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{"created":"2022-01-31T16:33:42.570336+00:00","id":"lit32392","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kramer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 307-308","fulltext":[{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n307\nliegen, genauer in der einheitstiftenden Bestimmtheit, dem Seelensubjekt. Entsprechend ist es bei vereinten Wahrnehmungen, doch k\u00f6nnen diese nur vereint sein, wofern sie unterschieden sind. \u2014 Der Mensch kann immer nur ein Gef\u00fchl haben, dagegen wohl auch Gef\u00fchlsvorstellungen, die aber keine Gef\u00fchle, sondern Vorstellungen sind. Wahrnehmungen und Bewufstseins-bes\u00fcmmtheiten der Seele \u00fcberhaupt k\u00f6nnen nie ein Gef\u00fchl hervorrufen\u201c, daher ist die wirkende Bedingung f\u00fcr dasselbe im bestimmten Gehirnzustand zn suchen, dabei kann diese Bedingung wohl auch eine Gesamtheit bilden. Andere als St\u00e4rkeverschiedenheiten gibt es bei Lust und Unlust nicht: Angst und Trauer unterscheiden sich nur verm\u00f6ge begleitender Organempflndungen. Wollen ist die urs\u00e4chliche Selbstbeziehung des Be-wufstseins. Der Wille ist eine seelische Augenblickseinheit, der Trieb eine Bewufstseinsbestimmtheit. \u2014 Es k\u00f6nnen nicht zwei Wollungen nebeneinander bestehen, wohl aber Wille und Trieb. Der Willensinhalt ist immer die Vorstellung eines Lustbringenden. Daher kann die Seele nicht von Anfang an Wille gewesen sein, da dem Vorstellen dasWahmehmen vorausgehen mufs. \u2014 Die Bedingungen des Wollens sind \u201evorgesteLltes Lustgef\u00fchl\u201c und \u201egegenw\u00e4rtiges Gef\u00fchl\u201c; ihre Verschiedenheit ist der \u201epraktische Gegensatz\u201c. In ihm \u201ewurzelt jegliche urs\u00e4chliche Selbstbeziehung der Seele\u201c.\nDas Buch bringt jedenfalls nicht das, was man zun\u00e4chst erwarten w\u00fcrde : eine leichtverst\u00e4ndliche Zusammenfassung des Wissenswertesten aus dem gesicherten Besitz der Psychologie. F\u00fcr den Laien, welcher sich einige psychologische Kenntnisse verschaffen will oder als Nachschlagebuch ist es wohl nicht geeignet. Dagegen gibt es mannigfache Anregung f\u00fcr die Er\u00f6rterung theoretischer Grundfragen der Psychologie. Eingehendere Kritik ist hier unm\u00f6glich, doch scheint es Ref. n\u00f6tig Einiges herauszugreifen. Verf. geht von allgemeinen S\u00e4tzen aus, die jedoch keineswegs apriorisch sind, ja deren Anwendung auf Aufserpsychisches nicht einmal immer statthaft erscheint; aus diesen S\u00e4tzen deduziert er fast alles folgende. Beweise fehlen h\u00e4ufig g\u00e4nzlich, und die Empirie behandelt Verf. mit grofser Selbstverst\u00e4ndlichkeit. Z. B. findet er mit gleicher Sicherheit, dafs der Mensch stets f\u00fchlt, wie dafs er nicht stets begehrt (S. 64). Mit der neueren Psychologie setzt sich Verf. nirgends auseinander und doch w\u00e4re nur von eingehender W\u00fcrdigung aller Einzeltatsachen, welche die neuere Forschung besonders die experimentelle zutage gef\u00f6rdert hat, einiges f\u00fcr diese theoretischen Fragen zu erhoffen; nur mit Hebbabt polemisiert Verf. ab und zu. Am wertvollsten erscheinen Ref. die ' metaphysischen Aufstellungen der ersten Abschnitte; auch die Tatsache ist erfreulich, dafs diesen in unseren Tagen so vernachl\u00e4ssigten Gebieten wieder Interesse und Scharfsinn zugewendet wird.\tAmesedeb (Graz).\nA. B. Kisgsfobd. On the Action of the Rolandic Cortez in Relation to Jack-\nIonian Epilepiy and Volition. Joum. of Mental Science 49 (206), 420\u2014441. 1903.\nDafs der RoLAKDOschen Region des Grofshirns und der von ihr ausgehenden Pyramidenbahn eine hemmende Wirkung auf subkortikale Teile des Nervensystems zukommt, wird allgemein anerkannt. Verf. vertritt nun\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nLitern turj <richt\ndie Ansicht, dafs die Funktion dieser Rindenabschnitte ausschliefslich eine inhibitorische sei lind will die Durchf\u00fchrbarkeit dieser Theorie dadurch zeigen, dafs er sowohl die Willens Vorg\u00e4nge, als die Erscheinungsweise der JxcKsoNschen Epilepsie aus dieser Annahme ableitet. Der Antrieb zu allen Bewegungen geschehe nicht, wie gew\u00f6hnlich angenommen wurde, von der Grofshirnrinde, sondern von subkortikalen Teilen aus. Von hier aus k\u00f6nnen alle Bewegungen zustande kommen, wie wir es bei Ausschaltung der Rinde in der Tat beobachten k\u00f6nnen. Die Zentralwindungen haben ausschliefs-lieh den Zweck, auf diese automatischen Bewegungen kontrollierend zn wirken, indem sie sie entweder hemmen oder ihren Weg gehen lassen, und zwar geschieht dies auf Grund der bewufsten Verwertung fr\u00fcherer Er fahrungen. In dieser regulierenden T\u00e4tigkeit ist einzig und allein das Wesen des Willens und allein die Funktion der sogenannten motorischen Region der Grofshirnrinde und der Pyramidenbahn zu suchen. Dafs Reizung der betreffenden Rindenteile motorische Effekte ergibt, beruht darauf, dafs durch den angewandten elektrischen Reiz, der f\u00fcr so fein organisierte Teile einen recht rohen Eingriff darstellt, die hemmende Funktion dieser Rindenpartien aufgehoben und so eine Bewegung bewirkt wird. Die JACKSOssche Epilepsie ist darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dafs durch die Affektion der Zentralwiudungen deren inhibitorische Wirkung geschw\u00e4cht ist. Daher kommt es, dafs sobald die Aufspeicherung von Energie in den subkortikalen Teilen eine gewisse H\u00f6he erreicht, es zur motorischen Entladung kommt. Verf. f\u00fchrt dann in derselben Weise seine Theorie sowohl f\u00fcr die Einzelheiten der Willensakte, sowie auch f\u00fcr die Besonderheiten der epileptischen Anf\u00e4lle mit grofser Konsequenz durch.\nKbamer (Breslaul\nK. B\u00f6hler. Beitr\u00e4ge nur Lehre von der Umstimmung des Sehorganes. Dias.\nFreiburg i. Br. 1903. 32 S.\nB. pr\u00fcfte durch Versuche zuerst den von Kbles theoretisch formulierten Persistenzsatz, welcher aussagt, dafs optische Gleichungen, welche f\u00fcr das neutral gestimmte Sehorgan G\u00fcltigkeit haben, auch dem beliebig umgestimmten gleich erscheinen m\u00fcssen. Die Versuche wurden am Helx HOLTZschen Farbenmischapparate vorgenommen, die Umstimmungen durch l\u00e4ngere Fixierung farbiger Fl\u00e4chen erzielt. Es ergab sich, dafs die untersuchten Umstimmungen auf die Gleichungen keinerlei Einflufs aus\u00fcben. Den Persistenzsatz kommt somit strenge G\u00fcltigkeit zu. Zwar sind minimale Abweichungen nicht auszuschliefs^n, sie liegen aber innerhalb der Grenzen der Versuchsfehler und d\u00fcrften auf Zuf\u00e4lligkeiten beruhen.\nEin zweiter gleichfalls von Kries formulierter Satz, der Proportionalit\u00e4tssatz, besagt folgendes: wenn ein Licht Llt mit einer Netzhautstelle von der Stimmung \u00bb, beobachtet, einem Licht Lj, welches mit einer Netzhautstelle von der Stimmung s2 beobachtet wird, gleich erscheint und wenn gleichfalls die Lichter L, \u00bb, und\teinander gleich erscheinen, so mufs auch die\nMischung (1,,+Lj)\u00bb, = der Mischung (Lt L*)\u00ab* sein. Es fragt sich, ob dieser Satz g\u00fcltig ist, wenn die Stimmungsverschiedenheit auf Differenzen im Adaptationszustand beruht.","page":308}],"identifier":"lit32392","issued":"1905","language":"de","pages":"307-308","startpages":"307","title":"A. B. Kingsford: On the Action of the Rolandic Cortex in Relation to Jacksonian Epilepsy and Volition. Journ. of Mental Science 49 (206), 420-441. 1903","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:42.570342+00:00"}