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{"created":"2022-01-31T16:33:29.611118+00:00","id":"lit32417","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 329-330","fulltext":[{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n329\nStellungen besteht nun auch beim negativen Urteil. Bilde ich erst die Vorstellungsverbindung A ist B und korrigiere diese dann in A ist C, so mufs B verschwinden, um C Plate zu machen. Die Ablehnung eines Urteils ist also darauf zur\u00fcckzuf\u00fchrep, dafs zwischen den beiden Vorstellungen eine negative Beziehung besteht.\nDer Begriff der Zustimmung nun hat nur Sinn und Bedeutung in seinem Verh\u00e4ltnis und im Gegensatz zum Begriff der Ablehnung. Ein bejahendes Urteil hebt sich dadurch von blofsen Assoziatnons Vorg\u00e4ngen ab, dafs ich bei ihm das Bewufstsein habe, es auch ablehnen zu k\u00f6nnen. Dieses Bewufstsein ist das Charakteristische f\u00fcr das bejahende Urteil. Dieses Bewufstsein einer m\u00f6glichen Ablehnung l\u00e4fst sich aber ebenfalls in letzter Linie auf die negative Beziehung zwischen Vorstellungen zur\u00fcckf\u00fchren. Diese also bietet die Erkl\u00e4rung f\u00fcr alle Urteile. Eine Kritik bleibe der Besprechung des ausf\u00fchrlichen Werkes Vorbehalten. Nur einiges m\u00f6ge bemerkt werden. Es scheint zweifelhaft, ob es m\u00f6glich ist, von der negativen Beziehung zwischen Vorstellungen aus alle Urteilsformen zu erkl\u00e4ren. Wenn auch zugegeben werden mag, dafs alle Urteilsbildung davon ihren Ausgangspunkt genommen hat, dafs gewisse, einmal gebildete Vorstellungs-Verbindungen, wieder gel\u00f6st werden mufsten, weil sie der Wirklichkeit nicht entsprachen, so widerspricht es doch sicherlich der unmittelbaren psychologischen Erfahrung, wenn man annehmen wollte, dafs ein bejahendes Urteil begleitet ist von dem Bewufstsein, es h\u00e4tte auch abgelehnt werden k\u00f6nnen. Vielmehr besteht doch gerade der Zwang, es annehmen zu m\u00fcssen. Alsdann aber \u00e4hnelt des Verf.s Ansicht sehr der Lehre Brentanos vom Anerkennen und Verwerfen einer Vorstellung. Und will Verf. darin allein das Wesen des Urteils sehen, so richten sich alle Einw\u00e4nde, die gegen Brentano erhoben worden sind, auch gegen ihn.\nAber, wie gesagt, das Hauptwerk mufs erst abgewartet werden, ehe endg\u00fcltig geurteilt werden kann. Vielleicht ergibt sich alsdann, dafs das, was hier gesagt ist, ebenfalls nur eine negative Beziehung zwischen Vorstellungen ist und korrigiert werden mufs. Es soll recht gern geschehen.\nMosxiewicz (Breslau).\nW. Fite. The Place of Pleasure and Pain In the Functional Psychology. Psychol.\nReview 1\u00ab (6), 633-644. 1903.\nWenn man in der Psychologie die funktionelle Seite betont, so mufs man mit James Bewufstsein und T\u00e4tigkeit identifizieren. Alle T\u00e4tigkeit beginnt mit einem Konflikt. Verf. wirft nun die Frage auf: Welche Rolle spielen Lust und Unlust in einer T\u00e4tigkeit eines bewufsten Individuums? Er beantwortet die Frage in \u00e4hnlicher Weise wie Stout und Spilles, die er selber erw\u00e4hnt, und wie Pickler (Das Grundgesetz alles neuro-psychischen Lebens), dessen Namen Ref. hinzuf\u00fcgen m\u00f6chte. Lust begleitet T\u00e4tigkeit, w\u00e4hrend diese eich dem Erfolge n\u00e4hert; Unlust begleitet T\u00e4tigkeit, w\u00e4hrend diese sich von dem Ziele entfernt. Unter Erfolg ist nat\u00fcrlich nur der innere, erwartete Erfolg verstanden, nicht irgend welche objektiven Kennzeichen von Sieg oder Niederlage. Verf. macht von dieser Theorie zwei Anwendungen: 1. Lust und Unlust k\u00f6nnen nicht bestimmten Empfindungen","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nL ! tera turbench I\nallgemein anhaften, vie in experimentellen Untersuchungen der Lust oder Unlust h\u00e4ufig angenommen wird, sondern sind abh\u00e4ngig von den Beziehungen, die zwischen den Empfindungen nnd der Individualit\u00e4t der empfindenden Person bestehen. Data gewisse Empfindungen fast allgemein von Lust oder Unlust begleitet sind, beruht auf der Tatsache, dafs gewisse Bed\u00fcrfnisse seit undenklichen Zeiten allen individuellen Organismen der menschlichen Gattung anhaften. 2. Eine ethische Konsequenz der Theorie ist, dafs Lust an sich niemals das Ziel eines 8trebens sein kann. T\u00e4tigkeit ist veranlagt durch Instinkt, und das Ziel der T\u00e4tigkeit kann nichts anderes sein als das Objekt, das ein Teil der ganzen Gruppe von Tatsachen ist, die wir Instinkt nennen. Lust ist nur eine Phase in dem Prozefs der Bet\u00e4tigung des Instinkts.\tMax Meter (Columbia, Missouri).\nWilliam James. La tMorie de l\u2019\u00e9mtlm. Paris, Alcan. 1903. 168 S.\nIn dem vorliegenden Werke sind das Kap. XXIV der Principles of Psychology, ferner Stellen aus \u201eWhat is an Emotion?\u201c (Mind IX 1884) und \u201eThe Physical Basis of Emotion\u201c (Psychological Review. September 1884) \u00fcbersetzt.\nIn seiner Einleitung gibt Dumas eine Darstellung und Kritik der sensualistischen Theorien der Gem\u00fctsbewegung von Lange und James. Der Theorie von James stellt Dumas gegen\u00fcber die Theorie des Herbartianers Nahlowsky und fr\u00e4gt nach der Richtigkeit der beiden Theorien. Durch diese Gegen\u00fcberstellung wird die eigentliche Streitfrage ganz unklar. Die Gegner, gegen die sich James zu rechtfertigen hat, sind nicht die Herbartianer, sondern Forscher, wie Stumpf (cf. 8tumpf: \u00dcber den Begriff der Gem\u00fctsbewegung Z. f. P. 21. 1899) und Lipps. Die erw\u00e4hnten Psychologen behaupten gar nicht, dafs die Emotionen intellektuell und parasit\u00e4r (! cf. S. 36), dafs sie nur einfach Beziehungen zwischen Vorstellungen ohne eigene Realit\u00e4t seien (S. 40). Es handelt sich vielmehr darum, ob die Emotionen als psychische Erlebnisse den Empfindungen und speziell den Organempfindungen gegen\u00fcber einen heterogenen Charakter zeigen oder nicht. Das ist die psychologische Seite der Frage. Physiologisch ist die Frage, ob ein eigener Affektprozefs im Gehirn eingeschoben werden mufs oder nicht (cf. Stumpf 1. c. S. 66). Ganz unrichtig ist es aber, wenn Dumas am Schlufs seiner Einleitung sagt, der Streit sei weniger zwischen den \u201ePhysiologisten\u201c und \u201eIntellektualisten\u201c, wie er \u00e4ufserst ungl\u00fccklich James und Lange einerseits, ihre Gegner andererseits nennt, als zwischen den \u201ePhysiologisten\u201c selbst. Beide Parteien arbeiten an der Losung einer psychologischen und an der Losung einer physiologischen Frage.\tGboethuysen (Berlin).\nE. Tardieu. L\u2019Etal!: \u00c9tale psychologlqie. Paris, F. Alcan. 1903. 297 S.\n\u201eLangeweile ist das Leiden des ersch\u00f6pften oder behinderten Lebens.\u201c Ihr erster Grund ist eine Verlangsamung unserer Vitalbewegung. Sechs Ursachen z\u00e4hlt T. auf, durch welche die Langeweile verursacht werden kann. Ersch\u00f6pfung, geistige und seelische Armut, das Gef\u00fchl eines verfehlten Lebens oder der Inferiorit\u00e4t der Lebensweise, Monotonie, \u00dcbers\u00e4ttigung, das Gef\u00fchl der Nichtigkeit des Lebens. Als ein zur Langeweile disponierendes Moment ist der Mangel an innerem Gleichgewicht anzu-","page":330}],"identifier":"lit32417","issued":"1905","language":"de","pages":"329-330","startpages":"329","title":"W. Fite: The Place of Pleasure and Pain in the Functional Psychology. Psychol. Review 10 (6), 633-644. 1903","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:29.611124+00:00"}