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{"created":"2022-01-31T16:24:02.601670+00:00","id":"lit32167","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lobsien, Marx","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 158-159","fulltext":[{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLitcretturberickt,\nf\u00fchlbare L\u00fccken auch durch eigene anatomische Untersuchungen ausgef\u00fcllt, die noch nicht anderweitig ver\u00f6ffentlicht sind.\nAus dem ersten Teile sei als besonders interessant f\u00fcr die Leser dieser Zeitschrift die Schilderung der relativen Gr\u00f6fsenVerh\u00e4ltnisse des Gehirns und seiner Teile tum Gesamtorganismus hervorgehoben, weil diese Dinge vornehmlich mit Bezug auf die fr\u00fch bemerkbaren Verschiedenheiten der beiden Geschlechter oft und h\u00e4ufig unrichtig dargestellt worden sind. Im zweiten Teile, dessen genaues Studium sehr viel Hirnanatomie erfordert, kommen u; a. die FLECHSioschen Lehren von den Assoziations- und den Projektionsfeldern zu sachlicher Besprechung.\nSchw\u00e4cher scheint dem Bef. der dritte physiologische Abschnitt zn sein. Hier, wo nicht der Tierversuch und das Laboratorium allein entscheidet, sondern die Beobachtung am Lebenden ihr Recht fordert, scheint dem Verf, die auf Erfahrung beruhende Kritik zu fehlen, ohne die auch eine wesentlich referierende Darstellung nicht gut werden kann. \u00dcberdies ist auch die Literatur hier nicht ausreichend ber\u00fccksichtigt und \u00e4ltere, nicht mehr unbestrittene Anschauungen werden als vollg\u00fcltig vorgef\u00fchrt. Ref. hofft nicht den Vorwurf pers\u00f6nlicher Eitelkeit zu verdienen, wenn er hervorhebt, dafs seine schon vor mehreren Jahren an leicht zug\u00e4nglichen Stellen publizierten Untersuchungen \u00fcber die sogenannte \u201ephysiologische Spasmophilie\u201c (Krampfdisposition) ohne ersichtlichen Grund ignoriert sind. Und doch sind dieselben geeignet, der ganzen von Soltmann inaugurierten Lehre den Boden zu entziehen, nach welcher das h\u00e4ufige Auftreten von Kr\u00e4mpfen im S\u00e4uglings- und fr\u00fchen Kindesalter sich aus der normalen Nervenkonstitution dieses Lebensalters erkl\u00e4ren soll. Dabei ist die Solt-MAiCNSche Lehre ausf\u00fchrlich geschildert.\tThiemich (Breslau).\nA. StcKtNOEB. Organisation grofser TolksichulkBrper nach der Leistnngsfihig-\nkeit der Kinder. Vortrag. Mannheim, Bensheimer. 1904. 35 S. Mk. 0,80. J. Moses. Dai Sonderklassensystem der Mannheimer Volksschule. Ein Beitrag\nzur Hygiene des Unterrichts. Mannheim, Bensheimer. 1904. 70 S.\nMk. 0,70.\nDie Organisation der Mannheimer Volksschule will folgendem (durch sorgsame statistische Erhebungen erwiesenem) \u00dcbelstande der \u00fcblichen Organisation grofser Volksschulk\u00f6rper abhelfen: \u201eIn den grofsen Volksschulk\u00f6rpern durchl\u00e4uft nicht einmal die H\u00e4lfte aller Kinder innerhalb der gesetzlichen Schulpflicht die Schule regelrecht, \u00fcber die H\u00e4lfte aller Kinder erleidet 1, 2, 3 und mehrmal Schiffbruch, tritt mit einer verst\u00fcmmelten und unzul\u00e4nglichen Schulbildung ins Leben hinaus und, was noch schlimmer ist, ohne Gew\u00f6hnung an intensives, fleifsiges und gewissenhaftes Arbeiten, der k\u00f6stlichsten Frucht rationeller Schulerziehung, ohne Vertrauen auf die eigene Kraft, ohne Arbeitswilligkeit und Arbeitsfreudigkeit (Sickinger S. 17). Diesen argen Mifsst\u00e4nden will man in Mannheim durch folgende Malsnahmen begegnen: \u201e1. Die Sch\u00fcler eines gr\u00f6fseren Volksschulganzen sind in mindestens drei Kategorien zu gruppieren : a) in besser bef\u00e4higte, b) in minder bef\u00e4higte, c) in schwach bef\u00e4higte (Schwachsinnige)\u201c. Aus p\u00e4dagogischen, ethischen und sozialen Gr\u00fcnden kommt diese Gliederung nur in der inneren Organisation zum Ausdruck und tritt nach aufsen nicht hervor.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n159\nDie Kategorien entsprechen der \u201etats\u00e4chlichen Leistungsf\u00e4higkeit der Sch\u00fcler\u201c und schliefsen sich doch der bisherigen Gepflogenheit bei Versetzungen und R\u00fcckversetzungen an. Neben den Hauptklassen (f\u00fcr besser Bef\u00e4higte) hat man in Mannheim folgende \u201eF\u00f6rderklassen\u201c eingerichtet f\u00fcr die minder bef\u00e4higten und unregelm\u00e4fsig gef\u00f6rderten Sch\u00fcler: a) Wiederholungsklassen f\u00fcr die unteren Schuljahre, b) Abschlufsklassen f\u00fcr die oberen Jahre. Die Wiederholungs- und Abschlufsklassen bilden zusammen iu dem 8-, bzw. 7 stufigen System der Hauptklassenreihe eine 6-, bzw. ostufige Parallelklassenreihe, in der bei beschr\u00e4nktem \u201eStoffausmafs\u201c ein schulm\u00e4fsig abgerundeter Bildungsabschlufs herbeigef\u00fchrt wird; f\u00fcr die sehr schwach bef\u00e4higten Sch\u00fcler hat man Hilfsklassen eingerichtet, die zwar im allgemeinen den \u00fcblichen gleichen, aber durch \u201edie als Zwischenstufe eingerichteten Wiederholungsklassen den nicht zu untersch\u00e4tzenden Vorteil zuverl\u00e4ssigerer Auswahl und leichterer R\u00fcckversetzung des in Betracht kommenden Sch\u00fclermaterials geniefsen.\u201c Innerhalb des Systems besteht f\u00fcr den einzelnen Sch\u00fcler Bewegungsfreiheit derart, dafs gesteigerte Leistungsf\u00e4higkeit jederzeit einen \u00dcbertritt in die entsprechenden Normalklassen gestattet.\nDie Mannheimer Organisation wird gegenw\u00e4rtig in der p\u00e4dagogischen Presse lebhaft besprochen; man vergifst aber zumeist, dafs sie eine Organisation der Konzessionen gegen\u00fcber der gewiesenen Einrichtung ist und verfehlt so leicht den richtigen Standpunkt in der Beurteilung und Wertung.\tMarx Lobsien (Kiel).\nR. Sommer. Kriminalpiychologie and strafrechtliche Psychopathologie auf naturwissenschaftlicher Grundlage. Mit 18 Abbildungen. Leipzig. J. A. Barth. 1904. 388 S. 11,50 M.\nSommer hat seine Methode der Untersuchung mit systematischer Messung von Reiz und Wirkung auch auf die rechtbrechenden Menschen \u00fcbertragen und den Versuch gemacht, die Frage des Kausalzusammenhanges von psychischen Vorg\u00e4ngen und Handlungen mit Hilfe von analytischen Methoden zu pr\u00fcfen. Er gelangte so zur Lehre eines gesetzm\u00e4fsigen Zusammenhanges zwischen Charakter, \u00e4ufseren Einfl\u00fcssen und Handlungen, und zwar hat er aus dem psychiatrischen Gebiete nur diejenigen Punkte genauer behandelt, die f\u00fcr die Kriminalpsychologie eine grundlegende Bedeutung haben, speziell die Anf\u00e4lle von Geistesst\u00f6rung, die eine genaue Analyse der Handlung in besonderem Mafse erfordern, ferner die Zust\u00e4nde von angeborenem Schwachsinn und von den erworbenen Schw\u00e4chezust\u00e4nden, und endlich diejenigen, die ihren endogenen Charakter deutlich erkennen lassen.\nDas vorliegende Buch schliefst sich somit eng an die fr\u00fcheren Arbeiten Sommers zur methodischen Forschung psychischer Vorg\u00e4nge an. Er geht dabei \u00fcber die Grenzbestimmungen hinaus und zieht die Erkennung des gesamten Geisteszustandes eines Menschen in den Bereich seiner Untersuchung, und er erblickt in der Durchf\u00fchrung dieser Untersuchung auf dem Boden der Naturwissenschaft, unterst\u00fctzt von allen Hilfsmitteln der Morphologie, Physiologie, Psychologie und Psychopathologie, die Aufgabe","page":159}],"identifier":"lit32167","issued":"1905","language":"de","pages":"158-159","startpages":"158","title":"A. Sickinger: Organisation gro\u00dfer Volksschulk\u00f6rper nach der Leistungsf\u00e4higkeit der Kinder. Vortrag. Mannheim, Bensheimer. 1904. 35 S. / J. Moses: Das Sonderklassensystem der Mannheimer Volksschule. Ein Beitrag zur Hygiene des Unterrichts. Mannheim, Bensheimer. 1904. 70 S.","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:02.601675+00:00"}