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{"created":"2022-01-31T16:31:58.735136+00:00","id":"lit32512","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 395","fulltext":[{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n395\nwerden, dafs es die \u201eeinfacheren\u201c, geistig weniger fein organisierten Naturen sind, die dem Typ angeh\u00f6ren. B. konnte seine Existenz nach-weisen sowohl bei Schulkindern, wie bei Erwachsenen. Stets waren die Simplisten dadurch charakterisiert, dafs ihre Schwelle hoch und scharf war \u2014 das Urteil \u201e2 Spitzen\u201c trat erst bei ziemlich grofsen Distanzen (etwa 1 */, cm), daun aber auch gleich mit grofser Bestimmtheit auf t-ferner, dafs der Vexierfehler (Urteil 2 bei 1 Spitze) fast nie gemacht wurde. B. schildert genau mit Abdruck der Protokolle die Aussagen einiger Pr\u00fcflinge, die psychologisch manches Bemerkenswerte bieten.\nNach einer k\u00fcrzeren Ausf\u00fchrung \u00fcber den Einflufs, den Aufmerksamkeitsablenkung auf die Tastpr\u00fcfung hat, geht B. zum Gegenbild der 8implisten, zum Typus der \u201eDeuter\u201c (interpr\u00e9tateurs) \u00fcber, wie er namentlich durch sehr intelligente, wissenschaftlich gebildete und experimentell ge\u00fcbte Personen vertreten w\u2019ird. Sie sind durch eine sehr tief (bei etwa V* cm) liegende und wenig scharfe Schwelle, sowie\u2019 durch das h\u00e4ufige Vorkommen der falschen Antwort 2 bei Ber\u00fchrung mit nur einer Spitze gekennzeichnet. M\u00f6glich wird dies dadurch, dafs diese Personen nicht wie die Simplisten \u201e2\u201c nur dort sagen, wo sie zwei getrennte Ber\u00fchrungen tats\u00e4chlich empfinden, sondern dafs sie ihre Empfindungen deuten, namentlich \u00fcberall dort, wo die Ber\u00fchrung zwar noch einheitlich erscheint, aber den Eindruck des Dicken, Stumpfen, in die L\u00e4nge Gezogenen macht, auf objektive Doppeltheit schliefsen. Es ist klar, dafs es sich hier in der Tat nicht um gr\u00f6fsere Tastsch\u00e4rfe, sondern um eine besonders gerichtete und stark ausgebildete intellektuelle Tendenz handelt. Innerhalb der \u201eDeuter\u201c unterscheidet B. dann noch eine ganze Reihe von Unterarten : die skeptischen, bewufsten, unbewufsten, phantastischen usw.\nSteigende \u00dcbung bewirkt stets ein Herabgehen der Schwelle, aber auch eine Vermehrung der falschen Doppelurteile \u2014 d. h. die Schwelle verliert \u00fcberhaupt ihren Sinn. Die \u00dcbung erh\u00f6ht nicht etwa die periphere Tastsch\u00e4rfe, sondern f\u00fchrt den \u00dcbergang des simplen Urteilshabitus in den deutenden herbei.\tW. Stern (Breslau).\nB. Bourdon. Sur la dlrtiictloa des lenaatlom dei deux yeux. Ann\u00e9e psychol.\n\u00bb, 41\u201456. 1903.\nBekanntlich ist man beim binokularen Sehen und beim Stereoskopieren im allgemeinen nicht f\u00e4hig, die Eindr\u00fccke beider Augen voneinander zu unterscheiden und anzugeben, welcher Eindruck nur dem rechten, welcher nur dem linken Auge zukommt. Indessen ist doch, wie schon fr\u00fcher Br\u00fccke und Bruckner dargetan und wie jetzt Bourdon wieder beweist, experimentell eine solche Unterscheidbarkeit zu konstatieren. Wird n\u00e4mlich beim binokularen Sehen der Eindruck f\u00fcr das eine Auge abgeblendet oder verdunkelt, bo entstehen nach B. zwei Ph\u00e4nomene : ein \u201eobjektives\u201c: neben dem fixierten Objekt taucht ein Schatten auf, und zwar rechts, wenn das rechte, links, wenn das linke Auge abgeblendet wird; ein \u201esubjektives\u201c : in dem Auge, dessen Eindruck abgeblendet oder abgeschw\u00e4cht wird, macht sich ein Gef\u00fchl der Schwere und der St\u00f6rung bemerkbar. W\u00e4hrend die deutschen Forseher dieses \u201eAbblendungsgef\u00fchl\u201c zentral erkl\u00e4ren wollten, f\u00fchrt B. es auf Muskelempfindungen des Auges zur\u00fcck.\nW. Stern (Breslau).","page":395}],"identifier":"lit32512","issued":"1904","language":"de","pages":"395","startpages":"395","title":"B. Bourdon: Sur la distinction des sensations des deux yeux. Ann\u00e9e psychol. 9, 41-56. 1903","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:58.735144+00:00"}