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{"created":"2022-01-31T16:35:59.552531+00:00","id":"lit32283","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"M\u00fcller, G. E. ","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 462-466","fulltext":[{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nLiterat Krb'rich.t.\ntrolder Spannungen.\u201c Auf die sehr anregenden Anwendungen seiner Theorie in besag auf andere Probleme (Schlaf, Narkose, Ohnmacht, Epilepsie, Geisteskrankheiten, physikalische und chirurgische Therapie, Rhythmus, Bewegung u. a. m.) sei hier nur hingewiesen. Dafs er mit der Aufdeckung dieses \u201eMechanismus\u201c zwingend eine materielle Deutung verbunden habe, weist Schleich energisch ab, um sich gegen den Verdacht \u201eeines anmafslichen Materialismus\u201c zu sch\u00fctzen.\nG\u00fcttmanw (Berlin).\nF. Reutheb. Beitr\u00e4ge mr Bed\u00e4chtnilfonohnag. Wundts Psychologische Studien I (1), 4\u2014101. 1905.\nVerf. untersucht das Wiedererkennen fr\u00fcher dagewesener Reihenglieder. Er benutzt hierbei eine Methode, die er als die Methode der identischen Reihen bezeichnet, und die darin besteht, dafs eine Reihe von Gliedern der Versuchsperson zur Einpr\u00e4gung dargeboten wird und dann nach Verlauf einer bestimmten Zwischenzeit nochmals in ganz unver\u00e4nderter Gestalt vorgef\u00fchrt wird, ohne dafs die Versuchsperson erf\u00e4hrt, dafs die zuerst dargebotene und die sp\u00e4ter vorgef\u00fchrte Reihe v\u00f6llig identisch sind. Der Versuchsperson ist vielmehr mitgeteilt, dafs die Glieder der letzteren Reihe zu einem gr\u00f6fseren oder geringeren Teile neu sein k\u00f6nnen, ohne dafs die beiden Grenzf\u00e4lle ausgeschlossen seien, wo sie s\u00e4mtlich neu oder s\u00e4mtlich bereits in der fr\u00fcheren Reihe dagewesen sind. Die in dieser Weise instruierte Versuchsperson hatte bei jedem Gliede einer zum zweiten Male vorgef\u00fchrten Reihe sich zwischen den beiden Urteilen \u201ealt\u201c und \u201eneu\u201c zu entscheiden. Als Glieder aller Reihen dienten vierstellige Zahlen. Die Vorf\u00fchrung derselben fand sukzessiv mittels des von Wibth konstruierten Ged\u00e4chtnisapparates statt, der eine Vervollkommnung des bekannten RANSCHB\u00fcBGSchen Apparates darstellt.\nVerf. untersucht nun die Abh\u00e4ngigkeit, in welcher die Menge der wiedererkannten Glieder zu verschiedenen Faktoren steht. Er findet, dals diese Menge langsamer zunimmt als die Zahl der Darbietungen 1 der betreffenden Reihe. Wurde unter sonst gleichen Umst\u00e4nden die Expositionszeit jedes einzelnen darzubietenden Gliedes verl\u00e4ngert, so zeigte sich zwar im allgemeinen, aber nicht in einer von Schwankungen und Abweichungen freien Weise eine gleichzeitige Zunahme der Menge des Wiedererkannten. Bei wachsender Reihenl\u00e4nge ergab sich eine Zunahme der absoluten Menge, aber Abnahme der relativen Menge der wiedererkannten Glieder. Wurde die Zwischenzeit, die zwischen den Darbietungen einer Reihe und der Pr\u00fcfung des Wiedererkennens f\u00fcr dieselbe verflofs, verl\u00e4ngert, so verringerte sich die Menge des Wiedererkannten im Sinne einer anfangs 6teil abfallenden, sp\u00e4ter aber sich immer mehr verflachenden Kurve. Als da\u00bb zwischen je 2 Darbietungen einer und derselben Reihe verfliefsende Intervall in einer Versuchsreihe abwechselnd gleich 4 Sek., 1 Min., 2 Min.,\n1 Unter den Darbietungen einer Reihe oder eines Gliedes verstehe ich hier nur die zur Einpr\u00e4gung dienenden Vorf\u00fchrungen, nicht auch das zur Pr\u00fcfung des Wiedererkennens dienende Vorzeigen.","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"LiUraturbericht.\n463\n5 Min. genommen wurde, zeigte sich bei dem Intervalle von 2 Min. ein Maximum der Menge des Wiedererkannten. In einer zweiten Versuchsreihe trat ein solches Maximum bei dem Intervalle von 4 Min. auf; doch sind hier die Differenzen zwischen den f\u00fcr die verschiedenen Intervalle erhaltenen Zahlen wiedererkannter Glieder zu gering, so dafs der Verdacht, es handele sich nur um ein Resultat unausgeglichener Zuf\u00e4lligkeiten, keineswegs ausgeschlossen ist. Endlich hat Verf. nach seiner Methode auch noch Versuche angestellt, bei denen der sensorische Gedftchtnistypus der Versuchspersonen untersucht wurde, indem die Reihen von der Versuchsperson teils still, teils laut abgelesen wurden, teils von dem Versuchsleiter vorgelesen wurden.\nDie Methode des Verf.s hat schwerlich eine Zukunft. Erstens n\u00e4mlich w\u00fcrde man bei Benutzung derselben stets auf die im allgemeinen besten Versuchspersonen, die Fach Psychologen, verzichten m\u00fcssen. Denn da die Methode des Verf.s den letzteren bekannt sein w\u00fcrde, so w\u00fcrden dieselben sehr bald hinter das Verfahren kommen und bei den Pr\u00fcfungen des Wiedererkennens zu unbefangenen Urteilen ganz unf\u00e4hig sein. Auch bei den anderen Versuchspersonen mufs man mit der M\u00f6glichkeit rechnen, dafs sie allm\u00e4hlich zu der Vermutung oder \u00dcberzeugung gelangen, dafs die zur Pr\u00fcfung des Wiedererkennens vorgef\u00fchrten Reihen mit den fr\u00fcher dargebotenen Reihen identisch seien ; und allzu beruhigend klingt es f\u00fcr den Leser nicht, wenn Verf. (S. 35) erkl\u00e4rt, dafs seines Wissens keiner der Beobachter hinter den wahren Sachverhalt gekommen sei. Ferner ist es ein Mangel der Methode des Verf.s, dafs man bei Benutzung derselben gar keine Kontrolle daf\u00fcr hat, inwieweit die Versuchsperson bei ihren Aussagen, ein Reihenglied sei alt, gewissenhaft gewesen ist oder nur auf gut Gl\u00fcck oder unter dem Einfl\u00fcsse gewisser theoretischer Annahmen geurteilt hat. Denn jedes aus unzul\u00e4ssigen Motiven entsprungene Urteil, ein Glied sei alt, ergibt hier einen richtigen Fall ; es fehlt uns also hier die Kontrolle, die uns bei anderen Verfahrungsweisen das Verhalten der falschen F\u00e4lle gew\u00e4hrt. Die blofse Einbildung der Versuchsperson, die eine Versuchskonstellation m\u00fcsse eine h\u00f6here Zahl von Wiedererkennungen ergeben als die andere, kann also hier ein ganz verkehrtes Verh\u00e4ltnis der Zahlen der richtigen Wiedererkennungen zur Folge haben, ohne dafs wir in der Lage sind die vorhandene Fehlerquelle daran zu erkennen, dafs bei der ersteren Versuchskonstellation neben der Zahl der F\u00e4lle, wo das Urteil \u201ealt\u201c zutrifft, auch die Zahl der F\u00e4lle, wo dasselbe falsch ist, verh\u00e4ltnismftfsig grofs ausgefallen ist.1 Unter den hier angedeuteten Umst\u00e4nden lassen die Resultate des Verf.s, soweit sie nicht von vornherein selbstverst\u00e4ndlich sind, eine Best\u00e4tigung durch die Ergebnisse anderweiter, in einwandsfreierer Weise angestellter Versuche w\u00fcnschenswert erscheinen, um so mehr, da die Zahl der Versuchsreihen, die auf jede der untersuchten Fragen entfallen, nur gering (gleich 1\u20143) ist.\n1 Dafs in Hinblick auf die Belehrung, welche die falschen F\u00e4lle zu gew\u00e4hren pflegen, der Wegfall \u25a0 dieser F\u00e4lle auch an sich als ein Mangel der benutzten Methode zu bezeichnen ist, braucht nicht erst erw\u00e4hnt zu werden.","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nLitfraturberiekt\nVon instruktiven Selbstbeobachtungen bietet die Abhandlung recht wenig, wie sie denn Oberhaupt den Eindruck macht, von einem in die Psychologie geratenen Mathematiker abgefafst zu sein und zwar von einem solchen, der in seinem Untersuchungsgebiete viel zu wenig selbst Versuchsperson gewesen ist.\nDer Bericht \u00fcber die angestellten Versuche macht nur ein gutes Drittel der vorliegenden Abhandlung aus. Die \u00fcbrigen Teile derselben sind einer kritischen \u00dcbersicht \u00fcber die vorliegenden Methoden der Ged\u00e4chtnisuntersuchung und der \u201eTheorie der Ged\u00e4chtniserscheinungen\u201c gewidmet. Zum Schl\u00fcsse ist noch eine Bibliographie zur Ged\u00e4chtnislehre beigef\u00fcgt, die recht unvollst\u00e4ndig ist, weder die bekannte Schrift von Clapab\u00e8db noch Bikbts Arbeit \u00fcber die grofsen Bechenk\u00fcnstler und Schachvirtuosen enth\u00e4lt, von den Abhandlungen von W. G. Smith nur eine einzige anf\u00fchrt u. a. m. Wie bei der grofsen Zahl der vom Verf. behandelten Fragen zu erwarten, sind die Ausf\u00fchrungen desselben von sachlichen und historischen Unzul\u00e4nglichkeiten und Unrichtigkeiten keineswegs frei. So \u00e4ufsert Verf. (S. 6) \u00fcber das Wesen des unmittelbaren Behaltens, das er in n\u00e4here Beziehung zu dem \u201eUmfang des Bewufstseins\u201c bringt, recht unklare Vorstellungen.1 Von den recht zahlreichen Untersuchungen nach der Methode der behaltenen Glieder ist ihm nach dem auf S. 24 und 38 Bemerkten nur die eine Untersuchung von W. G. Smith bekannt.* * Bei Besprechung der Versuche \u00fcber den Einflufs der Wiederholungszahl (S. 39ff.) wird nicht mitgeteilt, ob die Versuchsperson bei jedem Versuche die zu benutzende Wiederholungszahl vorher wufste oder das Verfahren ein unwissentliches in dieser Hinsicht war; Verf. scheint \u00fcberhaupt nicht zu wissen, dafs dies ein fundamentaler Punkt ist; denn sonst w\u00fcrde er uns nicht im unklaren in dieser Beziehung gelassen haben. Unverst\u00e4ndlich ist mir, was Verf. auf S. 46 von einem Gegens\u00e4tze sagt, der zwischen den einerseits nach dem Ersparnisverfahren und andererseits nach der Treffermethode gewonnenen Resultaten betreffs des Einflusses der Reihenl\u00e4nge bestehe. Bei beiden Methoden handelt es sich ja um wesentlich verschiedene Dinge. Bei der Diskussion (S. 62f.) dessen, was Jost* f\u00fcr seine Behauptung anf\u00fchrt, dafs der von ihm konstatierte Einflufs der Verteilung der Wiederholungen im wesentlichen nicht auf Erm\u00fcdung beruhe, wird das wichtigste Argument von Jobt (S. 451 ff.) verschwiegen, n\u00e4mlich dies, dafs sich ja der f\u00f6rderliche Einflufs der ausgiebigeren Verteilung auch dann sehr deutlich zeige, wenn man statt an 6 Tagen je 4 an 12 Tagen je\n1 Man vergleiche betreffs des unmittelbaren Behaltens das in dieser Zeitschrift 39, S. 124 von mir Bemerkte.\n*\tAuf S. 45 wird gelegentlich die bekannte Untersuchung von Bi.vzt und Hehbi \u00fcber das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr W\u00f6rter zitiert.\n*\tAuf 8. 19 gibt Verf. an, dafs Jost die Treffermethode entwickelt habe. Wenn er die Ausf\u00fchrungen von M\u00fclukb und Pilzeckkb (z. B. S. 3 und 131) etwas eingehender gelesen h\u00e4tte, w\u00fcrde er leicht erkannt haben, in welchem Sinne wir von \u201eunserer Methode\u201c sprechen. Wir hatten schon seit 3 Jahren Versuche nach derselben angestellt, als Jost seine Untersuchung begann und ich ihn mit unserer Methode bekannt machte.","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n465\n2 Lesungen stattfinden lasse, wo ja die Vermutung, dale sich bei der Aufeinanderfolge von 4 Lesungen eine Erm\u00fcdung geltend mache, durch die Beobachtung ganz ausgeschlossen sei. Die hierauf bez\u00fcglichen Versuche und Ausf\u00fchrungen von Jost werden von dem Verf. einfach ignoriert. Noch schlimmer ist das, was Verf. in Beziehung auf die Untersuchung von Lottie Steffens bemerkt. Den von letzterer aufgestellten Satz, dafs bei regul\u00e4rer Verteilung einer konstanten Zahl von Wiederholungen \u00fcber einen Zeitraum von konstanter L\u00e4nge die ausgiebigere Verteilung die vorteilhaftere ist, vermag er von dem JosTschen Satze, der sich auf den Fall der Verteilung einer konstanten Anzahl von Wiederholungen \u00fcber Zeitr\u00e4ume von variabler L\u00e4nge bezieht, nicht zu unterscheiden (S. 53 fl.). Erh\u00e4lt (8. 53) dem STEFFEssschen Satze die Resultate seiner auf den JosTschen Satz bez\u00fcglichen Versuche entgegen, er glaubt, dafis die Ableitung, welche Steffens f\u00fcr ihren Satz gibt, f\u00fcr den JosTschen Satz gelten soll, und auch den rein empirischen, d. h. nur mit benutzten oder ersparten Wiederholungszahlen operierenden Charakter jener STEFFENSschen Ableitung hat er nicht erkannt.\nVerf. (8. 58 und 79) hat ferner keine Ahnung von den schon bei Martin und M\u00fcller S. 230ff. erw\u00e4hnten Bedenken, die sich gegen die Neigung erheben lassen, die Resultate von Versuchen, welche, wie z. B. die bekannten Versuche von Wolfe, die Abh\u00e4ngigkeit der Unterschiedsempfindlichkeit von der L\u00e4nge des Zeitintervalles zwischen den beiden zu vergleichenden Sinneseindr\u00fccken betreffen, ohne weiteres als solche anzusehen, welche \u00fcber die Treue der Erinnerung oder des Wiedererkennens Auskunft geben. Sehr wenig angenehm ber\u00fchrt die Neigung des Verf.s, auf Grund seiner Anf\u00e4ngerweisheit die Entscheidungen wichtiger psychologischer Fragen ohne weiteres zu dekretieren. So wird uns z. B. (S. 66 und 68) verk\u00fcndet, dafs der Rhythmus f\u00fcr die Ged\u00e4chtniserscheinungen nur insofern indirekte Bedeutung habe, als er die Aufmerksamkeitsspannung bei der Apperzeption teils verst\u00e4rke, teils aber auch in ihrer Verteilung reguliere, und dafs die sog. Ged\u00e4chtnistypen im letzten Grunde als Aufmerksamkeitstypen zu betrachten seien, Behauptungen, die beide nachweisbar unzul\u00e4nglich sind. Ganz oberfl\u00e4chlich sind die Ausf\u00fchrungen (S. 81 f.), in denen Verf. die Frage, mittels welcher Kriterien wir die Erinnerungsbilder und Phantasiebilder voneinander unterscheiden, unter v\u00f6lliger Vernachl\u00e4ssigung des einschlagenden Tatsachenmaterials, auch pathologischer Art, ohne weiteres dahin entscheidet, dafs uns gewisse T\u00e4tigkeitsgef\u00fchle rein gef\u00fchlsm\u00e4\u00dfig bewufst werden lie\u00dfen, ob die von uns reproduzierten Vorstellungen in ihrem Zusammenhang als Ged\u00e4chtnisbilder oder als Gebilde der Phantasie anzusehen sind. Verf. hat gar keine Ahnung von der Mannigfaltigkeit der Gesichtspunkte und Tatsachenkreise, die bei einer wissenschaftlichen Behandlung dieser Frage heranzuziehen sind. Es w\u00fcrde den zur Verf\u00fcgung stehenden Raum weit \u00fcbersteigen, wenn ich alle, gelinde gesagt, k\u00fchnen Behauptungen und angeblichen Beweisf\u00fchrungen des Verf.s n\u00e4her besprechen wollte. Bemerkt mu\u00df noch werden, da\u00df die Abhandlung auch einige Ausf\u00fchrungen enth\u00e4lt, wo eine treffende Einsicht hervortritt, und da\u00df dieselbe \u00fcberhaupt trotz allem in\n30\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 89.","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nIA fera < urbericht.\nmir den Eindruck hinterlassen hat, dafs Y<>rf. recht gnt eine im ganzen befriedigende Arbeit h\u00e4tte leisten k\u00f6nnen, wenn er auf seinem Gebiete mehr Kenntnisse und daher auch mehr Bescheidenheit besessen h\u00e4tte und sich auf sein spezielles Thema konzentriert h\u00e4tte, statt Ober alle m\u00f6glichen Fragen der Ged\u00e4chtnislehre zu handeln und mit mehr oder weniger Unkenntnis und Fl\u00fcchtigkeit zu urteilen. G. E. M\u00fcllbb (G\u00f6ttingen).\nR. M. Ogden. Kemory Md Economy of Learning. Psychological Bulletin 1 (6), 177\u2014184. 1904.\nVerf. unterscheidet zun\u00e4chst zwischen verschiedenen Typen der lernenden Personen und verschiedenen Weisen des Lernens. Unter den ersteren ist einerseits zu unterscheiden zwischen dem visuellen, auditiven und kin\u00e4sthetischen Typus, andererseits zwischen einem intellektuellen und einem sensorischen, von denen der erstere sich streng an das objektiv Gegebene h\u00e4lt, w\u00e4hrend der letztere die ihm dargebotenen Dinge dadurch zu behalten sucht, dafs er sie subjektiv mit anderen Erscheinungen assoziiert. \u2014 Unter den Arten und Weisen des Lernens macht Ogden einen Unterschied zwischen einer langsamen und einer schnellen. Diese h\u00e4ngen mit den oben genannten Typen der Lernenden so zusammen, dafs der intellektuelle ein langsameres Lerntempo vorzieht und mehr Wiederholungen als der sensorische und auch gew\u00f6hnlich mehr Zeit zum Erlernen als dieser braucht. Der sensorische Typus fafst den Lernstoff als Ganzes auf, der intellektuelle richtet seine Aufmerksamkeit mehr auf die einzelnen Glieder.\n\u00dcbrigens ist es keineswegs richtig, dafs der schneller lernende Typus auch der schneller vergessende ist; nur darf die Schnelligkeit des Lernens nicht zum \u201ePauken\u201c ausarten; denn dies, d. h. der schnelle \u00dcbergang auf unzusammenh\u00e4ngende Stoffe, ist allerdings sehr sch\u00e4dlich f\u00fcr das Behalten.\nF\u00fcr die Schule ist ferner wichtig, zu wissen, dafs alle Kinder dem sensorischen Typus angeh\u00f6ren. Der Lehrer hat sich also zun\u00e4chst dar\u00fcber zu orientieren, ob ein bestimmtes Kind dem visuellen, dem auditiven oder dem kin\u00e4sthetischen Typus angeh\u00f6rt, ferner, ob ein Kind, das schnell lernt, begabt ist oder automatisch lernt, und eins, das langsam lernt, zerstreut oder stupide ist. Dann kann er z. B. den mechanisch lernenden Sch\u00fcler zu einem langsameren Lernen anleiten, bei dem ihm seine mechanischen Hilfen nichts mehr n\u00fctzen, und ebenso den stumpfsinnigen zu einer schnelleren Lernweise, die ihn zu gr\u00f6fserer Anspannung der Aufmerksamkeit zwingt.\t.\tLipmann (Berlin).\nH. J. Pearce. The Law of Attraction in Relation to some Visual and Tactnal Illusions. Psychol. Review 11 (3), 143\u2014178. 1904.\nVerf. arbeitet nach folgender Methode: In einem weifsen Schirm von einem Quadratmeter Gr\u00f6fse befanden sich in der N\u00e4he der Mitte zwei rechtwinklige \u00d6ffnungen. In der einen war eine Karte mit einer horizontalen Linie, die an jeder Seite von einer etwas k\u00fcrzeren horizontalen Linie begleitet war. In der anderen befand sich nur eine horizontale Linie auf einer Karte, die von dem Versuchsleiter horizontal verschoben wurde, bis die Linie der","page":466}],"identifier":"lit32283","issued":"1905","language":"de","pages":"462-466","startpages":"462","title":"F. Reuther: Beitr\u00e4ge zur Ged\u00e4chtnisforschung. Wundts Psychologische Studien I (1), 4-101. 1905","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:35:59.552537+00:00"}