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{"created":"2022-01-31T16:32:42.237044+00:00","id":"lit32416","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Moskiewicz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 328-329","fulltext":[{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nLi fera turbencki.\noft das Bild interpretiert, oft dazu in Gegensatz tritt. \u00c4lle Logik des Gedankens aber entspringt der Einbildung.\nDie einzelnen Versuche des Verf.s waren sehr mannigfaltig. So liefe \u25a0er Reihen von 20 W\u00f6rtern bilden, wobei er die Natur der gew\u00e4hlten W\u00f6rter in Betracht zog; ebenso liefe er S\u00e4tze schreiben oder begonnene erg\u00e4nzen, Themen ausarbeiten, Erinnerungen willk\u00fcrlich hervorrufen, Dinge und Ereignisse beschreiben ; andere Versuche bestanden im Ausstreichen bestimmter Buchstaben aus Wortreihen, in sofortiger Reproduktion von Zahlen, wieder andere in der Bestimmung von Reaktionszeiten. Ferner liegen Versuche vor \u00fcber das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr W\u00f6rter und Verse, f\u00fcr Dinge, f\u00fcr Erz\u00e4hlungen, Zeichnungen, r\u00e4umliche Gr\u00f6feen und schliefelich f\u00fcr Intervalle.\nAxesedeb (Graz).\nErnst Schr\u00e4der. Zar Grudlegntg der Piychologie dei Urteil\u00ab. Leipzig. 1903.\n98 S. Mk. 3.\nVerf. will eine neue Auffassung des Urteils geben. Vorangeschickt ist eine ausf\u00fchrliche, historisch kritische Abhandlung \u00fcber die psychologische Methodenlehre. Das bei weitem k\u00fcrzere zweite Kapitel bringt dann des Verf.s Anschauungen \u00fcber das Urteil. Verf. verweist darin immerfort auf ein gr\u00f6feeres, dasselbe Problem ausf\u00fchrlich behandelndes Werk, das er aber bis jetzt noch nicht hat erscheinen lassen. Da Verf. selbst seine Ansichten nur kurz skizziert, seien sie auch hier nur kurz besprochen ; ausf\u00fchrlicher soll das angek\u00fcndigte Werk besprochen werden.\nVert geht von der Definition des Urteils aus, die Aristoteles gegeben hat: das Urteil ist eine Denkerscheinnng, die entweder wahr oder falsch ist. G\u00e4be es nun, so meint Verf., nur richtige Ansichten, so w\u00fcrden sich .diese von den Vorg\u00e4ngen der biofeen Assoziation und Reproduktion durch, aus nicht unterscheiden. Die Urteile w\u00fcrden sich aus den allgemeinen Assoziationsgesetzen restlos erkl\u00e4ren lassen. Nun gibt es aber auch falsche Urteile; d. h. der Mensch bildet Vorstellungsverbindungen, die er ganz verwerfen oder wenigstens korrigieren mufe. Dieses Verwerfen l\u00e4fet sich nun durch die Assoziationsgesetze nicht erkl\u00e4ren. Hier ist etwas f\u00fcr das Urteil spezifisch Neues zu erblicken. Beim negativen Urteil hat also die Erkl\u00e4rung einzusetzen.\nDas Wesen des negativen Urteils besteht, wie gesagt, in einem Verwerfen, einer Korrektur, allgemein gesprochen in einer Kritik. Den einfachsten Vorgang einer solchen Kritik sieht Verf. in gewissen Wahr-nehmungs- und Auffassungsvorg\u00e4ngen, f\u00fcr die er folgendes Beispiel gibt Verf. erblickte in einiger Entfernung eine Person, die er f\u00fcr eine Dame im gelblich-grauen Kleide hielt. Beim N\u00e4herkommen sah er, dafe diese Person eine Karre vor sich her schob ; jetzt erkannte er auch, dafe die Person ein Arbeitsmann sei, der eine graue Sch\u00fcrze trug. Der Vorgang ist hierbei der, dafe bei n\u00e4herem Betrachten, ein Teil der Wahrnehmungsinhalte verschwindet und anderen Platz macht. Verf. nennt dies eine negative Beziehung zwischen den beiden Vorstellungen Dame und Karrenschieben, insofern die Vorstellung Dame verschwindet und nicht mehr auftreten kann. Es ist jetzt Platz geworden f\u00fcr das Auftreten der Vorstellung: Arbeitsmann. Eine solche negative Beziehung zwischen Vor-","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n329\nStellungen besteht nun auch beim negativen Urteil. Bilde ich erst die Vorstellungsverbindung A ist B und korrigiere diese dann in A ist C, so mufs B verschwinden, um C Plate zu machen. Die Ablehnung eines Urteils ist also darauf zur\u00fcckzuf\u00fchrep, dafs zwischen den beiden Vorstellungen eine negative Beziehung besteht.\nDer Begriff der Zustimmung nun hat nur Sinn und Bedeutung in seinem Verh\u00e4ltnis und im Gegensatz zum Begriff der Ablehnung. Ein bejahendes Urteil hebt sich dadurch von blofsen Assoziatnons Vorg\u00e4ngen ab, dafs ich bei ihm das Bewufstsein habe, es auch ablehnen zu k\u00f6nnen. Dieses Bewufstsein ist das Charakteristische f\u00fcr das bejahende Urteil. Dieses Bewufstsein einer m\u00f6glichen Ablehnung l\u00e4fst sich aber ebenfalls in letzter Linie auf die negative Beziehung zwischen Vorstellungen zur\u00fcckf\u00fchren. Diese also bietet die Erkl\u00e4rung f\u00fcr alle Urteile. Eine Kritik bleibe der Besprechung des ausf\u00fchrlichen Werkes Vorbehalten. Nur einiges m\u00f6ge bemerkt werden. Es scheint zweifelhaft, ob es m\u00f6glich ist, von der negativen Beziehung zwischen Vorstellungen aus alle Urteilsformen zu erkl\u00e4ren. Wenn auch zugegeben werden mag, dafs alle Urteilsbildung davon ihren Ausgangspunkt genommen hat, dafs gewisse, einmal gebildete Vorstellungs-Verbindungen, wieder gel\u00f6st werden mufsten, weil sie der Wirklichkeit nicht entsprachen, so widerspricht es doch sicherlich der unmittelbaren psychologischen Erfahrung, wenn man annehmen wollte, dafs ein bejahendes Urteil begleitet ist von dem Bewufstsein, es h\u00e4tte auch abgelehnt werden k\u00f6nnen. Vielmehr besteht doch gerade der Zwang, es annehmen zu m\u00fcssen. Alsdann aber \u00e4hnelt des Verf.s Ansicht sehr der Lehre Brentanos vom Anerkennen und Verwerfen einer Vorstellung. Und will Verf. darin allein das Wesen des Urteils sehen, so richten sich alle Einw\u00e4nde, die gegen Brentano erhoben worden sind, auch gegen ihn.\nAber, wie gesagt, das Hauptwerk mufs erst abgewartet werden, ehe endg\u00fcltig geurteilt werden kann. Vielleicht ergibt sich alsdann, dafs das, was hier gesagt ist, ebenfalls nur eine negative Beziehung zwischen Vorstellungen ist und korrigiert werden mufs. Es soll recht gern geschehen.\nMosxiewicz (Breslau).\nW. Fite. The Place of Pleasure and Pain In the Functional Psychology. Psychol.\nReview 1\u00ab (6), 633-644. 1903.\nWenn man in der Psychologie die funktionelle Seite betont, so mufs man mit James Bewufstsein und T\u00e4tigkeit identifizieren. Alle T\u00e4tigkeit beginnt mit einem Konflikt. Verf. wirft nun die Frage auf: Welche Rolle spielen Lust und Unlust in einer T\u00e4tigkeit eines bewufsten Individuums? Er beantwortet die Frage in \u00e4hnlicher Weise wie Stout und Spilles, die er selber erw\u00e4hnt, und wie Pickler (Das Grundgesetz alles neuro-psychischen Lebens), dessen Namen Ref. hinzuf\u00fcgen m\u00f6chte. Lust begleitet T\u00e4tigkeit, w\u00e4hrend diese eich dem Erfolge n\u00e4hert; Unlust begleitet T\u00e4tigkeit, w\u00e4hrend diese sich von dem Ziele entfernt. Unter Erfolg ist nat\u00fcrlich nur der innere, erwartete Erfolg verstanden, nicht irgend welche objektiven Kennzeichen von Sieg oder Niederlage. Verf. macht von dieser Theorie zwei Anwendungen: 1. Lust und Unlust k\u00f6nnen nicht bestimmten Empfindungen","page":329}],"identifier":"lit32416","issued":"1905","language":"de","pages":"328-329","startpages":"328","title":"Ernst Schrader: Zur Grundlegung der Psychologie des Urteils. Leipzig. 1903. 98 S.","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:42.237050+00:00"}