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{"created":"2022-01-31T16:17:19.973535+00:00","id":"lit32413","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ackerknecht","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 324-326","fulltext":[{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nLitrraturltfrickt,\nzentration auf eine \u00d6ffnung. Man darf dies nicht, da die mittlere Variation bei unbekannter \u00d6ffnung ebenfalls etwas gr\u00f6fser ist, was nach dem Verf. nur durch Schwankungen der Aufmerksamkeit von einer \u00d6ffnung zur anderen, nicht aber durch die geringere Intensit\u00e4t erkl\u00e4rbar sein soll. Die Unm\u00f6glichkeit dieser letzten Erkl\u00e4rung leuchtet dem Ref. nicht ganz ein. F\u00fcr eine von vier Versuchspersonen kann Verf. allerdings einen gen\u00fcgenden Grund zeigen f\u00fcr die Annahme, dafs seine Aufmerksamkeit nicht auf die \u00d6ffnungen verteilt war, sondern hin- und herschwankte. Doch dies mag eine individuelle Eigent\u00fcmlichkeit sein. Es beweist nicht, dafs die Aufmerksamkeit der anderen drei Versuchspersonen ebenfalls hin- und herschwankte. Andererseits scheint es sehr wohl m\u00f6glich, dafs beide Tatsachen, sowohl die langsamere Reaktion als auch die gr\u00f6fsere Variation, auf geringere Intensit\u00e4t der Aufmerksamkeit zur\u00fcckzuf\u00fchren sind.\nVerf. diskutiert dann eine Anzahl der tachistoskopischen Experimente, die in der Literatur sich vorfinden, und f\u00fcgt von ihm selbst angestellte Versuche hinzu. Er schliefst, dafs die vorgezeigten Figuren erst nach vollendeter Exposition \u00fcberhaupt ins Bewufstsein treten. W\u00e4hrend der Exposition kann deshalb von einer Verteilung der Aufmerksamkeit nicht die Rede sein. Er wirft nun die Frage auf, ob w\u00e4hrend der Bewufstseins-periode eine Verteilung der Aufmerksamkeit stattfindet, und beantwortet diese Frage auf Grund der Ergebnisse des folgenden Experiments. Die Reaktionszeiten f\u00fcr f\u00fcnf verschiedene Reaktionen auf die f\u00fcnf sichtbaren Ziffern 1 bis 5 wurden gemessen, und ferner die Zeiten gleicher f\u00fcnf Reaktionen auf f\u00fcnf verschiedene Gruppen von 1, 2, 3, 4 oder 5 einfachen \u00e4hnlichen Figuren. Die Differenzen stellen den Zeitzuwachs dar, der erforderlich ist zur Wahrnehmung der Figuren im Vergleich zur Wahrnehmung der Ziffern. Es zeigte sich, dafs die Wahrnehmungszeit desto gr\u00f6fser war, je gr\u00f6fser die Anzahl der Figuren. Verf. schliefst hieraus, dafs keine Verteilung der Aufmerksamkeit stattfand.\nAuf Grund von Selbstbeobachtung nimmt Verf. an, dafs die Anzahl von Vorstellungen, die in tachistoskopischen Versuchen deutlich wahrgenommen werden k\u00f6nnen, von der Dauer des kortikalen (nicht sinnlichen, sondern ideellen) Nachbildes der Empfindungen abh\u00e4ngt. Die Dauer des kortikalen Nachbildes erkl\u00e4rt nach seiner Auffassung diejenigen Resultate tachistoskopischer Versuche, die man bisher durch Verteilnng der Aufmerksamkeit erkl\u00e4rt hat.\nDie Arbeit des Verf. ist zweifellos ein wichtiger Beitrag zum Verst\u00e4ndnis der Funktion der Aufmerksamkeit und beweist, dafs man mit der Annahme einer Verteilung der Aufmerksamkeit auf mehrere, untereinander nicht assoziierte Empfindungsgruppen sehr vorsichtig sein mufs. Dafs eine solche Annahme aber in jedem Falle g\u00e4nzlich \u00fcberfl\u00fcssig ist, scheint dem Ref. durch die Versuche Hylans doch noch nicht bewiesen zu sein.\nMax Mb\u00efkb (Columbia, Missouri).\nM. Sobbski. Ober T\u00e4uschungen de* Taitilu*. Diss. Breslau. 1903. 73 S.\nDie vorliegende Arbeit untersucht, einer Anregung von Prof. Ebbinghaus folgend, die analogen Erscheinungen im Gebiet des Tastsinns zu der von der M\u00fcllbb-Lybb angegebenen Konfluxions- und Kontrastt\u00e4uschung.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n325\nDabei gibt sie zuerst einen \u00dcberblick Ober die experimentellen Untersuchungen von Lobb, Dbksslab und Parrish , die sich im wesentlichen mit der PooGRNDORPFachen T\u00e4uschung und ihrer Analogie besch\u00e4ftigten, sowie mit der \u00dcbersch\u00e4tzung einer eingeteilten Strecke zuungunsten einer gleich grofsen, nicht eingeteilten. Hat sich schon in diesen F\u00e4llen eine unverkennbare Analogie beider Sinne nachweisen lassen, so ist dies dem Verf. in seiner eigenen Arbeit, dank seiner methodischen Gewissenhaftigkeit und Zielbewusstheit in noch viel umfassenderer Weise gelungen.\nEs ist in der geometrischen Eigenart der Konfluxionsfigur begr\u00fcndet, dafs sie eine fOr den Tastsinn nahezu einzig vielseitige und genaue Abstufung der T\u00e4uschung zuliefse. Ein ebenso einfach wie sinnreich konstruiertes Tastappar\u00e4tchen, dessen Abbildung der Dissertation angefflgt ist, bildete dabei ein vorz\u00fcgliches experimentelles Hilfsmittel, da vor allem die Gr\u00f6\u00dfe der einen Vergleichslinie sowohl als der die Linien abschliefsenden Winkel beliebig ver\u00e4ndert werden konnte. Am allerwichtigsten aber war es, dafs der Verf. in der Lage war, Experimente mit (g\u00e4nzlich unbefangenen) Blindgeborenen vornehmen zu k\u00f6nnen, deren besonders gut ausgebildeter Tastsinn eine oft geradezu erstaunliche Gleichm\u00e4fsigkeit und Genauigkeit der Resultate erm\u00f6glichte. In zahlreichen Tabellen legt uns der Verf. die Akten seiner Untersuchung zu eigener Beurteilung vor. Das Endergebnis aus 700 an zehn Versuchspersonen vorgenommenen Messungen ist: Das Vorhandensein einer der optischen analogen Tastsinnt\u00e4uschung ist f\u00fcr das M\u00fcller-LvERSche Konfluxionsmuster bewiesen, ja diese Analogie geht sogar nachweislich so weit, dafs auch f\u00fcr den Tastsinn \u201eeine umgekehrte Proportionalit\u00e4t zwischen der Gr\u00f6fse der mittleren T\u00e4uschung und der Gr\u00f6fse der Winkel\u201c besteht.\nDie M\u00fcller-L\u00efERsche Kontrastfigur bot der experimentellen Untersuchung weit gr\u00f6fsere Schwierigkeiten. Erst nach mehrfacher Variation des Tastmusters gelang es, einigerma\u00dfen \u00fcbereinstimmende Resultate zu erzielen, die uns ebenfalls wieder in flei\u00dfig gearbeiteten Tabellen vorgelegt werden. Auch diesmal ist die Analogie zwischen den beiden Sinnen mit gro\u00dfer Sicherheit festgestellt. Dabei mag es von Bedeutung sein, da\u00df sich f\u00fcr die Tastsinnt\u00e4uschung ein h\u00f6herer Zahlenwert ergab als f\u00fcr die analoge optische.\nIm folgenden Paragraphen wird eine \u201eAnwendung der gefundenen Tatsachen auf die Haupttheorien der geometrisch - optischen T\u00e4uschungen\u201c versucht. Die Darstellung dieser Theorien h\u00e4tte eine klarere und straffere Durchf\u00fchrung des Einteilungsprinzips (Urteilshypothese \u2014 Empfindungshypothese) wohl vertragen k\u00f6nnen. Es wird nicht ganz deutlich, ob der Verf. erkannt hat, dafs die von ihm festgestellten Ta\u00dfachen eine endg\u00fcltige Entscheidung noch nicht bedingen, so sehr sie darauf hinzuweisen scheinen, dafs hier wie bei allen Manipulationen des ausgebildeten, Gr\u00f6\u00dfen sch\u00e4tzenden Raumbewu\u00dftseins Bewegungen und Bewegungstendenzen eine ausschlaggebende Rolle spielen, d. h. also, da\u00df die Urteilshypothese die richtige ist. In einem trefflichen Schlu\u00dfparagraphen wird eben im Hinblick auf den wahrscheinlichen Ursprung der Tastt\u00e4uschung in Bewegungen der tastenden Finger die Eigenart der beiden Versuchsreihen nochmals zu-","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nLiter atvrbericht.\nsammenfassend er\u00f6rtert, wobei freilich einige wichtige Variationen des Versuchs verfahrene vergessen sind.\nAuch sonst hat Ref. manches vermifst, vor allem Versuche mit \u201epassivem Tastsinn\u201c (cf. Dbbsslab), die ja mit denselben Apparaten aus-geffihrt werden konnten. Und gerade sie mufsten doch f\u00fcr die eben erw\u00e4hnten Folgerungen wichtige Gesichtspunkte ergeben. Auf eine weitere notwendige Erg\u00e4nzung seiner Arbeit, n\u00e4mlich eine Untersuchung dar\u00fcber, ob \u201edie beiden besprochenen Tastsinnt\u00e4uschungen auch beim gleichzeitigen Einwirken der Reize in gleicher Gr\u00f6fse und Gesetzmafsigkeit bestehen\u201c, hat der Verl selbst hingewiesen. Hoffentlich findet sich bald jemand, der hier den Faden der Untersuchung wieder aufnimmt. \u00dcberhaupt ist zu w\u00fcnschen, dafs dieses interessante nnd dankbare Gebiet durch Arbeiten wie die vorliegende, die ihre bescheidene Stelle im ganzen der psychologischen Wissenschaft so befriedigend ansf\u00fcllen, immer mehr parzelliert werden m\u00f6ge. Dann werden wir bald imstande sein, die Frage nach Ursprung und Wesen jener T\u00e4uschungen zu beantworten.\nAckkbknecht (Posen).\nE. N. Henderson. A Study of Hensry for Collected Trite\u00bb of ThMght.\nPtychol. Rev. Mon. Sup. 5 (6), Whole Nr. 23, 1903. 94 S.\nVerf. gibt zun\u00e4chst eine kurze, doch hinreichend umfassende \u00dcbersicht \u00fcber die bisherigen Arbeiten auf dem Gebiet des Ged\u00e4chtnisses, soweit diese auf Unterrichtsprobleme anwendbar sind. Sodann beschreibt er die von ihm selbst angestellten Versuche. Die Versuchspersonen wurden aufgefordert, einen gedruckten Abschnitt zweimal durchzulesen und darauf in der ihnen selbst am besten erscheinenden Weise zu memorieren. Im ganzen wurde ihnen hierzu drei Minuten Zeit gegeben. Hierauf hatten sie den Inhalt m\u00f6glichst wortgetreu niederzuschreiben, wozu ihnen weitere drei Minuten Zeit gegeben wurden. Zwei Tage sp\u00e4ter wurden sie unerwarteterweise wiederum aufgefordert, in drei Minuten alles Behaltene niederzuschreiben. Nach Ablauf von vier Wochen wurde in derselben Weise eine dritte Pr\u00fcfung vorgenommen. Verschiedene Lebensalter wurden als Versuchspersonen benutzt, Schulkinder im Alter von zehn Jahren und dar\u00fcber, Studenten und \u00e4ltere dem Lehrberuf angeh\u00f6rende Personen. Auf Grund seiner Ergebnisse diskutiert Verf. sodann eine Reihe von Problemen betre\u00dfend das Ged\u00e4chtnis, namentlich die relative Bedeutung des Lebensalters und der geistigen Ausbildung der Versuchspersonen. Die \u00e4lteren Versuchspersonen lernten etwas besser als die j\u00fcngeren, und die Ursache hiervon sieht Verf. in ihrer gr\u00f6fseren F\u00e4higkeit, das Vorgelegte zu verstehen. Diese F\u00e4higkeit schien jedoch keinen Einflufs auf das dauernde Behalten auszu\u00fcben. Verf. bespricht dann ferner im einzelnen die \u00c4nderungen in dem Reproduzierten, die sich bei der zweiten und dritten Reproduktion herausstellten. Schliefslich macht er einige allgemeinere Anwendungen seiner Ergebnisse auf erzieherische Prinzipien. Er betont besonders die Notwendigkeit, bei der Beurteilung von Sch\u00fclern m\u00f6glichst auseinander zu halten, wieviel von dem Stande ihres Wissens angeborener Bef\u00e4higung und wieviel ihrem Fleifs und ihrer Ausdauer bei der Arbeit zuzuschreiben ist.\tMax Mbybb (Columbia, Missouri).","page":326}],"identifier":"lit32413","issued":"1905","language":"de","pages":"324-326","startpages":"324","title":"M. Sobeski: \u00dcber T\u00e4uschungen des Tastsinns. Diss. Breslau. 1903. 73 S.","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:17:19.973540+00:00"}