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{"created":"2022-01-31T14:23:45.315746+00:00","id":"lit32269","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 398-399","fulltext":[{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nJAteraturbcricht.\noder von der Art der Befragung abh\u00e4ngig. Bei katatonischen Kranken findet man vereinzelte Antworten im Sinne des Vorbeiredens h\u00e4ufig, ein andauerndes Danebenreden im Sinne des \u00dcANSERSchen Symptoms jedoch nur selten. Es kommt aber vor auch in F\u00e4llen, die niemals hysterische Z\u00fcge geboten haben. Assoziationshemmung mag beim Zustandekommen des Symptoms in wesentlicher Weise wirksam sein, sie kann jedoch allein dasselbe nicht erkl\u00e4ren, da es in Zust\u00e4nden von Benommenheit und Denkhemmung, z. B. bei Amentia, v\u00f6llig vermifst wird. In vielen F\u00e4llen ist der Wunsch, krank zu erscheinen, wirksam; in anderen F\u00e4llen bedingt in erster Linie die in der Art der Fragestellung enthaltene Suggestion das Danebenreden. Spontan \u00e4ufsern z. B. solche Kranke niemals, dafs sie 3 Augen, 20 Finger u. dgl. haben. Maniaci reden oft absichtlich vorbei. Eine besondere diagnostische Bedeutung kommt dem GANSERschen Symptom nicht zu.\tUmpfenbach,\nE. Hibt. Alkohol und ZnreclmilBgtfihigkeit. Die Alkoholfrage 1 (2), 103\u2014126. 1904.\nVerf. entwickelt den Begriff der Zurechnungsf\u00e4higkeit aus einer Analyse des Willens. Der Wille ist ihm die Subjektivierung einer Zweckvorstellung, die zum Willensentschlufs und zur Richtschnur des Handelns \u2014 als Wahlhandlung \u2014 durch ihre Gef\u00fchlsnote wird, also die Selbstwahrnehmung eines im Wirbel der Begebenheiten sich ringend und strebend f\u00fchlenden Ich, das Verh\u00e4ltnismafs von Ich zu Nicht-Ich. In dieser Anschauung sieht Verf. den Begriff der pers\u00f6nlichen Verantwortlichkeit, die er neben eine soziale Verantwortlichkeit setzt, auch in seinen Voraussetzungen festgelegt. Die Vorbedingungen sind: 1. ein Zustand, der die Beweggr\u00fcnde des Handelns bewufst und gew\u00fcrdigt werden lafst \u2014 2. eine durchaus glatte Umsetzung des Wollens in Handlung.\nDie Ver\u00e4nderungen, die- durch den Alkohol auf dem Gebiet des seelischen Geschehens stattfinden, st\u00f6ren beides. Das wird im einzelnen f\u00fcr den akuten und chronischen Alkoholmifsbrauch nachgewiesen und daraus gefolgert, dafs die Zurechnungsf\u00e4higkeit in allen vom Alkoholgenufs abh\u00e4ngigen Geisteszust\u00e4nden beeintr\u00e4chtigt ist. Als ein in forensischer Beziehung v\u00f6llig exkulpierender Grad dieser Beeintr\u00e4chtigung gilt dem Verf. aber nur die alkoholische Geistesst\u00f6rung im engeren Sinne, einschliefslich des pathologischen Rausches. F\u00fcr die \u00fcbrigen verbrecherischen Alkoho-listen verlangt er neben Entscheidung von Fall zu Fall prinzipiell Anerkennung verminderter Zurechnungsf\u00e4higkeit, daf\u00fcr aber staatliche Zwangs-fiirsorge.\tAltes (Leubus).\nE. Mbyeb. Ober Aotointozikatloupsychoses. Archiv f\u00fcr Psychiat. u. Seurol. 39 (1), 286\u2014323. 1904.\nM. bringt hier eine Reihe Psychosen, die mit aller Wahrscheinlichkeit verursacht sind durch Autointoxikation, d. h. durch Giftstoffe, die der Organismus selbst bei seinen Lebensprozessen erzeugt. Die psychische St\u00f6rung verlief unter dem Bilde der nicht agitierten traumhaften Benommenheit, mit Inkoh\u00e4renz, erschwerter Auffassung, Neigung zu Perseveration und Stereotypie, sowie vielfach mit eigent\u00fcmlich wechselnden","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n399\nhysteriformen Z\u00fcgen. Es ist nicht m\u00f6glich, die Autointoxikationspsychosen von den geistigen St\u00f6rungen, die bei und nach Infektion und exogener Intoxikation verschiedener Art auftreten, ausschliefslich nach dem klinischen Bilde abzugrenzen. Auch den anatomischen Ver\u00e4nderungen kommt eine spezifische Bedeutung nicht zu. Dieselben \u00e4hneln ganz aufserordentlich denen, die man bei Delirium tremens findet. Man sieht in denselben ganz allgemein nur einen anatomisch sichtbaren Ausdruck der durch die Autointoxikation bedingten Sch\u00e4digung der nerv\u00f6sen Elemente.\nUmpfenbach.\nJ. Dumaz. Psychologie de Jeanne d'ArC- Annales m\u00e9dico-psychologiques. 1904.\nIn einer Zeit, da alles in der Welt als eine Offenbarung Gottes oder des Teufels galt, mufste nat\u00fcrlich auch Jeakne d'Aec ein Spielball g\u00f6ttlicher oder h\u00f6llischer Laune scheinen \u2014 \u201eun jouet, dont Dieu ou le diable tire les ficelles\u201c. Die Kirche hatte dar\u00fcber zu entscheiden, ob gute oder b\u00f6se M\u00e4chte die Seele beherrschten \u2014 und sie entschied, dafs Jeanne eine Tochter der H\u00f6lle sei und des Feuertodes sterben m\u00fcsse. Und wie erscheint Jeanne d\u2019Arc uns im Lichte unserer Zeit? \u201eJeanne d\u2019Arc fut une intelligence d'homme de guerre dans un corps de femme\u201c, sie zeichnete sich aus durch Energie, Klugheit und durch ihre Selbstaufopferung. Von den Halluzinationen des Gesichts und des Geh\u00f6rs, die Jeanne schon in fr\u00fcher Jugend gehabt, glaubt Dumaz, dafs sie nicht eine Folge deliri\u00f6ser St\u00f6rungen gewesen seien, Jeanne sei niemals eine Geisteskranke gewesen. Dafs sie trotzdem an die Kealit\u00e4t dieser Halluzinationen geglaubt habe, l\u00e4ge einfach an dem Aberglauben jener Zeit : \u201epersonne ne soup\u00e7onnait la subjectivit\u00e9 des hallucinations, on croyait \u00e0 leur r\u00e9alit\u00e9 mat\u00e9rielle. (!) Eine h\u00f6chst sonderbare Erkl\u00e4rung! Da m\u00f6chten wir denn doch jener alten psychiatrischen Skizze den Vorzug geben, die Calmeil in seinem ber\u00fchmten Buche, \u201ede la folie\u201c von Jeanne d'Arc gibt, und die D\u00fcmaz nicht zu kennen Bcheint oder doch nicht erw\u00e4hnt. Calmeil sagt von Jeanne d'Aec: \u201esie ist krank, weil sie Dinge sieht, die nicht existieren, weil sie der festen \u00dcberzeugung ist, dafs ihre eigenen Gedanken ihr von anderen Wesen zu-gefl\u00fcBtert werden.\u201c\tSpielmeyer (Freiburg i. B.).\nTheodor Heller. Studien iir Blindenpsychologie. Leipzig, W. Engelmann.\n1904. 136 S., 3 Fig. Preis M. 3.\nDie in diesem Werk enthaltenen Mitteilungen sind schon im Jahre 1895 in Wundts Philosophische Studien erschienen und in Bd. 13 dieser Zeitschrift referiert. Erweitert sind sie durch ein Sachregister, durch Bezugnahme auf etliche neuere Arbeiten und eine kurzen Einleitung mit dem Titel: Zur Geschichte der Blindenp\u00e4dagogik. W. A. Nagel (Berlin).\nW. I. Thomas. The Sexual Element in Sensibility. Psychol. Review il (it,\n61\u201467. 1904.\nVerf. wirft die Frage auf: Warum ist das menschliche Individuum so abh\u00e4ngig von dem Lobe und Tadel anderer Individuen? Warum konnte sich die menschliche Gesellschaft nicht entwickeln ohne eine solche, fast pathologische Empfindlichkeit f\u00fcr anderer Leute Meinungen? Er sucht","page":399}],"identifier":"lit32269","issued":"1905","language":"de","pages":"398-399","startpages":"398","title":"E. Meyer: \u00dcber Autointoxikationspsychosen. Archiv f\u00fcr Psychiat. u. Neurol. 39 (1), 286-323. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:23:45.315751+00:00"}