Open Access
{"created":"2022-01-31T16:31:01.887288+00:00","id":"lit32439","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 157-158","fulltext":[{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n157\nsichtiose Wahrheitsliebe gegen\u00fcber den Tatsachen gewahren der Lekt\u00fcre einen Reiz, der bei wissenschaftlichen Arrbeiten selten gefunden wird.\nEs ist und bleibt eines der gr\u00f6fsten Verdienste Forbls, dafs er vorurteilslos das fr\u00fcher mit Mystik und Aberglauben eng verquickte Tatsachen-gebiet des Hypnotismus einer wissenschaftlichen Erforschung zug\u00e4nglich machte und im Laufe der Jahre in Verbindung mit anderen Forschern die volle Anerkennung der Suggestionslehre in der Medizin und Psychologie erreichte.\tvon Schrknck-Notzing (M\u00fcnchen).\nWolfp (Basel). Zur Pathologie des Lesens nnd Schreibens. Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie. 1903.\nWolff berichtet \u00fcber vier F\u00e4lle, bei denen neben den Zeichen einer mehr weniger hochgradigen Imbezillit\u00e4t die Unf\u00e4higkeit zu lesen bestand, w\u00e4hrend das Abschreiben ganz leidlich von statten ging. Dieser Defekt, so sehr er auch in seiner Erscheinung an organisch bedingte Ausfallserscheinungen erinnerte, war zweifellos nicht sekund\u00e4rer Natur, sondern mufste als \u201eprim\u00e4rer Bildungsmangel\u201c, als eine Teilerscheinung des allgemeinen Intelligenzdefektes betrachtet werden. Am n\u00e4chsten w\u00fcrden diesem Symptomenbilde jene F\u00e4lle von isolierter Wortblindheit stehen, die man als Alezie bezeichnet. \u2014 Dafs diese umschriebene Schriftblindheit, von der Wolfp einen ziemlich reinen Fall mitteilt bisher nur einmal \u201ein dem von Kdssmaul zitierten Fall\u201c beobachtet worden sei, m\u00f6chten wir bezweifeln (vgl. dar\u00fcber Storch: Zwei F\u00e4lle von reiner Alezie. Wernicke -Ziehens Monatsschrift 1903).\nAls Gegenst\u00fcck zu diesen F\u00e4llen erw\u00e4hnt Wolff einen Idioten, der lesen kann, aber nicht schreiben; die Lesef\u00e4higkeit ist noch insofern eingeschr\u00e4nkt, als er einzelne Worte und besonders einzelne Buchstaben mit weit gr\u00f6fseren Schwierigkeiten liest, wie zusammenh\u00e4ngende Tezte. Das Zerlegen der Worte in Buchstaben und umgekehrt das Zusammensetzen von Worten aus einzelnen Buchstaben ist ihm unm\u00f6glich.\nSpiklmeykr (Freiburg).\nTh. K\u00e4s. Zur pathologiichen Anatomie der Dementia paralytica. Monatsschrift f. Psychiatrie u. Neurologie 11 (3), 180-204; (4), 283\u2014292; (5), 384-392; (6), 445-467; 12(2), 126-151; (3), 213\u2014230; (4), 370-403; (6), 467-475. 1902.\nK. nimmt die Untersuchungen von Tuczek und von Zacher wieder auf. Er begn\u00fcgt sich aber hier nicht, nur pathologische Gehirne in Stichproben auf den Markfaserschwund zu untersuchen, sondern er durchsucht die Hirnrinde in allen ihren Bezirken. Ferner mifst er die Breite der Rinde und der einzelnen Schichten. Er h\u00e4lt es auch f\u00fcr notwendig zum Vergleich den Markfaserreichtum verschiedenaltriger normaler Hirnrinden zu bestimmen. Er hat 7 Paralytikergehirne verarbeitet. Die Gehirne der 6 untersuchten M\u00e4nner blieben mit einer Ausnahme ganz betr\u00e4chtlich hinter dem Durchschnittsgewicht ihrer Altersstufe zur\u00fcck; die Gehirne wogen durchschnittlich 1210 gr statt 1376 gr, d. h. statt des Durchschnittsgewichts von M\u00e4nnern von 20\u201460 Jahre (Schwalbe). Die Differenz zwischen beiden Hemisph\u00e4ren war nicht nennenswert. Wie bei Geistesgesunden war auch bei den Paralytikern die rechte Hemisph\u00e4re bei den j\u00fcngeren","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLitera tnrberich t.\nLenten etwas schwerer als die linke, bei alteren umgekehrt. Bei Idioten scheint die rechte Hemisph\u00e4re durch das ganze Leben zu pr\u00e4valieren.\nAuf die einzelnen anatomischen Funde kann hier nicht naher ein-gegangen werden; K. gibt zahlreiche Tafeln dar\u00fcber.\nDie Markumh\u00fcllung der Nervenfaser ist ein wesentliches Attribut ihrer Gebrauchst\u00fcchtigkeit. Die Umh\u00fcllung beginnt im fr\u00fchesten Kindesalter, vollendet sich aber nur sehr allm\u00e4hlich \u00fcber die ganze Hirnrinde hin, so dafB man selbst im reiferen Alter noch Bezirke antrifft, z. B. vordere Stirnrinde, Inselgegend, wo man den Anschein gewinnt, als ob einzelne Schichten erst in Gebrauch genommen sind, oder als oh sie auf ihrem Wege zu einer intensiveren Ingebrauchnahme in Stillstand geraten seien. In anderen Gegenden findet man zugleich Fasern, die auf einen starken Verbrauch hinweisen. Man findet auch bei normalen Gehirnen in den einzelnen Bezirken der Rinde einen recht bedeutenden Wechsel im Markfasergehalt; manche Bezirke bleiben bis in das Alter merklich zur\u00fcck, so das Stirnhirn im Orbitalteil und im vorderen Abschnitt der Konvexit\u00e4t, auf der Medianfl\u00e4che des S. fornicatus mit seiner Umgebung in der vorderen H\u00e4lfte, dann die Insel, die vorderen Partien der Schl\u00e4fewindungen und in gewissem Grade die Scheitelwindungen \u2014 also gerade die Stellen, wo man bisher bei Paralyse glaubte den ausgiebigsten Faserschwund konstatiert zn haben. K. konstatierte dagegen, dafs der Prozefs des Faserschwundes bei Paralyse ein eminent diffuser ist. Er bef\u00e4llt die gesamte Hirnrinde in allen ihren Schichten, und zwar in der Weise, dafs die Einbufse in einem festen Verh\u00e4ltnis zu dem Grade der Markfaserentwicklung in gesunden Tagen bleibt. Auch der Occipitallappen bleibt vom Faserschwund nicht verschont Die IL und III. MEYNBRTsche Schichte weist den st\u00e4rksten Faserschwund auf; bei ihr gestaltet sich auch beim Normalen die Markumh\u00fcllung am sp\u00e4testen und wenig ergiebig. Da diese Schicht mit der Entwicklung der h\u00f6heren Intelligenzvorg\u00e4nge im engsten Zusammenhang steht, erkl\u00e4rt sich so die tiefe Demenz der Paralytiker. Von dem Faser Schwund ist auch die zonale Schicht und die tieferen Rindenschichten betroffen. Auch bei der Projektionsausstrahlung findet sich Verschm\u00e4lerung und Rarefikation der B\u00fcndel, doch sind letztere relativ wenig zerst\u00f6rt. Zwischen Intensit\u00e4t des Faserschwundes und der Krankheitsdauer besteht ein gewisses Verh\u00e4ltnis; je st\u00e4rker der Faserschwund, desto gr\u00f6fser die Demenz.\tUmpfenbach.\nA. Viebkandt. Wechselwirkungen beim Ursprung von Z&nberbrinchen. Archiv\nf\u00fcr die gesamte Psychologie 2 (1), 81\u201492. 1903.\nUnsere Volksmeinung und die \u00e4ltere ethnologische Literatur, besonders die Literatur der Missionare, erblickt in den religi\u00f6sen Vorstellungen und Gebr\u00e4uchen der Naturv\u00f6lker sinnlose Unvernunft. Sie sch\u00e4tzen aber den Verstand der Naturv\u00f6lker zu niedrig ein. Die neuere ethnologische Literatur dagegen sucht solche Vorstellungen und Gebr\u00e4uche aus dem unentwickelten Seelenleben des Naturmenschen heraus zu erkl\u00e4ren. Anf diesem Standpunkt steht auch Vierkandt. Hier gibt er eine genauere seelische Zergliederung der bei Naturv\u00f6lkern besonders ihren Medizinm\u00e4nnern","page":158}],"identifier":"lit32439","issued":"1904","language":"de","pages":"157-158","startpages":"157","title":"Th. K\u00e4s: Zur pathologischen Anatomie der Dementia paralytica. Monatsschrift f. Psychiatrie u. Neurologie 11 (3), 180-204; (4), 283-292; (5), 384-392; (6), 445-467; 12 (2), 125-151; (3), 213-320; (4), 370-403; (5), 467-475. 1902","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:01.887294+00:00"}