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{"created":"2022-01-31T15:31:44.733210+00:00","id":"lit32254","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pf\u00e4nder","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 390-392","fulltext":[{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nLiteratvrbericbt.\nkann man alle Nachahmungen, auch die komplizierter sozialer T\u00e4tigkeiten, auf einfache Assoziationen zur\u00fcckf\u00fchren, ohne Nachahmungsinstinkte innehmen zu m\u00fcssen.\tMax Meyeb (Columbia, Missouri].\nN. E. Tbuman. Hall\u00ab de Bir&is Philosophy Of Will. New York and London.\n1904. 93 8. (Cornell Studies in Philosophy Nr. 5.)\nEine zusammenfassende Darstellung der Hauptgedanken Maisb de Bihans will diese Schrift geben, da eine solche in englischer Sprache noch nicht existiere. In dem Titel \u201ePhilosophy of Will\u201c gibt der Verf. schon zu erkennen, dafs er den Willen als den Mittelpunkt der BiBAXschen Philo Sophie betrachtet. Nach einer sehr kurzen \u00dcbersicht \u00fcber das Leben und die Werke des Philosophen sucht der Verf. daher zun\u00e4chst gegen Nayille, den Herausgeber der nachgelassenen Werke B.s, nachzuweisen, dafs die Aktivit\u00e4t des Ich tats\u00e4chlich immer den Angelpunkt der Gedanken Mahi de Bilans gebildet hat. Er bestimmt dann die Beziehungen B.s zu fr\u00fcheren Denkern, zu Locke, Condillac, den Idealogisten, Kant und Rbid.\nDie weitere Darlegung folgt im wesentlichen dem Gedankengange de\u00bb B.schen Hauptwerks, des \u201eEssai sur les fondements de la psychologie\". Cuter der \u00dcberschrift: \u201ePsychologische Basis der B.schen Philosophie\" werden die Ausgangsgedanken des Philosophen in etwas psychologistischer Auffassung vorgebracht. Auch die Einw\u00e4nde, die der Verf. gegen diese Gedanken erhebt, scheinen mir aus der Meinung hervorzugehen, als habe B. es auf eine genetisch - psychologische Untersuchung abgesehen. Es handelt sich aber f\u00fcr B. nicht so sehr um die psychologische Entstehung des Wissens, als vielmehr um die Auffindung der unmittelbar evidenten Grundlage aller Erkenntnis. Die Empfindungen k\u00f6nnen nach B. die\u00ab Grundlage nicht bieten. Nur der innere Sinn verm\u00f6ge die einzige, un mittelbar evidente Tatsache, n\u00e4mlich die Existenz des eigenen Ich zuging lieh zu machen. Das Ich werde sich aber seiner selbst bewufst nur indem es t\u00e4tig sei; nur als aktive Kraft in der Anstrengung sei daher das Ich f\u00fcr sich selbst eine unmittelbar gewisse Tatsache. Das Gef\u00fchl der eigenen Anstrengung sei jedoch nicht etwa mit Muskel- oder Bewegungsempfindungen zu verwechseln. Was als Anstrengung bewufst werde, enthalte vielmehr eine primitive Dualit\u00e4t aus t\u00e4tiger Kraft und widerstehender Schranke. Diese primitive Dualit\u00e4t sei also die unmittelbar gewisse Tat sache der inneren Erfahrung und damit die Grundlage aller Erkenntnis Um sich selbst erhalte das Ich erst dann ein eigentliches Wissen, wenn e\u00bb sich als t\u00e4tige Kraft von dem widerstehenden Kontinuum unterscheide.\nDer folgende Abschnitt f\u00fchrt B.s Deduktion der Kategorien vor. P:\u00ab Kategorien k\u00f6nnen weder empfunden, noch aus Empfundenen durch Abstraktion abgeleitet werden, noch sind sie ein urspr\u00fcnglicher Besitz der Seele, Was Kraft, Substanz, Ursache, Einheit, Identit\u00e4t, Freiheit und Notwendigkeit ist, werde vielmehr in der Reflexion auf die primitive Dualit\u00e4t aus Kraft und Widerstand unmittelbar als existierend erkannt. Ein un mittelbares Wissen um Kraft, Einheit, Identit\u00e4t, Freiheit bekomme das Ich, wenn es auf die eine Seite der Dualit\u00e4t, auf seine Aktivit\u00e4t reflektiere: Substanz und Notwendigkeit erkenne es, wenn es auf die andere Seite, auf den Widerstand achte; Kausalit\u00e4t werde wissend erfafst, wenn der Zusammen","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n391\nhang zwischen t\u00e4tiger Kraft und \u00dcberwindung des Widerstandes beachtet werde. Die so gewonnenen Reflexionsbegriffe seien v\u00f6llig verschieden von den allgemeinen Begriffen. F\u00fcr die ersteren gelte der Realismus, f\u00fcr die letzteren der Nominalismus.\nEs wird dann \u00fcber die vier Systeme berichtet, in welche Biran die psychischen Tatsachen des menschlichen Seelenlebens glaubt verteilen zu k\u00f6nnen, n\u00e4mlich \u00fcber das affektive, das sensitive, das perzeptive und das reflexive System. Als Einteilungsprinzip dient dabei der in den psychischen Erscheinungen enthaltene Grad der Aktivit\u00e4t des Ich. Je h\u00f6her der Grad der Aktivit\u00e4t des Ich sei, um so h\u00f6her sei die Entwicklungsstufe, auf der das Seelenleben stehe.\nln das affektive System geh\u00f6ren nach B. alle Tatsachen, in denen keinerlei Aktivit\u00e4t des Ich vorhanden sei, alle jene passiven Zust\u00e4nde, die durch Reizung der Sensibilit\u00e4t entstehen. Diese bilden die immer vorhandene Grundlage des Seelenlebens, die zuweilen, z. B. im Schlafe, allein \u00fcbrig bleibe. Diese rein passiven Affektionen liegen aufserhalb der Wissens-sph\u00e4re des Ich, sie entbehren der Formen Raum und Zeit und der Idee der Kausalit\u00e4t.\nWerde dagegen das Ich wenigstens soweit aktiv, dafs es als inter essierter, aber noch nicht t\u00e4tig eingreifender Zuschauer zu den Affektionen hinzutrete, so geh\u00f6re der Tatbestand in das sensitive System. Damit beginne zugleich das Wissen des Ich um sich selbst und um die Objekte. Dabei bekleide das Ich die Affektionen mit seinen eigenen Formen, mit den Kategorien.\nSteigt nun der Grad der Aktivit\u00e4t des Ich bis zur Aufmerksamkeit, so ergeben sich die Ph\u00e4nomene des perzeptiven Systems. Das Sehen werde dann zum Hinblicken, das H\u00f6ren zum Hinhorchen, das Schmecken zum Kosten usw. Zugleich vereinige die Aufmerksamkeit \u00fcberall Mannigfaltiges zu Einheiten. Durch das aktive Tasten werde direkte Kenntnis von der \u00e4ufseren Welt gewonnen, indem dabei Druck und absoluter Widerstand vereint erfahren w\u00fcrden.\nIm reflexiven System endlich erreiche die Aktivit\u00e4t des Ich die H\u00f6he, die zum Wissen um das t\u00e4tige Ich und den Widerstand f\u00fchre. Auf dieser Stufe erst seien intellektuelle Zeichen, Sprachzeichen, sowie das Schliefsen (raisonnement) m\u00f6glich. Die wahren Subjekte alles Schliefsens seien die Elemente jener primitiven, unmittelbar evidenten Tatsache.\nDer Verf. schiebt nun eine Vergleichung der B.schen Psychologie mit Condillacs Trait\u00e9 des sensations ein und referiert dann noch kurz \u00fcber die ethischen, die \u00e4sthetischen und die religi\u00f6sen Anschauungen Birans. In den ethischen und den \u00e4sthetischen Ansichten spielt die Sympathie und die Aktivit\u00e4t des Ich eine wesentliche Rolle. Die Religion Betzt f\u00fcr B. die Moral voraus. Der Mensch stehe in der Mitte zwischen Natur und Gott, deren beider Einflufs er in sich versp\u00fcre. Er sei mit der Aktivit\u00e4t begabt, um sich von den Affektionen und Leidenschaften befreien und \u00fcber das blofs menschliche Leben zu Gott erheben zu k\u00f6nnen. Stelle er sich auf die Seite der g\u00f6ttlichen Regungen, lasse er sich v\u00f6llig von Gott absorbieren, so erreiche er v\u00f6llige Seelenruhe.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nLiteralurbericht.\nDen Schiufa der Schrift bildet ein kurzer Nachweis, dafs B. auf Cousin, Comte, Renouvieb und Fouill\u00e9e sehr wenig oder gar keinen Einflofs gehabt habe.\nIm Bestreben, m\u00f6glichst genau die Meinung B.s wiederzugeben, bedient sich der Verf. wohl zu sehr der direkten Zitate. Vielleicht h\u00e4tte eine eigensprachliche Wiedergabe mehr der Verdeutlichung der Gedanken de* Philosophen dienen k\u00f6nnen. Ich gestehe, dafs ich das Hauptwerk Maixi de Bihans, mit dem ich mich bei dieser Gelegenheit zum ersten Male bekannt gemacht habe, viel interessanter und bedeutender gefunden habe, als es mich die Darstellung Trumans erwarten liels. Auch mufs ich der Behauptung des Verfassers, der 8til Bibans sei h\u00f6chst verwickelt (highly involved), direkt widersprechen. Ich finde den Stil so nat\u00fcrlich, einfachelegant, klar und fl\u00fcssig, dafs es geradezu ein Genufs ist, ihn zu lesen. Im \u00fcbrigen aber wird die vorliegende Schrift eine Kenntnis der Hauptgedanken B.s \u00fcbermitteln k\u00f6nnen.\tPf\u00e4nder (M\u00fcnchen).\nTh. Flournot. late MF UM CMllBUliMtlOl tyytologique. Journal de ptyeko-logie norm, et palhol. 1 (1), 11\u201416. 1904.\nF:. berichtet \u00fcber einen ihm mitgeteilten Fall von Telepathie, der in einer spiritistischen Sitzung beobachtet wurde. Was die Aussagen des Mediums betrifft, so erwiesen sie sich als falsch, insofern sie, wie sich durch Nachforschung ergab, nicht der Wirklichkeit entsprachen, enthielten aber dennoch, wie der Mitteilende dem Verf. bekannte, einen latenten Wunsch des ersteren. Fl. sucht zu zeigen, dafs in solchen und \u00e4hnlichen F\u00e4llen der konsultierende selbst unbewufst auf das Medium einwirke, dessen Aussagen gleichsam diktiere. Er sucht die ihm mitgeteilten Tat-Bachen dann weiter mit der Ansicht Fbeuds (Traumdeutung 1900) in Einklang zu bringen, nach welcher der Traum einen zur\u00fcckgedr\u00e4ngten Wunsch mehr oder weniger verkleidet realisieren soll, obwohl er eine absolute G\u00fcltigkeit der FaBUDSchen Theorie nicht zugesteht. Kiesow (Turin).\nEmil Kb\u00e4pelin. Psychiatrie. Ein Lehrbuch f\u00fcr Studierende und \u00c4rzte. Siebente vielfach umgearbeitete Auflage. I. Bd. Allgemeine Psychiatrie. Mk. 12,00; gebunden Mk. 13,20. II. Bd. Klinische Psychiatrie. Mk. 23,00; gebunden Mk. 24,50. Leipzig, J. A. Barth. 1905.\nDafs das KB\u00c4PRLiNSche Werk das Lehrbuch der Psychiatrie ist, das werden dem Referenten viele, wenn nicht die Mehrzahl der Psychiater, iu-geben. Dieser Umstand erkl\u00e4rt es denn auch hinreichend, dafs es so viele Auflagen in kurzen Zwischenr\u00e4umen erlebt. Das verdient nach der rein praktischen Seite noch deshalb besonders hervorgehoben zu werden, weil die Auflagen wiederholt vergr\u00f6fsert worden sind und weil dem Kb\u00e4pelis-schen Lehrbuche in den letzten Jahren zahlreiche Konkurrenten auf dem literarischen Markte erwachsen sind. Wenn es trotzdem und trotz des relativ hohen Preises so viel gekauft wird, so ist das ein erfreuliches Zeichen f\u00fcr die Zunahme des Interesses an der klinischen Psychiatrie.\nDie vorliegende Auflage ist gegen die vorherige wieder erheblich ver-gr\u00f6fBert ; der allgemeine Teil ist um mehr denn 100 Seiten und der speziell*","page":392}],"identifier":"lit32254","issued":"1905","language":"de","pages":"390-392","startpages":"390","title":"N. E. Truman: Maine de Birans Philosophy of Will. New York and London. 1904. 93 S. (Cornell Studies in Philosophy Nr. 5)","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:31:44.733215+00:00"}