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{"created":"2022-01-31T15:55:57.955412+00:00","id":"lit32301","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wirth","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 432-433","fulltext":[{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nLiteraturbericht.\nes eben geht, nach theilweise psychologischen Gesichtspunkten zu ordnen versucht. Das psychologische Material, das in dem Verhalten des Zauberk\u00fcnstlers einerseits und in der T\u00e4uschung des Publikums andererseits enthalten ist, kommt sodann in einer umfangreichen Plauderei zur Darstellung, vielfach angeregt durch die bereits vorhandenen Arbeiten von Dessoib und Binet \u00fcber den gleichen Gegenstand. Den optischen, akustischen, elektrischen, chemischen und mechanischen Kunstst\u00fccken, welche vor Allem die Paradoxa gegen\u00fcber der allt\u00e4glichen Erfahrung und die rein sinnlich wirkenden Knalleffecte ausn\u00fctzen, folgen die K\u00fcnste auf Grund \u201eeiner besonderen Geschicklichkeit des Zauberers.\u201c Auf letztere beziehen sich ina besondere die Ausf\u00fchrungen des dritten Capitels \u00fcber die \u201eVorbereitung de* Zauberk\u00fcnstlers\u201c selbst als einer Steigerung bezw. Uebung seiner k\u00f6rperlichen und insbesondere seiner geistigen F\u00e4higkeiten zur absoluten Beherrschung von Auge und Hand und seines Talentes als Schauspieler und Hypnotiseur. Die folgende Gruppe der Kunstst\u00fccke, deren Gelingen auf festgewordenen Associationen des Zuschauers beruht, bietet weiterhin das Hauptmaterial f\u00fcr die psychologische Analyse der T\u00e4uschung. Was in diesem Capitel aufser der Ablenkung der Aufmerksamkeit von der kritischen Stelle durch irgendwelche Betonung einer entfernten Stelle seitens des Taschenspielers, insbesondere durch dessen Beden, gesagt wird, geh\u00f6rt vor Allem zu jenen Associationswirkungen, die eine Art von Illusion erzeugen, am besten durch systematische Erzeugung einer entsprechenden Association durch Wiederholung von vorl\u00e4ufig thats\u00e4chlich vorgef\u00fchrten Vorg\u00e4ngen. Unter Ber\u00fccksichtigung der sonstigen Umst\u00e4nde findet der Begriff der \u201eSuggestion\u201c dabei ausf\u00fchrliche Verwendung. Eigene Versuche des Vert's mit Schulkindern \u00fcber die bekannte Vort\u00e4uschung des Werfens einer Kugel nach mehrfach vorangehendem wirklichen Werfen zeigt bei 40 \u00b0/o der Knaben und bei 60\u00b0/0 der M\u00e4dchen eine individuell verschieden weit gelungene Illusion. Die zuletzt behandelten F\u00e4lle der Suggestion des sog. \u201eforcing**, d. h. die beliebige Lenkung des Ausfalles einer Auswahl w\u00e4ren noch systematischer gleich mit unter die beliebige Lenkung der Aufmerksamkeit eingereiht worden. Die \u201esociologischen und p\u00e4dagogischen Bemerkungen* des Schlusses behandeln u. A. die bekannten Gr\u00fcnde f\u00fcr das Interesse an derartigen Zauberkunstst\u00fcckchen, die sp\u00e4tere Entwickelung des kindlichen Interesses hierf\u00fcr und schliefslich, wegen der entfernten Aehnlichkeit aller psychologischer Beeinflussungen \u00fcberhaupt, eine kurze Ausf\u00fchrung de* recht mifsverst\u00e4ndlichen Grundsatzes : Every teacher is in some sort a conjurer.\tWibth (Leipzig).\nSt. Sh. Colvin. The Fallacy of Extreme Idealism. Amer. Journ. of Piyck. 11 (4), 511-526. 1900.\nNeben einem historischen Btickblick polemisirt Verf. vor Allem gegen zwei moderne Vertreter eines \u201eextremen\u201c Idealismus, Bradlby (Appearance and Reality) und Josiah Royce (The world and the Individual). Ersterem, der den Erkenntnifswerth der allgemeinsten Anschauungsformen und der Kategorien wegen ihres inneren Widerspruches verneint und als Vertreter des \u201elogisch\u201c begr\u00fcndeten Idealismus erscheint, wird die Bedeutungslosigkeit dieser Methode des ausgeschlossenen Dritten entgegengehalten. Bei","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n43 S\nBoyce wird hervorgehoben, dafs er doch auch zur Abgrenzung des Wirk-liehkeitsbewufstseins innerhalb des Individuums auf ein Willensmoment im Urtheil, und zur Definition der Wirklichkeit \u00fcberhaupt auf ein Absolutes in der Welt zur\u00fcckgreife und damit den Inhalt der gegenw\u00e4rtigen Vorstellung \u00fcberschreite. Diese Uebersehreitung h\u00e4lt er auch schon f\u00fcr den fertigen Beweis gegen die ganze zweite Form, den \u201epsychologisch\u201c begr\u00fcndeten Idealismus, insofern dieser doch auch vergangene Vorstellungen anerkenne, als ob es dem Idealismus auf etwas Anderes ank\u00e4me, als den Inhalt des Wirklichen eben nur auf ideelle Momente \u00fcberhaupt einzuschr\u00e4nken. Mit des Verf.\u2019s eigener Annahme eines Syst\u00e8mes activer Momente in gegenseitiger Causalrelation, von denen unsere Vorstellungen nur einen Theil bilden, steht seine Polemik gegen den \u201eextremen\u201c Bealis-mus der Annahme des \u201eDinges an sich\u201c nicht ganz im Einklang. Die Beiziehung der KANT\u2019schen \u201ePostulate\u201c Gott etc. als einer dritten Form des \u201ereligi\u00f6s und ethisch begr\u00fcndeten\u201c Idealismus d\u00fcrfte eine Verschiebung des Themas bedeuten. Wenn auch das Postuliren kein Erfassen d\u00e9s Transcendenten ist, wie es der Bealist in der Wahrnehmung und Erkenntnis zu thun glaubt, so kann doch auch der extremste Bealist etwas in seinem Sinne \u00fcber den Inhalt der Wirklichkeit postuliren. Kurz, diese ganze Frage bezieht sich nur auf die Genesis, nicht auf den Inhalt des Wirklichkeitsbewufstseins.\tWieth (Leipzig).\nA. Pick (Prag). Clinical Studies in Pathological Dreaming. Jown. of Ment.\nScience 47 (198), 485\u2014499. 1901.\nP. schildert 8 F\u00e4lle und kommt zu folgenden Schl\u00fcssen: Tr\u00e4umereien kommen besonders h\u00e4ufig bei Hysterischen vor, aber gelegentlich auch bei JSTeurasthenischen. In bei weitem der Mehrzahl der F\u00e4lle beginnen sie in der Jugend und zeigen oft eine Verwandtschaft zu dem Havelock ELLis\u2019schen \u201eAuto-erotism\u201c. Der Bewufstseinszustand zeigt die verschiedensten Ueber-g\u00e4nge, von einem lebhaften Spiel der Phantasie bis zu den deliri\u00f6sen Traumzust\u00e4nden der Hysterischen.\tSchr\u00f6deb (Heidelberg).\nF. H. Sandeks and Stanley Hall, Pity. Amer. Jonrn. of Psy\u00e9h. 11 (4), 534-591. 1900.\nAuch diese Abhandlung sucht wieder, wie a study of anger, das Heil in der statistischen Methode, nach Ausgabe von Fragebogen \u00fcber die physiologischen Begleiterscheinungen des Mitleides, \u00fcber den Gegenstand, der im Leben, in Kunst und Literatur, vor Allem aber im Leben des Heilandes als der \u201er\u00fchrendste\u201c befunden wurde, dann \u00fcber Mitleid f\u00fcr Thiere, Pflanzen, leblose Dinge, neugeborene Kinder, Arme, Verbrecher, Kranke, Soldaten etc. In den eingelaufenen Berichten, die im 1. und 2. Capitel verarbeitet sind, mischen sich die gew\u00f6hnlichen, allbekannten Ursachen des Mitleides mit deutlichen Symptomen krankhafter Zust\u00e4nde. In der psychologischen und p\u00e4dagogischen Verwerthung des Ganzen (Capitel 3 und 4) wird zun\u00e4chst wieder die H\u00fclfslosigkeit der Psychologie diesem Chaos der Thatsachen gegen\u00fcber beklagt, so dafs sich die \u201ePsychologen selbst am meisten bemitleiden sollten\u201c. Die pr\u00e4cise psychologische Frage-Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 27.\t28","page":433}],"identifier":"lit32301","issued":"1902","language":"de","pages":"432-433","startpages":"432","title":"St. Sh. Colvin; The Fallacy of Extreme Idealism. Amer. Journ. of Psych. 11 (4), 511-526. 1900","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:55:57.955418+00:00"}