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{"created":"2022-01-31T16:30:36.452887+00:00","id":"lit32188","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Groethuysen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 235-236","fulltext":[{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n235\nhacee, Renam, Stienkb, Nietzsche \u2014, die Metaphysik, die n\u00e4heren Bestimmungen und die verschiedenen \u00c4u\u00dferungen des Cynismus unter den Herren, den Sklaven, in der Ehe, gegen\u00fcber Gott, den Schwachen etc.\nDie vorliegende Plauderei \u00fcber den Cynismus ersch\u00f6pft keineswegs das Thema. Schon die Basierung des Cynismus auf den Egoismus ist in dieser Allgemeinheit nicht richtig. Es w\u00e4ren zu ber\u00fccksichtigen gewesen : der Cynismus in der Verfolgung gewisser altruistischer Ziele, der Cynismus gewisser mittelalterlicher Asketen, gewisser Selbstm\u00f6rder, der gegen sich selbst gerichtete Cynismus, das Wegwerfen Beiner selbst, der Cynismus als Begleiterscheinung gewisser Geisteskrankheiten, der Cynismus in der \u00c4ufserung \u00fcber sexuelle Vorg\u00e4nge. Es w\u00e4re der Typus deB Cynikers ab-xugrenzen gewesen gegen\u00fcber dem Typus des Frivolen, des Pessimisten. Merkw\u00fcrdigerweise ber\u00fccksichtigt T. unter den von ihm angef\u00fchrten literarischen Erscheinungen nicht \u201e Rameaus Neffe\u201c. Er h\u00e4tte viel daraus lernen k\u00f6nnen.\tGeoeth\u00fcysen (Berlin).\nG. Domas. Le sonrtre: \u00e9tude pijchophjiiologlque. Revue philoeoph. 58 (7), 1-23; (8), 136-151. 1904.\nDas L\u00e4cheln ist nach D. mechanisch-physiologisch seinem Urspr\u00fcnge nach zu erkl\u00e4ren ; er lehnt die psychologischen Erkl\u00e4rungsversuche Dabwins und W\u00fckdts ab und st\u00fctzt sich auf Spbncbbs Theorie der motorischen diffusen Entladung, die er durch die Annahme erg\u00e4nzt, die Muskeln z\u00f6gen sich um so leichter zusammen, je mehr sie in \u00dcbereinstimmung mit benachbarten Muskeln sind oder je weniger andere Muskeln sie an der Spannung verhindern. Das spontane L\u00e4cheln ist nun die leichteste Reaktion der Gesichts-muakeln auf eine gem\u00e4\u00dfigte Erregung, und zwar gen\u00fcgt die Erregung eines motorischen Gesichtsmuskels, um den Ausdruck des L\u00e4chelns hervorzubringen. I). st\u00fctzt seine Theorie durch ein Experiment. Bei vier Versuchspersonen reizte er leicht durch einen elektrischen Strom den Facialis und fand, da\u00df die koordinierten Gesichtsmuskeln so gereizt wurden, da\u00df ein L\u00e4cheln oder ein dem L\u00e4cheln \u00e4hnlicher Gesichtsausdruck hervorgebracht wurde. Das L\u00e4cheln ist so eine Reflexbewegung; alle Ursachen, die die Tonizit\u00e4t der Gesichtsmuskeln steigern, haben die Tendenz, den Ausdruck des L\u00e4chelns hervorzurufen.\nWie hat nun der Mensch das mechanische L\u00e4cheln, diese Reflexbewegung, in einem Gef\u00fchlsausdruck umgewandelt? Die leichten Erregungen sind angenehm, behauptet D. im Anschlu\u00df an W\u00fcndt. So erscheint uns das L\u00e4cheln infolge einer physiologischen Assoziation als nat\u00fcrlicher Ausdruck der Freude. Zu einem willk\u00fcrlichen Gef\u00fchlsausdruck wird es dann durch Nachahmung unserer selbst. Von dem L\u00e4cheln, das zum willk\u00fcrlichen Ausdruck aller angenehmen Gef\u00fchle wird, von dem .L\u00e4cheln der Freude\u201c unterscheidet D. das \u201eL\u00e4cheln des Lachens\u201c, das leichte Lachen. Ein L\u00e4cheln kann etwas von den beiden Arten haben ; ferner kann sich eine der beiden Arten mit einem anderen Gef\u00fchlsausdruck verbinden; es entsteht dann das bittere L\u00e4cheln, das L\u00e4cheln der Verachtung, das mokante L\u00e4cheln etc. Zum Schlu\u00df bemerkt D., da\u00df wie beim L\u00e4cheln, so auch bei den \u00fcbrigen Gef\u00fchls\u00e4u\u00dferungen die Forscher bisher","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nLiteraturbericht.\nzu viel psychologisch und zu wenig physiologisch-mechanisch zu erkl\u00e4ren versucht haben.\tGrobthuyskn (Berlin).\nS. Jank\u00e9l\u00e9vitsch. De la nature do seitlment amooreu. Rev. philot. 58 (10), 353\u2014378. 1904.\nNur wenige Leute gibt es, welche in der geschlechtlichen Liebe nichts anderes sehen, als einen ,\u00e9change de deux fantaisies et un contact de deux \u00e9pidermes'. Man hat die Liebe f\u00fcr ein krankhaftes Ph\u00e4nomen erkl\u00e4rt: Ein gesunder Mensch, welcher ein geschlechtliches Bed\u00fcrfnis f\u00fchlt, wird sich auf dem k\u00fcrzesten Wege an einer anderen Person befriedigen. Ein Verliebter dagegen ist eine Art hysterisch Blasierter. Wollte ein Mensch noch obendrein unter der Liebe leiden oder aus Liebe in den Tod gehen, so w\u00e4re dies ebenso t\u00f6richt, als wenn jemand Speise und Trank verweigerte bis er vor Hunger oder Durst st\u00fcrbe.\nIn vielen Ehen spielt die Liebe nicht die mindeste Bolle, n\u00e4mlich in solchen, welche aus sozialen Konventionen geschlossen sind oder aus Butine ohne das geringste romantische, sentimentale oder \u00e4sthetische Element, bisweilen nur als Zufluchtsmittel nach intellektuellem oder moralischem Niedergange. Allerdings ist es gut, wenn der Sturm der Gef\u00fchle baldigst abgeschw\u00e4cht, die Illusion bald zerst\u00f6rt wird. Dies w\u00e4re der normale Zustand.\nBeim Naturmenschen ging das Bed\u00fcrfnis der Idee der Befriedigung voraus. Mit dem Forschritt der Kultur vollziehen sich die organischen Prozesse mit weniger Begelm\u00e4fsigkeit. Es werden k\u00fcnstliche Beizmittel n\u00f6tig. Und diejenigen Personen, welche das Maximum der Erregung und Befriedigung gew\u00e4hren, sind die gesuchtesten. Dies w\u00fcrde den Anfang der Wahl bezeichnen. In anderen F\u00e4llen macht die Heftigkeit der \u00e4ufseren Bewegungen einer inneren Konzentration Platz, indem das Individuum sein ganzes Leben \u00fcber in der Erwartung des Genusses und Besitzes des geliebten Wesens lebt.\t,\nDas sexuelle Bed\u00fcrfnis unterscheidet sich von anderen k\u00f6rperlichen Bed\u00fcrfnissen. Nach Schopenhauer besteht dieses unterscheidende Element in dem Gattungswillen, dem Instinkt. Was einen bestimmten Mann an eine bestimmte Frau kettet, ist die unbewufste Intuition, dafs letztere f\u00fcr die Fortpflanzung der Art besonders geeignet ist. Auch Verf. ist der Ansicht, dafs bei der sexuellen Liebe zu den organischen Mobilien andere hinzukommen. Gewisse Protozoen und Aktinien, sobald sie einen bestimmten Grad der Entwicklung erreicht haben, teilen sich in mehrere Teile, welche sich entweder voneinander trennen oder am Grunde verbunden bleiben. Daraus sieht man, dafs die sexuelle Funktion die Tendenz besitzt, ihre eigenen Grenzen zu \u00fcberschreiten. Eine Zeit hindurch zwar ist der Instinkt der Erhaltung station\u00e4r. Es kommt aber eine Periode, wo das Tier danach strebt, ein ausgedehnteres Medium zu besitzen und seine F\u00e4higkeit der Anpassung zu vergr\u00f6fsern. Um dies zu erreichen, vervielf\u00e4ltigt es sich. Auf diese Weise k\u00f6nnen solche Wesen ein individuelleres Leben f\u00fchren. Psychologisch gesprochen bedeutet diese Spaltung der Mutterindividuen die Tendenz, das Leben \u00fcber die gr\u00f6fstm\u00f6gliche Zeit und den gr\u00f6fstm\u00f6glichen Kaum auszudehnen, eine ephemere Existenz in eine dauerhafte zu ver-","page":236}],"identifier":"lit32188","issued":"1905","language":"de","pages":"235-236","startpages":"235","title":"G. Dumas: Le sourire: \u00e9tude psychophysiologique. Revue philosoph. 58 (7), 1-23; (8), 136-151. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:36.452893+00:00"}