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{"created":"2022-01-31T16:33:40.290569+00:00","id":"lit32426","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Aster, v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 144-145","fulltext":[{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLiteraturbericht.\nCarlos-Octavio Honor, Priftcipes 4a pajcMagia iiitrMull\u00ab at aaoiala. Tr\u00bb\ntruit de l\u2019espagnol avec nne pr\u00e9face par Auooste Dietrich. Paris,\nAlcan. 1903. 256 S.\nDer Verfasser des vorstehenden Buches ist ein Argentinier, der sich bisher in seinem Vaterland haupts\u00e4chlich durch eine Schrift p\u00e4dagogischen Inhalts bekannt gemacht hat. Die \u201ePrinzipien der individuellen und sozialen Psychologie\u201c sind in spanischer Sprache erschienen und von A. Dietrich ins Franz\u00f6sische \u00fcbersetzt worden. Der Autor selbst ist in der fremden Psychologie nicht unbewandert, auch deutsche Schriftsteller (namentlich Wundt) werden des \u00f6fteren zitiert und die deutsche Psychologie erh\u00e4lt das Lob, sie habe die beste philosophische Terminologie aue-gebildet.\nDer Titel \u201ePrinzipien der Psychologie\u201c ist freilich sehr irreleitend; vor allen Dingen ist von einer wissenschaftlichen Grundlegung der Psychologie, wie man sie danach vielleicht erwarten k\u00f6nnte, nirgends die Rede. Der \u00dcbersetzer charakterisiert den Inhalt des Buches, indem er sagt, es besch\u00e4ftige sich nicht so sehr mit den Prinzipien der Psychologie, als mit Resultaten und Schlossen, die sich aus den Arbeiten der grofsen deutschen, franz\u00f6sischen und englischen Psychologen ziehen lassen, auch sei es weniger der Gelehrte der Studierstube oder der Arbeiter im Laboratorium, als \u201ele chercheur personnel\u201c, den wir in dem Verfasser kennen lernen. In der Tat ist das, was gegeben wird, zumeist eine Sammlung biologischer, physiologischer und soziologischer Notizen, die benutzt werden, um allgemeine Gesetze oder Regeln aufzustellen, Ober deren Berechtigung und Wert f\u00fcr die wissenschaftliche Psychologie man wohl geteilter Meinung sein kann. Der \u00dcbersetzer lobt die geistreiche K\u00fchnheit der Gedanken, eine Anzahl origineller Aper\u00e7us und den rednerischen Schwung des Ganzen, aber auch er f\u00fcgt hinzu, das Werk zeige \u201eparfois un peu trop d\u2019imagination et de personnalit\u00e9\u201c.\nIm 1. Kapitel werden 3 Teile der Psychologie unterschieden. Der erste, die physiologische Psychologie, soll die physiologisch-biologische Basis liefern, ihm folgt die rationale Psychologie (psychologie rationnelle, scientifique, sp\u00e9culative), die auf die Ergebnisse der Physiologie und auf die Selbstbeobachtung sich zu st\u00fctzen hat. \u00dcber die Frage nach dem Verh\u00e4ltnis dieser beiden psychologischen Erkenntnisquellen wird nichts N\u00e4heres mitgeteilt, im weiteren Verlauf des Buches selbst wird die Selbstbeobachtung ziemlich stiefm\u00fctterlich behandelt. Der 3. Teil endlich.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n14E*\ndie Transzendentalpsychologie, umfafst das Gebiet der Erkenntnistheorie. Die Soziologie ist ein Anwendungsgebiet der Psychologie, demgem\u00e4\u00df wird auch hier zwischen physiologischer (Anthropologie und Ethnographie), rationaler (Studium der \u201eVolkscharaktere\u201c und -Bitten) und transzendentaler (Ethik, Metaphysik) Soziologie unterschieden. Die Psychologie hat, wie man aus dem Letztgesagten sieht, auch die Aufgabe, f\u00fcr die wissenschaftliche Grundlegung der Ethik und Metaphysik zu sorgen. \u2014 Das 2. Kapitel handelt von Lust und Unlust, als dem \u201eersten Ph\u00e4nomen tierischen Lebens \u00fcberhaupt\u201c. \u00dcber das Verh\u00e4ltnis von Lust und Unlust zu den k\u00f6rperlichen Bed\u00fcrfnissen und Funktionen wird manches Interessante gesagt und darauf eine Einteilung der Lustgef\u00fchle gegr\u00fcndet. Das 3. Kapitel stellt im Anschlufs hieran das erste Gesetz des tierischen Lebens auf, das \u201eGesetz des Instinktes\u201c. Der Instinkt wird n\u00e4mlich bezeichnet als eine psychophysische Kraft, die alle Sph\u00e4ren des Bewufstseins und Unterbewufst-seins durchdringt und das Individuum zwingt, den Schmerz nach M\u00f6glichkeit zu vermindern, die Lust zu suchen und zu mehren. Letztes Ziel des Instinkts iBt die Erhaltung des Individuums und der Art. Die Intelligenz kann als h\u00f6chste, d. h. als bewufste Form des Instinkts, das, was wir gew\u00f6hnlich Instinkt nennen, als unterbewufste Form der Intelligenz bezeichnet werden. Auch auf das metaphysische Gebiet schweift B. von hier aus hin\u00fcber: Intellektualistische und voluntaristische (Schopbnha\u00fcbb) Metaphysik sollen in dieser Lehre des \u201einstinctisme\u201c ihre Vers\u00f6hnung finden. Noch tiefer in die Metaphysik f\u00fchrt das 4. Kapitel, in dem materialistische und idealistische Erkl\u00e4rung des Instinkts einander gegen\u00fcbergestellt werden. \u2014 Den Gegenstand des \u00f6. Kapitels bilden die Assoziationsgesetze. Im 6. Kapitel wird der Begriff des Bewufstseins \u00fcberhaupt analysiert. Nicht gerade im Interesse gr\u00f6fserer Klarheit scheint es mir zu liegen, wenn das Bewu\u00dftsein mit dem Willen schlechtweg identifiziert und der Begriff einer conscience-volont\u00e9 geschaffen wird. Der conscience-volont\u00e9 steht gegen\u00fcber die Bubconscience-subvolont\u00e9 im Kapitel 7\u201410, das \u201eUnterbewufstsein\u201c, das jedoch in unendlich viele Stufen sich gliedert. Das Vorhandensein dieser halbbewufsten und unterbew'ufsten Sph\u00e4ren wird auf biologische, physiologische, psychologische, pathologische und soziologische Gr\u00fcnde gest\u00fctzt. Die wirkenden Kr\u00e4fte des Unterbewufstseins werden in den folgenden Kapiteln mit einem Anklang an HERBARTSclie Vorstellungsmechanik er\u00f6rtert.\nVon Kapitel 14 an geht der Verfasser \u00fcber zur Soziologie. Auch die Gr\u00fcndung von Gemeinschaften und Staaten verdankt ihre Entstehung dem Instinkt in dem vorher festgelegten Sinn eines Triebes nach Erhaltung des einzelnen und der Gattung. Aber der Mensch, wenn er auch als oberste Spitze hineingeh\u00f6rt in die tierische Stufenleiter, ist nicht rein als \u201eanimal sociable\u201c zu bezeichnen. Was ihn von allen Tieren unterscheidet, ist die F\u00e4higkeit, nach der eignen Vervollkommung zu streben : \u201el\u2019homme est un animal, qui aspire\u201c. Die \u201easpirabilit\u00e9\u201c enth\u00e4lt den Gedanken des unendlichen Fortschritts und f\u00fchrt damit \u00fcber den Rahmen der begrenzten empirischen Wirklichkeit des Augenblicks hinaus: \u201el\u2019homme est un animal m\u00e9taphysique\u201c.\tv. Aster (Berlin).\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie S7.\n10","page":145}],"identifier":"lit32426","issued":"1904","language":"de","pages":"144-145","startpages":"144","title":"Carlos-Octavio Bunge: Principes de psychologie individuelle et sociale. Tratruit [Corr.: Traduit] de l'espagnol avec une pr\u00e9face par Auguste Dietrich. Paris, Alcan. 1903. 256 S.","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:40.290575+00:00"}