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{"created":"2022-01-31T16:28:37.793119+00:00","id":"lit32497","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Jerusalem, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 377-378","fulltext":[{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"377\nLiteraturbericht.\nChableb Hubbabd Jcdd. Genetic Psychology for Teachers. Internat. Education Series. Nr. 55. New York, Appleton & Co. 1903. 329 S. \u00a3 1,20.\nDas Buch, das einen Band der bekannten .International Education Series\u201c bildet, ist, obwohl darin nur wenig wissenschaftlich Neues geboten wird, doch in hohem Grade interessant. Der Verf. legt nun allerdings, dem Zwecke seineB Buches entsprechend, das Hauptgewicht auf die p\u00e4dagogische Verwertung, allein auch der Psychologe wird die Schrift nicht ohne Nutzen lesen.\nDer Titel f\u00fchrt ein wenig irre. Der Verf. gibt nicht eine Darstellung der Psychologie vom genetischen Standpunkt mit R\u00fccksicht auf die Bed\u00fcrfnisse der Lehrer, er will vielmehr zeigen, wie die Lehrer durch genetische Betrachtung ihrer eigenen Entwicklung sowie durch genetisch-historische Erw\u00e4gung der Erziehungsziele in ihrer Arbeit gef\u00f6rdert werden k\u00f6nnen.\nDie ersten f\u00fcnf Kapitel behandeln allgemeine Fragen. 1. Lehrer-Btudium, seine Richtung und seine Ziele. 2. Wie Erfahrungen sich zu Deutungen verdichten. 3. Ursprung einiger von unseren Erziehungsidealen. 4. Die neuen Ideale der Entwicklungslehre. 5. Individualit\u00e4t, Anpassung und Ausdruck. Der Grundgedanke ist der, dafs der Lehrer, der sich fortbildet, durch Beobachtung dieses Prozesses die Kinder besser verstehn lernt. Der Verf. ist strenger Darwinianer und sucht von diesem Gesichtspunkt aus zu zeigen, dafs wir in den Kindern noch unentwickelte Wesen vor uns haben, deren Entwicklung der Lehrer durch bewufste Einwirkung leiten soll.\nDabei wird von dem in Amerika mehr als bei uns gel\u00e4ufigen Gesichtspunkte ausgegangen, dafs die intellektuelle Einwirkung auf die Kinder sich in Tat, in Anpassung, in ein K\u00f6nnen, nicht blofs in ein Wissen umzusetzen habe, worauf ja James in seinen reizenden \u201eTalks to teachers\u201c (Deutsch unter dem Titel \u201ePsychologie und Erziehung\u201c) hingewiesen hat.\nDiese Gesichtspunkte, die ja keineswegs neu sind, weifs nun der Verf. unit ebenso interessanten als lehrreichen Beispielen zu belegen, die beweisen, dafs er in der experimentellen Psychologie ebenso Bescheid weifs, wie in der Erziehungsgeschichte. So f\u00fchrt er (S. 76 ff.) unsere Vorstellungen von Schuldisziplin mit vollem Recht bis auf die Klosterschulen des Mittelalters zur\u00fcck. Unsere unnat\u00fcrliche, den Lebensbedingungen des Kindes widersprechende Forderung, dafs die Kinder mehrere Stunden hin-","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nLitevaturbericht.\ndurch ruhig dazusitzen haben, wird zwar mit allerlei Gr\u00fcnden verteidigt, allein diese Gr\u00fcnde sind nachtr\u00e4glich ausgedacht, die Forderung selbst ist ein St\u00fcck Tradition aus dem Mittelalter, die uns noch in den Gliedern steckt.\nIm zweiten Teil des Buches gibt der Verfasser sorgf\u00e4ltige Analysen der Vorg\u00e4nge beim Schreiben, Lesen und Rechnen. Der Verf. st\u00fctzt sich dabei auf die vorhandenen eingehenden Untersuchungen in bezug auf den Vorgang beim Lesen, insbesondere auf die bekannte Arbeit von Erdjuks und Dodge, weifs aber den Problemen immer noch neue Seiten abzugewinnen und versteht es vortrefflich, die Verwertung der Resultate f\u00fcr den Unterricht klar zu machen.\nInsbesondere m\u00f6chte ich hier auf das Kapitel \u201eIdea of number\" aufmerksam machen.\nDie Auffassung der Zahlen als Gruppierungen bringt uns einen Schritt n\u00e4her zur L\u00f6sung des schwierigen Problems vom Ursprung der ZahlbegriSe. Auch der unanschauliche und relative Charakter der Arithmetik wird gut dargestellt und auf Grund dessen werden manche Traditionen im Rechenunterricht einer durchaus berechtigten Kritik unterworfen.\nIm Schlufskapitel bespricht der Verf. \u201eeinige Schranken unserer Natur\u201c (some limitations of our nature). Er meint damit die Unf\u00e4higkeit, durch Sinneseindr\u00fccke allein die richtige Temperatur und Beleuchtung zu beurteilen, da wir von Natur aus zu einem Leben im freien und uicht in geschlossenen R\u00e4umen bestimmt sind. Hier hat eben die indirekte, mittelbare Anpassung durch genaues Studium der Hygiene einzutreten. Das ganze Buch ist voll wertvoller Anregungen und gew\u00e4hrt aufserdem einen Einblick in das hoch entwickelte amerikanische Schulwesen, wobei die intensive Beteiligung der Universit\u00e4tskreise an theoretischen und praktischen Schulfragen in hohem Grade anerkennenswert und nachahmenswert erscheint.\tW. Jerusalem (Wien).\nGeorge H. Mued. The Definition of the Psychical. The Decennial Publications of the Psychical. 3. 1903. 38 S.\nM. will das Psychische als ein Moment in einem Bewufstsein oder in einem Bewufstseinsprozefs ansehen. In diesem Sinne ist ihm das Psychische diejenige Funktion innerhalb des Bewufstseinsprozesses, welche die Zusammenordnung (coordination) der objektiven Welt auseinanderreiht und wiederherstellt. Diese T\u00e4tigkeit ist eine uns unmittelbar bewufste psychische Funktion und wird mit dem Ich als Subjekt, mit dem Individuum als Individuum identifiziert. Die \u201eRekonstruktion\u201c wird von M. beschrieben als Prozefs des Aufmerkens, des Apperzipierens, des W\u00e4hlens.\nM. will mit seinen Ausf\u00fchrungen im engen Anschlufs an Dewey (vgl. Dewey, The Reflex Arc Concept. Psychological Review 3, 358) nur einen Standpunkt angeben, der ihm besonders vielversprechend zu sein scheint. In der ersten Hillfte charakterisiert M. die Theorien von W\u00fcndt, MCysteb-bekg, Bradley, Ward, James u. a.\tB. Groethcysen (Berlin).","page":378}],"identifier":"lit32497","issued":"1904","language":"de","pages":"377-378","startpages":"377","title":"Charles Hubbard Judd: Genetic Psychology for Teachers. 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