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{"created":"2022-01-31T16:36:10.096714+00:00","id":"lit32245","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 380-381","fulltext":[{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nLiter aixtrb er icht.\ngemeinen, id est subjektiven Gesichtspunkten und vergleicht die entsprechenden Quersummen, die Allerdings sehr zugunsten der \u201eIntelligenten\u201c sprechen. Die Ursache liegt aber nur in der hier erheblich geringeren Schwankungsbreite, also in der besseren Aufmerksamkeit, die sich wohl einfacher feststellen l\u00e4fet, aber auch so als ein exakter Malsstab f\u00fcr die Intelligenz kaum angesprochen werden darf. Jedenfalls erm\u00f6glicht eine einfache Assoziationspr\u00fcfung die Feststellung eines intellektuellen Inventars in weit gr\u00f6fserer Vollkommenheit.\tAlter (Leubus).\nOtto Jkspersen. Lehrbuch der Phonetik. Autorisierte \u00dcbersetzung von\nH. Davidsbx. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner. 1904. 255 S., 2 Taf.\nPreis 5 Mk.\nEin Werk, das die Phonetik f\u00fcr den Philologen und f\u00fcr den Physiologen zugleich in befriedigender Weise behandelt, gibt es zurzeit nicht, wohl deshalb, wreil es keine Forscher gibt, die beide Gebiete beherrschen. Da wir unter solchen Umstanden ein die Phonetik in ihrem ganzen Umfange behandelndes Werk zun\u00e4chst nicht erwarten d\u00fcrfen, scheint mir jedem Buche gegen\u00fcber, das im Titel eine Behandlung \u201eder Phonetik\u201c kurzweg verspricht, eine gewisse Vorsicht geboten. Dafs nur ein Teil der Phonetik unter dem allgemeinen Namen Phonetik geboten wird, dar\u00fcber wird man leicht hinwegsehen, wenn nur der Autor die Grenzen seiner Kompetenz sich richtig zu stecken weife. \u00dcbergriffe in fremdes Gebiet, das man nicht beherrscht, bilden bei diesen zusammenfassenden Darstellungen der Phonetik die Hauptgefahr.\nAm gr\u00f6feten ist die Versuchung f\u00fcr den philologisch vorgebildeten Sprachforscher, dilettantische Exkursionen in das Gebiet der Physiologie der Stimme und Sprache zu machen und das dann f\u00fcr Wissenschaft zu halten und weiter zu verbreiten. Nicht viele Phonetiker haben dieser Versuchung erfolgreichen Widerstand entgegengesetzt.\nDen Anforderungen, die der Physiologe und Physiker an Versuche und Beobachtungen stellt, entsprechen die Versuche und Beobachtungen der Phonetiker gar zu h\u00e4ufig nicht. Es geht diesen \u00e4hnlich, wie so manchen Vertretern der \u201eexperimentellen Psychologie\u201c : sie vergessen oder wissen nicht, dafe es nicht angeht, aus der Physik, Physiologie und Anatomie sich die Kenntnis eines der f\u00fcr sie direkt notwendigen Spezialgebiete anzueignen und diese gewissermafeen als Handwerkszeug zu gebrauchen. Diese Untersch\u00e4tzung der Hilfswissenschaften hat sich an der experimentellen Psychologie schwer ger\u00e4cht. Es w\u00e4re sehr zu bedauern, wenn die Phonetik in ein \u00e4hnliches Fahrwasser geriete. Das vorliegende Werk von Jespebsbn geh\u00f6rt zu denjenigen, bei denen der erw\u00e4hnte Mangel nur in mildester Form auftritt. Der Verf. vermeidet es nach M\u00f6glichkeit, Aussagen auf einen ihm nicht gel\u00e4ufigen Gebiet, speziell den physikalischen zu machen. Immerhin m\u00f6chte ich mir doch die Bemerkung erlauben, dafs schon in der Art, wie die Phonetiker (inkl. Jkspersen) die Bildung der einzelnen Spraclilaute durch die verschiedenen Mundstellungen und -be-wegungen beschrieben, nicht diejenige Vorsicht und Exaktheit herrscht, die von der Beschreibung eines solchen physialogischen Vorganges zu verlangen ist. Wir d\u00fcrfen uns nicht verhehlen, dafe unsere positiven Kennt-","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n381\nnisse auf diesem Gebiete noch sehr gering sind, und dafs dieses Gebiet experimenteller Forschung nur schwer zug\u00e4nglich ist. Darum w\u00e4re es, meine ich, richtiger, bei der Beschreibung der Entstehung unserer Sprach-laute mit noch gr\u00f6fserer Reserve zu verfahren, wie es selbst bei Jespebsen geschieht. Wissen wir doch, dafs ein und derselbe Laut auf ziemlich verschiedenartige Weise erzeugt werden kann, und dafs manche Laute bei organischen St\u00f6rungen an den Sprachwerkzeugen anders gebildet werden, als von Gesunden und doch ebenso klingen k\u00f6nnen. Die Laute sind eben scharf charakterisiert nur in akustischer, also physikalischer Hinsicht, w\u00e4hrend sie physiologisch, also nach ihrer Entstehungsart, vorl\u00e4ufig noch nicht zu charakterisieren sind. Wir k\u00f6nnen wohl eine, die gew\u00f6hnlichste Ent-stehungsweise, beschreiben, aber in den meisten F\u00e4llen nur ungenau und am die Erkenntnis der Notwendigkeit gerade dieser oder jener Bewegung der Stimmorgane zur Erzeugung eines bestimmten Lautes ist es, wenn wir ehrlich sein wollen, schlimm bestellt.\nW\u00e4re es unter diesen Umst\u00e4nden nicht das Richtigste, die philologischen Phonetiker liefsen die Hand ganz von diesen physikalischen und physiologischen Problemen?\nJespeksens \u201eLehrbuch der Phonetik\u201c ist ein vom Autor selbst gefertigter und von Davidsen gut \u00fcbersetzter Auszug aus des Verfassers grofser, d\u00e4nisch geschriebener, \u201eFonetik\u201c.\nDas Buch zerf\u00e4llt in vier Hauptteile, benannt: Analyse, Synthese, Kombinationslehre und nationale Systematik.\nDie Begriffe Analyse und Synthese sind in etwas eigent\u00fcmlicher und ungew\u00f6hnlicher Weise gefafst. Man erwartet bei \u201eAnalyse\u201c die Aufl\u00f6sung der Stimmkl\u00e4nge in ihre physikalischen Elemente, bei Synthese die Bildung von Stimmkl\u00e4ngen ans physikalischen Elementen zu finden. Jesperseh aber behandelt in der Analyse die Stellungen und Bewegungen jedes einzelnen Sprachorgans (Zunge, Lippe etc.), in der Synthese die Lehre von den Lauten, \u201eals durch gleichzeitige T\u00e4tigkeit mehrerer Sprachorgane entstandenen, mithin als von mehreren Lautelementen zusammengesetzten Erscheinungen betrachtet\u201c.\nAbgesehen davon, dafs, wie erw\u00e4hnt, die Ausdr\u00fccke \u201eAnalyse und Synthese von Kl\u00e4ngen\u201c in der Wissenschaft begrifflich im anderen Sinne festgelegt sind, kommt hier der oben erw\u00e4hnte Gesichtspunkt in Betracht, dafs wir \u00fcber das Zusammenwirken der einzelnen Stimmorgane zur Bildung bestimmter Laute so wenig orientiert sind, dafs die Synthese im Sinne des Verf.s doch eigentlich illusorisch bleibt.\nDer dritte Hauptteil des Buches behandelt die \u201eKombinationslehre\u201c : Lautverbindungen, Assimilationen, Lautdauer, Silbe, Druck und Ton, alles kurz, aber interessant und geschickt dargestellt. Man erkennt \u00fcberall den feinen Beobachter, der auf diesem Gebiete am meisten zur Geltung kommt.\nIn einem ganz kurzen Schlufskapitel : \u201enationale Systematik\u201c werden die Sprachen als Gesamtheiten durchgenommen.\nW. A. Nagel (Berlin).","page":381}],"identifier":"lit32245","issued":"1905","language":"de","pages":"380-381","startpages":"380","title":"Otto Jespersen: Lehrbuch der Phonetik. Autorisierte \u00dcbersetzung von H. Davidsen. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner. 1904. 255 S., 2 Taf.","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:10.096719+00:00"}