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{"created":"2022-01-31T16:28:11.125298+00:00","id":"lit32195","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lipmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 341-342","fulltext":[{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"341\nLiteraturbericht.\nAlexander Pfandrr. Einfflbntig in die Psychologie. Leipzig, Barth. 1904.\n423 S. 6 Mk.\nZweck einer Einf\u00fchrung in die Psychologie ist es, \u00fcber Gegenstand, Aufgabe und Methoden der Psychologie zu orientieren. Diese drei Themen behandelt daher der erste Teil des vorliegenden Buches. Gegenstand der Phvchologie ist die psychische Wirklichkeit, ihre Aufgabe, \u201edie in allen Individuen gemeinsame Beschaffenheit und Gesetzm\u00e4fsigkeit der psychischen Wirklichkeit festzustellen\u201c. Die Methode der Psychologie mufs durchaus die der Selbstbeobachtung sein, die tunlichst durch das Experiment zu unterst\u00fctzen ist. Besonderes Interesse verdient in diesem ersten Teile das Kapitel, welches von der materiellen und der psychischen Wirklichkeit handelt, weil hier die charakteristische Auffassung des Verf., dafs Psychologie reine Erfahrungswissenschaft sei und sein m\u00fcsse, besonders deutlich hervortritt. Von diesem Standpunkte aus, der jede Einmischung der Metaphysik, dfer Erkenntnistheorie, der Physik etc. in die Psychologie rnndweg ablehnt, ist es durchaus zu verstehen, dafs Verf. sich gegen den psychophysischen Parallelismus und f\u00fcr die Annahme einer \u201eWechselwirkung zwischen dem Leibe und der zugeh\u00f6rigen psychischen Wirklichkeit\u201c erkl\u00e4rt.\nDer zweite Teil des Buches geht nun n\u00e4her auf \u201edie psychische Wirklichkeit, ihre Beschaffenheit und Gesetzm\u00e4fsigkeit\u201c ein. Von dem Inhalte dieses Teiles sei nur einiges hervorgehoben, um die Stellungnahme des Verf. zu einigen aktuellen Streitfragen zu kennzeichnen. \u2014 Innerhalb einer psychischen Wirklichkeit sind drei Grundz\u00fcge zu unterscheiden, Gegenstandsbewufstsein (Empfindung und Vorstellung), Gef\u00fchl und Streben, von denen keines auf die anderen zur\u00fcckf\u00fchrbar ist. \u2014 Die Frage der Einteilung der Gef\u00fchle versucht Verf. nicht bestimmt zu entscheiden, sondern erkl\u00e4rt nur die Einteilung in Lust und Unlust nicht f\u00fcr ausreichend. \u2014 \u201eDas Ich ist weder eine Summe von Gegenst\u00e4nden noch eine Summe von Vorstellungen noch ein Zusammenhang von Vorstellen, F\u00fchlen und Streben noch eine zeitliche Reihe von psychischen Erlebnissen, sondern es ist das nndefinierbare psychische Subjekt, das in allen psychologischen Begriffen notwendig mitgedacht ist, da es den zentralen Lebenspunkt alles psychischen Lebens bildet.\u201c\nDas Buch wird jeden, der sich schon mit Psychologie besch\u00e4ftigt hat, besonders in einzelnen Kapiteln (z. B. \u201eGegenst\u00e4nde und Gegenstandsbewufstsein\u201c und \u201eBewufstsein, Bewufstseinsinhalte und das Selbstbewufst-","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"34\u00e4\nLiteraturbericht.\nsein\u201c) sehr interessieren. Ob aber die strenge Losl\u00f6sung der Psychologie von allen erkenntnistheoretischen Erw\u00e4gungen, wie Verf. sie fordert und durchzufahren versucht, gerade f\u00fcr eine \u201eEinf\u00fchrung\u201c geeignet ist, erscheint dem Ref. doch fraglich.\tLipkann (Berlin).\nE. F. B\u00fcchner, Piychologlctl Prognu. Psychol. Bulletin 1 (3), 67\u201464. 1904.\nIn diesem Essay wird gezeigt, wie man durch PrQfen und Ausscheiden in der Wissenschaft weiter kommt. Rekonstruktion ist die Bedingung sine qua non von Fortschritt und doch beh\u00e4lt die Psychologie, obgleich in verschiedene Schulen zersplittert, ihr eigenes Gepr\u00e4ge als Ganzes. Mm unterscheidet mit historischer Bestimmtheit sechs Schulen: 1. Geistes-verm\u00f6gen, 2. ABSoziationspsychologie, 3. Herbartische, 4. physiologische, 5. experimentelle und 6. genetische Psychologie. Die erste, zweite und vierte beziehen sich auf Erkl\u00e4rungsweisen. Die dritte folgt dem Namen eines Autors. Die f\u00fcnfte und sechste sind nach Untersuchungsmethoden genannt. Die erste, zweite, dritte und vielleicht die vierte sind schon veraltet, doch ist das Gute an jeder zum Recht gekommen und angenommen. Wie allm\u00e4hliche Assimilation und Fortschritt zustande kommen, zeigt Verf. dm Beispiel von H. Spencers psychologischen Verdiensten. Der psychologische Gewinn beruht hier haupts\u00e4chlich auf der freien Rekonstruktion von g\u00fcltigen Tatsachen in Zusammenhang mit Prinzipien, die Verdienste in allen Wissenschaften errungen haben. Es folgt sodann ein ziemlich detaillierter Aufsatz \u00fcber Spencers psychologische Ansichten und ihren Einflufs auf die moderne Psychologie. Ooden (Columbia, Missouri).\nN. Losskij. Die 0randtehren der Pejcbttogife rotn lUndptmkte des Tel\u00ab*-\nUrtstuai. Deutsch von E. Kledkek. Leipzig, Barth. 1904.\t221 S.\nMk. 6,00.\nDer Verf. will in diesem Buche, von dem die ersteh 46 Seiten schon vor zwei Jahren im 30. Bd. der \u201eZeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg.\u201c erschienen sind, den Voluntarismus in einem bestimmten Sinne recht-fertigen und die Lehren entwickeln, die sich notwendig aus diesem Voluntarismus ergeben. Er kn\u00fcpft an meine \u201ePh\u00e4nomenologie des Wollens\u201c an und baut schlie\u00dflich eine voluntaristische Weltanschauung auf, die manche \u00c4hnlicheit mit der Willensphilosophie Maine de BiraNs hat. Ich setze zun\u00e4chst ziemlich unabh\u00e4ngig von der Terminologie und dem Gedankengang des Buches eine \u00dcbersicht \u00fcber das Gesamtergebnis desselben voran.\nDen ma\u00dfgebenden Quellpunkt d\u00e8s ganzen individuellen psychischen LebenB bildet das Ich, dessen Wesen und eigent\u00fcmlicher Charakter in einem System von bestimmten urspr\u00fcnglichen Strebungen besteht. Diese urspr\u00fcnglichen Strebungen lassen ganze Reihen abgeleiteter, ihrer Zweckverwirklichung dienender Strebungen aus sich hervorgehen. Bei dieser Ausstrahlung des Strebens bleibt es aber nicht, sondern das strebende Ich wird nun auch t\u00e4tig und f\u00fchrt durch diese seine T\u00e4tigkeit bestimmte Ver\u00e4nderungen des psychischen Lebens herbei. Von sich selbst und seinen Zust\u00e4nden hat das Ich nicht notwendig eine Erkenntnis, wohl aber ein gef\u00fchlsm\u00e4fsiges Bewu\u00dftsein; es hat Selbstbewufstsein, aber nicht Selbstgew\u00fcfstsein. -Die Sph\u00e4re dessen, was dem Ich in eintnri unmittel-","page":342}],"identifier":"lit32195","issued":"1905","language":"de","pages":"341-342","startpages":"341","title":"Alexander Pf\u00e4nder: Einf\u00fchrung in die Psychologie. Leipzig, Barth. 1904. 423 S.","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:11.125303+00:00"}