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{"created":"2022-01-31T16:24:37.679532+00:00","id":"lit32166","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Thiemich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 157-158","fulltext":[{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n157\nUuschungen, die sich mit expansiven religi\u00f6sen Wahnideen kombinierten. Sie bestimmten sein Handeln, seine r\u00fccksichtslosen egoistischen Impulse.\nSpielmeykr (Freiburg i. B.).\nA. Fick. Ober einige bedeutsame Psycho-Neurosen des Kindesalters. Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Nerven- und Geisteskrankheiten, herausgegeben von Prof. Dr. A. Hoche. 5 (1), 26 S. 1904. 0,80 M.\nDer Aufsatz des gesch\u00e4tzten Prager Psychiaters bietet in der anspruchslosen Form eines Vortrages eine reiche F\u00fclle von Beobachtungen und Anregungen, die seine Lekt\u00fcre lehr- und genufsreich machen. Aus dem grofsen, im Titel genannten Gebiete greift Verf. einige bisher weniger studierte Kapitel heraus: die sogenannten Fugues (den Wandertrieb), die Tics, die Zwangsvorstellungen und die damit zusammenh\u00e4ngende Skrupulosit\u00e4t, endlich die pathologische Tr\u00e4umerei. Die psychasthenische Grundlage, die Beziehungen zur Epilepsie und zur Hysterie, die ausl\u00f6senden \u00e4ufseren, wie die psychologischen Momente schildert Verf. an der Hand eigener geistvoll analysierter Beobachtungen und weist auf alle Konsequenzen hin, welche nicht nur die \u00c4rzte, sondern auch die Juristen und die P\u00e4dagogen zu ziehen haben. Bemerkenswert ist, um nur einen wichtigen Punkt zu erw\u00e4hnen, dafs der Wandertrieb nach dem Urteile des Verf.s nicht ohne weiteres als \u00c4quivalent der Epilepsie aufgefafst werden darf, wie es vielfach geschieht.\nDen Schlufs der Arbeit bildet eine Auseinandersetzung \u00fcber die verschiedenen Arten der Nervosit\u00e4t bzw. Abartung vom Durchschnittstypus und ein Hinweis auf die hohe Bedeutung der Affekte oder ganz allgemein des Gem\u00fctslebens f\u00fcr die Herbeif\u00fchrung oder Verh\u00fctung funktioneller Nervenleiden. Hier bekennt sich der Verf. als Gegner des \u201eschiffbr\u00fcchigen Intellektualismus\u201c, der mit seiner \u00dcbersch\u00e4tzung des Wissens viel Unheil verschuldet habe.\tThiemich (Breslau).\nH. Probst. Gehirn und Seele des Kindes. Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiete der p\u00e4dagogischen Psychologie und Physiologie, herausgegeben von Th. Ziboleb und Th. Ziehen, 7 (2 u. 3). 148 S. 1904. 4 M.\nDer als Vorstand des hirnanatomischen Laboratoriums der N.-\u00f6. Landesirrenanstalt in Wien durch eine Beihe wertvoller wissenschaftlicher Arbeiten r\u00fchmlich bekannte Verfasser gibt in dem vorliegenden Buche eine sehr eingehende Darstellung unserer derzeitigen Kenntnisse der anatomischen und physiologischen Entwicklung des embryonalen und kindlichen Nervensystems.\nDas gesamte Material wird in drei Hauptabschnitten vorgef\u00fchrt. Der erste behandelt \u201edie anatomischen Eigenheiten des kindlichen Gehirns\u201c (Wachstum, Furchung), der zweite sehr eingehend und klar \u201edie histologischen Eigenheiten\u201c und der dritte die \u201ephysiologischen Eigenheiten des kindlichen Gehirns\u201c.\nAm Schl\u00fcsse ist ein umfangreiches Literaturverzeichnis angef\u00fcgt.\nEs liegt in der Natur des Gegenstandes, dafs der weitaus gr\u00f6fste Teil des Buches sachlich referierender Art ist, doch hat der Verf. da und dort","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLitcretturberickt,\nf\u00fchlbare L\u00fccken auch durch eigene anatomische Untersuchungen ausgef\u00fcllt, die noch nicht anderweitig ver\u00f6ffentlicht sind.\nAus dem ersten Teile sei als besonders interessant f\u00fcr die Leser dieser Zeitschrift die Schilderung der relativen Gr\u00f6fsenVerh\u00e4ltnisse des Gehirns und seiner Teile tum Gesamtorganismus hervorgehoben, weil diese Dinge vornehmlich mit Bezug auf die fr\u00fch bemerkbaren Verschiedenheiten der beiden Geschlechter oft und h\u00e4ufig unrichtig dargestellt worden sind. Im zweiten Teile, dessen genaues Studium sehr viel Hirnanatomie erfordert, kommen u; a. die FLECHSioschen Lehren von den Assoziations- und den Projektionsfeldern zu sachlicher Besprechung.\nSchw\u00e4cher scheint dem Bef. der dritte physiologische Abschnitt zn sein. Hier, wo nicht der Tierversuch und das Laboratorium allein entscheidet, sondern die Beobachtung am Lebenden ihr Recht fordert, scheint dem Verf, die auf Erfahrung beruhende Kritik zu fehlen, ohne die auch eine wesentlich referierende Darstellung nicht gut werden kann. \u00dcberdies ist auch die Literatur hier nicht ausreichend ber\u00fccksichtigt und \u00e4ltere, nicht mehr unbestrittene Anschauungen werden als vollg\u00fcltig vorgef\u00fchrt. Ref. hofft nicht den Vorwurf pers\u00f6nlicher Eitelkeit zu verdienen, wenn er hervorhebt, dafs seine schon vor mehreren Jahren an leicht zug\u00e4nglichen Stellen publizierten Untersuchungen \u00fcber die sogenannte \u201ephysiologische Spasmophilie\u201c (Krampfdisposition) ohne ersichtlichen Grund ignoriert sind. Und doch sind dieselben geeignet, der ganzen von Soltmann inaugurierten Lehre den Boden zu entziehen, nach welcher das h\u00e4ufige Auftreten von Kr\u00e4mpfen im S\u00e4uglings- und fr\u00fchen Kindesalter sich aus der normalen Nervenkonstitution dieses Lebensalters erkl\u00e4ren soll. Dabei ist die Solt-MAiCNSche Lehre ausf\u00fchrlich geschildert.\tThiemich (Breslau).\nA. StcKtNOEB. Organisation grofser TolksichulkBrper nach der Leistnngsfihig-\nkeit der Kinder. Vortrag. Mannheim, Bensheimer. 1904. 35 S. Mk. 0,80. J. Moses. Dai Sonderklassensystem der Mannheimer Volksschule. Ein Beitrag\nzur Hygiene des Unterrichts. Mannheim, Bensheimer. 1904. 70 S.\nMk. 0,70.\nDie Organisation der Mannheimer Volksschule will folgendem (durch sorgsame statistische Erhebungen erwiesenem) \u00dcbelstande der \u00fcblichen Organisation grofser Volksschulk\u00f6rper abhelfen: \u201eIn den grofsen Volksschulk\u00f6rpern durchl\u00e4uft nicht einmal die H\u00e4lfte aller Kinder innerhalb der gesetzlichen Schulpflicht die Schule regelrecht, \u00fcber die H\u00e4lfte aller Kinder erleidet 1, 2, 3 und mehrmal Schiffbruch, tritt mit einer verst\u00fcmmelten und unzul\u00e4nglichen Schulbildung ins Leben hinaus und, was noch schlimmer ist, ohne Gew\u00f6hnung an intensives, fleifsiges und gewissenhaftes Arbeiten, der k\u00f6stlichsten Frucht rationeller Schulerziehung, ohne Vertrauen auf die eigene Kraft, ohne Arbeitswilligkeit und Arbeitsfreudigkeit (Sickinger S. 17). Diesen argen Mifsst\u00e4nden will man in Mannheim durch folgende Malsnahmen begegnen: \u201e1. Die Sch\u00fcler eines gr\u00f6fseren Volksschulganzen sind in mindestens drei Kategorien zu gruppieren : a) in besser bef\u00e4higte, b) in minder bef\u00e4higte, c) in schwach bef\u00e4higte (Schwachsinnige)\u201c. Aus p\u00e4dagogischen, ethischen und sozialen Gr\u00fcnden kommt diese Gliederung nur in der inneren Organisation zum Ausdruck und tritt nach aufsen nicht hervor.","page":158}],"identifier":"lit32166","issued":"1905","language":"de","pages":"157-158","startpages":"157","title":"M. Probst: Gehirn und Seele des Kindes. Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiete der p\u00e4dagogischen Psychologie und Physiologie, herausgegeben von Th. Ziegler und Th. Ziehen, 7 (2 u. 3). 148 S. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:37.679537+00:00"}