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{"created":"2022-01-31T16:32:57.381843+00:00","id":"lit32454","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Spielmeyer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 270-271","fulltext":[{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nLiteraturbericht.\n\u00c0ffektion. Die Bahnen des Warme- und K\u00e4ltesinns liegen wohl \u00d6rtlich nahe im Tractus antero-lateralis ascend, in der Med. oblongata zusammen, es mufs jedoch f\u00fcr diese beiden Sinne eine getrennte zentrale Leitung vorhanden sein.\tUmpfbhrach.\nG. Kos i \u00bbH Elie merkw\u00fcrdige Mitrale SUtraag der Geachmackaemptitug.\nM\u00fcnch, medix. Wochentchr. 51, 833 u. 393. 1904.\nDer jetzt 50j\u00e4hrige Kranke verlor vor 8 Jahren innerhalb weniger Monate alle Geschmacksempfindungen. Der Verlust besteht noch hente; Zungenspitze, Zungengrund und Gaumenb\u00f6gen sind gleichm\u00e4fisig betroffen. Es handelt sich dabei nicht etwa um eine einfache Abstumpfung oder um einfache Vernichtung einer oder mehrerer Geschmacksqualit\u00e4ten, sondern um eine totale Perversion der s\u00e4mtlichen Qualit\u00e4ten im Bereiche der ganzen Geschmackssph\u00e4re. Der Geruchssinn ist fast normal. Sonstige nerv\u00f6se St\u00f6rungen fehlen, Hysterie ist ausgeschlossen. Wie K. nachweist, mufs es sich um eine zentrale Geschmacksst\u00f6rung handeln. Der Kranke ist alter Luetiker, hat jetzt Arteriosklerose mit Schwindelanf\u00e4llen. Die Erinnerung f\u00fcr Geschmacksempfindungen ist vorhanden, Pat. weifs genau, wie alles schmecken mufs. Die der Geschmacksempfindung dienenden Gehirngebiete werden \u00fcberhaupt nicht mehr erregt, oder sie sind nicht imstande, die von der Peripherie kommende Erregung richtig auszulegen. \u201eDie Analogie mit der Worttaubheit oder der Bindenblindheit scheint mir nicht verkennbar, und die Annahme einer kortikalen Geschmacksst\u00f6rung auf luetischer Basis nach Lage des Falles das Wahrscheinlichste.\u201c Der Kranke ist bisher nicht zur Obduktion gekommen.\tUmffbnbach.\na. Knapp. Rin Fall tob motorischer nid sensibler Hemiparese durch KoyoItw-rerletnng des Gehirns. M\u00fcnch, medix. Wochentchr. 51, 154. 1904.\nDie Kugel drang durch die rechte Schl\u00e4fe und sitzt jetzt (nach R\u00f6ntgenbild) \u00fcber dem Felsenbein nahe der SvLvischen Furche in der Gegend der rechten Zentralwindung. Es bestehen St\u00f6rungen sensibler und motorischer Art in der linken K\u00f6rperh\u00e4lfte. Hier sei nur als interessant hervorgehoben eine Dissoziation der Temperaturempfindung. W\u00e4hrend K\u00e4ltereize auch mit der linken K\u00f6rperh\u00e4lfte normal empfunden werden, werden Verbrennungen nur am Rumpf normal, am linken Arm und Bein \u201eeiskalt\u201c gef\u00fchlt. Es ist daraus zu schliefsen, dafs auch die zentralen Bahnen f\u00fcr W\u00e4rme- und K\u00e4lteempfindung getrennt verlaufen und ieoliert gesch\u00e4digt werden k\u00f6nnen. Bei starken W\u00e4rmereizen treten die Bahnen, welche die K\u00e4lteempfindung vermitteln, vikariierend ein.\nUmppenbach.\nE. Storch (Breslau). Der aphasischo gjmptomoikomplex. MoncUtschr. f.\nPsych, u. Neur. XIII (5), 321-341; (6), 597\u2014622. 1903.\nAuf Grund seiner psychologischen Betrachtungen \u00fcber die Stereopsyche, Glossopsyche und ihren Beziehungen zu den pathopsychischen Rindensystemen versucht Storch einen \u00dcberblick \u00fcber die aphasischen Erscheinungen zu geben.\nDie Glossopsyche ist einXeuronsystem, das eingeschaltet liegt zwischen","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n271\nSchl\u00e4felappen einerseits, BaocAScher Windung andererseits. Ihre Hauptt\u00e4tigkeit besteht in der Umwandlung einer Wort- in eine SprechVorstellung \u2014 einem analytischen Prozesse, der die Sprechbewegung vorbereitet \u2014, und in der Metamorphose einer Sprech- in eine Wortvorstellung \u2014 einem synthetischen Vorg\u00e4nge, der das Verstehen m\u00f6glich macht. \u2014 Durch seine Verknfipfung mit der Stereopsyche dient das glossopsychiche Feld einmal als \u00dcbertragungsapparat zwischen dieser und einem Teile des motorischen Rindensystems, denn stereopsychische Erregungen sind f\u00fcr jenes ad\u00e4quate Reize; andererseits erzeugen Erregungen im glossopsychischen Felde eine Kinese der Stereopsyche, ebenso wie die Erregungen des akustischen Rindensystems ad\u00e4quate Reize f&r die Glossopsyche bilden. Auf diesem Reflexapparat der Glossopsyche treten also die Erregungen von den Ein-und Ausgangspforten her, welche die pathopsychischen und motorischen Rindensysteme darstellen, in unser Bewu\u00dftsein.\nWir m\u00fcssen hier leider \u2014 schon infolge der Kompliziertheit der Verh\u00e4ltnisse \u2014 davon Abstand nehmen, die weiteren gedankenreichen Aus-fflhrungen Storchs fiber die Assonanz zwischen Stereo- und Glossopsyche, Aber die Beziehungen zwischen Buchstabenlaut- und Buchstabenform-Vorstellung zu besprechen, ebenso wie wir bezfiglich der Vergleiche seiner psychophysiologischen Ergebnisse mit den klinischen Symptomenbildern der verschiedenen Aphasieformen auf die Arbeit selbst verweisen m\u00fcssen. Aus dem neuen \u201epsychologischen Gew\u00e4nde\u201c, das Storch den klinischen Erfahrungen gibt, leitet er seine Einteilung der Aphasieformen ab. Als das wesentlichste Ergebnis dieser Untersuchungen betrachtet der Autor die M\u00f6glichkeit, nunmehr \u201edie Funktion der Glossopsyche gesondert von der Funktion des motorischen und akustischen Neuronsy stems pr\u00fcfen zu k\u00f6nnen\u201c.\tSpirlmryer (Freiburg i. B.).\nStorch. Zwei Fille TOB reiner Alezle. Monatsgehr. f. Psychiatrie u. Neurol.\nXIII (Ergh.), 499\u2014532. 1903.\nVon der psychologischen Grundlage aus, die Storch in seiner Arbeit \u201eDer aphasische Symptomenkomplex\u201c entwickelt hat, will der Autor an m\u00f6glichst vielen F\u00e4llen verschiedenartiger Hirnsymptome \u2014 diesmal an zwei F\u00e4llen von reiner Wortblindheit \u2014 darlegen, wie sich ein neuer Boden ffir die Hirnforschung schaffen l\u00e4\u00dft.\nIn seiner Besprechung der Alexie f\u00fchrt Stohch aus, da\u00df sie eine spezielle Form der Seelenblindheit ist, die aus einer Unterbrechung der Verbindungsbahn zwischen Lichtzentrum und stereopsychischem Felde resultiert. Es handelt sich dabei um eine krankhafte St\u00f6rung des Wahr-nehmnngsvorganges: das r\u00e4umliche Moment der optischen Wahrnehmung ist in seinem Einflu\u00df auf die Bewu\u00dftseins Vorg\u00e4nge gest\u00f6rt, es fehlt die zur Begriffsbildung n\u00f6tige \u201eStabilisierung\u201c in dem r\u00e4umlichen Teil der Bewu\u00dftseinsfunktion. Beruht die gew\u00f6hnliche Seelenblindheit darauf, da\u00df \u201edie normal in den Sinnesfeldern sich abspielenden Erregungen ihren normalerwe\u00dfe gesetzm\u00e4\u00dfigen Einflu\u00df auf das Bewu\u00dftseinsorgan nicht mehr austtben\u201c, ist bei ihr \u201eder Einflu\u00df vieler qualitativ verschiedener Empfihdungen auf die Begriffsbildung aufgehoben\u201c, \u2014 so ist bei der reinen \u00dfchriftblindheit ausschlie\u00dflich das r\u00e4umliche Moment im Wahrnehmungs-","page":271}],"identifier":"lit32454","issued":"1904","language":"de","pages":"270-271","startpages":"270","title":"E. Storch: Der aphasische Symptomenkomplex. Monatsschr. f. Psych. u. Neur. XIII (5), 321-341; (6), 597-622. 1903","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:57.381848+00:00"}