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{"created":"2022-01-31T16:21:36.910593+00:00","id":"lit32146","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 141-142","fulltext":[{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n141\ndenn ein ganz anderes Licht farblos nennen, was nach v. Kries\u2019 eigener Ansicht (8. 165/66) unwahrscheinlich ist.\nLassen wir aber vorl\u00e4ufig alle weiteren \u00dcberlegungen, wer von den beiden im Kampf der Geister hervorragenden Forschern \u2014 oh v. Kries oder ob Hering \u2014 in seinen Auflassungen der Wahrheit n\u00e4her komme, gestehen wir vor der Hand ein, dafs es f\u00fcr uns alle bis zu einer auch nur ann\u00e4hernden Erkenntnis des sinnesphysiologischen Geschehens noch ein recht weiter Weg ist. v. Kries hat uns in grofsen Z\u00fcgen ein Bild, ein Panorama entworfen, wie sich die Welt, in der er lebt, von dem Punkte aas ansieht, bis zu dem er und seine Sch\u00fcler in treuer Arbeit vorgedrungen sind.\nSoweit dies m\u00f6glich, hat er das Bild auch im kleinen ausgemalt und uns in die M\u00fchseligkeiten der Spezialarbeiten hineinblicken lassen. Der Horizont seiner Warte ist kein engbegrenzter, beherrscht der Blick nach dieser oder jener Seite hin auch ausgedehnte Arbeitsgebiete, so kann ihm doch nicht entgehen, dafs nach einer anderen Richtung hin uns ein Stand-pnnktswechsel vielleicht doch noch weiter sehen, noch weiteres erkennen lassen kann.\nGerade diese Objektivit\u00e4t der Darstellung, die Anerkennung und W\u00fcrdigung gegnerischer Ansichten bei aller Wahrung eigener \u00dcberzeugungen, das ist es, was die Lekt\u00fcre, was das Studium dieses Meisterst\u00fcckes echter deutscher Gelehrtenarbeit so erfreulich und wohltuend macht.\nHeine (Breslau).\nlihreabericht tber die Fortschritte der Physiologie. Unter Mitwirkung von Prof. R. Cohn, Dr. Ellingek, Prof. Samojlope, Dr. O. Weiss herausgegeben von Prof. L. Hermann. Bd. VII : Bericht \u00fcber das Jahr 1903. Stuttgart, F. Enke. 1905. 334 S. Preis 16 Mk.\nDurch den Tod des bisherigen Verlegers von Hermanns Jahresbericht ist dieser in neuen Verlag \u00fcbergegangen, ohne dabei wesentliche Modifikationen zu erfahren. F\u00fcr den physiologisch-chemischen Teil ist ein zweiter Mitarbeiter in der Person des Herrn Dr. Ellinger - K\u00f6nigsberg gewonnen worden, f\u00fcr die russische Literatur Prof. Samojlopp-Kasan. Unter Beibehaltung des bisherigen Formats ist es durch bessere Ausn\u00fctzung der einzelnen Druckseiten erm\u00f6glicht worden, den Inhalt des Bandes zu vermehren, ohne dafs der ganze Band gr\u00f6fser geworden w\u00e4re. In allem wesentlichen ist der Bericht unver\u00e4ndert geblieben und er wird im neuen Gew\u00e4nde dieselben guten Dienste leisten, wie hisher.\nW. A. Nagel (Berlin).\nL. Mann. Zur Symptomatologie des Kleinhirn. (Ober xerebellare Ataxie und ihre Entstehung.) Monatsschr. f. Psych. \u00ab. Neurol. 15 (6), 409 - 419. 1904.\nVerf. hat schon fr\u00fcher den Satz aufgestellt, dafs bei einseitigen Klein-hirnerkrankungen sehr h\u00e4ufig eine halbseitige typische Bewegungsataxie der Extremit\u00e4ten auftritt, bei der das Fehlen von Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen charakteristisch ist. Dabei kann Hemiparese auftreten. Hemiataxie ohne nachweisbare St\u00f6rungen der Sensibilit\u00e4t kann als ein Lokalsymptom der gleichnamigen Kleinhirnh\u00e4lfte angesehen werden. Best\u00e4tigt sieht M. diesen Satz","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nLitera turbericht.\ndurch die jetzt hier beigebrachte Krankengeschichte eines jungen Mannes, bei dem sich postmortem ein apfelsinengrofser Tumor des linken Okzipitallappens fand, welcher der linken Kleinhirnh\u00e4lfte auf safe und einen derben Druck auf dieselbe aus\u00fcbte. Hemianopsie hatte sich intra vitam nicht nach-weisen lassen infolge einer hochgradigen Stauungspapille. \u2014 M. nimmt an, dafs unbewufst fortw\u00e4hrend gewisse Nachrichten Aber die jeweiligen Spannungs- und Innervationsverh\u00e4ltnisse unserer Muskulatur der motorischen Grofshirnrinde zugeleitet werden. Diese Zuleitung geschieht durch die gleichseitige Kleinhirnhemisph\u00e4re. Der Ausfall dieser Leitung f\u00fchrt zu Ataxie, da sie zur Ausf\u00fchrung jeder pr\u00e4zisen Bewegung erforderlich ist. Da die genannte zentripetale Erregung unbewufst geschieht, fehlen bei Unterbrechung derselben klinisch nachweisbare Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen. Als die St\u00e4tte, an welcher diese Nachrichten zuerst deponiert werden, um dann als fertige pr\u00e4formierte Elemente dem Grofshirn zur Verwertung bei den bewufsten Bewegungen zugef\u00fchrt zu werden, betrachtet er das Kleinhirn. \u00c4hnlich Bruns und Kohnstamm. Probst und Lkwanuowsky haben durch halbseitige Exstirpation des Kleinhirns typische Hemiataxie der gleichseitigen Extremit\u00e4ten erzeugt.\tUmpfenbach.\nC. Gdummk. Sur 11 OM de Dyuntigrafle. Rev. Neurol. 12, Ann\u00e9e, Nr. 3. 1904.\nG. teilt ein Symptomenbild mit, das zur Erkl\u00e4rung der intrazerebralen Vorg\u00e4nge w\u00e4hrend des Schreibaktes herangezogen wird. Ein 70j\u00e4hriger Arzt zeigt neben einer rechtseitigen Facialisparese folgendes abnormes Verhalten beim Schreiben: nach Diktat schreibt er vollkommen richtig, beim Abschreiben schreibt er die ersten Zeilen gut, seine Leistungen werden nach einiger Zeit zunehmend schlechter, bis endlich die Schrift vollkommen unleserlich wird, diktierte man dem Patienten in diesem Stadium neuerdings, so konnte wieder in durchaus normaler Weise geschrieben werden.\nG. erkl\u00e4rt die St\u00f6rung folgendermafsen : Beim Schreiben bedienen wir uns gleichzeitig der Gesichtsbilder und der Wortkl\u00e4nge der niederzuschreibenden Worte; beim Abschreiben vorz\u00fcglich optischer Erinnerungsbilder, beim Schreiben nach Diktat setzen wir vorz\u00fcglich die Klang-erinnerungen der inneren Sprache in Schriftzeichen um. Bei dem Kranken war das Schreibzentrum im Gebiete der II. Frontalwindung intakt geblieben, ebenso die Verbindung desselben mit dem Geh\u00f6rszentrum und mit dem Zentrum, das den Vorstellungen der Schreibbewegungen vorsteht, w\u00e4hrend die Verbindung mit dem Sehzentrum eine Unterbrechung erfahren hatte. Im Mechanismus des Sprechens scheinen keine St\u00f6rungen vorhanden gewesen zu sein. Aus der Mitteilung G.s geht nicht hervor, ob der Patient imstande gewesen ist, andere Zeichen als Schriftzeichen nachzumachen.\tMerzbachbr (Florenz).\nE. W. Scripture. A new Machine for Tracing Speech Carres. American Journal of Science 15, Juni 1903.\n\u2014 fiber dM Studium der Sprachkarven. Ostwalds Annalen der Naturphilosophie 4, 1904.\nScripture nimmt die Sprachkl\u00e4nge mit einem Grammophon auf, l\u00e4lat dann die galvanoplastische Matrize der Platte herstellen und davon wieder","page":142}],"identifier":"lit32146","issued":"1905","language":"de","pages":"141-142","startpages":"141","title":"L. Mann: Zur Symptomatologie des Kleinhirns. (\u00dcber zerebellare Ataxie und ihre Entstehung.) Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. 15 (6), 409-419. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:36.910598+00:00"}