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{"created":"2022-01-31T16:34:31.754241+00:00","id":"lit32276","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heine","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 455-457","fulltext":[{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n455\n\u00fcberleben wird, wofern nur der Arzt seine Sache versteht.\u201c (Im Original gesperrt gedruckt.) Dies sch\u00f6ne Selbstvertrauen findet Ref. in dieser Arbeit nicht gerechtfertigt. Mit derartigen Methoden kann man schlechterdings alles beweisen. Und gerade auf seine Methoden legt der Verfasser den Hauptwert. Dafs er keinen \u201eBeweis\" im mathematischen Sinne gef\u00fchrt habe, erkennt er selbst im Schlulswort an; allerdings folgt einige Zeilen darauf wieder folgender Satz: \u201eBlofse Wahrscheinlichkeitsargumente d\u00fcrfte man bisher (sc. S. 190 des 195 Seiten langen Buches) noch nicht verwendet gefunden haben.\u201c\tGdttmakn (Berlin).\nWilfred Harris. Binocular and Stereoacopic fisten in Van and other Torte-brates, with its Relation to the Decussation of the Optic Hems, the Ocular Movements, and the Pupil Light Reflex. Brain 27 (105), 107-147. 1904.\nVerf. fafst seine Schl\u00fcsse selbst folgendermafsen zusammen:\n1.\tDie Sehnervenkreuzung im Chiasma ist total bei allen Fischen, Amphibien, Reptilien und V\u00f6geln, ob sie nun binokulares Sehen haben oder nicht.\n2.\tBinokularsehen ist urspr\u00fcnglich verbunden mit der Lebensweise der Fleischfresser, und wird geringeren Grades gefunden bei fleischfressenden Fischen, bei einigen Haifischen und Rochen, bei wenigen Amphibien, der Kr\u00f6te, die von Fliegen und Insekten lebt, und bei manchen fleischfressenden V\u00f6geln, besonders bei der gr\u00f6fseren M\u00f6ve, dem Pinguin, dem Habicht, der Eule und dem Geier. Unter den 8\u00e4ugern ist das Binokularsehen besonders entwickelt bei den Fleischfressern und den Primaten.\nBei der letzteren Gruppe der Affen und Menschen ist das Binokularsehen wahrscheinlich entsprechend der Entwicklung der Hand als Greiforgan ausgebildet worden.\n3.\tObschon manche dieser Tiere gutes Binokularsehen haben, so besteht doch bei allen Vertebraten unterhalb der S\u00e4uger Totalkreuzung, sie besitzen also kein stereoskopisches Sehen in dem Sinne wie die h\u00f6heren S\u00e4uger, bei denen die Gesichtseindr\u00fccke von beiden Augen in dieselbe Hirnh\u00e4lfte gelangen entsprechend der Halbkreuzung. Auch ihr makulares Sehen ist schlechter entwickelt als bei den h\u00f6heren S\u00e4ugern: den Feliden und Primaten.\n4.\tBei Tieren mit seitlich stehenden Augen und \u201eperiskopischem\u201c Sehen sind die Augenbewegungen unabh\u00e4ngig voneinander, typisch beim Cham\u00e4leon, w\u00e4hrend konjugierte Augenbewegungen auftreten bei Ausbildung des stereoskopischen Sehens. Konvergenz der Augen beim Frefsakt ist zu beobachten bei manchen Tieren mit Totalkreuzung und sonst voneinander unabh\u00e4ngigen Augenbewegungen, so beim Cham\u00e4leon und Homvogel.\n5.\tDie Reflexkontraktion der Pupille auf Licht beschr\u00e4nkt sich auf das gereizte Auge und ist nicht konsensuell bei Amphibien und V\u00f6geln, gleichg\u00fcltig ob sie Binokularsehen haben oder nicht.\nBeim Kaninchen mit d\u00fcrftigem Binokularsehen reagiert nur die eine (gereizte) Pupille und die Kreuzung ist zumeist total.\nBei Katzen und h\u00f6heren S\u00e4ugern mit gutem Binokularsehen und Halbkreuzung gibt es eine konsensuelle Reaktion. Letztere ist also abh\u00e4ngig nicht vom Binokularsehen allein, sondern von der Halbkreuzung.","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nLitcraturberichi-\n6.\tBei Kaninchen und Katze sind gekreuzte und ungekreuzte Fasern gleichm\u00e4\u00dfig in den Traktns untereinander gemischt und bilden keine gesonderten B\u00fcndel.\n7.\tExperimentelle Durchschneidung des Tractus opticus der einen Seite bei Katzen bedingte homonyme Hemianopsie mit hemianopischer Pupillarreaktion und mit betr\u00e4chtlicher Verminderung der direkten Licht-reaktion aut der Gegenseite, w\u00e4hrend die konsensuelle Reaktion bei Reizung des anderen Auges lebhaft war.\n8.\tVerletzungen des vorderen Teils der vorderen Vierh\u00fcgel bei Katzen, seitliche oder dorsale, bedingten, wenn sie tief genug gingen und die das zentrale H\u00f6hlengrau umgebende Decke trafen, in vier F\u00e4llen absteigende Degeneration in Meynebts fontainenartiger Haubenkreuzung meist der gekreuzten Fasern in der H\u00f6he der Oculomotorii. Sie gehen ventral unmittelbar in das hintere L\u00e4ngsb\u00f6ndel der anderen Seite, w\u00e4hrend ein kleines B\u00fcndel ungekreuzter Fasern in das hintere L\u00e4ngsb\u00fcndel derselben Seite \u00fcbergeht. Es sind das die antero- lateralen s\u00e4ulenf\u00f6rmigen Fasern, die schon von Boyce ins untere Cervikalmark hinein verfolgt wurden.\n9.\tBei Tieren mit divergenten Augenachsen, periskopischem Sehen und Totalkreuzung mufs eine hintere Totalkreuzung der Pupillenreflexfasern existieren, welche die vorderen Vierh\u00fcgel mit den Okulomotoriuskernen verbindet. Bei S\u00e4ugern mit gutem Binokularsehen und Halbkreuzung mufs eine Halbkreuzung der hinteren Pupillarreflexfasem vorhanden sein. Kon-sensuelle Lichtreaktion ist bedingt durch diese hintere Halbkreuzung zwischen Corp. quadrig. und Okulomotoriuskern, nicht aber durch Kommissuren zwischen den Okulomotoriuskernen.\n10.\tDie Ursache des Argyll RoBEBTSONschen Ph\u00e4nomens ist wahrscheinlich eine Sklerose dieser Fasern oder von Fasern der MaYireBTschen Kreuzung. Einfache Lichtstarre ist keine Keml\u00e4hmung, doch mag eine solche hinzukommen, wenn im weiteren Verlaufe auch noch Starre bei Konvergenz und Akkommodation auftritt.\nUnter \u201eBinokularsehen\u201c ist im Obigen offenbar nur die M\u00f6glichkeit zu verstehen, dafs sich ein Objekt in beiden Augen gleichzeitig abbildet, also was man sonst wohl gemeinsames Gesichtsfeld nennt auch bei nicht parallelen Augenachsen. Die oben dargelegten Ansichten bildete sich der Verf. haupts\u00e4chlich durch Beobachtungen an den lebenden Tieren, zumal bei der Nahrungsaufnahme.\n\u201eBinokulares Sehen\u201c sei vorhanden bei einigen V\u00f6geln trotz Totalkreuzung der Optici.\nGegen Edinger ist Vert der Ansicht, dafs die Kreuzung der Optici z, B. auch bei der Eule eine vollst\u00e4ndige sei, dafs aber durch das Corp. callosum die Fasern dann zum Teil wieder auf die andere Seite zur\u00fcckgelangten.\nDie Semidecussatio der h\u00f6heren S\u00e4uger usw. h\u00e4lt Verf. f\u00fcr eine teilweise R\u00fcckkehr zu dem urspr\u00fcnglichen Zustand, wo jeder Optikus in die gleichnamige Hirnh\u00e4lfte eintrat, wie es noch bei den Cyklostomen der Fall ist. Betreffs des \u201eMakularen Sehens\u201c ist Verf. der Ansicht, dafs sich die makulare Netzhautregion mehr und mehr ausbildet bei den Tieren, welche ein besseres stereoskopisches Sehen erlangen und dafs die Katzenares der","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturbericht.\n457\nmenschlichen Makula noch nicht gleichwertig sei. Aus der ophthalmoskopischen Untersuchung allein k\u00f6nne man aber noch keine definitiven Schl\u00fcsse ziehen.\tHeins (Breslau).\nM. v. Rohr. On Stereoscopic Experiment! ln the Eighteenth Century.\nBritish Journal Photographie Almanac. S. 874\u2014877. 1906.\nv. Rohr bringt einige alte in Vergessenheit geratene stereoskopische Versuche von R. Smith in Erinnerung, der dieselben in seinem Buch \u201eA compleat System ot Optiks\u201c Cambridge 1738 beschrieben hat. Die Versuche betreffen 1. die stereoskopische Vereinigung einfacher geometrischer Figuren beim Sehen mit parallelen Augenachsen. 2. Die stereoskopische Vereinigung zweier verschiedener, fester Punkte zu einem Bild, welches mit einem fernen Objekt zusammenf\u00e4llt oder zweier bewegter Punkte, deren stereoskopisch vereinigtes Bild den scheinbaren Abstand \u00e4ndert. 3. Die stereoskopische Vereinigung zweier verschiedener Abbildungen eines einfachen Objektes.\nEs gelang dem ausgezeichneten Beobachter R. Smith nicht, aus diesen interessanten Beobachtungen die Theorie des stereoskopischen Sehens abzuleiten, deren Ausbau dem Genius Weathstones Vorbehalten blieb.\nPipes (Berlin).\nG. T. Stevens. On the Horopter. Psychol. Review 11 (3), 186\u2014203. 1904.\nVerf. beginnt mit einem Hinweis auf die aufserordentliche Kompliziertheit der HELMHOLTZschen Theorie des Horopters. An Stelle dieser Theorie setzt er eine einfachere und dazu den Tatsachen besser gerecht werdende. Zwei Begriffe sind von grundlegender Bedeutung f\u00fcr die Theorie des Horopters: 1. die nat\u00fcrliche Lage der Meridiane der Retinae, 2. die korrespondierenden Punkte der Retinae. Mit R\u00fccksicht auf die Lage der Meridiane zeigt er, dafs Helmholtz einen individuellen Defekt seiner eigenen Augen als eine normale Eigenschaft des menschlichen Auges behandelt habe; d. h., das normale Auge hat keine Deklination, sondern seine vertikalen Meridiane haben eine genau vertikale Lage. Mit R\u00fccksicht auf den zweiten Punkt bestreitet er, dafs man korrespondierende Punkte als Punkte gleicher Entfernung von den durch den Netzhautmittelpunkt gehenden Meridianen ansehen k\u00f6nne. An Stelle dieser Definition setzt er die folgende: Korrespondierende Punkte sind diejenigen Punkte der Retinae, die gleichen Drehungsgraden entsprechen ; d. h., die korrespondierenden Punkte sind bestimmt durch das Zusammenwirken visueller und kin\u00e4sthetischer Empfindungen. Unter diesen Voraussetzungen ist das Verst\u00e4ndnis des Horopters eine einfache Sache. Verf. zeigt an einigen Beispielen, wie man die einzelnen Punkte des Horopters berechnet. Er erw\u00e4hnt schliefslich, dafs es h\u00e4ufig vorkomme, dafs die Augen von verschiedenen Personen in ihrer Ruhelage infolge besonderer Bildung des Sch\u00e4dels 8 bis 10 Grad niedriger oder h\u00f6her justiert sind als unter normalen Verh\u00e4ltnissen. Dies hat dann zur Folge ein gewohnheitsm\u00e4fsiges Auf- oder Abw\u00e4rtsbeugen des Kopfes. F\u00e4lle der letzteren Art findet man besonders h\u00e4ufig unter Schwinds\u00fcchtigen. Diese Kopfhaltung verhindert ein freies Atmen und tr\u00e4gt bei zu dem Resultat, dafs der Kranke der","page":457}],"identifier":"lit32276","issued":"1905","language":"de","pages":"455-457","startpages":"455","title":"Wilfred Harris: Binocular and Stereoscopic Vision in Man and other Vertebrates, with its Relation to the Decussation of the Optic Nerves, the Ocular Movements, and the Pupil Light Reflex. Brain 27 (105), 107-147. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:31.754247+00:00"}