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Schneider: Über Auffassung und Merkfähigkeit beim Altersblödsinn. Kraepelins Psychologische Arbeiten 3 (3), 458-481. 1900

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{"created":"2022-01-31T16:33:28.905531+00:00","id":"lit32382","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weygandt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 226-227","fulltext":[{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nLiteratur bericht.\npsychischen Funktionen bekannt und deshalb verst\u00e4ndlich sind, solange mit anderen Worten die Handlungen der Geisteskranken vom Dichter uns psychologisch begreiflich geschildert werden, m\u00fcssen wir sie als Gegenst\u00e4nde der Dom\u00e4ne der Dichtkunst anerkennen. Aber gerade bei dem Versuche die \u00c4ufserung der Geisteskrankheit psychologisch zu erkl\u00e4ren, di vergieren die Bem\u00fchungen des Dichters und die des Psychiaters W\u00e4hrend es der Psychiater immer mehr aufgibt, die Geisteskrankheiten einem psychologischen Erkl\u00e4rungsversuch zu unterziehen, pafst der Dichter die \u00c4ufserungsformen seiner Geisteskranken einem Seelenleben an, das die Gesetze widerspiegelt, die die \u00c4u\u00dferungen im Denken, F\u00fchlen und Handeln gesunder Personen beherrschen W\u00fcrde der Dichter sich bem\u00fchen, streng objektiv den Geisteskranken so darzustellen, wie ihn der Fachmann kennt, so w\u00fcrde er kaum dem Leser oder H\u00f6rer gen\u00fcgend zu interessieren verm\u00f6gen, indem \u201edas Psychopathische, das dem Wirklichen entspricht, gegen die. psychologische Wahrheit verstofsen mu\u00df, die das oberste Gesetz der Dichtkunst ist\"1. So \u201edarf1* der Dichter das Psychopathische gar nicht der Wahrheit nach schildern und Wolff f\u00fchrt mehrere Beispiele an (Ibskk \u201eGespenster\u201c, Sophokles \u201eAjas\u201c), an denen gezeigt wird, wie gerade der Dichter mit gro\u00dfer Kunst es vermeidet, das Krankhafte unmittelbar darzustellen.\nDie SHAKKSPBKBsche Psychiatrie ist Laienpsychiatrie, d. h. Psychiatrie, wie sie sich der Laie aus seinem eignen Vorstellungsleben selbst konstruiert; sie h\u00e4lt der Analyse einer wissenschaftlichen Psychiatrie nicht Stand. Sh. schildert nach seinen eignen Worten die Vernunft im Wahnsinne, \u201ewenn er das geistige Leben verschleiert, so verh\u00fcllt er es mit einem durchsichtigen Schleier, durch den wir immer noch den Gang des geistigen Geschehens beobachten k\u00f6nnen\u201c. Gerade packend an der Darstellung Sh.s wirkt es, da\u00df er es in meisterhafter Weise versteht, psychologische Zusammenh\u00e4nge dort aufzustellen und wahrscheinlich zu machen, wo eie in der Wirklichkeit gar nicht bestehen w\u00fcrden.\nHingegen l\u00e4\u00dft Gkbh. Hauptmanns \u201eFuhrmann Henschel\u201c das Publikum gerade deshalb kalt, weil eine Erkl\u00e4rung der Handlungsweise Henschels ohne Kenntnis von Psychiatrie vollkommen unm\u00f6glich ist, seine Handlungen wohl dem Psychiater vollkommen verst\u00e4ndlich erscheinen, nicht aber demjenigen, der sie psychologisch zu begreifen sich anschickt. Somit erscheint dieses Drama Wolffs als Kunstwerk minderwertig und das um so mehr, je st\u00e4rker von anderer \u2014 psychiatrischer \u2014 Seite aus die meisterhafte, naturgetreue Schilderung des Pathologischen gelobt worden ist.\nMebzbachbb (Heidelberg).\nSCHNBIDBB. Ober Anffaiinng und lerkfiUgkait beim AltersblBdsiu. Kraepelins\nPsychologische Arbeiten 3 (3), 458\u2014 481. 1900.\nDie Arbeiten in Krabpelins Laboratorium sollen in letzter Linie der Psychiatrie eine exakte, experimentelle Grundlage verleihen. Das l\u00e4\u00dft Bich, nun keineswegs in der Weise erreichen, da\u00df man Versuche, die an Gesunden vorgenommen wurden, ohne weiteres auch bei Geisteskranken anBtellt. Es-bedarf vielmehr erst des Zwischengliedes einer wohlausgebildeten Individual-","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n227\npsychologie und dann der Vereinfachung mancher Methoden, ehe an die \u00dcbertragung auf Geisteskranke gedacht werden konnte.\nUnter den im ganzen noch sp\u00e4rlichen Versuchen an Irren beweisen gerade die von Schneider bei Altersbl\u00f6dsinnigen veranstalteten Experimente, dafs eine Modifikation der Methodik vielfach unumg\u00e4nglich iBt. Die von Finzi in demselben Laboratorium angewandte Auffassungsmethode war hei \u00e4cHNSLDBBs Versuchspersonen, die zum Teil noch wegen Sehschw\u00e4che, Schwerh\u00f6rigkeit usw. besondere Ber\u00fccksichtigung verdienten, nicht anwendbar. Es wurden daher nur einfache Objekte und Bilder f\u00fcr einige Zeit vor-geaeigt und die Kranken mufsten den Namen dieser Dinge nennen. Nach 5 bis 60 Sek. Pause hatte dann die Versuchsperson anzugeben, was ihr gezeigt worden war. T\u00e4glich kamen 20 bis 30 Versuche zustande, 18 bis 20 Tage durch wurde gearbeitet.\nF\u00fcr die Auffassung war der Erregungsgrad wichtig. Im Durchschnitt waren 87 4/0 der Auffassungsakte korrekt. Die Fehler waren optischer oder paraphasischer Natur. Mehrfach wurde ein beziehungsloses Wort bei den verschiedensten Gelegenheiten wiederholt, oder auch ein bereits fr\u00fcher vorgekommenes, damals sinnvolles Wort.\nH\u00e4ufiger waren die Merkfehler. Fast 50\u00b0/o St\u00f6rungen traten dabei auf. im ganzen nahm die Zahl der richtigen Antworten ab mit dem Anwachsen der Zwischenpausen. Die wichtigste Ursache daf\u00fcr bildet die Ablenkung, die von der momentanen Disposition abh\u00e4ngt; mehrfach ist Ideenflucht unverkennbar, auch rein klangliche Beziehungen waren h\u00e4ufig, \u00f6fter \u201eklebten\u201c einzelne W\u00f6rter.\nDer Nachweis solcher Merkf\u00e4higkeitsst\u00f6rungen bei neuen Eindr\u00fccken kann differentialdiagnostisch wichtig werden gegen\u00fcber manchen Formen des manisch-depressiven Irreseins alter Leute.\nZuverl\u00e4ssiger w\u00e4ren die Untersuchungen Schneiders, wenn er sich die M\u00fche genommen h\u00e4tte, seine Versuchsanordnung bei Normalen, vor allem bei gesunden Greisen erst zu pr\u00fcfen. Gerade die Auffassung von bildlichen Darstellungen ist auch bei Gesunden oft h\u00f6ohst mangelhaft.\nWeiterhin ist die Beurteilung der Antworten mehrfach zweifelhaft, vor allem wurde der Dialekt der alten Leute nicht immer ber\u00fccksichtigt und gelegentlich sogar falsch verstanden.\tWeygandt (W\u00fcrzburg).\nN. Vaschide et Cl. Vurpas. Los donn\u00e9es anatomiques et exp\u00e9rimentales sur b structure des hallucinations. Journ. de Neurol. Nr. 5. 1902.\n\u2014 Contributions exp\u00e9rimentales \u00e0 la psycho-physiologie des hallucinations.\nJoum. de Neurol. Nr. 9. 1902.\nW\u00e4hrend die erste Arbeit zahlreiche Beobachtungen anderer Autoren heransieht, um den Satz zu st\u00fctzen, dafB bei der Genese der Halluzinationen neben einem im Kranken Belbst gelegenen subjektiven Momente, eine grolse Rolle objektive Ver\u00e4nderungen des Sinnesapparates spielen, werden in der zweiten Arbeit eine Reihe lehrreicher eigner Experimente aufgez\u00e4hlt, die uns in die Entstehung und Natur der Halluzinationen einen Einblick gestatten.\nDie Autoren erzeugten bei besonders geeigneten Individuen (Hystericis) im hypnotischen Schlafe Sinnest\u00e4uschungen. Indem sie die T\u00e4tigkeit\n15*","page":227}],"identifier":"lit32382","issued":"1905","language":"de","pages":"226-227","startpages":"226","title":"Schneider: \u00dcber Auffassung und Merkf\u00e4higkeit beim Altersbl\u00f6dsinn. Kraepelins Psychologische Arbeiten 3 (3), 458-481. 1900","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:28.905537+00:00"}

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