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Gaupp: Über den psychiatrischen Begriff der "Verstimmung". Zentralblatt für Nervenheilkunde u. Psychiatrie. 1904

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{"created":"2022-01-31T16:33:05.486998+00:00","id":"lit32260","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Spielmeyer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 394-395","fulltext":[{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nLiteraturberich t.\nklinischer Bel\u00e4ge f\u00fcr die zu sehr nach den Bedingungen des Experimentes geformten Krankheitsbilder, die mangelnde Vertiefung in die Genese und in den Mechanismus der psychischen Vorkommnisse unter lebhaftem Eintreten f\u00fcr eine mehr empirische Betrachtungsform, die nicht von vor-gefafsten Anschauungen ausgeht, sondern nur die psychiatrischen Tatsachen an sich analysiert. Von diesem Standpunkt aus bewundert Verf. Wehkichs psychiatrische Psychologie, die er eine folgerecht ausgearbeitete neurologische Hypothese nennt. W.s klassische Schulf\u00e4lle, seine weiteindringende, ehrliche Analyse machten sein Werk tiefer als das Kb\u00e4pelins, das dem praktischen Psychiater allerdings mehr gebe, aber doch auch zu bedenklichen Konsequenzen f\u00fchre. Das zeige der dogmatisch einseitige Standpunkt Nissls, den Verf. entschieden bek\u00e4mpft und schroff ablehnt. Im Anschlufs daran geht er noch kurz auf die Diskussion \u00fcber das Gaxszascbe Symptom ein, zu der er einen vermittelnden Standpunkt einnimmt und die er zugleich als ein Beispiel der unerfreulichen Uneinigkeit unter der Herrschaft dogmatischer Auffassungen schildert. Gegen\u00fcber solchen unfruchtbaren Seitenwegen sieht Verf. in einer Einigung, in einer den Charakter strengster Empirie wahrenden vers\u00f6hnenden Eklektik aus dem bisher Geschaffenen den Weg der Zukunftspsychiatrie. Alter (Leubusi.\nA. Hoch. A Review of Psychological and Physiological Experiments dote fat Connection with the Stndy of Mental Diseases. Psychol. Bulletin 1 .78), 241-257. 1904.\nReferierende \u00dcbersicht \u00fcber die neueren experimentell-psychologischen Arbeiten aus deutschen Schulen. Eine Kritik tritt nur an wenigen Stellen hervor \u2014 so bei Besprechung der AschaffenbcH\u00f6schen Arbeiten \u00fcber Assoziation und Ideenflucht. Sie schliefst sich da den Einw\u00fcrfen und Ausf\u00fchrungen Liefmanns an.\tAlter (Leubus).\nGaupp. fiber den psychiatrischen Begriff der \u201eVerstimmung\u201c. Zentralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde u. Psychiatrie. 1904.\nDie \u201eVerstimmung\u201c ist ein krankhafter Gem\u00fctszustand, eine vor\u00fcbergehende oder dauernde pathologische Anomalie jenes Gef\u00fchlskomplexes, den man \u201eStimmung\u201c nennt. Von der psychologisch hinreichend motivierten, ihrem Verlaufe nach nicht abnormen Verstimmung, wie sie die Folge schwerer k\u00f6rperlicher Erkrankung oder tr\u00fcber Lebenserfahrungen ist (\u201esekund\u00e4re Verstimmungen\u201c), ist die psychotische und die psychopathische Verstimmung zu unterscheiden. Bei der psychotischen Verstimmung fehlt eine zureichende Motivierung, der Verlauf ist einer psychischen Beeinflussung nicht zug\u00e4nglich ; die psychotische Verstimmung ist endlich \u201enamentlich durch ihre Verselbst\u00e4ndigung im psychischen Lebenszusammenhang\u201c von der normal motivierten Verstimmung prinzipiell getrennt. Der Gem\u00fctszustand bei solchen Krankeu ist der psychische Ausdruck krankhafter Vorg\u00e4nge im Gehirn. Zu dieser psychotischen Ver Stimmung geh\u00f6rt die melancholische Depression, die toxische Euphorie nach Alkohol-, Kokain-, Morphiumgenufs, die manische Heiterkeit etc. Als psychopathische Verstimmung sondert Ga\u00fcpp davon jene Form der Verstimmung ab, \u201edie vor allem die psychopathischen Minderwertigkeiten","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Lileraturbericht.\n395\ncharakterisiert\u201c. Die pathologische Lebensstimmung (\u201ekonstitutionelle Verstimmung\u201c, \u201ekonstitutionelle Erregung\u201c Kraepelins) geh\u00f6rt hierher; ferner jene zeitlich abgegrenzten anomalen Gef\u00fchlskomplexe, bei denen die psychologische Motivierung unzureichend ist: sie ist ein \u201etypisches Symptom der degenerativen Veranlagung\u201c (unbesiegbares Heimweh, Stimmungsdusel). Endlich werden bei den psychopathischen Verstimmungen noch der krankhafte Stimmungswechsel, die Launenhaftigkeit, die periodischen Verstimmungen genannt.\nGa\u00fcpp schliefst seine Ausf\u00fchrungen mit einer kurzen psychologischen Analyse der Pathologie des Stimmungslebens, die sich besonders auf die Psychologie von Lipps st\u00fctzt. Wir m\u00f6chten nicht den Eindruck dieser kurz gedr\u00e4ngten S\u00e4tze verringern und stehen daher von einer Besprechung, die doch nur zusammenhanglos dies und das herausgreifen w\u00fcrde, zur\u00fcck. Das Hauptergebnis formuliert G. dahin: \u201eJede pathologische Verstimmung ist in letzter Linie ein Vorgang seelischer Dissoziation. Die Festigkeit der Einheitsbeziehungen hat gelitten, das seelische Ergebnis, das wir Verstimmung nennen, ist in allen F\u00e4llen, mag es k\u00f6rperlich oder psychisch vermittelt sein, ein Ph\u00e4nomen, das eine Sch\u00e4digung des apperzeptiven Zusammenhanges bedeutet. Die Pers\u00f6nlichkeit besitzt in der Verstimmung nicht mehr die Macht \u00fcber ihre psychischen Inhalte; einzelne Vorg\u00e4nge haben sich ein Mafs psychischer Energie angeeignet, das die richtige Absch\u00e4tzung ihrer Bedeutung unm\u00f6glich macht.\u201c\nSpielmbyer (Freiburg i. B\u00c0\nE. Meyer. Koriako wacher Symptomenkomplex nach Gehlrnerachtttterang.\nNeurol. Zentrum. 23 (15), 710\u2014716. 1904.\nDer hier mitgeteilte Krankheitsfall beweist von neuem, dafs der KoRSAKOWsche Symptomenkomplex (schwere Desorientiertheit, St\u00f6rung des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr die j\u00fcngste Vergangenheit sowie Erinnerungst\u00e4uschungen) sich nicht immer blofs auf dem Boden des chronischen Alkoholismus entwickelt. Das gleiche Krankheitsbild kommt bei anderen urs\u00e4chlichen Momenten zur Entstehung, so bei Hirntumoren, bei Paralyse, nach Infektionskrankheiten, bei senilen Psychosen usw. Im vorliegenden Fall entstand es nach einem schweren Sch\u00e4deltrauma, vielleicht Basisfraktur.\nUmpfenbach.\nAlzheimer. Einigei \u00fcber die anatomischen Grandlagen der Idiotie. Zentralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde u. Psychiatrie. 1904.\nDer Inhalt dieser Arbeit ist so reich, ihr Umfang so knapp, dafs es nicht wohl m\u00f6glich scheint, in einem Referat, sofern es nicht eine blofse Wiederholung des Originals sein soll, das Mitgeteilte ersch\u00f6pfend zu besprechen. Es gen\u00fcge daher nur auf die F\u00fclle der hier niedergelegten Erfahrungen und Gedanken hinzuweisen und besonders auch die vornehme Klarheit hervorzuheben, mit der A. in diesem so wenig erforschten Gebiete die Einzelterritorien abzugrenzen sucht. Denn zahlreiche Einzelterritorien sind es, aus denen sich das grofse Gebiet der Idiotie zusammensetzt; die \u201eIdiotie umfafst sehr verschiedene Krankheiten mit abweichendem Verlauf\u201c, die \u201eganz verschiedenen Gruppen zugeh\u00f6rig\u201c. Vor allem handelt es sich","page":395}],"identifier":"lit32260","issued":"1905","language":"de","pages":"394-395","startpages":"394","title":"Gaupp: \u00dcber den psychiatrischen Begriff der \"Verstimmung\". Zentralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde u. Psychiatrie. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:05.487003+00:00"}

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