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{"created":"2022-01-31T16:36:09.728148+00:00","id":"lit32226","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Beyer, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 366-368","fulltext":[{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nLifernlurberieht.\ndem Wasser, sondern den festen W\u00e4nden die \u00dcbertragung der Schallwellen zu verdanken.\nDie Funktion des runden Fensters bestehe haupts\u00e4chlich darin, als eine membran\u00f6s verschlossene L\u00fccke in der Knochenhand die subtilsten Reaktionen der Endfasern auch auf leisesten Schall zu erm\u00f6glichen. Da n\u00e4mlich die Fasern nach den Gesetzen der Resonanz in stehende Schwingung gerieten und dieses um so leichter geschehe, je ausweichf\u00e4higer das umgebende Medium sei, so sei in der runden Fenstermembran, die infolge ihrer Gestalt und Elastizit\u00e4t, den leisesten Druckdifferenzen von innen her durch Profil\u00e4nderung nachgebe, eine wertvolle Vorbedingung f\u00fcr staunenswerte H\u00f6rfeinheit gegeben. Jedoch habe dieselbe noch eine andere Bedeutung. Wenn bei anhaltendem Druck durch starken Schall oder reflektorisch durch den Stapedius ein Einw\u00e4rtsr\u00fccken des Stapes erfolge, dann schwingen die die gr\u00f6fsere Oberfl\u00e4che darbietenden Fasern tr\u00e4ger, und hierbei wirke die Membran des runden Fensters, als aus weich bare Stelle, gewissermafsen als Schutzvorrichtung f\u00fcr die Fasern, aber auch im Sinne der physikalischen D\u00e4mpfung durch Verhinderung des Nachschwingens besonders der tieft\u00f6nigen Saiten.\tH. Beyek (Berlin].\nFa. Bezols. Vettere Uitersachungen fiber \u201eKiochenleitnsg\u201c and Schalleitugi-\nappirat lm Ohr. Ztitschr. f. Ohrenheilk. 48 (1/2), 107. 1904.\nDa Verf. bei seinen fr\u00fcheren Untersuchungen an einseitig Labyrinth-losen zu dem Ergebnis gekommen war, d&Ts selbst starke Schallwellenobert\u00f6nefreier Stimmgabeln in der unteren H\u00e4lfte der Tonskala bis zur kleinen Oktave von einem normalen Geh\u00f6rorgane nicht perzipiert w\u00fcrden, kommt er f\u00fcr die Erkl\u00e4rung dieser Tatsache zu der Frage, ob der mit Weichteilen \u00fcber kleidete Sch\u00e4del bei Zuleitung von Tonrellen in dieser Tiefe durch Luftleitung \u00fcberhaupt in Mitschwingungen gerate und ob diese Schallwellen, wenn sie auf den Knochen \u00fcbergingen, auch den Nerven-endapparat im CoBTischen Organ bei dieser Art der Zuleitung ohne den Schalleitungsapparat zu reizen verm\u00f6gen.\nWie einige Experimente ergeben, gingen Schallwellen tieferer T\u00f6ne nicht in erheblichem Mafse aus der Luft auf die Sch\u00e4deloberfl\u00e4che \u00fcber, da z. B. bei Leitung durch einen Schlauch und Glastrichter auf verschiedene Sch\u00e4delabschnitte der Ton einer a- Gabel von einzelnen Stellen des Sch\u00e4dels nicht geh\u00f6rt wurde. Allerdings mufsten sich diese T\u00f6ne dabei unterhalb der Intensit\u00e4t halten, die ein Mitschwingen der Schalleitungskette resp. eine Zuleitung durch den \u00e4ufseren Geh\u00f6rgang erm\u00f6glichte.\nDa nun das verh\u00e4ltnism\u00e4fsig gute H\u00f6rverm\u00f6gen f\u00fcr Sprache bei Leuten mit doppeltseitiger Geh\u00f6rgangsatresie mit der Annahme, dafs durch Knochenleitung allein ein H\u00f6ren f\u00fcr Sprache nicht m\u00f6glich sei, in Wider Spruch steht, so erkl\u00e4rt Verf. diesen in der Weise, dafs hierbei f\u00fcr die Aufnahme der Sprachlaute g\u00fcnstig wirkende Umst\u00e4nde mitspr\u00e4chen. So w\u00e4re die Schallaufnahme durch die weit offenstehende Tube nicht ausgeschlossen, sodann best\u00e4nde gew\u00f6hnlich noch eine \u00d6ffnung in der Ver-schlufsplatte, ferner w\u00e4re die cranio-tympanale Leitung in diesen F\u00e4llen wie bei k\u00fcnstlichem VerBchlufs des Geh\u00f6rganges betr\u00e4chtlich gesteigert und schliefslich wirke auch die Fixation des Stapes im ovalen Fenster in","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n367\ng\u00fcnstigem Sinne. Weitere Versuche mit abklingenden Stimmgabeln vor der Stirn bei verschlossenen Geh\u00f6rg\u00e4ngen ergaben an Normalh\u00f6renden dieselbe untere Tongrenze, n\u00e4mlich d, wie bei einseitig Labyrinthlosen. Dieses beweise, dafs es gleichg\u00fcltig sei, ob die Stimmgabel in n\u00e4chster N\u00e4he des ertaubten Ohres oder bei normalem Geh\u00f6r direkt an der Stirn sehwinge. Eine geringe Steigerung des Tones liefe sich bei Ann\u00e4herung tiefer Gabeln an das obere Ende des Unterarmes erzielen, woraus resultiere, dafs der Sch\u00e4del selbst sowie auch andere K\u00f6rperteile durch eine sie nicht ber\u00fchrende Stimmgabel in schwache Mitschwingungen versetzt werden k\u00f6nnten. Soweit diese T\u00f6ne geh\u00f6rt w\u00fcrden, gesch\u00e4he es aber nicht durch Knochenleitung, da diese, wie andere Versuche ergeben h\u00e4tten, selbst h\u00f6here T\u00f6ne nicht zuzuleiten verm\u00f6ge, sondern allein durch die in Schwingungen versetzte Geh\u00f6rgangsluft und das Trommelfell.\nBei der direkten Zuleitung von Schallwellen fester K\u00f6rper durch Aufsetzen derselben auf den Sch\u00e4del, sei die Aufnahme und Fortleituug eine viel vollkommenere. So k\u00f6nnte z. B. die grofse A-Gabel noch durch sechs K\u00f6pfe durch geh\u00f6rt werden und verl\u00f6re dabei nur Vs ihrer normalen H\u00f6rdauer. Derartige Schwingungen durchsetzten sowohl das Labyrinth wie den Schalleitungsapparat und bewirkten eine Ortsver\u00e4nderung desselben, wof\u00fcr Lccae, Politzeb, Bkrthold, Nagel und Samojloff den experimentellen Beweis geliefert h\u00e4tten. Mittels der mikrophonischen Methode habe nun Madeb auch das gleiche Ergebnis f\u00fcr schwache T\u00f6ne gefunden, aber auch konstatiert, dafs eine Aufnahme von Luftschallwellen durch die Kopfknochen stattfinde. Gegen die Ansicht desselben, dafs diese das Labyrinth auf direktem Wege erreichenden Schwingungen des Knochens notwendigerweise perzipiert w\u00fcrden, betont Verf., dafs auch hierbei die Schalleitungskette zur Vermittelung n\u00f6tig sei. Daf\u00fcr spr\u00e4che einmal das \u00fcberwiegen der Luft- \u00fcber die Knochenleitung, die viel l\u00e4ngere H\u00f6rdauer bei Luftleitung und dann auch einige Versuche, bei denen er dartun konnte, dafs T\u00f6ne von Stimmgabeln durch den Kopf geleitet werden k\u00f6nnten, welche ein zweiter den Kopf auskultierender Beobachter st\u00e4rker als der erste, ja sogar solche, welche dieser gar nicht, daf\u00fcr aber der zweite Auskultierende h\u00f6re. Es gelangten somit nicht alle das Labyrinth durclistr\u00f6mendeu Schallwellen zur H\u00f6rperzeption. Zur Erkl\u00e4rung dessen k\u00e4me folgendes in Betracht.\nWie Madeb gefunden, empfange die Labyrinthfl\u00fcssigkeit auch bei Knochenleitung ihre Impulse von der Stapesfufsplatte aus. Es w\u00e4re dabei die Bewegung, in welche die Membrana basilaris gerate, eine ganz andere, wenn sie von der Gesamtwand, als wenn sie von der Fufsplatte her komme. Infolge der L\u00e4nge der Schallwellen, entspr\u00e4che n\u00e4mlich im Knochen jeder Verdichtungswelle eine Verkleinerung, jeder Verd\u00fcnnungswelle eine Ver-gr\u00f6fserung der ganzen Labyrinthh\u00f6hle und darauB resultiere im letzten Falle eine Anspannung, im ersteren eine Erschlaffung der Querfasern und die Entstehung von longitudinalen Wellen in denselben. Bei Druck der Stapes-platte k\u00f6nnten dagegen transversale Wellen auftreten, welche eine Voraussetzung sowohl der HBLMBOLTZschen Theorie wie der HENSBNSchen Anschauung f\u00fcr das Zustandekommen von Tonempfindungen bildeten. Es","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"868\nLiteraturbericht.\nw\u00e4re also kein H\u00f6ren durch osteale, sondern nur durch osteo-stapedisle Leitung m\u00f6glich.\nBei der direkten Zuleitung von Stimmgabelt\u00f6nen zum Sch\u00e4del ent stehen aber noch, aufser den molekularen Schwingungen rhythmische Ersch\u00fctterungen des Sch\u00e4dels, welchen die sehr beweglich aufgeh\u00e4ngte Schallleitungskette nicht zu folgen verm\u00f6ge und die sie daher infolge der Tr\u00e4gheit ihrer Massen mit Verschiebung im entgegengesetzten Sinne beantworte. Diese letztere Gegenbewegung (molare Bewegung) sei abh\u00e4ngig von dem Entstehungsorte der Ersch\u00fctterung und werde sich in n\u00e4chster N\u00e4he des Ohres mit der molekularen summieren, jedoch im gegen\u00fcberliegenden Ohr. In allen anderen F\u00e4llen w\u00fcrden beide Bewegungen entgegengesetzt aufeinander einwirkeu, und von diesem Gesichtspunkte aus erkl\u00e4re sich das MiTsverh\u00e4ltnis zwischen aero- und osteo-tympanaler Leitung. Schliefslich spr\u00e4chen auch die Erfahrungen \u00fcber Fixation des Schalleitungsapparates durch pathologische Prozesse, phylogenetische und vergleichend anatomische Tatsachen f\u00fcr die Unentbehrlichkeit der Schalleitungskette als \u00dcberleitungs-1 weg f\u00fcr Schallwellen.\nSomit zieht Verf. aus allen diesen Beobachtungen und Erw\u00e4gungen die Schlufsfolgerung dahin, dafs \u201ealler Wahrscheinlichkeit nach sich unsere H\u00f6rperzeption nicht nur in Luft-, sondern auch in Knochenleitung aus-schliefslich auf die Schallwellen, welche auf ihrem Wege zum Labyrinth den Schalleitungsapparat passiert haben, beschr\u00e4nke, und die Schallwellen, welche das Labyrinth direkt, d. h. ohne geeignete Vermittelung der letzteren treffen, f\u00fcr uns unh\u00f6rbar blieben. Dafs ferner die abgestimmten Fasern der Membrana basilaris im Connschen Organ nur durch ihre Hin- und Herbewegung in transversaler Richtung eine H\u00f6rreaktion in den Coanschen Zellen hervorzurufen verm\u00f6gen und dafs die Aufgabe des Schalleitungsapparates f\u00fcr die H\u00f6rperzeption darin bestehe, die longitudinalen Schallwellen der Luft ebenso wie die den Sch\u00e4del direkt durchsetzenden longitudinalen Schallwellen in transversale Schwingungen umzuwandeln, welche allein imstande sind, die nerv\u00f6sen Endapparate des Ohres in perzipierbare Mitschwingungen zu versetzen\u201c.\tH. Bztib (Berlin).\nFb. Bxzold. lUchtrigliche Bemerkung w\u00e4hrend der korrekt\u00bb tber du Befclr-orgta des erwachsenen Vales. Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48 (2), 171. 1904.\nDie anatomische Untersuchung erwachsener Walohren ergab, wie auch B\u00f6nnikohaus gefunden, eine v\u00f6llig feste Verwachsung zwischen den vorderen und hinteren Forts\u00e4tzen von Os tympanicum und petrosum, keine Ankylose der Stapesfufsplatte, dagegen eine feste Verbindung des Hammers mittels des Processus folianus an der \u00e4ufseren Lefze des Tympanicum. Diese mechanischen Verh\u00e4ltnisse stimmten nun mit der Theorie der molaren Gegenbewegung zwischen Os tympanicum und petrosum bei Schalleinwirkung nicht \u00fcberein. Daher versucht Verf. die Aufnahme und Oberleitung des Schalles von der AuXsenfl\u00e4che des Sch\u00e4dels auf die Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette in folgender Weise zu erkl\u00e4ren. Von dem dem Processus ma8toideus entsprechenden Knochen ist ein fl\u00fcgelf\u00f6rmiger Fortsatz ans gewachsen, der aus verschieden dichten, langen und dicken Knochen-","page":368}],"identifier":"lit32226","issued":"1905","language":"de","pages":"366-368","startpages":"366","title":"Fr. Bezold: Weitere Untersuchungen \u00fcber \"Knochenleitung\" und Schalleitungsapparat im Ohr. Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48 (1/2), 107. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:09.728153+00:00"}