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{"created":"2022-01-31T16:23:34.292238+00:00","id":"lit32137","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00fcrr","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 40: 314-315","fulltext":[{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nLi tcralwbcricht.\n1.\tDiese Hypotbeae setzt eine F\u00e4higkeit (r\u00e4umlicher Erkenntnis) der Retina voraus, welche nicht nachgewiesen werden kann.\n2.\tWenn dahei der Willensimpuls zur Akkommodations\u00e4nderung ils Erkl\u00e4rungsprinzip verwendet wird, so heilst das nichts anderes als einen Namen an Stelle einer Erkl\u00e4rung einf\u00fchren.\n3.\tEndlich vollzieht die in Rede stehende Hypothese eine unnat\u00fcrliche Scheidung zwischen den Tatsachen des monokularen und des binokularen Sehens.\nDiese Gr\u00fcnde scheinen unserem Autor gen\u00fcgend, einen \u00fcberzeugten Anh\u00e4nger der HzaiNGschen Theorie zu der Ansicht Wcndts und Abrees zu bekehren, sofern die letzte nur etwas modifiziert wird.\nD\u00fcbb (W\u00fcrzburg).\nJames h. Hyslop. Bilocular Vision and the Problem of Knowledge- Amer.\nJoum. of Psychol. 14 (3- 4), 306\u2014323. 1903.\nVerf. unterzieht zun\u00e4chst den Begriff des Nativismus, der in der psychologisch optischen Raumtheorie h\u00e4ufig so kritiklos angewandt wird, einer interessanten Pr\u00fcfung. Er weist nach, welche Verwirrung in der Anwendung der Begriffe \u201eempirisch\u201c und \u201eangeboren\u201c auf die Ph\u00e4nomene der Tiefenwahrnehmung allenthalben herrscht, seit dem Berkeley die Angeboren-heit des Tiefensehens mit der Begr\u00fcndung bestritten hat, dafs die dritte Dimension nicht in den urspr\u00fcnglichen Empfindungen des Gesichtssinns gegeben sei. Seit dieser Lehre Berkeleys versucht man, wie Hyslop aus f\u00fchrt, das Tiefensehen vielfach als ein Assoziationsph\u00e4nomen und somit als ein Erfahrungsprodukt hinzustellen. Aber mit Recht betont unser Autor, dafs zwischen einem erfahrungsm\u00e4fsig gewonnenen Assoziationsprodukt und dem dreidimensionalen Gesichtsraum ganz bedeutende Unterschiede bestehen. Die optische Tiefenwahrnehmung ist etwas anderes als alles, was in Empfindungen \u2014 m\u00f6gen es nun urspr\u00fcnglich gegebene optische oder hinzuassoziierte taktile und motorische sein \u2014 enthalten ist. Gerade deshalb aber, weil das Tiefensehen sich nicht in Sensationen aufl\u00f6sen l\u00e4fst, gerade deshalb, weil wir eine Empfindung der Tiefe nicht ebenso aufzeigen k\u00f6nnen wie eine Empfindung des Rot oder des Blau \u2014 gerade deshalb mais im Gegensatz zu Berkeleys Behauptung das Tiefensehen auf eine angeborene F\u00e4higkeit des Menschen zur\u00fcckgef\u00fchrt werden.\nWas folgt nun aus der Tatsache, dafs die Gesichtswahrnehmung der K\u00f6rper im Raum von dem Inhalt der Sinnesdaten verschieden ist, f\u00fcr die Erkenntnistheorie ?\nZun\u00e4chst scheint die Folgerung sich zu ergeben, dafs wir Objekte im Bewufstsein oder besser, dafs wir Bewufstsein von Objekten haben, die nicht in Sinnesinhalten bestehen, die den Sinnesinhalten gegen\u00fcber transzendent sind. Es scheint also eine gewisse St\u00fctze f\u00fcr den Realismus gewonnen zu sein.\nAber der Idealist kann dem entgegenhalten, dafs das \u201eTranszendente\u201c, von dem hier die Rede ist, gewissermafsen eine h\u00f6here Potenz der Subjektivit\u00e4t darstellt. Die Verschiedenheit zwischen Tiefenwahrnehmung und Sinnesdaten beweist doch nur, dafs der dreidimensionale optische Raum","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n313\nk\u00f6nnen \u2014 ein Ergebnis, was in Gegensatz steht zn der Behauptung Wundts und Herings, dafs unter solchen Bedingungen die absolute Entfernung eines Fixationsobjektes nicht gesch\u00e4tzt werden k\u00f6nne.\nAus den mitgeteilten Ergebnissen schliefst nun unser Autor vor allem, dafs nach Ausschaltung aller \u00fcbrigen Kriterien der Tiefensch\u00e4tzung Akkommodation und Konvergenz noch hinreichen, eine solche Sch\u00e4tzung zu erm\u00f6glichen. Damit ist die Tatsache sicher gestellt, dafs entweder die Akkommodation oder die Konvergenz oder beide zusammen die Tiefen-sch\u00e4tzung bestimmen. Da sich nun aber in Bairds Versuchen gezeigt hat, dafs die Abnormit\u00e4t in der Tiefensch\u00e4tzung, welche eine Versuchsperson bei monokularer Beobachtung aufwies, bei binokularer Fixation nicht ebenfalls zu konstatieren war, so schliefst Baird, dafs die Faktoren, welche die relative Tiefensch\u00e4tzung bestimmen, bei monokularer Beobachtung andere seien als bei binokularer. Da ferner bei monokularer Fixation die Versuchsperson mit abnormer Akkommodation unf\u00e4hig war zu richtigen Tiefen-sch\u00e4tzungen, so scheint der Schlafs gerechtfertigt, dafs bei den Versuchen mit monokularer Fixation die Akkommodation (ohne die Konvergenz) das wesentliche Tiefenkriterium lieferte.\nIm Anschlufs an seinen Befund diskutiert unser Autor die verschiedenen Formen der Theorie vom Einflufs der Akkommodation auf die Tiefensch\u00e4tzung. Er weist zun\u00e4chst darauf hin, dafs die Lehre von der Erkenntnis der Ann\u00e4herung eines Objekts aus zunehmender Spannung des Akkommodationsapparates seit Berkeley bekannt sei, dafs aber die Auffassung, wonach auch die Entfernung eines Objekts vom Beobachter durch Ver\u00e4nderung (Entspannung) des Akkommodationsapparates erkannt werde, bisher keine Vertreter gefunden habe. Im Gegenteil habe beispielsweise Wundt in seiner ersten hierhergeh\u00f6rigen Ver\u00f6ffentlichung ausdr\u00fccklich erkl\u00e4rt, dafs die letztere Annahme unhaltbar sei; denn die Entspannung des Ziliarmuskels k\u00f6nne keine Empfindung vermitteln und demgem\u00e4fs auch nicht die Grundlage eines Urteils bilden. Diese Ansicht findet Baird verst\u00e4ndlich unter Voraussetzung der Theorie der Innervationsgef\u00fchle. Dagegen glaubt er, dafs sie mit der Aufgabe der letztgenannten Theorie hinf\u00e4llig geworden sei. Nehme man einen peripheren Ursprung der Muskel-empfindungen an, so m\u00fcsse man zugeben, dafB die Entspannung ebenso wie die Kontraktion eines Muskels Empfindungen erzeuge. Nur dies sei auf Grund der Untersuchungen v. Freys zuzugeben, dafs die Unterschiedsschwelle f\u00fcr Relaxationsempfindungen gr\u00f6fser sei als f\u00fcr Spannungsempfindungen. Dies stehe aber im besten Einklang mit den Versuchsergebnissen, wonach die Schwellenwerte bei den \u201eN\u00e4her-Urteilen\u201c niedriger befunden worden seien als bei den \u201eFerner-Urteilen\u201c.\nZum Schlufs bringt Baird die Resultate seiner Untersuchung noch in Beziehung zu den allgemeinen psychologischen Raumtheorien. Er kommt zu einer Ablehnung der nativistischen Theorie, obwohl er zugibt, dafs dieselbe f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der relativen Lokalisation bei binokularer Beobachtung die geeignetste sei. Die Gr\u00fcnde, die zur Verwerfung der in Rede Btehenden Hypothese in ihrer vollkommensten, von Hering und Hillkbhand gegebenen Formulierung f\u00fchren sollen, sind folgende:","page":315}],"identifier":"lit32137","issued":"1906","language":"de","pages":"314-315","startpages":"314","title":"James H. Hyslop: Binocular Vision and the Problem of Knowledge. Amer. Journ. of Psychol. 14 (3-4), 306-323. 1903","type":"Journal Article","volume":"40"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:34.292243+00:00"}