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{"created":"2022-01-31T15:43:59.198136+00:00","id":"lit32471","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wreschner, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 285-289","fulltext":[{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n285\nMabel C. Williams. Formal IUisIom in HepreseiUtive (toometrlctl Forma.\nUniv. of loica Studies in Psychology 3, 38\u2014139. 1902.\nUntersuchungen \u00fcber die Hauptmotive der optischen T\u00e4uschungen in gew\u00f6hnlichen Objekten.\nVerf. hat dar\u00fcber eine Masse von experimentellen Daten gesammelt und klassifiziert. Die Hauptfaktoren: Gr\u00f6fse, Form, Entfernung, Stellung der Objekte, sowie alle typischen Unterschiede der Versuchspersonen, Erwachsener und Kinder, wurden sorgf\u00e4ltig zu Protokoll genommen. Als Objekte wurden Quadrate, Zylinder, Dreiecke, Kreise und Ellipsen benutzt. Dabei wurden einige aus Linien konstruiert, andere als Tafeln und k\u00f6rperliche Formen dargestellt.\nAls experimenteller Befund zeigten sich 6 T\u00e4uschungen als in h\u00f6herem Grade wirksam. Von diesen sind die M\u00fcLLEB-LYSBsche und die T\u00e4uschung der Vertikalen bekannt. Die T\u00e4uschung der L\u00e4nge, ist schon in einem anderen Artikel klar gelegt {Iowa Studies 3, 29). Als neuer Befund gesellen sich hinzu eine T\u00e4uschung der Fl\u00e4che, eine T\u00e4uschung des Volumens und eine T\u00e4uschung der Zylinderl\u00e4nge. Die T\u00e4uschung der Fl\u00e4che macht sich als eine \u00dcbersch\u00e4tzung der Hohe und Breite einer Fl\u00e4che geltend. Die T\u00e4uschung des Volumens ist assoziativ und kommt \u00fcberall vor, wo eine Idee von Volumen erzeugt wird, sowohl bei K\u00f6rpern wie bei Zeichnungen. Die T\u00e4uschung der Zylinderl\u00e4nge zeigte sich als unabh\u00e4ngig von der T\u00e4uschung der Vertikalen. Die Zylinderl\u00e4nge wird immer \u00fcbersch\u00e4tzt ohne R\u00fccksicht auf die Stellung. In einem gezeichneten Zylinder, wo die Endfl\u00e4che perspektivisch als Ellipse gezeichnet ist, scheint sie auch wirksam zu sein. Verschiedenartige Daten sind f\u00fcr alle T\u00e4uschungen wiedergegeben, aber eine befriedigende Erkl\u00e4rung konnte Verf. nicht davon ableiten.\nOgdrn (Columbia, Missouri).\nW. Stern. AUS\u00e4gettQdi tun. Beitr\u00e4ge zur Psychologie der Aussage. Herausg. von Steen (1), 46\u201478. 1903.\nEine jede Aussage ist logisch in bezug auf objektive Wahrheit und moralisch in bezug auf subjektive Wahrhaftigkeit zu werten. Da beide Werte ihre Grenzen haben, so mufs die Psychognostik die Kriterien zur Beurteilung, die Psychotechnik die Mittel zur Aufbesserung angeben. Jenes geschieht zun\u00e4chst in negativer Form, indem die unberechtigte Vertrauensseligkeit, der jede mit bestem Wissen und Gewissen gemachte Aussage wahr ist, durch den Nachweis einer nat\u00fcrlichen normalen, in pathologischen F\u00e4llen nur noch zunehmenden Aussagef\u00e4lschung beseitigt wird. Daher ist einerseits nicht jede \u00fcberlegte Aussage, die falsch ist, eine beabsichtigte F\u00e4lschung oder strafbare Fahrl\u00e4ssigkeit, andererseits eine eventuelle pathologische Beschaffenheit des Aussagenden zu ber\u00fccksichtigen. Aber diese Arbeit ist nicht ausschliefslich destruktiv, da sie neue und zuverl\u00e4ssigere Beurteilungskriterien ermittelt durch Festlegung der Bedingungen f\u00fcr die Richtigkeit und Fehlerhaftigkeit der Aussage. Zu diesem Zwecke werden zun\u00e4chst bei den verschiedenen Aussageobjekten die normalen Grenzen der richtigen Auffassung unter Ber\u00fccksichtigung der Sinnes- und Urteils-t&uschungen, ferner die F\u00e4higkeit des Behaltene, Reproduzierens und Wiedererkennens bestimmt. Zweitens werden die formalen Bedingungen","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nLiteraturbericht.\nder Wahrnehmung und Erinnerung, die nicht nur vom Objekte, sondern auch von der allgemeinen in rein pers\u00f6nlichen Faktoren oder in der \u00e4ufseren Konstellation der jeweiligen Umstande begr\u00fcndeten psychophysischen Verfassung des Subjekts abhangen, untersucht. In Betracht kommt hierbei neben dem Einfl\u00fcsse der Affekte etc. vor allem der der Suggestion, die nicht nur als Autorit\u00e4t oder Erwartung die Auffassung tr\u00fcbt, sondern auch beim Verh\u00f6r im Unterschiede vom spontanen Bericht und innerhalb des Verh\u00f6rs bei den suggestiven Fragen im Gegens\u00e4tze zu den indifferenten die Erinnerung und Darstellung stark modifiziert; das gleiche ist der Fall bei Kenntnis anderer Aussagen infolge von gegenseitigen Besprechungen oder von Prefsberichten, Ger\u00fcchten u. dgl. Auch der dem Vollzug des psychischen Aktes zugewendete Grad von psychischer Energie in Form von Aufmerksamkeit bei der Auffassung, von Besinnung bei der Erinnerung ist hier zu beachten, und zwar ist namentlich dort das Fehlen der Aufmerksamkeit hier der Unterschied im Ernste der Situation (z. B. feuilletonistischer Reporterbericht im Gegensatz zur Eidesaussage) von Wichtigkeit. Ebenso mufs die zeitliche und r\u00e4umliche Distanz zwischen Aussage und Erlebnis auf ihren Einflufs hin gepr\u00fcft werden. Drittens handelt es sich um den logischen und ethischen Wert der Aussage bei bestimmten Kategorien und Typen der Menschheit je nach ihrer kulturellen und physiologischen Verschiedenheit. Es erhebt sich also die f\u00fcr den P\u00e4dagogen und Kriminalisten wichtige Frage, in welchem Mafse die einzelnen Altersstufen der Kindheit den Anforderungen an die Aussage genflgeu, ebenso ist aber auch der Einflufs der Geisteskrankheiten, des Unterschiedes in Geschlecht, Bildung, Stand, Beruf, Rationalit\u00e4t etc. von Bedeutung. Auf Grund all\u2019 dieser Kriterien ist eine \u201ekonkrete Zeugendiagnostik und Aussage-Pr\u00fcfung\u201d anzustreben, indem die verschiedenen Variationen und Grade der die Korrektheit der Aussage bedingenden Faktoren bestimmt und experimentelle diagnostische Hilfsmittel zur Klassifizierung der Aussagenden herausgebildet werden. Soweit das Arbeitsgebiet der PsychodiagnoBti k.\u2014 Die Psychotechnik fafst die Beseitigung der konstatierten Merkmale ins Auge, und zwar in negativem und positivem Sinne. Jenes istder Fall bei Beschr\u00e4nkung oder Beseitigung der die Aussage verschlechternden Bedingungen, dieses bei Heranziehung psychologischer Sachverst\u00e4ndiger und Herausbildung zielbewufster Erinnerungsp\u00e4dagogik. Die psychologischen Sachverst\u00e4ndigen h\u00e4tten die Wirkung der Bedingungen f\u00fcr die vorliegende Aussage zu beurteilen und experimentelle Zeugenpr\u00fcfungen zur Feststellung der Beobachtungsf\u00e4higkeit und Glaubw\u00fcrdigkeit vorznnehmen; sie sollen jedoch mit R\u00fccksicht auf den noch unfertigen Zustand der Vorarbeiten nnr in dringendsten F\u00e4llen in Wirksamkeit treten und auch in diesen nur so lange, als die Richter selbst noch nicht gen\u00fcgend psychologisch vorgebildet sind. Die Erinnerungsp\u00e4dagogik soll den Menschen zur Lebhaftigkeit, Treue und Zuverl\u00e4ssigkeit der Beobachtung und Erinnerung erziehen einerseits durch \u00dcbung, andererseits durch Zerst\u00f6rung des harmlosen Zutrauens zur Erinnerung, deren Treue vielmehr durch Vorsicht, kritische Besonnenheit und stets lebendiges Verantwortlichkeitsgef\u00fchl erworben werden mufs. Dieser Kampf gegen die L\u00fcge, gegen die Untreue der Beobachtung und Auffassung, wie der Erinnerung und Besinnung, und endlich gegen dis","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n287\nSuggestibility ist zu fahren in der Schule im Anschlufs an den Anschauungsunterricht durch nachtr\u00e4glichen Bericht Ober das Gesehene, sowie durch Nachzeichnen und durch den Unterricht in Naturgeschichte, Geschichte, Aufsatz etc.; auch im Elternhause lassen sich Aussageversuche leicht anstellen ; und selbst bei Erwachsenen sind sie von erziehlichem Einfl\u00fcsse. \u2014 Die Methoden des Aussagestudiums sind Kasuistik und Experiment. Jene als Sammlung, Beschreibung und Analyse solcher F\u00e4lle aus dem wirklichen Leben, in denen bestimmte Seiten des Aussageph\u00e4nomens besonders lehrreich hervortreten, wird das gerichtliche, namentlich kriminalistische Verfahren mit vornehmlicher Ber\u00fccksichtigung des fahrl\u00e4ssigen Falscheides, ferner psychiatrische und neurologische Gutachten, Berichte Ober kindliche Logen, Phantasie- und SuggestionseinflQsse, Ober die Entwicklung des Auffa8sungs- und Erinnerungsverm\u00f6gens und der moralischen Wahrheitsliebe w\u00e4hrend l\u00e4ngerer Zeitr\u00e4ume, aber auch historische Chroniken, Memoiren, Schlachtenberichte u. dg!., endlich die Beobachtungs- und Erinnerungsfehler bei wissenschaftlichen Untersuchungen, bei Protokollen fiber okkultistische S\u00e9ancen, beim milit\u00e4rischen Meldewesen, bei der journalistischen Beportert\u00e4tigkeit und anderen F\u00e4llen des praktischen und theoretischen Lebens in Betracht ziehen m\u00fcssen. Immer ist die Konfrontation von Aussage und Wirklichkeit das Ideal, aber auch Divergenzen in den Aussagen und andere Wege k\u00f6nnen benutzt werden. Viel wichtiger aber ist das Experiment, das nicht auf Gelegenheitsmaterial angewiesen ist und all die Zufallsbeschaffenheiten und unn\u00f6tigen Komplikationen mit in Kauf nehmen mufs. Die Anforderungen an das Aussageexperiment sind die des angewandt - psychologischen Experiments. Das Versuchsmaterial mufs die erw\u00e4hnte Konfrontation erm\u00f6glichen, kann in Grenzf\u00e4llen einerseits zur AufrQttelung aus der Vertrauensseligkeit lebenswahr, andererseits zur Vorarbeit, Wegweisung und Kontrolle m\u00f6glichst vereinfacht sein, wird aber zumeist die Mitte zwischen dem \u201eallzu Komplex - Lebenswahren und dem allzu Exakt-Einfachen\u201c eInhalten. Es eignen sich hierzu optische Eindr\u00fccke in Form von Bildern oder \u201ewahrnehmbaren Realit\u00e4ten\u201c in Ruhe (Naturobjekte, R\u00e4ume, Gebrauchsgegenst\u00e4nde, Menschen etc.) oder Bewegung (kinematographische oder programmatisch vorbereitete und mimisch ein-geObte, wom\u00f6glich oft wiederholte Theaterszenen) und akustische Eindr\u00fccke (Vorlesen schriftlich fixierter Texte oder aufstenographierte Vortr\u00e4ge and Gespr\u00e4che); Eindr\u00fccke aus anderen Sinnesgebieten haben geringere Bedeutung. \u2014 Die Bearbeitung des Materials hat nicht nur nach qualitativen, sondern auch quantitativen Gesichtspunkten zu erfolgen; es ist also der Grad in der \u00dcbereinstimmung zwischen Aussage und Wirklichkeit zu fixieren durch statistische Verarbeitung mit Zugrundelegung praktisch eingerichteter Protokolllisten, durch Z\u00e4hlung der Elemente, deren absolute Zahl den Umfang angibt, w\u00e4hrend die Prozentzahl der falschen F\u00e4lle ein Mafs der Untreue ist. Mit R\u00fccksicht auf die verschiedene Wichtigkeit der Elemente ist eine grobe Abstufung der ziffernm\u00e4fsigen Bewertung einzufahren z. B. durch Unterscheidung von Haupt- und Nebenangaben, so dafs jene doppelt, diese einfach gez\u00e4hlt werden, und durch Anrechnung falscher Angaben mit Vorbehalt als halber Fehler; die notwendigen Willk\u00fcrlichkeiten dieser Methode, die allerdings durch die nur relative Bedeutung der Zahlen","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nLiteraturberich i.\ngemildert werden, sind zu vermeiden durch Zusammenstellung von Gruppen gleichwertiger Angaben zu gesonderter Berechnung; endlich mnfs auch die Personenzahl ermittelt werden, die einen bestimmten Fehler macht, um so f\u00fcr die Einzelangaben die Wahrscheinlichkeit ihrer richtigen oder falschen Darstellung unter bestimmten Umstanden festzulegen. Um aber die n\u00f6tige Breite der Grundlage zu erhalten, mufs auch das Massenexperiment mit organisierter Arbeitsgemeinschaft hinzutreten, bei dem die Problemstellung und VersuchsRnordnung besonders vorsichtig gehandhabt sein mufs, um die fundamentalsten Fragen m\u00f6glichst ersch\u00f6pfend einzubeziehen und die Protokolle und Verh\u00f6rslisten so einzurichten, dais sie s\u00e4mtliche Angaben' \u00fcbersichtlich markieren und beziffern und nach verschiedenen Gesichtspunkten aufteilen ; ferner mufs die aufsere Organisation durch eine Konferenz zur Festlegung der Versuchsanordnung, Protokollierung and Berechnung und zur Einsetzung eines ausf\u00fchrenden Ausschusses geregelt werden ; die nicht ganz unbetr\u00e4chtlichen Geldmittel (Apparate und Materialien, Druck der Protokolllisten, Besoldung psychologisch geschulter Hilfsarbeiter zu statistischer Verarbeitung) waren vielleicht durch Appell an die Vereine der betreffenden Fachkreise zu erlangen.\nDieses \u00fcberaus reiche und interessante Arbeitsprogramm illustriert Verf. in sehr dankenswerter Weise mit zahlreichen literarischen Hinweisen und Belegen; dafs diese nicht vollst\u00e4ndig sind, entschuldigt zur Gen\u00fcge die Mannigfaltigkeit der in Betracht gezogenen Gebiete. Dagegen mufs es befremden, wenn Verf. seine Behauptungen nicht mit fremden schon ver\u00f6ffentlichten, sondern nur mit eigenen noch unver\u00f6ffentlichten Experimenten belegt. So hebt er die Unzuverl\u00e4ssigkeit der Farbenaussagen hervor unter Hinweis auf seine erst f\u00fcr das II. Heft dieser Beitrage in Aussicht gestellten, in Wirklichkeit aber erst in ihrem III. Heft ver\u00f6ffentlichten Schulversuche, wahrend er die bereits langst vor dem I. Heft dieser Beitr\u00e4ge erschienene Abhandlung des Referenten : Zur Psychologie der Aussage (Archiv f\u00fcr die gesamte Psychologie 1, S. 148ff.) mit keinem Worte erw\u00e4hnt, obgleich sie zum ersten Male die hochgradige Unzuverl\u00e4ssigkeit der Farbenaussage hervorhob und experimentell erwies. Die n\u00e4mliche Unterlassung liegt vor, wenn Verf. die von ihm in seiner \u201ePsychologie der Aussage\u201c verwendete Abstufung der ziffernm\u00e4fsigen Bewertung verteidigt und die M\u00f6glichkeit, das Material nach Spezialfragen zu verwerten, betont, ohne die obige Arbeit des Referenten zu erw\u00e4hnen, in der jene Abstufung zum ersten Male eingehend kritisiert (auf die viel spatere Kritik durch Jaffa in dieeen Beitragen wird hingewiesen I) und jene Verarbeitung nach Spezialfragen zum ersten Male vorgeschlagen und auch durchgef\u00fchrt wurde. Was \u00fcbrigens die Abstufung anlangt, so gibt Verf. nunmehr zu, dafs die Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenangaben, ebenso wie die doppelte Zahlung der ersteren willk\u00fcrlich ist. Aber er tr\u00f6stet sich damit, dafs es nur auf die relativen nicht absoluten Zahlen wie z. B. beim Einfl\u00fcsse des Geschlechts-Unterschiedes ankommt. Zun\u00e4chst aber ist doch dem nicht so. Man will doch schliefslich auf Grund der Aussageversuche auch einen Einblick in die absolute Erinnerungstreue gewinnen; gerade das Ergebnis, welches Verf. in seiner \u201ePsychologie der Aussage\u201c in bezug auf die Fehlerhaftigkeit der Aussage \u00fcberhaupt fand, erregte ein so hohes allgemeines Interesse.","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n289\n8odann aber beseitigt selbst die relative Zahl nicht die Willk\u00fcrlichkeit; wenn z. B. die falschen Aussagen der Manner stets oder vornehmlich auf die sog. Hauptangaben, die der Frauen dagegen auf die sog. Nebenangaben sich beziehen, dann bedingt die willk\u00fcrliche Verrechnung trotz der Relation eine Tr\u00fcbung des Resultats zuungunsten der Manner. Und wie steht es ferner beim Wechsel der Objekte, wo wieder andere Elemente nach subjektivem Ermessen als Hauptangaben doppelt gezahlt werden! Andererseits ist die gleichm\u00e4lsige Bezifferung aller Elemente doch keine \u201eWillk\u00fcr\u201c, wie Verf. annimmt; sie ist doch nicht durch subjektive Auffassung, sondern durch den objektiven Tatbestand unter Ausschluss der Bewertung gefordert ; sie ist also h\u00f6chstens schematisch und unpsychologisch. \u2014 Wie es mit den Anslassungen steht, erw\u00e4hnt Verf. nicht, obgleich er in dem Abschnitte \u00fcber die \u201eMethoden\u201c die nebens\u00e4chlichsten Details wie die Anfertigung der Protokolllisten, die Organisation eines Massenezperiments etc. eingehend bespricht. Hand in Hand hiermit wird der Unterschied zwischen Berichtend Pr\u00fcfungsmethode gar nicht angedeutet, dessen wesentliche Bedeutung Ref. in der oben erw\u00e4hnten Arbeit aasf\u00fchlich nachwies. \u2014 Schliefslich scheinen mir Aussagen \u00fcber andere Sinnesgebiete als Gesichts- und Geh\u00f6rswahrnehmungen nicht ein blofs sekund\u00e4res Interesse zu haben ; man denke nur an Muskelempfindungen bei einer bestimmten K\u00f6rperhaltung oder Bewegung.\tAbthcb Wbeschhkb (Z\u00fcrich).\n8. Jaffa. Eil paychologlichu Experlfluit la krlmiiaUitttehm Semiaar der Dlirenitlt Berlin. Beitr\u00e4ge zur Psychologie der Aussage. Herausg. von Stbbn (1), 79\u201499. 1903.\nDen schon durch die Tageszeitungen berichteten Vorfall, welchen v. Liszt in Beinern Seminar experimentell herbeif\u00fchrte, hatten zehn Herren aufnotiert; und zwar zwei an dem n\u00e4mlichen Abend, einer am folgenden Tage, einer 6 Tage, drei 1 Woche und drei 5 Wochen nachher; f\u00fcnf fernere Herren wurden 1 Woche nach dem Vorfall einzeln als Zeugen vernommen, so dafs sie sich zuerst \u00fcber das Wahrgenommene zusammenh\u00e4ngend \u00e4ufserten und dann \u00fcbpr einzelnes gefragt wurden. Nach jeder AnBsage konnte sich der Angreifer Lsh. \u00fcber ihre Einzelheiten \u00e4ufsern; auch wurde der Zeuge stets mit ihm konfrontiert und \u00fcber die Richtigkeit einer abweichenden Darstellung befragt Einige Zeit nach dem Versuch wurde dem Auditorium ein ungenauer, vom Verf. mitgeteilter Zeitungsbericht verlesen; auch die Darstellung, welche Leh. von dem Vorfall gab, ist in der Arbeit wiedergegeben. Eine gegenseitige Aussprache zwischen den Versuchspersonen fand nicht statt. \u2014 Bei der Verrechnung unterschied Verf. nicht mit Stbbn zwischen wichtigen und unwichtigen Einzelangaben, da dieser Unterschied erst empirisch zu ermitteln ist und dem einen dies dem andern jenes am meisten in die Augen f\u00e4llt; auch \u00e4ndert sich in juristischer Beziehung die Wertigkeit je nach dem Gesichtspunkte ; dagegen \u00fcbernahm Verf. von Stbbn die Einteilung der Fehler in Auslassungen, Zus\u00e4tze und Ver\u00e4nderungen; auch unterschied er zwischen Worten und Handlungen. Nur den Wortlaut betreffende geringf\u00fcgige Differenzen zwischen Aussage und Ereignis wurden nicht beachtet; Beispiele hierf\u00fcr wie auch einige vollst\u00e4ndige Berichte werden mitgeteilt. \u2014 Es ergab sich Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 37.\t19","page":289}],"identifier":"lit32471","issued":"1904","language":"de","pages":"285-289","startpages":"285","title":"W. Stern: Aussagestudium. Beitr\u00e4ge zur Psychologie der Aussage. Herausg. von Stern (1), 46-78. 1903","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:43:59.198142+00:00"}