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{"created":"2022-01-31T15:22:53.515182+00:00","id":"lit32172","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Piper, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 223-224","fulltext":[{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n223\ndavon aus, dafs gewisse Tatbest\u00e4nde, z. \u00df. ein Verbrechen, im Seelenleben eine hervorragendere Rolle spielen als allt\u00e4gliche Erlebnisse. Sie bed\u00fcrfen nur eines relativ geringen Anstofses, um wieder ins Bewufstsein zu treten, gef\u00fchlsbetont zu werden usw. \u201eWelche psychischen, resp. physiologischen, zur Diagnostik geeigneten Erscheinungen kn\u00fcpfen sich an das Vorhandensein eines in Bereitschaft befindlichen, resp. auch betonten Komplexes?\u201c Ist es nicht m\u00f6glich, einen wesentlichen Einflufs des Willens des Untersuchten hierbei auszuschliefsen? \u2014 Verff. verlangen statt der bisher bei Gericht ge\u00fcbten Untersuchungsmethode eine Diagnostik von psychischen Folgen von Tatbest\u00e4nden in einem Menschen mittels experimenteller Methoden, dafs die jetzt klinisch \u00fcblichen Untersuchungsmethoden auch den Untereuchungsgefangenen gegen\u00fcber angewendet werden. So die Methode, eine Versuchsperson auf zugerufene Worte und \u00e4hnliche Reize reagieren zu lassen, und zwar mit Tastreaktion, Wiederholung des Reizwortes oder mit Nennung irgend eines ihr zun\u00e4chst einfallenden Wortes. Man w\u00e4hlt dann Worte, die dem Versuchskomplexe angeh\u00f6ren und mischt sie unter irrelevante Worte. Beim wirklichen Verbrecher werden dann mehr Komplexreaktionen Vorkommen als beim Unbeteiligten. Willk\u00fcrlich kann man den Komplex nur schwer ausschalten. Mufs der Untersuchte den Komplex \u00e4ngstlich vermeiden, so werden die Reaktionszeiten abnorm lang. Durch Modifikation der Reizgebung und Variation der Reaktionsart gelingt es oft den Untersuchten zu \u00fcberraschen. Man kann die Versuchsperson auch instruieren, in der Art der Reaktion bestimmten Bedingungen zu entsprechen, oder nur in einer bestimmten Reaktionsform, z. B. in Unterordnung zu reagieren. Z. B. die Reize sind Gattungsnamen und die Versuchsperson hat eine Spezies zu nennen. Auch kann man Beschr\u00e4nkungen bez\u00fcglich des Inhalts der Reaktion auferlegen. Stellt man ferner Assoziationsfragen, so werden diese oft nur im Komplexsinn verstanden und demgem\u00e4fs beantwortet. Betonte und in Bereitschaft stehende Inhalte sind weiterhin unter sonst gleichen Umst\u00e4nden f\u00fcr das Auffassen vor irrelevanten Inhalten bevorzugt. Dies zeigt sich noch eklatanter bei der Erinnerung. Die Erinnerungstreue von Komplexinhalten ist erh\u00f6ht. Auch dies l\u00e4fst sich diagnostisch verwerten.\nWeiterhin sind auch einige physiologische Begleiterscheinungen der wissenschaftlichen Untersuchung zug\u00e4nglich. Plethysmo - Sphygmo - Psycho-graph etc. etc. Vorstellungsinhalte, die einem in Bereitschaft befindlichen, bzw. betonten Komplexe angeh\u00f6ren, nehmen unter sonst gleichen Umst\u00e4nden die Aufmerksamkeit in h\u00f6herem Mafse in Anspruch. Die Aufmerksamkeitsmessung kommt hier in Geltung.\nDie Verff. sagen selbst, dafs noch umfangreiche Untersuchungen erforderlich sind, sowohl Uaboratoriumversuche wie praktische Versuche.\nUmpfenbach.\nF. Schenck und A. Gubbeb. Leitfaden der Physiologie des Menschen f\u00fcr\nStudierende der Medixin. III. Auflage. Stuttgart, Ferdinand Enke. 1904. 290 S.\nDas Buch wird seiner Aufgabe, die Tatsachen der Physiologie in \u00fcbersichtlicher Zusammenstellung vorzuf\u00fchren, wohl gerecht. Nat\u00fcrlich konnte","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nLiteraturbarkht\nin dem begrenzten Rahmen eines Leitfadens nur das Wichtigste Ber\u00fcck sichtigung finden, in die Er\u00f6rterung problematischer Dinge konnte in nnt sehr beschr\u00e4nktem Umfange eingetreten werden und auch von einer eingehenderen Darstellung der physiologischen Methodik wurde Abstand genommen. Dafs die gut angeordnete und kritisch gesichtete Sammlung des Tatsachenmateriales der Physiologie den beabsichtigten Nutzen gestiftet hat und stiften wird und dafs somit die gewifs nicht zu untersch\u00e4tzende M\u00e4he der Bearbeitung des Leitfadens sich lohnt, weifs jeder, der die Beliebtheit derartig knapper Darstellungen bei den Studierenden kennt, deren Bed\u00fcrfnissen die Autoren ja gerade durch das Unternehmen entgegen kommen wollten.\tH. Piper (Berlin).\nH. Nixua. BImhtm ta ertat et ta l\u2019wfrtalt fr mp ta Im. Paru,\nF\u00e9lix Alcan. 1904. 624 S.\nDie reiche Erfahrung des Autors auf dem Gebiet der Sch\u00e4delchirurgie wird in dem grofsangelegten Werk niedergelegt. Nicht nur sind es chiror gische Gesichtspunkte, welche f\u00fcr die Darstellung mafsgebend waren. Viel mehr sind reichlich Beobachtungen neurologischer und physiologischer Art mitgeteilt. Die klinisch beobachteten Reiz- und Ausfallerscheinungen uaet Gehirnl\u00e4sionen gelang es in einer Reihe von F\u00e4llen durch nachfolgende Autopsie genau zu lokalisieren. Es iBt nicht m\u00f6glich, hier in wenigen Zeilen ein R\u00e9sum\u00e9 der zahlreichen physiologisch interessanten Beobachtungei zu geben und ich mufB mich darauf beschr\u00e4nken, das inhaltreiche Buch der Aufmerksamkeit der Physiologen, Psychologen und Psychiater an gelegentlichst zu empfehlen.\tH. Pipes (Berlin).\nH. Starck. Kxp\u00abrtae>tellei fker \u00abeiert \u00bbche TigvafukttM M\u00fcnch. Meto\nWoehctuchr., Nr. 34. 1904.\nKsAUS-Graz beobachtete bei Atrophie des N. vagus, dafs einerseits die beim Schluckakte normalerweise erfolgende Erweiterung der Kardia ausblieb, andererseits gleichzeitig die Muskulatur der Speiser\u00f6hre erschlafft wurde Dies f\u00fchrte zu einer diffusen \u00d6sophagusdilatation. Starck versuchte nun an einer Anzahl von Hunden durch ein- und doppelseitige Vagotomien, resp Resektionen experimentell Dilatation der Speiser\u00f6hre zu erzeugen. Er raachte verschiedene Vagotomien unter Erhaltung des einen Rekurrens, und zwar wurde am Halse der eine Vagus durchschnitten, der andere unterhalb eine* Rekurrens, rechts extrathorakal unterhalb der Subklavia, aber auch intra thorakel am Aortenbogen. Einige Tiere blieben am Leben. Die Kardk ver\u00e4nderte sich nicht nachweisbar pathologisch und eine Dilatation der Speiser\u00f6hre trat nicht ein. Auch bei der Durchschneidung oberhalb der Kardia zeigte letztere keine sichtbare Ver\u00e4nderung im \u00f6sophagoskop, und blieb das Lumen der Speiser\u00f6hre unver\u00e4ndert. Die einseitigen Vagotomien, sowohl unterhalb des Rekurrens, wie supradiaphragmatisch hatten denselben Erfolg. Die Experimente von Starck lehren, dafs der Wegfall des im Vagu-* vermittelten Hemmungsimpulses f\u00fcr die Kardia nicht von grofser Bedeutung iBt. Ferner ist bewiesen, dafs die f\u00fcr den \u00d6sophagus wichtigen motorischen Fasern oberhalb des Lungenhilus in die Speiser\u00f6hre treten, daher haben Vagotomien unterhalb des Hilus keinen dauernden Einflufs auf die motorische Funktion der Speiser\u00f6hre.\t\u2022 Umppehbacb.","page":224}],"identifier":"lit32172","issued":"1905","language":"de","pages":"223-224","startpages":"223","title":"F. Schenck und A. G\u00fcrber: Leitfaden der Physiologie des Menschen f\u00fcr Studierende der Medizin. III. Auflage. Stuttgart, Ferdinand Enke. 1904. 290 S.","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:22:53.515188+00:00"}