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{"created":"2022-01-31T16:30:21.579094+00:00","id":"lit32074","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 406-410","fulltext":[{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nBesprechungen.\nh\u00f6heren hinaufstieg : Sympathische Knoten, Spinalknoten, R\u00fcckenmark, Gehirn, entsprechend der Entwickelung der psychischen Organe in der Thierreihe.\nMit einer \u00fcbersichtlichen Darstellung der \u201eSalp\u00e9tri\u00e8re\u201c und einem Abschnitt \u00fcber die Himlocalisation von Fbitsch und Hitzig schliefet der eigentlich historische Theil des Werkes ab (p. 631) und beginnt die kritische Darstellung der heute bestehenden Hirnforschung, welche die \u00fcbrigen zwei Drittheile des Werkes f\u00fcllt.\nAls grofse Gliederung sind, wenn wir dem Druck des Inhaltsverzeichnisses folgen, sieben Ueberschriften anzunehmen. Himbahnen, Hirnrinde, Hirnlappen, motorische Centren, Theorie der Gem\u00fctsbewegungen, sensorische Centren, Neuronentheorie. Das hierbei angewandte Eintheilungs-princip ist keineswegs durchsichtig ; ebenso wenig die Untergliederung da einzelnen Abschnitte und darin d\u00fcrfte bei dem Umfange des Werkes sein wesentlichster Nachtheil zu erblicken sein. Dieser Mangel an Architectur, der bei der Ungleichheit in der vorliegenden Bearbeitung des Stoffes ebenso verzeihlich, wie der Klarheit hinderlich ist, verbietet denn auch dem Veit am Ende der Abschnitte Zusammenfassungen zu g\u00e9ben. Andererseits treten die Vorz\u00fcge Souey\u2019s innerhalb der einzelnen Abschnitte aufs Deutlichste hervor und erheben ihn zu einem h\u00f6chst werthvollen Berather f\u00fcr Jeden, der sich \u00fcber das eine oder andere Thema m\u00f6glichst vielseitig orientiren will. In Bezug auf Vergleichung der verschiedenen Ansichten moderner Autoren bis ins Einzelne d\u00fcrfte wohl keine andere Anatomie und Physiologie des Nervensystems dasselbe leisten, was die Souby\u2019s und vollends nicht in einem so anziehenden und lesbaren Stil.\nEine Inhaltsangabe des ganzen Bandes findet sich auf 65 eng gedruckten Seiten; schon daraus erhellt, dafs hier eine solche auch nur ann\u00e4hernd wiedergeben zu wollen, ein Ding der Unm\u00f6glichkeit ist. Soury hat nicht, wie so viele, nur zusammengefafst, was man am Ende des 19. Jahrhunderte wufste; mit seiner Einf\u00fchrung des historischen Gesichtspunktes in die Discussion der obwaltenden Theorieen hat er gleichzeitig f\u00fcr die Zukunft gearbeitet und ein Postulat aufgestellt, das seit Langem nicht mehr rar Geltung gekommen war. Das war doppelt n\u00f6thig, bei einem so complicirten Organsystem, aber es war nur m\u00f6glich einem Manne, der sich ebenso gem und geschickt ins letzte empirische Detail der Gegenwart einarbeitete, wie er durch umfassende philosophische und historische Studien berufen war, den Wurzeln alles Denkens \u00fcber Gehirn und Seele nachzusp\u00fcren. Damit beh\u00e4lt auch Soury\u2019s Werk neben seiner praktischen Bedeutung den Werth des Ausdrucks einer selbst\u00e4ndigen, originellen, dabei gr\u00fcndlichen und erstaunlich vielseitigen Forschernatur.\tR\u00fcd. B\u00fcECKHAfiDT (Basel).\nDas Verh\u00e4ltnis der Geschmacksempfindungen zu einander.\nVorl\u00e4ufige Entgegnung.\nVon F. Kiesow, Turin.\nHjalmar Oehrwall. Die Modalit\u00e4t\u00ab- und dualttitsbegriffe in der Mues-physiologie und deren Bedeutung. Skandinav. Archiv f\u00fcr Physiologie 11, 245\u2014272. 1901. (Aus dem physiol. Institut der Universit\u00e4t Upsala.)\nDie vorliegende Arbeit steht in engem Zusammenhang mit dem, der Verf. zum Theil bereits in seinen \u201eUntersuchungen \u00fcber den","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n407\n\u25a0\u2019Geschmackssinn\u201c (,Skandinav. Arch, f\u00fcr Phys. 2, 1\u201469) mitgetheilt hat. Sie bildet die Weiterf\u00fchrung des theoretischen Inhaltes der letzteren.\nOehrwall geht aus von dem Hinweis, dafs bei einer grofsen Detail-.arbeit innerhalb der einzelnen physiologischen Forschungsgebiete, deren Werth er nicht herabsetzen wolle, gewisse principielle Fragen vernachl\u00e4ssigt w\u00fcrden, durch welche den Einzeluntersuchungen erst \u201eRichtung, Meinung und Werth\u201c verliehen werde. Zu diesen Fragen rechnet er die nach der Anzahl der Sinne, sowie die andere, welche Empfindungen einem Sinnesgebiete zuzurechnen seien und welche nicht. Die alte Eintheilung in f\u00fcnf ;Sinne wird als dem gegenw\u00e4rtigen Umfange unserer Erfahrungen nicht mehr entsprechend verworfen. Bei einer Neueintheilung der Sinnesgebiete darf zun\u00e4chst weder von den makroskopisch-, noch von den mikroskopischanatomischen Verh\u00e4ltnissen ausgegangen werden, da histologische Merkmale hier zu keiner Entscheidung, sondern h\u00f6chstens zu Analogien von zweifelhaftem Werthe f\u00fchren k\u00f6nnten. Ebensowenig aber ist hierf\u00fcr nach Oe. das \u201esogenannte ad\u00e4quate Reizmittel\u201c als Eintheilungsgrund in Anspruch zu nehmen, da ein und derselbe \u00e4ufsere Vorgang ein Reizmittel f\u00fcr verschiedene Sinne abgeben k\u00f6nne. Zusammenfassend sagt der Verf., dafs als Eintheilungsgrund f\u00fcr die Sinne weder ein anatomischer, noch ein physikalischer oder chemischer, sondern nur ein physiologischer angenommen werden d\u00fcrfe, n\u00e4mlich die Function des Organs. \u201eOb ein gewisses Organ ein Sinnesorgan ist, oder nicht, h\u00e4ngt davon ab, ob es Empfindungen erzeugt, und ob es zu dem einen oder anderen Sinne geh\u00f6rt, kommt auf die Beschaffenheit dieser Empfindungen an.\u201c Ferner ist bei der Classification der Empfindungen von den einfachen auszugehen, die zusammengesetzten sind in solche zu zerlegen.\nEinen ersten Eintheilungsgrund findet der Verf. darin, dafs man s\u00e4mmtliche Empfindungen in \u00e4ufsere und innere theilt. Die ersteren sind objectivirbar und werden \u201eals Eigenschaften von \u00e4ufseren Gegenst\u00e4nden aufgefafst\u201c, die inneren sind nicht objectivirbar und werden von uns \u201eals Zust\u00e4nde unserer selbst aufgefafst.\u201c \u201eDie einfachen Empfindungen k\u00f6nnen in vielen Hinsichten verschieden sein: nach ihrer Intensit\u00e4t, Dauer, Localisation (Localzeichen), ihrem Gef\u00fchlston, vor allem nach ihrer Qualit\u00e4t.\u201c \u201eDie Qualit\u00e4t ist das Eigenth\u00fcmliche, wodurch eine Farbe sich von einem Tone oder Geschmack i&terscheidet, oder eine Farbe von einer anderen, ein Ton von einem anderen u. s. w.\u201c Als eigentliches Eintheilungsprincip f\u00fcr die Sinne ist nach Oehrwall einzig und allein der von von Helmholtz auf gestellte Unterschied nach Qualit\u00e4tskreisen und Modalit\u00e4ten zul\u00e4ssig. Hiernach geh\u00f6ren zu einem Sinnesgebiete diejenigen Empfindungen, welche in Folge continuirlicher Ueberg\u00e4nge von einer zur anderen, wie Licht- und Tonempfindungen eine Qualit\u00e4tenreihe bilden. Wo dies nicht der Fall ist, hat man, selbst wenn Contrast- und Compensationserscheinungen zwischen gewissen einfachen Empfindungen nachgewiesen werden k\u00f6nnen, von Modalit\u00e4ten, also von Einzelsinnen, nicht von Qualit\u00e4tsdifferenzen zu reden. Hieraus ergiebt sich f\u00fcr den Geschmackssinn, dafs die Empfindungen S\u00fcfs, Sauer, Salzig und Bitter nicht Qualit\u00e4ten eines Sinnesgebietes, sondern Modalit\u00e4ten, d. h. vier Einzelsinne sind. \u201eDer Gef\u00fchlssinn zerf\u00e4llt in mindestens vier: K\u00e4lte-, W\u00e4rme-, Druck- (bei","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\nBesprechungen.\nwelchen Qualit\u00e4tsdifferenzen fehlen) und Schmerzsinn, vielleicht mehrere. Den Geruchssinn betreffend,\u201c f\u00e4hrt Oehhwall fort, \u201eist es schwer zu sagen, was f\u00fcr ein Resultat eine eingehendere Untersuchung ergeben w\u00fcrde. Die Anzahl der verschiedenen Geruchsarten scheint fast unendlich grofs zu sein; dieser in R\u00fcckgang begriffene Sinn ist trotzdem der reichste von allen; vielleicht aber w\u00fcrde die Menge der verschiedenen Geruchsempfindungen weniger un\u00fcbersichtlich erscheinen, wenn sie sich in ein oder mehrere \u201eSpectren\u201c ordnen liefsen.\u201c \u201eIn derselben Weise w\u00fcrde man mit den inneren Empfindungen verfahren, wo in diesem Falle fast noch Alles zu thun \u00fcbrig ist.\u201c Der Verf. tadelt ferner, dais der sogenannte \u201eOrtssinn\u201c in der Sinnesphysiologie als Unterabtheilung des Tastsinnes behandelt werden kann.\nDie Anzahl der Sinne, zu welcher diese Eintheilung f\u00fchrt, ist somit eine recht grofse, \u201eund es ist gewifs, dafs die Anzahl (wie die der Elemente in der Chemie) immer noch wachsen wird.\u201c Hierin erblickt Oehbwall aber keinen Nachtheil. \u201eDafs eine vermehrte Differenzirung w\u00e4hrend der Entwickelung der Wissenschaft stattfindet, ist eine normale Erscheinung und ist immer als vortheilhaft betrachtet worden (bene docet, qui bene distinguit).\u201c\nDie Vortheile einer solchen Differenzirung sieht der Verf. \u201eunter Anderem im Wegfall einer Menge veralteter Zusammenkoppelungen von Empfindungen, welche nichts mit einander zu schaffen haben.\u201c Ebenso sucht er darzulegen, dafs auch die Praxis in der Klinik Nutzen daraus ziehen werde. \u201eEs ist ja einleuchtend, dafs der klinische Beobachter bessere Resultate erhalten w\u00fcrde, wenn es ihm z. B. klar w\u00e4re, dafs er anstatt eines Geftthlssinnes mindestens vier zu untersuchen hat ... Es gilt hier factisch nicht einen Streit um W\u00f6rter, sondern um Principien, oder richtiger, es gilt ein Princip, einen wirklichen Eintheilungsgrund ein-zuf\u00fchren, wo man bisher gar keinen befolgt hat.\u201c\nDen m\u00f6glichen Einwand, dafs sein System f\u00fcr die vergleichende Physiologie nicht passe, sucht der Verf. dadurch zu entkr\u00e4ften, dafs er auf eine indirecte Beobachtung der Function der Sinnesorgane der Thiere verweist, \u201ewobei wohl auch die Kenntnifs unserer eigenen Empfindungen (Sinnesphysiologie des Menschen) in allen anwendbaren F\u00e4llen einen entscheidenden Einflufs auf unsere Auffassung erhalten wird.\u201c\nOehrwall mufs einr\u00e4umen, dafs (was er an Anderen so sehr tadeltj von Helmholtz selbst \u201ehie und da\u201c noch von unseren f\u00fcnf Sinnen redet und dafs er aus dem von ihm aufgestellten Satze keine Consequenzen zog (vielleicht mit mehr Absicht und Vorbedacht als der Verf. glaubt). Dies erkl\u00e4rt sich nach Oehrwall daraus, \u201edafs er sich ausschliefslich mit dem Gesicht und Geh\u00f6r besch\u00e4ftigte (I); in Bezug auf diese,\u201c f\u00e4hrt Oehrwall fort, \u201ekommt man zu demselben Resultat, gleichviel, ob man die Modalit\u00e4t der Empfindungen, oder das Organ selbst als Eintheilungsgrund w\u00e4hlt.\" In einer Fufsnote wird hinzugeftigt, dafs hierbei vorauszusetzen sei, dafs man von den zu jener Zeit noch nicht hinreichend anerkannten Functionen der Bogeng\u00e4nge und S\u00e4cke absehe.\nW\u00e4hrend der Durchf\u00fchrung des im Vorstehenden Mitgetheilten, wodurch der Inhalt der Arbeit in seinen Hauptz\u00fcgen wiedergegeben sein","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n409\nd\u00fcrfte, kommt der Yerf. noch auf die Theorie von der speciflschen Energie der Sinnesorgane, sowie auf die Einw\u00e4nde zu sprechen, welche ich gegen seine Forderung, die Geschm\u00e4cke in vier Einzelsinne zu trennen, vorgebracht habe. Der Yerf. sucht meine Einw\u00e4nde zu entkr\u00e4ften und leugnet nach wie vor das Vorhandensein contrastirender Verh\u00e4ltnisse bei den Geschm\u00e4ckern Die Thatsachen der von mir als theilweise Compensation bezeichnten Erscheinung werden, soweit ich sehe, zugegeben, obwohl der Ausdruck verworfen wird. Da ich in einer besonderen Abhandlung auf diese Fragen zur\u00fcckkommen werde, so beschr\u00e4nke ich mich hier, ohne auf Einzelheiten n\u00e4her einzugehen, vorl\u00e4ufig auf das Folgende:\nIch gebe Oehrwall gerne zu, dafs die Eintheilung in f\u00fcnf Sinne so wie sie uns aus dem Alterthume \u00fcberliefert ist, nicht mehr haltbar ist. Ich selbst vertrete diese alte Eintheilung nicht. Andererseits d\u00fcrfte aber auch seine Classification Widerspruch begegnen und, wie ich sp\u00e4ter zeigen werde, zu unannehmbaren Consequenzen f\u00fchren. Die einzelnen Geschm\u00e4cke, wie die Temperatur- und die Geruchsempfindungen unter einander als disparate Empfindungen, als von einander getrennte Einzelsinne aufzufassen, widerstreitet nach meiner Auffassung der unmittelbaren Erfahrung. Ich will hier nur noch hinzuf\u00fcgen, dafs bei den Geschm\u00e4cken theilweise Ueberg\u00e4nge thats\u00e4chlich nachweisbar sind.\nIch gebe ferner zu, dafs ich den Zusammenhang, den ich zwischen des Verf.\u2019s Eintheilungsprincip und der Theorie der speciflschen Energie der Sinnesorgane sah, vielleicht \u00fcbersch\u00e4tzt habe. In Bezug aber darauf, dafs ich nach seiner Darstellung annehmen mufste, er sehe in dem m\u00f6glichen Vorhandensein von Contrast- und Compensationserscheinungen bei den Geschm\u00e4cken selbst einen triftigen Grund gegen seine Auffassung, sie als Modalit\u00e4ten zu betrachten, erinnere ich Oehrwall daran, dafs die von ihm selbst angef\u00fchrte Stelle seiner ersten Arbeit: \u201eSchliefslich w\u00fcrde man vielleicht gegen diejenige Auffassung der Geschmackskategorien, die ich in dem Vorigen geltend zu machen versucht, das Dasein von Contrast und Compensation zwischen den verschiedenen Geschmacksempfindungen anf\u00fchren\u201c \u2014so fortlautet: \u201eGiebt es, wie oft angegeben wird, dergleichen Contrast- und Compensationsph\u00e4nomene unter den verschiedenen Geschmackskategorien in demselben Sinne, wie zwischen den verschiedenen Farben, so zeigt dieses, dafs sie nahe mit einander verbunden sind, und bildet einen wichtigen Grund dagegen sie als verschiedenen Sinnen angeh\u00f6rend zu betrachten.\u201c1 Diesen letzten Satz l\u00e4fst Oehrwall jetzt fort. Wenn Oehrwall ferner auf die Temperaturempfindungen verweisend zu zeigen sucht, dafs er die vorgetragene Meinung schon damals gehabt habe, so kann ich auch hier nur erwidern, dafs mich kein Vorwurf treffen kann, wenn ich dies aus der von ihm angezogenen Stelle nicht ersehen konnte. Hier wird kurz zuvor davon gesprochen, dafs bei den Geschm\u00e4cken keine Ueberg\u00e4nge nachweisbar seien, und es wird dann ganz im Vor\u00fcbergehen gesagt, dafs die Geschm\u00e4cke sich ebenso zu einander verhielten, wie die W\u00e4rme-, K\u00e4lte- und Druckempfindungen, \u201edie\n1 Im Original ist diese Stelle nicht gesperrt gedruckt.","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nBesprechungen.\nauch fr\u00fcher f\u00fcr Qualit\u00e4ten desselben Sinnes gehalten wurden, welche aber demselben Grunds\u00e4tze gem\u00e4fs ohne Zweifel als Modalit\u00e4ten zu betrachten sind.\u201c In Parenthese wird dann sogar noch von einem wahrscheinlichen Mangel von Qualit\u00e4tsdifferenzen bei den lezteren gesprochen. Von Contrast und Compensation ist hier gar keine Rede und es werden in der weiteren Ausf\u00fchrung, in welcher Oehbwall den Nachweis zu f\u00fchren sucht, dafs diese Erscheinungen bei den Geschm\u00e4cken nicht existiren, die Temperaturempfindungen nicht einmal wieder erw\u00e4hnt. Es ist mir daher unbegreiflich, wie Oehbwall sich jetzt damit entschuldigen kann, er habe keine Einleitung zur Sinnesphysiologie schreiben wollen und ebensowenig verstehe ich, wie er schreiben kann, ich habe gemeint, \u00fcber ihn einen leichten Sieg zu gewinnen und ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, wo es sich einfach um Feststellung von Thatsachen handelt. Was die Form meiner eigenen Ausf\u00fchrungen gegen und f\u00fcr Oe. betrifft, so verweise ich auf meine Darstellung in Philos. Stud. 10, 533 ff., wie auf meine \u00fcbrigen Schriften, in denen ich mit ihm in Ber\u00fchrung gekommen bin.\nWas die Geschmackscontraste betrifft, so sind diese f\u00fcr mich eine so feststehende Thatsache, dafs ich noch nicht die Hoffnung aufgegeben habe, ein Forscher wie Prof. Oehbwall werde sich von deren that-s\u00e4chlichem Vorhandensein schliefslich \u00fcberzeugen. Wenn der Verf. aber die m\u00fchevoll durchgef\u00fchrte Versuchsanordnung nicht zuverl\u00e4ssig findet, so d\u00fcrfte ich wohl auch zu fragen berechtigt sein, inwiefern die seinige der meinigen vorzuziehen ist. Die Einw\u00e4nde der geringen Intensit\u00e4t und des theilweisen Ausbleibens sind hinf\u00e4llig. Bei Versuchen \u00fcber Farben-contrast, an denen ich vor Jahren theilnahm, hatte ich mit anderen Beobachtern in der Erkennung der Erscheinung bei schwachen Reizen eine solche Uebung gewonnen, dafs wir den Contrast bereits auf einer Stufe erkannten, wo Andere ihn noch lange nicht sahen. Die Geschmackscontraste, wie ich sie mitgetheilt habe, sind mir unaufgefordert von verschiedenen Forschern best\u00e4tigt worden. Diese Herren, die die Erscheinung zum Theil auch in ihren praktischen Uebungen demonstriren, haben mich autorisirt, ihre Namen zu nennen. Ich unterlasse dies aber hier, um sie nicht unn\u00f6thig in die Polemik hineinzuziehen.\nDer Geschmackscontrast ist \u00fcbrigens auch sonst best\u00e4tigt worden (vergl. W. A. Nagel, Ueber die Wirkung des chlorsauren Kali auf den Geschmackssinn. Diese Zeitschr. 10, 235ff.).\nWeitere Erfahrungen haben mich gelehrt, dafs man hier zwischen peripheren und centralen Vorg\u00e4ngen zu unterscheiden hat. Die damals mitgetheilten Ergebnisse beziehen sich auf centrale Vorg\u00e4nge. Ich werde hierauf sp\u00e4ter ebenfalls zur\u00fcckkommen.\nWas die Lehre von der specifischen Energie betrifft, so stellt sich Oe. mit mir auf den entwickelungsgeschichtlichen Standpunkt. Ich will hier nur hervorheben, dafs ich in dieser Lehre kein eigentliches Erkl\u00e4rungs-princip sehe. Im Uebrigen behalte ich mir vor, in der ausf\u00fchrlicheren Ab. handlung darauf zur\u00fcckzukommen.\nDie besprochene Arbeit wurde nach einem auf der Naturforscherversammlung zu Stockholm am 11. Juli 1898 gehaltenen Vortrage verfafst.","page":410}],"identifier":"lit32074","issued":"1902","language":"de","pages":"406-410","startpages":"406","title":"Das Verh\u00e4ltniss der Geschmacksempfindungen zu einander. Vorl\u00e4ufige Entgegnung auf: Hjalmar Oehrwall: Die Modalit\u00e4ts- und Qualit\u00e4tsbegriffe in der Sinnesphysiologie und deren Bedeutung. Skandinav. Archiv f\u00fcr Physiologie 11, 245-272. 1901","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:21.579100+00:00"}