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{"created":"2022-01-31T14:24:43.435524+00:00","id":"lit32443","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Hammer, Bertil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 363-376","fulltext":[{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"368\n(Aus dem physiologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Upsala.)\nZur experimentellen Kritik der Theorie der Aufmerksamkeitsschwankungen.\nVon\nBebtil Hamster.\nDie Aufgabe der folgenden experimentellen Aufmerksamkeitsstudien war eine Nachpr\u00fcfung der vielumstrittenen Apperzeptionswellen oder Aufmerksamkeitsfluktuationen, die man oftmals zu konstatieren geglaubt hat in der Form einer intermittent\u00ab! Auffassung minimaler Sinneseindr\u00fccke z. B. an der tickenden Taschenuhr und den grauen Ringen der MASBOKschen Scheibe.\nDa die letztgenannten Ph\u00e4nomene, meines Erachtens, gr\u00f6\u00dftenteils physikalischer und physiologischer Natur sind, folglich mit dem was wir Aufmerksamkeit nennen, wenig zu tun haben, ist es mir w\u00fcnschenswert erschienen, dafs sie vom Konto der Aufmerksamkeit abgef\u00fchrt w\u00fcrden \u2014 um so mehr als sie sich schon breit gemacht haben, nicht nur in der Spezialliteratur und in \u201eGrundz\u00fcgen\u201c, sondern auch in elementaren Darstellungen, ja sogar in den Schulb\u00fcchern. Inwieweit die Wellentheorie \u00fcberhaupt stichhaltig ist, lasse ich zun\u00e4chst offen.1\nEin aktuelles Problem sind die Aufmerksamkeitsschwankungen seit Nicolai Lange *, der sie als St\u00fctze seiner bekannten\n1 Bekanntlich st\u00fctzt sie sich auch auf andere Verh\u00e4ltnissen als die Fluktuation von Minimaleindr\u00fccken. Siehe K. H. Wolfs: Philos. Studien 3, 1886, 8. 634ff.; Bartels : Versuche \u00fcber die Ablenkung der Aufmerksamkeit Dies. Dorpat 1889; G. v. Voss: Kraepelins Psychol. Arbeiten 2, S. 391 ff., 1898; P. Zonnef und E. Me\u00fcmarn: Wundts Studien 18, 8. 46\u201451, 1902. \u2014 Doch mufs ich schon hier bekennen, dafs die-Versuchsmethoden von diesen Antoren aus unserem Gesichtspunkt unbefriedigend erscheinen.\n* N. La sos ' Beitr\u00e4ge zur Theorie der sinnlichen Aufmerksamkeit und der aktiven Apperzeption. Wundts Studien 4, S. 310. 1888.","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nBertil Hammer.\nApperzeptionstheorie anwendete. Er hebt hervor, sie k\u00f6nnen unm\u00f6glich von einer Nervenerm\u00fcdung herstammen, hat aber im \u00fcbrigen andere nicht-psychische Fehlerquellen so ziemlich aufser acht gelassen, was auch von mehreren seiner Nachfolger gilt. Hugo M\u00fcnsterberg 1, der zun\u00e4chst das Problem aufnahm, hat seine Untersuchungen auf den Gesichtssinn konzentriert und sagt mit Recht, man d\u00fcrfe nicht a priori dieselbe Erkl\u00e4rung f\u00fcr die verschiedenen Sinnesgebiete postulieren. Selbst glaubte er in der periodischen Spannung und Erm\u00fcdung der Akkommoda-tions- und Fixationsmuskulatur der hinreichenden Grund der Gesichtsfluktuationen gefunden zu haben. Durch die Erschlaffung der Akkommodation entstehen Zerstreuungskreise, somit Schw\u00e4cherwerden, resp. Verschwinden der grauen Ringe ; dasselbe bewirkt die Fixationsabweichung, wodurch die Ringe auf eine lichtempfindlichere Stelle der Netzhaut fallen und die gleiche Helligkeit wie die weifse Scheibe bekommen. Erneute Untersuchungen im Leipziger Laboratorium von Hugo Eckener2 und Edward Pace 3, sowie gleichzeitig und selbst\u00e4ndig von Karl Mabbe4 * in Bonn, haben indessen die M\u00dcNSTERBERGsche Theorie als vollst\u00e4ndig unhaltbar erwiesen. Dafs die Akkommodation keine gr\u00f6fsere Rolle spielt, geht unmittelbar daraus hervor, dafs die Schwankungen nach Homatropinisierung oder gar Exstirpation der Linse 6 fortdauern. Die Unrichtigkeit des Fixations-Raisonnements erhelle, weil ein grauer Ring auf schwarzem Grund fluktuiert, w\u00e4re die Argumentation M\u00fcnsterbergs stichhaltig, so w\u00fcrde der dunkelgraue Ring durch die Fixationsabweichung lichter, somit deutlicher erscheinen.\nSoll man nun Wundt und seinen Sch\u00fclern darin beipflichten, dafs es sich um Aufmerksamkeitsfluktuationen handelt? Ich glaube: nein. \u00dcberhaupt ist es mir v\u00f6llig unbegreiflich, wie diese bei gespannter Aufmerksamkeit und vollstem Bewufstsein\n1 H. M\u00fcnsterberg : Beitr\u00e4ge zur experimentellen Psychologie. 2, S 69\n1898.\nH. Eckener: Untersuchungen \u00fcber die Schwankungen der Auffassung minimaler Sinnesreize. Wundts Studien 8, S. 343. 1893.\nE. Pace: Zur Frage der Schwankungen der Aufmerksamkeit nach Versuchen mit der MAssoNschen Scheibe. Ebenda S. 388.\n4 K. Marbe: Die Schwankungen der Gesichtsempfindungen. Ebenda\nS. 615.\nSlaughter : The Fluctuations of Attention. Amer. Journ. of Psychology 12, S. 313.","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Zur experimentellen Kritik d. Theorie d. Aufmerksamkeitsschwankungen. 365\neintretende Ausgleichung zweier Helligkeitsstufen von Variationen der Aufmerksamkeit abh\u00e4ngen k\u00f6nnten. Und man darf billig fragen: wie ist es m\u00f6glich, die Registriertaste in der Hand, den Moment zu markieren, wo die Aufmerksamkeit \u2014 aufh\u00f6rt?\nVerst\u00e4ndlich w\u00e4re es nur, wenn es sich um die nachfolgende momentane Konstatierung der Unaufmerksamkeit handelte, aber die Unaufmerksamkeit kontinuierlich zu registrieren mag wohl eine Contradictio sein, solange die W\u00f6rter ihren Wert behalten.\nIn der Tat existiert noch eine Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeit, die, so nahe sie auch dem Physiologen liegt, fast keine Beachtung gefunden hat. Ihr zufolge w\u00fcrde das Verschwinden der grauen Ringe schlechthin beruhen auf retinaler Erm\u00fcdung, Lokaladaptation, oder wie sonst man diese f\u00fcr die \u00d6konomie des Sehens so bedeutungsvolle Erscheinung nennen will, welche den negativen Nachbildern verwandt ist und wof\u00fcr man als klassisches Beispiel die normale (bzw. die bei den hierhergeh\u00f6rigen Experimenten bald wieder eintretende) Unsichtbarkeit der Retinalgef\u00e4fse anzuf\u00fchren pflegt. Das Wiederauftauchen des Ringes r\u00fchrt von Fixations\u00e4nderungen her, wodurch verschieden adaptierte Netzhautstellen mit ins Spiel kommen. Die Fixation w\u00fcrde also gerade die umgekehrte Rolle gegen\u00fcber die von M\u00fcnstebbebq vorgeschlagenen spielen. Doch ist es wohl \u00fcberdies nicht unm\u00f6glich, dafs der Adap-tationsprozefs gleichwie der negativen Nachbilder seiner Natur nach intermittierend ist, wobei also ein zweiter Faktor bei dem Wiederauftreten des grauen Ringes mit der Fixationsabweichung interferieren w\u00fcrde.\nMir scheint das ganze Ph\u00e4nomen durch diese Annahme seine gen\u00fcgende Erkl\u00e4rung erhalten zu haben. Und es sind das im Grunde keine blofsen \u201eAnnahmen\u201c sondern unstreitige Fakta, vorhandene Umst\u00e4nde, wovon die Schwankungen schlechthin die logische Folge sind.1 Vielleicht m\u00f6chte jemand\n1 Sp\u00e4ter habe ich in einem neuen Aufs\u00e4tze von Face (Wundts Studien 30, II, S. 232. 1902) teilweise analoge Gesichtspunkte gefunden. Pace erkl\u00e4rt jedoch das Wiederauf tauchen der Ringe nicht aus Fixations\u00e4nderungen, sondern aus einer Art Erholung der Netzhaut durch Linsenerschlaffung (die parallel mit Aufmerksamkeitsabspannung auftrete. Siehe auch W. Heintuqh : Diese Zeitschrift 9, S. 343 u. 11, S. 410). Demgegen\u00fcber","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nBertil Hammer.\n(mit Eckeneb) die Fixations\u00e4nderungen als Folge von, somit als Beweise f\u00fcr \u00c4ufmerksamkeitsschwanknngen (doch ein illegaler Schlufsl) auffassen. Und man mufs zugeben, daf\u00df bei der anhaltenden, einf\u00f6rmigen Besch\u00e4ftigung Aufmerksamkeitsdeviationen leicht Vorkommen. Aber die h\u00e4ufigen, fast regel m\u00e4fsigen Fixationsabweichungen k\u00f6nnen hierdurch nicht erkl\u00e4rt werden, sondern d\u00fcrfen im Fixationsmechanisraus1 selbst liegen, denn man kann durch stetige \u00c4nderungen des Fixationspunktes \u2014 was in der Macht des Willens liegt \u2014 das Fluktuationsph\u00e4nomen aufheben: es gelingt also auf dem fraglichen psychischen Gebiete die Aufmerksamkeit kontinuierlich zu spannen \u2014 wenn man nur nicht das Unm\u00f6gliche -Fixationa-starre begehrt.*\n\u00dcberhaupt ist die Registrierung der Zeitwerte der vorliegenden \u2014 an sich selbst doch \u00fcberaus deutlichen \u2014 Schwankungen aus mehreren Gr\u00fcnden sehr unsicher. Wir haben zun\u00e4chst die soeben erw\u00e4hnte Schwierigkeit im anhaltenden Fixieren des Blickes und der Aufmerksamkeit; sodann die bald eintretende Erm\u00fcdung des Auges (die oft in intensiven Schmerz \u00fcbergeht), die Unsicherheit des Urteilens und last but not least die der Versuchsmethode inh\u00e4rierende grofse geistige Spannung der Versuchsperson. Bei den von mir angestellten hierhergeh\u00f6rigen Experimenten haben sich die erw\u00e4hnten Schwierigkeiten in vollem Mafse geltend gemacht.\nVon meiner Versuchsanordnung gibt die nebenstehende Figur 1 eine Vorstellung. Statt der ger\u00e4uschvollen Rotationsscheibe benutzte ich rektangul\u00e4re Papierstreifen [aus einer phota-graphisch hergestellten Weifs-schwarz-Serie mit 77 ebenmerklichen \u00dcberg\u00e4ngen, woraus 6 gerade \u00fcbermerkliche mittelgraue Intensit\u00e4ten (\u201eIV, V, VI, VII, VIII, IX\u201c) ausgew\u00e4hlt wurden, die also 5 gut merkliche Stufen repr\u00e4sentierten. Gr\u00f6fse der Scheiben: 5X2 cm]. Diese Scheiben wurden je zwei so nebeneinander gelegt, dafs m\u00f6glichst wenig Kontur zustande kam, und mit einem grauen gefensterten Karton (i) (2,2 X 2,0 cm) bedeckt\nbemerke ich: 1. dafs Fixations\u00e4nderungen unstreitig Vorkommen und die oben angegebene Wirkung haben m\u00fcssen; 2. dafs die Pacasche Erkl\u00e4rung bei Personen mit homatropinisierter oder exstirpierter Linse nicht in Frage kommen kann.\n1 Siehe RjtsniHOius : Die Fixation. Diese Zeitschrift 21, S. 417. 1899.\n* Vgl. doch die weiter unten angef\u00fchrten Beobachtungen.","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Zur experimentellen Kritik d. Theorie d. Aufmerksamkeitsschicankiingen. 367\nAuf der Grenze zwischen den beiden Scheiben wurde ein schwarzer Fixationspunkt angebracht. Als Unterlage f\u00fcr das Ganze diente ein.grofser mittelgrauer Karton (K), auf dein (beim Fixationszeiehen) das Auge \u2014 nur eines wurde im allgemeine^ hei dem einzelnen Versuch angewandt \u2014 zwischen den einzelnen Teilversuchen sich ausruhen konnte (wobei \u00fcbrigens die negativen Nachbilder der beiden Scheiben oft deutlich auftraten). Afos dem Letztgesagten geht hervor, dafs die Registrierung der Fluktuationszeiten nicht kontinuierlich, sondern mit Unterbrechungen geschah, so dafs man jedesmal nur eine einzige Fluktuation* (= die Zeit, bis die Ausgleichung der Intensit\u00e4tsdifferenz eintrat + die Zeit bis diese Differenz wieder aufs neue\nFig. 1. Anordnung f\u00fcr Adaptationsversuche.\nhervortrat) registrierte, worauf die Versuchsperson w\u00e4hrend einiger Sekunden das Auge ausruhte. Die Versuchsperson safs in bequemer Stellung, den R\u00fccken gegen ein Fenster, von dem ein diffuses Tageslicht auf das ziemlich steil montierte Aufmerksamkeitsobjekt fiel. Die Registrierung selbst geschah mit Hilfe einer Taste, die die Versuchsperson im Schofs zwischen ihren dort ruhenden H\u00e4nden liegen hatte und deren Markierungen durch ein DEPK\u00c9zsches Signal auf einen MABEYschen Zylinder \u00fcbertragen wurden, auf dem auch ein Zeitmarkierer zugleich die Zeit in Sekunden angab. Trotz aller Vorsiohtsmafs-regeln und der (im Vergleich mit fr\u00fcheren Experimenten dieser Art) g\u00fcnstigen Versuchsanordnung variierten doch \u2014 aus den oben angedeuteten Gr\u00fcnden \u2014 die registrierten Zeitwerte sehr stark. Ich k\u00f6nnte leicht viele und lange Tabellen hier beif\u00fcgen, will es aber nicht, weil die Psychologie meines Erachtens schon","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nBertil Hammer.\n\u00fcbergenug hat an scheinbar imponierenden und daher irreleitenden Zahlen. Um hier wissenschaftlich zuverl\u00e4ssige Resultate zu erhalten, m\u00fcfste man vor allem zwei Forderungen gen\u00fcgen: . genau beibehaltene Fixation, 2. gleichm\u00e4fsige Adaptation. Wo beide Bedingungen vollst\u00e4ndig vernachl\u00e4ssigt werden, wird nat\u00fcrlich der Wert der Untersuchung v\u00f6llig problematisch.1\nVon meinen eigenen hierhergeh\u00f6rigen Experimentreihen will ich gem\u00e4fs dem eben Gesagten nur einige typische Ausz\u00fcge mit-teilen und auch die mit allem m\u00f6glichen Vorbehalt. Bez\u00fcglich es Versuchsverfahrens sei des weiteren noch bemerkt: 1. dafs die Dauer der Ruhezeit zwischen jedem Teilversuch von der Versuchsperson nach Belieben gew\u00e4hlt werden durfte Sie variierte daher etwas, betrug jedoch im allgemeinen zirka 2U bek, 2. dafs die verschiedenen Versuchsreihen (a, y, \u00f6) an verschiedenen Tagen gemachten wurden; alle freilich zur Mittagszeit (Dezember 1902), aber bei etwas variierender allgemeiner Tagesbeleuchtung. Offenbar haben diese Momente als adaptative Fehlerquellen mitgewirkt.\nAls Versuchsperson bei den nebenstehenden in Tabellenform resummierten f\u00fcnf Versuchen diente cand. med. N. G. Maren. \u2014 Die Ziffern geben die L\u00e4nge der Einzelschwankungen in Sekunden an (im Versuch 1 nur die Gesamtl\u00e4nge, in den \u00fcbrigen auch die\nAus meinen hierhergeh\u00f6rigen Versuchen glaube ich mich \u2014 trotz aller Fehlerquellen und methodischen M\u00e4ngel \u2014 berechtigt, folgende allgemeine Schl\u00fcsse zu ziehen:\n1. Mit zunehmender Intensit\u00e4tsdifferenz w\u00e4chst die Zeit f\u00fcr die adaptative Ausgleichung \u2014 was \u00fcbrigens ganz nat\u00fcrlich ist. Hierbei hat man sich haupts\u00e4chlich an die ersten Teilversuche m jedem Versuch zu halten, denn:\n.\t,2' lm VerIaufe jedes Versuchs sinken die Zeitwerte kon-\ntinuierlich \u2014 wegen der Adaptation! \u2014 und sind nach dem Ende zu ganz bedeutend reduziert;\n3.\tdie fragliche Ausgleichung erstreckt sich \u00fcber sehr weite Grenzen;\n4.\tbesonders bei gr\u00f6fseren Differenzen kann man die nega-lven Nachbilder leicht beobachten und registrieren.\n\u2122 ! S\u00b0pebrT erSChien 6in derartiger Aufsatz von Beetha Killen: The Effects of Closing the Eyes upon the Fluctuations of the Attention. Amer. Journ. of Psychology 15, S. 512. 1904.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Zur experimentellen Kritik <L Theorie d. Aufmerktamkeituchtcankungen. 369\nSerie \u00ab\t\t\t8erie\ty\t\tSerie\ty\nVers. 1 \u2014 Differenz 1\t\tVers. 3 \u2014 Differenz 2\t\t\tVers.\t5 \u2014 Differenz\t\n(IV-V)\t\t\t(IV\u2014VI)\t\t\t(IV-VII)\t\n15\t\t\t18 + 4\t22\t\t16 + 8\t24\n9\t\t\t5 + 2\t7\t\t16 + 6\t22\n9\t\t\t6 + 1\t7\t\t15 + 7\t22\n6\t\t\t4 + 2\t6\t\t18 + 8\t26\n7\t\t\t6 + 2\t8\t\t9 + 6\t15\n7\t\t\t4 + 3\t7\t\t3 + 4\t7\n6\t\t\t6 + 3\t9\t\t4 + 4\t8\n6\t\t\t7 + 1\t8\t\t5 + 4\t9\n6\t\t\t8 + 1\t9\t\t10 + 6\t16\n9\t\t\t4 + 3\t7\t\t3 + 5\t8\n4\t\t\t6 + 3\t9\t\t4 + 6\t9\n\t\t\t6 + 2\t8\t\t4 + 6\t10\n\t\t\t10 + 1\t11\t\t4 + 4\t8\n\t\t\t7 + 1\t8\t\t3 + 5\t8\n\t\t\t9 + 2\t11\t\t6 + 4\t9\n\t\t\t4 + 2\t6\t\t4 + 3\t7\n\t\t\t3 + 3\t6\t\t3 + 4\t7\n\t\t\t3 + 2\t5\t\t3 + 4\t7\n\t\t\t6 + 3\t9\t\t2 + 6\t7\n\t\t\t\t\t\t2 + 2\t4\nSerie\t\tS\t\t\u00bb\tSerie\t8\t\nVers. 8 \u2014 Differenz 4 (IV-\t\t\t-VIII)\tVers. 9 -\t- Differenz 5 (IV-\t\t-IX)\n17 +\t13\t30\t\t\t36 + 10\t46\t\n9 +\t9\t18\t\t\t23 + 14\t37\t\n6 +\t8\t14\t\t\t29 + 16\t45\t\n9 +\t9\t18\t\t\t25 + 16\t41\t\n9 +\t10\t19\t\t\t15+9\t24\t\n9 +\t9\t18\t\t\t13+9\t22\t\n8 +\t10\t18\t\t\t27 + 13\t40\t\nH +\t10\t21\t\t\t22 + 15\t37\t\n6 +\t8\t14\t\t\t17 + 13\t30\t\n9 +\t9\t18\t\t\t10 + 14\t24\t\n7 +\t6\t13\t\t\t17 + 10\t27\t\n4 +\t6\t10\t\t\t8 + 16\t24\t\n5 +\t7\t12\t\t\t9+9\t18\t\n5 +\t8\t13\t\t\t6 + 11\t17\t\n3 +\t5\t8\t\t\t-\t\t\nEs ist ohne weiteres klar, dafs diese s\u00e4mtlichen S\u00e4tze zugunsten meiner oben angegebenen Theorie \u00fcber die Deutung der fraglichen Wahmehmungsintermittenz auf dem Gebiete des Gesichtssinns sprechen.\nZeitschrift far Piychologie 37.\n24","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nBertil Kammer.\nr\nZu weiterer Beleuchtung der vorliegenden Frage f\u00fchre ich die nachfolgenden beiden Beobachtungen an, die nach Ausf\u00fchrung der angef\u00fchrten Experimente gemacht wurden:\n1.\tW\u00e4hrend einer Reise (Fr\u00fchling 1903) wurde ich eines sehr sch\u00f6nen und deutlichen Regenbogens gewahr, der indessen, nachdem ich ihn eine Weile auf merksam betrachtet \u2014 vor meinen bewundernden Augen verschwand, um wieder in voller Pracht aufzutauchen, wann ich die Blickrichtung \u00e4nderte. Es ist klar, dafs sowohl das Verschwinden wie das Wiederauftauchen mit der Adaptation und Fixation zusammenhing. Ich habe mich nach dieser Beobachtung verschiedene Male damit vergn\u00fcgt, den Regenbogen auf diese Weise wegzusehen und durch anhaltende und unbewegliche Fixation gelang es mir, ihn nahezu eine ganze Minute unsichtbar zu machen \u2014 was ja eine ungeb\u00fchrlich lange Aufmerksamkeitsfluktuation w\u00e4re.\n2.\tIndem ich \u2014 im Anschlufs an die vorhergehende Beobachtung \u2014 Lichtdifferenzen in einem Abstand vom Auge von mehreren Metern anordnete (infolge der Freiheit von st\u00f6render Akkommodation und Konvergenz wird hierbei die Fixation in hohem Grade erleichtert), fand ich, dafs die adaptative Ausgleichung sich \u00fcber unerwartet weite Grenzen erstreckte. Hat man ein Fixationszeichen, so kann man gut folgende instruktive Modifikation der Beobachtung anstellen : nachdem die Ausgleichung (nach z. B. einer Minute) eingetreten, \u00e4ndert man die Blickrichtung, und sofort tritt der Unterschied der Lichtst\u00e4rke grell hervor. Nimmt man dann aber nach einer kurzen Weile die erste Fixationsrichtung ein, dauert es jetzt nur einige wenige Sekunden, bis die Ausgleichung wieder eintritt. \u2014 Braucht es noch eines weiteren Beweises daf\u00fcr, dafs die hierhergeh\u00f6rigen Fluktuationsph\u00e4nomene auf Lokaladaptation und Fixations\u00e4nderungen beruhen? \u2014\n*\nBei der vergleichenden Betrachtung der vorhergehenden Untersuchungen \u00fcber die \u201eAufmerksamkeitsschwankungen\u201c des Geh\u00f6rssinns f\u00e4llt ein Umstand sogleich auf : die vollst\u00e4ndige Diskrepanz betreffs der Zeitwerte. Lange erhielt \u00e4ufserst regel-m\u00e4fsige Fluktuationen von 3,8 Sek., Eckener dagegen zwei Arten von Schwankungen, die einen kurz und selten, von ihm \u201eobjektiv\u201c genannt und aus Nervenerm\u00fcdung erkl\u00e4rt, die anderen, die er \u201esubjektiv\u201c nennt und als das eigentliche Fluktuations-","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Zur experimentellen Kritik d. Theorie d. Aufmerksamkeitstchwankungen. 371\nph\u00e4nomen bezeichnet, zahlreicher und ihrer L\u00e4nge nach sehr variierend. Langes Ziffern werden als Resultat \u201eunbewufsten Strebens\u201c erkl\u00e4rt. Alfred Lehmann 1, der (wie Eckener) variierende Fluktuationsl\u00e4ngen erhielt, sieht in dessen \u201esubjektiven\u201c Fluktuationen nur \u201eUnaufmerksamkeit der allergew\u00f6hnlichsten Art\u201c und h\u00e4lt die objektiven Fluktuationen f\u00fcr das in Frage kommende Problem. Titchener* * und Wundt, welche die Frage nachpr\u00fcften, stimmen Eckener bei. Zum Teil sind wohl \u2014 wie Eckener sagt \u2014 die divergierenden Resultate durch die mannigfachen Schwierigkeiten der Registrierung erkl\u00e4rlich. Diese geschieht nie v\u00f6llig automatisch und unbenommen, sondern kann die Aufmerksamkeit bald erleichtern, bald distrahieren. Ferner variiert stundenweise die Schallempfindlichkeit, wozu kommt, dafs verschiedene Versuchspersonen verschiedene Schallst\u00e4rken f\u00fcr \u201epassend\u201c halten. Aber eine gen\u00fcgende Erkl\u00e4rung f\u00fcr den radikalen Gegensatz zwischen den regelm\u00e4fsigen Fluktuationen Langes einerseits und den unregelm\u00e4fsigen Eckeners und Lehmanns andererseits, sowie f\u00fcr die verschiedene Auffassung der letzteren hinsichtlich des Charakters der ganzen Erscheinung ist damit keineswegs gegeben. Hier mufs irgend ein Moment \u00fcbersehen sein, und dies ist meines Erachtens: dafs die verschiedenen Experimentatoren Schallquellen von variierender objektiver Inkonstanz benutzt haben. Selbstverst\u00e4ndlich h\u00e4ngt bei den hierhergeh\u00f6rigen Untersuchungen alles von der Konstanz der Schallquelle ab ; ist sie nicht gesichert, so wird ja das ganze Resultat hypothetisch. Dennoch ist von den vorhergehenden Forschern diese fundamentale Forderung beinahe g\u00e4nzlich \u00fcbersehen worden. Lange sagt: die Uhr sei konstant, denn die Fluktuationen seien bei verschiedenen Uhren dieselben. Aber k\u00f6nnte das nicht (wenn es sich in der Wirklichkeit so verhielte; vgl. jedoch Eckeners und meine Zeitwerte!) auf irgend eine mechanische Eigenart der Taschenuhren hinweisen? Eckener, der als Schallquellen Uhr, Sandger\u00e4usch und Wagner-schen Hammer anwendete, meint es durch gleichzeitige Registrierung zweier Versuchspersonen erwiesen zu haben, dafs die \u201eobjektiven\u201c Fluktuationen nicht in der Schallquelle liegen. Aber erstens handelte es sich ja eigentlich nicht um diese\n1 A. Lehmann: \u00dcber die Beziehung zwischen Atmung und Aufmerksamkeit. Wundt a Studien 9, S. 66. 1894.\n* E. B. Titcheneu : Experimental Psychology 1, Part II, S. 199. 1901.\n24*","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nBertil Hammer.\nFluktuationen, zweitens ist jene Kontrollmethode (wie ich aus eigener Erfahrung weifs) unbefriedigend. Lehmann beschr\u00e4nkt sich darauf zu behaupten, das Zischen der Bunsenflamme (die er als Schallquelle gebrauchte) habe besonders in der Nacht \u201eeine \u00e4ufserst konstante Intensit\u00e4t\u201c. Hat er aber z. B. regulierten Gasdruck benutzt? (In der Stille der Nacht werden u. a. die Kopenhagener Kaffees geschlossen, l\u00f6schen dabei ihre Gaslampen \u2014 vermutlich hatten sie nicht alle elektrische Beleuchtung.)1 E. Wiersma\u00ae, der sich nur einer Remontoiruhr bediente, hat nur die einfache Vorsichtsinafsregel f\u00fcr n\u00f6tig gehalten, dieselbe vor dem Experimente aufzuziehen.\nDie Bedeutung der objektiven Konstanz wurde mir in vollem Mafse klar, als es sich nach einiger Zeit zeigte, dafs meine Taschenuhr tats\u00e4chlich Intensit\u00e4tsschwankungen auf wies. Zun\u00e4chst frappierte es, dafs die von verschiedenen Versuchspersonen zu verschiedenen Zeiten registrierten Perioden der L\u00e4nge nach so \u00fcbereinstimmend waren. Es zeigte sich eine Periodik von ca. 6 Sekunden \u2014 was sich nachher als die Umlaufszeit des Steigrads demaskierte. Was lag da n\u00e4her als zu vermuten, dafs diese rhythmischen Schwankungen im Ticken von einer kleinen Ungleichf\u00f6rmigkeit der Steigradspitzen herr\u00fchrten? (Selbstverst\u00e4ndlich k\u00f6nnte \u00fcberdies eine Ungleich-m\u00e4fsigkeit des Sekundenrads neue Komplikationen herbeif\u00fchren, und es findet sich \u00fcberhaupt die M\u00f6glichkeit fast unendlich vieler Kombinationen). In der Tat gelang es folgenderweise, die Richtigkeit jener Vermutung definitiv nachzuzeigen: die Versuchsperson horchte dem ebenmerklichen Ticken zu und sollte mit leichtem Klopfen die Momente des subjektiven Iuten-sit\u00e4tsmaximum angeben; ich selbst stand w\u00e4hrend dessen und betrachtete genau das in meiner Hand ruhig daliegende ge\u00f6ffnete R\u00e4derwerk. Hierbei konnte ich leicht konstatieren, dafs jedesmal das angegebene subjektive Maximum mit einer bestimmten Lage des Steigrads koinzidierte (oftmals war es mir aufserdem m\u00f6glich, mit einem Geh\u00f6rssinn das Zusammentreffen noch ferner zu kontrollieren).\nEs wurden Untersuchungen mit verschiedenen Uhren (u. a.\n1 Im physiologischen Institut za Upsala zischt die Bunsenflamme gar nicht mit konstanter Intensit\u00e4t w\u00e4hrend der Nacht.\n\u2019 E. Wikrsma: Untersuchungen \u00dcber die sog. Aufmerksamkeitsschwankungen. Diese Zeitschrift 26, S. 168. 1901.","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Zur experimentellen Kritik cl. Theorie d. Anfmerksamkeitsschicankungen. 373\nmit einem Chronometer des astronomischen Observatoriums) angestellt und das Resultat war, dafs sie s\u00e4mtlich mehr oder weniger deutliche Schwankungen aufwiesen.\nAus dem so Festgestellten ergaben sich als Schlufsfolgerungen :\n1.\teine \u201enat\u00fcrliche Erkl\u00e4rung\u201c der mystischen LiNGEschen Ziffern nebst einem Wahrscheinlichkeitskriterium vis-\u00e0-vis den \u00fcbrigen ;\n2.\tdie \u00dcberzeugung, dafs es bei fortgesetzten Versuchen eine \u201eConditio sine qua non\u201c w\u00e4re, die Taschenuhren durch konstante Schallquellen zu ersetzen.\nIn dem Streben hiernach wurde zun\u00e4chst vielfach vergebens herumprobiert. Ein Wasserstrahl, unter reguliertem Druck an eine schiefe Glasplatte herabrinnend; ein Bunsenbrenner; Pfeifen, mit einem konstanten Luftstrom angeblasen; eine von Akkumulatoren getriebene Stimmgabel \u2014 alles erwies sich als unbefriedigend.1 Ein Versuch, die Schallkonstanz objektiv zu pr\u00fcfen (mit einer Kombination von Mikrophon und Kapillarelektrometer) fiel negativ aus und ein Spezialist hat mir erkl\u00e4rt, es finde sich kaum in der Technik irgend ein Instrument so lautempfindlich wie das Ohr.\nNach diesen vergeblichen Bem\u00fchungen blieb ich bei der folgenden Methode, wof\u00fcr ich Herrn Dr. G. Granquist, Laborator am physischen Institut zu Upsala, den ersten Anlafs verdanke, stehen. Eine schematische \u00dcbersicht der Versuchsanordnung gibt Fig. 2. Die Schallquelle (S) hat einen leichtbeweglichen Hebel (7z), der vom Elektromagneten e angezogen wird und also den Schall hervorbringt. Intermittent wird dieser durch eine in der Leitung eingeschalteten (selbstverst\u00e4ndlich in einem anderen Zimmer plazierten) Metronomen (M). Der Strom wird von den Akkumulatoren (E) der physiologischen Institution genommen. Die Polspannung ist ca. 100 Volt, fordert somit grofsen Widerstand (R, ca. 2000 Ohm), wodurch die Konstanz des Stromes sehr gut gesichert war gegen\u00fcber den Widerstands\u00e4nderungen am Kontakte. Die Schallintensit\u00e4t konnte mehrfach ab-\n1 Neuerdings hat Knight Dunlap (Some Peculiarities of Fluctuating and of inaudible Sounds. Psych. Revieic II, S. 308. 1904) die \u201eAufmerksamkeitsfluktuationen\u201c des Geh\u00f6rssinnes wieder gefunden. \u2014 Aber als Schallquellen benutzte er: 1. \u201eAn electrically driven diapason of \u00d600 d. v.\" (Von Konstanz des Stromes ist keine Rede.) 2. \u201eThe singing gas flame\u201c (von deren Fehlerquellen er uns nichts meldet).","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nBertil Hammer.\ngestuft werden (durch den Reostaten, die Schrauben s'\u2014s\", Bewegungen der Versuchsperson oder der Schallquelle).1\nFig. 2. Anordnung mit konstanter Schallquelle.\nJetzt wurden mehrere Versuchspersonen in bequemer Lage mit fixiertem Kopf und der Hand auf der Registriertaste placiert, um wie vorher an den Uhren so auch hier die etwaigen Schwankungen zu markieren. Es zeigte sich aber sogleich, d&fs die Versuchspersonen nichts zu registrieren wufsten \u2014 der Schall wurde mit unver\u00e4nderter Intensit\u00e4t empfunden. Um mich der Sache noch weiter zu versichern, wurden die Registrierversuche aufgegeben, und ich liefs die Versuchspersonen ruhig sitzen um ihr Urteil \u00fcber die Konstanz oder Inkonstanz der Schallquelle zu befestigen ohne sich um die Registrierung zu bek\u00fcmmern. Selbst bediente ich mich bei dieser introspektiven Beurteilung des aufmerksamkeitsst\u00fctzenden Mittels, das Klopfen im Gedanken so zu taktieren : 1 \u2014 2*, 1 \u2014 2 \u2014 3\u20144', 1 \u2014 2' usw. Hierdurch war es mir m\u00f6glich mit gr\u00f6fserer Sicherheit die Gleichheit der Schallst\u00e4rken zu verifizieren. An den Versuchen nahmen (aufser dem Verf.) teil die Herren Dozent S. Alrutz, Cand. R. H\u00f6ckert, Dr. T. Rubin, Laborator Dr. med. T. Thunberu, Dr. med. \u00d6rum (Kopenhagen) \u2014 alle mit demselben \u00fcbereinstimmenden Resultat: keine Fluktuationen.\nAls Schlufsfolgerung aus diesen Versuchen glaube ich mich deshalb berechtigt folgende Thesen aufzustellen:\n1 Mein tickender Elektromagnet hat vor den meisten anderen hierhergeh\u00f6rigen Methoden den Vorteil, dafs er nicht so erm\u00fcdend wirkt wie die kontinuierlich t\u00f6nenden Schallquellen.","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Zur experimentellen Kritik d. Theorie d. Aufmerksamkeitsschwankungen. 375\n1.\tAuf dem Gebiete des Geh\u00f6rssinns existieren \u00fcberhaupt keine Aufmerksamkeitsfluktuationen.1 * * *\n2.\tDeswegen d\u00fcrfen wahrscheinlich diejenigen Fluktuationen, die bei anderen Sinnen Vorkommen, von extra-attentionaler Natur sein. (Hinsichtlich des Gesichtssinns haben wir dies schon nachgewiesen.)\nNach alledem mag es als entbehrlich gelten die Experimente und Hypothesen von Eckener und Lehmann noch weiter zu diskutieren. Gegen\u00fcber der von Wundt und Eckener urgierten Behauptung, man w\u00fcrde eine objektive \u00c4nderung der Intensit\u00e4t als solche leicht identifizieren, bemerke ich: 1. dafs meine objektiv fluktuierende Taschenuhr mich und meine Versuchspersonen tats\u00e4chlich ziemlich lange t\u00e4uschte; 2. dafs Intensit\u00e4ts\u00e4nderungen eines der wichtigsten Lokalzeichen des Geh\u00f6rssinnes sind, somit von uns qualitativ ausgedeutet zu werden pflegen;\n3.\tdas ein grofser Unterschied besteht zwischen den spontan eintretenden feinen Variationen der Schallquelle und denjenigen \u00c4nderungen, die man experimentell hervorbringt.\nMit dem hier Gesagten habe ich keineswegs bestritten, dafs bei den hierhergeh\u00f6rigen Experimenten, d. h. beim andauernden Aufmerken auf minimale Sinneseindr\u00fccke Variationen in der Klarheit der Auffassung, respektive Aufmerksamkeitsdeviationen Vorkommen. Aber diese momentanen Distraktionen haben mit den \u201eApperzeptionswellen\u201c (alias: mit der \u201eAufmerksamkeit ihrem Wesen nach eine intermittierende Funktion\u201ca) nichts zu tun. Die erstgenannten sind: 1. prinzipiell unregistrierbar; 2. nicht in der Natur der Aufmerksamkeit begr\u00fcndet, sondern in der Natur der Experimentanordnung, und h\u00e4ngen also von den Schwierigkeiten ab, die man der Auffassung in den Weg gestellt hat. Vor allem rechne ich zu diesen Schwierigkeiten: 1. die bei der unnat\u00fcrlich starren K\u00f6rperhaltung stark hervortretende Respira-\n1 Sp\u00e4ter habe ich gesehen, dafs Heinbich und Titcheneb wenigstens\neinfache T\u00f6ne konstant empfunden haben. Siehe W. Heinrich: Zur Erkl\u00e4rung der Intensit\u00e4tsschwankungen ebenmerklicher opt. und ak. Eindr\u00fccke.\nBullet. Intern, de VAcad. des sciences de Cracovie, S. 365. 1898 und De la constance de perception des tons purs \u00e0 la limite d\u2019audibilit\u00e9. Ebenda, S. 37.\n1900. E. B. Titchener: Fluctuations of Attention to Musical Tones. Amer. Joum. of Psychology 12, S. 95. 1901. (Vgl. dagegen H. O. Cook: Ebenda 11, S. 119. 1900.)\n* Wundt: Grundz\u00fcge der physiol. Psychologie5, 3, S. 366.","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"376\nBer til Hammer.\ntionshemmung ; 2. der Widersinn, seine Aufmerksamkeit (= die Gedanken) an einen einf\u00f6rmigen, inhaltslosen Eindruck dauernd zu h\u00e4ngen. Letzteres ist wohl f\u00fcr l\u00e4ngere Zeit durchaus unm\u00f6glich 1 ; es ist von demselben psychischen Wert wie z. B. das Anstarren eines gl\u00e4nzenden Punktes \u2014 bekanntlich eine der hyp-nosigenen Methoden. Aber, wird man mir vielleicht entgegnen, in der Natur kommt es oft vor, dais man solch einen einf\u00f6rmigen Eindruck verfolgt (z. B. die schleichenden Schritte eines Feindes, einen verd\u00e4chtigen Punkt in der Ferne usw.). Wohl, aber hier ist zu erw\u00e4gen: 1. dafs es sich in diesen F\u00e4llen um ein biologisch bedeutungsvolles Verh\u00e4ltnis handelt, das aufserdem nur gleichsam das Zentrum ist, um welches Phantasie und Gedanken in gespanntem Interesse kreisen; 2. dafs hierbei den koordinierten Einrichtungstendenzen kein Zwang auferlegt wird. Die Freiheit den Kopf zu drehen oder das Auge zu bewegen ist in der normalen Aufmerksamkeit ein integrierendes Moment. Dieselbe zn eliminieren ist deshalb verkehrt, und auf dem Gebiete des Gesichtssinnes lehrt die Tatsache der Adaptation, dafs anhaltendes Aufmerken bei starrer Fixation eine psychologische Ungereimt heit ist.\nZuletzt sei es mir gestattet, sowohl meinen Versuchspersonen als anderen F\u00f6rderern dieser Untersuchung \u2014 besonders nenne ich Professor Dr. Hjalmar \u00d6hkvall und Laborator Dr. Gbajj-quist \u2014 meinen besten Dank auszusprechen.\n1 Dies wird durch die \u2014 \u00fcbrigens ganz zutreffenden \u2014 introspektiven Schilderungen Eckehxbb vollkommen best\u00e4tigt.\n[Eingegangen am 8. September 1904.)","page":376}],"identifier":"lit32443","issued":"1904","language":"de","pages":"363-376","startpages":"363","title":"Zur experimentellen Kritik der Theorie der Aufmerksamkeitsschwankungen","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:43.435530+00:00"}