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{"created":"2022-01-31T16:29:22.259983+00:00","id":"lit32516","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Groethuysen, B.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 397-398","fulltext":[{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n397\nden bedeutungslosen Assoziationen u. a. die ataktischen Bewegungen, den mechanisch gewordenen bedeutungsvollen die Instinkte korrespondieren.\nRef. steht, ohne verkennen zu wollen, dafs die Arbeit mancherlei \u2022wertvolle Anregung bietet, solch einer summarischen Einteilung der Assoziationen nicht sympatisch gegen\u00fcber. Die Wissenschaft mufs sich seiner Meinung nach zun\u00e4chst die Aufgabe stellen, die Assoziationen unter den verschiedensten Bedingungen experimentell zu studieren. Sind die Tatsachen gen\u00fcgend gekl\u00e4rt, so m\u00fcssen sich, wie in der Zoologie und Botanik die sachgem\u00e2fsen Einteilungen ganz von selbst ergeben. \u00dcbrigens enth\u00e4lt die von Clapar\u00e8de zitierte Arbeit von Mayeb und Obth eine exakte Untersuchung einer eng begrenzten Klasse von Assoziationen und eine auf die Untersuchungsresultate gegr\u00fcndete Einteilung dieser Assoziationen, nicht aber, wie Clapar\u00e8de anzunehmen scheint, einen neuen Vorschlag zur Einteilung der Gesamtheit der Assoziationen. Dafs es nicht gleichg\u00fcltig ist, ob der Beobachter ein Bewufstsein der logischen Form der Assoziation hat oder nicht (Clapar\u00e8de, S. 340) ist wohl auch f\u00fcr Mayer und Orth nicht zweifelhaft gewesen. Wenn sie diesen Umstand in ihrer Einteilung nicht ber\u00fccksichtigt haben, so lag dies einfach daran, weil bei den fraglichen Assoziationen jeneB Bewufstsein laut Versuchsergebnis nie vorhanden war.\nK. Marse (W\u00fcrzburg).\nC. S. Sherrington. Experiments oi the Taine of Tascnlar and Yisceral Factors\nfor the BoneslS Of Emotion. Proceed, of the Royal Society 66, 390- 403.\n1900.\nNach den Anschauungen von James, Lange, Sbrgi und Ribot soll der Gef\u00fchlston, der mit bestimmten Sinneseindr\u00fccken und Vorstellungen verbunden ist, nicht diesen als solchen zukommen sondern erst sekund\u00e4r durch Organempfindungen bedingt sein, die durch jene Sinneseindr\u00fccke und Vorstellungen ausgel\u00f6st werden; in der Weise, dafs die letzteren die Herzt\u00e4tigkeit, Atmung, den Gef\u00e4fstonus usw. ver\u00e4ndern, welche \u00c4nderungen dann als Gef\u00fchle, wie Furcht, Zorn, Freude, Zuneigung, zum Bewufstsein kommen.\nDiese Hypothese, die im allgemeinen wenig Anklang gefunden hat, unterwirft Sh. einer experimentellen Pr\u00fcfung. Er durchtrennte bei jungen Hunden das obere Halsmark, so dafs aufser den von Kopfnerven stammenden Fasern alle Nerven der Brust-, Bauch- und Beckenorgane aufser Verbindung mit dem Gehirn gesetzt wurden. Derartig operierte Hunde, die monatelang am Leben gehalten wurden, zeigten die erw\u00e4hnten Affekte noch in derselben Weise, wie vor der Halsmarkdurchschneidung. Auch nach sp\u00e4ter hinzu-gef\u00fcgter Durchtrennung beider Nervi vagi in der H\u00f6he des Ringknorpels bleibt das psychische Verhalten der Tiere unver\u00e4ndert. Diese Ergebnisse sprechen alBO gegen die obengenannte Hypothese. P. Jensen (Breslau).\nRichard Hohenemseb. VeriUCh einer lttljie der Scb\u00e4m. Archiv f\u00fcr die getarnte\nFtychologie 2, (2 u. 3), 299\u2014332. 1904.\nScham ist ein Zustand, nicht ein Gef\u00fchl. Das Gef\u00dfhl als solches ist eine Abstraktion, es kommt in Wirklichkeit niemals f\u00fcr sich allein vor; die Scham dagegen ist eine bestimmte Spannung der ganzen Seele. Der","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nLltrraturOcrickt.\nZustand der Scham besteht nun in einer psychischen Gel\u00e4hmtheit, oder wie R. Hohknemskr sich in Anlehnung an Lipps ausdrQckt, in einer psychischen Stauung, die hervorgerufen wird durch den Widerspruch zwischen Wert eines einzelnen Bewu\u00dftseinsinhaltes und dem Wert der \u00fcbrigen Pers\u00f6nlichkeit. Dabei kann sowohl der Bewu\u00dftseinsinhalt wie die Pers\u00f6nlichkeit zu hoch oder zu niedrig bewertet werden, woraus sich vier Arten der Scham ergeben. Die Scham h\u00f6rt auf, wenn der isolierte Bewu\u00dftseins, inhalt infolge Aufhebung des Widerspruchs der beiden einander entgegengesetzten Werte in die empirische Pers\u00f6nlichkeit eingeordnet wird. Znm Schlu\u00df geht R. H. kurz auf den Wert der Scham ein; sie ist keine Tugend, besitzt aber symptomatischen Wert; ihr Auftreten ist ein gutes Zeichen.\nB. Grokthutsen (Berlin).\nA. Bin*t. l'\u00e9criture pend\u00bbt lei \u00e9titi d\u2019excitation artificielle prodaits par in travail de nntire graphique. Ann\u00e9e paychol. 9, 67\u201478. 1903.\nAus gelegentlichen fr\u00fcheren Beobachtungen glaubte B. entnehmen in k\u00f6nnen, da\u00df die Schrift der Menschen in Erregungszust\u00e4nden gr\u00f6\u00dfer sei als in Normalzust\u00e4nden. Er pr\u00fcft dies experimentell nach, indem er als Excitons eine auf das Schreiben selbst bez\u00fcgliche ungew\u00f6hnliche Aufgabe w\u00e4hlte. Die Versuchspersonen mu\u00dften n\u00e4mlich erst einen beliebigen Ssti in gew\u00f6hnlicher Schrift schreiben, sodann denselben Satz aber mit Vokalverschiebung (statt a e, statt e i usw.). ln der Tat waren die Buchstaben im zweiten Fall stets bedeutend gr\u00f6\u00dfer. Je erregbarer die Person war, um so betr\u00e4chtlicher war der Unterschied. B. h\u00e4lt es daher nicht f\u00fcr ausgeschlossen, da\u00df man die Methode differentiellpsychologisch zu einem Erregbarkeits-Test ausbilden k\u00f6nne.\tW. Stbrn (Breslaui.\nManfred Fuhrmann. Diagnostik ud Prognostik der Golstaskrukhsttm. Ein\nkurzes Lehrbuch. Mit 13 Kurven und 18 Schriftproben. Leipzig, 1903.\nJ. A. Barth. Geb. 6,75 M.\nVerf. verfolgt mit dem vorliegenden Kompendium nach seinen eigenen Angaben rein praktische Ziele. Er will den Anf\u00e4nger lehren, wie man in der Psychiatrie zu einer Diagnose gelaugt; daher hat er das Theoretische m\u00f6glichst beiseite gelassen, hat sich \u00fcberall m\u00f6glichster K\u00fcrze beflei\u00dfigt und vor allem die Differentialdiagnose eingehend ber\u00fccksichtigt.\nDie Arbeit zerf\u00e4llt in einen allgemeinen Teil und einen speziellen Teil; in diesem letzteren werden vor allem die h\u00e4ufiger vorkommenden Psychosen ausf\u00fchrlich behandelt, wie die Paralyse und die Dementia praecox ; da\u00df die Lehre von der letztgenannten Psychose noch keineswegs abgeschlossen ist, verhehlt sich Verf. keineswegs, der sich in seinen Darlegungen an Krapelin und Sommer anlehnt.\nDie Aufgabe ist dem Verf. durchaus gelungen. Seine Arbeit ist frisch und klar geschrieben, gut zu lesen und zeugt von didaktischem Geschick; und wenn er hier und da strittigen Fragen gegen\u00fcber einen vielleicht zu bestimmten Standpunkt einnimmt, so waren da gewi\u00df auch R\u00fccksichten auf den Lernenden ma\u00dfgebend.\nDas Buch kann zur Einf\u00fchrung nur empfohlen werden.\n____________ Ernst Schultze (Bonn).","page":398}],"identifier":"lit32516","issued":"1904","language":"de","pages":"397-398","startpages":"397","title":"Richard Hohenemser: Versuch einer Analyse der Scham. Archiv f\u00fcr die gesamte Psychologie 2, (2 u. 3), 299-323. 1904","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:22.259989+00:00"}