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{"created":"2022-01-31T16:35:18.440750+00:00","id":"lit32401","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kramer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 315-316","fulltext":[{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n315\nEd. Toulouse et H. Pi\u00e9bon. Let tests en psychopsthologie. Revue de Psychiatrie et de Psychologie exp\u00e9rimentale 7 (1), 1\u201413. 1903.\nDie Verff. geben eine kurze \u00dcbersicht \u00fcber die Bedeutung der sogenannten \u201eTests\u201c fQr die Psychopathologie. Sie beschreiben zun\u00e4chst die bekannten Untersuchungen von Guicciabdi und Febbabi auf diesem Gebiete, sodann die Anwendung der von letzterem angegebenen Methode durch Tabbubiki, Badaloni und Bbuqia bei einem kriminellen Geisteskranken, der auf seine Zurechnungsf\u00e4higkeit untersucht werden sollte. Dann setzen die Verff. auseinander, welche Anforderungen an eine individualpsychologische Untersuchungsmethode zu stellen sind. Eine solche mufs vor allen Dingen Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit der Resultate mit praktischer Durchfahrbarkeit vereinigen. Sie mufs auf allen Gebieten des psychischen Lebens nach einem einheitlichen Plane angelegt sein und so Vollst\u00e4ndigkeit der Pr\u00fcfung garantieren. Eine solche Methode haben die Verff. zusammen mit Vaschide ausgearbeitet und sie schildern, um einen Einblick in die Art und Weise ihres Verfahrens zu geben, als Beispiel die Pr\u00fcfung des Ged\u00e4chtnisses. Bei diesem wird das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr Empfindung, f\u00fcr Wahrnehmung (Perzeption) und f\u00fcr Gedanken gepr\u00fcft. Auf dem ersten Gebiete werden alle Sinnesorgane und bei jedem alle Qualit\u00e4ten durchgepr\u00fcft. Als Pr\u00fcfungsobjekt wird jedesmal zur Erzielung der Einheitlichkeit das gleiche Multiplum der Empfindungsschwelle angewandt. Bei der Pr\u00fcfung der Wahrnehmung wird das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr die mehr oder minder zusammengesetzten Komplexe untersucht: Formen, Lagen, Buchstaben, sinnlose und sinnvolle Silben, Werte etc.; ebenfalls in gleicher Weise auf allen Sinnesgebieten. Um nun bei der F\u00fclle des Materials ein allzu grofses Anwachsen der Einzelexperimente zu verhindern, wird das Verfahren angewandt, dafs bei den verschiedenen Pr\u00fcfungen immer nur eine Variable variiert wird, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen konstant bleiben. Hierdurch wird erreicht, dafs man die einzelnen Ergebnisse nach den verschiedensten Richtungen hin vergleichen und so ans einer verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kleinen Zahl von Einzelversuchen eine gr\u00f6fsere Reibe von Resultaten ausrechnen kann. Das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr Gedanken wird dadurch gepr\u00fcft, dafs die Versuchspersonen aus ihnen vorgelesenen S\u00e4tzen, die eine konstante Zahl von Einzelideen enthalten, den Gedankengang mit anderen Worten wiedererz\u00e4hlen m\u00fcssen. Es wird dann noch die angewandte Methode der Fehlerberechnung geschildert, in welcher besonderer Wert darauf gelegt wird, die Fehler nicht ihrer absoluten, sondern ihrer relativen Gr\u00f6fse nach in Rechnung zu stellen.\nSoweit man aus der verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kurzen Schilderung ersehen kann, scheint die Methode recht sorgf\u00e4ltig ausgearbeitet und vollst\u00e4ndig zu\u2019 sein. Mit einzelnen Punkten wird man sich jedoch nicht ohne weiteres einverstanden erkl\u00e4ren k\u00f6nnen. So bedarf es z. B. noch durchaus des -Beweises, dafs gleiche Multipla von ungleich grofsen Schwellenwerten auf verschiedenen Sinnesgebieten und bei verschiedenen Personen wirklich psychisch gleichwertig sind. Von vornherein wird man dies kaum annehmen d\u00fcrfen. Auch wird man die Hoffnungen, die die Verff. an die Methode, sowie an die \u201eTests\u201c \u00fcberhaupt kn\u00fcpfen, zum Teil als etwas \u00fcbertrieben betrachten m\u00fcssen. So hoffen z. B. die Verff., dafs man auf","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nLitcraturbcricht.\nGrund der \u201eTests\u201c dazu gelangen k\u00f6nne, die Grenzen des psychisch-normalen und des psychopathologischen zahlenm\u00e4fsig bestimmen zu k\u00f6nnen, ein Ziel, von dem wir uns wohl noch aufserordentlich weit entfernt befinden, wenn es auf diesem Wege \u00fcberhaupt erreichbar sein sollte.\nKramer (Breslau).\nMagulh\u00e4es Lemos. \u00c9volution des id\u00e9es d\u00e9lirantes dans quelques cas de m\u00e9lancolie chronique \u00e0 forme anxieuse. XlVe Congr\u00e8s intern, de M\u00e9d. Porto, Officina typogr. do hosp. de alienados do conde de Ferreira 1903 52 S.\nVerf. schildert ausf\u00fchrlich einen Fall von Melancholie mit \u00e4ngstlicher F\u00e4rbung, der in chronischer Progression zu einer systematisierenden Wahnbildung f\u00fchrte und bei welchem sich der Mechanismus der Entstehung der Wahnideen sehr genau verfolgen liefe. Verf. hat diese Entwicklung sehr sorgf\u00e4ltig beobachtet und gibt uns eine eingehende, an interessanten Einzelheiten reiche Beschreibung der Krankheit. Dieselbe begann bei dem 35j\u00e4hrigen Patienten zuerst mit Unruhe, Schlaflosigkeit und einem zun\u00e4chst unsubstantiierten Ungl\u00fccksgef\u00fchl, wobei noch ausgesprochenes Krankheitsgef\u00fchl vorhanden war. Hierzu gesellte sich nach einiger Zeit offenbar auf dem Wege des Erkl\u00e4rungswabns f\u00fcr das Unglticksgef\u00fchl und die unbestimmten Gewissensbisse ausgesprochene Selbstvorw\u00fcrfe und Selbstbeschuldigungen, die sich zun\u00e4chst auf die gesch\u00e4ftliche T\u00e4tigkeit des Patienten bezogen. Allm\u00e4hlich nahmen diese Selbstbeschuldiguugen einen immer phantastischeren Charakter au, indem der Kranke sich immer schlimmerer Verbrechen beschuldigte und sich endlich als den Urheber alles auf der Welt geschehenen Ungl\u00fccks betrachtete. Wiederum auf dem Wege des Erkl\u00e4rungsbed\u00fcrfnisses entwickelte sich hieraus ein sekund\u00e4rer Gr\u00f6fsenwahn im Sinne von Unsterblichkeit\u00ab- und Ewigkeitsideen. Denn zu so vielen S\u00fcnden war eben ein Leben von aller Ewigkeit an n\u00f6tig, zu ihrer S\u00fchnung ein unsterbliches Leben erforderlich. Endlich kam der Kranke dazu, sich als Geist des Universums, als das Universum selbst zu betrachten. Dabei behielten diese Gr\u00f6fsenideen, ihrem Ursprung entsprechend, immer einen qualvollen, mit Selbstvorw\u00fcrfen untermischten Charakter bei.\nVerf. legt besonderen Wert auf die Konstatierung, dafs sich Gr\u00f6fsenideen im Sinne der Unsterblichkeit und Ewigkeit unmittelbar aus den melancholischen Wahnideen heraus entwickeln k\u00f6nnen.\nKramer (Breslau).\nErnst Schultze. Stirn er sehe Ideen in einem paranoischen Wahnsystem.\nArchiv f\u00fcr Psychiatrie 36 (3), 793\u2014819. 1903.\nVerf. hat bei einer in Anstaltsbehandlung befindlichen Paranoika ein System beobachtet, das in seinen Hauptz\u00fcgen aufserordentlich an die Ideen Max Stirners erinnerte. Die Patientin hatte aufser gelegentlichen m\u00fcndlichen Aufserungen ihre Ansichten in der Anstalt ausf\u00fchrlich schriftlich niedergelegt und entwickelte darin ein System von aufserordentlicher Konsequenz, ein System des krassesten Egoismus. Das Wesentliche ihrer Ansichten fafst Verf. in folgenden drei Punkten zusammen: 1. Was ich","page":316}],"identifier":"lit32401","issued":"1905","language":"de","pages":"315-316","startpages":"315","title":"Ed. Toulouse et H. Pi\u00e9ron: Les tests en psychopathologie. Revue de Psychiatrie et de Psychologie exp\u00e9rimentale 7 (1), 1-13. 1903","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:35:18.440759+00:00"}