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{"created":"2022-01-31T16:24:04.875544+00:00","id":"lit32141","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00fcrr","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 40: 318-319","fulltext":[{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"31S\nLitrraturbaiehl.\nNach den hypnotischen Schlafperioden, wahrend welcher die Backkehr der Erinnerungen erfolgte, f\u00fchlte sich Ibsmk wohler. Es fand eine Vermehrung und rasche Aufeinanderfolge der elementaren psychologischen Ph\u00e4nomene, der Empfindungen, Bewegungen und Bilder statt. Auch wurde sie wieder arbeitsam und gesellig.\nDas abstrakte Ged\u00e4chtnis, dasjenige, welches nicht interessiert ist und einfach berichtet, ist bei der Kranken vollst\u00e4ndig erhalten, in den Krisen. Neben diesem Ged\u00e4chtnis gibt es noch ein anderes, welches unter den Erinnerungen die f\u00fcr eine Situation brauchbaren ausw\u00e4hlt and ungen\u00fcgende zur\u00fcckst\u00f6fst, ein Ged\u00e4chtnis, welches zu den Gruppen von Zust\u00e4nden geh\u00f6rt, welche die Pers\u00f6nlichkeit konstituieren. Dieses Ged\u00e4chtnis fehlt der Kranken.\nVerf. hatte in einer fr\u00fcheren Abhandlung gezeigt, dafs die psychischen Erscheinungen sich zu einer Hierarchie mit wachsender Komplexit\u00e4t anordnen, je nachdem sie eine engere Beziehung zur Realit\u00e4t besitzen. Bei Tiefstand der seelischen Spannung werden bestimmte Erscheinungen unm\u00f6glich, z. B. das willk\u00fcrliche Handeln mit neuen Anpassungen, das Erfassen der Wirklichkeit, Glaube, Gewifsheit, Schmerz und Freude \u00fcber Gegenw\u00e4rtiges, w\u00e4hrend andere Gruppen von Operationen z. B. uninteressiertes und zerstreutes Handeln und Perzipieren, \u00dcberlegen, Tr\u00e4nmen und nicht koordinierte Emotionen m\u00f6glich werden. Zu solchen F\u00e4llen seelischen Tiefstandes geh\u00f6rt der vorliegende Krankheitsfall.\nDie Behandlung, welche Juist der Kranken angedeihen lieCa, war nicht allein die Suggestion, sondern auch das Erregen, um sie auf ein h\u00f6heres seelisches Niveau zu bringen. Die Krankheit hielt mehrere Monat\u00ab lang an.\tGis38leb (Erfurt).\nP. S\u00e9bieux et K. Mionot. Cas d\u2019amn\u00e9de ritro-ant\u00e9rogr&do coudmtln \u00e0 b pendaison. Journal de ptychol. norm, et pathol. 2 (2), 127\u2014133. 1905.\nEs handelt sich um einen 49j\u00e4hrigen Mann, seit Jahren mehr oder weniger au Verfolgungswahn leidend. Im pl\u00f6tzlichen Delirium sucht er sich nach einem Mittagessen bei seinem Bruder zu erh\u00e4ngen. Abgeschnitten verf\u00e4llt er in Kr\u00e4mpfe, dann in ein Koma bis zum folgenden Tage, und hat dann eine Amnesie f\u00fcr die Zeit, beginnend mit der Einladung zum Mittagessen bis zum Erwachen aus dem Koma. Einige Erinnerung f\u00fcr die Zeit hat er aber, z. B. dafs der Arzt bei ihm war, dafs er zu Bett gebracht wurde. \u2014 Auffallend an dem Fall ist nun, dafs das Ged\u00e4chtnis auch f\u00fcr weitere sechs Monate nur l\u00fcckenhaft t\u00e4tig blieb. Der Intellekt war sonst nicht geschw\u00e4cht. Das Ged\u00e4chtnis blieb aussetzend, bald mehr, bald weniger. So wiederholte z. B. Patient eine Eingabe an den Pr\u00e4sidenten mehrere Mal, nicht wissend, dafs er bereits geschrieben ; dafs er Kranke im Neben-pavillon bereits besucht, wufste er nicht. \u2014 Die Erinnerung f\u00fcr die Zeit des bewufsten Mittagessens bis zum Erwachen aus dem Koma kam nicht wieder.\tUkpfenbach.\nH. Bsaunis. Contribution \u00e0 la psychologie dn r\u00eave. Am. Joum. of Psyckd. 14 (3-4), 271-287. 1903.\nBeacnis will auf Grund der an sich selbst gemachten Beobachtungen einen Beitrag zur Psychologie des Tr\u00e4umens liefern. Die Methode seiner","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"LiUraturbericht.\n319\nUntersuchung besteht einfach darin, dais er gleich nach dem Erwachen die Erinnerungen an seine Tr\u00e4ume aufzeichnet. Diese Aufzeichnungen und die daran gekn\u00fcpften Erw\u00e4gungen ergaben folgende Resultate:\n1.\tUnter den n\u00f6tigen Kautelen kann man die Erinnerung an Tr\u00e4ume, bo wie sie sich unmittelbar nach dem Erwachen vorfindet, als zuverl\u00e4ssig betrachten.\n2.\tDie Ph\u00e4nomene des Traumes lassen Bich in drei Phasen zerlegen, in die Phase der einleitenden Erregung, in die der daran sich kn\u00fcpfenden Erinnerungsbilder und schliefslich in die einer Miterregung anderer Gedanken und Vorstellungen durch eine Art Irradiation.\n3.\tDie erste Phase scheint gelegentlich auch ausfallen zu k\u00f6nnen, indem die sonst an zweiter Stelle eintretende Phase ohne einleitende Sinneserregung durch blofse \u00c4nderung des Druckes oder der chemischen Beschaffenheit des Blutes herbeigef\u00fchrt wird.\n4.\tDie Erinnerungen, die in die Tr\u00e4ume eingehen, k\u00f6nnen die Abbilder von Ereignissen desselben Tages oder vorausgehender Tage oder mehr oder weniger weit entfernter Zeitabschnitte sein. Erinnerungen, welche zeitlich verschieden weit zur\u00fcckliegende Ereignisse zu Urbildern haben, k\u00f6nnen eich in einem und demselben Traum verschmelzen.\n5.\tDie Themata der Tr\u00e4ume entsprechen im allgemeinen den gewohnten Besch\u00e4ftigungen.\n6.\tDie biologische Entwicklung des Tr\u00e4umens entspricht ziemlich genau der k\u00f6rperlichen und geistigen Entwicklung des Individuums.\n7.\tH\u00e4ufig treten Tr\u00e4ume auf, die sich nicht als blofse Sukzession von Bildern betrachten lassen.\n8.\tGef\u00fchle und Affekte gehen in die Tr\u00e4ume ein, aber in abgeschw\u00e4chter Intensit\u00e4t. Bei Beatois selbst treten \u00fcbrigens die Gef\u00fchle der Lust und der Eigenliebe sehr lebhaft auf.\n9.\tDie Pers\u00f6nlichkeit des Wachbewufstseins bleibt im Traum erhalten.\n10.\tDas Selbstbewufstsein bleibt im Traum erhalten.\n11.\tMan kann im Traum das Bewufstsein haben, dafs man tr\u00e4umt.\n12.\tDie h\u00f6chsten psychischen Funktionen, Denken, Aufmerken, Vergleichen, Urteilen usw. k\u00f6nnen im Traum stattfinden (intellektuelle Tr\u00e4ume).\n13.\tAuch der Wille kann im Traum erhalten sein, nur ist er schw\u00e4cher als sonst. An sich selbst konstatiert Bea\u00fcnib, dafs er nie willk\u00fcrlich sich aus einem Traum wecken k\u00f6nne.\n14.\tDer Einflufs der Tr\u00e4ume auf das Denken, besonders auf die philosophischen und religi\u00f6sen Anschauungen ist bisher nicht gen\u00fcgend gew\u00fcrdigt worden und verdient besonderes Studium.\n15.\tBesonders bei den primitiven V\u00f6lkern und bei den V\u00f6lkern des Altertums hat das Traumleben eine sehr bedeutende Rolle gespielt.\n16.\tDie Visionen sind nichts als verl\u00e4ngerte und umgewandelte Tr\u00e4ume.\n17.\tDer Unsterblichkeitsglaube hat seine Wurzel in den Erfahrungen des Traumlebens.\nMan weifs nicht, wor\u00fcber man sich bei dieser Untersuchung Bea\u00fcnib mehr wundern soll \u2014 \u00fcber die Unbefangenheit, mit der er l\u00e4ngst Bekanntes f\u00fcr Neues ausgibt, oder \u00fcber die naive Gleichsetzung wissenschaftlicher Forschung und allt\u00e4glicher Erfahrung.\tD\u00fcna (W\u00fcrzburg).","page":319}],"identifier":"lit32141","issued":"1906","language":"de","pages":"318-319","startpages":"318","title":"H. Beaunis: Contribution \u00e0 la psychologie du r\u00eave. Am. Journ. of Psychol. 14 (3-4), 271-287. 1903","type":"Journal Article","volume":"40"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:04.875550+00:00"}