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{"created":"2022-01-31T16:28:13.481541+00:00","id":"lit32185","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 233-234","fulltext":[{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Literatwbericht.\n233\n2.\tbei wiederholten Versuchen, dafs die \u00dcbung eine deutliche und fast st\u00e4ndige Verbesserung der Resultate bewirkt;\n3.\tdafs, wenn man die Resultate der einzelnen Versuchspersonen und ihren Klassenplatz vergleicht, im ganzen die allgemeine geistige Leistungsf\u00e4higkeit auch von gutem Ged\u00e4chtnis begleitet ist;\n4.\tdafs mit dem Alter und der H\u00f6he der Klasse auch die G\u00fcte der Resultate w\u00e4chst.\nDamit sind die ohen gestellten Aufgaben gel\u00f6st, indem bewiesen ist\n1.\t\u201edafs reineB Ged\u00e4chtnis\u201c \u2014 im oben definierten Sinne \u2014 \u201edeutlich durch \u00dcbung verbessert wird;\n2.\tdafs dieses Ged\u00e4chtnis . . . sich mit wachsendem Alter verbessert, soweit letzteres auch ein Wachstum der allgemeinen geistigen Leistungsf\u00e4higkeit einschliefst;\n3.\tdafs im allgemeinen eine direkte Beziehung besteht zwischen gutem Ged\u00e4chtnis und geistigem Fortschritt, soweit dies durch an Schulkindern gewonnene Besultate gemessen werden kann.\u201c\nDen Einwand, ob mit der oben angegebenen Methode wirklich das \u201eGed\u00e4chtnis\u201c d. i. das Behalten und nicht nur eine \u201eunmittelbare Repro-duktionsf\u00e4higkeit\u201c, gemessen worden ist, macht Verf. sich selbst. Er glaubt jedoch, dafs zwischen beiden nur ein gradueller Unterschied bestehe.\nLipmanm (Berlin).\nL. D\u00fcgas. Psychologie dos extmeoi. Rev. philos. 58 (10), 379\u2014399. 1904.\nEs ist unvermeidlich, dafs die Examina wie jede andere Einrichtung mit der Zeit degenerieren. Sie bed\u00fcrfen daher der Reform. Das Examen soll den intellektuellen Wert des Kandidaten, seine F\u00e4higkeiten und sein Wissen pr\u00fcfen. Dagegen kommen seine moralischen Eigenschaften, sein Fleifs, seine Ehre, seine soziale Stellung, seine Familienverh\u00e4ltnisse nicht in Betracht.\nEs fragt sich, welche Vorteile die Examinanden selber und die Gesellschaft aus den Pr\u00fcfungen ziehen. Die h\u00e4ufigen Mifserfolge bei denjenigen Pr\u00fcfungen, welche zum Zwecke des Bef\u00e4higungsnachweises f\u00fcr Berufe oder der Zuerkennung von Diplomen stattfinden, sind deswegen ein \u00dcbel, weil so viel M\u00fche vergebens aufgewendet ist, und weil sie auf die Kandidaten demoralisierend wirken. Was aber diejenigen Examina betrifft, welche im Laufe der Studien am Ende jedes Jahres vorgenommen werden, so fehlt ihnen der n\u00f6tige Ernst trotz der Anregung, welche sie bieten. Die Examina verfehlen ihren Zweck, wenn sie nur auf die Anh\u00e4ufung von Kenntnissen sehen. Nur die besten Ged\u00e4chtnisse kommen auf diese Weise zum Vorschein, nicht die intelligenten Geister. Vielmehr kommt es auf die Assimilation des Gewufsten an. Jedes Examen mufs eine Einheit bilden. Die vielgestaltigen haben keinen Wert. Sonst wirken die Examina auf die gut begabten Geister sch\u00e4digend. Im allgemeinen wird durch die Examina keine Garantie geboten bez\u00fcglich der Bef\u00e4higung des Kandidaten, so dafs auch der Staat seine Rechnung nicht findet. Auch geben sie ja nur Gewifs-heit \u00fcber die F\u00e4higkeiten des in der Entwicklung begriffenen Menschen, nicht \u00fcber die des \u201efertigen\u201c. Insofern sind sie also tr\u00fcgerisch. Anderer-","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nLiier atwberkkt.\nseits jedoch ist hervorzuheben, dafs die Rechte des Genies nicht die Pflichten des Kandidaten annullieren. Das entgegengesetzte Extrem zu dem soeben charakterisierten w\u00fcrde demnach als Verzicht auf die Pr\u00fcfung der allgemeinen Bildung des Kandidaten ebenfalls tadelnswert sein.\nVerf. gelangt zu dem Schl\u00fcsse, dafs die Examina reformiert werden m\u00fcssen. Vor allem d\u00fcrften die Examinatoren nicht mehr wie bisher jeder nach seinen eigenen Normen pr\u00fcfen, sondern sie m\u00fcfsten miteinander mehr und mehr in Konnex treten und sich \u00fcber die Kandidaten besprechen. Die Zerst\u00fcckelung des Examens in einzelne Teile, welche in bestimmten Zeitl\u00e4uften aufeinander folgen, hat den Nachteil, dafs der Kandidat immer nur von seinem augenblicklichen Wissen Zeugnis geben kann, nicht aber von der Solidit\u00e4t und Tiefe seines Wissens. Die Examinatoren m\u00fcfsten ferner ihr Augenmerk nicht auf das Quantum des angeh\u00e4uften Wissens richten, sondern darauf, wie dasselbe dressiert und klassifixiert ist, sie d\u00fcrften sich nicht alles aufgestapelten Wissens bem\u00e4chtigen, sondern nur dasjenige auskundschaften, welches voraussichtlich nicht vergessen wird. Auf diese Weise w\u00fcrden sie dem Geiste der Examinanden auf den Grund gehen. Ferner sollen die Examinatoren nicht das Genie erkennen wollen, sondern eben nur ein sicheres Urteil \u00fcber den erworbenen geistigen Fond gewinnen. Ein Examen braucht nur summarisch zu sein. Es braucht nur die Ausgangspunkte und Endpunkte, die Elemente oder Prinzipien und die Konsequenzen ins Auge zu fassen. Der Pr\u00fcfling soll gar nicht sein ganzes Wissen zutage f\u00f6rdern. Alle \u201egelehrte Barbarei\u201c, welche alles lernt und im Grunde nichts erfafst, soll auf diese Weise allm\u00e4hlich verbannt werden. Durch diese \u00d6konomie w\u00fcrden die Examina sich vereinfachen und an Zahl sich verringern. Die gewissenhaften Examina, welche eine allgemeine Pr\u00fcfung des Fonds von Kenntnissen vornehmen, d\u00fcrften auch die beste Kontrolle f\u00fcr Kapazit\u00e4ten bilden.\nDie Ausf\u00fchrungen des Verf.s, welcher im vorstehenden weit verbreitete \u00dcbel des heutigen Pr\u00fcfungsverfahrens geifselt, wie solches namentlich bei den Staatsexaminibus geliandhabt wird, sollten allseitige Beherzigung finden!\tGiesslkr (Erfurt).\nPaul Hartsnbeko. Les \u00e9motions de boute: lotet de paychologie collectif\u00ab.\nRevue philosoph. 5S (8), 162\u2014170. 1904.\nDas Milieu der B\u00f6rsenbesucher zeigt die gleichen charakteristischen Eigenschaften wie die Masse \u00fcberhaupt. Man l\u00e4fst sich an der B\u00f6rse durch die geringsten \u00e4ufseren Umst\u00e4nde beeinflussen, man glaubt leicht bei allem Skeptizismus, der Einzelne l\u00e4fst sich durch Gem\u00fctsbewegungen der Masse leicht anstecken. Was den B\u00f6rsenbesuchern ihr besonderes Gepr\u00e4ge gibt, ist das gemeinsame Vertrauen, die Panik, die Entt\u00e4uschung je nach Hausse, Baisse oder stagnierendem Kurs. Manche Bemerkungen H.s gelten nur von der Pariser B\u00f6rse, die H. allein kennt.\nGr\u00fckthcysen (Berlin).\nE. Tardieu. Le cynisme : \u00e9tude psychologique. Revue philosoph. 57 (1), 1\u201428. 1904.\nDer Cynismus ist nach T. der Egoismus, der sich br\u00fcstet. T. behandelt die Theoretiker des Cynismus \u2014 er z\u00e4hlt dazu La Rochefoucauld, Schopek-","page":234}],"identifier":"lit32185","issued":"1905","language":"de","pages":"233-234","startpages":"233","title":"L. Dugas: Psychologie des examens. Rev. philos. 58 (10), 379-399. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:13.481546+00:00"}