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{"created":"2022-01-31T16:37:48.484925+00:00","id":"lit32460","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Beyer, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 274-276","fulltext":[{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nLiteraturbericht.\nErscheinungen zu gewinnen. Sie beobachtet dieselben zun\u00e4chst unter den mannigfachsten Bedingungen mit Hilfe von Scheiben, auf denen verschiedene Kreisringe mit verschiedenem Verh\u00e4ltnis weither nnd \u201enicht weifser\u201c Sektoren verschiedene Farben entstehen lassen. Die nicht-weifeen Bestandteile der Kreisringe sind bei diesen Versuchen teils schwarz, teils durch Bruchteile konzentrischer Kreislinien schwarz und weifs gestreift, teils auch farbig. Die gewonnenen Resultate glaubt Verf. mit Hilfe der Ebbingh Aussehen Farbentheorie befriedigend erkl\u00e4ren zu k\u00f6nnen. Nach dieser Theorie m\u00fcsse ein Auge, das l\u00e4ngere Zeit ausgeruht, in dem sich also von den farbenempfindlichen Stoffen vor allem der Sehpurpur angesammelt habe, vorzugsweise Gelb empfinden, w\u00e4hrend nach kurzer Reizung und der damit vollzogenen Zersetzung des Sehpurpurs die Bedingung f\u00fcr das Entstehen der Blauempfindung gegeben sei. Das wird zur Erkl\u00e4rung der Beobachtung herangezogen, dais ein Kreisring, der kurze Zeit gelb erschien, sehr bald eine blaue F\u00e4rbung annahm, w\u00e4hrend ein Kreisring, der einmal blaue F\u00e4rbung aufwies, dieselbe auch lange Zeit hindurch unver\u00e4ndert beibehielt. \u00c4hnlich soll es sich mit den roten und gr\u00fcnen Kreisringen verhalten, von denen die letzteren bei Erm\u00fcdung des Sehorgans eine Tendenz zeigten, rote F\u00e4rbung anzunehmen. Freilich w\u00e4re, was Verf. zu \u00fcbersehen scheint, gerade das Umgekehrte zu erwarten gewesen, wenn Rot und Gelb, wie ausdr\u00fccklich angegeben wird, die eigentlichen Dissimilationsfarben im Haaisoschen Sinne darstellen. Bei ungen\u00fcgender Regeneration des prim\u00e4ren, die Rotempfindungen vermittelnden Sehstoffs m\u00fcfste der rote Kreis eine ins Gr\u00fcne schillernde F\u00e4rbung aufweisen. Ferner erscheint es unverst\u00e4ndlich, warum bei ver-h\u00e4ltnism\u00e4fsig kurzdauernder WeifBreizung der Sehpurpur so v\u00f6llig zersetzt werden soll, dafs nur noch Blauempfindung m\u00f6glich iBt, w\u00e4hrend wir nach intensiver langer Reizung des Sehorgans durch weifses Licht immer noch Gelb ohne weiteres empfinden k\u00f6nnen. Warum endlich eine bestimmte Umdrehungsgeschwindigkeit und ein bestimmtes Sektoren Verh\u00e4ltnis ganz bestimmte Farben entweder der Rot-Gr\u00fcn- oder der Blau - Gelbreihe entstehen l\u00e4fst, bleibt v\u00f6llig unerkl\u00e4rt. Die Annahme, dafs die Rot- und Gr\u00fcnsubstanz rascher zersetzt werden als die Gelb- und Blausubstanz, kann doch sicherlich nicht als Erkl\u00e4rung gelten. Zum mindesten m\u00fcfste dabei doch auf die Bedeutung der schwarzen Sektoren f\u00fcr das Zustandekommen der Farbenempfindung eingegangen werden, was leider g\u00e4nzlich unterbleibt.\nD\u00fcbb (W\u00fcrzburg).\nG. Boehnihghaub. Du Ohr des Zahnwalei; zugleich ein Beitrag xurTbeerie der SchillleltUlg. Eine biologische Studie. Jena, Fischer. 1903.\nIn dieser umfangreichen Arbeit gibt Verf. zun\u00e4chst eine sehr detaillierte deskriptive Anatomie des Walohres, in der besonders alle Einzelheiten f\u00fcr die Zweckm\u00e4fsigkeit bei der Umwandlung des Lands\u00e4ugetierohres in da\u00bb des Wassertiers anatomisch und physiologisch ber\u00fccksichtigt werden. Interessant sind die Ausf\u00fchrungen betreffend die \u00c4hnlichkeit des \u00e4ufseren Ohres, Geh\u00f6rgangs und Ohrmuskeln mit denjenigen des Seehundes, di\u00bb R\u00fcckbildung aller dieser Teile infolge der Inaktivit\u00e4t, nachdem der fr\u00fchere tempor\u00e4re Aufenthalt auf dem Lande aufgegeben war und damit eine Auf-","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n275\nn\u00e4hme der Schallwellen ans der Luft nicht mehr stattfand. Der Obliteration des Geh\u00f6rganges, der Atrophie des ftufseren Ohres und der Ohrmuskeln schlofs sich dann auch eine Umbildung der Knochen der seitlichen Sch\u00e4delbasis an zum Zwecke, das Leben im Wasser und besonders die Respiration in horizontaler Ruhelage zu erm\u00f6glichen. Dazu geh\u00f6rte zun\u00e4chst eine Drehung und Verl\u00e4ngerung des Keilbeins, wodurch die Nasen\u00f6ffnungen auf die H\u00f6he der Stirn gelangten und eine Vorlagerung der Tuben\u00f6ffnung entstand, dann zur Erleichterung des Gewichts des Kopfes die Bildung volumin\u00f6ser Luftr\u00e4ume und grofser Fetteinlagerungen und schliefslich die Blutversorgung des Gehirns nach Obliteration der durch die Pauke ziehenden Karotis vom inkompressiblen Wirbelkanal aus, wodurch eine Beeinflussung durch den Wasserdruck beim Tauchen beseitigt wurde. Infolge der Obliteration des Geh\u00f6rganges entstand eine starke Verdickung und Unbeweglichkeit des Trommelfells, die wiederum eine Ankylose und Syn-chondrose der Geh\u00f6rkn\u00f6chelchen zur Folge hatte. Da das Labyrinth infolge AbrUckung des Tympano-Periotikums vom \u00fcbrigen Sch\u00e4del sich akustisch m\u00f6glichst isoliert erwies und dadurch die Leitung durch die Kopfknochen sehr verringert wurde, was wieder zur Beseitigung etwaiger Interferenzen von Schallwellen g\u00fcnstig war, entwickelte sich ganz besonders gut der andere Leitungsweg durch die Geh\u00f6rkn\u00f6chelcbenkette. Im Gegensatz zu der sonstigen Reduktion des Knochenskeletts erwiesen sich diese n\u00e4mlich stark verdickt und verdichtet. Als funktioneller Ersatz f\u00fcr den Geh\u00f6rgang entstand ferner an der Aufsenfl\u00e4che der Bulla eine trichterf\u00f6rmige Einziehung des Knochens, welche mit dem Hammer durch den Processus Folianus innig verbunden eine Weiterleitung der Schallwellen zum Ambos und Stapes erm\u00f6glichte. Somit w\u00e4re das ovale Fenster die g\u00fcnstigste Eintrittsstelle der Schallwellen zur Erregung der Endausbreitung des Nervus cochlearis. Eine Resonanz der in der Paukenh\u00f6hle eingeschlossenen Luft werde durch die verdickte und gelockerte Paukenschleimhaut sowie durch ein die obliterierte Karotis umgebendes kavern\u00f6ses Geflecht verhindert.\nVon der Stapesplatte aus st\u00e4nden nun zwei Wege zur Weiterleitung der Schallwellen im Labyrinth zur Verf\u00fcgung. Der erste seitlich durch die kn\u00f6cherne Labyrinthwand habe nur sehr geringe Bedeutung, da die Wellen\u00fcbertragung ung\u00fcnstig zum CoRnschen Organ infolge der vertikalen Stellung der Schnecke stattf\u00e4nde, w\u00e4hrend der zweite direkt zum Vorhofwasser als der Hauptweg zu betrachten sei. Infolge der Ankylose des Stapes und der vollkommenen Ausf\u00fcllung der Nische der Fenestra rotunda k\u00f6nnten die Schwingungen der Basilarmembran nur auf molekularem Wege erfolgen und hierf\u00fcr sei die Umwandlung des Vorhofs in ein r\u00f6hrenf\u00f6rmiges Gebilde g\u00fcnstig, da sich in ihm der Schall wie in einem mit Wasser gef\u00fcllten Sprachrohr fortpflanze. Es habe also eine Anpassung des ganzen Schalleitungsapparats zum Leben im Wasser stattgefunden.\nIm Anschlufs an diese Betrachtung zieht nun Verf. Schl\u00fcsse auf die Schalleitung beim Lands\u00e4ugetier und Menschen. Auch hier erfolge durch das ovale Fenster der Eintritt der Schallwellen zum Labyrinth, wozu zur Erleichterung der \u00dcbertragung der Wellen von der Luft zum Labyrinthwasser der Hebelapparat der Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette eingeschaltet sei. Diese\n18*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nLiteraturbericJii.\ndienten gleichsam als Regulierungsapparat, indem durch das Muskelspiel des Tensor und Stapedius das Optimum der Einstellung f\u00fcr die Leitung eintrete. Der Stofs der Stapesplatte erzeuge im Labyrinthwasser zweierlei Bewegungen, eine Massen- und eine Molekularbewegung. Die ersten, welche infolge der Hebelbewegung auftrete, sei nichts anderes als ein einfaches Hin- und Herstr\u00f6men mangels einer freien Oberfl\u00e4che und daher -keine Wellenbewegung und die f\u00fcr die Stempelbewegung notwendige Ans weichnngsstelle sei im Blute der Kapillaren der Stria vascularis zu suchen. So sei die Massenbewegung aufgehoben und nur die Molekularbewegnng gelange zur Verwendung, indem durch Einstellung des Stapes der Hauptschallstrahl von seiner Platte aus von der inneren Wand des Vorhofs direkt in den Eingang der Schnecke hinein reflektiert werde. H. Bktbb (Berlin).\nSiow. Exneb. Oker de\u00bb Klang 4er eige\u00bbe\u00bb tttnne. Zentralbl. f. Physiologeie,\n17, Nr. 17. 1904.\nDer Klang der eigenen Stimme erscheint einem v\u00f6llig unbekannt, wenn man ihn durch den Phonographen reproduzieren l\u00e4fst, was f\u00fcr den Stimmen-klang anderer Personen nicht oder doch nicht im erheblichen Mafse der Fall ist. Die Erkl\u00e4rung d\u00fcrfte darin zu suchen sein, dafs f\u00fcr das eigene Geh\u00f6r nicht nur die durch die Luft \u00fcbertragenen, sondern auch die durch Kopf-knochen und Weichteile geleiteten Schallschwingungen das Timbre der eigenen Stimme beeinflussen, so dafs das Erinnerungsbild der eigenen Stimme ein anderes Timbre auf weist, als es f\u00fcr andere Personen hat. Zur St\u00fctzung dieser Ansicht werden einige Versuche angegeben, welche den Unterschied in der Klangfarbe der Stimme dartun, wenn einmal nur durch Luftschwingungen das Geh\u00f6r affiziert wird, das andere Mal durch fest\u00ab Holzverbindungen die Schallschwingungen vom Kehlkopf zu den Z\u00e4hnen oder zum Kopf des Beobachters gleichzeitig zugeleitet werden.\nH. Pipes (Berlin).\nJ. M. Bentley. The Piyehology of Mental Arrangement Am. Jour*, of\nPsychol. 13 (2), 269\u2014293. 1902.\n\u00dcber die Anordnung der psychischen Elemente stellt Bentley eine Untersuchung an, die zun\u00e4chst historischen Charakter tr\u00e4gt. Die Meinungen von Mach, Ehbenfels, Meinono, Witasbk, Cobnelius, die diesen entgegengesetzte Auffassung von Schuhmann und der Vermittlungsvorschlag von Cornelius betreffend Gestaltqualit\u00e4ten, fundierte Inhalte, fundierte Merkmale usw. werden referiert. Kurze Erw\u00e4hnung finden auch Lipps und Stout. Dann aber nimmt Bentley auch kritisch Stellung zu dem angeschnittenen Problem, wobei er freilich den Leser in der Hauptsache auf k\u00fcnftige Ver\u00f6ffentlichungen vertr\u00f6stet. Er bek\u00e4mpft, wohl mit Recht, den Beweis von Ehrbnfels f\u00fcr die Existenz der Gestaltqualit\u00e4ten als besonderer Gruppe psychischer Inhalte. Dieser Beweis, der sich auf den Satz gr\u00fcndet, Komplexe d. h. Summen von Elementen seien um so \u00e4hnlicher, je \u00e4hnlicher die Elemente seien, ist ja nichts weniger als einwandsfrei. Aber wenn Bbntley einwendet, bei Komplexen, die nicht Summen gleicher Einheiten sondern Kombinationen qualitativ verschiedener Elemente seien, werde die \u00c4hnlichkeit nicht nur durch die Elemente sondern auch durch deren An-","page":276}],"identifier":"lit32460","issued":"1904","language":"de","pages":"274-276","startpages":"274","title":"G. Boenninghaus: Das Ohr des Zahnwales; zugleich ein Beitrag zur Theorie der Schallleitung. Eine biologische Studie. Jena, Fischer. 1903","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:48.484930+00:00"}