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{"created":"2022-01-31T16:30:39.773217+00:00","id":"lit32201","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Baade","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 348-349","fulltext":[{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\nLiteratwbericht.\nempfindungen, Hunger, Durst, auch Sehnen-, Muskel- und Gelenkempfin d\u00fcngen sind ohne weiteres \u201eGef\u00fchle\u201c. Vielleicht zeigt diese Terminologie am deutlichsten, dais U. nirgends ausgeht von einer vorurteilsfreien Betrachtung der Tatsachen selbst, Bondern \u00fcberall von einem Begriffsschema, das den Tatsachen aufgezw\u00e4ngt wird. Weder die Psychologie, noch auch die erkenntnistheoretische Grundlegung derselben kann meiner Meinnng nach von einer solchen Betrachtungsweise F\u00f6rderung erwarten.\nIm einzelnen zeigt sich mehrfach eine \u00dcbereinstimmung mit den Positionen von Natorps \u201eEinleitung in die Psychologie\u201c.\nv. Aster (M\u00fcnchen).\nHenry Rutgers Marshall. Of Simpler aid mere Complex Coudoinenet.\nJournal of Philosophy, Psychology and Scientific Methods 1 (14), 365\u2014372. 1004.\nIn dem vorstehenden, wie in einem fr\u00fcheren Aufsatz desselben \u201eJournal of Philosophy etc.u (1 (9), 1904) betitelt: \u201eOf Neurnrgic and Noetic Correspondences\u201c, geht M. aus von der Theorie des psychophysischen Parallelismus und sucht gest\u00fctzt auf diese Theorie die Bewufstseinswelt mit ausschliefslicher R\u00fccksicht auf das korrespondierende physische System zu charakterisieren. Ref. vermag weder diese Betrachtungsweise, noch die von M. erzielten Resultate f\u00fcr fruchtbar zu halten. Welchen psychologischen Sinn soll z. B. die \u2014 im Hinblick auf die Kompliziertheit der den ganzen Menschen durchziehenden Nervenmasse aufgestellte \u2014 Behauptung haben, das menschliche Bewufstsein sei ein \u201ebundle of minor consciousnesses\u201c, deren eines, n\u00e4mlich das der Gehirnmasse korrespondierende, normalerweise dominiere?\nIn dieser Abhandlung werden solche Resultate benutzt, um daran Spekulationen \u00fcber Vorhandensein und Beschaffenheit einfacherer und namentlich komplizierterer, \u00fcbermenschlicher Bewufstseinswelten \u2014 sie finden schliefslich in einer Weltseele ihren Abschlufs \u2014 zu kn\u00fcpfen. Ob die Ergebnisse, wenn wir die Tatsachen des Bewufstseinslebens ins Auge fassen, wie sie uns die innere Erfahrung lehrt, einen fafsbaren und verst\u00e4ndlichen Sinn haben, wird auch hier nicht gefragt.\nv. Aster (M\u00fcnchen).\nLeonard Nelson. Die kritische Methode itd das Verhiltnls der Psycholtgit ZW Philosophie. Ein Kapitel aus der Methodenlehre. Abhandlungen der FRiEsachen Schule. N. F. Heft 1, 1\u201488. 1904.\n\u201eDie Deduktion der metaphysischen Grunds\u00e4tze ist ein Gesch\u00e4ft der Psychologie\u201c (S. 24). Der Begr\u00fcndung, Klarlegung und Verteidigung dieses Satzes ist die vorliegende Schrift gewidmet. F\u00fcr den Psychologen von Interesse ist die Art, wie der Verf. \u2014 von rein philosophischem Standpunkte ausgehend \u2014 einen Einwurf beseitigt, der gerade heute von vielen Seiten gegen eine Grundlegung der Philosophie durch Psychologie erhoben wird. Man pflegt n\u00e4mlich zu sagen : Metaphysische Grunds\u00e4tze \u2014 man denke an das Kausalgesetz \u2014 sollen eine G\u00fcltigkeit a priori, d. h. unabh\u00e4ngig von aller Erfahrung besitzen. Wie kann nun die Psychologie metaphysische Grunds\u00e4tze beweisen, da sie doch als Naturwissenschaft empi-","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Litcralurbericlit.\n349\nrischen Ursprungs ist und zudem, wenn sie nicht auf der beschreibenden Stufe stehen bleiben, sondern sich zu einer erkl\u00e4renden Wissenschaft emporheben will, das Kausalgesetz bei ihren Schl\u00fcssen voraussetzen mufs 1 Dieser Einwand, der den Namen \u201ePsychologist\u201c zu einer wenig schmeichelhaften Bezeichnung unter den Philosophen gemacht hat, beruht nun nach Nelson auf einer verh\u00e4ngnisvollen Verwechslung zwischen Beweis und Deduktion. \u2014 Beweisen lassen sich metaphysische Grunds\u00e4tze \u00fcberhaupt nicht. Denn wenn sie durch logische Schl\u00fcsse aus anderen rationalen S\u00e4tzen ableitbar w\u00e4ren, so w\u00e4ren sie keine Grunds\u00e4tze; und wenn sie empirisch nachweisbar w\u00e4ren, so w\u00e4ren sie nicht metaphysisch. Sie bed\u00fcrfen aber auch keines Beweises. Denn da sie die Bedingungen der M\u00f6glichkeit menschlicher Eikenntnis sind, so gelten sie schlechthin f\u00fcr den menschlichen Verstand und f\u00fcr die Dinge so, wie der menschliche Verstand sie erkennt. Oh aber unsere Erkenntnis \u2014 und mit ihr die metaphysischen Grunds\u00e4tze \u2014 den Dingen an sich entspricht, ob unsere Erkenntnis \u201etranszendentale Wahrheit\u201c liefert, diese Frage kann keine menschliche Wissenschaft jemals beantworten, weil sie eben \u00fcber die Grenzen menschlichen Erkennens hinausf\u00fchrt. Sollte sich die Psychologie an diese Aufgabe heranwagen, so w\u00fcrde sie in der Tat an den Klippen scheitern, die in dem oben erw\u00e4hnten Einwand bezeichnet sind. Aber metaphysische Grunds\u00e4tze zu beweisen, ist eben keine Aufgabe f\u00fcr die Psychologie, so wenig wie f\u00fcr irgend eine Wissenschaft. Daf\u00fcr erw\u00e4chst aber dem menschlichen Geiste eine andere wichtige Aufgabe in bezug auf die metaphysischen Grunds\u00e4tze. Es mufs n\u00e4mlich in jedem einzelnen Falle festgestellt werden, ob ein bestimmter Satz \u2014 z. B. das Kausalgesetz \u2014 ein metaphysischer Grundsatz ist, und diese Aufgabe \u2014 Nelson nennt sie im Anschlufs an Kants Sprachgebrauch: Deduktion \u2014 sie f\u00e4llt der Psychologie zu. Denn die Frage, ob ein bestimmter Satz ein Grundgesetz menschlichen Erkennens enthalte, ber\u00fchrt eine Tatsache des Seelenlebens, und kann also nur durch innere Erfahrung, d. h. mit den Hilfsmitteln der Psychologie entschieden werden. Auch bleibt bei L\u00f6sung dieser Frage die Psychologie mit vollem Recht bei ihrer naturwissenschaftlichen Beobachtungs- und Schlufsweise. Der obige Einwand, der gegen die Verwendung der Psychologie als Beweismittel f\u00fcr metaphysische Grunds\u00e4tze so schwer ins Gewicht fiel, er wird hinf\u00e4llig, sobald man eingesehen hat, dafs metaphysische Grunds\u00e4tze nicht bewiesen, sondern deduziert sein wollen. Folgende S\u00e4tze (S. 30) fassen die Aufl\u00f6sung des Problems zusammen: \u201eDie Kritik beweist den psychologischen Satz, dafs die Erkenntnis, die ein gewisser metaphysischer Satz ausspricht, eine unmittelbare Erkenntnis aus reiner Vernunft ist. Der Beweis dieses psychologischen Lehrsatzes ist die Deduktion jenes metaphysischen Grundsatzes.\u201c\tBaade (G\u00f6ttingen).\nRobert M\u00fcller. Ober die Bedentnng des biologischen Indlridnalbegrlffes f\u00fcr die Piyehologie. Journal f\u00fcr Psychologie und Neurologie 8 (5), 231\u2014244. 1904.\nDer Solipsismus ist unwiderleglich, aber praktisch undurchf\u00fchrbar, und theoretisch unwahrscheinlich gemacht durch die M\u00f6glichkeit identischer Sinnesaussagen von seiten verschiedener Personen. Letztere erm\u00f6glichen","page":349}],"identifier":"lit32201","issued":"1905","language":"de","pages":"348-349","startpages":"348","title":"Leonard Nelson: Die kritische Methode und das Verh\u00e4ltnis der Psychologie zur Philosophie. Ein Kapitel aus der Methodenlehre. Abhandlungen der Friesschen Schule. N. F. Heft 1, 1-88. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:39.773222+00:00"}