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{"created":"2022-01-31T16:36:59.838289+00:00","id":"lit32286","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Piper","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 467-468","fulltext":[{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n467\nVersuchsperson nicht mehr verschieden lang von der mittleren Linie der anderen \u00d6ffnung erschien. Die Linien rechts und links von der mittleren Linie nennt Verf. die sekund\u00e4ren Reize. In einer ersten Reihe von Versuchen wurde der Einflufs der Distanz zwischen dem prim\u00e4ren Reiz und den sekund\u00e4ren Reizen auf das Orteil untersucht. Die L\u00e4nge des Prim\u00e4rreizes war 16 bis 24 cm, die der sekund\u00e4ren Reize 2 cm. Die Distanzen zwischen den Mittelpunkten des prim\u00e4ren und der sekund\u00e4ren Reize variierten zwischen 9,5 und 16 cm. In einer zweiten Reihe war die L\u00e4nge des Prim\u00e4rreizes ver\u00e4nderlich, die L\u00e4nge der sekund\u00e4ren Reize und ihre Distanz konstant. In einer dritten Reihe von Versuchen war die L\u00e4nge der sekund\u00e4ren Reize ver\u00e4nderlich, der Prim\u00e4rreiz und die Distanz der sekund\u00e4ren Reize konstant. Das Hauptergebnis der Versuche ist dies. Eine einfache Linie, verglichen mit einer variablen Linie, wird stets untersch\u00e4tzt. Wenn sie jedoch von k\u00fcrzeren Linien zu beiden Seiten begleitet ist, so wird sie \u00fcbersch\u00e4tzt. Der Einflufs der sekund\u00e4ren Reize ist um so gr\u00f6fser, 1. je gr\u00f6fser die L\u00e4nge der sekund\u00e4ren Reize, 2. je gr\u00f6fser die L\u00e4nge des Prim\u00e4rreizes, 3. je kleiner die Distanz zwischen Prim\u00e4rreiz und sekund\u00e4ren Reizen, von Mitte zu Mitte der Linien gemessen. Die individuellen Schwankungen sind betr\u00e4chtlich. Ein weiterer Faktor, dessen Einflufs jedoch nicht genauer gemessen werden konnte, ist die Distanz zwischen den Enden des prim\u00e4ren und der sekund\u00e4ren Reize. Wenn dieser Faktor vernachl\u00e4ssigt werden konnte, so entsprach der Einflufs eines sekund\u00e4ren Reizes dem mechanischen Gravitationsgesetz. \u00c4hnliche Versuche mit Ber\u00fchrungsempfindungen f\u00fchrten zu \u00e4hnlichen Ergebnissen. Verf. diskutiert an der Hand dieser Ergebnisse die Theorien der M\u00fcllek -L\u00efERSchen T\u00e4uschung. Diese T\u00e4uschung kann als ein spezieller Fall des \u201eGravitationsgesetzes\u201c betrachtet werden. Die von Heyjians f\u00fcr diese T\u00e4uschung gefundenen quantitativen Gesetze k\u00f6nnen mit Leichtigkeit aus dem Gravi-tationsgesetz hergeleitet werden. Dafs es sich dort um Winkel handelt, nicht um einfache Linien, ist unwesentlich. Wundts Ansicht, dafs Kontrast von Augenbewegungen keine notwendige Bedingung der T\u00e4uschung ist, wird durch die Versuche des Verf.s best\u00e4tigt.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nM. v. Rohb. On the Plastic Effect ln lonocnlar Vision. British Journal Photographie Almanac. S. 751\u2014753. 1905.\nAnschliefsend an die bekannte Tatsache, dafs gew\u00f6hnliche (nicht stereoskopische) photographische Aufnahmen plastisch erschienen, ja dafs wir den Grad der Plastik als ein wesentliches Kriterium f\u00fcr die G\u00fcte der Aufnahme anzuf\u00fchren pflegen, wird darauf hingewiesen, dafs f\u00fcr die Tiefen-wahmehmung das Binokularsehen mit Abbildung der Objekte auf disparaten Netzhautpunkten zwar sehr f\u00f6rderlich ist, aber keineswegs die conditio sine qua non bildet. Auch monokular sehen wir k\u00f6rperlich; zwar sind hierf\u00fcr die Eigenschaften des Netzhautbildes unmittelbar nur in geringem Mafse verwertbar; indessen hilft uns unsere Erfahrung \u00fcber die wahren Gr\u00f6fsen und sonstigen Merkmale der Objekte dazu aus deren Netzhautbildern ein richtiges Urteil \u00fcber den Abstand zu gewinnen. Dieses Urteil\n30*","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nLiterat\\trberickt.\nversagt v\u00f6llig, wenn uns Erfahrungen \u00fcber das Objekt fehlen oder durch die Umst\u00e4nde nicht verwertbar sind.\nAuf einen Versuch, welcher die Plastik monokularer Bilder demonstriert, hat Wheastone aufmerksam gemacht: man hat bei monokularer Betrachtung stereometrischer Figuren den Zwang, die Zeichnung als K\u00f6rper vor sich zu sehen und zwar kann man in einer solchen Figur, z. B. der eines W\u00fcrfels diejenige Kante vorne sehen, welche man vom sehen will. Man kann die Figur \u201einvertieren\u201c und somit zwei ganz verschiedene k\u00f6rperliche Effekte erzielen. Dasselbe gelingt nach von Robb mit Drahtr modelten stereometrischer K\u00f6rper. Auch ein solches Skelett kann man invertieren und es ist interessant zu sehen, wenn man das invertiert vor-gestellte Modell mit der Hand bewegt oder dreht, dafs alle gesehenen Bewegungen umgekehrt abzulaufen scheinen, als die Bewegungsimpulse der Hand bewirken m\u00fcfsten. Der Widerspruch zwischen optischen und taktilen Wahrnehmungen ist in solchem Falle zuerst verwirrend und h\u00f6chst frappant\nDie Versuche zeigen demnach erstens den Zwang zu k\u00f6rperlicher Vorstellung bei monokularem Sehen und zweitens die M\u00f6glichkeit von T\u00e4uschungen \u00fcber die wahre Plastik, wenn Erfahrungen \u00fcber die Eigenschaften der beobachteten Dinge fehlen.\tPiter (Berlin).\nB. Suns. An Inquiry into the Hatnre of Hallndnatiou. Psychol. Review U (1), 16\u201429; (2), 104\u2014137. 1904.\nVerf. zeigt zun\u00e4chst, dafs die gew\u00f6hnliche Unterscheidung zwischen Illusion und Halluzination ganz unhaltbar ist. Illusionen werden gew\u00f6hnlich als f\u00e4lschliche Wahrnehmungen eineB existierenden Objekts bezeichnet, Halluzinationen als Wahrnehmungen, wenn ein Objekt \u00fcberhaupt nicht existiert. Die Existenz rein physischer Objekte kann doch aber nicht mr Beschreibung und Unterscheidung rein geistiger Zust\u00e4nde benutzt werden. Er versucht dann, den normalen Wahrnehmungsprozefs zu analysieren. Das Ergebnis dieser Betrachtung ist die Annahme von drei Arten von Bewufstseinszust\u00e4nden : 1. periphere Empfindungen, 2. Empfindungen, die zwar nicht durch entsprechende Sinnesreize ausgel\u00f6st werden, aber doch eine direkte Folge von Sinnesreizen sind, und 3. Ged\u00e4chtnisbilder. Die Notwendigkeit der Unterscheidung der zweiten und dritten Klasse ergibt sich nach dem Verf. aus der Tatsache, dafs, wenn man z. B. einen \u201eschweren\u201c K\u00f6rper in einer bestimmten \u201eEntfernung\u201c sieht, die Empfindungen der Schwere und Distanz sich der Selbstbeobachtung als durchaus verschieden von blofsen Ged\u00e4chtnisbildern der Schwere und Distanz aufdr\u00e4ngen. Ref. mufs gestehen, dafs es dem Verf. nicht gelungen ist, ihn durch die angef\u00fchrten Beispiele hiervon zu \u00fcberzeugen. Die Unterschiede, auf die Verf. aufmerksam macht, erscheinen dem Bef. nur als Grad-, nicht als Artunterschiede; nur als Unterschiede der Bestimmtheit des Auftretens und der relativen Permanenz der attributiven Eigenschaften assoziierter Empfindungen. Wichtiger scheint der Hinweis des Verf.s auf die stets vorhandene Dissoziation der habituellen Nervenprozesse bei Tr\u00e4umen und Halluzinationen.\nVerf. entwickelt nun die Theorie, dafs Halluzinationen sowohl wie Tr\u00e4ume den Charakter der Realit\u00e4t tragen, weil sie nicht der dritten,","page":468}],"identifier":"lit32286","issued":"1905","language":"de","pages":"467-468","startpages":"467","title":"M. v. Rohr: On the Plastic Effect in Monocular Vision. British Journal Photographic Almanac. S. 751-753. 1905","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:59.838295+00:00"}