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{"created":"2022-01-31T14:13:09.345407+00:00","id":"lit32482","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 308-309","fulltext":[{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nLitera turberieht.\n\u201eda\u00df wir ohne einen ans znm Bewu\u00dftsein kommenden \u00e4u\u00dferen oder inneren Zwang zu handeln f\u00e4hig sind\u201c. (S. 161.)\nUnd betreffe der eittlichen Urteile, des Gewissens, der Schuld und des Verdienstes, der Verantwortung und der Zurechnung, der Strafe, des Gewissens und dergl. weist er nach, dafs sie keineswegs durch den Indeterminismus, wie dieser mit so viel Emphase immer wieder zu seinen Gunsten geltend macht, erm\u00f6glicht werden, sondern nur durch den Determinismus, der gleicherweise auch mit den Voraussetzungen und Forderungen des religi\u00f6sen Bewu\u00dftseins gar wohl vereinbar ist.\nDer dritte Hauptteil endlich f\u00fchrt tief in die Philosophie hinein. Hier nimmt Pr. an den bisher in gutem Vertrauen verwendeten Grundbegriffen eine scharfe erkenntn\u00dftheoret\u00dfche und metaphysische Nachpr\u00fcfung vor. Da ist es zuerst der Kausal begriff, der auf seine Tragf\u00e4higkeit geprobt wird und dessen untrennbarer Zusammenhang mit den Begriffen Notwendigkeit und Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit^erwiesen wird.. Nach diesem das Prinzip der geschlossenen physischen Kausalit\u00e4t und ihr Gegenst\u00fcck, das der geschlossenen psychischen Kausalit\u00e4t, und ihr gegenseitiges Verh\u00e4ltnis im konsequenten psycho-phys\u00dfchen Parallelism\u00bb\u00ab, \u201ewobei sich das Parallelprinzip und der mit ihm zusammenh\u00e4ngende idealistische Seelenbegriff, der jede M\u00f6glichkeit der Unabh\u00e4ngigkeit von den vorangehenden inneren und \u00e4u\u00dferen Bedingungen ausschlie\u00dft und damit definitiv den Determinismus auf den Schild erhebt als allein zul\u00e4ssig herausstellten (S. 352), womit die indetermin\u00dftische Behauptung absoluter, independenter Ursachen f\u00fcr den gesamten Umkreis der Wirklichkeit ausgeschlossen ist\" (S. 344). Ein Schlu\u00dfkapitel zeigt nochma\u00df, wie unbegr\u00fcndet die oft ge\u00e4u\u00dferte Bef\u00fcrchtung ist, da\u00df der Determinismus die Moralit\u00e4t gef\u00e4hrde und die Religiosit\u00e4t untergrabe.\nDiese Inhalte\u00fcbersicht l\u00e4\u00dft erkennen, mit wie gr\u00fcndlicher und umfassender Gelehrsamkeit Pfistkb seine Aufgabe behandelt hat. Die Literatur hat er in weitem Umfange herangezogen, ohne indes das Unm\u00f6gliche und \u00dcberfl\u00fcssige einer auch nur ann\u00e4hernden Vol\u00dft\u00e4ndigkeit anstreben zu wollen. Umsomehr waren wir \u00fcberrascht, da\u00df Beiner Aufmerksamkeit Dblboeufs mechanische und Ostwalds chem\u00dfche Theorie der Willensfreiheit, auf die manche neuere Indeterministen, wie Gctbbrlkt, sich st\u00fctzen, entgangen ist. Das mag indes seine Erkl\u00e4rung wohl darin finden, dafs Verf. als Theologe den mathematisch - physikalischen Gedankeng\u00e4ngen ferne steht, wie er denn auch rein theolog\u00dfchen Er\u00f6rterungen einen breiteren Raum gew\u00e4hrt, a\u00df ein nicht - theologischer Bearbeiter f\u00fcr n\u00f6tig halten w\u00fcrde. Aber trotz dieser kleinen L\u00fccke ist das Werk eine kraftvolle, freilich nicht leicht dahinschreitende Verteidigung des Determinismus und wird zweifellos in der alten Streitfrage Gegnern wie Gleichgesinnten als dankenswerter Beitrag erscheinen.\tM. Offnes (Ingo\u00dftadt).\nAnton Seitz. WUleufreiheit und moderner pijdtologloclier Detemlmimu-\nK\u00f6ln, Bachem. 1904. 62 S.\nNach des Verf.s Ansicht liegt in dem Streit \u00fcber die Willensfreiheit \u201edie Wahrheit in der Mitte: in einem relativen Indeterminismus und In differentismus, den man ebensowohl relativen Determin\u00dfmua nennen","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n309\nkonnte\u201c (S. 10). Die Argumente sind die f\u00fcr den Indeterminismus \u00fcblichen, nur dafs sie noch weniger klar vorgetragen werden, als es sonst bei Indeterministen zu geschehen pflegt. Die Ursache daf\u00fcr liegt in der Vorliebe des Verf. f\u00fcr den Eklektiker Cbdsius, den bekannten Gegner von Leibniz und Wolf, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, Vernunft und Offenbarung in Einklang zu bringen, und so zu einer Auffassung gelangte, die sich ganz mit dem katholischen Standpunkt deckt. Dadurch nun, dafs Verl seine Ausf\u00fchrungen mit langen und kurzen Exzerpten aus Cbdsius \u00fcbers\u00e4t und auch aus anderen Schriften reichlich zitiert, statt die Gedanken auf die m\u00f6glichst einfache und m\u00f6glichst knappe Formel zu bringen, geht seiner Darstellung die \u00dcbersichtlichkeit und Deutlichkeit verloren. Dazu kommt der Mangel an scharf gepr\u00e4gten Definitionen und die \u00fcberreiche Polemik und die vielen \u00fcberfl\u00fcssigen Fremdw\u00f6rter \u2014- und trotzdem glaubt Verf., dafs er mit seiner Arbeit \u201edem Verst\u00e4ndnisse der weitesten Kreise der Gebildeten Rechnung trage\u201c.\nM. Offnes (Ingolstadt).\nL\u00f6wesfxld. Die piycMjcbn Xvingiencheinugfla. Wiesbaden, J. F. Bergmann 1904. 568 S. Preis 13,60 Mk.\nDie letzte Zeit brachte uns zwei grolse Monographien \u00fcber die psychischen Zwangserscheinungen: das ausgezeichnete Werk von Janxt (Les obsessions et la psychasth\u00e9nie, Paris, Felix Alcan, 1903. 2 B\u00e4nde) und das vorliegende Buch von L\u00f6wbnfkld. Janet ist ein durchaus selbst\u00e4ndiger, origineller Forscher, der den Versuch macht, die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen durch tiefgr\u00fcndige psychologische Analyse auf wenige psychische Grundtatsachen zur\u00fcckzuf\u00fchren. L\u00f6wenfeld bleibt mehr auf klinischem Boden, sammelt das in der Literatur zerstreute kasuistische Material und verarbeitet es mit seinen umfangreichen eigenen Erfahrungen zu einer geschlossenen Darstellung des ganzen Gebietes.\nDas Buch beginnt mit einer sorgf\u00e4ltigen geschichtlichen Einleitung, in der die ganze Entwicklung der Lehre von den Zwangszust\u00e4nden von Esquibol bis Fkibdhann und Janet eingehend geschildert wird. Daran schliefst sich L\u00f6wenfelds Definition des Begriffes : \u201eZwangserscheinungen\u201c. Er Bagt 8. 89: \u201eDie psychischen Zwangserscheinungen sind psychische Elemente, welche der normalen Verdr\u00e4ngbarkeit durch Willenseinfl\u00fcsse ermangeln und infolge dieses Umstandes den normalen Verlauf der psychischen Prozesse st\u00f6ren.\u201c L\u00f6wenfeld fafst den Begriff der Zwangsvorstellungen bekanntlich viel weiter als Westphal dies getan hat. Die Bedenken, die dieser weiteren Fassung entgegenstehen, haben Hoche und ich schon fr\u00fcher dargelegt; ich vermag sie auch heute noch nicht fallen zu lassen.\nKapitel III gibt die Einteilung der ZwangBerscheinungen. Sie lautet folgendermafBen :\nA. ZwangBerscheinungen der intellektuellen Sph\u00e4re.\nI. Selbst\u00e4ndige Zwangsvorstellungen.\n1.\tZwangsvorstellungen im engeren Sinn.\n2.\tZwangsempfindungen.","page":309}],"identifier":"lit32482","issued":"1904","language":"de","pages":"308-309","startpages":"308","title":"Anton Seitz: Willensfreiheit und moderner psychologischer Determinismus. K\u00f6ln, Bachem. 1904. 62 S.","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:13:09.345413+00:00"}