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Weygandt: Über die Beeinflussung geistiger Leistungen durch den Hunger. Kraepelins Psychologische Arbeiten 4 (1), 45-173. 1901. Selbstanzeige

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{"created":"2022-01-31T16:26:22.956487+00:00","id":"lit32364","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weygandt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 203-206","fulltext":[{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n203\n\u00a3. L. Thorndike. Educational Psychology. New York, Lemcke & Buechner.\n1903. 177 S.\nThorndikes Buch ist eine Einf\u00fchrung in die Anwendung statistischer Methoden auf die Untersuchung von Problemen der Erziehung und des Unterrichts. Der Verf. macht keinen Anspruch darauf, inhaltlich viel Neues zu bringen. In der Tat ist das meiste Material, das er dem LeBer vorf\u00fchrt, bereits anderswo von ihm Belbst und anderen ver\u00f6ffentlicht. Er will dem Leser nur zeigen, wie man gefundenes Material so verarbeiten kann, dafs es wissenschaftlich brauchbar ist; und wie man p\u00e4dagogische Probleme in Angriff nehmen mufB, um Material zu erhalten, das in solcher Weise verarbeitbar ist. Die ersten Kapitel behandeln allgemein die Messung geistiger F\u00e4higkeiten und die Darstellung solcher Messungen vermittels arithmetischer Symbole oder in Kurvenform. Besonderer Nachdruck ist auf die Bedeutung der mittleren Abweichung gelegt. Eine Tabelle der Werte des Wahrscheinlichkeitsintegrals ist im Anhang beigef\u00fcgt. Ferner wird die gegenseitige Abh\u00e4ngigkeit der verschiedenen geistigen F\u00e4higkeiten besprochen und ihre Mefsbarkeit vermittels eines Abh\u00e4ngigkeitskoeffizienten aufgezeigt. Die grofse praktische Bedeutung der Bestimmung eines Bolchen Koeffizienten f\u00fcr die Aufstellung von Erziehungs- und Schulpl\u00e4nen leuchtet ohne weiteres ein. Die folgenden Kapitel sind dem Verh\u00e4ltnis von angeborenen und erworbenen F\u00e4higkeiten gewidmet. Ein weiteres Kapitel beginnt mit einem Hinweis auf die Leichtfertigkeit, mit der P\u00e4dagogen fast ausnahmslos eine allgemeine Entwicklung der geistigen F\u00e4higkeit durch Unterricht in speziellen F\u00e4chern als selbstverst\u00e4ndlich annehmen. Der Verf. zeigt, dafs streng wissenschaftliche Untersuchungen dieses Problems bisher eher die Unabh\u00e4ngigkeit spezieller \u00dcbung und allgemein geistiger Entwicklung, als einen nennenswerten EinfiufB dieser Art aufgewiesen haben. Weiter werden behandelt die Auswahl der Individuen durch die Schule und andere Boziale Einrichtungen, die Ver\u00e4nderungen, denen geistige F\u00e4higkeiten der Zeit nach unterliegen, und Unterschiede der Geschlechter, ln geistigen F\u00e4higkeiten, die bisher wirklich mit wissenschaftlicher Exaktheit gemessen sind, nehmen die beiden Geschlechter fast genau dieselben Stellen ein; und der HauptunterBchied zwischen ihnen ist die \u00dcberlegenheit des weiblichen Geschlechts in rein perzeptiven Prozessen. Ein umfangreiches Kapitel behandelt die Abweichungen unter Kindern von der Norm in der einen oder der andern Richtung, und die Beziehungen zwischen k\u00f6rperlichen und geistigen F\u00e4higkeiten. Schliefslich werden die unter der Leitung von G. Stanley Hall ausgef\u00fchrten Untersuchungen auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie einer kurzen Kritik unterworfen und Vor Schl\u00e4ge f\u00fcr k\u00fcnftige Untersuchungen auf diesem und verwandten Gebieten gemacht. Thorndikes Buch d\u00fcrfte sich als eine wertvolle Einleitung in die wissenschaftliche Methodik p\u00e4dagogisch-psychologischer Probleme erweisen.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nWeyqandt. fiber die Beeinflussung geistiger Leistangen dnrcb den Hanger.\nKraepelin\u00bb Psychologische Arbeiten 4 (1), 45\u2014173. 1901.\nUnter den \u00e4tiologischen Faktoren der Geisteskrankheiten wird von vielen Seiten die Ersch\u00f6pfung in den Vordergrund ger\u00fcckt. Als wesent","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nLiter atwbericht.\nliehst\u00ab Komponenten dieses Begriffs kommen in Betracht einmal der \u00fcber-m\u00e4fsige Verbrauch der Spannkr\u00e4fte des Zentralnervensystems infolge geistiger \u00dcberanstrengung, dann die St\u00f6rung der regelm\u00e4\u00dfigen Wiederherstellung durch den Schlaf und schliefslioh der Mangel an frischem Baumaterial, die N&hrungsenthaltung oder Inanition. Ahrdt hatte vor nicht allzulanger Zeit geradezu behauptet: \u201eDie meisten Psychosen sind Inanitions-psychosen.\u201c Es sollte nunmehr k\u00fcnstlich ein Zustand von Inanition hergestellt werden, indem sich die Versuchspersonen geraume Zeit, 24 bis 75 Stunden, jeder Nahrungsaufnahme, in einzelnen F\u00e4llen auch der Wasser-anfnahme, zu enthalten hatten. Bereits hinsichtlich des bekannten psychischen Ausdrucks des Nahrungsbed\u00fcrfnisses, des Hungers, gehen die Meinungen weit auseinander; w\u00e4hrend die Etymologie des Wortes schon auf den Begriff des Qualvollen hinausl\u00e4uft, war entgegen der Volksmeinung von physiologischer Seite behauptet worden, dafs der Hunger zu den geistigen Funktionen in keiner Beziehung stehe.\nEine gewisse Vorarbeit lag bereits vor in den Untersuchungen, die Referent unter dem Titel \u201eR\u00f6mebs Versuche \u00fcber Nahrungsaufnahme und geistige Leistungsf\u00e4higkeit\u201c (Bd. II, S. 695\u2014706) dargestellt hat. R\u00f6mer hatte in einer Reihe von 8 Tagen vormittags jeweils 4/1 Stunden fortlaufend addiert mit halbst\u00fcndigen Ruhepausen dazwischen; auf einen Normaltag war immer ein Tag gefolgt, bei dem die vormitt\u00e4gliche Arbeit ohne das sonst \u00fcbliche vorausgehende Fr\u00fchst\u00fcck durchgef\u00fchrt wurde. Schon diese kleine Abweichung in der regelm\u00e4fsigen Nahrungsaufnahme hatte ein deutliches Zur\u00fcckbleiben der Leistung an den Tagen ohne Fr\u00fchst\u00fcck um 20\u201430% zur Folge.\nDen Versuchen \u00fcber die Wirkung l\u00e4ngerer Perioden ohne Nahrungsaufnahme unterzogen sich opferwillig 6 Personen. Zun\u00e4chst wurde an 1 oder 2 Versuchstagen die normale Leistungsf\u00e4higkeit gepr\u00fcft, dann 1 bis 3 Tage hindurch unter v\u00f6lliger Nahrungsenthaltung die Hungerversuche angestellt und schliefslich noch mehrere Tage dieselben Methoden durch-geffthrt, um die Hungernachwirkung und den Wiedereintritt normaler Leistungsf\u00e4higkeit zu kontrollieren. Meist fielen die Versuche selbst auf die sich der besten Disposition erfreuenden Vormittagsstunden, bei einer Reihe wurde aufser morgens auch abends experimentiert. Da die Herbeif\u00fchrung des Versuchszustandes nicht angenehm war, sollte er wenigstens v\u00f6llig ausgenutzt werden durch Anwendung mehrerer Methoden. Die Auffassungsf\u00e4higkeit wurde gepr\u00fcft durch das Lesen von W\u00f6rtern und sinnlosen Silben an den rotierenden Trommeln, durch das kontinuierliche Lesen fremdsprachlicher Texte und schliefslich durch das GRiESBACHSche Verfahren, das v\u00f6llig Fiasko machte. Das assoziative Denken kam zur Geltung durch Assoziationsreaktionen mit oder ohne Zeitmessung, durch fortlaufendes Assoziieren und durch fortlaufendes Addieren einstelliger Zahlen. Wahlreaktionen dienten der Untersuchung der Psychomoti\u00fct\u00e4t, und Silben- 80wie Zahlenlernen der Ged\u00e4chtnisuntersuchung. Bei einigen Versuchen wurde auch die Ablenkbarkeit gepr\u00fcft. Es handelte sich um 51 Versuchstage mit 15 Hungerversuchen, wobei ein Material von 413 einzelnen Verauchs-abschnitten zusammengearbeitet wurde.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n205\nDie Auffassungsversuche liefsen fast durchweg nicht die mindeste Verschlechterung der Leistung an den Hungertagen erkennen. Hur eine Reihe schien eine Ausnahme su machen, die allerdings durch Beleuchtungs-Bt\u00f6rungen beeintr\u00e4chtigt war. Bei den Ablenkungsversuchen ergab sich eine gesteigerte Ablenkbarkeit am Hungertag nur f\u00fcr das kontinuierliche Lesen. Die \u00fcble Wirkung der mangelhaften Beleuchtung mufs aufser in der Ablenkbarkeitserh\u00f6hung noch in einer gewissen gem\u00fctlichen Erregung \u00fcber die St\u00f6rung gesucht werden, wof\u00fcr auch die Versuche mit Silben-und Zahlenlernen unter Ablenkung als St\u00fctze dienen k\u00f6nnen.\nDie AssosiationBreaktionen waren durch den Hungerzustand zeitlich nicht, qualitativ aber erheblich herabgesetzt. Die inneren Assoziationen nahmen ab, die \u00e4ufseren zu, vor allem jene Gruppen, die auf sprachlicher Ein\u00fcbung beruhen. Dazu tauchten Klangassoziationen, auch Paraphasien nnd auf Klang\u00e4hnlichkeit beruhende mittelbare Assoziationen auf. Bei dreit\u00e4gigem Hunger zeigten sich mehrfach \u201ewiederholte Assoziationen\u201c.\nEtwas verschlechtert wurde das Addieren einstelliger Zahlen.\nDas Auswendiglernen wird erheblich beeintr\u00e4chtigt, namentlich das Silbenlernen. Die St\u00f6rung betrifft den Lernwert der Wiederholung, fast gar nicht die Sprechgeschwindigkeit.\nEtwas verl\u00e4ngert sind die Wahlreaktionen; ihre Werte zeigen etwas gr\u00f6bere Streuung. Stellenweise sind die Fehlreaktionen vermehrt.\nDie Hungernachwirkung ist deutlich, doch nicht bo langwierig wie die Nachwirkung einer durchwachten Nacht oder m\u00e4fsiger Dosen Trionals oder Alkohols. Am dritten Tag ist selbst bei dem Silbenlernen keine Nachwirkung mehr zu sp\u00fcren; \u00fcbrigens wird ja auch der Verlust an K\u00f6rpergewicht beim Hungern nachher sehr rasch eingeholt.\nDie \u00dcbungsf\u00e4higkeit leidet nicht ; die Erm\u00fcdbarkeit ist nicht vermehrt, eher wird der Antrieb etwas beg\u00fcnstigt.\nDie Ablenkbarkeit und noch mehr die gem\u00fctliche Erregbarkeit ist etwas erh\u00f6ht.\nDie Nahrungs- und Fl\u00fcssigkeitsenthaltung scheint den begrifflichen Zusammenhang der Assoziationen noch mehr zu lockern, als die blofse Nahrungsenthaltung; andere Unterschiede beider ZuBt\u00e4nde waren nicht ersichtlich.\nDas Hungergef\u00fchl machte sich sehr wenig bemerklich, es nahm im Laufe der Hungerperiode eher ab als zu. Die Stimmungslage war im ganzen heiter.\nDas Hauptergebnis war, dafs auch hier wie bei anderen abnormen Zust\u00e4nden eine verschiedene Beteiligung der einzelnen Funktionen an der St\u00f6rung, eine Elektivwirkung nachweisbar war. Neben der verschlechterten Merkarbeit steht die qualitative Ver\u00e4nderung des assoziativen Denkens mit dem \u00dcberwiegen der sprachlichen Beziehungen \u00fcber die begrifflichen; die Ausl\u00f6sung von Willenshandlungen war etwas erschwert, w\u00e4hrend die Auffassung nicht gelitten hatte.\nDiesen zahlenm&fsig festgelegten Ergebnissen des Versuchs gegen\u00fcber tritt die Unsicherheit der Vulg\u00e4rpsychologie und der Gelegenheitsbeobachtung deutlich hervor. Von den vielen literarischen Schilderungen des Seelen-","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nLiteraturbericht\nzustandes im Hunger hat nur Knut Hamsun und andeutungsweise Zola etwas geschrieben, das zu unseren Befunden in Beziehung treten k\u00f6nnte; auch einige Beobachtungen das Afrikaforschers Nachtioal lassen sich als einen Hinweis auf schwere Sch\u00e4digung des apperzeptiven und assoziativen DenkenB bei ungest\u00f6rter Auffassung im Hunger - und Durstzustand deuten. Wenig Ergebnisse brachten die Protokolle der bekannten Hungerkttnstler; Mbblatti hat erst am 19. Tag einer Hungerperiode Ged\u00e4chtnisst\u00f6rung aufgezeichnet, w\u00e4hrend unser Experiment schon nach zw\u00f6lf Stunden eine Ged\u00e4chtnisbeeintr\u00e4chtigung um mehr als */# feststellte.\nDie Art der Hungerwirkung erinnert an die elektive Wirkung mancher chemischer Mittel, an einige Geistest\u00f6rungen, die mit Stoffwechselanomalien einhergehen, und ist am \u00e4hnlichsten den psychischen Ver\u00e4nderungen nach k\u00f6rperlichen Anstrengungen, ohne doch denselben v\u00f6llig zu gleichen, da hier die Wahlreaktionen verk\u00fcrzt, im Hunger aber verl\u00e4ngert werden. Bei den n\u00e4chtlichen Ersch\u00f6pfungsversuchen scheinen sich die Zeichen der k\u00f6rperlichen und geistigen Erm\u00fcdung mit denen der Hungerwirkung zu verbinden. Die psychischen Erscheinungen der BOgenannten Ersch\u00f6pfungs-psychosen entsprechen nicht den Ver\u00e4nderungen, die durch einfache Nahrungsentziehung erzeugt werden, da dort die Auffassungsst\u00f6rung im Vordergrund des Bildes steht, w\u00e4hrend das Hungern gerade die Auffassung in so auff\u00e4lliger Weise unbehelligt l\u00e4fst.\tSelbstanzeige.\nE. B\u00fcbin, Ober die Dauer der psychischen Alkoholwirktng. Kraepelin* Psychologische Arbeiten 4 (1), 1\u201444. 1901.\nVier abstinente Personen mufsten acht Tage lang vormittags, nachmittags und abends reagieren, assoziieren, addieren und auswendig lernen. Am vierten Tag wurden '/\u00bb Stunde vor Beginn des Abendversuchs je 90 bis 10O g Alkohol in Form von griechischem Wein genommen.\nDie Wirkung variierte nach Richtung, St\u00e4rke und Dauer. Eine Versuchsperson zeigte nur Zunahme der auf Sprachvorstellungen beruhenden Assoziationen, die anderen jedoch auch noch eine Verlangsamung des Addierens, Erschwerung des Lernens, Verk\u00fcrzung der Wahlreaktionszeit unter Vermehrung der Fehlreaktionen. Die Alkoholnachwirkung dauerte 12 bis 48 Stunden; am ehesten verschwand sie hinsichtlich der Reaktions-Verk\u00fcrzung, w\u00e4hrend die Fehlreaktionen bei verl\u00e4ngerter Reaktionsdauer noch blieben.\tWbyqandt (W\u00fcrzburg).\nDubaxtb. R\u00e9g\u00e9n\u00e9ration autog\u00e8ne chez l\u2019homme et la th\u00e9orie dei neurone*.\nJoum. de Neurol., 9. Ann\u00e9e, Nr. 8. 1904.\nD. glaubt einen neuen Beitrag herbeif\u00fchren zu k\u00f6nnen zur Bek\u00e4mpfung der Neuronenlehre. Einer Frau war infolge eines Neuroms ein 28 cm langes St\u00fcck aus dem Medianus exstirpiert worden. 6 Jahre nach der Operation starb die Person, bei der Autopsie zeigten sich im peripheren Nervenst\u00fcck eine grofse Zahl wohlerhaltener Fasern, ein Teil mit wohl-ausgebildeten Markscheiden und Achsenzylindern, ein Teil der Fasern zeigte nur intakte Achsenzylinder, ein grofser Teil endlich wies ein embryonales Aussehen auf (kettenf\u00f6rmig aneinandergereijite Spindeizeilen).\nZu vermissen sind bei den Angaben D.s die Resultate der funktioneUen","page":206}],"identifier":"lit32364","issued":"1905","language":"de","pages":"203-206","startpages":"203","title":"Weygandt: \u00dcber die Beeinflussung geistiger Leistungen durch den Hunger. Kraepelins Psychologische Arbeiten 4 (1), 45-173. 1901. Selbstanzeige","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:22.956493+00:00"}

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