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{"created":"2022-01-31T16:28:58.845947+00:00","id":"lit32047","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Beyer, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 260-267","fulltext":[{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nNadales Schmecken.\nVom\nDr. H. Beyer,\nOhrenarzt.\nIm Anschlufs an eigene sowie die RoLLETschen 1 Versuche \u00fcber die Empfindung des s\u00fcfsen Goschmackes bei Einatmung von Chloroform d\u00e4mpfen, welche Rollet als \u201enales Schmecken\u201c bezeichnet\u00ab, hat Zwaabpbmakeb * * zur Erforschung der Lokalisation dieser Nebenreizung di\u00e8 N\u00e8uraodif\u00eekation seines Olfaktometers benutzt Diese erm\u00f6glichte ihm die Herstellung von\n\u2022\u2022 _\nChloroform- resp. Atherr\u00f6hrchen und damit die Berechnung der Reiz- und Erkennungsschwelle f\u00fcr die Geruchs- und Geschmft\u00e8kS-empfindung dieser beiden Stoffe; Da bei dem Fictfschen Versuch die olfaktive wie gustative Empfindung nur auftritt, wenn der Chloroformdampf dem vorderen Teil des Nasenloches zugeleitet wird und da diese Strombahn von der zu den Choanen f\u00fchrenden gesondert verl\u00e4uft, spricht er vermutungsweise die Ansicht aus, dafs wir in den von Disse 8 beschriebenen Epithelknospen der Regio olfactoria die Organe f\u00fcr die Ausl\u00f6sung der Geschmackskomponente des Chloroforms zu suchen h\u00e4tten.\nBei gelegentlichen Versuchsanordnungen der Art, wie sie Rollet \u00fcbte, dr\u00e4ngte sich mir immer die allerdings im Gegensatz zu dem positiven Ausfall des FiCKSchen Versuches stehende Empfindung auf, dafs der s\u00fcfse Geschmack des Chloroforms im oberen und hinteren Teile des Rachens versp\u00fcrt w\u00fcrde. Es schien mir daher eine Patientin mit doppeltseitigem Choanen-\n1 Pfl\u00fcgers Arch. 74, S. 383.\n*\tArch. f. (Anat. u.) Phys. 1903, 1/2 8. 120.\n*\tNachr. d. kgl. Gesellsch. d. Wissenech. zn G\u00f6ttingen 1894, 2, 8. 66.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Nasales Schmecken.\nm\nverschlufs, dip mir Herr Geheimrat Lucaj: aus seiner j\u00a3linijc g\u00fctigst zur Verf\u00fcgung ^teilte, f\u00fcr eine Nachuntersuchung dieser Frag\u00ae sehr geeignet.\nFs handelte sich um .ein 1$ j\u00e4hriges M\u00e4dchen, deren Gesicht den typischen Ausdruck der behinderten Nasenatmung darbot, ^\u00e2hrpnd ihre Sprache durchaus nicht das Charakteristische derselben hatte, da sie selbst die Nasallaute recht gut phonierep und auch haltep konnte, \\yahrscheinlich war dieses auf jahrelange \u00dcbung sowie auch auf die, wenn auch nur in beschr\u00e4nktem Mafse bestehende Durchg\u00e4ngigkeit der rechten Nasenseite, die sich sp\u00e4ter herausstellte, zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nDer kn\u00f6cherne totale Verschlufs der Choanen war angeboren, fiuch schon vor einigen Jahren operiert, wie es schien jedoch\nnur mit wenig Erfolg resp. mit nachtr\u00e4glicher Wiederverwachsung 1\n\u00bb \u00bb * < ' \u2022 \u00ab * \u25a0 \u2022 \u2022\nder geschaffenen \u00d6ffnungen.\nDie Rhinosjmpia anterior ergab eine sehr sohmal gebaute ^f.a.se mit engem .Lumen, beiderseits betr\u00e4chtliche Hypoplasie der unteren Nasenrnupchel, mittjere von gew\u00f6hnlicher Gr\u00f6fse und Eingang zur Riechspalte frei. Bei der Rhinoskopia posterior bot pich ein sehr interessantes Spiegelbild dar. Das kn\u00f6cherne Septum jyar deutlich in seiner charakteristischen Form sichtbar, liei$ sich jedenfalls durch seine hellere gelbweise Farbe von der Umgehung genau unterscheiden. Beiderseits bestand Verschlufs der Cboanen\u00f6ffnungen durch zwei solide W\u00e4nde, die infolge ihrer Ffirbe auf eine kn\u00f6cherne Basis schliefsen liefsen. An der rechten Seite befand sich in H\u00f6he der mittleren Muschel ein feines etwa 2 Millimeter im Durchmesser grofses L\u00f6chelchen, welchem auf der anderen linken Seite eine durch strahlenf\u00f6rmige Narben gebildete trichterf\u00f6rmige Vertiefung entsprach. Augenscheinlich handelte es sich hierbei um die durch die Operation\nmm\nk\u00fcnstlich geschaffenen \u00d6ffnungen, deren eine, die linke, narbig verwachsen war.\nDafs die linke Seite f\u00fcr den Atemstrom v\u00f6llig impermeabel, zeigte sich besonders gut bei Beobachtung des Atemkegels auf dem vorgehaltenen Spiegel in der ZwAABDEMAKERschen Weise, da sich dann nach einer mit starkem blasenden Ger\u00e4usch zustande gebrachten Exspiration bei geschlossenem Munde, auf dieser Seite nicht die leiseste Andeutung des niedergeschlagenen Wasserdampfes konstatieren liefs. Abgesehen von diesem Versuch war die Durchg\u00e4ngigkeit schon vorher mit Durehgiefsen","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nH. Beyer.\nvon Milch gepr\u00fcft und auch dabei der v\u00f6llige Verschlufs gefunden. Rechterseits trat dagegen der Atemfleck recht deutlich auf, hatte aber wohl infolge der Atrophie der unteren Muschel nicht die charakteristische Zweiteilung in den antero-medialen und postero-lateralen Teil.\nWie sich erwarten liefs, ergab die Pr\u00fcfung, zun\u00e4chst mit dem Kautschukolfaktometer, sodann mit den verschiedensten Duftstoffen, eine offenbar durch Inaktivit\u00e4tsatrophie bedingte Anosmie beiderseits. Gepr\u00fcft wurde mit einer Reihe von Vertretern der ZwAABDEMAKEBschen Klassifikation, wie Amylacetat, Terpentin, Kampher, Citral, Vanillin, Moschus, Allylsulfid, Naphthalin, Nikotin, Caprons\u00e4ure und Skatol. Es wurde bei keinem dieser Stoffe die geringste Geruchssensation gefunden und auch die Angaben der Patientin auf Fragen inbetreff des Empfindens bekannter Ger\u00fcche, wie Blumengeruch, K\u00e4se, Tabak, Wanzen, Skatolgeruch bei der Def\u00e4kation lauteten im Sinne der Anosmie. Um jedoch sicher zu entscheiden, ob es sich eventuell nur um eine hochgradige Herabsetzung der Geruchsch\u00e4rfe handele, wurde noch am Schl\u00fcsse aller Pr\u00fcfungen eine Strychnineinblasung in beide Nasenh\u00e4lften ausgef\u00fchrt, nach welcher innerhalb kurzer Zeit die bekannten Erscheinungen der Hyper\u00e4mie und gesteigerten Sekretion eintraten, ohne dafs jedoch auch nur die geringste Geruchsperzeption zu erzielen war. Denselben Befund hat auch Zwaardemaker 1 bei einem gleichen Fall von Choanenverschlufs konstatiert, da er sogar auf kr\u00e4ftige Insufflationen von pulverisierten Riechstoffen keine Geruchsreaktion erzielen konnte.\nHatto* * sah dann auch diese Inaktivit\u00e4tsanosmie nicht unmittelbar nach der Operation, sondern erst, nachdem sich die Patienten in der nasalen Respiration ge\u00fcbt hatten, in Heilung \u00fcbergehen.\nBevor nun zu dem haupts\u00e4chlichsten Versuch geschritten wurde, der Feststellung, ob der s\u00fcfse Geschmack des Chloroforms in der Regio olfactoria zur Ausl\u00f6sung komme, schien es angebracht, die Patientin mit dieser S\u00fcfsempfindung vertraut zu machen. Es wurde ihr zu diesem Zwecke zun\u00e4chst in leisem Strom Chloroformdampf aus einer mit einem Gebl\u00e4se versehenen WoLLFFschen Flasche auf die verschiedenen Abschnitte der\n1 Verhandl. d. Naturforscher. Frankfurt 1896, 2, 8. 421.\n* Arch. f. Laryng. 9, S. 9.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Nasales Schmecken.\n263\nZunge, den harten Gaumen, die Arci palato glossi, palato pharyngei, Uvula, sowie hintere Rachenwand geblasen. Bei mehrfachen Versuchen dieser Art lauteten die Antworten dahin, dafs zuerst die Empfindung der K\u00e4lte und dann der s\u00fcfse Geschmack erscheine. Wurde nun ein mit Chloroform gef\u00fclltes Sch\u00e4lchen in Art der RoLLETschen Versuchsanordnung an den Nasen\u00f6ffnungen vorbeigef\u00fchrt, so wurde sofort von der Patientin prompt angegeben, dafs die Empfindung des s\u00fcfsen Geschmackes mit K\u00e4lte und Brennen auftrete, Bobald sich das Sch\u00e4lchen unterhalb der durchg\u00e4ngigen rechten Nasenseite befand, w\u00e4hrend sie in der linken Nasenh\u00e4lfte nur das Gef\u00fchl von K\u00e4lte und Brennen konstatieren konnte. Nachdem auf diese Weise an der rechten Seite die S\u00fcfsempfindung bei jeder Zuf\u00fchrung von Chloroformdampf zur Beobachtung gekommen war, wurde die Pr\u00fcfung mit dem Chloroformgebl\u00e4se wiederholt und die Richtung des Stromes so gew\u00e4hlt, dafs derselbe, um, entsprechend dem FiCKschen Versuch, die obere Atemstrombahn nachzuahmen, durch die vordere H\u00e4lfte des Nasenloches zur Nasenh\u00f6hle geleitet wurde. Nie konnte in der linken Nasenseite irgend eine andere Empfindung als die der K\u00e4lte und des Brennens- erzielt werden, w\u00e4hrend der s\u00fcfse Geschmack sofort angegeben wurde, wenn der Chloroformdampf in die rechte Nasenh\u00f6hle gebracht wurde.\nGanz \u00fcbereinstimmende Resultate ergaben dann auch die Untersuchungen mit Atherd\u00e4mpfen, nur dafs jetzt anstatt des aufdringlichen s\u00fcfsen Geschmackes der in diesem Falle weniger intensive bittere Geschmack auftrat\nVon einer Pinselung des ganzen Pharynx mit Gymnema-sfture wurde aus dem Grunde Abstand genommen, dafs man doch unm\u00f6glich in s\u00e4mtliche Falten und Buchten des Rachens mit der die Aufhebung des s\u00fcfsen Geschmackes bewirkenden L\u00f6sung hin zu gelangen vermocht h\u00e4tte und eine Eingiefsung der L\u00f6sung wurde deshalb nicht ausgef\u00fchrt, da sie infolge der von Rollet beobachteten heftigen Nervenst\u00f6rung selbst bei bestehender Anosmie als ein nicht unbedenklicher Eingriff erschien.\nNun bestand allerdings in diesem Falle, wie die Untersuchung ergeben hatte, eine v\u00f6llige Anosmie, also eine hochgradige pathologische Erscheinung am Reizungsorte, der Regio olfactoria, und man k\u00f6nnte vielleicht sagen, dafs neben der Degeneration der feinen olfaktiven Sinnesepithelien auch die gustativen von demselben Prozefs ergriffen und daher der nega-","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a764\nB. Beyer.\ntive Ausfall der Versuche, die olfaktorische Agens\u00bb bedingt wnr. Um dieses zu entscheiden, wurden daher Kontrolle ersuche an einer Person mit fast normaler Riechsch\u00e4rfe und keinem besonderen pathologischen Befand in beiden Nasenseifcen anher leichter Rhinitis wiederholt Es * wurden derselben Chloroform-reap, \u00c4therd\u00e4mpfe in gleicher Versucheanardnung einmal \u00abbei offener, das andere Mal bei einer mit Hilfe einer B\u00e6nLOCQschen R\u00f6hre v\u00f6llig tamponierten and verschlossenen zechten Choanen-hftlfte sageleitet. Die Spiegelprtifung in der Zwa abdem* remachea Weise ergab dabei v\u00f6lligen Verschlafe f\u00fcr den rechtsseitigen Exspirationsstrom und wir hatten somit die gleichen Bedingungen f\u00fcr die normale wie f\u00fcr die pathologische Beobachtung geschaffen und konnten nunmehr die Ergebnisse gegenseitig kontrollieren.\nWurde nun, wie vorher beschrieben, die Zuf\u00fchrung der Chloroform- oder \u00c4therd\u00e4mpfe mit dem Sch\u00e4lchen oder dem Gebl\u00e4se ausgef\u00fchrt, so konnte auch jetzt bei intaktem Riechepithel nur stets dasselbe Resultat erzielt werden wie im pathologischen Falle, denn nie trat die geringste Geschmacksempfindung in der verschlossenen Nasenseite auf, sondern nur K\u00e4lte und Brennen, w\u00e4hrend in der offenen Seite bei der leisesten Zuf\u00fchrung sofort der s\u00fcfee oder der bittere Geschmack hinten und oben im Halse angegeben wurde.\nUm nun sicher zu gehen, dafe der Ausfall der Geschmacksempfindung bei dieser Art der Versuchsanordnung nicht etwa auf den Mangel des Zuleitungsstromes zum Reizorte infolge dm tempor\u00e4ren ChoanenverschlusseB ztmickzu f\u00fchren sei, wurde dem Patienten der Chloroform- resp. \u00c4therdampf mittels des Gebl\u00e4ses direkt zur Riechspalte geleitet, was also dem Effekt einer tiefen Inspiration h\u00e4tte v\u00f6llig gleichkommen m\u00fcssen. Trotzdem blieb der Erfolg derselbe und nur der taktile Reiz (K\u00e4lte nnd Brennen) kam durch die st\u00e4rkere Einblasung zustande. Bei der Wiederholung dieser Versuche an einer zweiten Person mit normalem Nasenbefund und fein ausgebildeteT Riechsch\u00e4rfe stimmten die Angaben v\u00f6llig mit\u2019 den gewonnenen Resultaten \u00fcberein. Ja, diese konnten noch dahin erweitert werden, dafe die betreffende Versuchsperson, trotzdem der \u00dfpiegelbefund wieder einen v\u00f6lligen Choanenverschlufe ergeben hatte, bei moderierter Zuf\u00fchrung des Chloroform- oder \u00c4therdampfes auch den Geruchscharakter der beiden Stoffe erkannte und denselben, was","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"N amies Schmecken.\nm\nan \u00e9er offenen Nasenaeite als \u201ebonzinartig\u201c bezeichnet\u00a9. Auch wurden einige andere Stoffe wie Himbeer\u00e4ther, Terpentin\u00ab Mosebustmktur und Nikotin, welche in den mit Hilfe eines Spekulums weit ge\u00f6ffneten Naseneingang eingef\u00fchrt wurden, allm\u00e4hlich erkannt. Als interessantes Ergebnis war dann schliefe? heb noch zu konstatieren, dafs eine Lockerung des Tampons in den Choanen durch Anziehen des zum Munde heraush\u00e4ngenden Fadens den s\u00fcfsen Geschmack bei Zuleitung des Chloroformdampfes gleich wieder auftreten, ein abermaliges Verstopfen 4er Choanen durch Festziehen des aus der Nase kommenden Fadens ihn wieder verschwinden liefe. Allerdings liefe sich der Versuch nur zweimal wiederholen, da infolge der durch den Reiz her-vergerufenen st\u00e4rkeren Sekretion der Tampon bald so durchfeuchtet war, dafs der Verschlufs kein vollst\u00e4ndiger blieb. Eine weitere Nachpr\u00fcfung, die nat\u00fcrlich notwendig ist, war bisher wiegen der den Patienten recht unangenehmen Manipulation nicht ausf\u00fchrbar. Versuche, die ich an mir selbst ausf\u00fchren liefe, f\u00fchrten leider wegen zu grofser Empfindlichkeit der hinteren Rachenwand zu keinem sicheren Choanenverschlufs.\nHa die erstere Person sich f\u00fcr die Rhinoskopia posterior wohl geeignet erwies, war es auch* m\u00f6glich, den RoLLETscheu Versuch mit dem L\u00f6ffeichen derart zu probieren, dafs ein gr\u00f6fserer scharfer L\u00f6ffel in dessen mit Fliefspapier austapezierter H\u00f6hlung einige Tropfen Chloroform oder \u00c4ther gegeben waren, wie ein Spiegel nach hinten in den Rachenraum eingef\u00fchrt wurde. Diese Manipulation geschah sehr schnell, um keine Geschmacksempfindung am harten Gaumen, der Wangenschleimhaut oder Zunge hervorzurufen. Jedesmal .wurde dann als Lokalisationsort f\u00fcr den dort auftretenden s\u00fcfsen oder bitteren Geschmack \u201ehinten, oben im Halse\u201c betont und ein fester \u00e4ufserer Verschlufs der Nasenl\u00f6cher liefs an der Intensit\u00e4t der betreffenden Geschmacks-art keine Beeintr\u00e4chtigung erfahren.\nSobald dann die Choanen\u00f6ffnung durch Entfernung des Tampons wieder ge\u00f6ffnet war, wurde bei zugehaltenem anderem Nasenloch sofort wieder der Geschmack in der nunmehr freien Nasenseite perzipiert.\nWir haben also niemals eine s\u00fcfse oder bittere Geschmackssensation in einer durch irgend ein Hindernis von dem Nasenrachenraum abgeschlossenen Nasenh\u00f6hle konstatieren k\u00f6nnen und es ist daher wahrscheinlich, dafs nicht dort sondern im","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nH. Beyer.\nNasenrachenraum die Perzeption vor sich gehe, wenn auch die Entscheidung des Ortes noch nicht gegeben ist. Rollet hatte sich daf\u00fcr ausgesprochen, dafs es die hintere Fl\u00e4che des weichen Gaumens w\u00e4re, mir scheint es, auch nach dem letzten L\u00f6ffelversuch zu schliefsen, als ob die Empfindung an der hinteren Rachenwand mehr nach dem Fornix zu auftrete.\nDafs nun Zwaardemaker die gustatorische Empfindung in die Dis8Eschen Epithelknospen verlegt hat, wahrscheinlich der beschriebenen \u00c4hnlichkeit mit den Geschmacksknospen wegen, d\u00fcrfte Widerspruch erwecken. Abgesehen von den hier angef\u00fchrten Versuchen mufs n\u00e4mlich noch ausdr\u00fccklich darauf hingewiesen werden, dafs Disse in seiner Abhandlung mehrfach betont, dafs er in diesen Knospen, die er am reichlichsten beim Kalbe, weniger zahlreich bei Katze und Kaninchen gesehen hat, Nervenzweige nicht beobachtet habe und es ihm nur einmal gegl\u00fcckt sei, frei endigende Nerven in ihnen zu finden. Weitere Forschungen nach dieser Richtung hin erkl\u00e4rte er dabei f\u00fcr n\u00f6tig. Eine Untersuchung der menschlichen Nasenschleimhaut mangelte seinerseits. Durch das Fehlen der Nerven w\u00e4re ja aber die Hauptbedingung f\u00fcr diese Gebilde als Sinnesorgane nicht erf\u00fcllt.\nNun hat Zarnixo 1 j\u00fcngst von ihm schon fr\u00fcher erw\u00e4hnte knospenartige Gebilde in der Nasenschleimhaut des Menschen eingehender untersucht und ist zu dem Resultat gekommen, dafs die \u00c4hnlichkeit derselben mit den Geschmacksknospen eine rein \u00e4ufserliche sei und dieselben nichts anderes w\u00e4ren, als intraepitheliale Dr\u00fcsen, die aus Becherzellen best\u00e4nden, welche durch Wachstumsver\u00e4nderungen basalw\u00e4rts verdr\u00e4ngt w\u00e4ren. Ob nun dieselben nach B\u00f6nninghaus* * selbst\u00e4ndige Schleimdr\u00fcsen sind oder nach Cordes 8 den normalen Schleimdr\u00fcsen angeh\u00f6ren und nur durch schleimige Metamorphose der den Ausf\u00fchrungsgang im Epithel begrenzenden Zellen hervorgerufen w\u00e4ren, ist f\u00fcr unsere Auffassung ganz gleichg\u00fcltig, denn das in die Augen springende Moment bleibt doch die \u00fcbereinstimmende Be-Schreibung der Forscher mit der \u00e4ufseren \u00c4hnlichkeit der Geschmacksknospen. Wir gehen wohl also nicht fehl mit der An-\n1 Zeitschr. f. Ohrenhe\u00dck. 45, III, 8. 211.\n*\tArch. f. Laryng. 1895.\n*\tArch. f. Laryng. 1900.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Nasales Schmecken.\n267\nn\u00e4hme, dafs es sich in allen diesen Beobachtungen um die gleichen Gebilde handelt\nDiese Tatsachen, sowohl die anatomischen Befunde wie die physiologischen Versuche d\u00fcrften meines Erachtens gegen eine Annahme einer gustativen neben der olfaktiven Empfindung in der Regio olfaktoria sprechen, wenn auch, was ich hervorzuheben nicht unterlassen will, eine Erkl\u00e4rung des FiCKschen Versuches hiermit noch nicht gegeben ist.\n(Eingegangen am 28. M\u00e4rz 1904.)","page":267}],"identifier":"lit32047","issued":"1904","language":"de","pages":"260-267","startpages":"260","title":"Nasales Schmecken","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:58.845952+00:00"}