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{"created":"2022-01-31T16:28:21.477453+00:00","id":"lit32088","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Marbe, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 420-421","fulltext":[{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nLiteraturbericht.\n\u00c7harakteri8ticum der Farbenterminologie primitiver Sprachen bildet die Abwesenheit eines Namens f\u00fcr Braun.\nR. konnte die Frage, ob dieser mangelhaften Bezeichnung auch ein mangelhafter Farbensinn bei den australischen St\u00e4mmen entspr\u00e4che, dahin entscheiden, dafs Blau und Gr\u00fcn sowie Blau und Violett h\u00e4ufig verwechselt wurden. Es wurden auch \u201equantitative\u201c Beobachtungen mit Lovibond\u2019s Tintometer angestellt, das eine Abstufung der Farbenintensit\u00e4t durch Vorschieben einer Reihe verschieden stark gef\u00e4rbter Gl\u00e4ser gestattet. Ein Vergleich mit Europ\u00e4ern ergab, dafs die Eingeborenen zwar nicht blaublind aber relativ unempfindlich gegen Blau sind. Wie R. mit Recht hervorhebt, braucht diese Unempfindlichkeit nicht auf einer Verschiedenheit der percipirenden Elemente zu beruhen, sondern kann durch die st\u00e4rkere Pigmentirung der Macula lutea erkl\u00e4rt werden, zumal da die Bilder der Beobachtungsfelder \u00fcber die Gr\u00f6fse der Macula nicht hinausgingen und die Eingeborenen bei indirecter Betrachtung Blau peripherisch prompt erkannten.\nWenn man bei diesen Ergebnissen in Betracht zieht, dafs die Farbenbezeichnungen der alten Sprachen, im besonderen diejenigen Hou\u00a3r's ebenso wie der Farbensinn kleiner Kinder Defecte ganz \u00e4hnlicher, wenn nicht der gleichen Art aufweisen, so braucht man zwar nicht so weit wie Gladstone und Geiger zu gehen und von einer Farbenblindheit Homers zu sprechen, man kann indessen die M\u00f6glichkeit nicht von der Hand weisen, dafs in der Farbennomenclatur Homer\u2019s noch ein fr\u00fcherer, zu seiner Zeit bereits \u00fcberwundener Entwickelungszustand menschlicher Farbenempfindungen zum Ausdruck kommt; jedenfalls soll man die allerdings zu weitgehenden Ansichten Gladstone\u2019s und Geiger\u2019s nicht als v\u00f6llig undiscutirbar aufser Acht lassen, nur von der vereinten Arbeit arch\u00e4o-philologischer und psycho physiologischer Forschung erwartet R. die L\u00f6sung des Problems der Entwickelung des menschlichen Farbensinnes.\nG. Abelsdorff (Berlin).\nFr. Schenck. Heber intermittirende Netzhautreizung. 8. Mitth. Pfl\u00fcger\u2019\u00ab Archiv 77, 44\u201452. 1899.\n\u2014 u. W. Just. Ueber intermittirende Netzhautreizung. 9. Mitth. Pfl\u00fcgcr't Archiv 82, 192\u2014198. 1900.\nIn der achten Mittheilung kommt Verf. auf die schon in der siebenten Mittheilung (Referat vgl. diese Zeitschr. ltt, 439) erw\u00e4hnte Beobachtung zur\u00fcck, dafs eine ganz mit schwarzen und weifsen Sectoren erf\u00fcllte Kreiselscheibe eine geringere Umdrehungsgeschwindigkeit n\u00f6thig hat, um gleichm\u00e4fsig auszusehen, als eine nur zur H\u00e4lfte von den Sectoren bedeckte, zur anderen H\u00e4lfte mit (dem Sectorengemisch gleich hellem) Grau erf\u00fcllte Scheibe. Schenck gelangt zum Resultat, dafs diese Beobachtung mit der von Exneb u. A. vertretenen Theorie der Netzhauterregung bei successiv-periodischen Reizen unvertr\u00e4glich ist und er ersetzt deshalb die ExNKK\u2019sche s\u00e4gef\u00f6rmige Curve durch eine andere Erregungscurve, die mit dem fraglichen Beobachtungsresultat nicht im Widerspruch steht.\nRef. ist der Meinung, dafs wir z. Z. \u00fcber den Verlauf der Netzhauterregung bei successiv-periodischen Reizen speciellere Aussagen nicht","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n421\nzu machen verm\u00f6gen und er kann deshalb auch der neuen ScHENCK\u2019schen \"Curve keinen besonderen Werth heilegen. Denn dafs die Erregungen bei successiv-periodischen Reizen im Sinne einer bestimmten Curve verlaufen, nur weil diese Curve den Versuchsergebnissen nicht widerspricht, wird doch wohl niemand behaupten wollen.\nUnabh\u00e4ngig von Schenck hat D\u00fcrr (Philos. Stud. 15, 502) die Beobachtung mitgetheilt, dafs von zwei in je sechs gleich grofse Sectoren einge-theilten rotirenden Scheiben die eine eher verschmilzt als die andere, wenn bei jener die einzelnen Sectoren abwechselnd schwarz und weifs und wenn sie bei dieser abwechselnd schwarz, grau und weifs sind. D\u00fcrr schlofs aus dieser Beobachtung mit Recht, dafs die Zahl der voneinander verschiedenen Reize auf die Verschmelzung successiv - periodischer Reize ung\u00fcnstig wirkt. Die Schenck\u2019sehe Beobachtung erkl\u00e4rt sich offenbar aus dieser allgemeinen von D\u00fcrr abgeleiteten Thatsache, was D\u00fcrr selbst schon (a. a. O. S. 505) dargelegt hat.\nDes Ref. Theorie des TALBOT\u2019schen Gesetzes suchte im Gegensatz zu der \u00fcblichen Behandlungsweise die bisher bekannten Thatsachen des TALBOT\u2019schen Gesetzes, ohne die Frage der speciellen Netzhautvorg\u00e4nge im Einzelnen zu tangiren, aus gewissen allgemein anerkannten Voraussetzungen und einer eigenth\u00fcmlichen Betrachtung der Reize abzuleiten. (Referate vgl. diese Zeitschr. 13, 116 ff. u. 20, 197 ff.) Alle neuen Thatsachen des TALBOT\u2019schen Gesetzes m\u00fcssen sich, wenn diese Theorie richtig ist, ohne Weiteres aus ihr ableiten lassen. Dafs dies f\u00fcr die Schenck-D\u00dcRR\u2019sche Thatsache zutrifft, hat D\u00fcrr (a. a. 0. p. 503 ff.) ausf\u00fchrlich gezeigt.\nIn der neunten Mittheilung berichtet Schenck und Just \u00fcber eine Beobachtung bei einer rotirenden Scheibe mit zwei concentrischen Ringen, deren \u00e4ufserer aus acht und deren innerer aus sechszehn abwechselnd weifsen und schwarzen Sectoren bestand. Es zeigte sich, dafs f\u00fcr den \u00e4ufseren Ring trotz schnellerer Contourenbewegung und schnellerer Reizfolge die kritische Periodendauer k\u00fcrzer war als f\u00fcr den inneren. Schenck bringt diese Beobachtung mit den Ungleichm\u00e4fsigkeiten der Scheibenpartien, die eigentlich homogen sein sollten, in Zusammenhang und er erblickt in diesen unvermeidlichen Ungleichm\u00e4fsigkeiten eine methodische Schwierigkeit von allgemeiner Tragweite. Karl Marbe (W\u00fcrzburg).\nW. A. Nagel. Der Farbensinn der Thiere. Wiesbaden, J. F. Bergmann. 32 S.\nIn diesem in der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br. gehaltenen Vortrage giebt N. eine ausf\u00fchrliche kritische Uebersicht \u00fcber die bisherigen Untersuchungen des Farbensinns der Thiere und hebt u. a. mit Recht hervor, wie wenig eindeutig in dieser Beziehung die Ergebnisse der vielfach citirten G\u00dfABER\u2019schen Versuche des \u201eZweikammerprincips\u201c (Grundlinien zur Erforschung des Helligkeits- und Farbensinnes der Thiere (1884) sind. Andererseits wendet er sich gegen einen \u00fcbertriebenen Skepticismus, der in den Farbenempfindungen der Thiere nur ein jenseits der Grenzen unseres Erkenntnifsverm\u00f6gens liegendes subjectives Element sieht. Schon unsere allgemein biologischen Anschauungen zwingen uns zu der Annahme eines weit im Thierreiche verbreiteten Farbenunterscheidungsverm\u00f6gens; die Schutzf\u00e4rbungen und sexuellen Lockfarben k\u00f6nnten sonst weder zum","page":421}],"identifier":"lit32088","issued":"1902","language":"de","pages":"420-421","startpages":"420","title":"Fr. 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