Open Access
{"created":"2022-01-31T16:30:33.451267+00:00","id":"lit32379","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merzbacher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 221-222","fulltext":[{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n221\nausschlie\u00dflich Fingerbewegungen ausf\u00fchrt, w\u00e4hrend Hand - und Armbewegungen, die zudem immer forciert seien, nur in Intervallen zwischen den Fingerbewegungen auftreten. Ausgehend von der Tatsache, dafs gewisse Teile der Hand, wie der Metacarpus des kleinen Fingers, bei den Fingerbewegungen nicht beteiligt sind, gelang es ihm mit Hilfe einer sinnreichen, obwohl einfachen Vorrichtung den Anteil festzuBtellen, der den Bewegungen der Finger, der Hand und des Armes im einzelnen beim Schreiben zukommt.\nDie individuellen Verschiedenheiten der Handschrift schreibt der Verf. der Art und Weise zu, in welcher die visuellen Faktoren und die der Bewegung wechselseitige Beziehungen zueinander angekn\u00fcpft haben. Eine geringe Bedeutung wird den Bewegungsempfindungen von Arm und Hand zu geschrieben : \u201eThe value of the movements lies in the fact, that they may go on without conscious control and with a minimum of attention.\u201c\nKiesow (Turin).\n0. F\u00f6bstbb. Die Mitbewegangen bei Desanden, Herren - and Geisteskranken.\nJena, Verlag von Gustav Fischer. 1903. 53 S.\nDer I. Teil der Abhandlung ist der Physiologie und Pathologie der Mitbewegungen gewidmet. Die Mitbewegungen in der physiologischen Breite sind den Hauptbewegungen assoziiert; sie lassen sich als zweckm\u00e4\u00dfige und unzweckm\u00e4\u00dfige voneinander scheiden, je nachdem sie iin engeren oder weiteren Zusammenhangs dem Zwecke einer intendierten Bewegung sich anordnen. Die Beobachtung der Art und Weise wie kleine Kinder sich bewegen und Bewegungen auszuf\u00fchren lernen (z. B. Gehen, Schreiben) illustriert am besten das Auftreten und Schwinden der zweckm\u00e4\u00dfigen und unzweckm\u00e4\u00dfigen Mitbewegungen. Doch auch beim Erwachsenen erkennen wir das Spiel der Mitbewegungen, wenn neue Bewegungskombinationen erlernt werden sollen oder dann, wenn eine Bewegung mit besonderer Energie ausgef\u00fchrt wird und dabei eine Irradiation des motorischen Impulses zustande kommt. Jedoch selbst bei der Ausf\u00fchrung wohl eingeschliffener Bewegungen kommt es zu unzweckm\u00e4\u00dfigen Mitbewegungen \u2014 speziell im Gebiete symmetrisch gelegener Muskeln \u2014 die durch besondere feinere Untersuchungsmethoden (Plethysmograph) demonstrierbar sind. \u2014 Den normalen Mitbewegungen steht eine gro\u00dfe Zahl pathologischer Mitbewegungen gegen\u00fcber, die mit der Symptomatologie bestimmter Erkrankungen des peripheren und zentralen Nervensystems variieren. Gerade das Studium der pathologischen unzweckm\u00e4\u00dfigen Mitbewegungen gibt Au\u00dfchl\u00fcsse, die den Ausbau einer Theorie der Mitbewegungen zulassen. Dieser Theorie ist der II. Teil der Abhandlung gewidmet.\nDie Heranziehung des hypothetischen stereopsychischen Feldes Stobchs hat keine wesentliche Bedeutung bei der Bildung der theoretischen Vorstellungen. Die positiven Erfahrungen des Klinikers erg\u00e4nzen in h\u00fcbscher Werne die Resultate experimenteller Untersuchungen der Physiologen \u2014 wenn auch die Arbeiten Hebihos, Shebbinotons, Bickels etc. durch F\u00f6bstbb keine Erw\u00e4hnung finden. Im allgemeinen l\u00e4\u00dft sich folgende Vorstellung \u00fcber die Entstehung der Mitbewegung konstruieren: ein intendierter Be-","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nLitcratwbericbt.\nwegungsimpuls \u2014 gleichg\u00fcltig wie und wo er in der Hirnrinde entstehen m\u00f6ge \u2014 str\u00f6mt nicht ohne weiteres einer einzigen Muskelgruppe zu. Er bringt vielmehr eine Anzahl von Muskeln in Aktion, Agonisten und Antagonisten; er erzeugt synergische Muskelbewegungen, indem die eine Bewegung der anderen Bewegung als Hilfsbewegung angereiht wird. So ist z. B. immer (cfr. die Versuche Herings und Sherrington s am Affen) die Fanstbildung mit einer Streckbewegung der Hand verbunden. Bedarf aus irgend welchem Grunde der Willensimpuls einer Btarken Energie und ist der Weg zu der zu bewegenden Muskelgruppe irgendwie verlegt, so findet entweder eine Irradiation der intendierten Bewegung auf andere benachbarte Muskelgruppen statt oder es tritt b lofs die Hilfsbewegung in die Erscheinung, w\u00e4hrend die eigentliche intendierte Bewegung nicht zustande kommt. \u201eInfolge des unbedingten Strebens des Organismus nach Ausf\u00fchrung der Bewegung werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, die geeignet sind den Effekt zustande zu bringen . .\nDie vielfach existierenden subkortikalen Verbindungen der einzelnen motorischen Zellengruppen untereinander bringen weitere Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten f\u00fcr die Entstehung der Mitbewegungen herbei. Subkortikale Reflexe vermitteln einen Teil der Mitbewegungen und zwar in automatischer Weise der Art, dafs die Unterdr\u00fcckung derselben selbst dem Gesunden sehr schwer wird, bei Erh\u00f6hung der Reflexerregbarkeit durch Unterdr\u00fcckung der Grofshirnt\u00e4tigkeit geradezu unm\u00f6glich wird; so lassen sich z. B. bei manchen Hemiplegikern die Finger nicht passiv beugen, ohne dafs gleichzeitig eine Streckung der Faust erfolgt.\nDie zentripetalen Einfl\u00fcsse spielen eine grofse Rolle, wenn es gilt den Ablauf der normal auftretenden unzweckm\u00e4fsigen Muskelbewegungen durch rechtzeitig erteilte Gegenimpulse zu neutralisieren. Bei Tabes, Chorea und bei all denjenigen Erkrankungen, bei denen die sensiblen Projektions-felder keine gen\u00fcgenden Nachrichten von den Vorg\u00e4ngen an der Peripherie zu erfahren imstande sind, werden wir deshalb eine Steigerung der unzweck-m\u00e4fsigen Mitbewegungen beobachten k\u00f6nnen \u2014 es zeigt sich deshalb gerade bei diesen Kranken, dafs wesentlich nur solche Muskelgruppen miterregt werden und solche Glieder Mitbewegungen ausftthren, welche an\u00e4sthetisch sind. F\u00f6bster glaubt noch die Existenz besonderer Inhibitionsfasern aufstellen zu m\u00fcssen, welche reflectorisch die T\u00e4tigkeit der Synergisten regulieren sollen. Ref. erscheint die Aufstellung dieser hypothetischen Bahnen ein Postulat zu sein, das weder physiologisch noch klinisch gefordert zu werden braucht.\nDie Mitbewegungen scheinen einem allgemein-physiologischen Prinzipe zu entspringen: wenn der Organismus eine Bewegung ausf\u00fchren will, so scheint er m\u00f6glichst viele und \u201ea priori eher zu viele als zu wenige\u201c Mittel heranzuziehen. \u201eDie Wahl unserer Bewegungsmittel bedeutet ein Suchen und dabei tritt ein gewisser Mangel an \u00d6konomie zutage.\u201c\t___________Merzbacher (Heidelberg).\nPaul Solu er. L\u2019Hyst\u00e9rie et son traitement Paris, Alcan. 1901. 294 8.\nDas vorliegende Buch ist in seinem gr\u00f6fsten Teile der Behandlung der Hysterie gewidmet. In den ersten 57 Seiten setzt Verf. Beine theoretischen","page":222}],"identifier":"lit32379","issued":"1905","language":"de","pages":"221-222","startpages":"221","title":"O. F\u00f6rster: Die Mitbewegungen bei Gesunden, Nerven- und Geisteskranken. Jena, Verlag von Gustav Fischer. 1903. 53 S.","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:33.451273+00:00"}