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{"created":"2022-01-31T15:26:03.254346+00:00","id":"lit32287","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 39: 468-469","fulltext":[{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nLiterat\\trberickt.\nversagt v\u00f6llig, wenn uns Erfahrungen \u00fcber das Objekt fehlen oder durch die Umst\u00e4nde nicht verwertbar sind.\nAuf einen Versuch, welcher die Plastik monokularer Bilder demonstriert, hat Wheastone aufmerksam gemacht: man hat bei monokularer Betrachtung stereometrischer Figuren den Zwang, die Zeichnung als K\u00f6rper vor sich zu sehen und zwar kann man in einer solchen Figur, z. B. der eines W\u00fcrfels diejenige Kante vorne sehen, welche man vom sehen will. Man kann die Figur \u201einvertieren\u201c und somit zwei ganz verschiedene k\u00f6rperliche Effekte erzielen. Dasselbe gelingt nach von Robb mit Drahtr modelten stereometrischer K\u00f6rper. Auch ein solches Skelett kann man invertieren und es ist interessant zu sehen, wenn man das invertiert vor-gestellte Modell mit der Hand bewegt oder dreht, dafs alle gesehenen Bewegungen umgekehrt abzulaufen scheinen, als die Bewegungsimpulse der Hand bewirken m\u00fcfsten. Der Widerspruch zwischen optischen und taktilen Wahrnehmungen ist in solchem Falle zuerst verwirrend und h\u00f6chst frappant\nDie Versuche zeigen demnach erstens den Zwang zu k\u00f6rperlicher Vorstellung bei monokularem Sehen und zweitens die M\u00f6glichkeit von T\u00e4uschungen \u00fcber die wahre Plastik, wenn Erfahrungen \u00fcber die Eigenschaften der beobachteten Dinge fehlen.\tPiter (Berlin).\nB. Suns. An Inquiry into the Hatnre of Hallndnatiou. Psychol. Review U (1), 16\u201429; (2), 104\u2014137. 1904.\nVerf. zeigt zun\u00e4chst, dafs die gew\u00f6hnliche Unterscheidung zwischen Illusion und Halluzination ganz unhaltbar ist. Illusionen werden gew\u00f6hnlich als f\u00e4lschliche Wahrnehmungen eineB existierenden Objekts bezeichnet, Halluzinationen als Wahrnehmungen, wenn ein Objekt \u00fcberhaupt nicht existiert. Die Existenz rein physischer Objekte kann doch aber nicht mr Beschreibung und Unterscheidung rein geistiger Zust\u00e4nde benutzt werden. Er versucht dann, den normalen Wahrnehmungsprozefs zu analysieren. Das Ergebnis dieser Betrachtung ist die Annahme von drei Arten von Bewufstseinszust\u00e4nden : 1. periphere Empfindungen, 2. Empfindungen, die zwar nicht durch entsprechende Sinnesreize ausgel\u00f6st werden, aber doch eine direkte Folge von Sinnesreizen sind, und 3. Ged\u00e4chtnisbilder. Die Notwendigkeit der Unterscheidung der zweiten und dritten Klasse ergibt sich nach dem Verf. aus der Tatsache, dafs, wenn man z. B. einen \u201eschweren\u201c K\u00f6rper in einer bestimmten \u201eEntfernung\u201c sieht, die Empfindungen der Schwere und Distanz sich der Selbstbeobachtung als durchaus verschieden von blofsen Ged\u00e4chtnisbildern der Schwere und Distanz aufdr\u00e4ngen. Ref. mufs gestehen, dafs es dem Verf. nicht gelungen ist, ihn durch die angef\u00fchrten Beispiele hiervon zu \u00fcberzeugen. Die Unterschiede, auf die Verf. aufmerksam macht, erscheinen dem Bef. nur als Grad-, nicht als Artunterschiede; nur als Unterschiede der Bestimmtheit des Auftretens und der relativen Permanenz der attributiven Eigenschaften assoziierter Empfindungen. Wichtiger scheint der Hinweis des Verf.s auf die stets vorhandene Dissoziation der habituellen Nervenprozesse bei Tr\u00e4umen und Halluzinationen.\nVerf. entwickelt nun die Theorie, dafs Halluzinationen sowohl wie Tr\u00e4ume den Charakter der Realit\u00e4t tragen, weil sie nicht der dritten,","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n469\nsondern der zweiten der von ihm unterschiedenen Klassen von Bewufst-seinszustftnden angeh\u00f6ren. Er nimmt an, dafs in allen Fallen von Halluzination und Traum der geistige Vorgang durch einen \u00e4ufseren Reiz \u00abingeleitet wird. Die \u201esekund\u00e4ren Wahrnehmungen\u201c der zweiten oben erw\u00e4hnten Klasse, die sich direkt an den Reizprozefs anschliefsen, machen dann den Inhalt des TraumB oder der Halluzination aus. Verf. zeigt nun an einer FDlle von interessanten Beispielen, dafs in der Tat diese beiden Bedingungen stets erfOllt sein m\u00fcssen: 1. ein einleitender peripherer Reiz und 2. Dissoziation der nerv\u00f6sen Funktionen. Auch zeigt er nebenbei, warum Traume h\u00e4ufig Ereignisse richtig vorauszusagen verm\u00f6gen. Dies alles scheint dem Ref. sehr \u00fcberzeugend, ausgenommen nur die erw\u00e4hnte Unterscheidung der zweiten und dritten Klasse von Bewulstseinszust\u00e4nden als der Art nach verschieden. Diese Unterscheidung erscheint dem Ref. als g\u00e4nzlich \u00fcberfl\u00fcssig. Die Realit\u00e4t erscheint sehr wohl einfach als (durch die Dissoziation erm\u00f6glichte) Bestimmtheit des Auftretens und relative Permanenz der Vorstellungen auffafsbar zu sein.\nMax Mkvkh (Columbia, Missouri).\nC. L. Hebbice. The Logical and Psychological Distinction between the Tree and the Heal. Psychol. Review 11 (3), 204\u2014210. 1904.\nVerf. schlagt vor, unter \u201ereal\u201c stets nur die Beschaffenheit jeder Erfahrung als Erfahrung selbst zu verstehen, nicht aber, wie es h\u00e4ufig geschieht, Beziehungen einer Erfahrung zu anderen Erfahrungen. Solchen Beziehungen allein sollte andererseits die Bezeichnung \u201ewahr\u201c oder \u201efalsch\u201c gegeben werden, je nachdem sie mit einem organisierten Gedankensystem harmonisieren oder damit in Widerspruch stehen. Logik kann man dann als die \u201eWahrheitswissenschaft\u201c definieren. Verf. zeigt an einer Anzahl von Zitaten, dafs die mangelhafte Unterscheidung von real und wahr unter psychologischen Schriftstellern weit verbreitet ist.\nMax Mbteb (Columbia, Missouri).\nJ. M. Baldwin. The Seaetic Progression of Psychic Objects. Psychol. Review 11 (3), 216\u2014221. 1904.\nVerf. versteht unter Progressionen die Entwicklungsstadien des Denkprozesses. Er schl\u00e4gt eine umfangreiche Terminologie vor, die auf einer Tafel zu \u00fcbersichtlicher Darstellung gebracht ist. Der begleitende Text ist haupts\u00e4chlich eine Erkl\u00e4rung dieser Terminologie und ein Hinweis auf die Punkte, in denen sie verbesserungsbed\u00fcrftig zu sein scheint, oder wo Verf. keinen geeigneten Terminus gefunden hat und daher zu Vorschl\u00e4gen von anderer Seite auffordert.\tMax Mbybb (Columbia, Missouri).\nG. A. Tawney. The Period of Conversion. Psychol. Review 11 (3), 210\u2014216.\n1904.\n\u201eConversion\u201c, in dem Sinne, in dem es hier gebraucht ist, hat eine \u00e4hnliche Bedeutung wie das deutsche Wort \u201eBekehrung\u201c. Es bedeutet jedoch nicht nur den \u00dcbertritt von einer Religion zu einer anderen, sondern auch, und zwar h\u00e4ufiger, die Annahme eines positiven religi\u00f6sen Glaubens, ohne R\u00fccksicht darauf, ob ein anderer Glaube vorher bestanden","page":469}],"identifier":"lit32287","issued":"1905","language":"de","pages":"468-469","startpages":"468","title":"B. Sidis: An Inquiry into the Nature of Hallucinations. Psychol. Review 11 (1), 15-29; (2), 104-137. 1904","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:26:03.254352+00:00"}