Open Access
{"created":"2022-01-31T16:36:39.554871+00:00","id":"lit32241","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lipmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 377-378","fulltext":[{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n377\n\u00e4hnlichen, aber unrichtigen Reproduktionen des ersten Falls hinzu addiert, sind die Resultate ziemlich gleich in beiden F\u00e4llen. Daher kann man behaupten, dafs etwa 25% in beiden F\u00e4llen sofort \u201etot\u201c sind. Es sei aber eine Frage, inwieweit derartige Reproduktionen von einem wirklichen Ged\u00e4chtniBgrund herr\u00fchren, und inwieweit sie von einem Nachklingen der urspr\u00fcnglichen Reize kommen. Beide sind vielleicht eine Funktion verschwindender Nachwirkungen. Verf. fragt weiter, ob man nicht von diesem Gesichtspunkt aus eine Revision von vielen der neueren Arbeiten \u00fcber das Ged\u00e4chtnis anstreben solle, ehe die Resultate auf den best\u00e4ndigen Inhalt des assoziativen Ged\u00e4chtnisses angewandt werden k\u00f6nnen. Die angef\u00fchrten Experimente sind freilich nur provisorischer Art und nur als Anregungen zu weiteren und sorgf\u00e4ltigeren Arbeiten bestimmt.\nOgden (Columbia, Missouri).\nJ. Grasset. La sensation du \u201ed\u00e9j\u00e0 vn\u201c. Sensation du \u201ed\u00e9j\u00e0 entendu\u201c; d\u00fb \u201ed\u00e9j\u00e0 \u00e9prouv\u00e9\u201c; illusion de \u201efausse reconnaissance\u201c. Journal de psychologie norm, et pathol. 1 (1), 17\u201427. 1904.\nDieses Ph\u00e4nomen, welches nicht alle Menschen aus eigener Erfahrung kennen, versucht der Verf. auf Grund eines von ihm ersonnenen und bereits ver\u00f6ffentlichten Schemas, nach welchem die psychischen Zentren in obere (\u201econscients\u201c) und untere (\u201esubconscients ou inconscients\u201c) zerfallen, zu erkl\u00e4ren. Auch die unteren Zentren k\u00f6nnen nach Ge. zuweilen f\u00fcr sich Eindr\u00fccke von der Aufsenwelt empfangen und aufbewahren <,acquisitions exog\u00e8nes inconscientes\u201c), ja sie k\u00f6nnen sogar auf eigene Hand Phantasiebilder erzeugen (\u201eacquisitions endog\u00e8nes inconscientes\u201c). Werden nun diese Vorg\u00e4nge durch irgend einen Umstand geweckt und von den oberen Zentren erkannt, so bleibt dabei dennoch ihr Ursprung dunkel. Daher das Qu\u00e4lende der Empfindung. \u2014 Interessant ist ein der Arbeit beigegebener, an den Verfasser gerichteter Brief von Paul Bourget, in welchem der bekannte Schriftsteller Selbstbeobachtungen, die er \u00fcber diese Erscheinung anstellte, eingehend beschreibt. Zum Schl\u00fcsse erinnert der Verf. an die zahlreichen Arbeiten, die \u00fcber diesen Gegenstand ver\u00f6ffentlicht wurden (Lrroy, Laurent, M\u00e9r\u00e9 etc.) und bespricht kurz einige Theorien, durch welche ein Erkl\u00e4rungsversuch dargeboten wurde.\nKiesow (Turin).\nRobert M\u00fclles, fiber die Grundlagen der Richtigkeit der Sinnesaassagen.\nJournal f\u00fcr Psychologie und Neurologie 3 (3), 112\u2014126. 1904.\nWenn man von der Voraussetzung Machs oder Berkeleys ausgeht, dafs Wahrnehmung und Wahrnehmungsiuhalt, Wahrnehmung und Aufsenwelt identisch seien, so erscheint es zun\u00e4chst unverst\u00e4ndlich, wie man von falschen Wahrnehmungen sprechen k\u00f6nne. Dennoch braucht man sich hier nicht damit zu helfen, dafs man nicht die IVahrnehmung selbst f\u00fcr falsch erkl\u00e4rt, sondern das vom wahrnehmenden Subjekt daran gekn\u00fcpfte Urteil, also h\u00f6here psychische Vorg\u00e4nge. Vielmehr will Verf. zeigen, dafs es m\u00f6glich ist, \u201edas naturwissenschaftliche Denken\u201c auch \u201ein der Untersuchung der Wahrnehmungsvorg\u00e4nge vollst\u00e4ndig durchzuf\u00fchren und damit","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nLiteratur\u00e0ericht.\ndie Begriffe des Bewufeteeina, der Apperzeption and des Willens, die mets physischen Ursprungs sind, aussaschalten.\u201c\nJede Wahrnehmnngssnsesge ist, \u201esolange sie sicher ist, eindeutig and notwendig\u201c f\u00fcr die weinnehmende Person, nnd es fragt sich nnn \u201e1. wie kommt die Versuchsperson dasu, eine Aussage au machen, die sich ab falsch erweist, und 2. wie ist es m\u00f6glich, dais die Unrichtigkeit der A Besage Oberhaupt festgestellt werden kann\u201c.\nDafs falsche Aussagen gemacht werden, liegt daran, \u201edafs Elemente der Wahrnehmung nur dann als verschieden ausgesagt werden k\u00f6nnen, wenn sie in ihren Merkmalen in der Wahrnehmung sich um endliche Betr\u00e4ge unterscheiden\u201c. Zur\u00fcckzuf\u00fchren ist dies \u201eanf eine Eigenschaft der Sinnes Substanzen, die darin besteht, dafs diese durch um unendlich kleine Betrage verschiedene Reise in gleicher Weise erregt werden\u201c. Diese Pr\u00e4zision der Wahrnehmung ist weiter abh\u00e4ngig von der Erwartung, der \u00dcbung, der Er mfldung, der Aufmerksamkeit u. dgl.\nDafs eine Aussage als falsch bezeichnet werden kann, ist dadurch erm\u00f6glicht, dafs man Ober die Wahrnehmung nicht nur \u201eauf Grund dee gegenw\u00e4rtig gegebenen einfachen\u201c, sondern auch \u201eauf Grund eines indirekten, komplizierten WahrnehmnngsVorganges, der in einer Messung besteht, ans sagen\u201c kann. Bei einer solchen \u201ekomplexen Sinnesaussage\u201c nun ist die Pr\u00e4zision der Wahrnehmung eine h\u00f6here. Daher wird, wenn beide Ans sagen nicht flbereinstimmen, die letztere f\u00fcr richtig, die erstere f\u00fcr falsch erkl\u00e4rt.\nDer Begriff der Pr\u00e4zision einer Aussage kann nun vermittels dee \u201eGesetzes der gro\u00fcsen Zahlen\u201c auf Grund des ihr anhaftenden zuf\u00e4lligen Fehlers scharf bestimmt werden. Ferner kann so aus einer vorliegenden Versuchsreihe gezeigt werden, \u201edafs die Fehler von Wahrnehmungsaussagen im Grenzgebiete der Unterscheidbarkeit keine anderen als zuf\u00e4llige Fehler seien\u201c, eine Annahme, die ja \u00fcberhaupt den psychophysischen Fehlermethoden zugrunde liegt. \u201eDaraus ergibt sich aber die Folgerung, dais das aufsenweltliche Geschehen und die Wahrnehmung als \u201esubjektiver\u201c Vorgang konform seien und in derselben Weise betrachtet werden m\u00fcssen.\u201c\nLipjlahk (Berlin).\nA. H. Pierce. An Experience and an Inquiry- Joum. of Philos., Psychol, and Scient. Methods 1 (15), 400\u2014403. 1904.\nVerf. spricht in diesem kurzen Aufsatz \u00fcber die Bedeutung von Be Produktionen unbemerkter Eindr\u00fccke. Beweise daf\u00fcr sind zahlreich in Berichten \u00fcber Hysterie, Hellsehen, Tr\u00e4ume, hypnagogischen Erscheinungen u. dgl. zu finden. Aber auch im normalen Leben h\u00e4t man derartige Erfahrungen. Sie sind leicht in zwei Arten einzuteilen: erstens, wo man Sinneseindr\u00fccke reproduziert, die zur Zeit des Einpr\u00e4gens nicht bewufst waren, und zweitens, wo man diese urspr\u00fcnglich unbemerkten Eindr\u00fccke in ein anderes Sinnesgebiet \u00fcbersetzt. Von letzterer Art zitiert Verf. einen Fall seines eigenen Lebens, wo ein unbewufster visueller Eindruck nachher als verbale Reproduktion anftanchte. Er sagt n\u00e4mlich unvermittelt an sich selbst: G\u00fcstavo Tosti. Nach l\u00e4ngerem Nachdenken, woher ihm dieser Eindruck gekommen sein kann, entfaltet er ein Zeitungsblatt, das er ohne","page":378}],"identifier":"lit32241","issued":"1905","language":"de","pages":"377-378","startpages":"377","title":"Robert M\u00fcller: \u00dcber die Grundlagen der Richtigkeit der Sinnesaussagen. Journal f\u00fcr Psychologie und Neurologie 3 (3), 112-126. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:39.554877+00:00"}