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{"created":"2022-01-31T16:26:35.022235+00:00","id":"lit32511","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 393-395","fulltext":[{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n393\nist allerdings an einen kurzen Zeitraum gebunden, da die Alkaloide sich sehr bald durch den ganzen Ciliarmuskel verbreiten und dann die M\u00f6glichkeit, LinBenastigmatismus zu erzeugen, aufh\u00f6rt.\tG. Abelsdorff.\n\u00a3. Clapar\u00e8de. A propOI da soi-disant \u201eIBM des attitudes\". Nouvelle Iconographie de la Balp\u00eatri\u00e8re. Nr. 1, 1\u201418. 1903.\nPolemik gegen P. Bonnier, der den TLagesinn\u201c f\u00fcr eine durchaus urspr\u00fcngliche Sinnesqualit\u00e4t h\u00e4lt und seine empiristische Zur\u00fcckf\u00fchrung auf Muskel-, Gelenk- usw. -Empfindungen bestreitet. C. weist im einzelnen die Schw\u00e4chen und Unklarheiten der B.schen Theorie nach und zeigt die ihr entgegenstehenden Tatsachen auf.\tW. Stern (Breslau).\nFritz Hartmann. Die Orientierung, die Physiologie, Psychologie und Pathologie derselben auf biologischen und anatomischen Grundlagen. Leipzig, Vogel. 1902. 170 S.\nDas Werk zerf\u00e4llt in 4 Hauptabschnitte, in deren erstem die Erscheinungen der Orientierung bei den wirbellosen Tieren behandelt werden. Der Verf. begreift hier unter Orientierungserscheinungen sowohl die bekannten Reaktionen auf Richtungsreize (Taxis und Tropismus), wie auch die Reaktionen, welche der Gleichgewichtserhaltung und Regulierung dienen, aber auch das Orientierungsverm\u00f6gen der Bienen und anderer Tiere, durch die diese bestimmte Pl\u00e4tze wiederfinden, also recht heterogene Dinge.\nDer zweite Abschnitt behandelt die Orientierung der Wirbeltiere im optischen Raume, im haptischen, akustischen und statischen Raume. Hier werden Erfahrungen an Menschen und Tieren nebeneinander verwertet und zu einander in Beziehung gesetzt. Das dritte Kapitel behandelt die allgemeine Pathologie der Orientierung beim Menschen, das vierte die spezielle klinische Pathologie der Erscheinungen der Orientierung. Diese die Pathologie betreffenden Abschnitte d\u00fcrften die wertvollsten des Buches sein, da sie die Mitteilung eigener Beobachtungen an sorgf\u00e4ltig studierten F\u00e4llen mit Orientierungsst\u00f6rungen enthalten.\nDa wesentlich Neues an Tatsachen wenigstens auf physiologischem Gebiet, nicht gebracht wird, er\u00fcbrigt sich eine eingehende Besprechung des Inhaltes dieser Kapitel. Den Inhalt in einer kurzen und klaren Weise zusammenzufassen, will mir bei der etwas eigent\u00fcmlichen Darstellung, die in dem Werk zur Anwendung gebracht ist, nicht gelingen. Ich mufs sogar gestehen, dafs mir der Sinn mancher \u00dcberlegungen \"des Verfassers nicht klar geworden ist. Darum mufs ich mich mit diesem kurzen Hinweis auf das Werk begn\u00fcgen.\tW. A. Nagel (Berlin).\nA. Binet. La mesure de la sensibilit\u00e9. Ann\u00e9e psychol. \u00bb, 79\u2014128. 1903.\n\u2014\tLes simplistes; enfants d\u2019\u00e9cole et adultes. Ebda. 129\u2014168.\n\u2014\tLes distraits. Ebda. 169-198.\n\u2014\tLes interpr\u00e9tateurs. \u2014 Th\u00e9orie et portraits. Ebda. 199\u2014234.\n\u2014\tInfluence de l\u2019exercice et de la suggestion sur la position du seuil. Ebda. 235-245.\n\u2014\tLe seuil de la sensation double ne peut pas \u00eatre fix\u00e9 scientifiquement.\nEbda. 247-252.\nObige Artikelserie, in der B. zahlreiche \u00e4sthesiometrische Unter-","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nLtltnihirli'rulit\nBuchungen an Schulkindern und Erwachsenen darstellt und diskutiert, geh\u00f6rt mit zu dem Wertvollsten, das aus B.s Feder hervorgegangen ist, und scheint mir geeignet, die psychologische Bedeutung der Asthesiometrie in ein neues Licht zu r\u00fccken. Der Hauptinhalt seiner Untersuchungen l\u00e4fst sich dahin zusammenfassen : dafs die Asthesiometrie nichts weniger als eine Mafsmethode der wirklichen peripheren Tastsch\u00e4rfe sei, dafs sie eine eindeutige Tastschwelle \u00fcberhaupt nicht konstatiere, dafs sie dagegen als Untersuchungsmethode der Urteils- und Aufmerksamkeitsfunktion sowohl der generellen, wie vor allem der differentiellen Psychologie bedeutende Dienste zu leisten verm\u00f6ge. Gegen\u00fcber dem unkritischen Zahlen kult und der physiologischen Einseitigkeit, die sich gerade in der Asthesiometrie so breit gemacht haben, ruft B. mit Recht aus: \u201eXe pas oublier, que lorsqu'on mesure la sensibilit\u00e9 tactile, on fait de la psychologie U\nDer erste Aufsatz gibt zun\u00e4chst eine kurze historische Betrachtung; E. H. Webeb wird als typischer Repr\u00e4sentant der Auffassung, dafs man mit dem Tastzirkel die periphere Tastempfindlichkeit pr\u00fcfe, genannt; als Wendepunkt wird dagegen die Arbeit von Tawbey bezeichnet, welcher feststellte, dafs bei einigen Individuen eine Schwelle \u00fcberhaupt nicht existierte, und der zugleich die Bedeutung des \u201eVexierfehlers\u201c (eine Spitze wird als doppelt beurteilt) hervorhob ; doch habe er die revolution\u00e4re Bedeutung dieser Befunde nicht eingesehen. Sodann schildert B. seinen sehr praktischen Apparat \u2014 beide Spitzen gleiten unabh\u00e4ngig voneinander in senkrechten Rahmen \u2014 und die angewandte Methode. Er verwirft das Verfahren der Minimal\u00e4nderungen wegen seines nachweisbar suggestiven Charakters durchaus und w\u00e4hlt eine Methode der \u201euuregelm\u00e4fsigen Abstufung\u201c. Vier oder f\u00fcnf verschiedene Distanzen (darunter auch die Distanz 0, d. h. eine Spitze) werden in regelloser Aufeinanderfolge dar-geboten, so dafs schliefslich jede Distanz gleich h\u00e4ufig vorkam, und nun wird festgestellt, mit welchen Prozents\u00e4tzen bei jeder Distanz die Antworten \u201e1 Spitze\u201c und \u201e2 Spitzen\u201c vertreten sind. Der Pr\u00fcfungsort ist stets der Handr\u00fccken.\nDas Hauptergebnis ist nun, dafs sich die Pr\u00fcflinge iu zwei deutlich voneinander sich abhebende Typen gliedern, in Typen, die nun freilich nichts mit der Empfindlichkeit der Hautsinnesapparate zu tun haben, sondern sich durchaus auf den intellektuellen Habitus, die Art des Auf-merkens und Urteilens beziehen. In diesem Zusammenhang spricht B. einen Satz aus, der, weit \u00fcber den Rahmen dieser Spezialuntersuchung hinausgehend, f\u00fcr weite Gebiete der Experimentalpsychologie eine beherzigenswerte Wahrheit enth\u00e4lt (S. 129) : On croit faire l'analyse de la m\u00e9moire, de l\u2019imagination, on croit saisir une forme sp\u00e9ciale d'\u00e9motivit\u00e9, on croit enregistrer la vitesse d'un mouvement, l'acuit\u00e9 d'une perception, et en r\u00e9alit\u00e9 on se trouve aux prises, bien souvent, avec une seule des multiples facult\u00e9s du sujet, son pouvoir d\u2019attention volontaire.\u201c\nDie erste Kategorie wird gebildet von den \u201eSimplisten\u201c. Dieser seltsame Name hat einen dreifachen Sinn: 1. soll er die starke Vorliebe fflr das Urteil \u201eeinfache Ber\u00fchrung\u201c ausdr\u00fccken ; 2. bezeichnet er, dafs die Angeh\u00f6rigen des Typs den Eindruck ohne Deuteln und Interpretieren einfach hinnehmen, wie er sich unmittelbar darbietet; 3. soll wohl auch angedeutet","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n395\nwerden, dafs es die \u201eeinfacheren\u201c, geistig weniger fein organisierten Naturen sind, die dem Typ angeh\u00f6ren. B. konnte seine Existenz nach-weisen sowohl bei Schulkindern, wie bei Erwachsenen. Stets waren die Simplisten dadurch charakterisiert, dafs ihre Schwelle hoch und scharf war \u2014 das Urteil \u201e2 Spitzen\u201c trat erst bei ziemlich grofsen Distanzen (etwa 1 */, cm), daun aber auch gleich mit grofser Bestimmtheit auf t-ferner, dafs der Vexierfehler (Urteil 2 bei 1 Spitze) fast nie gemacht wurde. B. schildert genau mit Abdruck der Protokolle die Aussagen einiger Pr\u00fcflinge, die psychologisch manches Bemerkenswerte bieten.\nNach einer k\u00fcrzeren Ausf\u00fchrung \u00fcber den Einflufs, den Aufmerksamkeitsablenkung auf die Tastpr\u00fcfung hat, geht B. zum Gegenbild der 8implisten, zum Typus der \u201eDeuter\u201c (interpr\u00e9tateurs) \u00fcber, wie er namentlich durch sehr intelligente, wissenschaftlich gebildete und experimentell ge\u00fcbte Personen vertreten w\u2019ird. Sie sind durch eine sehr tief (bei etwa V* cm) liegende und wenig scharfe Schwelle, sowie\u2019 durch das h\u00e4ufige Vorkommen der falschen Antwort 2 bei Ber\u00fchrung mit nur einer Spitze gekennzeichnet. M\u00f6glich wird dies dadurch, dafs diese Personen nicht wie die Simplisten \u201e2\u201c nur dort sagen, wo sie zwei getrennte Ber\u00fchrungen tats\u00e4chlich empfinden, sondern dafs sie ihre Empfindungen deuten, namentlich \u00fcberall dort, wo die Ber\u00fchrung zwar noch einheitlich erscheint, aber den Eindruck des Dicken, Stumpfen, in die L\u00e4nge Gezogenen macht, auf objektive Doppeltheit schliefsen. Es ist klar, dafs es sich hier in der Tat nicht um gr\u00f6fsere Tastsch\u00e4rfe, sondern um eine besonders gerichtete und stark ausgebildete intellektuelle Tendenz handelt. Innerhalb der \u201eDeuter\u201c unterscheidet B. dann noch eine ganze Reihe von Unterarten : die skeptischen, bewufsten, unbewufsten, phantastischen usw.\nSteigende \u00dcbung bewirkt stets ein Herabgehen der Schwelle, aber auch eine Vermehrung der falschen Doppelurteile \u2014 d. h. die Schwelle verliert \u00fcberhaupt ihren Sinn. Die \u00dcbung erh\u00f6ht nicht etwa die periphere Tastsch\u00e4rfe, sondern f\u00fchrt den \u00dcbergang des simplen Urteilshabitus in den deutenden herbei.\tW. Stern (Breslau).\nB. Bourdon. Sur la dlrtiictloa des lenaatlom dei deux yeux. Ann\u00e9e psychol.\n\u00bb, 41\u201456. 1903.\nBekanntlich ist man beim binokularen Sehen und beim Stereoskopieren im allgemeinen nicht f\u00e4hig, die Eindr\u00fccke beider Augen voneinander zu unterscheiden und anzugeben, welcher Eindruck nur dem rechten, welcher nur dem linken Auge zukommt. Indessen ist doch, wie schon fr\u00fcher Br\u00fccke und Bruckner dargetan und wie jetzt Bourdon wieder beweist, experimentell eine solche Unterscheidbarkeit zu konstatieren. Wird n\u00e4mlich beim binokularen Sehen der Eindruck f\u00fcr das eine Auge abgeblendet oder verdunkelt, bo entstehen nach B. zwei Ph\u00e4nomene : ein \u201eobjektives\u201c: neben dem fixierten Objekt taucht ein Schatten auf, und zwar rechts, wenn das rechte, links, wenn das linke Auge abgeblendet wird; ein \u201esubjektives\u201c : in dem Auge, dessen Eindruck abgeblendet oder abgeschw\u00e4cht wird, macht sich ein Gef\u00fchl der Schwere und der St\u00f6rung bemerkbar. W\u00e4hrend die deutschen Forseher dieses \u201eAbblendungsgef\u00fchl\u201c zentral erkl\u00e4ren wollten, f\u00fchrt B. es auf Muskelempfindungen des Auges zur\u00fcck.\nW. Stern (Breslau).","page":395}],"identifier":"lit32511","issued":"1904","language":"de","pages":"393-395","startpages":"393","title":"A. Binet: La mesure de la sensibilit\u00e9. Ann\u00e9e psychol. 9, 79-128. 1903 / - Les simplistes; enfants d'\u00e9cole et adultes. Ebda. 129-168 / - Les distraits. 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