tn\nUnd diese Zahlen kommen in der Tat den von mir erhaltenen ziemlich nahe, was zu zeigen scheint, dafs meine Annahmen einige Berechtigung haben.\nIst diese Erkl\u00e4rung richtig, so folgt daraus, wie ja selbstverst\u00e4ndlich, dafs die gefundene, gleichm\u00e4fsig schnelle Erlernbarkeit verschieden langer Reihen nur f\u00fcr Reihen gilt, die ver-h\u00e4ltnism\u00e4fsig kurz sind und sich nur so verh\u00e4ltnism\u00e4fsig wenig hinsichtlich ihrer L\u00e4nge unterscheiden.\n\u00a7 2.\nTreffer- und Fehleranalyse.\nEine Fehleranalyse l\u00e4fst sich nach 3 Gesichtspunkten vornehmen.\n1.\tMan kann, um den Ged\u00e4chtnistypus der Versuchspersonen festzustellen, untersuchen, ob Vokale seltener falsch genannt werden, als Konsonanten, ob mehr \u00e4hnlich klingende oder mehr \u00e4hnlich aussehende Buchstaben verwechselt werden etc. Doch sei auf diesen Teil einer Fehleranalyse verzichtet, weil die l\u00e4ngsten Versuchsreihen noch zu kurz waren, als dafs sich auch nur f\u00fcr einige Versuchspersonen sichere eindeutige Resultate h\u00e4tten gewinnen lassen k\u00f6nnen.\n2.\tEs war ferner festzustellen, welchen Einflufs die absolute Stelle eines Elementes in der Reihe auf seine gr\u00f6fsere oder ge1","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 231\nringere Erlernbarkeit aus\u00fcbt Von s\u00e4mtlichen Treffern fielen auf die\nan\t2.\t4.\t6.\t8.\t10.\t12.\t14.\t16.\tStelle stehenden Buchstaben bzw. Silben\n0/ i Io\t\t%\t%\t%\t\u00b0/o\t%\t%\t\u2022/oll\t\nb. d. 10 teil. Zahlen- u. Buchstabenreihen\t20\t20\t21\t19\t21\t\t\t\tl 1\nio n h\tn\tn\tw\tn\t16\t17\t17\t16\t17\t18\t\t\t!\n14 r n\t\u00bb\tn\tn\tn\t13\t14\t14\t14\t16\t16\t16\t\t\nff\ttf\tj*\tj\u00ee\tff\t13\t13\t13\t12\t13\t12\t12\t13\t\n\u201e \u201e 16 \u201e Silbenreihen\t13\t11\t11\t12\t13\t12\t13\t15\t\nd. h. also, d&Ts weder bei den Zahlen- und Buchstabenreihen noch bei den sinnlosen Silbenreihen ein oder mehrere bestimmte Stellen in der Lernreihe besonders bevorzugt worden sind. Dieses Resultat steht durchaus in Widerspruch mit bisher hier\u00fcber ver\u00f6ffentlichten Resultaten, z. B. denen von Smith, die stets das erste und das letzte Element der Reihe als besonders beg\u00fcnstigt hinstellen.\nF\u00fcr das letzte Element trifft das allerdings ja auch in meinen Versuchen wenigstens insoweit zu, als in keiner der Versuchsreihen eine andere Stelle in der Reihe mehr Treffer lieferte, als die letzte, aber der Unterschied ist doch recht unbedeutend; er betr\u00e4gt, wie man aus vorstehender Tabelle ersieht, nirgends mehr als 4%. Das die Vorteile der ersten Assoziation einer Reihe in vorliegenden Versuchen nicht zutage treten, liegt an der Art und Weise der Pr\u00fcfung. Die Pause zwischen dem letztmaligen Lesen der 1. Assoziation und ihrer Pr\u00fcfung betr\u00e4gt mindestens eine Reihenl\u00e4nge \u2014 n\u00e4mlich, wenn die 1. Assoziation auch zuerst gepr\u00fcft wird; das fand aber bei den Silbenreihen nur in */\u201e der F\u00e4lle statt; sonst war die Pause sogar immer noch gr\u00f6fser; in 1JS der F\u00e4lle, n\u00e4mlich, wenn die 1. Assoziation zuletzt gepr\u00fcft wurde, betrug sie sogar die L\u00e4nge der Lernreihe und die der Pr\u00fcfungsreihe.\nAlle weiter hinten in der Lemreihe stehenden Elemente sind also in dieser Beziehung mehr beg\u00fcnstigt, und zwar um so mehr, je n\u00e4her sie dem Ende stehen, am meisten demnach die letzte, bei der die Pr\u00fcfung in 1js der F\u00e4lle sogar unmittelbar auf ihr letztmaliges Lesen folgte, und h\u00f6chstens die L\u00e4nge der Pr\u00fcfungsreihe betragen konnte. Vielleicht, dafs durch diese","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nOtto Lipmann.\nVerf ahrungs weise die Verschiedenheit in der Erlernbarkeit, die sonst durch die Stelle in der Reihe bedingt ist, beseitigt wurde*\n3. Ferner ist die Feststellung der relativen St\u00e4rke der mittelbaren Assoziationen auf folgende Weise versucht worden. Unter den F\u00e4llen, in denen f\u00e4lschlich an Stelle des auf das vorgezeigte Element unmittelbar folgenden ein anderes derselben Reihe genannt wurde, wurde gez\u00e4hlt, wieviel mal das zweitfolgende, das drittfolgende etc. sowie auch das letztvorhergehende, das zweitvorhergehende etc. vorkam.\nSo sind die in den folgenden Kurven dargestellten Werte gewonnen worden. Die Abszissen geben an, um wieviel Elemente das reproduzierte Element von dem vorgezeigten entfernt stand, und zwar bezeichnen die positiven Abszissen die vorw\u00e4rtsl\u00e4ufigen, die negativen die r\u00fcckw\u00e4rtsl\u00e4ufigen Assoziationen. Als zugeh\u00f6rige Ordinate ist die H\u00e4ufigkeit des Vorkommens der betreffenden Assoziationen, ausgedr\u00fcckt in Prozenten des Nennens \u00fcberhaupt eines falschen Elementes eingetragen (Fig. 18\u201422).\n\u202211 -9 -T -3 -3 -i\nM II I i i---------------------------L L-\n-7 -5 -3 -1\t3\t5\t7 9 <1 13\nFig. 18.\nFig. 19.\nFig. 20.\nI\t\tim\t\t\"TT\tTT\t1\t\n-\t4-\t\u2014\t\u2014. \t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tez:\t\t. ;\t\u2014\t\u2014\t\nnjt\t\t\u2014i\t\t1Z\"\t\u2014\t\u2014\t\n\t\t\t\ti\t\t\t\nXlfcMjl\u00fcrifir.\t\u00ce2I\ta.\t\tAll\t\t\t\t\t\n\t\t\t\u2014\t\t\u2014\tTh\t\nh\t\u2014l\u2014\tp\t\t\u2014\t\u00dc-\t-Z\u00dc\t\t\t\n4\t4-\t\t\u2014\t:q;\t\u25a0H\u00bb\t'\u201cC\t\u2014 \u2014\nTT\t\t\t~\u2014\t\u2014\t\u2014\t-4\t\n\ti\t\t\t\t\t\tdi\n\t/\tZZ5\t\t\t\t\t\n\tf\t\t\t\t\t\t\nLs ^\t\t1\t\t\t\t\" \u2018\t\" K\n\t\ti\tzz\"\tE:\t\tg\t\u2014\u2014j\u201411\u2014\n1 3-11 -9 -7 -5 -3 1\t3 5 7 9 11 13\nFig. 21.\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t*\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t3\tX\ti\tdu\t\t\t\til\t;ei\t11\t= it\"\tV\tn\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tJ\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t>\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\tT\t4\t\t\t\t\t\tr\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ti\t\tI \u25a0\t\t\t\tt\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t\t\\-\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t-V\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\trn\t\t\t\n\t\t\t\t\t\tX\t\t\t\tt\t\t\t\t\t\t_\tL\t\t\t\t\n1312lMM \u00d4-7-6-5-l\u00bb-3-'2-1 Z 3 95 El7 89101t'\nFig. 22.\nDie Kurven bed\u00fcrfen wohl keiner weiteren Er\u00f6rterungen. Ihr ziemlich eckiger Verlauf zeigt, dafs die Elemente sich nicht hur gem\u00e4fs ihrer Entfernung voneinander, sondern z\u00fcrn grofsen Teil auch aus anderen Gr\u00fcnden \u2014 vielleicht \u00c4hnlichkeit des","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke etc. 233\nAussehens oder des Klanges u. dgl. \u2014 miteinander assoziieren. Immerhin aber nimmt doch die H\u00e4ufigkeit einer Assoziation zwischen zwei Elementen mit ihrer Entfernung voneinander ab. Ferner sind im allgemeinen die vorw\u00e4rtsl\u00e4ufigen Assoziationen zwischen zwei Elementen h\u00e4ufiger als die r\u00fcckw\u00e4rtsl\u00e4ufigen zwischen zwei gleich weit voneinander entfernten Elementen. Was die Zickzackform der letzten Kurve betrifft, so zeigt sie, dafs im allgemeinen h\u00e4ufiger unbetonte mit unbetonten, als unbetonte mit betonten Silben verwechselt wurden. Bei den Zahlen- und Buchstabenreihen kamen nat\u00fcrlich solche Verwechselungen gar nicht vor, weil hier die betonten Elemente Zahlen, die unbetonten Buchstaben waren.\n{Eingegangen am 8. M\u00e4rz 1904.)","page":233}],"identifier":"lit32043","issued":"1904","language":"de","pages":"195-233","startpages":"195","title":"Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke und verschieden alte Assoziationen","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:15:06.615149+00:00"}