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{"created":"2022-01-31T16:32:57.724318+00:00","id":"lit32385","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Vierkandt, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 231-232","fulltext":[{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turbericht.\n231\ndie einzelnen Kapitel n\u00e4her zu betrachten, -wenn das ganze Werk vollendet ist. Zu dieser allgemeinen und prinzipiellen Frage m\u00f6chte ich aber folgendes bemerken.\nDafs Ziehen alle diese St\u00f6rungen ohne weiteres als \u201eGeisteskrankheiten\u201c schlechthin bezeichnet, hat von seinem Standpunkte aus ja gewifs seine Berechtigung. Von anderer Seite her betrachtet, erheben sich jedoch dagegen allerlei Bedenken.\nEs ist zun\u00e4chst f\u00fcr alle Angeh\u00f6rigen wie f\u00fcr die betroffenen Kinder selbst, welche mit leichteren seelischen St\u00f6rungen behaftet sind, weit f\u00f6rderlicher, ja es h\u00e4ngt oft ein St\u00fcck Zukunft davon ab, dafs sie nicht als \u201egeisteskrank\u201c betrachtet und behandelt werden, auch wenn sie vor\u00fcbergehend oder dauernd der \u00e4rztlichen Kontrolle zu unterstellen sind. Nicht dafs man einen Arzt gebrauchen mufs, ist das Anst\u00f6fsige, obgleich viele auch daran Anstofs nehmen, sobald es sich um seelische St\u00f6rungen handelt, sondern dafs einem Kinde dauernd der Stempel \u201egeisteskrank\u201c aufgepr\u00e4gt werden kann. Sodann ist es nicht blofs gef\u00fchlsm\u00e4fsig und durch den herrschenden Sprachgebrauch, sondern auch durch die Sache selbst begr\u00fcndet, dafs f\u00fcr die milderen Formen abnormer Erscheinungen im kindlichen Seelenleben auch die Wissenschaft mildere Bezeichnungen w\u00e4hle. Insbesondere sollte sie allgemein ein ZwiBchengebiet zwischen Geisteskrankheit und geistiger Gesundheit, wie Koch sie als \u201ePsychopathische Minderwertigkeiten\u201c umschrieben und als besonderes Gebiet begr\u00fcndet hat, festhalten. Der Ausdruck ist zwar auch kein sehr ansprechender, aber ein besserer Ersatz ist noch nicht daf\u00fcr gefunden.\nF\u00fcr die P\u00e4dagogik wie f\u00fcr die Psychologie hat das noch einen besonderen Wert. F\u00fcr jene ist dieses zugleich das Gebiet, welches als \u201eP\u00e4dagogische Pathologie\u201c (zuerst von Ludwig Str\u00fcmpell umschrieben) auch ihr in vollem Mafse mit angeh\u00f6rt, sowohl der Wissenschaft als der Praxis nach, und f\u00fcr die Psychologie haben wir hier ein Gebiet, ohne deren Ber\u00fccksichtigung sie eigentlich zu einer Lehre von der Psyche blofs hervorragender Kinder wird.\tTr\u00fcper (Jena).\nRudolf Holzapfel. Wesen und Methode der socialen Psychologie. Archiv f\u00fcr systematische Philosophie 9 (1), 1\u201457. 1908.\nDie schwer lesbare Abhandlung fordert, dafs im Mittelpunkt der sozialen Psychologie die Selbstbeobachtung stehen soll. Ob und wie weit daneben aus der \u00fcbrigen Erfahrungswelt, insbesondere aus den Geisteswissenschaften gesch\u00f6pft werden soll, hat der Referent nicht zu erkennen vermocht. Weiterhin bietet der Aufsatz eine Art Schema f\u00fcr die Hauptgebiete der neuen Disziplin und eine Reihe erl\u00e4uternder Bemerkungen dazu. Sicherlich ist der Wert der Selbstbeobachtung f\u00fcr die GeBellschaftspsychologie gr\u00f6fser, als man meiBt annimmt. Aber ebenso gewifs bedarf diese Quelle der Verkn\u00fcpfung mit den objektiven Aussagen der Kulturwissenschaften, soll sie nicht in unfruchtbare Dialektik versanden. Eine Probe auf seine Methodik hat Holzapfel in seinem Buch geliefert: Panideal. Psychologie der sozialen Gef\u00fchle. Leipzig 1902. Der Inhalt dieses Buches, \u00fcber den die vorliegende Abhandlung weiterhin kurz berichtet, tritt in der Tat fast","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"23?\nLiterat urif ri cht.\nnirgends aus dem Umkreis der aus der Selbstbeobachtung fliefsenden Deduktionen heraus; aber trotz der unleugbaren Begabung, die daraus spricht, und trotz mancher Anregungen, die man daraus sch\u00f6pft, gewinnt man, und das liegt nicht allein an der aufserordentlich ungeniefsbaren Darstellungsweise, nirgends festen Boden unter den Fttfsen. \u2014 Im \u00fcbrigen gilt bekanntlich f\u00fcr alle solche methodologischen Programme das Wort : Handeln ist wichtiger als Reden.\tA. Viehxandt (Gr.-Lichterfelde).\nN. VAscHtDE et P. Rousseau. \u00c9tudes exp\u00e9rimentales snr la rie mentale des animaux. Rev. \u00bbdent. 20 (11), 321\u2014329. 1903.\nDie Abhandlung ist im wesentlichen eine referierend - kritische Er\u00f6rterung der Untersuchungen von Thorndike \u00fcber Nachahmungsf\u00e4higkeit und Seelenleben der Tiere und schliefst sich an einen fr\u00fcheren Aufsatz in der Rev. scient. [19 (24), (26); 1903] an.\nDen Experimenten, welche an H\u00fchnchen, Katzen und Hunden angestellt wurden, lag das folgende gemeinsame Prinzip zugrunde. Ein hungerndes Versuchstier wurde veranlafst zuzusehen, wie ein anderes sich aus einem komplizert konstruierten Gef\u00e4ngnis, dessen Eigent\u00fcmlichkeiten es kannte, befreite und zum Futter gelangte. Dann wurde das Versuchstier selbst in das Gef\u00e4ngnis gebracht und seine Befreiungsversnche beobachtet. Es ergab sich im ganzen, dafs dieTiere nicht imstande sind, selbst wiederholt ihnen vorgemachte zweckm\u00e4fsige Handlungen exakt nachzuahmen. Die Verff. kommen \u00fcberhaupt zu dem Resultat, dafs den Tieren im Gegensatz zum Menschen die F\u00e4higkeit abgeht, logisch zu kombinieren, zu abstrahieren, vergangene und gegenw\u00e4rtige Eindr\u00fccke zum Zwecke neuer Gestaltungen zu verbinden. Sie h\u00e4ngen viel mehr als der Mensch von ihrer momentanen Umgebung, von \u00e4ufseren Anregungen ab, anstatt die Umgebung geistig zu beherrschen.\nSpeziell gegen die THORNDixBsche Versuchsanordnung wird \u00fcbrigens der Einwand erhoben, dafs der Hunger und die Angst w\u00e4hrend der Einsperrung die Tiere verwirrt haben k\u00f6nne ; auch sei nicht sicher, ob sie ihr Vorbild immer mit der n\u00f6tigen Aufmerksamkeit betrachtet h\u00e4tten ; unter nat\u00fcrlichen Verh\u00e4ltnissen, etwa beim Spielen der Tiere, k\u00e4me doch wohl echte Nachahmung vor.\tSchaefer (Berlin).\nV. D\u00fcccbschi. 611 animait acqnaticl pouledono 11 ienso dell' ndlto? Rivista d\u2019Italia, dicembre 1903. 11 S.\nDer Verf. geht aus von den bekannten Beobachtungen, die in der Benediktinerabtei zu Krems in \u00d6sterreich angestellt wurden. Er berichtet in dieser sch\u00f6nen, popul\u00e4r gehaltenen Darstellung \u00fcber die Untersuchungen Exnerb, Kreidls, Batesons, Lees, Parkers, Verworns, Beers, bespricht den funktionellen Unterschied, der zwischen dem Vorhof und der Schnecke bei den Vertebraten besteht, sowie den Otolithenapparat der Wirbellosen und kommt zu dem Schl\u00fcsse, dafs jedenfalls die grofse Mehrzahl der Fischarten nicht h\u00f6rt und dafs ebenso alle \u00fcbrigen Wasserbewohner (mit Ausnahme der im Wasser lebenden S\u00e4uger) taub sind.\nDer Verf. teilt weiter Beobachtungen mit, die er am Golf von Neapel \u00fcber das H\u00f6ren im Wasser beim Menschen anstellen konnte. Diese ergaben","page":232}],"identifier":"lit32385","issued":"1905","language":"de","pages":"231-232","startpages":"231","title":"Rudolf Holzapfel: Wesen und Methode der sozialen Psychologie. Archiv f\u00fcr systematische Philosophie 9 (1), 1-57. 1903","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:57.724327+00:00"}