Open Access
{"created":"2022-01-31T13:20:59.860941+00:00","id":"lit32420","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38: 331-332","fulltext":[{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n331\nfahren. Wie mut eich in den verschiedenen Lebensaltern langweilt, wie sich der Aktive ebenso wie der Sensitive, der Leidenschaftliche ebenso wie der zu Abstraktionen neigende Mensch, wie sich speziell die Frau, wie man Bich endlich zu allen Jahres- und Tageszeiten, am Sonntag und auf B\u00e4llen langweilt, zeigt T. in den folgenden Kapiteln. Die Langeweile hat in den zwei letzten Jahrhunderten eine eigent\u00fcmliche Entwicklung durchgemacht. Sie ist bewufst geworden und hat eine Tendenz zur Verzweiflung hin. Die Langeweile hat ihren literarischen Ausdruck erst seit dem achtzehnten Jahrhundert gefunden. Als Typus des Menschen, der sich st\u00e4ndig langweilt, f\u00fchrt T. Senancours Obermann an. Mit alledem will T. zeigen, wie die Langeweile den Grund des menschlichen Lebens bildet, wie sie mehr oder weniger in allen unseren Handlungen sich findet, wie es in keinem Alter, in keinem Berufe eine Stunde gibt, in der sie nicht auf uns ein wirkt. Das Leben der Frau bezeichnet T. geradezu als \u201eeine Langeweile, die von sich nichts weifs\u201c. Er sieht die Langeweile als Prinzip der Revolutionen und der Kriege, als Bedingung der Arbeit an. Die Evolution ohne Ende, der Fortschritt und Niedergang der Gesellschaften dr\u00fccken ihre ewige Lange' weile aus.\nDie Arbeit T.s w\u00e4re als Aper\u00e7u, als einseitige Beleuchtung, komplizierter psychischer Zust\u00e4nde zu charakterisieren. Das Einseitige liegt darin, dafs T. in jedem Unlustgef\u00fchl, wobei wir von k\u00f6rperlichem Schmerz nnd unlustartigen Affekten absehen, Langeweile zu sehen scheint. Die belletristische Literatur, die T. zur St\u00fctze seiner These in reichem MafBe anf\u00fchrt, beweist wenig. Es sind alles besonders disponierte, durch bestimmte Zeitumst\u00e4nde und nationale Eigent\u00fcmlichkeiten bedingte Individuen, auf die er sich st\u00fctzt. Er selbst bemerkt, dafs die Langeweile im allgemeinen nicht den Platz in der Literatur einnimmt, der ihre Bedeutung f\u00fcr das t\u00e4gliche Leben ihr zuweisen w\u00fcrde, und will das dadurch erkl\u00e4ren, dafs ihre geringe Differenziertheit sie f\u00fcr eine dichterische Bearbeitung weniger geeignet erscheinen l\u00e4fst. N\u00e4her liegt die Erkl\u00e4rung, dafs die Unlustgef\u00fchle doch nur bei gewissen Menschen den Charakter der Langeweile annehmen. Es hat etwas Mifsliches, bestimmt begrenzte psychische Erfahrungen so auf die Allgemeinheit auszudehnen. Dafs endlich das Unlustgef\u00fchl, ebenso oder mehr wie das Lustgef\u00fchl, \u00fcberall in unsere Lebensf\u00fchrung eingreift, k\u00f6nnte man T. zugeben; es ist nichts Neues. B. Gboethuysen (Berlin).\nMax Meter. SoAo Feints of Difference Concerning the Theory of Music.\nPsychol. Review 10 (5), 534\u2014650. 1903.\nIch habe in dieser Abhandlung versucht, einige Punkte meiner theoretischen Anschauungen betreffend die Theorie der Melodie, in denen ich von Dixon und von Lipps halb oder ganz mifs vers tan den war, klarzn-machen, indem ich die Theorie in diesen Punkten etwas weiter entwickelte. An den beobachtungsm\u00e4fsigen Grundlagen der Theorie ist nichts ge\u00e4ndert; noch ist ihnen etwas hinzugef\u00fcgt. Ich habe versucht, die emotionellen Wirkungen der Moll-Melodie im Vergleich zur Dur-Melodie etwes klarer zu machen. Ferner habe ich vermittels einer sehr einfachen mathematischen \u00dcbersicht der melodischen Verwandtschaftsverh\u00e4ltnisse deutlicher gezeigt, worin die psychologische Bedeutung derjenigen Tonsumme besteht, die wir","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nLi terni nr bericht.\ngew\u00f6hnlich als die diatonische Leiter bezeichnen, im Vergleich zu anderen Tonkombinationen. In doppelter (vielleicht sogpr in mehrfacher) Hinsicht mufs diese Summ\u00e8 von T\u00f6nen anderen Tonsummen als Oberlegen betrachtet werden \u2014 \u00fcberlegen durch die Mannigfaltigkeit der Tonverwandtschaften verbunden mit einer aufserordentlichen Enge der Verwandtschaften. Dies ist mit mathematischer Bestimmtheit klargelegt. Ferner zeige ich, dafs Lipps\u2019 Beweis, meine Theorie sei \u201efalsch\u201c (in dieser Zeitschrift: Zur Theorie der Melodie), gar kein Beweis ist, sondern einen logischen Fehler seinerseits enth\u00e4lt. Lipps behauptet n\u00e4mlich, dafs der beste Abschluls einer nach Voraussetzung aus den vier T\u00f6nen 3, 9, 15, 21 bestehenden Melodie nicht auf 3 erfolge, wie meine Theorie es verlangen wflrde, sondern auf 2; wobei er jedoch in seiner Argumentation g\u00e4nzlich \u00fcbersieht, dafs der Ton 2 ja nach Voraussetzung gar kein Ton dieser Melodie sein soll. Auf solche Weise kann man natQrlich nicht die Falschheit einer Theorie beweisen. Aufserdem verteidige ich mich gegen den Vorwurf von Lipps, dafs ich \u201edas Wesen der Melodie verkenne\u201c, weil ich unter der Bezeichnung tonic etwas anderes verstehe als er unter der Bezeichnung Tonika. In Wirklichkeit ist mein Gebrauch des Wortes tonic (das man, wenn man will, mit Zielton \u00fcbersetzen mag), wissenschaftlich berechtigter als der Gebrauch, den er von dem Worte Tonika macht, da ich mit absoluter Bestimmtheit angebe, was f\u00fcr eine einfache psychologische Erfahrung ich mit meinem Worte ausdr\u00fccke, w\u00e4hrend Lipps das Wort Tonika in einer \u00e4ufserst vagen, popul\u00e4ren Bedeutung anwendet.\nIch habe in dieser Abhandlung nach M\u00f6glichkeit Nachdruck gelegt auf die Tatsache, dafs ich unter einer Theorie nicht Spekulation verstehe, sondern die systematisierte Beschreibung beobachteter Tatsachen, und nur beobachteter Tatsachen ; es sei denn, dafs eine Hypothese als solche eingef\u00fchrt wird, was hier jedoch nicht der- Fall ist. Ob ich die Tatsachen unrichtig beschrieben habe, kann nur durch weitere Beobachtung bewiesen werden, vorausgesetzt, dafs ich in der Systematisierung der Beschreibung keine logischen Fehler gemacht habe. Solche Fehler sind aber hier nicht wahrscheinlich, da ich hier in der gl\u00fccklichen Lage bin, mich bekannter Kegeln der elementarsten Mathematik bedienen zu k\u00f6nnen.\nSelbstanzeige.\nI. W. Riley. The PsTKDti Sources of Christi\u00ab! Science. Psychol. Bevieu 10 (6), 593\u2014614. 1903.\nVerf. gibt eine Biographie der Frau Mary Bakrr Eddy, der Stifterin der unter dem Namen Christian Science bekannten religi\u00f6sen Sekte. Er zerlegt ihr Leben in die folgenden Perioden: eine Zeit der Tr\u00e4umerei des heranwachsenden M\u00e4dchens, eine Tranceperiode, Invalidit\u00e4t, Versuche zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit, soziale Absonderung und schliefslich praktische Selbstverg\u00f6tterung.\nIhre Geburt f\u00e4llt um das Jahr 1820. Ihre Eltern waren in mehrfacher Hinsicht sonderliche Leute. Von ihrer Mutter wurde sie im Glauben best\u00e4rkt, dafs Gott zu ihr spreche und sie bei Namen rufe, wie Samuel. Im Alter von zw\u00f6lf Jahren fiel sie in eine fieberartige Krankheit, angeblich","page":332}],"identifier":"lit32420","issued":"1905","language":"de","pages":"331-332","startpages":"331","title":"Max Meyer: Some Points of Difference Concerning the Theory of Music. Psychol. Review 10 (5), 534-550. 1903. Selbstanzeige","type":"Journal Article","volume":"38"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:20:59.860946+00:00"}