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{"created":"2022-01-31T16:27:02.094799+00:00","id":"lit32116","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Guttmann, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 40: 291-292","fulltext":[{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n291\nRoswbix Pabmb Asoikr. Th\u00ab Aesthetics of Uftflqitl Division. Harvard Psychol.\nStud. 1, 541\u2014564. (Psychol. Rev. Monogr. Ser. 4, 1.) 1903.\nDie Teilung einer Linie in zwei ungleiche Abschnitte ist bisher wesentlich unter dem Gesichtspunkte des Beweises f\u00fcr die WohlgeBilligkeit des goldenen Schnittes untersucht worden. Man pflegte dabei Durchschnittswerte aus vielen Beobachtungen f\u00fcr beweiskr\u00e4ftig zu halten. A. tadelt dieses Verfahren, weil bei weiten Abweichungen der Einzelwerte voneinander und Konzentration derselben auf individuell wechselnde Maxima ein Durchschnittswert unter Umst\u00e4nden ein ganz k\u00fcnstliches Gebilde werden kann. Die Ergebnisse, die A. f\u00fcr neun Beobachter bei der ungleichen Teilung einer horizontalen Graden nach der Methode der Herstellung gewonnen hat, rechtfertigen diesen Tadel. Der Mittelwert n\u00e4hert sich entschieden dem goldenen Schnitte, w\u00e4hrend in Wahrheit nur bei zwei Versuchspersonen eine gr\u00f6fsere Zahl von Vorzugsurteilen in diese Gegend f\u00e4llt. Da man \u00fcberdies eine plausible Erkl\u00e4rung f\u00fcr den \u00e4sthetischen Wert des goldenen Schnittes bisher noch nicht gefunden hat, sucht A. eine andere Erkl\u00e4rung. Er glaubt, dafs die scheinbare Assymmetrie sich als komplizierte Symmetrie ausweist, und sucht damit seine Ergebnisse denen von E. P\u00fcffkr zu n\u00e4hern. Den Beweis daf\u00fcr erbringt er einerseits durch Versuche mit verschieden ausgef\u00fcllten Teilen einer horizontalen Ausdehnung. Sie zeigen bei den meisten Versuchspersonen die Unm\u00f6glichkeit oder doch Schwierigkeit, eine gef\u00e4llige Anordnung mit grftfserer L\u00e4nge der interessanteren Strecke zu gewinnen und eine Abh\u00e4ngigkeit der gew\u00e4hlten L\u00e4nge von der Bedeutsamkeit der Ausf\u00fcllung. Selbstbeobachtungen der Versuchspersonen bei der Teilung der einfachen Linie ergaben, dafs auch hier subjektiv der k\u00fcrzeren Strecke die gr\u00f6fsere Bedeutung erteilt wird. Diese Ergebnisse sucht A. durch Spannungsempfln-dungen der Augenmuskeln zu erkl\u00e4ren. Ob man das plausibel findet, wird von der Stellung zu prinzipielleren Fragen abh\u00e4ngen. Die Frage nach der Gef\u00e4lligkeit des goldenen Schnittes aber wird sich nicht bei horizontalen Linien entscheiden lassen, sondern nur bei vertikalen, f\u00fcr die A. eine andere Untersuchung verspricht. Die Art, wie A. die Tabelle 2 S. 564 mitteilt, stellt ganz ungerechtfertigte Anspr\u00fcche an die Geduld des nachpr\u00fcfenden Lesers. Man mufs aus dem Folgenden allm\u00e4hlich erraten, was die Zahlen bedeuten. \u00dcberdies steht in der \u00dcberschrift Nr. I statt Nr. II und Nr. II statt Nr. III. Es ist schade, wenn an sich wertvolle Experimente so dargestellt werden.\tJ. Cohs (Freiburg i. B.).\n8. F\u00fccmnrmmt. Dottltello ud die ReliOfkn\u00e4St Eine kunstwissenschaftliche Studie. (Heft XVII. Zur Kunstgeschichte des Auslandes.) Strafsburg, J. H. Ed. Heitz. 1904. 96 Seiten mit 16 Lichtdrucktafeln. Ladenpreis 6 M.\nFbchbsimkr gibt in grofsen Z\u00fcgen eine geschichtliche Darstellung der Entwicklung des Beliefs. Er stellt das Reliefproblem dar als ein ,,Problem der starren Masse, deren Widerstand gegen das Leben, gegen die Bewegung gebrochen wird\u201c. Er zeigt die wesentlichen Unterschiede der Reliefflgur Segen die Freiplastik, bei der auch die letzte Erinnerung an ihren materiellen Ursprung ausgel\u00fcscht sei, w\u00e4hrend beim Relief ein Rest der Masse (Materie) noch im Bilde (als Hintergrund) verharre. So k\u00f6nne, durch den Kontrast,\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nLi ter afu r\u00f6eru 1.1.\n\u2022ine Relieffigur unter Umst\u00e4nden sogar ein st\u00e4rkeres Freiheitsgeffihl ms l\u00f6sen, als die freistehende Plastik.\nDie Reliefknnst der Antike nnd der Zeit vor Donatello wird nur km behandelt. Die Uranf\u00e4nge primitiver Art (\u00c4gypten), die \u201egrandiose Differen Meinung der Masse\u201c (Parthenonfries), die \u201efr\u00fchesten Ansitze zu eis\u00bb plastischen Perspektive\u201c (R\u00f6misches Relief, z. B. Titnsbogen) mit eher kurzen Abschweifung auf du romanische, haupts\u00e4chlich an Kapitellen n findende Relief werden eingehend genug behandelt, um zu begr\u00fcnden, warum der Verfasser erst in Donatello den Vollender dieser Kunstfonn erblickt, Aber den hinaus gar keine Steigerung mehr m\u00f6glich sei. Sehe Reliefs sind nach FanCHHinira \u201eOffenbarungen\u201c, die durch keinerlei sachlichen Kenntnisse vermittelt werden k\u00f6nnten. Soweit der Autor trotzdem glaubt, seine Auffassung kunstwissenschaftlich beweisen zu k\u00f6nnen, versucht er ee im Hauptteil des Buches. Nach seinen Ausf\u00fchrungen hat Donatello \u201eeins; und allein\u201c die plastische Perspektive entdeckt, angewendet und bis ittr h\u00f6chsten Vollendung entwickelt. Im Verh\u00e4ltnis dazu sei seine eminente reformatorische Bedeutung f\u00fcr die Freiplastik arm, weil sie im engsten Zusammenhang mit den knnstformalen Bestrebungen seiner Zeitgenossen stand Im Relief, dessen Grundform tragisch sei, aber gebe er als Mensch, vie als Ideentr\u00e4ger sein pers\u00f6nlichstes, den bewufsten, lebendigen Willen, den materiellen und ideologischen Raum als einen Wahn zu fiberwinden nnd die Seelenruhe, die seine Zeit erstrebte, auf Kosten des Seelenlebens in verachten. \u201eDas Raumdrama stellt den Lebensstillstand dar.\u201c Sehr interessant wird die \u201eUmwandlung\u201c Donatbllos, die mit dem Zeitpunkt beginnt, wo das eigentliche Mannes- und Schaflensalter schon \u00fcberschritten ist, nnd das in ihm verk\u00f6rperte \u201eRaumdrama\u201c mit dem \u201eZeitdrama\u201c und der Ent Wicklung Ibsens verglichen (der mit 60 Jahren \u201eNora\u201c, 10 Jahre sp\u00e4ter \u201eRosmersholm\u201c, nach abermals 10 Jahren \u201eJohn Gabriel Borkmann\u201c schrieb). Die \u00e4sthetische, sehr metaphysisch angehauchte Abhandlung \u00fcber die Zusammenh\u00e4nge zwischen diesen beiden Arten des Dramas, die einander erst zum \u201eDrama des Lebens schlechthin\u201c erg\u00e4nzten, die lebendige Schilderung des Milieus, in dem Donatbllo lebte, sowie die Art, wie der am Hofe Cosimos von Medici florierende Neoplatonismus seine Reliefs beeinflolste, mula im Original nachgelesen werden.\nDas Buch enth\u00e4lt fast zuviel des Subjektiven und Hymnischen, ist aber sehr anregend durch die vielen Allgemeinbeziehungen, in die der Autor das Reliefproblem bringt.\tAlered Gutthann (Berlin).\nG. Gerber. Ober du religi\u00f6se fitftU. Zeitschrift f\u00fcr Philo\u00bb, u. philo\u00bb. Kriti 124 (2.), 173-200. 1904.\nDie Grundlage des religi\u00f6sen Gef\u00fchls ist das Ichgef\u00dfhl und zwar dis Gef\u00fchl des Ich als der Ursache des von uns ausgehenden Wirkens. Die\u00ab\u00ab Gef\u00fchl wird zum religi\u00f6sen, wenn die Menschen an ihren Lebensschicksalen von der Unzul\u00e4nglichkeit des verursachenden Ich im Wollen wie im Wirken, von der Einschr\u00e4nkung seiner Machtsph\u00e4re auf den Umkreis seine\u00ab Eigen lebens Erfahrungen machen. Sie suchen dann als Erg\u00e4nzung dieses Ichs eine Ursache alles Geschehens und erfahren im religi\u00f6sen Gef\u00fchl ihre Ich-einheit selbst als Wirkung dieser g\u00f6ttlichen Ursache. So wenig wie da:","page":292}],"identifier":"lit32116","issued":"1906","language":"de","pages":"291-292","startpages":"291","title":"S. Fechheimer: Donatello und die Reliefkunst. Eine kunstwissenschaftliche Studie. (Heft XVII. Zur Kunstgeschichte des Auslandes.) Stra\u00dfburg, J. H. Ed. Heitz. 1904. 96 Seiten mit 16 Lichtdrucktafeln","type":"Journal Article","volume":"40"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:02.094804+00:00"}